DE3421860A1 - Verfahren zum ueberziehen von arzneiformen - Google Patents
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Description
Verfahren zum Überziehen von Arzneiformen
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Überziehen von
festen Arzneiformen durch Aufbringen eines Films aus einem flüssigen, filmbildenden Überzugsmittel, dessen flüssiger
Bestandteil überwiegend aus Wasser besteht, auf die Arzneiform und Trocknen des Films. Unter Arzneiformen sind hier
nicht nur Tabletten, Kapseln und Dragees, sondern insbesondere auch Pellets, Globuli, Granula, Kristalle und ähnliche
kompakte oder agglomerierte Arzneistoffpartikel zu verstehen.
5 Wäßrige überzugsmittel für feste Arzneiformen sind seit
langer Zeit allgemein gebräuchlich. Als klassisches Verfahren dieser Gattung ist das Dragieren mit Zuckerlösungen zu
nennen, das heute durch Filmdragierverfahren weitgehend abgelöst ist. Bei diesen Verfahren werden neben organischen
Überzugsmittellösungen auch wäßrige Überzugsmittel mit wasserlöslichen. Cellulosederivaten, Polyäthylenglykolen,
Polyvinylalkohol oder Polyvinylpyrrolidon als Bindemittel oder Hilfsbindemittel eingesetzt.
Wäßrige Überzugsmittel haben die Vorteile, daß sie nicht brennbar und ihre Dämpfe nicht explosiv sind und die Verdunstung des Wassers aus dem Überzug keine Itaweltbelastung hervorruft. Die wasserlöslichen Bindemittel, die in den bekannten wäßrigen Überzugsmitteln enthalten sind, sind jedoch nicht voll befriedigend. Soweit sie sich von Cellulose ableiten, sind sie bei hoher Luftfeuchtigkeit und Wärme,
Wäßrige Überzugsmittel haben die Vorteile, daß sie nicht brennbar und ihre Dämpfe nicht explosiv sind und die Verdunstung des Wassers aus dem Überzug keine Itaweltbelastung hervorruft. Die wasserlöslichen Bindemittel, die in den bekannten wäßrigen Überzugsmitteln enthalten sind, sind jedoch nicht voll befriedigend. Soweit sie sich von Cellulose ableiten, sind sie bei hoher Luftfeuchtigkeit und Wärme,
etwa in den Tropen, dem Angriff von Mikroorganismen ausgesetzt. Die wäßrigen Überzugslösungen sind oft schlecht pigmentierbar
und erfordern ein hohes Bindemittel/Pigment-Verhältnis. Beim Trocknen von Überzugsfilmen auf festen Arzneiformen ergeben
sie Überzüge von ungenügendem Glanz, unbefriedigender Abriebfestigkeit und Lagerfähigkeit. Zum Teil sind sie
hygroskopisch und neigen bei "hoher Luftfeuchtigkeit zum Verkleben.
Ein bewährtes überzugsmittel auf nicht-wäßriger Basis sind
alkoholische Lösungen von Acryl- bzw. Methacry!polymeren,
die Seitengruppen mit tertiären Aminogruppen tragen. (DE-PS 1 090 381). Diese überzugsmittel ergeben auf festen Arzneiformen
glatte, glänzende überzüge, die nicht hygroskopisch und nicht anfällig gegen Mikroorganismen sind. Im sauren
Milieu des Magensaftes werden die tert. Aminogruppen des Polymerisats in die Salzform übergeführt. In dieser Form ist
das Polymerisat leicht wasserlöslich, so daß sich der überzug im Magen in wenigen Minuten auflöst. Der einzige
Nachteil dieses sehr bewährten Überzugsmittels ist sein Gehalt an brennbaren Lösungsmitteln, die aus Gründen der
Sicherheit und der Luftreinhaltung aus der Abluft der Beschichtungsanlage zurückgewonnen werden müssen.
Aufgabe und Lösung
Es wurde nach einem in Wasser löslichen Bindemittel zur Bereitung wäßriger Überzugsmittel gesucht, das den bekannten
Bindemitterüberlegen ist. Die wäßrige Lösung soll hoch
pigtnentierbar sein und bei hoher Pigmentierung einen guten
COPY *
ϊ 1 KOr-
Glanz ergeben. Die Überzüge auf festen Arzneiformen sollen
abriebfest, wenig spröde, wenig hygroskopisch und mikrobiologisch nicht angreifbar sein. Sie sollen frei von einem
unangenehmen Geschmack und Geruch sein und- dürfen natürlich nicht toxisch sein.
