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Verfahren und Vorrichtung zur Begrünung von Bergehalden
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Die Erfindung betrifft ein Verfahren und Vorrichtung zur Begrünung
von Bergehalden durch Bepflanzung, wobei die Pflanzen in die Berge der Haldenböschung
eingepflanzt werden.
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Bergehalden entstehen aus den beim Bergbau, insbesondere Kohlebergbau,
anfallenden Nebenprodukten. Dazu gehören die Rückstände aus der Kohleaufbereitung
und Berge aus der Auffahrung neuer Strecken.
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Aus Umweltgründen werden Bergehalden begrünt. Zur Begrünung wurden
die Bergehalden in früherer Zeit nach Möglichkeit mit einer Erdschicht bedeckt.
Die zur Begrünung vorgesehen Pflanzen wurden in die Erdschicht eingepflanzt. Danach
zeigt sich jedoch, daß das Wurzelwerk der Pflanzen sich auf die Erdschicht beschränkt
und die Pflanzen nach kurzem weder ausreichende Feuchtigkeit noch Nahrung in der
Erdschicht fanden. Ferner zeigten die aufgebrachten Erdschichten vor allem bei steilen
Haldenböschungen starke Regen- und Winderosionen.
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In neuerer Zeit wird deshalb nach Möglichkeiten zur Haldenbegrünung
ohne übliche Erdschichten gesucht. Erfahrungen haben gezeigt, daß eine unmittelbare
Einpflanzung in die Berge der Haldenböschung möglich ist. Das gilt für Forstpflanzen,
vorzugsweise zweijährige Forstpflanzen, wie z. B.
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Buchen, Erlen, Linden, Eichen und Ahorn. Der übliche Pflanzabstand
ist dabei 1 m x 1 m.
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Allerdings sind, vor allem bei starker Sonnenbestrahlung, Pflanzenschäden
nicht zu vermeiden. Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die mit solcher Haldenbegrünung
verbundenen Pflanzenschäden zu vermeiden. Dabei geht die Erfindung von dem Gedanken
aus, daß Farbe und Struktur der Bergematerialien dicht oberhalb der Haldenoberfläche
zu einer übermäßigen Wärmebelastung der Pflanzen führen.
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Nach der Erfindung werden derartige Pflanzenschäden durch eine besondere
Abdeckung der Haldenoberfläche verhindert. Dabei wendet sich die Erfindung wieder
der bekannten, in der Vergangenheit unzulänglichen Technik des Aufbringens von Erdschichten
zu. Zugleich wird die Schichtdicke der Erdschicht auf 1,5 - 3,5 cm beschränkt. Wider
Erwarten führt das nicht zu noch stärkeren Erosionsschäden wie bei den bekannten
Erdschichten, sondern in dieser Größenordnung zu einer Verzahnung der Erdschicht
mit der grobstrukturierten alten Oberfläche.
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Vorzugsweise besteht die aufzubringende Erdschicht aus Muttererde
und Komposterde. Als Muttererde kann beliebige Erde Verwendung finden, wie sie z.
B. beim Abschieben von Erdoberflächen im Tiefbau anfällt. Komposterde ist eine hochwertige
Erde, die bei der Kompostierung von Gartenabfällen oder landwirtschaftlichen Abfällen
entsteht. Wahlweise kann die Erdschicht auch mit Düngemitteln und/oder Bodenverbesserungsmitteln
und/oder Pflanzensamen versehen sein. Dazu gehören z. B. kalk- und bakterienstämmeenthaltende
Mittel. Als Pflanzensamen sind verschiedene Kleesorten oder Wildkräuter wie beispielsweise
der kleine Wiesenknopf geeignet.
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Die bekannten Technologien zur Haldenwirtschaft bieten für die erfindungsgemäße
Aufbringung der Erdschicht auf eine bepflanzte Haldenböschung keine maschinellen
Möglichkeiten. Die Erdschichten müßten in außerordentlich kostenträchtiger Weise
von Hand zwischen den Pflanzen aufgebracht werden. In weiterer wesentlicher Ausbildung
der Erfindung ist ein Aufblasen der Erdschicht vorgesehen. Zur Vermeidung besonderer
Staubentwicklung wird die Erdschicht erdfeucht, also mit einem Feuchtigkeitsgehalt
zwischen 5 und 15 %, verblasen. Beim Aufbringen stellen sich besonders vorteilhafte
Ergebnisse ein, wenn mit einer Leistung von 15 - 30 PS aus einer Entfernung von
max. 20 m geblasen wird und die Auftrefffläche des Blasstrahles eine Höhe von 6
- 10 m und eine Breite von 0,5 - 1,5 m aufweist. Bei gleichzeitiger Verblasung von
Pflanzensamen mit der Erde kann einer Entmischung des Pflanzensamens aufgrund unterschiedlicher
Wurfweiten
durch eine Pillierung des Saatgutes entgegengewirkt werden.
