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Motorradstiefel
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Die Erfindung bezieht sich auf einen Motorradstiefel nach dem Oberbegriff
des Anspruchs 1.
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Stiefel für den Motorradsport, insbesondere für Motocross, dienen
dem Schutz des Beins gegen Steinschlag vom Vorderrad her, gegen Gestrüpp, durch
das gefahren wird, und gegen Verletzungen im Fall von Stürzen.
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Zugleich müssen die Motorrad stiefel eine feinfühlige Bedienung der
Motorrad-Fußhebel ermöglichen. Aus letzterem Grunde werden sie bevorzugt eng anliegend
verwendet und sind vorne in gewissem Umfang zusammenfaltbar, damit der Winkel des
Fußes gegen den Unterschenkel leicht geändert werden kann. Für die Schutzfunktion
sind die Motorradstiefel aus sehr festem Leder oder Kunststoff gearbeitet und verfügen
in gewissem Umfang über Polsterungen, mit deren hilfe kleinflächig auftreffende
Kräfte verteilt werden sollen und so zu einer nur mäßigen Flächenpressung auf Fuß
und Bein führen sollen.
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Die eng anliegenden, aber dick und kräftig ausgeführten Stiefel können
unter Umständen zu einer relativ schweren Gesamtkonstrulction führen und können
beim An- und Ausziehen hinderlich sein. Dies gilt selbst dann, wenn der Schaft durch
einen Reißverschluß zu öffnen ist, da auch dann das An- und Ausziehen, insbesondere
im Fall eingedrungener Feuchtigkeit, noch Schwierigkeiten bereitet und wegen des
engen Anliegens gegebenenfalls auch das Schließen des Reißverschlusses Schwierigkeiten
macht.
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Es ist auch ein Motorradstiefel bekannt (DE-OS 29 02 784), der eine
durch Kanalstege versteifte Schaftkonstruktion aufweist, wobei die durch die Kanalstege
gebildeten Kanäle mit vom Fahrtwind beeinflußten Löchern kommunizieren und Frischluft
in den Fußbereich des Stiefels bringen sollen. Dem strammen Schließen des Stiefels
dienen Schnallenverschlüsse.
Bei dieser relativ steifen Konstruktion
stört die Dickwandigkeit beim An- und Ausziehen und auch beim Vorbiegen des Stiefelschafts.
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Durch die Erfindung soll ein Motorradstiefel geschaffen werden, bei
dem die Funktionen des Schlagschutzes, der feinfühligen Bewegbarkeit und des schwierigkeitslosen
An- und Ausziehens sich nicht gegenseitig stören. Dies wird durch die im Anspruch
1 gekennzeichnete Erfindung erreicht, also durch eine Polsterung in Form einer aufblasbaren
Blase.
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Diese Blase kann beim An- und Ausziehen des Stiefels entleert sein,
so daß ein großes Schlupfvolumen zur Verfügung steht, und kann nach erfolgtem Anziehen
des Stiefels und Schließen eines eventuellen Reißverschlusses, gegebenenfalls auch
erst unmittelbar vor Fahrtantritt, aufgepumpt werden, so daß der Stiefel eng anliegt,
also eine feinfühlige Hebelbedienung zuläßt, ohne daß die Polsterung Biegebewegungen
des Stiefels einen nennenswerten Widerstand entgegensetzen würde. Es dient nämlich
die mit Luft aufgepumpte Blase als Polsterung, die auftreffende Schlagkräfte großflächig
verteilt. Die Festigkeit des Anliegens am Fuß kann durch die Einstellung des Blasendrucks
nach den individuellen Wünschen gewählt werden.
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Mit Luft aufblasbare Blasen sind in Skistiefeln an sich bekannt (DE-OS
23 08 547). Sie dienen hierbei jedoch lediglich dem Zweck, den Skistiefel optimal
an den Fuß anzupassen. Eine Polsterung und die gleichzeiti ge Ermöglichung einer
Biegung des Stiefeloberteils zum Stiefelunterteil sind hierbei nicht beabsichtgt,
teilweise nicht einmal erwünscht, sondern es soll nur der Stiefel als Ganzes stramm
an die Haltung bzw.
