DE3401961C2 - - Google Patents
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Gewinnung von Edelmetallen
aus Erzen, das anstelle der hochgiftigen Cyanide
Thioharnstoff verwendet und zugleich die Verarbeitung cyanidresistenter
Erze ermöglicht.
In der heute allgemein üblichen Verfahrenstechnik der Edelmetallgewinnung
finden im allgemeinen alkalische Cyanidlaugen
Anwendung, bei denen Luftsauerstoff als Oxidationsmittel
wirkt. Diese Verwendung verdünnter Alkalicyanidlösungen
setzt große Volumina sowie lange Reaktionszeiten voraus, was
sich ungünstig auf die Chemikalien-, Energie- und Investitionskosten
und damit auf die Herstellkosten des Edelmetalls auswirkt.
Die Verwendung von Thioharnstoff als Komplexbildner bei der
Gewinnung von Edelmetallen ist bereits aus der DRP 543 304
bekannt geworden. Solche Verfahren, die Thioharnstoff verwenden,
besitzen bisher den Nachteil eines sehr hohen Chemikalienverbrauchs,
da weitere spezielle Chemikalien erforderlich
sind. So wird in der RO-PS 60 351 die Laugung des Erzes in
saurer Thioharnstofflösung in Gegenwart von Kaliumchlorat
empfohlen, während die DE-PS 27 46 661 zur Edelmetallextraktion
von Rückständen aus der Zinklaugung den Zusatz eines
organischen Lösungsmittels für Schwefel, wie z. B. chlorierte
Kohlenwasserstoffe, empfiehlt, wobei das Gemisch auf Siedetemperatur
erhitzt werden muß. Die DD-PS 151 634 beschreibt
die Goldgewinnung aus Porzellanbruch oder anderen vergoldeten
Stoffen durch Einwirkung von Thioharnstoff und Eisen-III-
Sulfat in schwefelsaurer Lösung und Einleiten von Luft. Die
US-PS 43 42 591 beschreibt ein Verfahren zur Gewinnung von
u.a. Gold aus schwefelhaltigen Erzen durch zuerst reduzierendes,
dann oxidierendes Rösten, Vermahlen der Röstprodukte in
Schwefelsäurelösung unter Auswaschung von löslichem Eisen,
Kupfer und Arsen, wobei in einer zweiten Auswaschung mit
Hilfe von Thioharnstoff in schwefeliger Säure eine Ablösung
der Edelmetalle bei einem Redoxpotential von 100 bis ungefähr
180 mV in der Lösung erfolgt. Bei diesem Verfahren werden
jedoch 8 bis 10 kg Harnstoff pro Tonne eingesetztes Material
verbraucht, wenn die Reaktion über die gesamte Dauer bei
einem Redoxpotential von 150 mV durchgeführt wird, ergibt
sich noch ein Verbrauch von 3 bis 4 kg Thioharnstoff pro
Tonne eingesetzten Materials. Der Nachteil aller dieser Verfahren
liegt in dem hohen Verbrauch an Thioharnstoff aufgrund
der starken Oxidationswirkung des Eisen-III-Salzes zusammen
mit dem Luftsauerstoff. Auch T. Groenewald berichtet in Hydrometallurgy
1 (1976), 277-290 über die hohen Thioharnstoffverluste
beim Laugungsprozeß in Gegenwart von Eisen-III-
Salzen infolge von Oxidation. J.B. Hiskey bestätigt in Proceedings from the 110th AIME-Meeting, Chicago, 22-26,
1981, S. 83
das schnelle Lösungsvermögen des Thioharnstoffs gegenüber
Gold, R.A. Pyper und J.L. Hendrix weisen an der gleichen
Stelle (S. 93 ff) auf eine über 90%ige Extraktionsrate an
Edelmetallen hin, wobei jedoch ein hoher Verbrauch an Thioharnstoff
in Kauf genommen werden muß.
Allen diesen vorbeschriebenen Verfahren der Verwendung von
Thioharnstoff im Prozeß der Edelmetall-Laugung ist der hohe
Thioharnstoffverbrauch gemeinsam, so daß der Einsatz dieser
Chemikalie trotz seiner unbestreitbaren Vorteile auf wenige
Spezialfälle beschränkt war und im allgemeinen der Laugung
mit Cyaniden trotz ihrer Toxizität, langen Reaktionszeiten
und Störung durch organische Begleitstoffe und Begleitelemente
wie Arsen, Antimon und Kupfer, insbesondere in Form ihrer
Sulfide, der Vorzug gegeben wurde.