Es wurde gefunden, daß wasserlösliche Polymerisate, die überwiegend aus Acryl- und/oder Methacrylmonomeren aufgebaut
sind und Seitengruppen mit einer tertiären Ammoniumsalzgruppe, deren Stickstoffatom kovalent an die Seitengruppe
gebunden ist, enthalten, den bekannten wasserlöslichen Bindemitteln in den vorerwähnten Eigenschaften überlegen
sind. Sie werden daher erfindungsgemäß in gelöster Form in flüssigen, filmbildenden Überzugsmitteln, deren flüssiger
Bestandteil überwiegend aus Wasser besteht, zum überziehen
von festen Arzneiformen eingesetzt.
Als Überzugsmittel wird hier das zum überziehen von festen
Arzneiformen zu verwendende flüssige, filmbildende Mittel bezeichnet, aus dem beim Trocknen des Films ein fester
Überzug auf einer Arzneiform entsteht. Das Überzugsmittel besteht im einfachsten Falle nur aus
einem flüssigen Bestandteil und einem darin gelösten Bindemittel, enthält aber meistens weiterhin Pigmente, Füllstoffe
und gegebenenfalls Weichmacher und andere Hilfsstoffe, wie Geschmackszusätze, Wirkstoffe, Glanz- und Gleitmittel.
Eine besondere Klasse dieser Überzugsmittel enthält neben dem in dem flüssigen Bestandteil gelösten Bindemittel noch
ein darin unlösliches, dispergiertes, filmbildendes Bindemittel.
Der flüssige Bestandteil besteht überwiegend, in der Regel zu mehr als 80 %, vorzugsweise zu 90 bis 100 % aus Wasser.
Daneben können wassermischbare flüssige Zusätze mitverwendet werden, die als Lösungsvermittler, Weichmacher oder Filmbildungshilfsmittel
wirksam sein können, die unter den üblichen Trocknungsbedingungen schwer-oder nichtflüchtig sind, wie
Ä'thylenglykol, Äthylenglykol-raonomethylather, Propylenglykol,
Diäthylenglykol, Polyäthylenglykol, Glycerin, Glycerintriester
oder Zitronensäureester. In der Regel enthalten Überzugsmittel
für Arzneiformen erhebliche Mengen an Pigmenten und/oder Füllstoffen. Das erfindungsgemäß eingesetzte
Bindemittel zeichnet sich durch eine gute Pigmentbindefähigkeit aus. Auf 1 Gew.-Teil des Bindemittels können bis zu
3 Gew.-Teile Pigment verarbeitet werden; üblicherweise werden 1 bis 2 Gew.-Teile Pigment verwendet. Es werden die
in Überzugsmitteln für Arzneiformen allgemein gebräuchlichen Pigmente und Füllstoffe eingesetzt.
Das überzugsmittel muß filmbildend sein, d.h. es muß, wenn
es auf die Oberfläche einer Arzneiform aufgetragen wird, dort einen geschlossenen Film von 5 bis 50 μη Dicke bilden
können, der beim Trocknen in einen geschlossenen, gleichmäßigen überzug übergeht. Die Viskosität des Überzugsmittels
liegt bei Raumtemperatur im Bereich von 20 bis 50 m Pa s (gemessen durch Rotationsviskosimeter).
Typische Überzugsmittel gemäß der Erfindung enthalten
60 bis 90 Gew.-% des flüssigen Bestandteils, 5 bis 15 Gew.-% des darin löslichen Bindemittels sowie gegebenenfalls
-ρ -
bis zu 30 Gew.-% eines ungelösten, dispergierten,
filmbildenden Bindemittels und bis zu 25 Gew.-% an Pigmenten und Füllstoffen.
