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Verfahren zur Herstellung einer Leimmasse zum Überziehen durchlässiger
Flächen. Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung einer Leimmasse
zum Überziehen durc'hl'ässiger Flächen, um. sie flüssigkeitsdicht und selbstschließend
zu machen., sowie zur Herstel.lüng von Behältern, Leitungsrohren, Gasmasken, Ballonstoffen
o. dgl. Das Verfahren kennzeichnet sich durch die Verwendung eines Stoffes, der
unter dem Namen »türkischer Vogelleiern« gehandelt wird und der ebenso wie einige
ähnliche Stoffe aus den Früchten der Cordiacäen,besonders von Cordia-Myxa und Cordia-Latifolia,
blereitet wird. Zu diesem Zweck muß der Vogelleim in einen Zustand gebracht werden,
in welchem er leicht auf durchlässige Flächen oder Körper .aufgetragen werden kann,
um diese flüssigkeitsdicht zu machen oder zu ähnlichen Zwecken: zu, behandeln, ohne
ihre Eigenschaften schädlich zu beeinflussen.
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Der rohe türkische Vogelleim, wie er in den Handel gebracht wird,
ist nämlich zu dick, um ohne weiteres auf Flächen nussgebreitet werden zu können,
und 'kann beispielsweise unmöglich mittels einer Bürste aufgetragen werden. Wenn
es gelingt, diesen 'Stoff leicht verteilbar zu machen, so kann man ihn als dünnen
Überzug auf Leinengewebe oder ähnliche Stoffe aufbringen, und er wirkt dann besonders
nützlich für manche Zwecke, besonders zur Herstellung von Benzinbehältern aus porigen
Stoffen, wie Leinengewebe oder aus von Benzin !angreifbaren Stoffen, wie Gummi.
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Demgewäßbesteht ein Merkmal der Erfin=d Jung darin, aus dem türkischen
Vogelleim einen Werkstoff von den oben bezeichneten Eigenschäften herzustellen,
indem der Leim bei ungefähr 8-3° C nach und nach mit Alkohol ,gemischt wird.
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Der Mischung mit Alkohol muß eine Zufügung einer Boraxl'ösung oder
auch von heißem Wasser vorausgehen, welche den Stoff so auflockert, daß er zum Zweck
der innigen Mischung mit Alkohol leicht gerührt werden 1cann.
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Die verschiedenen Stoffe müssen sehr gut miteinander gemischt werden,
und es hat sich ergeben, daß Borax oder heißes Wasser die Steifigkeit des türkischen
Vogelleims so weit verringert, daß er beispielsweise mit einem mechanischen Rührwerk
umgerührt werden kann, so daß man den Alkohol damit vermischen kann.
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Wenn das erhaltene Produkt abgekühlt ist, läßt es sich mit der Bürste
auftragen und trocknet zu einer klebrigen aber festen Konsistenz.
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,Um Idas Verfahren durchzuführen, kann man z. B. zu zwei Gewichtsteilen
auf 83' C erhitzten türkischen Vogelleims eine zweiprozentige
Lösung
von vorher auf die gleiche Temperatur erwärmtem Borax in einer Menge von 3 Gewichtsteilen
zugeben und das Ganze ausgiebig mischen. Man läßt dann die Mischung auf ungefähr
66° C, d'. h. gerade unter den. Kochpunkt des Alkohols, abkühlen, worauf man sehr
allmählich ungefähr 2,5 Gewichtsteile tAlkohol zugibt und während der ganzen Zeit
die Mischung ausgiebig rührt.
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Der Vogelleim muß zunächst erhitzt und dann die Boraxlösung bei etwa
der gleichen Temperatur nach und nach hinzugefügt werden. Sobald man den Alkohol
zugibt, muß die Mischung ausgiebig .gerührt oder in einen geschlossenen Behälter
geschüttelt werden. Wenn kein Borax zugefügt wird, kann für die vorläufige Verdünnung
heißes Wasser von nicht mehr als 88°, vorzugsweise von 83° C, zugefügt werden, aber
die Boraxlösung ergibt bessere Erzeugnisse.
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@Es können auch andere Stoffe zugeführt werden, um die Konsistenz
der Leimmasse nach den besonderen Anforderungen des Einzelhalls zu verändern, so
z. B. Infusorienerde oder Schellak oder beide, oder auch Dextrin. In einigen Fällen
kann -es wünschenswert sein, ein Konservierungsmittel der Leimmasse zuzuführen,
so beispielsweise eine geeignete Menge von Quec'ksilberperchlorid. Dieses wird am
besten in Wasser aufgelöst und so dem verdünnten Leim zugeführt. Die zugeführte
Menge von. Ouecksiliberperchlorid kann in weiten Grenzen nach den besonderen Umständen
verändert werden; beispielsweise kann man i Prozent des Gewichts dem Leim beimischen.
