DE3603377C2 - Mittel zur Bekämpfung des Bekreuzten Traubenwicklers - Google Patents

Mittel zur Bekämpfung des Bekreuzten Traubenwicklers

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Description

Die Traubenwickler gehören im Weinbau weltweit zu den wichtigsten Schad­ insekten. Bei den in Europa und Vorderasien vorkommenden zwei Schmetter­ lingsarten handelt es sich um Eupoecilia (Clysia) ambiguella (Hb.) und Lobesia (Polychrosis) botrana (Schiff.).
Entsprechend ihrer klimatischen Ansprüche dominiert Eupoecilia in Wein­ baugebieten nördlich der Alpen, Lobesia in südlichen Regionen (südl. Schweiz, Italien, Spanien, Frankreich, Griechenland, Israel u. a.).
Lobesia tritt also in den klassischen Weinbauländern auf und kann be­ trächtliche Ertragseinbußen verursachen. Bisher werden Traubenwickler mit den üblichen Mitteln, d. h. durch Anwendung von Insektiziden unspezifisch bekämpft. Eine gezielte Bekämpfung unter Schonung von Nützlingen (z. B. Schlupfwespenarten) ist dringend notwendig.
Es ist an sich bekannt, daß bei Schmetterlingen von paarungsbereiten weiblichen Tieren Sexuallockstoffe (= Pheromone) erzeugt und in die Umgebung ausgeschieden werden; männliche Schmetterlinge derselben Art können dann mit Hilfe dieses Riechstoffes die Weibchen auffinden.
Grundsätzlich gibt es drei verschiedene Möglichkeiten, Sexuallockstoffe im Pflanzenschutz anzuwenden:
  • - sog. Phermononfallen, bestückt mit synthetischen Sexuallockstoff­ ködern, werden in potentiellen Befallsgebieten ausgehängt. Der Fal­ lenfang von männlichen Faltern erbringt den Nachweis zum Auftreten dieses Schädlings. Es handelt sich um ein wichtiges Hilfsmittel im integrierten Pflanzenschutz zur Bestimmung des günstigen Termines für eine Bekämpfung mit konventionellen Methoden (Monitortechnik).
  • - durch Kombination eines Lockstoffes mit insektiziden Wirkstoffen. Es besteht die Möglichkeit, dem Köder/der Falle, Insektizide zuzusetzen oder aber nur in unmittelbarer Umgebung der Falle zu behandeln. Damit kann der größte Teil der aus weiter Entfernung angelockten männlichen Falterbevölkerung abgetötet werden (Abfangtechnik). Die Biotopbela­ stung ist auf ein vertretbares Maß reduziert.
  • - durch das Verfahren der Luftraumsättigung mit Sexuallockstoffen oder ähnlich wirkenden Substanzen. Die männlichen Schmetterlinge werden am Auffinden der Weibchen gestört und somit die Paarung der Tiere ver­ hindert. In diesem Fall wird im gesamten Bereich der zu schützenden Pflanzenkultur eine größere Menge des Lockstoffes gleichmäßig im Luftraum verteilt, so daß die Männchen überall die Gegenwart des Duftstoffes empfinden können und ihr normales Orientierungsverhalten gestört ist.
Selbst bei dieser letztgenannten Verfahrensweise der Anwendung von Sexuallockstoffen werden nur verhältnismäßig kleine Mengen der Wirkstof­ fe, welche oft nur Bruchteile der üblichen Dosen der klassischen Insek­ tizidwirkstoffe entsprechen, benötigt. (Birch (de.): Pheromones North Holland Publ. Co. (1974). Es handelt sich dabei um eine äußerst selektive, untoxische Bekämpfungsmethode unter größtmöglicher Schonung der Nicht- Zielorganismen, insbesondere der Nützlinge. Allerdings sind die natür­ lichen Sexuallockstoffe, die von den entsprechenden Organen der weib­ lichen Tiere erzeugt werden, oft synthetisch schwer zugänglich.