Das gelöste Bindemittel
ist ein überwiegend aus Acryl- und/oder Methacry!monomeren
aufgebautes Polymerisat. Diese Monomeren enthalten eine Gruppe CH2=CH-CO- bzw. CHp=C(CH-.)-C0- und bilden wenigstens 50,
vorzugsweise 80 bis 100 Gew.-% des Polymerisats. Als Comonomere, die nicht der Gruppe der Acryl- und Methacry !monomeren
zugehören, sind Vinylester, wie Vinylacetat, -propionat oder -butyrat, Vinylpyrrolidon, Malein- und Fumar- und Itakonsäure,
deren Halb- und Vollester, Styrol, Vinyltoluol und Vinylather
zu nennen.
Charakteristisch für das Polymerisat sind Seitengruppen mit einer tertiären Ammoniumsalzgruppe, die formal durch Salzbildung
einer tertiären Aminogruppe mit einem Säureäquivalent entstanden sind. Das Amino-Stickstoffatom ist mit der
Seitengruppe kovalent verbunden und auf diese Weise Bestandteil des Polymermoleküls selbst. Der tertiäre Stickstoff ist
mit einer Valenz an eine vorzugsweise aliphatische Zwischengruppe gebunden, die mit der Hauptkette des Polymermoleküls
verknüpft ist. Die beiden anderen Valenzen tragen aliphatische Reste, vorzugsweise niedere Alkylreste mit 1 bis 4
5 C-Atomen.
Vorzugsweise gehören die tertiären Aminogruppen zu Monomereinheiten
des Polymerisats, die (formal) aus Acryl- oder
Methacry !monomeren der Struktur
30
30
R
CHp = C - CO -A - B - N+HR1R2, X"
CHp = C - CO -A - B - N+HR1R2, X"
.5.
worin R ein Wasserstoffatom oder eine Methylgruppe A eine Sauerstoffatom- oder eine -NH-Gruppe,
B ein aliphatischer oder araliphatischer Kohlenwasserstoffrest mit 2 bis 8 C-Atomen
1 2
R und R gleiche oder verschiedene Alkylreste mit
R und R gleiche oder verschiedene Alkylreste mit
bis 6 C-Atomen oder Cycloalkylreste oder zusammengenommen eine gegebenenfalls durch ein Sauerstoffatom
oder eine NH-Gruppe unterbrochene Alkylenkette und X" ein einwertiges Säureanion oder ein Äquivalent
eines mehrwertigen Säureanions
hervorgegangen sind. Ester (mit A = Sauerstoff) sind bevorzugt. B ist vorzugsweise eine gegebenenfalls verzweigte
Alkylengruppe mit wenigstens drei in gerader Kette zwischen dem Ammoniunstickstoffatom und der Gruppe A angeordneten
Kohlenstoffatomen. Beispiele für Monomere, die durch Salzbildung
in Monomere obiger Struktur übergehen, sind Dime thylaminoäthylacrylat und -methacrylat, 2-Dimethylaminopropyl-acrylat
und -methacrylat, Piperidinoäthyl-acrylat und -methacrylat, Morpholinoäthyl-acrylat und -methacrylat,
Dimethylamino-benzylacrylat und -methacrylat, 3-Dimethylamino-2,2-dimethyl-propyl-acrylat
und '-methacrylat, 3-Diäthylamino-2,2-dimethylpropyl-acrylat
und -methacrylat, N-Dimethylaminopropy!-acrylamid und -methacrylamid, N-[*3-(Dimethylamino)-2,2-dimethylpropyl]-acrylamid
und -methacrylamid und N-(3-Morpholinopropyl)-acrylamid und nnethacrylamid.
Mit anorganischen oder organischen Säuren gehen die genannten Monomeren, die eine tertiäre Aminogruppe enthalten, in die
40 -
entsprechenden tertiären Ammoniumsalze über. Geeignet sind Mineralsäuren, wie Salzsäure, Schwefelsäure oder Phosphorsäure
sowie saure Salze mehrbasischer Säuren, wie Natriumhydrogensulfat oder NatTiumdihydrogenphosphat. Beispiele
geeigneter organischer Säuren sind Essigsäure und Citronensäure. Die Säuren müssen physiologisch verträglich sein, da
mit ihrer Freisetzung im sauren Milieu des Magens gerechnet werden muß. Die Menge der Säure muß nicht stöchiometrisch
der Menge der tertiären Aminogruppen entsprechen; ein Teil dieser Gruppen kann in der Basenform liegen. Auch kann ein
Überschuß an Säure eingesetzt werden. Auf diese Weise kann ein pH-Wert eingestellt werden, bei dem die Hilfsstoffe wie
Pigmente, Weichmacher u.a. eine optimale Stabilität aufweisen und auch die bestmögliche Verträglichkeit des überzugs-5
mittels in dem Arzneimittel zu erwarten ist.