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Natürlich können die Mischungsverhältnisse der verschiedenen Bestandteile
in gewissen 'Grenzen verändert werden; die aufgezeigten Mengenverhältnisse stellen
hierbei Mittelwerte dar. Es hat sieh ergeben, daß die Temperatur des Vogel Feims.
oder irgendeiner zugefügten Lösung nicht über 88° steigen und nicht unter 66° fallen
darf.
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Es ist -wünschenswert, so wenig Borax wie möglich zu verwenden, gerade
hinreichend, um ein verhältnismäßig leichtes Rühren bei der Mischung mit Alkohol
zu erzielen.
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Die so bereitete Leimmasse kann für zahlreiche Zwecke verwendet werden,
so zum Überziehen von durchlässiger Fläche und Körpern, um sie undurchlässig und
selbstschließend zu machen; man kann aus ihnen Behälter, Leitungen, Gasmasken, Ballonstoffe
o. dgl. herstellen.
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Die Art der Verwendung der neuen Leimmasse ergibt sich aus folgenden
Beispielen: Ein Behälter, beispielsweise zur Benutzung j als Benzinbehälter, wird'
aus Leinengewebe oder Gummi hergestellt. Im allgemeinen pflegt Gewebe Benzin nicht
zu .halten, und Gummi wird von dem Benzin allmählich angegriffen und zerstört, wenn
man aber das Gewebe oder den Gummi mit der Leimmasse nach der Erfindung überzieht,
so wird hierdurch das Gewebe undurchdringlich für Benzin, und der Gummi -wird vor
der zerstörenden Wirkung,des Benzins bewahrt.
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Natürlich kann man auch Gummi und Gewebe .gemeinsam zum Aufbau eines
solchen Behälters verwenden, wobei der Behälter mit Gewebe ausgefüttert und die
Leimmasse auf dieses Futter aufgebracht -werden kann, um das Benzin zu verhindern,
das Gewebe zu durchdringen und 'den Gummi anzugreifen. Weiterhin können Gewebe oder
Gummi oder beide zusammen zur Herstellung biegsamer Leitungen für Benzin verwendet
werden, wobei der Leim auf die Innenseite der Wände aufgebracht wird; verwendet
man Gewebe allein, so kann ,es mit dem Leim getränkt oder bestrichen werden, oder
beides gleichzeitig.
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Auch andere Stoffe, die bisher infolge ihrer Porigkeit als hierfür
umbrauchbar angesehen werden können, nach dem neuen Verfahren für Behälter o. d,gl.
verwendungsfähig machen kann.
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Bei der Herstellung von Geweben für Ballons, 'Gasmasken o. dgl. soll
die Leimmasse in dünnerLage, etwa 1/1ß Zolldick, aufgebracht werden. Dies :ist leicht
möglich mit ,dier in der hier beschriebenen Weise vorbereiteten Leimmasse, während
es u iit'dem rohen Vogelleim nicht möglich wäre. Die Stoffbannen können aus zwei
Schichten von dünnem aufeinandergelegten Gewebe aufgebaut sein, wobei die eine Schicht
adsoxlbieren'de Eigenschaften besitzt. Eine der Schichten ist an der Außenseite
mit @Gumini o. dgl. gummiähnlichen Stoffen, wie den öligen Substituten des Gummis,
überzogen, während die Innenfläche eine Schicht der Leirämasse trägt. Die andere
Gewebelage besitzt einen Überzug von Gummi o. dgl. an ihrer inneren Fläche, welche
auf die Leimschicht der anderen Gewebelage zu liegen kommt, während die äußere Fläche
der zweiten Gewebelage unverändert bleibt; diese Fläche bildet dann die Innenfläche
der Ballonhaut.
