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Verfahren zur Herstellung einer streich- und bildungsfähigen masse
aus Teer und Kalk. Die vorliegende Erfindung bezweckt die Herstellung einer streich-
und bildungsfähigen Masse aus Teer und gelöschten Kalk (Kalkp@uliver, Kalkbrei,
Kalkmilch) für Anstrich-: Bau-, Isolier- und andere Zwecke. Die Verwendung einer
Mischung von Teer und Kalk zu diesen oder ähnlichen Zwecken ist bekannt. So hat
man z. B. Umhüllungsmassen für Gasrohrleitungen aus einer Mischung von Teer mit
Sand, an der Luft zerfallenem Kalk, getrocknetem Leimpulver und Pech hergestellt,
wobei die Masse zwei Tage lang unter häufigen Umrühren gekocht werden muß,te. Ferner
hat man vorgeschlagen, Anstrichmasisen in der Weise zu erzeugen, daß .man Teer .aufkocht,
während des Kochens nach und nach feingesiebten, gelöschten Kallk einrührt iund
das. Kochen so lange fortsetzt, bis die Mischung schäumt. Diese beiden Verfahren
.sind insofern unwirtschaftlich, als sie ihr Erzeugnis auf warmem Wege erzeugen,
was in beiden Fällen sehr lange dauert. Ferner ist das erstgenannte Verfahren insofern
auch noch :teuer und verwickelt, als außer Teer und Kalk ,auch noch Sand, getrocknetes
Leimpulver und Pech zur Anwendung gelangt.
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Der neue Gedanke des vorliegenden Verfahrens besteht demgegenüber
darin, daß man eine Mischung von Rohteer oder mit Rohteer versetztem, entöltem,
sokenanntem Stabilteer und Kolk an der Luft so lange stehen läßt, bis die Mischung
verseift oder gestockt ist. Hierbei werden auf etwa i bis il/, Teile Kalk ungefähr
i bis 5 Teile Teer genommen. Die durch die Verseifung oder Stockung entstehende
Masse - ist ein seifenartig fester schmieriger Stoff, der sich entweder allein oder
in Verbindung ,mit verschiedenen Zusätzen und Füllstoffen zu allen möglichen gewerblichen
Zwecken verwenden läßt.
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Die Stockung oder Verseiflung der erwähnten Mischung läßt sich beschleunigen,
wenn man das: Mischungsverhältnis so wählt, daß sich eine basische Flüssigkeit ausscheidet.
Dies tritt bei etwa gleichen Mischungsteilen ein. Der nach der Ausscheidung verbleibende
teigige Rückstand wird dann nochmals mit etwa ix/, bis a Teilen Rohteer vermengt,
worauf Stockung in ungefähr 24. Stunden eintritt.
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Die ausgeschiedene basische Flüssigkeit ist von brauner Farbe, riecht
stark nach Karbol und überzieht sich an der Luft alsbald mit einer Haut. Sie läßt
sich verwenden -als Desinfektionsmiittel, Imprägnierungs= und Konservi,'erungsmiittel,
insbesondere für Holz u. dgl., wobei sie auch in entsprechender Weise gefärbt werden
kann.
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Setzt man einer solchen Mischung, welche auf einem der geschilderten
Wege zum Stocken gebracht wird, ungefähr 1/3 bis Wasserglas: zu und erwärmt oder
schmilizt sie, so erhält man ein Anstrichm:ittel. Dabei müß der Zusatz, wenn man
den langsameren Weg wählt, uni die Stockung herbeizuführen, also ohne die Flüssigkeitsabseheidung,
nach den Stocken gemacht werden, während er beim beschleunigten Verfahren auch vor
dem
Stocken bewerkstelligt werden kann. Das erhaltene Anstrichmittel
kann, u. a. auch mit Farbstoffen versetzt, zu wetterfesten, flammensicheren Anstrichen,
zur Imprägnierung von Holz, Stoffen, Geweben u.sw. oder als Mittel zur Verhinderung
von Oxydation, insbesondere Rost, verwendet werden. Der Anstrich ist weich, trocknet
unmittelbar nach dem Aufstrich, wird nicht spröde und schwindet nicht. Die Trocknung
hier wie auch bei den nachfolgend beschriebenen Verfahren erfolgt rascher, wenn
man die Stockung oder Verseifung der Masse auf dem beschleunigten Wege vorgenommen
hat.