Der Gehalt an tertiären Ammoniumsalzgruppen in dem Polymerisat muß ausreichend sein, um es in dem flüssigen Bestandteil
des Überzugsmittels löslich zu machen, jedoch wird seine Löslichkeit nicht von diesen Gruppen allein bestimmt.
Enthält das Polymerisat beträchtliche Anteile von stark hydrophilen Monomereinheiten, z.B. Hydroxyalkylestern der
Acryl- oder Methacrylsäure, so tragen diese selbst zur Löslichkeit in Wasser oder wäßrigen Lösungsmittelgemischen
bei. Je größer der Anteil organischer Lösungsmittel an dem flüssigen Bestandteil ist, um so geringer kann der Gehalt an
tertiären Anmoniumgruppen und anderen hydrophilen Einheiten
sein, um Löslichkeit zu erreichen. Wasserlöslichkeit wird, vor allem wenn keine Carbonamid- oder Hydroxylgruppen
vorhanden sind, bei einem Gehalt von wenigstens 10 Mol%,
vorzugsweise 15 bis 60 Mol% an Monomereinheiten mit tertiären
Ammoniumsalzgruppen, wie den oben formelmäßig dargestellten Acryl- und/oder Methacrylmonomeren, erreicht. Wenn
mehr als 20 Mol% an Monomereinheiten mit einem tertiären Amino- bzw. Ammonium-Stickstoffatom in der Seitenkette
vorhanden sind, so genügt es, wenn ein Teil davon, beispielsweise mehr als *f0 Mol7°, in der Ammoniumsalzform
vorliegt.
Weitere Acryl- oder Methacrylmonanere, die in der Regel am Aufbau des Polymerisats beteiligt sind, sind die Alkylester
der Acryl- und/oder Methacrylsäure, insbesondere die niederen Alkylester mit 1 bis 4 C-Atomen im Alkylrest, sowie Acryl-
und Methacrylamid und die bereits erwähnten Hydroxyalkylester, die in der Regel 2 bis 4 C-Atome im Hydroxyalkylrest
enthalten. Die Alkylester sind bevorzugt. Unter diesen sind wiederum Methyl-, Äthyl- und n-Butylacrylat besonders
bevorzugt.
Die Hydrophilie des Bindemittels soll möglichst nicht höher sein als es für die Löslichkeit in dem flüssigen Bestandteil
erforderlich ist. Werden dem Polymerisat bei seiner Herstellung mehr hydrophile Anteile als zur Löslichkeit erforderlich
einverleibt, so kann der damit erzeugte Überzug hygroskopisch sein und bei hoher Luftfeuchtigkeit klebrig werden. Es
gehört zu den Vorzügen der Erfindung, daß eine solche Hygroskopizität bei einer für die Löslichkeit gerade ausreichenden
Hydrophilie noch nicht erreicht wird.
Neben der Hydrophilie ist die Härte des Bindemittels von Bedeutung. Damit der Überzug die erwünschte Elastizität und
Abriebfestigkeit erreicht, darf das Bindemittel nicht zu hart sein. Erwünscht ist eine Zugfestigkeit 6X,
> 10 -N/mm2 und eine Reißdehnung £ „
> 250 % (gemessen nach DIN 53 455). Die
Monomereinheiten mit tertiären Amino-Seitengruppen ergeben, wenn sie allein das Polymerisat aufbauen, meist verhältnismäßig
harte Bindemittel. Durch einen ausreichenden Anteil weicher Comonomerer, vor allem niederer Ester der Acrylsäure,
läßt sich eine geringere Härte einstellen. Zu dem gleichen Zweck kann das Bindemittel äußere Weichmacher enthalten.
