DE3103813C3 - Wasserhaltige, plastische Formmassen aus keramischen Rohstoffen mit lufttrocknenden und sinterfähigen Zusätzen - Google Patents
Wasserhaltige, plastische Formmassen aus keramischen Rohstoffen mit lufttrocknenden und sinterfähigen ZusätzenInfo
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- C04B—LIME, MAGNESIA; SLAG; CEMENTS; COMPOSITIONS THEREOF, e.g. MORTARS, CONCRETE OR LIKE BUILDING MATERIALS; ARTIFICIAL STONE; CERAMICS; REFRACTORIES; TREATMENT OF NATURAL STONE
- C04B26/00—Compositions of mortars, concrete or artificial stone, containing only organic binders, e.g. polymer or resin concrete
- C04B26/02—Macromolecular compounds
Abstract
Es werden wasserhaltige, plastische Formmassen auf Basis keramischer Rohstoffe offenbart, die sich dadurch auszeichnen, daß die erfindungsgemäßen Formmassen ein duales Bindemittelsystem enthalten, das aus wasserlöslichen und/oder in Wasser dispergierten, lufttrocknenden hochmolekularen Filmbildnern sowie aus wasserunlöslichen, bei Temperaturen unter 250 ° C sinterfähigen, feinteiligen Thermoplasten besteht.
Description
Die Erfindung betrifft wasserhaltige, plastische Formmassen auf der Basis keramischer Rohstoffe und
wäßriger Dispersion organischen Harzes als Bindemittel zur kunstgewerblichen Verwendung in öfen mit begrenztem
Temperaturbereich bis 2500C sowie ein Verfahren
zur Herstellung von Formgegenständen unter Verwendung solcher Formmassen.
Zur gewerblichen Fabrikation keramischer Erzeugnisse
werden allgemein bindemittelfreie Ton- oder Porzellanmassen mit einem Feuchtigkeitsgehalt von 20
bis 40 Gewichtsprozent verwendet, welche durch hervorragende Plastizität und beachtliches Standvermögen
ausgezeichnet sind. Solche Massen lassen sich erfahrungsgemäß gut formen, mit einfachen Hilfsmitteln
modeliieren und künstlerisch vielseitig gestalten. Daraus hergestellte Formteile haben nach dem Trocknen
geringe Festigkeit, zerbrechen leicht durch Stoß, quellen in Wasser stark auf und müssen deshalb bei Temperaturen
von 900 bis 14000C gebrannt werden. Der obligatorische Brennprozeß macht Industriebetrieben
und Töpfereien keine Schwierigkeiten, da ihnen die erforderlichen SpezialÖfen zur Verfugung stehen.
In den letzten Jahren zeigt sich eine steigende Tendenz zur außergewerblichen Beschäftigung mit
keramischen Werkstoffen. Einem großen Interessentenkreis ist jedoch der Zugang wegen fehlender Brenmnögiichkeiten
noch versperrt. Diese Lücke soll nun durch die beanspruchten, bei Temperaturen unterhalb von
2500C sinterfähigen Keramikinassen geschlossen werden,
welche insofern günstige Voraussetzungen bieten, als zum Tempern die üblichen Haushaltsbacköfen
ausreichen. Vorschulische Erziehung, Werk- und Kunstunterricht oder Freizeitbeschäftigung dürften dadurch
neue Impulse erhalten.
