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Verfahren zum gleichzeitigen Verlöten, ganzer Flächen von Ringgeflecht
oder einzelner Stränge ineinandergehängterRingglieder aus Lotdraht, bei welchem
das von allen Fremdkörpern gereinigte Geflecht bzw. Strang in eine konzentrierte
Lösung von Borax (oder sonstigen Desoxydationsmittels) getaucht, alsdann auf einer
erhitzten Matte getrocknet wird. Um zusammengehängte- Ketten einzelner Drahtringe
so zu verlöten, d'aß die Fugen vollkommen ausgefüllt werden, ohne daß dabei das
Lot auf die Außenfläche der- Glieder überfließt, bediente man sich bisher hauptsächlich
zweier Verfahren. Entweder man versah den betreffenden Draht vor der Verarbeitung
mit einem lötwidrigen Überzuge oder man behandelte die zusammengehängten Ringe nach
derselben in ähnlicher Weise und entfernte diesen Überzug wieder nach dem Löten.
So geeignet diese Verfahren für Ketten sind, namentlich wenn aus stärkerem Draht
und in unbeschränkten Längen hergestellt, urn so mangelhafter sind die Resultate
bei feinen Ringgeflechten,-wie solche -für Börsen und Taschen gebraucht werden.
Die Ketten werden in straff gespanntem Zustande durch die Maschine geführt und eine
Verschiebung der einzelnen Glieder an den Hangstellen, die vor dem Löten gedeckt
sind, findet fast nicht statt, also auch keine Reibung aneinander: Die Deckmasse
bleibt fast unverletzt. Bei einem Ringgeflecht dagegen sind die gleichzeitig behandelten
Berührungsstellen äußerst zahlreich, die Ringe verschieben sich vor dem Löten beim
Trocknen und Einführen in die Löthitze in ihrer Lage zueinander so fortwährend,
daß das Decken nur unvollständig erfolgt und dadurch an den ungedeckten Stellen,
wenn sie zufällig Schnittstellen sind, leicht ein Steiflöten eintritt. Andererseits
dringt auch zuweilen das Deckmittel in die Fuge ein und verhindert deren gründliche
Auslötung. Die Ringe gehen dann bei einiger Spannung auseinander, fallen heraus
und das Geflecht verliert seinen Zusammenhang.
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Die nachfolgend beschriebene Erfindung ist , von diesen Mängeln frei.
Die Wirkung des neuen Verfahrens beruht auf der Kapillarität einer möglichst konzentrierten
Lösung von Borax, welche von einem engmaschigen Gewebe um so energischer äufgesaugt
wird, aus je feineren Einzelfasern es besteht, einer Lösung, welche beim Erhitzen
einen beträchtlichen, festen Rückstand hinterläßt. Dieser setzt sich zwischen den
einzelnen ineinandergreifenden Ringteilen fest und verhindert deren Rückkehr in.die
Lage, welche sie vor dem Eintauchen in .die Lösung einnahmen.
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Das ineinandergehängte fertige Ringgeflecht aus Lotdraht wird zunächst
in bekannter Weise mittels einer heißen Lösung von kaustischem Kali von fettigen
Unreinigkeiten sowie durch Eintauchen in Zyankalilösung von etwaigen Sulfidüberzügen
befreit und die Reste -dieser Lösungen durch kochendes Wasser entfernt, so daß man
eine von allen fremden Substanzen freie Metalloberfläche
vor sich
hat. Hierauf wird das Geflecht einige Minuten lang in ein heilte, konzentrierte
Boräxlösung eingetaucht, bis alle Luft aus den Fugen und Zwischenräumen entwichen
ist und legt es dann auf eine bereitgestellte, heilte Blechplatte, welche von unten
durch eine regulierbare Gasflamme etwas über den Siedepunkt der Boraxlösung erhitzt
wird. Währenddessen wendet man das Geflecht wiederholt, um das Festkleben an der
Platte zu verhindern. Als Folge dieser Behandlung beobachtet man ein deutliches
Schrumpfen des Geflechtes sowohl in der Längen--wie Breitenausdehnung, welches darauf
zurückzuführen ist, daß die zuerst dicht aneinänderliegenden, sich von innen berührenden
- Kreisumfänge durch die zwischen sie eindringende Boraxflüssigkeit vermöge der
Kapillarkraft auseinandergedrängt und dadurch die Ringmittelpunkte einander näher
gerückt werden. Die in das Innere des anderen Kreises. greifenden Ringstücke jedes
Kreises, ebenso der Abstand' in Höhe beider Mittelpunkte werden dadurch größer und
an den Stellen, wo beide Ringe sich kreuzen, setzt sich so viel Boraxlösung zwischen
sie, daß sie einander nicht mehr berühren. So kommt eine gänzliche Isolierung der
Drahtringe zustande, welche deren Steiflöten unmöglich macht.