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Bewegung des Fußes einschließlich Unterschenkel des Skifahrers gekoppelt
werden.
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Die Maßnahme nach Anspruch 2 dient der Ergänzung des Polstereffekts
an Stellen, zu denen die Ausdehnung der Blase oder an denen die Anordnung einer
weiteren Blase die Konstruktion zu komplex machen würde.
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Um das Füllen und Entleeren der Blase einfach zu gestalten, ist nach
Anspruch 3 ein entsprechender Nippel vorhanden, der nach dem Aufpumpen
vergleichbar
einem Luftmatratzen-Aufblasnippel verschließbar ist oder ein Ventil etwa nach Art
eines Luftreifenventils enthält, und an den eine Pumpe oder sonstige Druckluftquelle
angeschlossen werden kann und der zum Entleeren wieder geöffnet werden kann.
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Je nach Beurteilung der Lebensdauer der Blase einerseits und des restlichen
Motorradstiefels andererseits kann die Maßnahme nach Anspruch 4 zweckmäßig sein,
gemäß der die Blase austauschbar ist. Für Motocross-Stiefel scheint dieses Bedürfnis
allerdings weniger dringend, da dieser Stiefel insgesamt wegen seiner hohen Beanspruchung
keine hohe Lebenserwartung hat.
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Besonders zweckmäßig ist die Maßnahme nach Anspruch 5, die zur Folge
hat, daß die Luftblase nicht unmittelbar am Bein oder Strumpf anliegt, sondern daß
noch das Schaftfutter dazwischenliegt, das beispielsweise aus Wildleder bestehen
kann und somit angenehm und nochmals stoßdämpfend auf der Haut, dem Strumpf oder
dem Hosenbein liegt. Zugleich ist die Blase gegen eventuelle zerstörende Einflüsse
geschützt. Die Maßnahme nach Anspruch 6 hat darüberhinaus den Vorteil, daß zwar
die Biegefähigkeit des Schaft-Vorderteils nicht behindert ist, aber trotzdem aufgrund
des steifen Außenmaterials eine auf kleiner Fläche einwirkende Stoßkraft, beispielsweise
aufgrund eines herangeschleuderten Steins, sich bereits vor dem Einwirken auf die
Luftblase auf eine größere Fläche verteilt hat, so daß die Gefahr verringert wird,
daß diese Punktkraft an dieser Stelle die Luftblase zusammendrückt und sich erst
unter hoher Flächenpressung am darunterliegenden Bein abfängt.
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Für eine fest im Stiefel angeordnete Blase ist es wichtig, daß sie
ihre Lage relativ zum restlichen Stiefel nicht ändert. Die Maßnahme nach Anspruch
7 führt zu diesem Ergebnis, desgleichen die Maßnahme nach Anspruch 8, die darüberhinaus
den Vorteil bietet, daß die Blase zwischen den befestigten, insbesondere angeklebten
Rändern verschieblich ist und insofern örtliche Materialspannungen, die sich beim
Aufblasen ergeben könnten, ausgleichen kann. Die Maßnahme nach Anspruch 9 ergibt
darüberhinaus eine erhöhte Sicherheit gegen Verrutschen, wobei ein Annähen insbesondere
im unteren Schaftbereich
zweckmäßig wäre. Andererseits erschwert
ein solches Annähen, daß die Blase bei einer späteren Schuhreparatur ausgetauscht
wird.
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Im einfachsten Fall ist die Blase flach und zungenförmig und aus zwei
entsprechenden Gummizuschnitten, die am Rand miteinander verschweißt sind, hergestellt.
Zur Verbesserung der Schutzwirkung wird indessen die Maßnahme nach Anspruch 10 bevorzugt,
wobei die Herstellung der Blase aus Gummistanzteilen ebenfalls keine Schwierigkeiten
bereitet.