Der Anmeldung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur
metallurgischen Gewinnung von Edelmetallen durch Laugen mit
Thioharnstoff bereitzustellen, bei dem der Verbrauch von
Thioharnstoff gesenkt wird.
Die gestellte Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren mit den
kennzeichnenden Merkmalen des Anspruchs 1.
In den Unteransprüchen 2 bis 5 sind Ausbildungen des Verfahrens
nach Anspruch 1 angegeben.
Die Verwendung von Thioharnstoff bietet sich deshalb besonders
an, da unter seiner Einwirkung Edelmetalle besonders
schnell komplex in Lösung gebracht werden. Er kann deshalb in
relativ hohen Konzentrationen bei gleichzeitiger Anwesenheit
eines Oxidationsmittels angewandt werden, wobei bevorzugt
billiges Eisen-III-Salz eingesetzt wird.
Da Eisen in vielen Erzen ein natürliches Begleitelement ist,
erübrigt sich ein besonderer Zusatz. Durch die hohen Konzentrationen
an Thioharnstoff und Oxidationsmittel erreicht man
ohne zusätzlichen apparativen Aufwand eine beträchtliche
Verkürzung des Laugungsvorganges und damit eine erhebliche
Verringerung der Investitionskosten. Begleitstoffe in den
Erzen oder edelmetallhaltigen Materialien wie kohlenstoffhaltige
organische Verbindungen oder Metallverbindungen von
Erzen, Antimon und Kupfer, insbesondere in Form ihrer Sulfide,
stören den Laugungsvorgang unter Einsatz von Thioharnstoff
in wesentlich geringerem Maße als bei Verwendung von
Cyaniden. Aus diesem Grund lassen sich auch eine große Anzahl
von "Problemerzen", die cyanidresistent sind bzw. einen unwirtschaftlich
hohen Chemikalienverbrauch oder außergewöhnlich
lange Laugungszeiten benötigen, mit Hilfe von Thioharnstoff
für die Edelmetallgewinnung
nutzen, sofern die erfindungsgemäßen Bedingungen
eingehalten werden.
Dieses Verfahren der Erfindung beruht auf der überraschenden
Erkenntnis, daß die Laugung der edelmetallhaltigen Erze mit
Thioharnstoff bei gleichzeitiger Anwesenheit eines Oxidations-
und eines Reduktionsmittels durchgeführt wird, wobei
das angegebene Redoxpotential eingestellt wird. Trotz hoher
Konzentration der Lösung an Thioharnstoff kann der Verbrauch
an Thioharnstoff bei gleichzeitiger Anwesenheit eines Oxidations-
und Reduktionsmittels beim Laugungsvorgang praktisch
vernachlässigt werden. Chemikalienverbräuche treten daher im
wesentlichen nur an Oxidations- und Reduktionsmittel auf.
Als Oxidationsmittel kommen neben den genannten Eisen-III-
Salzen beispielsweise auch Chlor, Peroxide, Nitrate und Chlorate
in Frage. Als Reduktionsmittel eignet sich insbesondere
Schwefeldioxid, das beispielsweise auch in Form von Sulfiten,
Hydrogensulfiten, Pyrosulfiten u.a. eingesetzt werden kann.
Technisch und wirtschaftlich besonders bevorzugt wird das
System Eisen-III-Salz/Schwefeldioxid, da dreiwertiges Eisen
in vielen Fällen ausreichend im Rohstoff selbst vorhanden ist
und Schwefeldioxid aus Röstprozessen oft als lästiges Nebenprodukt
anfällt. Darüber hinaus geht das Schwefeldioxid im
Laufe des Laugungsprozesses in Schwefelsäure über und dient
der Aufrechterhaltung eines sauren pH-Wertes in der Erzsuspension.
Diese Kombination von Thioharnstoff, Eisen-III-Salz
und Schwefeldioxid ermöglicht es, bei erheblich kürzerer Laugungsdauer
eine wesentlich höhere Ausbeute an Edelmetallen zu
gewinnen und darüber hinaus auch Rohstoffe der Edelmetallgewinnung
zugänglich zu machen, die mit Cyaniden nicht aufschließbar
sind. Schließlich führt die im Vergleich zur Cyanidlaugung
bedeutend höhere Chemikalienkonzentration auch zu
wesentlich höheren Edelmetallkonzentrationen in den Laugen.