Bei einer Methode zur Prognose des Auftretens von Lobesia wird der Lobesia-Sexuallockstoff E7,Z9-Dodecadienyl-1-acetat, als Köder in Fallen ausgebracht, im Weinbau angewendet, wie in der DE-PS 24 40 759 beschrie­ ben ist. Dagegen ist eine gezielte Bekämpfungsmethode bisher noch nicht möglich:
Labor- und Kleinversuche zur Beeinflussung von Lobesia botrana-Männchen mit der Konfusionstechnik bei Einsatz des originalen Sexuallockstoffes, E7,Z9-Dodecadienyl-1-acetat und mit ähnlichen Stoffen, nämlich Z9-Dode­ cenyl-1-acetat. E7-Dodecenyl-1-acetat sowie E7,E9-Dodecadienyl-1-acetat wurde mit wechselhaftem Erfolg durchgeführt (ROEHRICH et al., Ann. Zool. Ecol. quim. 1979, S. 659 ff. und die dort angegebenen Fundstellen, GUREVITZ und GOTHILF, Phytoparasitica 10 S. 140 (1982).
Es wurde nun gefunden, daß Zubereitungen, die Z9-Dodecenyl- 1-acetat (I) als auch E7-Dodecenyl-1-acetat (II) enthalten, ein wirksames Mittel zur Populationsminimierung von Lobesia botrana aufgrund einer direkten Verhaltensbeeinflussung der männlichen Falter darstellen.
Unmittelbarer Gegenstand der Erfindung sind somit Mittel zur Verwirrung der männlichen Tiere der Art Lobesia botrana, die gekennzeichnet sind durch einen Gehalt an Verbindung I und Verbindung II in einem Mischungs­ verhältnis von 1 : 100 bis 100 : 1, vorzugsweise 1 : 10 bis 10 : 1.
Die Verbindung (I) ist bekanntlich Hauptpheromonkomponente des Einbindi­ gen Traubenwickler Eupoecilia ambiguella (ARN et al. 1976, Z. Naturfor­ schung 31c) und auch als Sekundärkomponente bei Lobesia botrana nachge­ wiesen (Guerin et al. 1983, Proceedings ACS Symposium, Washington).
Die Verbindung II ist zwar bei einigen anderen Schmetterlingsarten als Duftstoff bekannt (KLASSEN, RIDGEWAY, INSCOE 1983, Chemical Attractants in integrated pest management programs) kommt jedoch im Duftstoffbukett von Lobesia botrana nicht vor.
Verbindung II kann durch Reduktion von Dodecin-7-ol-1 mit Natrium in Ammoniak und Veresterung erhalten werden; Z9-Dodecenylacetat (I) ist über eine Wittig-Reaktion oder ebenfalls aus Folgeprodukten der Acetylen­ chemie zugänglich (vgl. C. Henrick, Tetrah. 33, 1845 (1977); Synthesis 1972, 567).
Zur erfindungsgemäßen Formulierung des Wirkstoffs kommen sowohl flüssige wie auch feste Präparationen in Frage. Als Lösungsmittel kommen hoch­ siedende, aromatische, aliphatische oder cycloaliphatische Verbindungen in Betracht. Neben Kohlenwasserstoffen eignen sich Ester, Ether oder Ketone besonders gut. Typische Vertreter dieser Klassen sind z. B.: Xylol, Methylnaphthaline. Paraffinöle, Cyclohexanon, Ethylglykolacetat, Isopho­ ron und Dibutylphthalat. Diese Lösungsmittel können allein oder in Mischungen mit anderen Komponenten Verwendung finden. Die den Verbindun­ gen I bzw. II entsprechenden gesättigten C12-Ester und deren Homologe sind besonders geeignete Formulierungshilfsmittel und können als Syner­ gisten angesehen werden, da sie die Wirkung von I und II verstärken.
Weiterhin können Lösungen in pflanzlichen, tierischen oder synthetischen Ölen oder Fetten und anderen verdunstungshemmenden Lösungsmitteln mit niedrigem Dampfdruck (wie z. B. Dioctylphthalat) zum Zwecke der Wirkungs­ verlängerung hergestellt werden.