Das Polymerisat kann durch radikalische Polymerisation
seiner Monomerbestandteile in wäßriger oder wäßrig-alkoholischer Lösung erzeugt werden. Es wird jedoch bevorzugt,
zunächst ein nicht neutralisiertes Polymerisat herzustellen, indem man anstelle der Monomeren mit einer tertiären Ammoniumsalzgruppe
das zugrundeliegende Monomere in der Basenform einsetzt. Für die radikalische Polymerisation dieser Monomerengemische
stehen verschiedene, seit langem bekannte Polymerisationsverfahren zur Verfügung, z.B. die Polymerisation
in organischen Lösungsmitteln, die Polymerisation in Substanz und, da die Polymerisate in der Basenform weniger
wasserlöslich sind, in günstigen Fällen auch die Emulsionspolymerisation in wäßriger Phase. Die organischen Polymerisatlösungen
und wäßrigen Polymerisatdispersionen lassen sich z.B. durch Sprühtrocknung in Pulverprodukte überführen. Die
Substanzpolymerisate werden im Extruder aufgeschmolzen und
zu einem feinen Granulat extrudiert.
Das Molekulargewicht des Polymerisats beeinflußt die Viskosität des Überzugsmittels in Abhängigkeit von seiner Konzentration,
bezogen auf den flüssigen Bestandteil. Es liegt vorzugsweise im Bereich zwischen 50.000 und 250.000. Die Viskosität der
Lösung des Polymerisats in dem flüssigen Bestandteil soll in Abwesenheit von Pigmenten und Füllstoffen - nicht mehr
als 100 m Pa s, vorzugsweise etwa 20 bis 50 m Pa s betragen, wobei der Polymerisatgehalt mindestens 5 Gew.-% dieser
Lösung ausmacht.
Die Herstellung des Überzugsmittels
Die Elastizität und Härte des Arzneimittel-Überzugs hängen von dem Pigment-Bindemittel-Verhältnis und von der Härte des
Bindemittels selbst ab. Daher muß bei der Wahl des Bindemittels die vorgesehene Pigment-Konzentration entsprechend
berücksichtigt werden. t
In der Praxis ist es vorteilhaft, das flüssige Überzugsmittel
aus einem in der Basenform vorliegenden Polymerisat zu erzeugen. Dieses wird in Form eines mittelfeinen bis feinen
Pulvers oder in Form von Granulat unter Rühren und Zusatz einer Säure in dem flüssigen Bestandteil gelöst. Vorzugsweise
wird kaltes Wasser verwendet. Es ist besonders zweckmäßig, solche Polymerisatpulver einzusetzen, die sich
im nicht neutralisierten Zustand zur Herstellung von Arznei- :
mittelüberzügen aus organischen Lösungen eignen; solche
Überzugslösungen sind seit Jahrzehnten bekannt.
Die Härte des Bindemittels wird durch die Salzbindung im Vergleich zu dem zugrundeliegenden basischen Polymerisat
erhöht.
So wurden, ausgehend von einem Polymerisat in der Basenform,
So wurden, ausgehend von einem Polymerisat in der Basenform,
durch Neutralisation mit Salzsäure, Citronensäure und Phosphorsäure und Zusatz von 20 % Weichmacher Bindemittel
erhalten, die sich in der Lage des Dämpfungsmaximums im Torsionsschwingungsversuch (T, nach DIN 53 445), welches
^ max
ein Maß für die Bindemittelhärte darstellt, folgendermaßen unterschieden
Chlorid-Form | T ■^max |
= 860C |
Citrat-Form | T /»max |
= 590C |
Phosphat-Form | T Λ max |
= 540C |
Durch Zusatz von beispielsweise 10 bis 20 Gew.-% (bezogen
auf das Polymerisatgewicht) eines Weichmachers laßt sich die Härte des Bindemittels auf einen anwendungstechnisch günstigen
Wert erniedrigen. Als Weichmacher eignen sich flüssige, wenigstens begrenzt wasserlösliche organische Stoffe, die
mit dem Polymerisat verträglich sind unter den Bedingungen des Überzugsverfahrens nicht oder nicht in einem wesentlichen
Maße flüchtig sind. Verträglichkeit ist gegeben, wenn sich aus dem unpigmentierten Bindemittel und dem Weichmacher
beim Trocknen ein klarer Film herstellen läßt oder wenn sich das Bindemittel in einer größeren Menge des Weichmachers
löst. Als Weichmacher geeignete Stoffe haben in der Regel ein Molekulargewicht zwischen 200 und 20.000 und enthalten
eine oder mehrere hydrophile Gruppen im Molekül, z.B.
