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Geschoßzünder. Der grundlegende Erfindungsgedanke der nachstehend
näher beschriebenen Geschoßzünderkonstruktionen besteht darin,' daß zwei Organe,
längsbeweglich in zwei in Richtung auf die Zünderspitze zu sich kreuzenden Bohrungen,
sich an .der Kreuzungsstelle dieser Bohrungen bis zum Abschuß -des Geschosses durch
besonders geartetes Ineinandergreifen gegenseitig sperren und' @daß sich entweder
das eine von ihnen oder das andere oder b;ide Organe zusammen zur Übernahme und
Durchführung sämtlicher oder beliebig vieler von allen Zünd- und Sperrfunktionen
eines -Geschoßzünders verwenden lassen.
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Die beiden Organe sind erstens ein Bolzen mit einer seitlichen Aussparung
und zweitens eine zu dieser Aussparung passende Kugel `oder erstens ein Bolzen mit
einer seitlichen Aussparung und dazu zweitens ein Bolzen mit einem kugelförmig.n
oder kugelähnlichem Kopf, der zur Aussparung im ersten Bolzen paßt. Die Verwendungsmöglichkeit
der beiden Organe ist -fast unbeschränkt. Beispielsweise werden hier zwei vollständige
Zünderkonstruktionen beschrieben, von denen bei der einen, mit I bezeichneten, dem
Bolzen mit der Aussparung, bei der andern, mit II bezeichneten, der Kugel sämtliche
Hauptfunktionen des Zünders zugewiesen sind.
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Die Fig. i und 2 geben die eigenartige Kugelbolzensperrung mit VVecliselwirkung
wieder, die Fig. i einen Aufriß mit -den zwei Bohrungen für die beiden Sperrorgane,
die Fig. 2 einen` Aufriß der' Kugellaufbohrung, in d':e von hinten ,die Bohrung
für den Bolzen mit drei - Aüssparüngeinmündet. In den Fig.3, q. und 5 sind verschiedene
Querschnitte,d'argestellt, die die-Bohrung für den Bolzen mit der Aussparung und
diesen Bolzen selbst haben können. Die Fig. 6 und- 7 geben die Bolzen mit kugelförmigem
(Fig:_6) und mit kugelähnlichem (Fig. 7) Kopf Wieder, die an Stelle,der Kugel verwendet
werden können. In dien. Fig. 8 und 9 ist der Zünder -I in zwei Längsschnitten abgebildet,
bei dein der Balzen mit der Aussparung alle Hauptfunktionen des Zünders zu übernehmen
oder auszulösen hat. Die Schnittflächen der beiden Fig. 8 und 9 stehen so senkrecht
-oder annähernd senkrecht zueinander, daß die in Fig.9 gezeichneten Bohrungen senkrecht
oder annähernd senkrecht hinter der in Fig. 8 gezeichneten Bohrung für den Bolzen
mit der Aussparung liegen. Eig.9 gibt also den Schnitt d-b aus Fig. 8 wieider, der
aber zur Vereinfachung der Darstellung um- die Achse x-x in die Symmetrieebene c-d
gereht ist.
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In den Fig. io bis 15 ist der Zümder.II veranschaulicht, beji dem
-die Kugel alle Hauptfunktionen des Zünders zu übernehmen oder durchzuführen hat.
In der Fig. io gibt die Linie c-d die Lage .des in Fig. i i abgebildeten Ouerschnittes
an, indem umgekehrt die Linien u-b und a'-b' die Lage der in Fig. io d'argestellten
zwei Längssehn,ittflächen anzeigen. In -der Fig. i i ist die Ebene i-2-3, in der,
von oben gesehen, die zwei Bohrungen der Kugelbolzensperrung -liegen, zur @Ernütt=
lung von !deren wahrer Größe in - den-- Grundriß, :d . h. in die Schnittebene c-tl
- selbst umgeklappt gezeichnet. Der Längsschnitt ef -der Fig. 1:2 und. -der
.dazu. gehärende . Querschnitt
c'-d' der Fi-g. 13 zeigen
den Zünder im Verhältnis zu den Figuren io und i i um 9o° nach rechts gedreht, und
zwar teils in Ansicht und Draufsicht, teils im Schnitt. Aus der Fig.i3 ergibt sich,
von oben gesehen, die Lage der vier Hauptbohrungen deutlich. Die natürliche Größe
und die Lage der Bohrung für Aden Bolzen mit der Aussparung und der Zündkanäle im
Zünder in ihren Schnitteb--nen parallel zur Zünderachse, g-la und i-k, sind in Fig.