Des weiteren ist es möglich, den Wirkstoff in oder an natürliche oder synthetische feste Träger wie Gummi, Kork, Zellulose, Kunststoffe, ge­ mahlene Kohle, Holzmehl, Silikate, Bimskies, gebrannten Ton oder ähnliche feste Trägerstoffe zu binden oder in speziellen Kapselformulierungen oder Kunststoffbehältern einzusetzen, um so eine gleichmäßige Abgabe an die Luft über längere Zeiträume hinweg zu erreichen. Außerdem kann der Wirk­ stoff aus geeigneten Behältern (Kapillaren oder anderen Gefäßen) durch enge Öffnungen zur Verdunstung gebracht werden, wodurch über längere Zeiträume hinweg besonders gleichmäßige Duftkonzentrationen erzielt wer­ den, sowie aus mehrschichtigen Kunststoffplättchen, sogenannten Flakes.
Der Gehalt dieser Zubereitungen an Wirkstoff kann innerhalb weiter Gren­ zen schwanken. Generell kann das Verhältnis Wirkstoff : Zusatzstoff z. B. im Bereich von z. B. 10 : 1 bis 1 : 103 liegen. In Kapselformulierungen oder anderen geeigneten Behältern kann z. B. der Wirkstoff in reiner, unver­ dünnter Form angewendet werden und sein Gewichtsanteil, bezogen auf die Gesamtformulierung, sehr hoch sein und bis zu 90% betragen. Im allge­ meinen genügen jedoch sehr geringe Wirkstoffkonzentrationen in den Zube­ reitungen, um die gewünschte Wirkung auf Lobesia-Männchen auszuüben. Be­ vorzugt ist ein. Mengenverhältnis Wirkstoff Zusatzstoff von 1 : 3 bis 1 : 102.
Man kann den Wirkstoff auch in vergleichsweise hohen Konzentrationen ausbringen, um die Männchen durch Desorientierung und Konfusion an der Paarung zu hindern. Für diese Methode eignen sich am besten Formulierun­ gen mit schwerflüchtigen Zusatzstoffen, die den Wirkstoff protrahiert abgeben, wie Gummi, Zellstoff, Wachse, Polymerisate oder verdunstungs­ hemmende, schwerflüchtige Öle oder Paraffine, sowie Formulierungen in Kapseln oder anderen Behältern (Kapillaren), die den Lockstoff entweder durch ihre Wandung oder durch enge Öffnungen abgeben. Die Wirkstoffkon­ zentration liegt hier im allgemeinen im Bereich von 10 : 1 bis 1 : 103.
In den nachfolgenden Beispielen werden Abkürzungen folgender Bedeutung gebraucht:
E7-C12-Ac = E7-Dodecenyl-1-acetat
Z9-C12-Ac = Z9-Dodecenyl-1-acetat
Z9-C12-OH = Z9-Dodecen-1-ol
Z7-C12-Ac = Z7-Dodecenyl-1-acetat
Z7-C12-OH = Z7-Dodecen-1-ol
E7,Z9-C12-Ac = E7,Z9-Dodecadienyl-1-acetat
C12-Ac = Dodecylacetat
C14-Ac = Tetradecylacetat
C18-Ac = Octadecylacetat.
Die wesentlichen Bestandteile der erfindungsgemäßen Zubereitungen können z. B. wie folgt erhalten werden; Z-9-Dodecenolacetat kann man z. B. aus B-Bromooctanol-1 über Dodecin-9-ol-1 und Z-9-Dodecenol-1 erhalten:
146 g (1,0 mol) Octandiol-1,8 l und 158 g (1,5 mol) 47%ige HBr werden in 1 l Toluol 8 Stunden unter Rückfluß gerührt. Die organische Phase wäscht man mit Na2CO3-Lösung und Wasser und erhält nach Abrotieren des Lösungs­ mittels 82,8% Bromooctanol.
92 g (4,0 mol) LiNH2 und 81 g (1,5 mol) Butin in 1 l Ammoniak werden eine Stunde bei -33°C gerührt. Dazu tropft man bei dieser Temperatur 0,5 l THF, 0,5 l Hexan und 302 g (1,44 mol) 8-Bromooctanol-1 und rührt 4 Stun­ den bei -33°C. Man läßt den Ammoniak über Nacht abdampfen, neutralisiert mit 2N-HCl und arbeitet in der üblichen Weise auf. Man erhält nach Destillation und Umkristallisation 202 g (77%) reines Dodecin-9-ol-1.
