DE3328609C2 - - Google Patents
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Description
Die Erfindung betrifft eine nichtwäßrige elektrochemische
Zelle mit einer aktiven Metallanode, einer aktiven festen
Kathode und einem flüssigen Elektrolyten sowie ein Verfah
ren zu ihrer Herstellung. Sie betrifft weiterhin Elektro
lyte für nichtwäßrige elektrochemische Zellen und insbe
sondere Elektrolyte, die Schwefeldioxid (SO₂) aufweisen.
Obwohl Schwefeldioxid ein schlechtes Elektrolytlösungs
mittel ist, wird es dennoch vielfach in nichtwäßrigen
elektrochemischen Zellen in der Doppelfunktion des Katho
dendepolarisators und des Elektrolytlösungsmittels ein
gesetzt, da es eine hohe Energiedichte und eine hohe
Übertragungskapazität aufweist. Ohne seine Funktion als
Kathodendepolarisator wird SO₂ jedoch selten als Elek
trolytlösungsmittel allein eingesetzt, da es zusätzlich
zu seinen schlechten Solvatationseigenschaften mehrere
weitere Nachteile aufweist, die im allgemeinen auf die
Tatsache zurückzuführen sind, daß es bei Zimmertempera
tur und Normaldruck ein Gas ist (Kp. 10°C). Zweckmäßiger
weise wird das gasförmige SO₂ unter Tieftemperatur- und/
oder Hochdruckbedingungen in eine Flüssigkeit umgewandelt
und muß in dieser flüssigen Form bei Druckkonstanz ver
bleiben. Insofern weisen SO₂ enthaltende Zellen den Nach
teil auf, daß teure verstärkte Zellbehälter und hermeti
sche Dichtungen notwendig sind, die gegenüber dem flüch
tigen SO₂ resistent sind. Weiterhin sind zusätzliche
Kosten für die zu Beginn notwendige Verflüssigung des SO₂
und für die spezielle Handhabung notwendig, die insbe
sondere beim Füllen der Zellen mit dem flüchtigen, flüs
sigsen SO₂ entstehen. Außerdem sind die Sicherheitsaspekte
der SO₂ enthaltenden Zellen etwas problematisch, da die
notwendigen Sicherheitsentlüftungsmechanismen, die zum
Schutz vorgesehen sind, dennoch im Betrieb das giftige
gasförmige SO₂ in die Atmosphäre freisetzen.
Zur Unterstützung der Elektrolytsolvation und zur Ver
minderung des hohen SO₂-Dampfdrucks weisen die Zellen im
allgemeinen organische Kolösungsmittel, beispielsweise
Acetonitril, in Verbindung mit dem SO₂ auf. Dennoch ver
bleiben die Zellen trotz der Anwesenheit der organischen
Kolösungsmittel, die den Dampfdruck vermindern, unter
hohem Druck mit den diesen begleitenden Nachteilen. Zu
sätzlich schließen die organischen Kolösungsmittel, bei
spielsweise das vorstehend erwähnte Acetonitril, im all
gemeinen eine wirksame zyklische Zell-Ladung aus und
stellen manchmal selbst Sicherheitsprobleme dar, wenn die
Zellen verbraucht sind.
Elektrolyte, die sich leicht in SO₂ lösen lassen,
ohne daß organische Kolösungsmittel nötig sind, erzeugen
entweder Zellen mit schlechten Betriebsergebnissen, bei
spielsweise LiAlCl₄, oder sind im allgemeinen untragbar
teuer, beispielsweise Clovoboratsalze, wie Li₂B₁₀Cl₁₀.
Weiterhin lösen diese Salze nach dem Auflösen im verflüs
sigten SO₂, obwohl die Schadenprobleme gelöst sind, die
bei organischen Kolösungsmitteln auftreten, nicht die
Probleme, die durch den hohen Dampfdruck des Schwefeldioxids
verursacht werden.
Eine derartige Zelle, die einen entsprechenden
Elektrolyten aufweist, ist aus der DE 32 45 859 A1 bekannt.
Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine nichtwäßrige
Zelle der eingangs erwähnten Art zu schaffen, die einen unter
niedrigem Dampfdruck stehenden Elektrolyten auf der Basis von SO₂
aufweist und dementsprechend unter niedrigem Druck steht, sowie
ein Verfahren zur Herstellung eines derartigen Elektrolyten zur
Verfügung zu stellen.