1q. diargestellt. Der Verlauf der Schnittlinien g-h, i-k ist aus :der Fib. 13 zu
ersehen. Die Fig. 15 gabt eine beim Zünder II verwandte zweite Sperrung für
die Kugel wieder, Id@ie hier aus einem zerreißbaren Band besteht.
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Die Kugelbolzensperrung mit Wechselwirkung beruht auf folgenden Gedanken.
Der Bolzen A mit der seitlichen Aussparung R (Fig. i) und die Kugel B (Fig. i und
2) oder an deren Stelle ein Bolzen B mit kugelförmigem (Fig.6) oder kugelähnlichem
(Fig.7) Kopf liegen in zwei iin Richtung zur Zünderspitze verlaufenden und sich
kreuzenden Bohrungen und können :sich je für s_ch nur in ihrer eigenen Bohrung vor-
und rückwärts bewegen (Fig. i und a). Zu diesem Zweck müssen bei kreisförmigem Querschnitt
beitder Bohrungen der Durchmesser der Bohrung für die Kugel B und der der
Kurgel B größer sein, als .der der Bohrung für den Bolzen A (Fig. i, z, 3),
während bei elliptischem oder rechteckigem oder !diesen Formen ähnlichem Querschnitt
der A-Bohrung nur deren kleinster Durchmesser kleiner sein muß als der Durchmesser
der B-Bohrung mit der Kugel B (Fig. q. und 5). Wird an Stelle der Kugel B ein Bolzen
B mit kugelförmigem oder kugelähnlichem Kopf (Fig.6 und 7) verwendet, dann braucht
bei genügender Länge und- Führung des Kugelkopfbolzens.B der Durchmesser der A-Bohrung
nicht kleiner zu sein als der oder B-Bohrung und .des Bolz;ns B. Das Festhalten
der Kugel B durch den Bolzen A tritt ein, wenn nach Einschieben der Kugel B .durch
die B-Bohrung von unten in ,die Aussparung'R des Bolzens Ader Bolzen A so weit von
unten gegen den Kreuzungspunkt der zwei Bohrungen weitengeschoben wird, daß die
Kante T der Bolzenaussparung R in die als Laufbahn der Kugel .dienende B-Bohrung
hineinragt (gestrichelte Stellung Fig. i). Dann verhirndert di--se Kante T die :Kugel
E vollständig daran, aus -der Aussparung R des Bolzens A heraus-und vom Bolzen A
fortzugelangen. Der Bolzen A ist seinerseits an der Kreuzungsstelle der zwei Bohrungen
schon indem Augenblick und so lange .gesperrt, wie die Kugel B in die Aussparung
R des Bolzens A bzw. in die A-Bohrünb hineinragt (strichpunktierte Stellung Fig.
i). Der Bolzen A und die Kugel B
lassen sich bei ihrer gegenseitigen
Sperrung an der Kreuzungsstelle ihrer Bohrungen so weit zusammenschieben; bis die
Kugel B an der Kante T und der Wand, S des Bolzens A und an der Wandstelle
U der B-Bohrung anstößt, wobei bei gleichem Radius von Kug-l-und Aussparungs.wölbung
die ganze Linde von S bis T der Aussparung an der Kugel anlegt (dick ausgezogene
Stellung Fig. i und auch Fig. 8). Die Kante T ragt -dabei um so weiter in die B-Bohrung
hinein, je spitzer der Schnittwinkel zwischen den beiden Bohrungen gewählt ist.
Ordnet man unter dem Bolzen A in dieser Sperrstellung einen starren Widerstand bei
C an oder übt man bei C auf den Bolzen A einen .starken Druck aus, so liegen der
Bolzen A und die Kugel B vollkommen fest, auch wenn sie beide an sich
in ihren Bohrungen viel Spiel haben. Übt man bei C auf den Bolzen A oder auch 1-
ei D auf die Kugel B einen schwachen und federnden Druck aus, so können der BolzenA
und die Kugel B je in ihrer Bohrung bei Erschütterungen vom Festliegepunkt
ziemlich weit weg- und zu ihm hinschwingen und .dabei ein klapperndes Geräusch verursachen.