Andererseits zwingen diese vorteilhaften hohen Konzentrationen
dazu, den Thioharnstoff nach beendeter Laugung möglichst vollständig
zurückzugewinnen, um ihn erneut dem Laugungsprozeß zuzusetzen
und die Edelmetalle quantitativ aus den Thioharnstofflösungen
zu gewinnen.
Zunächst werden die adsorbierten Edelmetalle aus den Erzrückständen
mit konzentrierter Thioharnstofflösung und gegebenenfalls
mit Säuren ausgewaschen. Anschließend wird der an den
Erzrückständen adsorbierte Thioharnstoff mit heißem Wasser
zurückgewonnen. Die Anwendung höherer Temperaturen führt zu
besonders konzentrierten Lösungen von Edelmetallen.
Aus den erhaltenen Lösungen müssen nun der Thioharnstoff und
die Edelmetalle gewonnen werden. Hierfür geeignete Verfahren
stellen die Adsorption mittels Aktivkohle sowie der Einsatz
von Ionenaustauschharzen dar. Der Einsatz der am besten
geeigneten Mittel hängt von der Konzentration der Lösungen
ab und geht aus nachfolgender Tabelle 1 übersichtlich hervor.
Es wurde gefunden, daß Edelmetalle aus allen Lösungen an
Aktivkohle adsorbiert werden, die keine zu hohen Thioharnstoffkonzentrationen
aufweisen; andernfalls müssen stark saure
Kationenaustauscher oder Thiolharze verwendet werden.
J.B. Hiskey berichtet in Proceedings from the 110th AIME-
Meeting, Chicago, 22-26, Febr. 1981, auf Seite 88, rechte
Spalte, daß es noch kein kommerziell interessantes Verfahren
gestatte, Gold aus Thioharnstofflösungen zu erhalten.
Nachstehend werden nun mit guter Wirtschaftlichkeit durchführbare
erfindungsgemäße Verfahrensvarianten unter Berücksichtigung
des vorher gesagten und in Verbindung mit Fig. 1
der beigefügten Zeichnung näher beschrieben.
Variante 1
Aus mäßig sauren Thioharnstofflösungen (pH-Wert 1,5 bis 7) werden zunächst die Edelmetalle mittels stark saurer Kationenaustauscher eliminiert und anschließend an Aktivkohle der Thioharnstoff adsorbiert. Die Desorption erfolgt getrennt; die Edelmetalle werden mit Säure, der Thioharnstoff wird mit Wasser eluiert.
Aus mäßig sauren Thioharnstofflösungen (pH-Wert 1,5 bis 7) werden zunächst die Edelmetalle mittels stark saurer Kationenaustauscher eliminiert und anschließend an Aktivkohle der Thioharnstoff adsorbiert. Die Desorption erfolgt getrennt; die Edelmetalle werden mit Säure, der Thioharnstoff wird mit Wasser eluiert.
Die anzuwendenden Mengen Adsorptionsmittel richten sich nach
den vorliegenden Edelmetall- und Thioharnstoff-Konzentrationen
in den Lösungen. Die Beladungskapazitäten für die Edelmetalle
liegen zwischen 1 g-100 g je kg Adsorptionsmittel. Für Thioharnstoff
liegen die Beladungskapazitäten zwischen 100 g und
250 g je kg Adsorptionsmittel.
Variante 2
Aus Lösungen mit Thioharnstoffgehalten <20 g/l wie z. B. aus Waschwässern, werden die Edelmetalle an Ionenaustauscherharzen vom Thioltyp adsorbiert, worauf sich die Eliminierung des Thioharnstoffs an Aktivkohle anschließt. Bei der Desorption wird mit heißem Wasser zunächst der Thioharnstoff von der Kohle desorbiert und die Lösung ggf. mit zusätzlichem Thioharnstoff versetzt, zur Rückgewinnung der Edelmetalle vom Ionenaustauscher verwendet.
Aus Lösungen mit Thioharnstoffgehalten <20 g/l wie z. B. aus Waschwässern, werden die Edelmetalle an Ionenaustauscherharzen vom Thioltyp adsorbiert, worauf sich die Eliminierung des Thioharnstoffs an Aktivkohle anschließt. Bei der Desorption wird mit heißem Wasser zunächst der Thioharnstoff von der Kohle desorbiert und die Lösung ggf. mit zusätzlichem Thioharnstoff versetzt, zur Rückgewinnung der Edelmetalle vom Ionenaustauscher verwendet.