Die Lösung dieser Aufgabe erfolgt erfindungsgemäß durch die Merk
male des neuen Anspruchs 1 bzw. 11.
Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung ergeben sich aus den
Unteransprüchen.
Weiterhin stellt die Erfindung eine vorteilhafte Zelle mit einem
Elektrolyten zur Verfügung, der eine sehr hohe Leitfähigkeit und
dementsprechend hohe Übertragungs- oder Entladeraten aufweist,
wirtschaftlich hinsichtlich der eingesetzten Bestandteile und de
ren Herstellung ist, eine Flüssigkeit bei Normaltemperatur und
-druck ist, in der nichtwäßrigen Zellumgebung chemisch stabil ist,
sich für Sekundärzellen oder wiederaufladbare Zellen einsetzen
läßt, als Elektrolyt über einen weiten Temperaturbereich einsetz
bar ist und ohne organische Materialien auskommt und daher sicherer
ist als übliche organische Elektrolyten.
Weitere Einzelheiten, Merkmale und Vorteile der Erfindung werden
an Hand der nachfolgenden Beschreibung unter Bezugnahme auf die
Zeichnung erläutert.
Es zeigt
Fig. 1 eine graphische Darstellung eines Dampfdruckvergleichs
eines bekannten SO₂-Elektrolyten und eines erfindungs
gemäßen Elektrolyten;
Fig. 2 eine graphische Darstellung von Leitfähigkeiten unter
schiedlicher erfindungsgemäßer Elektrolyte bei unter
schiedlichen Temperaturen;
Fig. 3 eine graphische Darstellung der Lade-/Entlade
eigenschaften einer Zelle, die einen erfindungs
gemäßen Elektrolyten aufweist;
Fig. 4-7 Entladekurven unterschiedlicher Zellen mit
Elektrolyten gemäß der Erfindung, wobei Fig. 5
die Ladekurve für eine Ausführungsform zeigt,
und
Fig. 8 eine graphische Darstellung der Polarisations
eigenschaften einer Zelle, die einen erfindungs
gemäßen Elektrolyten aufweist.
Im allgemeinen sind erfindungsgemäß ein Elektrolyt auf
der Basis von SO₂ mit hoher Leitfähigkeit und geringem
Dampfdruck (unterhalb: 2,026 · 10⁵ Pa) bei Raumtemperatur, vorzugs
weise unterhalb: 1,013 · 10⁵ Pa, ein Verfahren zu seiner Herstel
lung und sowohl nichtwäßrige primäre als auch sekundäre
Zellen vorgesehen, die aktive Metallanoden, beispiels
weise aus Alkali- oder Erdalkalimetall, deren Gemische
und Legierungen aufweisen und die einen derartigen Elek
trolyten mit niedrigem Dampfdruck enthalten.
Der erfindungsgemäße Elektrolyt besteht aus einem fest
gebundenen Schwefeldioxidkomplex mit einem Alkali- oder
Erdalkalimetallsalz, das darin löslich ist, beispiels
weise solchen Salzen, dessen Anion eine Gruppe 3A-Element-
Halogenid ist, wobei es sich hier um eine Gruppe des
periodischen Systems handelt. Die bevorzugten Elemente
der 3A-Gruppe sind Bor, Aluminium, Gallium und Indium,
während bei bevorzugten Alkali- und Erdalkalimetalle
Lithium, Natrium und Calcium sind.
Zu Beispielen der bevorzugten Gruppe 3A-Salze, die zur
Komplexbildung mit SO₂ geeignet sind, gehören LiAlCl₄,
LiGaCl₄,LiBF₄, LiBCl₄, LiInCl₄, NaAlCl₄, NaGaCl₄, NaBF₄,
NaBCl₄, NaInCl₄, Ca(AlCl₄)₂, Ca(GaCl₄)₂, Ca(BF₄)₂,
Ca(BCl₄)₂, Ca(InCl₄)₂, Sr(AlCl₄)₂, Sr(GaCl₄)₂, Sr(BF₄)₂,
Sr(BCl₄)₂, Sr(InCl₄)₂ und deren Gemische. Zu Salzen, die
nicht zur 3A-Gruppe gehören und sich dennoch zur Komplex
bildung mit SO₂ eignen, gehören Li₃SbCl₆ und LiSbCl₆.
Salze, die keinen Komplex mit SO₂ bilden, können jedoch
ggf. in dem Schwefeldioxidkomplex aufgelöst werden.