Aus ihrer wechselseitigen Sperrung, bei der gew'ss,ermaßen, vergleichsweise, die
in der B-Bol;rrng bewegliche Kugel B an einem in der A-Bohrung beweglichen Haken
A aufgehängt ist, können die Kugel B und der Bolzen A aber nur heraus, wenn der
Bolzen A den Widerstand bei C so weit überwinden kann, daß seine Aussparungskante
T nicht mehr in die B-Bohrung hineinragt, und wenn gleichzeitig die Kugel
B bei D keinen Widerstand oder keinen solchen W;derstand, mehr vorfindet,
der sie daran hindert, in ihrer B-Bohrung nach unten wegzurollen. Die wechselseitige
Sperrung zwischen der Kugel B und dem Bolzen A ist also umgekehrt gelvährleistet,
wenn der Bolzen A bei C oder -die Kug--I B
bei D oder der Bolzen A bei C und
die Kugel B bei D geben Ausweichen genügenden Widerstand finden, der
auf jede beliebige Weise angeordnet sein kann mit Schraubenfedern, Flachfedern,
zerquetschbaren oder durchstoßbaren Hülsen oder Scheiben, abscherbaren. Stiften
u. dgl. mehr. Ordnet man bei C und bei D einen Widerstand an, so bildet beim Versagen
des einen der andere eine Reserve oder zweite Sicherung.
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Beim Abchuß des Geschosses trachten der Bolzen A und die Kugel B,
die beide ein ziemliches Gewicht haben, mit außerordentlicher Trägheitskraft in
ihren Bohrungen nach unten zu gelangen. Selbst wenn man für die denkbar größten
Transportbeanspruchungen und, unter Berücksichtigung einer mehrfachen, etwa. fünffachen
Sicherheit ausreichende
Wiederstände bei C oder D oder C und D
anordnet, werden diese Widerstände beim Abschuß des Geschosses durch die Trägheitskraft
von der Kugel B und dem Bolzen A spielend leicht überwunden.
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Bei den beiden in den Fig.8 bis 15 dargestellten Zünfdern I
und II wird der Bolzen A durch die wechselseitige Sperrung mit ,der Kugel B bis
zum Abschuß des Geschosses in einer Lage festgehalten,- in der er mit seinem Teil
festen Materials den Feuerweg zwischen der Sprengkapsel K und der Sprengladung M
sperrt (Fig. 9 und 1q.) und damit die Transportsicherheit des Züniders gewährleistet.
Für die wechselseitige Sperrung zwischen der Kugel B und dem Bolzen
A ist dabei bei beiden Zündern als Druckstück unter dem Bolzen A eine Schraubenfeder
C angeordnet und als Reservewiderstand bei D beim Zünder I eine durchbrechbare Scheibe,
beim Zünder II ein durchbrechbares Band (Fig. 15).
Bei beiden Zündern dient
der Bolzen A außer zur Wahrung der Transportsicherheit noch dazu nach dem Abschluß
des Geschosses während der Beschleunigungsperiode des Geschoßfluges ebenfalls den
Feuerweg z«üschen der Sprengkapsel h und der Sprengladung lld zu sperren und dadurch
Rohrkrepierer zu verhindern. Dies wird nach der Auslösung der wechselseitigen Sperrung
des Bolzens A mit der Kugel B dadurch erreicht, :daß die Trägheitskraft während
der Beschleunigung den Bolzen A am unteren Ende se:ner A-Bohrung festhält.
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Beim Zünder I (Fig. 8 und 9) bleibt der Bolzen A, der während der
wechselseitigen Sperrung mit der Kugel B natürlich nicht nach vorn an das Zündhütchen
gelangen kann, auch während des ganzen Geschoßluges: am unteren Ende der A-Bohrung,
gelangt also auch in dieser .Zeit noch nicht nach oben. Denn die A-Bohrung ist hier
so angeordnet, daß die Fliehkraft den Bolzen A in der A-Bohrung nach unten
drückt. Durch den Grad der Neigung zur Zünderachse, den man der A-Bohrung gibt,
hat man es in der Hand, die Fliehkraft stark oder wenig oder fast gar nicht zur
Geltung kommen zu lassen. Ist bei C, wie bei der Ausführung nach Big. 8 und 9, zur
Wahrung der wechselseitigen Sperrung zwischen .der Kugel B und d2m Bolzen A eine
starre Schraubenfeder angeordnet, so dehnt sich diese nach ihrer Zusammenpressung
durch die A.bschußkraft gegen Ende der Beschleunigungsperiode annähernd wieder bis
zu ihrer alten Lage aus, ohne dabei den Bolzen A nach vorn schnellen zu können,
weil einer so plötzlichen Ausdehnung schon die Fliehkraft in Bolzen A entgegenwirkt.