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Der hierdurch von der Blase ausgesparte unmittelbare Ristbereich,
der am Fuß erhöht druckempfindlich ist, wird hierbei auch bei kräftigem Aufpumpen
nicht gepreßt, diese Stelle kann durch einen Schaumstofflappen überbrückt sein.
Gemäß Anspruch 11 neigt auch der großflächige Blasenteil nicht dazu, sich beim Aufpumpen
ballonartig zu vergrößern, so daß ein durch eventuelles Hin- und Herfließen der
Luft sich ergebendes "Schwimmen" des Fußes im Stiefel vermieden wird.
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Weitere Einzelheiten, Vorteile und Weiterbildungen der Erfindung ergeben
sich aus der folgenden Beschreibung eines bevorzugten Ausführungsbeispiels unter
Bezugnahme auf die Zeichnung. Es zeigen: Fig. 1 einen schematischen Längsschnitt
durch einen erfindungsgemäßen (rechten) Motorradstiefel; Fig. 2 eine Vorderansicht
des Stiefels nach Fig. 1; Fig. 3 einen Querschnitt durch den Stiefel in einer Ebene
III-III Fig. 4 in vergrößertem Maßstab eine Vorderansicht auf die noch nicht eingebaute,
eben ausgebreitete Blase.
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Der dargestellte Stiefel weist in üblicher Weise eine Laufsohle 1
und eine Innensohle 2 auf, auf denen der aus einem Oberschuh 3 und der Beinröhre
bestehende Schaft 4 sitzt. Die Laufsohle ist in bei Motorradstiefeln üblicher Weise
vorne etwas über den Oberschuh 3 gezogen, um dort einen verstärkten Schutz gegen
eventuelle Stöße zu bieten.
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Der Schaft 4 besteht im wesentlichen aus einem Futter 5 und einem
Oberleder 6. Das Oberleder 6 ist an der Vorderseite durch eine aus steif biegsamem
Kunststoff bestehende farbige Verblendung 7 mit querverlaufenden
Biegefalten
8 ersetzt. Das Oberleder 6 und die Verblendung 7 stellen also das Außenmaterial
des Schafts 4 dar. Ein Schaftreißverschluß 9, der nach außen mit einem nach hinten
öffnenden Deckleder überdeckt ist, von dem in der Zeichnung nur eine oben überstehende
Lasche 10 sichtbar ist, erleichtert das An- und Ausziehen des gegebenenfalls verhältnismäßig
eng geschnittenen Stiefels.
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Insoweit gleicht der beschriebene Stiefel den bekannten Motorradstiefeln.
Zur Verwendung als Motocross-Stiefel ist jedoch zum Schutz insbesondere vor vom
Vorderrad abgeschleuderten Steinen entlang der Vorderseite des Schafts 4 eine Polsterung
vorhanden.
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Diese Polsterung besteht aus einer Luftblase 13, an die sich am oberen
Schaftrand und unten im Ristbereich des Oberschuhs jeweils ein Schaumstoffpolster
14 bzw. 15 anschließt. Die Blase 13 weist einen Ventilnippel 16 auf, der mit einer
farbigen, abgerundeten Deckkappe 17 von außen her unsichtbar gemacht und vor Verschmutzung
geschützt ist.
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Über den Ventilnippel 16 kann die Blase 13 z.B. nach dem Anziehen
des Stiefels mit Luft aufgepumpt und zum Ausziehen des Stiefels wieder entleert
werden. Zum Aufpumpen stehen an sich bekannte einfache und raumsparende Pumpgeräte
zur Verfügung, die sogar mit dem Stiefel fest verbunden sein können (DE-OS 24 56
612).
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Die Verblendung 7 ist aufgrund ihrer querrillenartigen Biegefalten
8 in der Richtung nach vorne und nach hinten biegbar und behindert somit weder das
Gehen mit dem Stiefel noch die Betätigung von Fußhebeln.