Nach heutigem Stand der Technik bekannte, in der DE-OS 25 15 757 und DE-AS 29 37 843 beschriebene
Formmassen aus wärmehärlbaren Kunsisioffzubercitungen
sind dem Prinzip nach Dispersionen von verpastbarem Polyvinylchlorid in flüssigen Weichmachern,
die beim Erhitzen gelieren. Höhere Härtegrade können durch Zusatz polymerisierbar^ Vinylverbindungen,
Acrylsäureester und ungesättigter Polyesterharze erzielt werden. Alle vorbeschriebenen Produkte
enthalten maximal 10 Gewichtsprozent anorganischer Stoffe, vornehmlich natürliche Silikate, hochdisperse
Kieselsäuren oder Aluminiumhydroxide mit großer spezifischer Oberfläche, welche den Mischungen die zur
Bildung formbarer Plastigele notwendige Thixotropic verleihen und ihre Klebrigkeit beseitigen. Die beanspruchten,
überwiegend aus mineralischen Rohstoffen aufgebauten, bindemiltelhaltigen Keramikmassen unterscheiden
sich von den Piastigelen wesentlich. Anstelle der praktisch nicht flüchtigen Weichmacher enthalten
sie Wasser als äußere Phase, worin die Primärkomponente des dualcn Bindemittelsystems gelöst oder
dispergiert ist. Während der Trocknung bei Raumtemperatur wirken die eingesetzten hochmolekularen
Filmbildner schon verfestigend. In der festen Phase unterstützen Quelltone und gereinigte Magnesium-Montmoriilonite
das Herbeiführen einer Suspension der aus feinieiligen Thermoplasten bestehenden Sekundärkomponente,
die zunächst als Magerungsmittel fungiert und später beim Tempern sintert. Vorteilhaft ist, daß
gerade für den technisch interessanten Schmelzbcrcich
zwischen 1000C bis 2500C zahlreiche weichmacherfreie,
physiologisch unbedenkliche Polymere zur Verfügung stehen und die Abhängigkeit von verpastbarem
Polyvinylchlorid nebst Weichmachern «.zufällt. Als
Knet- und Modelliermassen sind Plastigele sehr geschaut, dagegen für Dreharbeiten auf der Töpferscheibe
oder keramische Aufbautechnik ungeeignet. Visuell machen Formteile aus Piastigelen keinen typisch
keramischen Eindruck.
Die DE-OS 20 40 795 offenbart heramische Massen und daraus hergestellte Gegenstände. Diese bekannten
Massen sind Aufschlämmungen, die eine wäßrige Dispersion eines innerlich weich gemachten, hitzchärtenden
Harzes als Bindemittel enthalten. Sie dienen dazu, lagerfähige, flexible Keramikplatten und letztlich
gebrannte Keramiksubstrate für das elektronische
Gebiet herzustellen, wozu sie bei hohen Temperaturen, z. H. 1650"C, gebrannt werden müssen. Solche Massen
eignen sich daher nicht für die erfindungsgctnaß
angestrebten Ziele.
den Ton mit einem Styrol-Butadien-Latex als Bindemittel.
Wie jedoch damit durchgeführte Versuche zeigen, weisen daraus hergestellte Gegenstände unzulängliche
Wasserbeständigkeit auf, was vermutlich auf dem Emulgatorgehalt beruht.
Das in der DE-AS 11 92 090 beanspruchte Verfahren
zur Herstellung von Gegenständen aus keramischen Massen, die einen Zusatz von organischen Kunststoffen
aufweisen, ist für die Herstellung von Isolierteilen in der Elektro- und Wärmetechnik bestimmt.
Wie die Beispiele zeigen, bedient man sich einer diesen Belangen angepaßten Technik. So werden
gemäß Beispiel I Thermoplaste oder Duroplaste unter Hitzeeinwirkung aufgeschmolzen, die mineralischen
Bestandteile eingerührt, die Schmelze dann abgekühlt
^o und in einer Stahlnuihle vermählen. Dabei geht jedoch
das wesentliche Quellvermögen von Ton- oder Porzellaninassci!
verloren. SiAhe Massen kommen daher für
wasserhaltige, plastische Formmassen der eingangs genannten Art, die sich dadurch auszeichnen, daß sie ein
duales Bitidemittelsysiem enthalten, das aus wasserlöslichen
und/oder in Wasser dispergierten, lufttrocknenden hochmolekularen Filmbildnern sowie aus wasserunlösli- chen,
bei Temperaturen unter 250eC sinterfähigen, feinteiiigen Thermoplasten besteht. Das Theologische
Verhalten erfindungsgemäßer Zubereitungen zeigt die Charakteristik konventioneller, bindemittelfreier Keramikmassen.
Primär umfaßt das Bindemittclsystem wasserlösliche, in Wasser dispergicrte oder redispergierbare,
bei Raumtemperatur filmbildende, hochmolekulare Substanzen; sekundär besteht es aus wasserunlöslichen,
pulverförmigen, grießartigen oder feinfaseri-
gen Thermoplasten mit einer im Bereich von 60° C, bis
250° CHegenden Erweichungstemperatur.