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Als dritte Aufgabe, neben der Wahrung der Transportsicherheit und
Rohrsicherheit des Zünders, ist beim Zünder I dem Bolzen A die planmäßige Entzün'd'ung
des Zündhütchens F beim Aufschlagen der Granate nach dem Schuß zugewiesen. Sie erfolgt
dadurch, daß der Bolzen A durch seine leb_nd'ige Kraft beim Aufschlagen der Granate
nach vorn geschleudert wird' und dabei miit der an seinem oberen Ende angebrachten
Zündnadel E in das festlegende Zündhütchen F hineinsticht, das in eine Abschlußschraube
eingelassen ist (Fig. 9) oder sonstwie an :der gleichen Stelle befestigt sein könnte.
Es könnte natürlich auch umgekehrt das Zündhütchen F am oberen Ende des Bolzens
A angebracht und die Zündnadel E feststehend in der Verschlußschraube oder sonstwie
anderen Stelle angeordnet sein. Die Stichflamme ;des Zündhütchens F kann entweder
direkt durch einen freien Zündkanal H hindurch oder mit Abbrennen eines Verzögerungspulversatzes
G auf die Sprengkapsel K wirken. Das Schließen und öffnen des Kanals H (bzw. das
Einstellen des Zünders auf O. V. (- ohne Verzögerung) oder M. V. (- mit Verzögerung)
kann durch die verschiedensten Konstruktionen bewirkt werden. Be_m Zünder I nach
Fig.9 ist hierfür ein Umstellhahn I vorgesehen. Die beim Aufschilagen der Granate
ebenfalls nach vorn s--hnellende Kugel B ist durch -die ihr cintgegenstehenden Zacken
:der Sperrscheibe D verhindert, m:t störender Wirkung in die A-Bohrun.g zu gelangen,
hätte aber auch ohne das Hindernis der Sperrscheibe D, die j a an sich als bloße
Reservesperrung nicht vorhanden zu sein braucht, bis zur Kreuzung der beiden Bohrungen
einen viel w--dteren Weg als die Aussparungskante T dies Bolzens
A
zurückzulegen, so daß s:e schon deshalb den Bolzen A nicht am Entzünden
des Zündhütchens F hindern könnte.
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Die vierte und letzte bei einem Aufschla,gzürnder in Betracht kommende
Aufgabe des Bolzens A im Zünder I - der Bolzen A soll ja bei diesem
Zünder sämtliche Sperr- und Zündfunktionen übernehmen - :ist die, das planmäß'g
entstandene Feuer der Sprengkapsel-K auf die Sprengladung M zu übertragen. Hierfür
befindet sich im unteren Teil des Bolzens A ein kleiner Sprengkörper
L, der entweder in ein quer .durch den Bolzen A gebohrtes entsprechendes
Loch (wie in Fig.9) oder in ein von unten ax:.al und konzentrisch in den Bolzen
A hineingebohrtes Loch (wie in Fig. ra@) eingelassen oder sonstwie befestigt sein
kann. Dieser Sp:engkörper L liegt dann, wenn der Bolzen A vorn :n das Zündhütchen
F sticht, gerade zwischen der Sprengkapsel K und dem Sprengkörper M; so ,daß man
nur den Bolzen A gegen ein- Zurückschnellen zu sichern braucht, um immer eine richtige
Feuerübertragung gewährleistet
zu sehen. Ist der -Sprengkörper L
im Bolzen A in einem quer durch den Bolzen A verlaufenden Loch gelagert
(Fig.9) und hat gleichzeitig der Bolzen A und die A-Bohrung runden Querschnitt,
so muß der Bolzen A außerdem gegen Drehen- gesichert werd-zn. Diesen beiden Anforderungen
ist bei der Konstruktion .des Zünders I nach Fig. 8 unrd 9 durch die Anordnung einer
basonderen Hülse V genügt. Die Hülse V selbst ist durch einen seitlich in
das Zündermetall hineinragenden Randzacken hl gegen Drehen gesichert. Der Bolzen
A ist auf der einen Seite unter dem Sprengkörper L seitlich abgeflacht und wird
an dieser flachen Stelle durch den entsprechend eingebogenen flachen Teil V., der
Hülse Z' geführt. _ Die beiden federnden Z:nken h" der Hülse V (Fig. 8), die- den
Bolzen A vor seinem Vorschnellen mit leichtem Druck umklammern, gehen nach dem Vorschnellen
des Bolzens A ein wenig zusammen und verhindern dadurch vollkommen ein Zurücktreten
des Bolzens A innerhalb der Hülse #' zwischen diese zwei federnden Z:nken oder Klammern
V3, die .ein entsprechandes Stück kürzer gehalten sind als die Hülse selbst. Ein
Zurückschnellen und Drehen des Bolzens A nach dem Entzünden des Zündhütchens F könnte
aber natürlich auch auf andere Weise, mit anderen Konstruktionen verhindert werden.