Die Komplexbildung von SO₂ mit dem Salz hängt eher
von den Äquivalentverhältnissen der eingesetzten Stoffe
als von den Molverhältnissen ab. Dieser Unterschied ist
beispielsweise aus den Erdalkalimetallsalzen ersichtlich,
die im allgemeinen zwei Äquivalente/Mol aufweisen. Die
Äquivalentverhältnisse liegen in einem Bereich von etwa
1 : 1 bis 1 : 4 (Salz : SO₂). Wegen dieser Variations
breite führt die Kombination des Salzes mit SO₂ eher in
seiner Natur zu einem Komplex als zu einer neuen Verbin
dung, die durch eine Reaktion gebildet wird. Obwohl die
tatsächliche Komplexierung des Salzes durch SO₂ im allge
meinen bis zu einem Verhältnis von 1 : 4 (Salz: SO₂) er
folgt, setzt der Zusatz von nichtkomplexiertem SO₂ zur Zel
le in einer Menge bis zu etwa 1 : 7 (Salz: Gesamt-SO₂) die
Zelle bei Raumtemperatur im allgemeinen nicht nachteilig
unter Druck. Bei einem Salz : SO₂-Verhältnis oberhalb 1 : 7
wird jedoch die Zelle nicht nur nachteilig unter Druck
gesetzt (oberhalb etwa: 2,026 · 10⁵ Pa), sondern auch die Leitfähig
keit des Elektrolyten wird hierdurch vermindert. Elektro
lyte, beispielsweise 1 molares LiAlCl₄ in SO₂ (Äquivalentverhältnis
von etwa 1 : 22 von LiAlCl₄ : SO₂) gemäß US-PS
34 93 433, stehen unter hohem Druck: 3,5455 · 10⁵ Pa und
werden gemäß diesem Patent bei Temperaturen zwischen -10°
bis -30°C eingesetzt.
Da es in der nicht verfügbaren komplexierten Form mit nur
einem sehr geringen, wenn überhaupt, Gehalt an nichtkom
plexiertem SO₂ vorliegt, funktioniert das SO₂ in dem Elek
trolyten nicht als aktiver Kathodenpolarisator. Der er
findungsgemäße Elektrolyt weist deshalb seinen Hauptein
satzbereich in elektrochemischen Zellen auf, die feste
Kathodendepolarisatoren besitzen. Zu derartigen Kathoden
gehören CuCl₂, CuO, CuS, MnO₂, Cr₃O₈, V₂O₅ sowie andere
Metallhalogenide, Oxide, Chromate, Vanadate, Titanate,
Wolframate, Chalcogenide und aktive Nichtmetallkathoden,
wie organische leitende Polymere, beispielsweise Polyace
tylen, Poly-p-phenylen, Polyphenylensulfid und verschie
dene Kohlenstoffverbindungen, wie CxS und CFn.
Obwohl zu erwarten gewesen wäre, daß feste Kathoden zu
Zellen führen würden, die eine verminderte Entladegeschwindigkeit
im Vergleich zu Zellen mit flüssigen Kathodendepo
larisatoren, wie SO₂, aufweisen, ist diese Verminderung
tatsächlich durch die unerwarteterweise sehr hohe Leitfä
higkeit des erfindungsgemäßen Elektrolyten sehr gering
gehalten. Weiterhin kompensieren die Vorteile eines im
wesentlichen nicht unter Druck stehenden Systems, insbe
sondere hinsichtlich der verbesserten Sicherheit, jegliche
Verminderung der Stromstärke.
Der erfindungsgemäße Elektrolyt-Komplex wird da
durch hergestellt, daß man SO₂ mit dem Alkali- oder Erd
alkalimetallsalz in den gewünschten Äquivalentverhältnissen
umsetzt. Eine derartige Reaktion kann dadurch ausgeführt
werden, daß man im wesentlichen verflüssigtes SO₂ mit dem
Salz bei den entsprechenden Äquivalentverhältnissen sättigt.