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Beim Erhitzen des mit Boraxlösung getränkten Geflechtes darf die Grenze
nicht überschritten werden, jenseits welcher der , Borax sein Kristallwasser verliert,
das Volumen wieder abnimmt und er in eine amorphe, lose Mässe zerfällt, wodurch
die Wirkung des Verfahrens illusorisch wird. Dem zu begegnen, wird das getrocknete
Geflecht in eine warme `Lösung von Fluoron getaucht und dann abermals durch Erhitzen
getrocknet. Dies Fluoron ist nicht etwa eine Fluor enthaltende Lösung, welcher Substanz
eine Einwirkung auf den Lötprozeß zugeschrieben werden könnte. Es verdankt seinen
Namen lediglich seinem Gehalt an Fluorescin, einem Alkaloid, welches zur Gruppe
.der Phtaleine gehört und aus Steinkohlenteer hergestellt wird. Seine Bestandteile
sind C, H und O, es hat eine dem Fluor ähnliche, gelbgrüne Farbe, aber sonst nichts
mit diesem gemein. Im wesentlichen ist es eine Boraxlösung, evtl. mit etwas freier
Säure, und ihre Funktion besteht nur darin, die etwa beim Trocknen des imprägnierten
Geflechtes entstehenden kleinen Hohlräume und Risse zwischen den Metallringen auszufüllen
und das Überspringen des Lotes zu verhindern. Der Zweck ist nicht der, das Ansetzen
des Lötmittels von außen,. sondern die Berührung der Metalldrähte zu verhüten. Die
Benutzung des .Fluorons stellt eine Vorsichtsmaßregel dar, um Fehler in der Lotung
mit Sicherheit auszuschließen. Denn es dringt, weil ziemlich dünnflüssig, -zwischen
einzelne Ringfugen ein, die bei- der ersten Imprägnierung allenfalls nicht mit Boraxlösung
ausgefüllt wurden.
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So entsteht eine lückenlose Lotung der Schnittstellen: Nach
dem zweiten Trocknen ist das Geflecht steif wie eine gebackene Masse und kommt nunmehr
in das Lötfeuer, indem man es auf eine rotwarm gemachte Schamotteplatte 'legt .und
mit dieser in die Muffel schiebt. Durch ein Loch in der Tür überwacht der geübte
Beobachter die Erhitzung, damit der Schmelzpunkt des Lotes nicht merklich .überschritten
und der Draht selbst nicht weich wird. Hiernach nimmt man das Geflecht heraus, läßt
erkalten und prüft mit einer Stahlnadel die Festigkeit der Lotung an den Fugen.
Genügt sie nicht, so wiederholt man die Erhitzung im Ofen, bis die Probe befriedigend
ausfällt. Das immer noch steife Geflecht wird alsdann gebrochen, d. h., das durch
festen Borax bewirkte Zusammenhaften der einzelnen Glieder wird aufgehoben. Dies
erfolgt durch Biegen des Geflechtes über eine Kante, oder bei größeren Mengen bzw.
Flächen besser durch eine mechanische Vorrichtung, indem z. B. das Geflecht zwischen
harthölzernen Walzen hindurchgeführt wird, welche mit Längsriefen versehen sind.
Das Profil dieser wird so bemessen, daß dieselben ein einzelnes Ringglied nicht
verbiegen, zwei steif verbundene Glieder aber nicht ungetrennt durchlassen. Zuletzt
wird das Geflecht in gewohnter Weise durch. verdünnte Säure oder im Schüttelfaß
von allen fremden Bestandteilen befreit.
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Die Wirkung des Verfahrens beruht also darauf, daß vermöge der Kapillarität
die Berührungsstellen der einzelnen Ringglieder soweit auseinandergerückt werden;
daß nachdem Erhitzen ein fester Rückstand' zwischen ihnen bleibt, den -das geringe
aus den feinen Drähten austretende Lotquantum nicht überspringen kann. Bedingung
ist aber, daß die Drähte nicht so schwer .sind, um dem Auseinanderdrängen der Berührungsstellen
durch die Kapillarkraft zu widerstehen. Das Verfahren ist daher um so sicherer,
j e feiner der verwendete Draht und je kleiner die Ringglieder sind. Es eignet sich
für einzelne-Kettenstränge wenig und versagt gänzlich bei solchen aus dicken, schweren
Drähten. Von dem bekannten Deckverfahren unterscheidet es sich grundsätzlich dadurch,
daß eine Behandlung des Geflechtes mit lötwidriger Deckmasse nicht stattfindet und
der Kettenstrang (bzw. das Geflecht) eb-ensowenig vor dem Löten gebrochen wird (s.
Anspruch 2 der genannten IZatentschrift). Dies würde hier dem Zweck durchaus zuwider
sein. Vielmehr findet das Brechen des Geflechtes erst nach
dem Löten
statt und soll nur den Ringgliedern ihre Beweglicl-lceit wiedergeben, während dasselbe
bei jenem Verfahren dazu dient, der Deckmasse Zutritt zu der Hangstelle zu verschaffen:
Die Kapillarwirkung der Lösung könnte ohne Zweifel auch durch eine andere Substanz
als Borax erreicht werden;. da man aber ein Desoxpd'ationsmittel zum Löten der Fugen
nicht entbehren kann, so ist der Borax am geeignetsten, weil er beide Wirkungen,
die physikalische und die chemische, zugleich ausübt. Die Ersetzung des Fluorons
durch ein anderes Material erscheint hiernach kaum möglich, weil - ein solches,
das diese Eigenschaften hat, nicht bekannt ist.
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Die Ausübung des Verfahrens erfordert wenig Zeit; es liefert ein tadellos
gelötetes Geflecht, bei welchem nach den angestellten Versuchen eine Trennung einzelner
Schnittfugen durch die Beanspruchung des normalen Verbrauches ausgeschlossen ist.