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Als besondere Vorteile dies Zünders sind die folgenden Tatsachen anzusehen:
Der Zünderlcörpar besteht aus einem einzigen Stück oder vielmehr er braucht nur
aus einem einzigen Stück hergestellt zu werden, das nur mehrfach durchbohrt -ist
und für das jedes beliebige Material, z. B. also auch Gußeisen, ja im Falle der
Ausgestaltung des Zünders als Bodenzünder auch Hartholz oder sonst irgendein billiges
festes Material verwendet werden kann. Der Zünder hat nur zwei bewegliche arbeitende
Teila, die Kugel B und ,den Bolzen A, d'e ebensowenig, wie die sämtlichen Bobrungen,
als Präzisionsarbeit ausgestaltet zu werden brauchen, weil sie nur auf die beim
Schießen auftretenden Hauptkräfte zu reagieren brauchen.
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Beim Zünder II hat die Kugel B die Hauptfunktionen des Zünders durchzuführen.
Bis zum Abschuß des Geschosses und während der Beschleunigungsperiode gilt für die
Kugelbolzensperrung hier @dasselbe wie beim Zün-:ler 1. Der Bolzen A gewährleistet
in seiner wechselseitigen Sperrung mit der Kugel B eine vollkommene Transportsicherheit
und in seiner Feuersparrlage während der B_-schleun.igungsperiode eine vollkommene
Rohrsicherheit des Zünders. Bei ,der Auslösung aus der wechselseitigen Sperrung
mit dem Bolzen A infolge des Abschusses des Geschosses durchbricht die Kugel= B-
das- Sperrbänd ,D (Fig: 15) und gelangt aus ihrer B-Bohrung heraus .in die Spiralbahn
0, und zwar mit einer ziemlich beträchtlichen seitlichen Kraftkomponente solcher
Richtung, daß die Kugel in der Kurvenbahn zuerst an das innere Ende dieser Bahn
zu rollen gezwungen ist, also nach Fig. i i zuerst nach rechts und nach Fig. 12
zuerst nach hinten. Die spiralenförmig oder spiralenähnlich !,in Drallsinn des Geschützes
gewundene Kurvenbahn 0 liegt in einer senkrecht zur Zünderachse angeordneten Ebene
oder auch gewölbten Fläche im unteren Teildes Zünders. Ist d ,ie Kugel B am inneren
Sp:ralbahnende angelangt, so wird ihr hier mit der vollen Umdrehungsgeschwindigkeit
des Geschosses eine solche Fliehkraft erteilt, daß sie nun an das äußere Ende rder
Kurvenbahn rollt. Der Umstand, daß die Spiralbahn 0 im Drallsinn des Geschosses
gewunden ist, also die in d'er Spiralbahn befindliche Kugel B gewissermaßen in ;die
Spirale wie in einen Strudel hineinzuziehen bzw. hineinzuschrauben trachtet, wirkt
jetzt nur noch verzögernd gegenüber der voll zur Entwicklung gelangten großen Fliehkraft.