Es ist jedoch bevorzugt, daß das Salz mit dem SO₂ in gas
förmiger Form beispielsweise dadurch umgesetzt wird, daß
ein trockener SO₂-Strom durch das Salz geführt wird, wo
durch eine exotherme Reaktion unter Bildung eines flüssigen
Schwefeldioxidkomplex abläuft. Die erhaltene Flüssigkeit hat
einen niedrigen Dampfdruck (68 950 Pa) bei 20°C;
Kp.=etwa 40°C) und kann als Flüssigkeit im Gegensatz zum
verflüssigten SO₂ (Kp.=10°C) gehandhabt werden, das als
flüchtiges Material speziell gehandhabt werden muß. In Fig. 1
wird der Dampfdruck eines bekannten SO₂ enthaltenden
Elektrolyten (Kurve A) und eines LiAlCl₄ · 3,5 SO₂-Solvat-
Komplexes (Kurve B) bei verschiedenen Temperaturen vergli
chen. Bei Zimmertemperatur (20°C) weisen die bekannten
SO₂-Elektrolyten hohe Dampfdrücke,
etwa 344 750 Pa auf, während der erfindungsgemäße
SO₂-Komplex einen Dampfdruck von etwa 68 950 Pa
besitzt, der also unter Atmosphärendruck liegt. Der Druck
anstieg des Elektrolyt-Komplexes steigt logarith
misch mit der Temperatur bis zu einem Druck von
413 700 Pa bei 80°C an. Dies ist ein weiterer bemerkenswer
ter Unterschied im Vergleich zu dem Dampfdruck von
1 792 700 Pa bei 80°C bei den bekannten SO₂ enthal
tenden Elektrolyten.
Anzumerken ist, daß SO₂ nicht notwendigerweise direkt mit
dem Salz an sich umgesetzt werden muß, sondern auch tat
sächlich beispielsweise mit der Lewissäurekomponenten
und -basekomponenten des Salzes umgesetzt werden kann,
wobei gleichzeitig das Salz und der flüssige Schwefeldioxidkomplex
gebildet werden. Beispielsweise kann ein trockener
SO₂-Strom durch das LiAlCl₄-Salz oder ein 1 : 1 stoichio
metrisches Gemisch seiner Lewissäure- und -basekomponenten,
LiCl und AlCl₃, geführt werden, wobei der gleiche flüssi
ge LiAlCl₄ · xSO₂-Komplex gebildet wird. "x" nimmt
dabei einen Wert von etwa 1 bis 4 an, bezogen auf Äqui
valente. Das weitere Durchblasen von SO₂ führt zu einem
höheren Wert von "x" in dem Bereich. Niedrigere "x"-Werte
können dadurch erhalten werden, daß man etwas SO₂ aus dem
flüssigen Schwefeldioxidkomplex abdampft. Der Zusatz von über
schüssigem SO₂, wie er vorstehend beschrieben wurde, wo
bei das Verhältnis von Gesamt-SO₂ : Salz das Verhältnis
7 : 1 überschreitet, führt jedoch zur einem nachteilig
unter Druck stehenden Elektrolyten (oberhalb etwa 2,026 · 10⁵ Pa).
Bei Zimmertemperatur liegt die Leitfähigkeit des Elektro
lyt-Komplexes LiAlCl₄ · 3,5 SO₂ bei einem Wert von
etwa 1×10-1 Ohm-1cm-1, was der höchste Leitfähigkeits
wert ist, der bisher in einem nichtwäßrigen Elektrolyten
beobachtet worden ist. Es hat sich herausgestellt, daß
der erfindungsgemäße Elektrolyt in Gegenwart von Lithium
anoden sehr stabil ist und das Lithium elektrochemisch
abgeschieden und abgelöst werden kann, wobei
ein Wirkungsgrad von über 97% sogar über langandauernde
zyklische Lade- und Entladebehandlungen erhalten wird.
Hierdurch wird ein besonders einsetzbarer Elektrolyt für
wiederaufladbare Lithium- oder andere Alkali- oder Erd
alkalimetall-Zellen zur Verfügung gestellt.
Der Schwelldioxidkomplex NaAlCl₄ · 2,8 SO₂, der eine etwas gerin
gere Leitfähigkeit von 8×10-2 Ohm-1cm-1 aufweist, die
jedoch dennoch sehr hoch ist, weist den Vorteil auf, daß
er bei niedrigen Temperaturen sich noch sehr gut einset
zen läßt, beispielsweise eine Leitfähigkeit von
2×10-2 Ohm-1cm-1 sogar bei -30°C aufweist. Im Gegensatz
zu LiAlCl₄ · xSO₂-Komplexen, die bei Temperaturen
zwischen etwa -8 bis -15°C gefrieren, gefrieren NaAlAl₄ ·
xSO₂-Komplexe bei etwa -44°C und sind daher günstiger
einsetzbar, wenn der Betrieb bei niedrigen Temperaturen
erfolgen soll.