Variante 3
Für Lösungen jeglicher Zusammensetzung, insbesondere aber für Lösungen, die gleichzeitig eine hohe Konzentration an Säure (pH <1,0) und Thioharnstoff (<20 g/l) aufweisen, wird im ersten Schritt der Thioharnstoffgehalt durch Adsorption an Aktivkohle auf 10 g/l gesenkt, so daß nachfolgend auch die Edelmetalle an Aktivkohle oder an Ionenaustauschern des Thioltyps adsorbiert werden.
Für Lösungen jeglicher Zusammensetzung, insbesondere aber für Lösungen, die gleichzeitig eine hohe Konzentration an Säure (pH <1,0) und Thioharnstoff (<20 g/l) aufweisen, wird im ersten Schritt der Thioharnstoffgehalt durch Adsorption an Aktivkohle auf 10 g/l gesenkt, so daß nachfolgend auch die Edelmetalle an Aktivkohle oder an Ionenaustauschern des Thioltyps adsorbiert werden.
Die Regeneration mit heißem Wasser setzt den Thioharnstoff
in höherer Konzentration wieder frei.
Nötigenfalls mit zusätzlichem Thioharnstoff (<20 g/l)
aufkonzentriert, desorbiert diese Lösung seinerseits
die Edelmetalle und ermöglicht ihre Überführung
in reiner konzentrierter, neutraler Lösung
in die Gewinnungsstufe, z. B. mit metallischem Zink.
Unter Berücksichtigung der in Tabelle 1, Fig. 1, angegebenen
Aufarbeitungsmöglichkeiten für Thioharnstoff-Edelmetalllösungen
ergibt sich für die Edelmetallaugung mit sauren Thioharnstofflösungen
das in Fig. 2 dargestellte Verfahrensschema.
Der ausgelaugte Rohstoff wird nach Abtrennen der Lauge in (II)
zur Gewinnung der Edelmetalle und des Thioharnstoffs dem desorbierenden
Waschen in (III) unterworfen und nach Abtrennen
der Waschwässer in (IV) abgestoßen.
Erzlauge von (II) und Waschlösungen von (IV) werden getrennt
zur zweistufigen Adsorption (Va, VIa) geführt, wo sie entsprechend
Fig. 1 gemäß Variante 1, 2 oder 3 ihren Thioharnstoff-
und Edelmetallgehalt abgeben. Die abfließende Lauge
geht als Rücklauf zur Laugung, bzw. wird bei hohen Gehalten an
Verunreinigungen teilweise abgestoßen.
Zur Desorption der Edelmetalle von der Aktivkohle und dem
Thiolharz dient Thioharnstofflösung, bzw. Säure bei Verwendung
von Kationenaustauschern. Der Thioharnstoff wird mit heißem
Wasser (Vb bzw. VIb) durch Desorption von der Aktivkohle
zurückgewonnen. Die in Fig. 2 schematisch dargestellte
Desorption ist in Fig. 1 ausführlich für die Verfahrensvarianten
1-3 aufgezeichnet.
Bei der Laugung (I) wird durch die Oxidationsmittel, die auch
dem Erz entstammen können und höherwertige Verbindungen des
Eisens, Mangans und Kupfers sein können, stets auch Thioharnstoff
oxidiert.
Die Zufuhr von gasförmigem oder in Form der Sulfite gebundenen
Schwefeldioxid verhindert die Oxidation des Thioharnstoffs
praktisch vollständig, ohne die Extraktion der Edelmetalle
aus dem Erz nachteilig zu beeinflussen.
Ein weiteres Merkmal des erfindungsgemäßen Verfahrens ist das
hohe Redoxpotential in der Aufschlußlauge in (I). Die größten
Lösungsgeschwindigkeiten für die Edelmetalle werden bei einem
Redoxpotential von 250 bis 600 mV, gemessen gegen die Ag/AgCl-
Elektrode, erzielt. Bevorzugt wird in einem Bereich von 380
bis 450 mV gearbeitet.
Die Zugabe des Reduktionsmittels ist so zu bemessen, daß nur
der oxidierte Thioharnstoff zurückgebildet wird. Die Menge
des zuzusetzenden Reduktionsmittels ist aus der analytisch
bestimmten Thioharnstoffabnahme der Aufschlußlauge zu entnehmen,
wobei ein Reduktionsäquivalent einem Mol oxidiertem
Thioharnstoff entspricht.