176 g (0,97 mol) Dodecin-9-ol-1, 6 g N-Methylmorpholin und 2 g Kat. Nr. 7307 (0,7% Pd, 3,2% Zn) werden in 1 l Methanol bei 5-10°C bis zum Ende der Wasserstoffaufnahme hydriert. Man erhält nach Aufarbei­ tung Z-9-Dodecenol-1 (96,4% cis, 2,8% trans).
Z-9-Dodecenylacetat
112 g (1.10 mol) Essigsäureanhydrid werden zu 200 g (1,08 mol) Dodecen- 9-ol-1 und 10 Tropfen Schwefelsäure getropft und dann 2 Stunden bei 90°C gerührt. Dann wird auf Eis gegossen und in der üblichen Weise aufgear­ beitet.
Sdp. 103°C/0,3 bar, Ausbeute 94%.
Zur Synthese von E-7-Dodecenylacetat geht man z. B. aus von 6-Bromohexanol-1:
118 g (1,0 mol) Hexandiol-1,7 und 258 g (1,5 mol) 47%ige HBr werden in 1 l Toluol 8 Stunden unter Rückfluß gerührt. Die organische Phase wäscht man mit Na2CO3-Lösung und Wasser und erhält nach Abrotieren des Lösungs­ mittels 78,2% Bromohexanol.
92 g (4,0 mol) LiNH2 und 123 g (1,5 mol) Hexin in 1 l Ammoniak werden eine Stunde bei -33°C gerührt. Dazu tropft man bei dieser Temperatur 0,5 l THF, 0,5 l Hexan und 262 g (1,44 mol) 6-Bromohexanol-1 und rührt 4 Stunden bei -33°C. Man läßt den Ammoniak über Nacht abdampfen, neutra­ lisiert mit 2N-HCl und arbeitet in der üblichen Weise auf. Man erhält nach Destillation und Umkristallisation 223 g (85%) reines Dodecin-7- ol-1.
58 (2,5 mol) Natrium werden in 2 l Ammoniak bei -33°C vorgelegt. Dazu tropft man 90 g (0,5 mol) Dodecin-7-ol-1, rührt 6 Stunden bei -33°C nach, verdünnt mit 1 l THF, rührt nochmals 8 Stunden bei -33°C nach und dampft dann den Ammoniak ab. Nach Aufarbeitung und Destillation erhält man 78 g (85%) E-7-Dodecenol-1.
E-7-Dodecenylacetat
56 g (0,55 mol) Essigsäureanhydrid werden zu 100 g (0,54 mol) Dodecen- 7-ol-1 und 10 Tropfen Schwefelsäure getropft und dann 2 Stunden bei 90°C gerührt. Dann wird auf Eis gegossen und in der üblichen Weise aufgear­ beitet.
Sdp. 95°C/0,2 bar, Ausbeute 92%.
Beispiel 1
Der Versuch wurde am Standort Mußbach/Weinstraße 1985 durchgeführt. Z9-12 Ac und E7-12 Ac wurden in herkömmlichen Flakes formuliert und von Hand in einer Dichte von 150 Quellen/ha ausgebracht. Die Konzentration betrug 275 g/ha Z9-12 Ac plus 125 g/ha E7-12 Ac auf einer Gesamtfläche von ca. 1 ha.
Bonitur der Wirkung über Fallenfang mit synthetischen Ködern* und Weibchenfallen**
Beispiel 2 Modellversuche zur Verwirrung von Lobesia im Windtunnel
Die Versuche wurden in Anlehnung an die bei ARN et al (Journ. Chem. Ecology 10, 1984) beschriebene Methodik durchgeführt.

Claims (1)

  1. Mittel zur Bekämpfung des bekreuzten Traubenwickler Lobesia botrana, enthaltend Z9 - Dodecenylacetat und E7 - Dodecenylacetat im Gewichtsverhältnis von 1 : 100 bis 100 : 1.
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