Der Schwefeldioxidkomplex Ca(AlCl₄)₂ · 2,75 SO₂, der eine Leitfä
higkeit von 1,7×10-2 Ohm-1cm-1 bei Zimmertemperatur und
eine Leitfähigkeit von etwa 10-3 Ohm-1cm-1 bei -35°C auf
weist, gefriert nicht und wird bei etwa -50°C unbeweg
lich. Dementsprechend kann er zu anderen SO₂-Komplex-
Salzen, wie LiAlCl₄ · 3,5 SO₂, zugemischt werden, wobei ein
Elektrolyt mit hoher Leitfähigkeit und einer Einsetzbar
keit bei sehr niedrigen und hohen Temperaturen erhalten
wird.
Andererseits wurde festgestellt, daß die Einverleibung
zusätzlicher Mengen anorganischer Lösungsmittel, bei
spielsweise SOCl₂, S₂Cl₂, SCl₂, SO₂Cl₂ und deren Gemische,
in den Elektrolyt-Komplex ebenfalls die Einsetz
barkeit bei niedrigen Temperaturen verbessern kann. Bei
spielsweise gefriert ein Gemisch von 90 Gew.-% LiAlCl₄ · 2,7
SO₂ und 10 Gew.-% SOCl₂ (mit einem Gehalt von 1 m LiAlCl₄)
bei etwa 25°C und weist eine Leitfähigkeit von etwa
1,8×10-2 Ohm-1cm-1 bei -20°C auf.
Obwohl festgestellt wurde, daß Lithium in Gegenwart von
beispielsweise NaAlCl₄ und Ca(AlCl₄)₂-Elektrolyt-
Komplexen stabil ist, ist es für die Anwendung bei sekun
dären oder wiederaufladbaren Zellen bevorzugt, daß das
komplexierte Salz Kationen enthält, die dem Anodenmetall
entsprechen.
Für die Anwendung bei primären Zellen können andere Salze,
beispielsweise die vorstehend erwähnten Natrium- und
Calciumsalze, wirksam in Verbindung mit Lithiumanoden
eingesetzt werden, um insbesondere eine verbesserte Ein
setzbarkeit bei niedrigen Temperaturen zu erreichen. Zu
sätzlich und vorzugsweise für die Anwendung bei primären
Zellen können Elektrolytsalze, die normalerweise nicht in
SO₂ allein löslich sind, durch stoichiometrisches Kom
plexieren sowohl mit SO₂ als auch einem organischen Kolö
sungsmittel, beispielsweise Acetonitril, Ethern, wie
Dimethoxyethan, Propylencarbonat und dgl., verwendet wer
den. Zu derartigen Salzen gehören LiBr, LiClO₄, LiAsF₆
und LiPF₆. Das organische Kolösungsmittel macht dabei
derartige Salze in SO₂ löslich und liegt nur in einer
solchen Menge vor, daß das Salz als Ko-komplex gebunden
wird, wobei die bei freien organischen Materialien vor
handenen Gefahren nicht vorliegen. Lösliche Salze können
in ähnlicher Weise mit einem solchen Ko-Komplex einge
setzt werden.
Die Tatsache, daß der erfindungsgemäße Elektrolyt trotz
seiner SO₂-Komponente einen niedrigen Dampfdruck aufweist,
führt zu einer Reihe von sehr bedeutenden wirtschaftlichen
Vorteilen und Sicherheitsvorteilen. Hiermit hergestellte
Zellen müssen nämlich nicht verstärkt oder auf andere Wei
se gegenüber einem unter Druck stehenden Inhalt wider
standsfähig gemacht werden. Die Entlüftung führt eben
falls nicht zu einer Emission von sich rasch ausbreiten
den schädlichen SO₂-Dämpfen, sofern sie überhaupt als
Sicherheitsvorkehrung notwendig ist. Weiterhin unterlie
gen hermetische Dichtungen für die Zellen nicht dem Ab
bau, da das normalerweise korrodierende SO₂ im gebundenen
Zustand vorliegt. Tatsächlich können wirtschaftlichere
Dichtungen eingesetzt werden, die für nicht unter Druck
stehende Zellen geeignet. Mit Ausnahme der zu Beginn re
lativ einfachen Herstellungsweise bei der Bildung des
flüssigen Elektrolyt-Komplexes, wie das vorstehend
beschrieben worden ist, sind im Kontrast zur Handhabung
von unkomplexiertem flüchtigem SO₂ keine spezielle Hand
habung oder Lagerung notwendig. Das Füllen der Zellen mit
dem Elektrolyten erfolgt einfach mit einer stabilen Flüs
sigkeit im Gegensatz zu dem Füllen der Zellen mit einer
flüchtigen, unter Druck stehenden Flüssigkeit, wie SO₂.