Viele Rohstoffe enthalten schon von Natur aus genügend säurelösliches,
dreiwertiges Eisen als Oxidationsmittel. Erforderlichenfalls
werden Oxidationsmittel, bevorzugt säurelösliche
Verbindungen des dreiwertigen Eisens, zugesetzt. Um die Salzfracht
der Laugen und damit den Flüssigkeitsabstoß in Grenzen
zu halten, ist es zweckmäßig, verbrauchtes dreiwertiges Eisen
durch Oxidation mittels eines SO₂-Luftstromes aus dem zweiwertigen
Eisen zurückzubilden.
Auch Erze, die neben Edelmetallen noch Uran enthalten, können
nach dem erfindungsgemäßen Verfahren behandelt werden. Hierbei
werden die Edelmetalle in kurzer Zeit in hoher
Ausbeute gelöst. Durch Adsorption an Aktivkohle wird das Gold
selektiv von dem in Lösung verbliebenen Uran getrennt.
Nachfolgende Beispiele sollen die Erfindung näher erläutern.
Ein stark verwittertes Blei-Zinkerz enthielt neben 5% Blei,
6,8% Zink, 26,5% Eisen an Edelmetallen 315 g/t Silber und
10,6 g/t Gold.
350 g des aufgemahlenen (<44 µm) Erzes wurden in 1 l Thioharnstofflösung
(30 g/l) bei Raumtemperatur und einem pH-Wert von
1,5 gerührt. (I)
Der pH-Wert blieb durch Zudosierung von Schwefelsäure konstant.
Eine Zugabe von Oxidationsmittel zur Edelmetallaugung war nicht
erforderlich, da das Erz genügend lösliches dreiwertiges Eisen
enthielt, um das Redoxpotential stets oberhalb von ca. 300 mV,
bezogen auf die Silber-Silberchlorid-Elektrode (3 mKCl) zu
halten. Die Thioharnstoffkonzentration wurde in Abständen von
15-30 Minuten analytisch ermittelt. Aufgrund der Oxidation
des Thioharnstoffs zeigte sie eine starke Tendenz zur Abnahme.
Nach jeder Konzentrationsbestimmung wurde der oxidierte Thioharnstoff
durch berechnete Zugabemengen von Natriumhydrogensulfit
wieder reduziert. Der Berechnung lag zugrunde, daß
1 Reduktionsäquivalent 1 Mol oxidierten Thioharnstoff entspricht.
Nach 5 1/2-stündiger Reaktionszeit wurde die Erztrübe abfiltriert.
Die insgesamt verbrauchte Menge an Natriumhydrogensulfit
betrug 3,7 g. Auf die Tonne Erz bezogen und auf SO₂
umgerechnet, ergab sich ein spezifischer Reduktionsmittelbedarf
von:
Der effektive Thioharnstoffverbrauch während der Laugung war
aus der maximalen Konzentrationsabnahme von ca. 0,2 g/l wie
folgt anzugeben:
Das Filtrat von 0,825 l enthielt 22,1 mg/l Silber und 2,55 mg/l
Gold entsprechend einer Ausbeute von 16,5% Silber und
56,7% Gold.
Der Laugungsrückstand wurde in (III) zunächst mit 1 l einer
90° heißen Thioharnstofflösung (90 g/l) gewaschen, um adsorbiertes
Edelmetall freizusetzen.
Diese 1. Waschlösung reicherte sich dabei auf einen Gehalt
von 40,9 mg Silber und 0,983 mg/l Gold an, entsprechend
einer Ausbeute von 37,1% Silber und 26,5% Gold. Der Thioharnstoffgehalt
verringerte sich beim Waschen von ursprünglich
90 g/l auf 79,4 g/l.
Im zweiten Waschgang in (III) mit 1 l 90°C heißem Wasser erhöhte
sich die Edelmetallausbeute um weitere 1,32 mg Silber
und 0,082 mg Gold, entsprechend 1,2% Silber und 2,2% Gold.
Außerdem wurde der am Erzrückstand adsorbierte Thioharnstoff
zurückgewonnen. Die Waschlauge enthielt 15,9 g/l Thioharnstoff.
