DE33951C - Neuerungen in der Vertheilung von Elektricität - Google Patents
Neuerungen in der Vertheilung von ElektricitätInfo
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Description
KAISERLICHES
PATENTAMT.
Die Inductionsrollen, bestehend aus zwei isolirten Drahtspiralen und einem gemeinsamen
Kern aus Eisendrähten, in der Art der Ruhmk ο rf f-Apparate, wurden seit längerer Zeit
schon mit Wechselströmen dazu verwendet, um die Elektricität zu transformiren. Mit
Hülfe dieser Transformation kann die Elektricität auf grofse Entfernungen billig fortgeleitet
und in mehreren localen Stromkreisen für Licht und andere Zwecke benutzt werden.
Doch ist es bisher nicht gelungen, die Vertheilung der elektrischen Ströme mit diesen
Mitteln so zu bewerkstelligen, wie es die praktische Anwendung erfordert, nämlich so,
dafs man die Anzahl der Verbrauchsstellen nach Belieben vermehren oder vermindern
könne, ohne die Function der übrigen Verbrauchsstellen zu alteriren. Auch ist es bisher
nicht möglich gewesen, das Verhältnifs der nützlichen Leistung zur aufgewendeten Kraft,
d. h. den Nutzeffect der Transformation in gleichem Werthe zu erhalten, wenn auch der
Stromverbrauch . in den Verwendungsstellen, wie Lampen u. s. w., bald gröfser, bald
kleiner ist.
Um diese beiden wichtigen Zwecke zu erreichen, d. h. um die einzelnen Verbrauchsstellen von einander unabhängig zu machen
und um den Nutzeffect der Transformation möglichst günstig und auch bei sehr veränderlicher
Leistung möglichst constant zu erhalten, wird für die Anwendung von Inductionsapparaten
folgendes Verfahren benutzt.
Man gruppirt die Inductionsrollen in secundäre Vertheilungsstationen. Die primären Rollen
einer solcher Station zweiter Ordnung schaltet man entweder hinter einander oder parallel mit
einander. In ersterem Falle müssen die secundäiren oder inducirten Wickelungen sämmtlicher
Inductionsrollen einen einzigen localen Stromkreis bilden, gleichgültig, ob man die inducirten
Wickelungen parallel oder hinter einander schaltet. Im anderen Falle, wenn nämlich die
primären Rollen parallel gekuppelt sind, kann man jede einzelne inducirte Rolle zu einem
besonderen secundären Stromkreis ausbilden, oder man kann auch, wie im ersten Falle,
sämmtliche inducirten Rollen einer solchen Station zu einem gemeinsamen localen Stromkreise
vereinigen.
Die Verbrauchsstellen werden in den Localstromkreis jedenfalls parallel eingeschaltet. Als
Hauptregel gilt aber, dafs die einzelnen Gruppen von Inductionsrollen oder die einzelnen. Stationen zweiter Ordnung immer nur Zweigstromkreise
zu dem Hauptvertheilungsstrange des primären Stromes bilden sollen.
Man erhält dadurch ein Vertheilungsnetz, bestehend aus beliebig vielen mit einander parallel
verbundenen Zweigstationen und beliebig vielen von einander getrennten Localstromkreisen.
Die Stationen zweiter Ordnung macht man dadurch von einander unabhängig, dafs man
die Spannung des primären Stromes, dort, wo er in die secundären Stationen eintritt, unveränderlich
erhält. Hierzu bedient man sich der bekannten Controlapparate für Stromspannungen
und verändert in der Hauptstation die Kraft der erregenden Magnete bei den Stromgeneratoren
immer in dem Mafse, dafs die betreffende Stromspannung unverändert „bleiben
mufs.
Die einzelnen Verbrauchsstellen in den Lücalstromkreisen
sind vermöge ihrer Vertheilung als Abzweigungen vom secundären Leitungsstrange schon an und für sich von einander
unabhängig, wenn nur der innere Widerstand der inducirten Drahtrollen verhältnifsmäfsig
gering ist und wenn die primäre Spannung der Station sich nicht ändert.