Die Erfindung wird an Hand der Beispiele erläutert. Soweit
nicht anders angegeben, beziehen sich sämtliche Teile auf
das Gewicht.
Stoichiometrische Mengen von LiCl und AlCl₃ werden in
einem Glasbehälter vorgelegt. Anschließend wird wasser
freies SO₂ durch die Salzteilchen durchgeleitet. Es wird
ein klarer flüssiger Schwefeldioxidkomplex LiAlCl₄ · SO₂ rasch
unter Wärmeentwicklung gebildet. Nach dem Abkühlen auf
Zimmertemperatur wird das molare oder äquivalente Verhält
nis von LiAlCl₄ : SO₂ im Schwefeldioxidkomplex bestimmt und
liegt bei 1 : 3,1. Weiteres Durchblasen von wasserfreiem
SO₂ durch LiCl und AlCl₃ führt zu einem anderen klaren
flüssigen Schwefeldioxidkomplex mit einem Äquivalentverhältnis
von LiAlCl₄ : SO₂ von 1 : 3,5.
Die Verdampfung von etwa SO₂ aus dem LiAlCl₄ · 3,1 SO₂-
Komplex führt zu einem weiteren klaren flüssigen
Schwefeldioxidkomplex mit einem Äquivalentverhältis von
LiAlCl₄ : SO₂ von 1 : 2,6.
Die Leitfähigkeiten der drei flüssigen Schwefeldioxidkomplexe bei
unterschiedlichen Temperaturen wurden danach gemessen und
sind in Fig. 2 als Kurven C, D bzw. E gezeigt. Die erhal
tenen Leitfähigkeiten sind die bisher für nichtwäßrige
Elektrolyten erhaltenen höchsten Werte.
Weiterhin zeigte metallisches Lithium, das in den Elektro
lyten über vier Wochen aufbewahrt wurde, keinerlei Korro
sion, was darauf hindeutet, daß derartige Elektrolyt-
Komplexe in Lithium enthaltenden Zellen stabil
sind.
Gemäß Beispiel 1 wird ein NaAlCl · 2,8 SO₂-Komplex
hergestellt, wobei an Stelle von LiCl NaCl eingesetzt wird.
Seine Leitfähigkeit bei unterschiedlichen Temperaturen
ist in Fig. 2 als Kurve F angegeben.
Ein Ca(AlCl₄)₂ · 2,75 SO₂-Komplex entsprechend
Ca(AlCl₄)₂ · 5,5 SO₂ im molaren Verhältnis wird gemäß Bei
spiel 1 in einem stoichiometrischen Verhältnis von
CaCl₂ : 2 AlCl₃ hergestellt. Die Leitfähigkeit bei verschie
denen Temperaturen ist in Fig. 2 durch die Kurve G ange
geben.
Ein gemischter Schwefeldioxidkomplex aus (LiAlCl₄+4 Ca(AlCl₄)₂ ·
5,6 SO₂ (molares Verhältnis) wird dadurch hergestellt, daß
man SO₂ durch AlCl₃,LiCl und CaCl₂ (molares Verhältnis
von 9 : 1 : 4) leitet. Der erhaltene flüssige Schwefeldioxidkomplex
weist bei unterschiedlichen Temperaturen die in Fig. 2
angegebene Leitfähigkeitskurve auf.
Ein Gemisch eines 90%igen LiAlCl₄ · 2,7 SO₂-Komplexes
und 10% 1 m LiAlCl₄ inSOCl₂ wird hergestellt und weist
bei unterschiedlichen Temperaturen die in Fig. 2 angege
bene Leitfähigkeitskurve I auf.