Zusammengefaßt ergibt sich folgende Übersicht über die Ausbeuten:
Zur Demonstration der Fortschrittlichkeit des erfindungsgemäßen
Verfahrens der Laugung eines edelmetallhaltigen Materials
bei gleichzeitiger Anwesenheit eines Oxidations- und
eines Reduktionsmittels in wäßrigem Medium werden tabellarisch
(vergl. Tabelle 2) die an dem Blei-Zink-Erz gemäß Beispiel 1
erhaltenen Ergebnisse wiedergegeben, die der bisherigen
Technologie der Behandlung mit Cyanid und Thioharnstoff
entsprechen.
Der Versuch lieferte drei unterschiedliche Thioharnstoff-Edelmetallösungen.
Hieraus müssen die Edelmetalle abgeschieden
und der Thioharnstoff zur Wiederverwendung zurückgewonnen
werden.
Die Edelmetalle der drei Lösungen konnten in der ersten Stufe
entsprechend Fig. 1, Variante 1, an einem stark sauren Kationaustauscher
vollständig abgetrennt werden, da die pH-Werte
in keinem Fall unter 1,5 lagen. Verwendet wurde eine Säule
mit 100 g Austauscherfüllung entsprechend einer Kapazität
von 285 mg Silber.
Die Säule wurde mit 0,23 l 0,5 molarer Schwefelsäure regeneriert.
Die drei Lösungen wurden getrennt auf Thioharnstoff aufgearbeitet,
um sie anschließend ihren unterschiedlichen Aufgaben
wieder zuführen zu können.
Nach Adsorption der Edelmetalle in (Va) am Kaitonaustauscher
gemäß Fig. 1, Variante 1, wird die edelmetallfreie Lösung zur
erneuten Erzlaugung nach (I) zurückgeführt.
Die nach dem Waschen aus (III) erhaltene 1. Waschlösung mit
einem Gehalt von 79,4 g/l Thioharnstoff wurde in (Va)
durch Adsorption an Aktivkohle gemäß Abb. 1, Variante 3 auf
einen Thioharnstoffgehalt von unter 20 g/l gebracht. Verwendet
wurde 500 g Aktivkohle Hydraffin BK 12 in einer Körnung von
0,5-1,6 mm.
Aus dieser Lösung wird der verbliebene größere Anteil der
Edelmetalle in (VIa) (Fig. 2) durch eine weitere Adsorptionssäule,
die mit dem gleichen Aktivkohletyp gefüllt war, entfernt.
Die zweite Waschlösung wird vor der Wiederverwendung in (III)
durch Adsorption des Thioharnstoffs in (Va) regeneriert.
Für die Adsorption an Aktivkohle in (Va) ergab sich
eine Kapazität von 140 g Thioharnstoff je kg Aktivkohle.
Gleichzeitig wurden die geringen Edelmetallmengen aus der
Lösung mit adsorbiert.
Die der Aufschlußlauge und den Waschlösungen 1 und 2 entstammenden
Gehalte an Edelmetall und Thioharnstoff auf den Adsorptionssäulen
(Va) und (VIa) (Fig. 2) wurden durch Aufgabe
von über 60° heißem Wasser desorbiert und der Edelmetallgewinnung
in (IX) (Fig. 2) durch Zementation mit Zink oder
Elektrolyse zugeführt.
Die von den Edelmetallen befreite Thioharnstofflösung wurde
in den Laugungsprozeß nach (I) zurückgeführt.
Gewonnen wurden 60 mg Silber und 3,1 mg Gold entsprechend einer
Ausbeute von 54% Silber bzw. 85% Gold bezogen auf die eingesetzte
Erzmenge.
Der Verlust an Thioharnstoff während des Prozesses lag in der
Größenordnung von 0,5 g, entsprechend 1 bis 1,25 kg/t eingesetztes
Erz.
Das hier verwandte Erz enthielt 13 g/t Gold, welches jedoch
vorwiegend in Pyrit verwachsen war.
Ohne Vorbehandlung sind solche Erze nicht zu laugen. In der
Technik ist es üblich, den Schwefelgehalt des Pyrits abzurösten,
um das Gold für die Laugung freizulegen.
Als Vorbehandlung für die saure Thioharnstofflaugung erschien
es jedoch vorteilhafter, den Pyrit durch einen sauren hydrometallurgischen
Aufschluß zu zerstören. Als Aufschlußmittel
bot sich heiße Eisen-III-Sulfatlösung an, da sie mit der späteren
Laugungslösung systemkonform ist.