Unter Pillierung wird beim Saatgut die Umhüllung der einzelnen Saatgutkörner mit
einem der Pflanze unschädlichen Stoff zum Zwecke der Vergleichmäßigung der Korngröße
verstanden.
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Als Vorrichtung zur Durchführung des erfindungsgemäßen Blasverfahrens
dient vorzugsweise ein fahrbares Gebläse mit einer Aufgabevorrichtung.
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Die Aufgabevorrichtung weist wahlweise ein oder mehrere Behälter für
Erde und/oder Düngemittel und/oder Bodenverbesserungsmittel und/oder Pflanzensamen
auf. Das ermöglicht die Vermischung der für die Erdschicht vorgesehenen einzelnen
Bestandteile unmittelbar vor der Aufgabe in das Gebläse. Die Vermischung kann jedoch
auch in einer zentralen Mischanlage vor dem Transport an den Einsatzort erfolgen,
so daß ein einziger Behälter ausreichend ist. Dann ist als Aufgabevorrichtung insbesondere
ein Muldenfahrzeug mit Kratzböden von Vorteil. Der Kratzboden wird durch am Boden
des Muldenfahrzeuges laufende Kettenkratzer mit umlaufenden Ketten und daran befestigten
Kratzeisen gebildet.
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Das Muldenfahrzeug kann als geschlepptes Fahrzeug leicht mit einem
Schlepper kombiniert werden, der seinerseits eine Mulde aufweist, die über ein Dosierband
mit dem Gebläse verbunden ist. Über das Dosierband lassen sich dann die Pflanzensamen
und/oder Düngemittel und/oder Bodenverbesserungsmittel genau in die aus dem Muldenfahrzeug
in das Gebläse aufgegebene Erde eindosieren.
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Vorteilhafterweise eignen sich die erfindungsgemäße Vorrichtung und
das erfindungsgemäße Verfahren dazu, die Erde auch ohne bereits vorhandene Bepflanzung
auf eine Haldenböschung aufzubringen. Dabei empfiehlt sich zumeist eine Pillierung
des Pflanzensamens. In der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel der Erfindung dargestellt.
Es zeigen Fig. 1 ein Schleppfahrzeug und Fig. 2 ein Anhänger mit Mulde und Kratzboden.
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Nach Fig. 1 besteht das Schleppfahrzeug, d. h. die Zugmaschine, aus
einem 130 - 170 PS starken Unimog. Der Unimog ist in Fig. 1 mit 1 bezeichnet und
besitzt bei 2 neben einer Anhängerkupplung eine Abtriebswelle.
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Nach Fig. 2 ist als Anhänger ein Muldenfahrzeug vorgesehen, dessen
mit 3 bezeichnete Mulde ein Ladevolumen von ca. 6 - 8 m3 besitzt. Die Mulde 3 gleicht
einem allseitig geschlossenen Trichter, der bei 4 auf den Fahrzeugrahmen des Muldenfahrzeuges
aufgesetzt ist. Die Mulde 3 ist an der Unterseite bei 4 offen. Unter der Muldenöffnung
ist ein Kratzförderer angeordnet, von dem in Fig. 2 eine Umlenkrolle 5 sichtbar
ist. Der Kratzförderer besitzt neben der Umlenkrolle 5 eine weitere am vorderen
Muldenende angeordnete Umlenkrolle. Über beide Umlenkrollen laufen Ketten um.
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Mit den Ketten werden quer zur Muldenlängsrichtung verlaufende Profileisen
bzw. Profilstäbe bewegt. Diese Profilstücke kratzen von der sich in der Mulde befindlichen
Ladegutsäule beim Fahrzeugbetrieb etwas ab und befördern es durch eine nicht dargestellte
Öffnung der hinteren Wand 6 der Mulde 3 hindurch.
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Der Kratzförderer wird wahlweise von den über eine Antriebswelle des
Schl eppfahrzeuges angetrieben.