Die bei Raumtemperatur filmbildenden Substanzen des beschriebenen Bindemittelsystems haben die Aufgabe,
den aus der Formmasse hergestellten Gegenständen bereits während der Trocknung eine gewisse Festigkeit
zu verleihen, sie stoßfest zu machen und die Gefahr der Rißbildung zu beseitigen. Die im Bindemittelsystem als
Zweitkomponente verwendeten Thermoplaste sind darauf abgestimmt, daß die zum Sintern erforderliche
Temperatur der Leistungsfähigkeit üblicher Haushaltsbacköfen entspricht Für die außergewerbliche Beschäftigung
mit keramischen Formmassen ergeben sich daraus insofern neue Aspekte, als die Anschaffung
kostspieliger Brenneinrichtungen entfällt. Der Sinterprozeß
führt zur Verschmelzung der in getrockneten Formteilen nebeneinanderliegenden mineralischen und
organischen Partikel, wovon Festigkeit und Wasserbeständigkeit merklich profitieren.
Als mineralische Rohstoffe können Tone, Kaolin, Quarz, Flußspat und Schamottemehie herangezogen
werden. Obwohl die Zusammensetzung des Mineraliengemisches nicht Gegenstand dieser Erfindung ist, sei
bemerkt, daß erhebliche Qualitätsschwankungen auf unterschiedlicher Provenienz beruhen. Selbstverständlich
spielen auch Korngröße und Korngrößenverteilung eine Rolle, die sich beim Theologischen Verhalten
bemerkbar macht. Bentonite unterstützen die Gelbildung und fungieren für grießförmige Thermoplaste als
Suspendierhilfsmittel.
Bei Raumtemperatur filmbildende, hochmolekulare Substanzen stehen so zahlreich zur Verfügung, daß es
zweckmäßig ist, sich hier auf relevante zu beschränken. Aus der Reihe wasserlöslicher Prcr:*ikte kommen
vornehmlich Celluloseäther, Polyvinylalkohole und Polyvinylpyrrolidone in Betracht Schwach alkalische
Einstellung der wäßrigen Phase mit Ammoniak gestattet den Einsatz carboxylgruppenhalliger Vinylacetaicopolymerisate
oder Polyacrylate, die Filme mit geringer Wasserquellbarkeit ergeben, in Form einer
wäßrigen Dispersion oder als retlispergierbuie Dispersionspulver
verfügbare Filmbildner schneiden im 1 linbiick auf Wasserfestigkeit der daraus resultierenden
Filme ebenfalls günstig ab. Polyvinylacetat, Ethylen-Vinylacetat-Copolymere,
Polyvinylpropionat und Polyacrylate sind Basis dieser Produkte.
Thermoplaste mit Schmelztemperaturen im Bereich von 6O0C bis 250°C sind zwar grundsätzlich als
Zweitkomponente für das dualc Bindemittelsystem geeignet; jedoch werden aus verständlichen Gründen
wiederum nur bevorzugte Polymere genannt. Es handelt sich dabei um Polyethylen, Polypropylen, Polyacrylate,
Polystyrol, Polyamide, Ethylen-Vinylacetat- und Etliylen-Acrylsäurecsler-Copolymere.
Bei gleichartiger oder ähnlicher Konstitution von filmbildender Substanz und sinterfähigem Polymer ergibt sich ein synergistischer
Effekt.
Auf Trockensubstanz bezogen, beläuft sich das Verhältnis zwischen mineralischen und organischen
Bestandteilen bei den erfindungsgemäöen Formmassen
an der Untergrenze auf 94/6 und an der Qbergrenze auf 60/40. Wird der Mindestgehalt an Bindemittel unterschritten,
so geht dies zu Lasten der Festigkeit; wird der Bindemittclgehalt dagegen über die Höchstgrenze
gesteigert, so verlieren die fertigen Formteile das typisch keramische Aussehen. Der Wassergehalt der
Formmassen liegt zwischen 20 bis 40 Gewichtsprozent.