Hydroxyl-, Ither- oder Aminogruppen. Beispiele geeigneter
Weichmacher sind Citronensäurealkylester, Glycerintriacetat und Polyäthylenglykole 500 bis 20.000.
Neben dem Anamonium-Seitengruppen enthaltenden Polymerisat können andere gelöste Bindemittel in den neuen Überzugsmassen
mitverwendet werden, gegebenenfalls auch solche, die sich nicht als alleiniges Bindemittel eignen würden. Als Beispiele
seien Polyvinylalkohol, Polyvinylpyrrolidon und Polyäthylenglykole
genannt.
Von besonderer Bedeutung ist die Anwendung der Polymerisate zusammen mit einem filmbildenden, aber nicht gelösten,
sondern in wäßriger Phase dispergierten Bindemittel. Es liegt in einer Teilchengröße zwischen 0,05 und 1 μη vor und
bildet den überwiegenden Teil des gesamten Bindemittelgehälts
des Überzugsmittels. Die dispergierten Teilchen müssen unter den Verfahrensbedingungen zu einem zusammenhängenden
Film zusammenfließen. Aus der DE-PS 16 17 351 (GB-PS 1 213 348)
ist es bekannt, Arzneimittelüberzüge aus derartigen filmbildenden wäßrigen Dispersionen von Bindemitteln, die im
gesamten physiologischen pH-Bereich unlöslich sind, herzustellen. Damit der Wirkstoff aus der unlöslichen ünhüllung
freigesetzt werden kann, wird in diese eine wasser- oder alkalilösliehe Substanz eingearbeitet, die im Magen-Darm-Trakt
herausgelöst wird. Durch die entstehenden Poren wird der Wirkstoff freigesetzt. Die dabei als wasserlösliche Substanzen
eingesetzten Polymeren, wie Polyäthylenglykole, Polyvinylpyrrolidone,
Polyvinylalkohole oder Stärke, haben den Nachteil, daß sie bis zu beträchtlichen Zusatzmengen fast
keine permeabilitätssteigernde Wirkung entfalten, aber bei weiterer Steigerung der Zusatzmenge plötzlich durch Zerstörung
des Filmverbands zu einer unerwünscht starken Permeabilitätssteigerung oder Quellung führen, verbunden mit
einem Verlust wichtiger Filmeigenschaften, wie Härte, Glanz
und Abriebfestigkeit.
— I? -
Überraschenderweise haben die erfindungsgemäß verwendeten
tert. Ammoniumgruppen enthaltenden Polymerisate die Wirkung, daß sie die Permeabilität von Arzneimittelüberzügen aus
Dispersionen unlöslicher Bindemittel proportional zu ihrer Zusatzmenge erhöhen, überzüge aus 30 % des erstgenannten und
70 % des letztgenannten Bindemittels können die Durchlässigkeit einer dünnen Papiermembran haben, ohne daß die mechanischen
Eigenschaften wesentlich beeinträchtigt würden. Auf diese Weise lassen sich Filmüberzüge von ausgezeichneter
Härte und Elastizität erzeugen.
Die Herstellung von Arzneimittelüberzügen aus einem flüssigen, filmbildenden Überzugsmittel auf wäßriger Basis, welches als
Bindemittel ein Gemisch aus
A) 1 bis 49 Gew.-% des Polymerisats mit tert.-Ammoniumsalz-Seitengruppen
und
B) 99 bis 51 Gew.-% eines filmbildenden, im physiologischen
pH-Bereich nicht wasserlöslichen, dispergierten Bindemittels,
enthält, stellt eine bevorzugte Ausführungsform der Erfindung dar. Die oben mit B bezeichneten Polymeren sind in den
pharmakologisch unbedenklichen filmbildenden wäßrigen Dispersionen enthalten, die schon in der DE-PS 16 17 351
erwähnt sind; beispielsweise Polyvinylester, Polyvinylacetat, Polyvinylchlorid, Butadien-Styrol-Mischpolymere und insbesondere
Polyacrylsäureester. Die letzteren sind in der Regel zu mehr als 90 Gew.-% aus (vorzugsweise niederen) Alkylestern
der Acryl- oder/und Methacrylsäure aufgebaut.