600 g Erz, aufgemahlen (<44 µm)
250 g Eisen-III-Sulfat (22,4% FeIII)
600 ml Schwefelsäure (100g/l H₂SO₄)
wurden 5 Stunden bei ca. 95° gerührt und danach abfiltriert.
250 g Eisen-III-Sulfat (22,4% FeIII)
600 ml Schwefelsäure (100g/l H₂SO₄)
wurden 5 Stunden bei ca. 95° gerührt und danach abfiltriert.
Der feuchte Filterkuchen wurde ungewaschen mit 600 ml
Thioharnstofflösung (1 molar) aufgeschlämmt und 2 Stunden bei
Raumtemperatur gerührt.
Ein Oxidationsmittelzusatz war nicht erforderlich, da mit der
Filterkuchenfeuchte noch genügend dreiwertiges Eisen in den
Laugungsansatz eingebracht worden war, um das Redoxpotential
bei ca. 400 mV, gemessen gegen die Ag/AgCl-Bezugselektrode,
zu halten. Ebenso blieb der pH-Wert durch die mit der Filterkuchenfeuchte
eingetragene Aufschlußsäure während der gesamten
Laugungsdauer bei ca. 0,9 praktisch konstant.
Die anfängliche Thioharnstoffkonzentration von 28,5 g/l wies
die erwartete fallende Tendenz auf. Sie konnte jedoch durch
Einblasen geringer Mengen SO₂-Gas auf durchschnittlich 28,3 g/l
gehalten werden. Mit einem zu 0,81 l bestimmten Flüssigkeitsvolumen
und einem Erzeinsatz von 600 g errechnet sich
daraus der spezifische Thioharnstoffverbrauch zu 0,27 kg/t.
Der Laugungsansatz wurde abfiltriert, mit 1 l 90° heißer
Thioharnstofflösung (90 g/l) und danach mit 1 l 90° heißem
Wasser gewaschen und anschließend getrocknet. Es resultierten
560 g Erzrückstand mit 2,2 g/t Gold, was einer Extraktionsrate
von 84,2% Gold entspricht.
Für dieses Beispiel wurde ein Material, bestehend aus 40%
Antimon (als Oxid), 30% Kohlenstoff, 179 g/t Gold sowie Silikate
und nichtaufgeschlossener Pyrit, verwendet, das als
Rückstand bei der Verhüttung pyritischen Antimonerzes anfiel
und aus dem die Edelmetalle durch Einsatz von Cyaniden nicht
zu extrahieren waren.
Ein Teil des Goldes war adsorptiv vom Antimonoxid gebunden,
der Rest lag eingeschlossen in den Silikaten und im nichtaufgeschlossenen
Pyrit vor.
Solche Rückstände lassen sich mit Cyaniden ebenso wenig laugen
wie Erze mit bestimmten organischen (freien Kohlenstoff enthaltenden)
und anorganischen (lehmigen) Anteilen.
Durch Anwendung des in Beispiel 1 beschriebenen Verfahrens
konnten auch solche Rückstände erfolgreich behandelt und das
darin enthaltene Gold in befriedigender Ausbeute gewonnen
werden.
Eingesetzt wurden:
1000 g Rückstand mit einem Gehalt von 179 g/t Gold,
1500 ml Thioharnstofflösung (30 g/l Thioharnstoff) und
2,1 g SO₂ (in Form von Na₂SO₃).
Eingesetzt wurden:
1000 g Rückstand mit einem Gehalt von 179 g/t Gold,
1500 ml Thioharnstofflösung (30 g/l Thioharnstoff) und
2,1 g SO₂ (in Form von Na₂SO₃).
Als Ergebnis wurden 95,7 mg Gold erhalten, was einer Ausbeute
von 53,5% entsprach.
Der Thioharnstoff wurde durch heißes Waschen des Laugungsrückstandes
praktisch quantitativ zurückerhalten.
Als Ausgangsmaterial werden Haldenrückstände eingesetzt, die
0,53 g/t Gold und 115 g/t Uran enthalten. Beide Metalle sollen
durch eine gemeinsame Laugung in schwefelsaurem Medium gelöst
und anschließend selektiv getrennt werden. Das Gold lag zur
Hälfte als laugbares Metall vor, die andere Hälfte war unangreifbar
in Mineralbestandteilen eingeschlossen.
