-
Bezeichnung : Haarformungsverfahren zur Herstellung
-
von Dauerwellen Die Erfindung betrifft ein Haarformungsverfahren
zur Herstellung von Dauerwellen, bei dem das aar mit einer, ein Reduktionsmittel
enthaltenden alkalischen Flüssigkeit behandelt, auf Wicklern aufgewickelt, ggf.
mit derselben oder einer ähnlichen alkalischen Flüssigkeit nachbehandelt, nach einer
gewissen Einwirkungszeit mit Wasser gespült und anschließend im noch aufgewickelten
Zustand mit einer mit Oxydationsmittel enthaltenden sauren Flüssigkeit fixiert und
nach Entfernung der Haarwickel erneut gespült wird.
-
Jedes Dauerwellverfahren stellt eine Strukturveränderung des Haares
dar. Durch chemisch-physikalische Vorgänge und Einwirkungen wird das Haar in seiner
Struktur so verändert, daß es im aufgewickelten Zustand eine dauerhafte, gewellte
Form annimmt und nach Entfernung der Wickler diese Form auch beibehält. Die Umformung
des Haares findet in der Faserschicht statt. Sie beruht darauf, daß die Doppel-Schwefelbrücken
in der Haar
faserschicht zerstört werden, womit das Haar erweicht
wird. Für diesen Erweichungsvorgang wird die Kombination einer alkalischen Behandlung
mit einer chemischen Reduktion des Haares benutzt. Die in der Fachsprache als Dauerwellflüssigkeit
bezeichnete Behandlungsflüssigkeit enthält Alkali (Salmiakgeist), Ammoniumthioglykolat
und Pufferstoffe. Salmiakgeist öffnet die Schuppen des Haares und quellt die Haarstruktur
auf. Die eingedrungene Thioglykolsäure bzw. das Ammoniumthioglykolat spaltet Wasserstoff
ab.
-
Zwei Wasserstoffatome setzen sich'zwischen die beiden Schwefelbrücken
und verbinden sich mit den Schwefelatomen. Die sogenannte Doppel-Schwefelbrücke
ist damit zerstört.
-
Durch dieses Reduktionsverfahren wird das Haar in einen stark alkalischen
Zustand versetzt, der auf der pH-Skala Werte oberhalb 8 und bis nahezu 10 erreicht.
Die Einwirkungszeit des Reduktionsmittels wirkt sich mageblich auf die Strukturveränderung
aus. Eine zu kurze Einwirkungszeit führt bei starken Haarqualitäten zur sogenannten
Oberflächenkrause. Eine zu lange Einwirkungszeit führt bei feinem und sensiblem
Haar zur
Uberkrause.
-
Nachdem die alkalische Behandlung mit dem Reduktionsmittel beendet
ist, findet eine Spülung mit Wasser statt. Anschließend muß das Ergebnis des Reduktionsvorganges
rückyängig gemacht werden und der stark alkalische Zustand des Haares muß neutralisiert
werden. Zu diesem Zweck wird das noch aufgewickelte Haar einem Fixierungsvorgang
unterworfen. Dabei oxydiert der atomare Sauerstoff die getrennten Querverbindungen
im Haar.
-
Das Haar wird in seiner neuerzielten Wellen-und Lockenform gefestigt.
Der Oxydationsvorgang geschieht durch Aufbringen einer Fixierflüssigkeit auf das
Haar. Diese Fixierflüssigkeit enthält ein Oxydationsmittel, z.B. H2O2 oder Natriumbromat,
organische Säure sowie Emulsion oder Schaumstoffe. Das Oxydationsmit tel liefert
ein Atom Sauerstoff. Dieses entfernt die beiden Wasserstoffatome aus der Querverbindung,
wobei Wasser entsteht. Die im Oxydationsmittel enthaltene Säure (Zitronen-,Wein-,
Essigsäure) neutralisiert den alkalischen Zustand. Das sich bei der Oxydation bildende
Wasser beim anschließenden Spülvorgang ausgespült.
-
Durch die Säure in der Fixierflüssigkeit wird das Haar wieder zusammengezogen
(adstringiert) und gehärtet. Auch bei der Fixierung ist die Einwirkungszeit bedeutsam
und es kann zu Fehlern kommen, die dazu führen, daß die Dauerwelle nicht hält, die
Haare aushängen und stumpf sowie glanzlos sind.
-
Im Friseurgewerbe werden jedoch die größeren Fehler beim Dauerwellenverfahren
in Verbindung mit Dauerwellflüssigkeit gemacht. Wird nämlich zuviel Dauerwellflüssigkeit
auf die Kopfhaut aufgebracht, kann das Haar abbrechen, weil die Lösung in die Haartaschen
eindringt. Dieser Fehler wird noch verstärkt, wenn das Haar sehr straff aufgewickelt
wird, weil sich dabei die das Haar sonst fest umschließenden Haartaschen etwas öffnen.
Die Dauerwellflüssigkeit kann auch in den Haarwurzelbereich gelangen und hier die
Haartaschen derart angreifen, daß beim späteren Nachwachsen des Haares die Haare
abbrechen. Sensible Haare dürfen nicht zulange mit der Dauerwellflüssigkeit behandelt
werden, weil diese Haare sonst überkrausen.