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Aufgrund ihrer Steifigkeit stellt sie andererseits einen ersten Schutz
des Schienbeinbereichs dar und schützt außerdem die Luftblase 13 gegen feine stechende
Hindernisse wie Dornen. Im Fall eines Steinschlags auf die Verblendung 7 allein
würde indessen der Stoß bis zum Schienbein durchdringen. Hier bewirkt die aufgepumpte
Luftblase 13 eine Verteilung der Stoßkraft auf eine große Fläche, wobei wiederum
die steife Verblendung 17 dazu beiträgt, daß der Stoß sich auch eingangsseitig schon
auf einen größeren Flächenbereich der Luftblase 13 verteilt, wodurch normale Steinstöße
nicht mehr in der Lage sind,
die Luftblase 13 am Auftreffpunkt vollkommen
zusammenzudrücken und die restliche Bewegungsgröße des Steins doch noch am Unterschenkel
abzubremsen.
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Die Luftblase 13 bewirkt also eine allseitige Ausbreitung der Stoßkraft
und bewirkt außerdem einen festen Sitz des Stiefels. Sofern sie jedoch im aufgeblasenen
Zustand ein Hindernis beim An- und Ausziehen darstellen sollte, kann sie für diese
Gelegenheiten ohne Schwierigkeit entleert werden. Das Ventil 16 enthält einen entsprechenden,
die Ventilwirkung aufhebenden Schaltstift.
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Die Schaumstoffpolster 14 und 15 decken ebenfalls polsterungswürdige
Stellen ab, in denen das Anordnen der aufblasbaren Luftblase Schwierigkeiten bereiten
würde, da dort weniger freies Volumen zur Verfügung ist oder die steife Außenabdeckung
nicht anbringbar oder nicht erwünscht ist. An den betreffenden Stellen ist indessen
auch das dauerhaft größere Volumen dieser Schaumstoffpolster nicht störend.
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Fig. 4 zeigt die Blase in noch nicht eingebauter, noch ebener Form.
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Die Blase besteht aus zwei gleichgeformten Gummi-Stanzlappen, die
entlang Randbereichen 21 miteinander durch Vulkanisieren verbunden sind. Ein oberer,
großflächiger Blasenteil 22 dient der späteren Auflage auf das Schienbein. Er weist
zwei schlitzförmige Durchbrechungen 23 auf, deren Ränder 23' wiederum Verbindungsorte
zwischen dem oberen und dem unteren Gummilappen sind, so daß der großflächige Blasenteil
22 auch beim Aufpumpen seine insgesamt flächige Struktur nicht verliert. Die Schienbeinmitte
wird durch den Blasensteg zwischen den Durchbrechungen 23 abgedeckt, die seitlichen
Blasenstege schützen den seitlichen Schienbeinbereich.
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Unten am großflächigen Blasenteil 22 schließen sich zwei Blasenlappen
24 und 25 an, zwischen denen ein Einschnitt 26 liegt. Der Blasenlappen 24 ist im
Stiefel soweit herumgezogen, daß er noch den Innenknöchel bedeckt und schützt. Dieser
Innenknöchel ist durch das Motorrad selbst vor allem bei Stürzen besonders gefährdet.
Der Blasenlappen 25 reicht an der Außenseite bis nahe an den Reißverschluß heran,
wobei er sich bis in den Knöchelbereich erstreckt, den Knöchel selbst jedoch
nicht
mehr voll abdeckt.
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Ein taillenartiger Blasenbereich 27 liegt im Bereich der Fesseln und
entfaltet seine Schutzwirkung in deren vorderem und vorne links befindlichem Bereich.
An dieser Stelle hat der Stiefel ein relativ schlankes Aussehen.
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Sofern es sich abweichend vom dargestellten Beispiel um einen Stiefel
ohne Reißverschluß handelt, kann die Blase an der Bein-Außenseite noch etwas weiter
reichen.
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Die Darstellungen beziehen sich auf den rechten Stiefel, der linke
Stiefel ist in üblicher Weise komplementär ausgeführt.