Wenn die Unabhängigkeit einzelner Lampengruppen von einander noch vollständiger sein
soll, dann ist es zweckmäfsig, diese betreffende Gruppe von einer separaten Leitung zu speisen,
denn es können beliebig viele secundäre Stromkreise, von einander isolirt, aus einer Rolle
entnommen werden.
Also beruht dieses System der Elektricitätsverth eilung darauf, dafs sowohl im primären
Vertheilungsnetze als auch in allen Localstromkreisen die Stromspannung immer unverändert
bleiben mufs.
Um in den Localstromkreisen Verbrauchsstellen mit verschiedener Stromspannung herzustellen,
' z. B. verschiedene Lampen zu speisen, theilt man dort, wo dies nothwendig ist, die
Secundärstation in mehrere Rollengruppen, welche mit ihren inducirten Rollen hinter einander
geschaltet sind.
Sowohl am Anfang und am Ende der inducirten Rollenserie, wie auch an den Punkten
der Untertheilung (Fig. i, die römischen Ziffern I bis IV) bringt man Klemmen an. Diese
Klemmen repräsentiren dann verschiedene Potentialdifferenzen-, und indem man von jeder
Klemme I, II, III und IV je eine Leitung führt, erhält man ein Localnetz, von welchem aus
man Lampen u. s. w. mit verschiedenen Stromspannungen speisen kann. Es ist z. B. die
Spannung zwischen I und II oder zwischen II und III oder zwischen III und IV 30 Volts,
zwischen I1 und III oder zwischen II und IV
60 Volts, und endlich zwischen I und IV 90 Volts.
Bei einer so ausgeführten Stromvertheilung wird in jedem Zweigstrange des grofsen primären
Leitungsnetzes eine verschiedene und veränderliche Stromintensität herrschen, im
Gegensatze zu den bisher bekannten Systemen, wo ebenfalls solche Inductionsapparate für die
Elektricitätsvertheilung, aber mit constanter Stromintensität im ganzen Vertheilungskreise
vorgeschlagen wurden. Und zwar verändert sich die primäre Stromstärke in jeder Zweigleitung
in dem Sinne, wie die Stromverbrauchsstellen in der betreffenden Zweigstation sich
vermehren oder vermindern. Dies kommt daher, weil die elektromotorische Gegenkraft
der Inductionsrollen gröfser wird, wenn die Intensität des betreffenden Secundärstromes abnimmt,
und umgekehrt. Daraus folgt, dafs der Energieverbrauch für jede Secundärstation sich
ähnlich verändert, wie der Stromconsum in dem dazu gehörigen Localstromkreise. Also
regulirt sich auch der gesammte Kraftaufwand sowie der Stromverbrauch im ganzen Vertheilungsnetze.
Um entweder den primären Strom in irgend einer Abzweigung, oder den secundären Strom
in einem Localstromkreise, wenn nothwendig, noch genauer zu reguliren, oder um die Stromintensitäten
in gewissen Leitungen absichtlich zu verändern, bedient man sich nicht der gewöhnlichen
Rheostaten oder Widerstände, sondern verwendet hierzu besondere Vorrichtungen. Diese bestehen aus Inductionsrollen, wie in
Fig. 2 dargestellt. Die eine Spirale A B, welche den zu regulirenden Strom in sich führt, ist
in ihrer Länge in Unterabtheilungen getheilt. Die Theilungspunkte sind 1 bis 11. Die zweite
Spirale α b erzeugt inducirte Ströme. Auch diese Spirale ist getheilt von 12 bis 21. Innerhalb
beider Spiralen befindet sich der Eisenkern K. Die Theilpunkte 1 bis 21 haben
Verbindungsdrähte, welche successive mit einem Contact C in Berührung gebracht oder von
ihm getrennt werden. Die Bewegung des Körpers C geschieht entweder mit der Hand
oder nach Umständen auch automatisch.