Eine kathodenbegrenzte elektrochemische Zelle wird mit
einer 2 g-Kathode aus 60% CuCl₂, 30% Graphit und 10%
Polytetrafluorethylen (PTFE) hergestellt, die auf einem
Nickelnetz gepreßt wurde, eine Abmessung von 2,5×4,1 cm
aufweist und durch zwei Lithiumanoden mit ähnlichen Ab
messungen sandwichartig umgeben ist. Die Zelle wird mit
dem LiAlCl₄ · 3,1 SO₂-Komplex-Elektrolyt gemäß Bei
spiel 1 gefüllt und bei einem Strom von 40 mA (2 mA/cm²)
bis zu einer Abschaltspannung von 2,6 Volt entladen und
bei einem Strom von 20 mA (1 mA/cm²) bis 4,05 Volt bei
kontinuierlicher zyklischer Arbeitsweise geladen. Die
Zelle liegt bei etwa 350 Zyklen in der Nähe von 100%
der Kathodenkapazität für den Ein-Elektroden-Übergang
(Li+CuCl₂→CuCl+LiCl). In Fig. 3 sind die Lade- und
Entladekurven für den Zyklus Nr. 6, 173 und 230, gezeigt.
Die Gesamtkapazität beträgt 72 Ah bei etwa 36 Li-Umsätzen
(97% wirksam an der Anode). Die anfängliche theoretische
primäre Kapazität beträgt 0,24 Ah.
Gemäß Beispiel 6 werden drei Zellen hergestellt mit dem
Elektrolyt-Komplex gemäß Beispiel 4, (LiAlCl₄+
4Ca(AlCl₄)₂) · 5,6 SO₂. Die Zellen werden bei Stromstärken
von 20 mA, 40 mA bzw. 60 mA entladen. Die dabei erhalte
nen Ergebnisse sind in Fig. 4 gezeigt.
Es wird eine Zelle gemäß Beispiel 6, jedoch mit dem Elek
trolyt-Komplex gemäß Beispiel 5 hergestellt (90%
LiAlCl₄ · 2,7 SO₂ und 10% 1 m LiAlCl₄ in SOCl₂). Die Zelle
wird zyklisch bei 40 mA (2 mA/cm²) entladen und bei 20 mA
(1 mA/cm²) geladen. Die Lade-Entladungs-Kurve des 6. Zyk
lus ist in Fig. 5 gezeigt.
Eine Zelle gemäß Beispiel 6 wird hergestellt, jedoch mit
einer 3 g-Kathode aus 60% CuO, 30% Graphit und 10% PTFE.
Die Zelle wird bei 40 mA entladen, wobei die in Fig. 6
gezeigten Ergebnisse erhalten werden.
Eine Zelle gemäß Beispiel 6 wird hergestellt, jedoch mit
einer 3 g-Kathode aus 60% Cus, 30% Graphit und 10%PTFE.
Die Zelle wird bei 40 mA entladen und weist die in Fig. 7
gezeigten Ergebnisse auf.
Eine spiralförmig aufgewickelte Li/MnO₂-Zelle mit Lithium-
und MnO₂-Elektroden der Abmessung 15,9 cm×2,5 cm, die
auf eine theoretische Kapazität von 0,75 Ah kathodenbe
grenzt ist, wird mit dem LiAlCl₄ · 3,1 SO₂-Elektrolyten
gemäß Beispiel 1 gefüllt. Die Zelle zeigt zu Beginn eine
Leerlaufspannung von 4,0 Volt. Anschließend wird die Zelle
bei 85 mA entladen und gibt eine Kapazität von 0,56 Ah
bis zu einer Abschaltspannung von 2,0 Volt ab. Anschlie
ßend wird die Zelle bei 40 mA 14 Std. geladen und an
schließend wiederum bei 40 mA unter Abgabe von 0,4 Ah
bei der zweiten Entladung entladen. Fig. 8 zeigt die Po
larisation der Zelle während der Entladung und Ladung.
Der wirksame Einsatz des erfindungsgemäßen Elektrolyten
mit geringem Dampfdruck in Li/MnO₂-Zellen kann die Proble
me lösen, die auf reaktionsfreudige Elektrolytsalze und
flüchtige Lösungsmittel zurückzuführen sind, die im allge
meinen in derartigen elektrochemischen Zellsystemen ver
wendet werden, beispielsweise Lithiumperchlorat und
Dimethoxythan. Diese werden einfach durch den relativ
sicheren erfindungsgemäßen Elektrolyten ersetzt.
Aus den vorstehenden Beispielen ist zu entnehmen, daß die
erfindungsgemäßen Elektrolyt-Komplexe zu im wesent
lichen nicht unter Druck stehenden Zellen führen, die
wirksam wiederaufgeladen werden können. Weiterhin weisen
einige Ausführungsformen Leitfähigkeiten auf, die über
den Leitfähgkeiten bisher bekannter Elektrolyte liegen,
die im allgemeinen bei Zimmertemperatur Leitfähigkeiten
unterhalb etwa 5×10-2Ohm-1cm-1.
