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Waschmittel. Die reinigende Wirkung der Seifen beruht bekanntlich
auf der teilweisen Spaltung in Fettsäure und Alkali, welche sie in wässriger Lösung
erleiden. Der in Freiheit gesetzten, in feinster Verteilung befindlichen (kolloidal
gelösten) Fettsäure fällt dabei eine doppelte Aufgabe zu: einerseits löst sie, unterstützt
durch das gleichzeitig einwirkende Alkali, das Fett, mittels dessen der Schmutz
an den zu reinigenden Gegenständen haftet, anderseits hüllt sie die losgelösten
Schmutzteilchen ein und erhält sie dadurch in der Seifenlösung schwebend, so daß
sie sich mit dieser wegspülen lassen.
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Jedes Waschmittel, das in seiner Wirkung der Seife nahekömmen soll,
muß daher ebenfalls erstens eine fettlösende Substanz, die sich im Waschwasser in
feinste Verteilung bringen läßt, und zweitens ein Mittel enthalten, welches den
abgelösten Schmutz in Suspension erhält. Die bekannten Lösungsmittel für Fette,
in Sonderheit die Kohlenwasserstoffe und deren Chlorsubstitutionsprodukte, haben
sich deshalb bisher nicht als Seifenersatzmittel verwenden lassen, weil es nicht
gelungen ist, sie, ohne wiederum Seife zu Hilfe zu nehmen, in dem Wasser in die
erforderliche feine Verteilung zu bringen, es sei denn durch sehr heftige Durchmischung,
wie sie sich in der Praxis beim Waschen nicht durchführen läßt.
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Es wurde nun gefunden, daß sich den genannten Fettlösungsmitteln in
überraschend einfacher Weise die Fähigkeit verleihen läßt, auch in Abwesenheit von
Seife oder seifenähnlichen Mitteln mit Wasser beständige Emulsionen zu bilden, wenn
man sie von einem feinpulvrigen festen Körper von hohem Aufsaugungsvermögen, wie
etwa Kieselgur, Kaolin, Magnesiumkarbonat o. dgl., aufsaugen läßt. Man erhält so
ein lockeres Pulver, das beim Eintragen in Wasser eine milchig trübe Flüssigkeit
von hoher Reinigungskraft bildet. Das in dem Wasser verteilte, eine große Oberfläche
bietende feste Pulver übernimmt dabei neben der Aufgabe, eine Entmischung von Wasser
und organischen Lösungsmitteln zu verhindern, auch diejenige, den Schmutz auf sich
niederzuschlagen.
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Auch durch die Anwesenheit löslicher Salze wird eine Entmischung der
Waschflüssigkeit nicht herbeigeführt. Dies äußert eine günstige Wirkung einerseits
darin, daß hartes Wasser zum Waschen mit den neuen Waschmitteln ebenso gut geeignet
ist -wie weiches, anderseits darin, daß man, wo es zweckdienlich erscheint, ohne
Nachteil milde Alkalien (Borax, Soda, Pottasche usw.) oder Bleichmittel (z. B. Perbörate
oder andere Persalze) oder beide gleichzeitig zusetzen kann.
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Gegenüber der Seife besitzt ein so hergestelltes Waschmittel folgende
Vorzüge: i. Die Dauer des Waschens wird bei gleicher Wirkung erheblich abgekürzt;
a. Reiben -ist unnötig. Es genügt eine mäßige Bewegung der Flüssigkeit und der Wäsche
in dem Waschfaß.
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3. Kalk- und Magnesiasalze beeinträchtigen die Wirksamkeit nicht.
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q.. Das neue Waschmittel ist bedeutend billiger herzustellen als irgendeine
Seife.
5. Die Beschaffung der Rohstoffe ist jederzeit möglich.
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Folgendes Beispiel möge die Zusammensetzung eines Waschmittels der
genannten Art veranschaulichen: Ioo Teile Xylol, Ioo - Kieselgur, Ioo - Kaolin,
5o - Soda.
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Die Anwendung geschieht in der Weise, daß die unter Zusatz von Soda
gut eingeweichte Wäsche, etwa in einer Waschmaschine, mit I Prozent des Waschmittels
bis nahe zum Kochpunkt erhitzt wird.
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Von dem bei A n des, Waschmittel, Chemisch-technische Bibliothek,
Band 320, Seite 137, beschriebenen Fußbodenreinigungsmittel, bei welchem ebenfalls
Infusorienerde neben einem flüssigen Kohlenwasserstoff verwendet wird, unterscheiden
sich die neuen Waschmittel durch Abwesenheit von grobkörnigen, mit Wasser nicht
suspendierbaren Stoffen (Sand) und einen viel höheren Gehalt an organischer Flüssigkeit.
Gegenüber der Waschflüssigkeit der britischen Patentschrift 13054897 besitzen sie
den großen Vorteil, daß sie in wasserfreier, pulvriger Form hergestellt und versendet
und erst unmittelbar vordem Gebrauch dem Waschwasser zugesetzt werden. Auch kommen
bei dem Verfahren des britischen Patents die für den Erfolg des Waschens notwendigen
festen Bestandteile nicht zur Geltung.