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Von dem Kratzförderer fällt das Ladegut in einen Auffangtrichter 8,
aus dem es von einem Gebläse 9 herausgeblasen wird. Das Gebläse 9 drückt die Partikel
durch eine nachgeordnete Führung 10. Die Führung 10 und der Auffangtrichter 8 sind
an dem Muldenfahrzeug gelenkig befestigt. Dabei wird die Befestigungsstelle zwischen
dem Auffangtrichter 8 und dem Muldenfahrzeug durch ein Drehgelenk gebildet, während
als Befestigung zwischen der Führung 10 und dem Muldenfahrzeug ein verstellbares
Gestänge 11 vorgesehen ist. Die Befestigung ermöglicht nach Lösen des Gestänges
11 ein Verschwenken des Gebläses 9 mit der Führung 10 um eine zur Längsachse des
Muldenfahrzeuges parallele Achse. Nach jeder Verstellung wird das Gestänge 11 wieder
befestigt. Die Gebläsestellung kann so gewählt werden, daß im Betriebsfall ein optimaler
Blaswinkel gegen eine zu beschichtende Haldenböschung gewährleistet ist.
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Das Gebläse 9 wird über eine Kardangelenkwelle 12 angetrieben. Die
Kardangelenkwelle ist bei 13 als Keilwelle ausgebildet. Das erlaubt eine Längenänderung
der Kardangelenkwelle 12.
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Am antriebsseitigen Ende ist die Kardangelenkwelle 12 mit einem Flansch
14 versehen. Durch Verwendung eines geeigneten Getriebes für den Unimog 1 kann die
Drehzahl der Kardangelenkwelle 12 zwischen 500 und 1 000 U/min variiert werden.
Mit Hilfe der Fahrgeschwindigkeit des Unimogs bzw. Muldenfahrzeuges und der Umdrehungszahl
des Gebläses und der Fördergeschwindigkeit des Kratzbodens läßt sich die Stärke
des an die Haldenböschung anzublasenden Substrates regulieren.
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Im Ausführungsbeispiel wird ein fertiges, vorgemischtes Erdsubstrat
auf die zu begrünenden Halden aufgeblasen. Das geschieht in einer Stärke von 2 -
3 cm. Dabei zeigt sich, daß selbst stärkere Regenfälle keine Ausspülungen verursachen.
Das wird auf eine intensive Verbindung der aufgeblasenen Substratschicht mit der
Haldenoberfläche zurückgeführt.
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Für die Arbeiten Einsaat und Andeckung ist ein Zeitraum von August
bis Mitte September geeignet. Zu dieser Jahreszeit sind die Witterungsverhältnisse
zumeist beständig. Es ergibt sich eine natürliche Feuchtigkeit durch Taubildung.
Die Verbrennungsgefahr ist weitgehend durch Abschwächung der Sonneneinstrahlung
ausgeschlossen. Die Wachstumsstärke ist kaum nachlassend gegenüber den Vormonaten
Mai - Juli.
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Das Saatgut ist dem zu verblasenden Erdsubstrat beigemischt und besteht
aus anpassungsfähigen, niedrigen Gras- oder Kleearten. Wahlweise können auch perennierende
Stauden miteingesät werden, die zur Bereicherung der einseitigen Flora durch Blühen
beitragen. Solche Stauden sind z. B. Buschwindröschen und Nachtkerzen. In der vegetationslosen
Zeit wird mit dem erfindungsgemäßen Fahrzeug nach den Fig. 1 und 2 gemulcht oder
gedüngt.
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Das gilt insbesondere für die schon mit Forstgehölz bestandenen Haldenböschungen.
Als Mulchmaterial eignen sich humusbildende Stoffe aus Abfallprodukten wie beispielsweise
Friedhofabfälle, Holz oder Laub, die durch Zerkleinern entstehen. Der so zerkleinerte
Abfall erfährt vorzugsweise vor dem Aufblasen einer Lagerung von 6 - 8 Wochen.
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Im Ubrigen können extreme Flächen, an denen der für ein gesundes Pflanzen
wachstum notwendige PH-Wert nicht ausreichend ist, nachgedüngt bzw. mit Kalk beblasen
werden. Ferner können Kahl stellen innerhalb der Pflanzungen, die durch Ausfälle
nach Trockenheit oder Frost entstanden sind, mit Substrat eingedeckt werden.
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Im Ausführungsbeispiel wird mit einem Anstellwinkel von 20 - 600 fUr
die Führung 10 aus 15 m Entfernung mit einer Leistung von 25 PS geblasen.
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Das zu verblasende Substrat besteht zu 2/3 aus Muttererde und zu 1/3
aus Kompost. Es ist erdfeucht. Beim Verblasen wird jeweils eine Fläche von 8 m Höhe
und 1 m Breite an der Haldenböschung beaufschlagt.