Schließlich können Änderungen in den Kathodenmaterialien,
der Elektrolytzusammensetzung und den Verhältnissen sowie
den Zellsystemen gemacht werden.
Claims (13)
1. Nichtwäßrige elektrochemische Zelle mit einer akti
ven Metallanode, einer aktiven Festkathode und einem
flüssigen Elektrolyten, dadurch gekennzeichnet,
daß der Elektrolyt einen flüssigen Schwefeldioxid
komplex beinhaltet, der
- a) einen niedrigen Dampfdruck aufweist und
- b) aus den Komponenten
- i) Schwefeldioxid und
- ii) einem oder mehreren Alkali- oder Erdal kalimetallen aufgebaut ist, welche in Schwefeldioxid löslich und zur Kom plexbildung fähig sind,
wobei das Äquivalentverhältnis von einem oder mehre
ren Salzen : SO₂ im flüssigen Elektrolyten in einem
Bereich von 1 : 1 bis 1 : 7 liegt.
2. Zelle nach Anspruch 1, dadurch gekenn
zeichnet, daß eines oder mehrere Salze als
Anionen-Gruppe 3A-Element-Halogenide enthalten.
3. Zelle nach Anspruch 1 oder 2, dadurch ge
kennzeichent, daß eines oder mehrere
Salze LiAlCl₄, LiGaCl₄, LiBF₄, LiBCl₄, LiInCl₄,
NaAlCl₄, NaGaCl₄, NaBF₄, NaBCl₄, NaInCl₄, Ca(AlCl₄)₂,
Ca(GaCl₄)₂, Ca(BF₄)₂, Ca(BCl₄)₂, Ca(InCl₄)₂, Sr(AlCl₄)₂,
Sr(GaCl₄)₂, Sr(BF₄)₂, Sr(BCl₄)₂, Sr(InCl₄)₂, Li₃SbCl₆,
LiSbCl₄ oder deren Gemische sind.
4. Zelle nach einem der Ansprüche 1-3, dadurch
gekennzeichnet, daß als Material für
die Festkathode Metallhalogenide, Oxide, Chromate,
Vanadate, Titanate, Wolframate, Chalcogenide, Polyace
tylen, Poly-phenylen, Polyphenylensulfid, CxS oder
CFn in Frage kommen.
5. Zelle nach einem der Ansprüche 1-4, dadurch
gekennzeichnet, daß die Metallanode
aus Lithium besteht.
6. Zelle nach einem der Ansprüche 1-5, dadurch
gekennzeichnet, daß das Äquivalentver
hältnis in einem Bereich von 1 : 1 bis 1 : 4 liegt.
7. Zelle nach einem der Ansprüche 1-6, dadurch
gekennzeichnet, daß der Elektrolyt ein
organisches Lösungsmittel aufweist, das in Verbindung
mit dem SO₂ eines oder mehrere Salze ko-komplexiert.
8. Zelle nach einem der Ansprüche 1-7, dadurch
gekennzeichnet, daß die Zelle zusätzlich an
organische Lösungsmittel SOCl₂, SO₂Cl₂, S₂Cl₂, SCl₂
oder deren Gemische aufweist.
9. Zelle nach einem der Ansprüche 1-8, dadurch
gekennzeichnet, daß die Anode aus
Lithium ist, der Elektrolyt SO₂ ist und mit LiAlCl₄,
NaAlCl₄ und/oder Ca(AlCl₄)₂ komplexiert ist, wobei
das Äquivalentverhältnis eines oder mehrerer dieser
Salze zu SO₂ im flüssigen Elektrolyten in einem Be
reich von 1 : 1 bis 1 : 4 liegt.
10. Zelle nach Anspruch 9, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Kathode CuCl₂, CuO, CuS
oder MnO₂ ist.
11. Verfahren zur Herstellung des Elektrolyten gemäß
Anspruch 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß man
gasförmiges SO₂ mit einem oder mehreren Salzen in
fester Form in Berührung bringt und anschließend den
hergestellten flüssigen Schwefeldioxidkomplex ent
fernt.
12. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet,
daß die Salze in Form ihrer Lewissäuren und -basen
in fester Form vorliegen, anschließend mit gasförmi
gem SO₂ in Berührung gebracht werden und danach der
hergestellte flüssige Schwefeldioxidkomplex entfernt
wird.
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