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Die @"eranlassung zu dieser Anordnung ist darin zu sehen, daß der
türkische Vogelleim niemals vollkommen trocknet und deswegen mit irgendeiner .Schutzschicht
#bed#-ckt sein muß; außerdem übt er eine zu geringe klebende Wirkung auf die Teile
aus, als daß sie untrennbar vereinigt werden könnten. Wenn also die Leimmasse gleichmäßig
an beiden Schichten. anhaftet und diese getrennt werden, ist keine der ,Schichten
vollkommen mit der Leimmasse überdeckt, so daß Gas ausströmen könnte. Wenn man aber
die Leimmasse auf eine adsorbierende Fläche der
einen Schicht aufbringt,
während :die andere Schicht ihr eine nicht adsoAierende Fläche, wie beispielsweise
eine Gummifläche, bietet, so wird der Vogelleim, wenn die beiden Schichten getrennt
werden, stets -fest an der Sc'hic'ht seit adsorbierender Fläche anhaften, so daß
diese,Schicht immer gasdicht bleibt.
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-So kann statt des Gewebes anderes dünnes Material verwendet werden,
wie Papier, und an Stelle des inneren und äußeren Gummiüberzuges kann ein solcher
von Firnis oder einem anderen wasserdichten' .Stoff treten.
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Eine wesentliche Eigenschaft des Vogelleims besteht darin, daß er
seiner Umgebung Feuchtigkeit entzieht,- infolgedessen ist es manchmal schwierig,
ihn ständig auf einer großen Fläche festzuhalten, besonders wenn es sich um einen
nicht adsorbierenden Stoff, wie Gummi, handelt. Es kommt deshalb bei der Herstellung
eines solchen Stoffes manchmal vor, daß der Vogelleim nicht sehr gut .an einer Schicht
.haftet, ideren niehtadsorbierende Fläche in Berührung mit deml .Vogelleim steht.
Wenn aber nach der Aufbringung des Vogel-Leims auf die adsorbierende Fläche der
einen Lage eine Trocknung bei einer gemäßigten Hitze von etwa 83' C bewirkt
wird, ist es möglich; eine klebfähige Masse, wie Gummilösung, auf diese getrocknete
Schicht aufzubringen und mittels dieser klebenden Substanz die Wandere Stofflage
-zu befestigen. Es ergibt sich, daß der Vogelleim die adsorbi-erende Fläche,der
einen Stofflage durchdringt, wenn er sie bekleidet. Wenn er in der oben gezeigten
Weise getrocknet worden ist und die klebende ;Substanz aufgebracht ist, scheint
,es, daß diese letzte bis zu einem gewissen Grade mit Teilen des getrockneten Vogelleims
sich verbindet und dann an den kleinen Unregelmäßigkeiten der adsorbierenden Fläche
anhaftet.
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Es ergibt sich bei diesem Verfahren eine zusammenhängende Schicht
aus zwei Stofflagen, die eine Schicht von Vogelleim einschließen. Im Lauf der Zeit
adsorb.iert der Vogelheim Ibis zu einem .gewissen Grade die Feuchtigkeit von seiner
Umgebung und, macht so den Stoff undurchdringlich für Gase, wie Wasslerstoff, Helium
oder schädliche :Gase, welche gewöhnlichen Gummi durchdringen würden. Die Feuchtigkeit
wird wahrscheinlieh durch die Kanten des Stoffes hindurchadsorbiert; und wenn der
Stoff fertig ist, so ist es ratsam, ihn in nassem Zustand aufzubewahren, damit er
Feuchtigkeit adsorbiert. Er wird hierdurch biegsam und ist leicht zu benutzen:.
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Es ist nicht wesentlich, daß der hergestellte Stoff aus zwei Gewebelagen
o. d@gl. mit einer eingebetteten Schicht der Leimmasse besteht. Wenn. eine einzige
Schicht eines solchen Stoffes mit der Leimmasse überzogen und in oben gezeigter
Weise @i etrocknet wi-rid"so .kann man einen .anhaftenden wasserdichten Überzug
beliebiger Art mit gutem Erfolg aufbringen. So kann beispielsweise die getrockneteLeimschichrt
mit.Schellaekfirnisübenzogen werden, der nach Trocknung als wasserdichter Überzug
dient. Oder man kann eine Schicht von Gummilösung aufbringen und nach dem Trocknen
vulkanisieren oder ebenfalls mit ScheJ11ackfirnis überziehen. Auch! kann ein Aufstrich
von Gummilösung dazu verwendet werden, um eine zweite Gewebeschicht o. dgl. zu befestigen.
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Statt .Schellaokfinnis. adierGummilösung kann natürlich auch ein anderes
,Bin:demittel verwendet werden. Wesentlich ist nur, daß entwieder :die Bindemittelschicht
selbst adfer die von ihm festgehaltene aufgelegte Schicht im wesentlichen, wasserdicht
ist, weil sonst der Vogelleim der Umgebung zu viel Wasser entziehen würde, um in
einer brauchbaren Beschaffenheit zu verbleiben.