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Ferner kann mit der gemäß der Erfindung hergestellten Ausgangsmasse
(Kalk-Teer-Mischung) bei Zusatz von etwa '/1p bis .% Teilen Wasserglas ein Ersatz
für Klebmasse und Hoilz.zement hergestellt werden. Zu diesem Behufe wird die Mischung
geschmolzen und dann, wenn sie zu ersterem Zwecke, also a,ls Klebmasse, verwendet
werden soll, ausgewaschen. Sie läßt sich aber auch kalt verarbeiten, wenn man gelagerte,
ein Jahr alte oder noch ältere gestockte Kalk-Teer--Mischung verwendet. Von Vorteil
isst es, in beiden Fällen, daß die gestockte Kalk-Teer-Mischung oder Kalk-Teer-Wasserglas-Mischung
an der Luft etwas vorgetrocknet wird. Man erhält in diesem Fall eine steifere Masse,
deren Erhärtungszeit von dem: Grad der Vortrocknung an der Lift abhängig ist. Die
erhaltene Masse besitzt einen sehr hohen Entflammungspunkt, ist äußerst geschmeidig
und hat nahezu kein Schwindungsvermögen.
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Wenn man die geschmolzene Masse auswäscht, uni eine Klebmasse zu gewinnen,
so entsteht in der ausgeschiedenen Flüssigkeit ein Körper in sandiger Verteilung,
der nach dem Trocknen z. B. als Putzsand, Schleifsand u. dgl. verwendet werden kann.
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Unterläß@t man den Wasserglaszusatz ganz und nimmt abgelagerte gestockte
Kalk-Teer-Mischung, erwärmt sie bis zur Teigkonsistenz, trocknet sie an der Luft
vor und schmilzt sie dann, so läßt sich hiermit eine Masse gewinnen, die man als
Ersatz für #3ußasphalt :und Epuree verwenden kann. Zweckmäßig erhöht man dabei den
Kalkzusatz etwas und verwendet außerdem, festere Teere. Wenn man der Masse hierbei
etwa 11o Wasserglas zusetzt, so gewinnt man einen Ersatz für Goudron. Läßt man die
Masse ohne oder .mit geringerem Wasserglaszueatz erhärten und mahlt sie sodann,
so erhält man z. B. einen vorzüglichen Ersatz für Stam;pfasphalt. Die genannten
Ersatzmittel sind äußerst billig und lassen sich leicht verarbeiten.
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Wenn man der nach der Erfindung hergestellten gestockten Kalk-Teer-Mischung
Faserstoffe (zweckmäßig Abfallstoffe) beimengt; und zwar entweder anxf kaltem Wege
oder nach Erwärmen oder Schmelzender gestockten Kalk-Teer-Mischung, so erhält man
einen sogenannten Kalk-Teer-Filz, der als plastische Masse zu den verschiedensten
Zwecken verwendet werden kann. Die Verarbeitung auf warmem Wege ergibt ein geschmeidiges
und in kurzer Zeit fertiges Erzeugnis, während das auf kaltem: Wege hergestellte
Erzeugnis einer längeren Trocknung unterworfen werden miuß. Durch Zusatz entsprechender
Farbstoffe kann der Kalk-Teer-Filz je nach Bedarf gefärbt werden.
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Schmilzt :man frisch gestockte Kalk-Teer-Mischung :und verarbeitet
sie mit etwa l/10 bis % Teilen Kreide oder statt dessen auch Faserstoffen unter
Zusatz von Farbstoffen (zweckmäßig metallische, insbesondere Zinkfarben, die aber
auch durch gewisse Mineralfarben ersetzt werden können) zu einem Teig, so, erhält
man damit eine Masse, welche als Ersatz für Glaskitt Verwendung finden kann.