Je mehr von den Drahtspitzen, von 21 abwärts, den Körper C berühren, desto mehr
Windungen der Spirale α b werden kurz geschlossen, und von 11 abwärts, desto mehr
wird der Weg des Stromes von A bis B abgekürzt. Die Kurzschliefsung der Windungen
von 21 bis 12 bewirkt eine successive Verminderung der elekromotorischen Gegenkraft
in der primären Spirale A B und die Verkürzung des Stromweges von A bis B vermindert
ebenfalls den Widerstand, welcher dem Strom entgegengesetzt wird. Es ist also diese Vorrichtung ein compendiöses und sehr
einfaches Mittel, um die Stromstärke in einem gegebenen Stromkreise zu verändern. Das
wirksame Mittel entsteht daher, weil die elektromotorische Gegenkraft einer Spirale, welche
auf einen Eisenkern aufgewickelt ist, für Wechselströme unvergleichlich stärker ist, als
der eigentliche Widerstand des Drahtes, aus welchem die Spirale gebildet ist.
Für die Spiralen A B und a b verwendet man nicht nur isolirte Kupferdrähte, sondern
auch isolirte Drähte aus anderen, schlechter leitenden Metallen.
Fig. 3 stellt schematisch dar, wie die Zweigstationen vom Hauptleitungsstrang aus gespeist
werden. O ist die Centralstation; zwischen den zwei Leitungen des Hauptstranges M und
N herrscht eine unveränderliche Stromspannung. Es sind beispielsweise drei Secundärstationen
dargestellt. Station I besteht aus einer einzigen Inductionsrolle, Station II hat zwei Inductionsrollen,
deren primäre' Spiralen mit einander, und ebenso die secundären Spiralen mit ein-
ander parallel gekuppelt sind. Station III endlich besteht aus drei Inductionsrollen; hier
sind die primären Spiralen hinter einander, die secundären aber mit einander parallel geschaltet.
In den Localstromkreis der dritten Station ist bei C eine Regulirvorrichtung eingeschaltet,
von der Construction, wie solche oben im Zusammenhange mit Fig. 2 beschrieben wurde. Alle Nebenstationen der in Fig. 3
dargestellten Vertheilung sind vom Hauptleitungsstrang MiV parallel abgezweigt.
Claims (3)
- Paten t-An sp küche:ι. Bei Anwendung von Inductionsrollen für Wechselströme eine Anordnung dieser Apparate zur Bildung von Stromvertheilungsstationen zweiter Ordnung, nicht wie bisher durch Serienschaltung der Inductionsrollen in dem primären Hauptdraht, sondern durch parallele Abzweigungen der secundären Erregungsquellen von den zwei Zuleitungen des primären Leitungsstranges, zwischen denen eine möglichst constante" Potentialdifferenz erhalten wird, so wie beschrieben und in Fig. 3 und 4 dargestellt.
- 2. Bei Anwendung von Inductionsrollen für Wechselströme die Gruppirung der Rollen einer Station zweiter Ordnung, wie mit Bezug auf Fig. 1 beschrieben, in der Weise, dafs die inducirten Spiralen eine Spannungsserie mit mehreren Klemmen von verschiedener 'Potentialdifferenz bilden, und die Bildung eines Localstromes, von welchem aus Lampen u. s. w. mit verschiedenen Stromspannungen gespeist werden können.
- 3. Die Anwendung von eigenartig construirten Inductionsrollen, wie beschrieben und in Fig. 2 dargestellt, um auf einfache Weise, mit Benutzung der elektromotorischen Gegenkräfte solcher Inductionsrollen, verschiedene Widerstände für Wechselströme herzustellen und damit Wechselströme zu verändern oder zu reguliren.Hierzu 2 Blatt Zeichnungen.
Publications (1)
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