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Verfahren zur Herstellung von Druckflächen. Bei allen Kopierverfahren
zur Erzielung umgekehrter Tonwerte ist es nötig, nachdem die nicht von der Kopie
bedeckten Stellen einer farbabstoßenden Fläche mit irgendwelchen Mitteln farbannehmend
gemacht worden sind, Farbe aufzuwalzen oder aufzureiben und hierauf die Kopierschicht
mit verschiedenen Mitteln zu entfernen. Die Nachteile dieses oft abgeänderten Verfahrens
sind durch die darauf bezüglichen zahlreichen Patentschriften bekannt. Der Grund
des Versagens lag darin, daß bei allen Abänderungen es nicht gelang, die farbabstoßende
und farbannehmende Eigenschaft unterschiedlich genug zu halten und, falls sie vorhanden
war, zu erhalten, denn. die Kolloidschicht, die meistens zum Kopieren benutzt wird,
läßt sich nicht sehr willig entfernen; bei dem Abreiben werden dann Kolloidteile
unter Druck auf die farbannehmenden Flächenteile -gebracht, die nur von einem dünnen,
in physikalischem Sinne nicht als zusammenhängend zu betrachtenden Hauch von Färbe
bedeckt sind. Hierdurch leidet die farbannehmende Fähigkeit; in analoger Weise werden
Farbteilchen auf die farbabstoßenden Flächenteile gedrückt und beeinträchtigen deren
Eigenschaft. Wenn auch die ersten Handandrucke gelingen, so halten dann die Druckflächenteile
in der Auflage nicht Farbe, und die weißen Stellen beginnen allmählich zu schmieren.
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Diese Mängel werden nach der Erfindung behoben. Vorausgesetzt, daß
die entwickelten Stellen des Bildes ausgesprochen farbannehmend sind und die unter
der kopierten Schicht und der etwa vorhandenen Zwischenschicht liegenden Bildteile
ausgesprochen farbabstoßend sind, kann dieser Gegensatz voll und rein erhalten werden,
wenn es gelingt, gleichzeitig mit der Lösung der kopierten Schicht Fett den farbannehmenden
und Feuchtigkeit den farbabstoßenden wasseranziehenden Stellen zuzuführen. Dies
gelingt durch jede Suspension und jede Emulsion, gebildet aus Öl, Farbe, Fett, Harz,
Graphit und einer wässerigen Flüssigkeit, wobei eine solche Mischung sich in kolloidalem
Zustande oder in einem Zustand gröberer Dispersion befinden kann.
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-Der Vorgang, der sich beim Auftragen einer solchen Mischung auf eine
Platte abspielt, läßt sich am besten beobachten an einer Druckform nach Patentschrift216476,
von ,der die kopierte Schicht heruntergeputzt ist. Schon beim Übergießen einer solchen
Platte mit der angegebenen Mischung zeigt sich, daß sich die gefärbte Harzschicht,
die sich nur auf den farbabstoßenden Stellen befindet, in der Mischung nach der
Erfindung löst (Harze lösen sich in einer großen Anzahl Öle), von ihrer Stelle abwandert
'und einschließlich der -Fettbestandteile der lösenden Mischung auf die farbempfänglichen
Stellen übergeht, -während ihr früherer Ort beinahe farblos erscheint. In wenigen
Sekunden verwandelt sich die ursprünglich negative Kopie in eine positive. Überwischt
man hierauf die Platte mit einem halbtrockenen Tuche, so bleibt Fett und Harz an
den Stellen des Niederschlages haften, und die wasseranziehenden Teile des Bildes
sind blank und mit einer Schicht von Feuchtigkeit überlagert. Die Platte ist sofort
druckfähig. _ -
An sich erfüllen alle Mischungen in oben gedachtem
Sinne ihren Zweck unter der Voraussetzung einer gewissen Feinheit. Eine gewisse
Feinheit ist durchaus nicht größte Feinheit, denn eine molekulare Lösung würde keine
Abspaltung der Bestandteile gestatten. Eine gewisse Feinheit ist aber nötig, erstens
wegen ,der Beweglichkeit der kleinsten Teilchen, sowie deswegen, weil kleinste Teilchen
an den farbannehmenden Stellen viel fester haften als große, ferner weil sonst.
bei verschiedenem spezifischen Gewicht schon während der Manipulation eine vorzeitige
Trennung eintritt. Zum Beispiel eine Fettlösung in Schwefelkohlenstoff mit Wasser
gemischt würde ihren Zweck nicht erfüllen, da schon: während der Arbeit das Wasser
obenauf schwimmen würde und mit der wasseranziehenden Schicht nur das Fett- in Berührung
wäre und nicht das Wasser, während umgekehrt bei der Mischung von Wasser und Öl
eine Trennung in dem Sinne erfolgen würde, daß das Wasser auf der Druckfläche wäre
und das Ö1 oben schwimmen würde. Die Dispersion kann aber stets verfeinert werden
durch Zusätze, welche zwischen zwei so entgegengesetzten Körpern, wie Fett und Wasser,
eine Brücke schlagen dadurch, daß sie mit jedem derselben etwas verwandter sind.