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In dünnerer Beschaffenheit ist dieser Stoff eine klebrige,und langsam
trocknende Masse, welche in der fürKlebmassen an sich bekannten Weise zur Herstellung
von Klebleinwand, Klebpapier o. dgl. benutzt werden kann. Zu diesem Zweck wird die
Masse in der bekannten Weise auf die betreffende Unterlage aufgestrichen, welche
sodann aufgerollt werden kann. Bei der Verarbeitung wird der Stoffo..dgl. Streifen
in diesem Fall, wie bekannt, abgerolft, abgeschnitten, und kann so z. B. zu Dachflickarbeiten
verwendet werden, indem man das. abgeschnittene Stück -auf die schadhaften Stellen
von Blech-, Pappdächern usw. aufklebt rund mit Teer oder sonst geeigneten Anstrichnnitteln
überstreicht.
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An Stelle der eben beschriebenen Klebmasse ilas'sen sich .auch @d'ie
vorher beschriebenen Klebmassen verwenden.
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Werden mehrere solche mit Klebmasse belegte Papierunterlagen oder
-streifen in an sich bekannter Weise aufeinandergelegt, so erhält man dadurch Pappen
(Klebpappen), die sich ,als Ersatz für die gebräuchlichen mit Vorteil verwenden
lassen.
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Hierbei kann mlan zwischen einzelne oder auch zwischen alle Papierlagen
der Pappe in bekannter Weise Gitter aus gelochtem Blech, Draht, Stoff o.,dgl. einlegen
.und die einzelnen Schichten oder Lägen durch Pressen oder Walzen innig miteinander
verbinden. An Stelle der Papierlagen können natürlich auch Stoff-, Gewebe- o. dg1.
Lagen treten.
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Im, übrigen lassen sich die .oben beschriebenen Massen bei entsprechender
Beschaffen- i heit mit oder ohne Verwendung von Einlagegittern aus: gelochten Blech,
Draht, Stoff
z). dgl. in ein- oder mehrfachen Lagen in an sich bekannter
Weise zu rollbaren Platten o. dgl. walzen, die als Bedachungswerkstoff, Isolierwerkstoff,
zu Verkleidungen, zur Herstellung von Hohlkörpern, Rinnen, Röhren, Gasabzugs- 'und
Dunstschächten u. dgl. benutzt werden können. Atch al's Dichtungsmitte1 können diese
Stoffe Verwendung finden. An Stelle des Walzprozesses kann ,auch .ein Gieß- oder
Formverfahren mit oder ohne Anwendung von. Druck treten. Man kann dabei mit dem
Was,serglaszusatz höher gehen, so daß er ungefähr '% Anteil alusmacht, und man verarbeitet
hierzu zweckmäßig abgelagerte und mit einem Mehraufwand an Kalk hergestellte gestockte
Kalk-Teer-Mischung. Die Erzeugung kann auf kaltem oder warnnem Wege erfolgen. Zweckmäßig
verfährt man hierbei so, daß man Kalk bereits gestockter Kalk-Teer-Mischung zusetzt,
wodurch Entwässerung eintritt. Die so hergestellten Massen können wie Teerpappe
gesandet und, was bei letzterer nicht möglich ist, mit Ölfarbe gestrichen werden.
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Der neue Baustoff zeichnet sich durch größte Reißfestigkeit, bequeme
Verarbeitungsfähigkeit, Billigkeit und Beständigkeit gegen Feuer und die Einflüsse
der Atmosphärilien aus.
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Auch Mischungen der ;auf kaltenn Wege hergestellten gestockten Kalk-Teer-Mischung
mit geschmolzener gestockter KaJlk-Teer-Misehung, sei diese nun in flüssigem oder
p.wlverförmigenn Zustand, lassen sich mit oder ohne Zusatz von Wasserglas und Füllstoffen
(Vaserstoffen, Kreide usw.) je nach Konsistenz zu den oben angegebenen Zwecken und
in der dort angegebenen Weise verarbeiten.