Nach dem Verfahren der Erfindung können alle festen Arzneiformen überzogen werden", wie Tabletten, Dragees, Pillen,
Granulate, Pellets, Wirkstoffkristalle oder Kapseln. Auch lassen sich alle gebräuchlichen Überzugsverfahren anwenden,
wie das Kesseldragierverfahren oder das Wirbelschicht-Dragierverfahren. Ebenso können die neuen überzugsmittel zum
gleichzeitigen überziehen und Granulieren von Wirkstoffpulvern verwendet werden, wobei man Granulate erhält, die sich zu
Matrixtabletten vorpressen oder in Kapseln abfüllen lassen.
Die Menge des Überzugsmittels wird im allgemeinen so berechnet, daß Überzüge von 5 bis 50 μη Dicke auf der Arzneiform
entstehen. Diese Überzüge können gewünschtenfalls aus
mehreren Schichten, gegebenenfalls auch von unterschiedlicher Zusammensetzung, aufgebaut werden.
Die Formulierung des Überzugsmittels richtet sich nach dem Überzugsverfahren und den gewünschten Filmeigenschaften. Es
lassen sich z.B. niedrigviskose Suspensionen mit einem Feststoffgehalt bis zu 20 % und einer Viskosität unter 100
m Pa s für Sprühverfahren einsetzen. Solche Suspensionen können z.B. in Wirbelschichtanlagen eingesprüht oder auf
Arzneiformen in einem rotierenden Kessel aufgesprüht werden.
überzugsmittel von höherer Viskosität und höherem Feststoffgehalt
lassen sich nach dem Vorbild des klassischen Kessel-Dragierverfahrens in Einzelportionen auf Arzneiformen
aufgießen.
Während des Filmbildungsvorganges wird im allgemeinen mit Warmluft von 40 bis 8O0C getrocknet. Bei der bevorzugten
Während des Filmbildungsvorganges wird im allgemeinen mit Warmluft von 40 bis 8O0C getrocknet. Bei der bevorzugten
Ausführungsform, bei der das flüssige Bestandteil allein aus
Wasser besteht, kann die Abluft unmittelbar und ohne Umweltbelastung in die Atmosphäre entlassen werden. Nachdem die
gewünschte Menge des Überzugsmittels aufgebracht ist, empfiehlt sich eine Trocknungszeit von einigen Stunden im
Warmluftschrank oder in einem Warmluftstrom bei Temperaturen von 40 bis 6O0C. Man erhält bei zweckmäßiger Formulierung
Arzneiformen mit gefälligem Aussehen, hohem Glanz, hoher Abriebfestigkeit und guter Lagerungsfähigkeit selbst im
tropischen Klima.
Werden die Anmoniumsalzgruppen enthaltenden Polymerisate als
alleinige Bindemittel oder im Gemisch mit anderen wasserlöslichen Bindemitteln angewendet, so erhält man Arzneiformen
mit einem leicht wasserlöslichen Überzugsfilm, der sich im physiologischen pH-Bereich von etwa 1 bis 8 des Verdauungstraktes innerhalb weniger Minuten auflöst und den enthalte,—
nen-Wirkstoff sofort freigibt. Diese Auflösung des Films ist
im Magen unabhängig von der Nahrungsaufnahme, pathologischen
Zuständen und tritt ebenso schnell bei operativ verkleinertem oder entferntem Magen ein. Selbst wenn die Arzneiform sehr
schnell in den Darmbereich eintritt, löst sie sich dort bei einem pH-Wert von 5 bis 8 schnell auf. Andererseits ist die
Lösungsgeschwindigkeit auch langsam genug, um eine Geschmacksüberdeckung
beim Schlucken zu erreichen. Jedoch wird der überzug auch beim längeren Lutschen im Mund abgelöst, so daß
sich der Überzug auch für Sublingualtabletten eignet.
30
-KJ -
Bei der Anwendung in Kombination mit nicht wasserlöslichen wäßrigen Überzugsmitteldispersionen lassen sich alle Übergänge
zwischen sofort zerfallenden bis zu echten Retard-Präparaten erzeugen, wobei die Freisetzungsgeschwindigkeit vom pH-Wert
des umgebenden Milieus praktisch unabhängig ist.