Alkohol z. B. und noch mehr Azeton erhöht sofort den Dispersitätsgrad von Fett-Wasser-Mischungen.
Der Dispersitätsgrad wird mit gleichem Erfolg durch Beschwerung des Wassers, z.
B. mit Glyzerin, Gummilösung, Pflanzenschleim _ usw. erhöht. Als besonders geeignet
haben sich die wassermischbaren Teeröle erwiesen, die an sich schon Neigung zur
Bildung kolloidaler Lösungen mit Wasser besitzen, außerdem Harz leicht lösen und
bei Verwendung von Chromatkolloiden als Kopierschicht einen sehr günstigen Einfluß
ausüben, da sie die schon durch den Wasseranteil der beschriebenen Mischung bewirkte
Lösung der kopierten Schichten noch beschleunigen. Das Verfahren kann also auf Chromatkolloidkopien
mit und ohne Zwischenschicht angewendet werden.
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Zur Herstellung der obengenannten Suspension oder . Emulsion können
schlechterdings alle fettverwandten Körper gewählt werden, die sich in wässerigen
Flüssigkeiten nicht molekular lösen und andererseits Neigung besitzen, feinere Dispersionen
mit der wässerigen Flüssigkeit zu bilden. Insbesondere eignen sich hierzu sämtliche
Stein- und Braunkohlen-Teerölprodukte. Es sei als praktisches Beispiel einer solchen
Suspension erwähnt: 1I3 Lysol, 1/3 Gummilösung, '/"'Wasser. Diese Bestandteile bilden
miteinander eine außerordentlich feine und lange haltbare Suspension, welche je
nach dem Charakter des Lysols durch Hinzufügung von kleinen Mengen Glyzerin in der
bispersion noch verfeinert werden kann.
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Die beschriebene Mischung wird in der Praxis mit einer Bürste aufgetragen.
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Wie oben erwähnt, ist die Grundbedingung für das Gelingen, daß die
beiden verschiedenen Bildflächen auch wirklich verschiedene Eigenschaften haben.
Dies wird am besten dadurch erreicht, daß nian sich nicht begnügt mit der Veränderung,
die die Metalle durch Präparieren mit Chromatkolloidschichten in bezug auf farbabstoßende
Eigenschaft erhalten, sondern daß. man schon vor der Kopie in ganz zweckbewüßter
Weise die Fläche mit den geeigneten und bekannten -Chemikalien behandelt. Außerdem
genügt es "wohl nur selten, die entwickelte -Kopie mit den Mitteln zu behandeln,
die den unglücklichen Namen »Entsäüerungsmittel« tragen. Es handelt sich vielmehr
an den entwickelten Stellen darum, vorhandene Rückstände des Chromatkolloids, namentlich
aber die farbabstoßende Schicht des Zinks zu entfernen; diese muß abgeätzt werden:
Dies geschieht z. B. mit jeder Säure, die in Leim nicht durchdringenden Mitteln
gelöst ist; Beispiele hierfür sind aus der Patentschrift 216q.76 bekannt und bestehen
etwa aus absolutem Alkohol, Glyzerin und alkoholischer Äthylschwefelsäure. Diese
und ähnliche Mischungen lassen sich sowohl bei Anwendung. einer Zwischenschicht
wie ohne diese verwenden, da, in beiden Fällen das Wesentliche der Umstand ist,
daß die Flüssigkeit innerhalb einer gewissen Zeit" das kopierte Chromatkolloid nicht
durchdringt. Da die farbabstoßende Schicht auf dem Zink von unmeßbar geringer Dicke
ist, kann diese Abäizung so gehalten werden, daß die Eigenheit des Flachdruckes
nicht beeinflußt wird. An sich ist dabei ein Weitergehen in dieser Richtung nicht
von Nachteil, da über jeden lithographischen Druckzylinder eine Gummiplatte gespannt
ist, welche. leicht die Farbe aus den etwaigen Vertiefungen herausholt. Noch viel
sicherer geht dieses Herausnehmen bei der Offsetpresse vonstatten, wo unmittelbar
auf ein dickes Gummituch gedruckt wird; in diesem Fall kann _ durch eine hierfür
bekannte verstärkte Ätzung; die durch Verwendung einer ätzfähigen Zwischenschicht
erleichtert wird, sogar eine Kombination von Tiefdruck und Reaktionsdruck erzielt
werden, indem gewissermaßen die Feuchtwalze an Stelle der Rakel tritt, wobei sich
die Verwendung dünnerer Farben empfiehlt, als sie für den lithographischen Druck
üblich sind.