Formmassen sind kräftige Kneter oder Planetenrührwerke erforderlich. Sämtliche Feststoffe einer Produktions-Charge
werden in den Mischer gefüllt und darin trocken vermengt. Die für den Ansatz benötigte
Wassermenge wird dann allmählich zugegeben. Nach einer Mischzeit von etwa 20 Minuten liegt eine
homogene, plastische Formmasse vor. Es hat sich als zweckmäßig erwiesen, wasserlösliche Filmbildner und
wäßrige Kunststoff-Dispersionen in einem Rührwerk mit der gesamten Wassermenge eines Ansatzes
vorzumischen.
Die Zusammensetzung der Massen wird in den folgenden Ausführungsbeispielen — zwecks besserer
Übersicht — nicht prozentual angegeben, sondern einheitlich auf 100 Gewichtsteile diverser Mineralstoffe
bezogen:
70 Gewichtsteile 30 Gewichtsteiie 7 Gewichtsteiie 3 Gewichtsteile
5 Gewichtsteile
50 Gewichtsteile 2 Gewichtsteile
50 Gewichtsteile 30 Gewichtsteile 20 Gewichtsteile
15 Gewichtsteile 5 Gewichtsteile
5 Gewichtsteile 35 Gewichtsteile
50 Gewichtsteile 20 Gewichtsteile 20 Gewichtsteile
10 Gewichtsteile 30 Gewichtsteile 10 Gewichtsteile
45 Gewichtsteile 2 Gewichtsteile
(redispergierbares Dispersions-
pulver)
Wasser
Tonmehl, fett Quarzmehl Bentonit
Polyethylen-Pulver Vinylacetat-Copolymer, carboxylgruppenhaltig,
50°/o:ge Lösung in Wasser/Sprit mit Ammoniak
alkalisch gestellt EVA-Dispersion, 50W>'ig
Wasser
Kaolin
Quarzmehl
Wasser
60 Gewichtsteile Tonmehl, fett 30 Gewichtsteile Quarzmehl
10 Gewichtsteile Tonmehl, mager 20 Gewichtsteile Polyacrylat, grießartig
10 Gewichtsteile Polyacrylat-Dispersion, 50%ig
30 Gewichtsteile Wasser
60 Gewichtsteile 30 Gewichtsteile 10 Gewichtsteile
20 Gewichtsteile 10 Gewichtsteile
30 Gewichtsteile
Quarzmehl
50%ige wäßrige Dispersion
Wasser
50 Gewichtsteile Tonmehl, fett
30 Gewichtsteile Quarzmehl
20 Gewichtsteile Bentonit 5
35 Gewichtsteile Polyamid-Pulver
10 Gewichtsteile Polyisobutylen-Dispersion, 50%ig
25 Gewichtsteile Wasser
Beispiel 7 l0
50 Gewichtsteile Tonmehl, fett
30 Gewichtsteiie Quarzmehl
20 Gewichtsteile Kaolin
40 Gewichtsteile Polypropylen-Pulver 10 Gewichtsteile Polyisobutylen-Dispersion,50%ig l5
30 Gewichtsteiie Wasser
Wie die Beispiele demonstrieren, zeichnet sich das duale Bindemittelsystem durch seine Variationsmöglichkeiten
aus. 20
30
35
40
45
50
60
Claims (1)
1. Wasserhaltige, plastische Formmassen auf Basis keramischer Rohstoffe und wäßriger Dispersion
organischen Harzes als Bindemittel zur kunstgewerblichen Verwendung in Öfen mit begrenztem
Temperaturbereich bis 250°C, dadurch gekennzeichnet,
daß die Formmassen ein duales Bindemittelsystem enthalten, das aus wasserlöslichen
und/oder in Wasser dispergierten, lufttrocknenden hochmolekularen Filmbildnern sowie aus
wasserunlöslichen, bei Temperaturen unter 2500C
sinterfähigen, feinteiiigen Thermoplasten besteht
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---|---|---|---|
DE19813103813 DE3103813C3 (de) | 1981-02-04 | 1981-02-04 | Wasserhaltige, plastische Formmassen aus keramischen Rohstoffen mit lufttrocknenden und sinterfähigen Zusätzen |
US06/518,829 US4521361A (en) | 1981-02-04 | 1983-08-01 | Aqueous plastic molding compositions based on ceramic raw materials containing air-drying and sinterable additives |
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