Es vergeht eine ziemlich lange Zeit, bis -die Kugel B aus der B-Bohrung heraus zuerst
an das innere und von dort an das äußere End der Kurvenbahn 0 gelangt ist. Während
dieser ganzen Zeit ist der Zünder gewissermaßen ohne Schlagbolzen, d a die I"'-,ugel
B auch als Schlagbolzen =zu dienen .hat und diese Rolle des Schlagbolzens überhaupt
erst übernehmen kann, wenn sie am äußeren Ende der Sp_ralkurvenbahn 0 angelangt
ist. Denn erst von hier aus kann die Kugel beim Aufschlagen der Granate durch die
Schleuderbahn P nach vorn auf .den federnden Zündnadelhalter N schlagen (Fig. io
und 1q.) und dadurch diesen mit seiner Zündnadel E .in das Zündhütchen F hineinstoßen.
Der federnde Zündna.delh.alter N selbst ist an Gewicht so leicht und die ihn in
der Ruhelage des Zünders nach unten drückende Feder 0 so starr gehalten, -daß der
Zündnadelhalter N allein, ohne Nachhilfe von seiten der schweren Kugel B nie, auch
beim Aufschlagen des Geschosses nicht, in das Zündhütchen F hineinstechen kann (Fig.
io und 1d.). Bei Verwendung eines durch Schlag leicht zur Entzündung zu bringenden
Pulverkornes an Stelle eines anzustechenden Zündhütchens F könnte auch der Zündnadelhalter
N mit der Zündnadel E ganz weggelassen und das Pulverkorn F .durch die Kugel B selbst
unmittelbar zur Entzündung gebracht werden, indem diese beim Aufschlagen des Geschosses
durch die leere Schleuderbahn P hindurch direkt gegen das Pulverkorn F geschleudert
würde. Andererseits ließe sich auch die federnde Zündnadel (N mit E) selbst
beliebig
anders konstruieren und anordnen, als es gerade in den Zeichnungen io bis 15 geschehen
ist.
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Der Zünder II ist also be:m Abschuß verhältnismäßig sehr lange, nicht
bloß innerhalb des Geschützrohres, sondern noch ein weites Stück über die Geschützmündung
hinaus nicht entzündungsfähig, weil er ohne Schlagbolzen ist. Er ist also in besonders
weitgehendem Maße rohrsicher, soweit es sich nicht um fehlerhafte chemische Entzündung
der Sprengkapsel K .handelt, gegen die der Zünder aber auch, und zwar noch durch
.den in Sperrlage befindlichen Bolzen A gesichert ist. Nach der Beschleunigungsperiode
des Schusses braucht der Bolzen A beim Zünder 1I nicht wie beim Zünd; r I am unteren
Ende seiner Bohrung zu bleiben, da er außer der Gewährleistung einer unbedingten
Feuersperrung zwischen der Sprengkapsel K und dem Sprengkörper M bis zum Endet der
BeschleunigungspeDiode nur noch die Aufgabe der richtigen Feuerübertragung zwischen
der Sprengkapsel K und dein Sprengkörper M beim Aufschlagen des Geschosses zu übernehmen
hat. Man kann also hier d er A-Bohrung eine solche Richtung zur Zünderachse und
dem Schweipunkt des Bolzens A eine solche Lage geben, daß der Bolzen A entweder
während des ganzen Geschoßfluges durch. die Fliehkraft am unteren Ende seiner A-Bohrung
in der Feuersperrstellung festgehalten oder gleich nach der Beschleunigungsperiode
an -das obere Ende seiner A-Bohrung hinaufgehoben wird, in welcher Lage er dann
beim Aufschlagen des Geschosses schon in Feuerübertragungsstellungsteht. Im ersteren
Fall gerät er erst beim Aufschlagen: des Geschosses selbst vermöge seiner lebendigen
Kraft an -das obere Ende der A-Bohrung, also in die Feuerübertragungsstellung. Die
Art, wie der Bolzen A in dieser Stellung, in der er also mit seinem Sprengkörper
L das Feuer der Sprengkapsel K auf die Sprengladung M planmäßig überträgt, mechanisch
festgehalten, gegen Zurückprallen geschützt wird, kann beliebig gewählt werden,
z. B. so, wie beim Zünder I beschrieben.
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Auch dieser Zünder II kann mif und ohne Verzögerung verschossen werden,
wofür, wie beim Zünder I, sowohl ein freier Zündflammenweg H wie ein Weg über einen
Verzögerungspulversatz G angeordnet ist, von denen der freie Weg H beim Schießen
mit Verzögerung durch einen Bolzen I versperrt wird.