-
Aufgabe der Erfindung ist es nun, ausgehend von
dem
bekannten Haarformungsverfahren der eingangs genannten Art eine Verbesserung dahingehend
zu erreichen, daß das Haar be Dauerwellvorgang schonender behandelt wird, daß die
Gefahr des Haarbruches durch Anwendung von zuviel Dauer wellflüssigkeit vermieden
oder mindestens verringert wird und daß insbesondere bei sensibilem Haar das überkrausen
vermieden wird.
-
Diese Aufgabe wird beim Haarformungsverfahren der eingangs genannten
Art dadurch gelöst, daß der Fixierungsvorgang zweistufig ausgeführt wird und eine
Vorfixierung mit einer s&urehaltigen, ein Oxydationsmittel enthaltenden Flüssigkeit
vor der Behandlung mit alkalischer Flüssigkeit stattfindet.
-
Die Exfindung bringt den Vorteil, daß die chemischen Strukturumwandlungen
des Haares im allgemeinen ausschließlich im schwachsauren Bereich der chemowphysikalischerl
pH-Skale stattfinden, also in einem Bereich der pH-Werte zwischen etwa 3 und 7.
Durch den Vorfixierungsvorgang wird das Haar geschützt, so daß der anschließende
alkalische Reduktionsvorgang keine schädlichen
Einflüsse im bisherigen
Ausmaß mehr bewirken kann. Die Doppel-Schwefelbrücken werden nicht mehr völlig zerstört,
sondern quellen lediglich auf. Diese Erweichung reicht erfindungsgemäß aus, um zu
erreichen, daß das Haar sich der aufgewickelten Form anpaßt. Für sensibles Haar
besteht der besondere Vorteil darin, daß ein Uberkrausen sicher vermieden werden
kann.
-
Ein weiteres Merkmal der Erfindung besteht darin, daß das Haar durch
den Vorfixierungsvorgang ausgehend von einem pH-Wert von etwa 5,8 in einen schwachsauren
Zustand im Bereich eines pH-Wertes oberhalb etwa 3 überführt und während des Reduktionsvorganges
in einen schwachalkalischen Zustand mit einem pH-Wert oberhalb des isoelektrischen
Ausgangspunktes (pll = 5,8) jedoch unterhalb von pH = 8 versetzt wird. Am Ende des
Nachfixierungsvorganges hat das Haar einen schwachsauren Zustand unterhalb von etwa
pH = 5,8.
-
Während bisher der pH-Wert des Haares sich während des Reduktionsvorganges
in den stark alkalischen Bereich verlagerte,überschreitet erfindungsgemäß der Zustand
des Haares am Ende der
Reduktion den pH-Wert 7 praktisch nicht
eine längere Einwirkungszeit der Dauerwellfl,üssigkeit kann.
-
also nicht zu ernsthaften Schäden führen die Behandlung des Haares
ist schonender und überraschenderweise ist die Haltbarkeit der Dauerwelle auch länger.
Am Ende des Fixiervorganges liegt der pH-Wert im schwachsauren Bereich. Die Haare
glänzen die Haarspitzen haben nicht mehr wie bisher eine Tendenz zum Aufstehen und
das Haar ist locker und die Welle hat ein natürlichen Aussehen.
-
Beispiel Das Verfahren wurde an dem aar einer weiblichen Person ausgeführt.
Dieses Haar war dünn und empfindlich.
-
Das Haar wurde einmal leicht durchgewaschen, um die Kopfhaut nicht
unnötig zu reizen, anschließend wurde das Haar geschnitten. Dann wurden die Haarsträhnen
in Dauerwellwickel mit vergleichsweise größerer Wickelstärke eingelegt. Anschließend
wurden die Haarwickel mit einem Vorfixierpräparat besprüht, welches H202, eine organische
Säure und eine Emulsion mit 50%dem Wasseranteil enthielt. Diese
Vorfixierung
wirkte 8 Minuten auf das aufgewickelte Haar ein. Mit einem Indikatorpapier (Lackmuspapier)
wurde ein pII-Wert von etwa 3 festgestellt.
-
Anschließend wurde das aufgewickelte Haar mit Wasser gespült und anschließend
frottiert.
-
Dann wurde eine herkömmliche Dauerwellflüssigkeit, bestehend aus Salmiakgeist,
Ammoniumthoglykolat und Pufferstoffen aufgesprüht. Die Einwirkungszeit betrug 10
Minuten. Am Ende dieser Einwirkungszeit wurde der basische Zustand des Haares wiederum
mit eine Indikatorpapier gemessen. Der pH-Wert betrug 7. Anschließend erfolgte erneut
eine Spülung mit Wasser und das Haar wurde frottiert.
-
Dann fand eine Nachfixierung statt. Es wurde dasselbe saure Oxydationsmittel
durch Sprühen aufgebracht, wie beim Vorfixieren. Nach einer Einwirkungszeit von
5 Minuten wurde ein pH-Wert gleich 6 festgestellt. Dann wurde das Haar erneut gespült.
Die Wickel wurden entfernt und ohne Wickel wurde eine zweite Nachfixierung vorgenommen
unter Verwendung der schon genannten FixierElüssigkeit. Die Einwirkungszeit betrug
wiederum 5 Minuten. Es wurde sofort gespült und frottiert. Der Endzustand des Haares
hatte einen pH-Wert von 5.
-
Das Haar.war glänzend. Die Haarspitzen standen
nicht
ab. Das Haar lag locker und die Dauerwelle hatte ein natürliches Aussehen.