Es wird eine Suspension folgender Zusammensetzung hergestellt:
825 g Haldenmaterial
600 ml Wasser
75 ml Schwefelsäure (150 g H₂SO₄/l)
1,5 g Braunstein
825 g Haldenmaterial
600 ml Wasser
75 ml Schwefelsäure (150 g H₂SO₄/l)
1,5 g Braunstein
Die Suspension wird 2 Stunden lang bei 60°C gerührt. Danach
wird Thioharnstoff bzw. ein Gemisch aus Thioharnstoff und Natriumpyrosulfit
zugesetzt. Innerhalb von 20 Minuten stieg die
Goldkonzentration auf 0,3 mg Au/l, was dem vollständigen Ausbringen
des löslichen Goldanteils entspricht. Zur Extraktion
des Urans wurde weitere 5 Stunden gerührt. Der nach dieser
Zeit erhaltene Rückstand wird nach Abfiltrieren auf seinen
Gehalt an Gold und Uran untersucht.
Die erhaltenen Ergebnisse sind in der nachfolgenden Tabelle 3
wiedergegeben.
Bei Aufarbeitung dieses Haldenrückstandes zeigt sich, daß das
erfindungsgemäße Verfahren auch bei Anwesenheit von Uran die
höchsten Ausbeuten an Gold liefert.
Wird die Laugung bei 30°C durchgeführt, ist, um zum gleichen
Ergebnis zu gelangen, eine etwas höhere Thioharnstoffkonzentration
erforderlich.
Aus Versuch 2 wurden 0,86 l Lösung erhalten, die 0,3 mg/l
Gold und 99 mg/l Uran enthielt.
Durch Behandeln der Lösung mit 0,3 g gekörnter Aktivkohle
(Type Norit PK 0,25-1) wurde innerhalb von 5 Stunden die
Goldkonzentration auf einen Wert unterhalb der Nachweisgrenze
von <0,1 mg/l gesenkt. Die gesamte Goldmenge befand sich an
der Aktivkohle adsorbiert. Durch Verbrennen der Aktivkohle
wird das Gold elementar erhalten. Das Uran blieb mit 93 mg/l
praktisch vollständig in Lösung und konnte daraus nach bekannten
Verfahren gewonnen werden.
Claims (5)
1. Verfahren zur hydrometallurgischen Gewinnung von Edelmetallen
aus edelmetallhaltigen Materialien durch Behandlung
mit Thioharnstoff in wäßrigem saurem Medium in
Gegenwart eines Oxidationsmittels, insbesondere dreiwertiges
Eisen, und eines Reduktionsmittels, insbesondere
Schwefeldioxid,
dadurch gekennzeichnet,
daß zur Senkung des Thioharnstoffverbrauchs in der Lösung
ein Redoxpotential von 250 bis 600 mV gegen die
Ag/AgCl-Elektrode eingestellt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß ein pH-Wert unter 1,5 und ein Verhältnis Fe3+ zu
Thioharnstoff größer 2 eingehalten wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß als Oxidationsmittel dreiwertiges Eisen aus zweiwertigem
Eisen durch induzierte Oxidation mittels eines
SO₂/Luftgemisches erzeugt wird.
4. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 3,
gekennzeichnet durch
folgende Schritte:
- a) Nach der Laugung mit Thioharnstoff erfolgt Abtrennen der ausgelaugten Feststoffe von der edelmetallhaltigen Lösung und desorbierendes Auswaschen des Feststoffes, auch mit angesäuerter Thioharnstofflösung.
- b) Ausschleusen des ausgelaugten Rückstandes
- c) Adsorption des Thioharnstoffs aus den Lösungen an Aktivkohle
- d) Adsorption der Edelmetalle an Aktivkohle bzw. an saure Kationenaustauscher oder an Ionenaustauscherharzen vom Thioltyp
- e) teilweise Rückführung der Thioharnstoff enthaltenden Lösung in den Aufschlußbehälter
- f) Desorption des Thioharnstoffs durch heißes Wasser von der Aktivkohle
- g) Desorption der Edelmetalle durch Thioharnstofflösung oder durch Säuren und Abscheiden der Edelmetalle durch unedle Metalle oder durch Elektrolyse nach bekannten Verfahren.
5. Verfahren nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Edelmetalle durch Verbrennen der Aktivkohle
gewonnen werden.
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-
1984
- 1984-01-20 DE DE19843401961 patent/DE3401961A1/de active Granted
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