Vor allem die Kombinationen von wäßrigen Dispersionen neutraler Polyacryl- und Polymethacrylester-Polymerisate mit
den erfindungsgemäß eingesetzten Polymerisaten von Acryl- und Methacrylmonomeren zeichnen sich durch eine gute Verträglichkeit
aus. Daher kann man aus derartigen Kombinationen ein variables, an die Permeationseigenschaften und therapeutischen
Anforderungen der verschiedenen Wirkstoffe gut
anpaßbares System von Überzugsrezepturen mit abgestufter Permeabilität aufbauen.
Claims (10)
1. Verfahren zum überziehen von Arzneiformen durch
Aufbringen eines Films aus einem flüssigen, fUmbildenden
überzugsmittel, dessen flüssiger Bestandteil überwiegend aus Wasser besteht, auf die Arzneiform und
Trocknen des Films,
dadurch gekennzeichnet,
daß ein Überzugsmittel eingesetzt wird, welches ein
gelöstes Polymerisat enthält, das überwiegend aus
Acryl- und/oder Methacry!monomeren aufgebaut ist und
Seitengruppen mit einer tertiären Ammoniumsalzgruppe, deren Stickstoffatom kovalent an die Seitengruppe
gebunden ist, enthält.
20
20
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
ein Überzugsmittel eingesetzt wird, das als Polymerisat von Acryl- oder/und Methacry !monomeren ein Homo- oder
Copolymerisat von Monomeren der Struktur R
CH2 = C -CO-A-B-N HR1R , X
'OC-
worin R ein Wasserstoffatom oder eine Methylgruppe A ein Sauerstoffatom oder eine -NH-Gruppe, ..
B ein aliphatischer oder araliphatischer
Kohlenwasserstoffrest mit 2 bis 8 C-Atomen,
R und R gleiche oder verschiedene Alkylreste mit 1 bis 6 C-Atomen oder Cycloalkylreste
oder zusammengenommen eine gegebenenfalls durch ein Sauerstoffatom oder eine NH-Gruppe
unterbrochene Alkylenkette und X~ ein einwertiges Säureanion oder ein Äquivalent
eines mehrwertigen Säureanions ist, enthält.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß ein Überzugsmittel eingesetzt wird, worin das genannte
Polymerisat Einheiten eines niederen Alkylesters der Acryl- und/oder Methacrylsäure enthält.
4. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß ein Überzugsmittel eingesetzt wird,
worin das genannte Polymerisat zu 10 bis 60 Mo1% aus
Monomereinheiten mit einem tertiären Ammonium-Stickstoffatom und zu 40 bis 90 Mol% aus Monomereinheiten
von Alkylestern der Acryl- oder/und Methacrylsäure
zusammengesetzt ist.
5. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß ein Überzugsmittel eingesetzt wird,
worin das genannte Polymerisat zusätzlich Monomereinheiten mit einem nicht durch Säuren neutralisierten
tert.Amino-Stickstoffatom enthält.
6. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß ein Überzugsmittel eingesetzt wird, das
einen wenigstens begrenzt wasserlöslichen, mit dem Polymerisat verträglichen Weichmacher enthält.
7. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß ein überzugsmittel eingesetzt wird, das
zusätzlich ein in dem überzugsmittel unlösliches, dispergiertes Bindemittel enthält, welches
den überwiegenden Teil des genannten Bindemittelgehaltes des Überzugsmittels ausmacht.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß
ein überzugsmittel eingesetzt wird, das
A) 1 bis 49 Gew.-% des Polymerisats mit tert.
Ammoniumsalz-Seitengruppen, B) 99 bis 51 Gew.-% des fUmbildenden, im
physiologischen Bereich nicht wasserlöslichen dispergierten Bindemittels
enthält.
9. Verfahren nach den Ansprüchen 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, daß ein überzugsmittel eingesetzt
wird, worin das dispergierte Bindemittel ein Poly- " acrylester ist, der zu mehr als 90 Gew.-% aus Älkylestern
der Acryl- oder/und Methacrylsäure aufgebaut ist.
10. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet,
daß das Überzugsmittel auf die zu überziehenden Arzneiformen aufgesprüht wird.
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