DE3029252C2 - - Google Patents
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Stabilisieren
von Polymerisationsdispersionen oder -aufschlämmungen
von C₄-C₇-Isoolefinhomopolymeren oder Butylkautschuk-
Copolymerisaten in einem Polymerisationsverdünnungsmittel,
das aus Methylchlorid, Methylenchlorid, Vinylchlorid
und Ethylchlorid ausgewählt ist, die durch
kationische Polymerisation unter Verwendung einer
Lewis-Säure bei einer Temperatur von -99 bis -20°C hergestellt
werden.
Der in der Beschreibung und in den Ansprüchen gebrauchte
Ausdruck "Butylkautschuk" bezeichnet etwa 0,5
bis 15 Mol-% konjugiertes Dien und etwa 85 bis 99,5
Mol-% Isoolefin enthaltende Copolymerisate von C₄-C₇-
Isoolefinen und konjugierten C₄-C₁₄-Dienen. Als repräsentative
Beispiele der Isoolefine, die für die Herstellung
von Butylkautschuk verwendet werden können,
sind Isobutylen, 2-Methyl-1-propen, 3-Methyl-1-buten,
4-Methyl-1-penten und β-Pinen zu nennen. Repräsentative
Beispiele von konjugierten Dienen, die für die
Herstellung von Butylkautschuk verwendet werden
können, sind Isopren, Butadien, 2,3-Dimethylbutadien,
Piperilen, 2,5-Dimethylhexa-2,4-dien, Cyclopentadien,
Cyclohexadien und Methylcyclopentadien. Die Herstellung
von Butylkautschuk wird in der US-PS 23 56 128
und ferner in einer Arbeit von R.M. Thomas et al. in
Industrial and Engineering Chemistry, Bd. 32, (Okt.
1940), 1283ff. beschrieben. Butylkautschuk hat im
allgemeinen einen aus der Viskosität bestimmtes
mittleres Molekulargewicht zwischen etwa 100 000
und 800 000, vorzugsweise zwischen etwa 250 000 und 600 000,
und eine Wÿs-Jodzahl von etwa 0,5 bis 50, vorzugsweise
von 1 bis 20.
Der hier gebrauchte Ausdruck "Isoolefin-Homopolymere" umfaßt
diejenigen Homopolymeren von C₄-C₇-Isoolefinen, insbesondere
Polyisobutylen, die in geringem Maße endständig
ungesättigt sind und gewisse elastomere Eigenschaften aufweisen.
Die hauptsächlichen Handelsformen dieses Butylkautschuks
und dieser Isoolefinpolymerisate, z. B. Isobutylen-
Isopren-Butylkautschuk und Polyisobutylen, werden nach einem
kationischen Tieftemperatur-Polymerisationsverfahren
unter Verwendung von Katalysatoren vom Typ der Lewis-Säuren
hergestellt, wobei im allgemeinen Aluminiumchlorid verwendet
wird. Bortrifluorid gilt ebenfalls als geeignet für
diese Verfahren. Bei dem weitgehend in der Industrie angewandten
Verfahren wird Methylchlorid als Verdünnungsmittel
für das Reaktionsgemisch bei sehr tiefen Temperaturen, d. h.
weniger als -90°C, verwendet. Methylchlorid wird aus verschiedenen
Gründen verwendet. Hierzu gehört die Tatsache,
daß es ein Lösungsmittel für die Monomeren und das als Katalysator
dienende Aluminiumchlorid und ein Nichtlöser für
das Polymerprodukt ist. Ferner hat Methylchlorid geeignete
Gefrier- und Siedepunkte, um sowohl die Polymerisation bei
tiefer Temperatur als auch eine wirksame Trennung von Polymerisat
und nicht umgesetzten Monomeren zu ermöglichen.
Das Suspensionspolymerisationsverfahren (slurry polymerization
process) in Methylchlorid bietet eine Anzahl weiterer
Vorteile insofern, als eine Polymerkonzentration von etwa
30 Gew.-% im Reaktionsgemisch im Gegensatz zu der Konzentration
von nur etwa 8 bis 12% bei der Lösungspolymerisation
erreicht werden kann. Ferner wird eine annehmbare,
verhältnismäßig niedrige Viskosität der Polymerisationsmasse
erzielt, so daß es möglich ist, die Polymerisationswärme
durch Wärmeaustausch wirksamer abzuführen. Suspensionspolymerisationsverfahren
in Methylchlorid werden für die Herstellung
von Polyisobutylen und Isobutylen-Isopren-Butylkautschukpolymeren
mit hohem Molekulargewicht angewandt.
Ungeachtet der weit verbreiteten Anwendung des Suspensionspolymerisationsverfahrens
in Methylchlorid wirft dieses Verfahren
eine Anzahl von Problemen auf, die mit der Neigung
der Teilchen des Polymerproduktes zur Agglomerierung, wodurch
die Aufschlämmungsdispersion destabilisiert wird,
im Zusammenhang stehen. Die Geschwindigkeit der Agglomerierung
steigt schnell mit der Annäherung der Reaktionstemperatur
an -90°C. Es ist nicht möglich, eine stabile
Aufschlämmung oberhalb von -80°C aufrecht zu erhalten. Diese
agglomerierten Teilchen pflegen an allen Oberflächen,
mit denen sie in Berührung kommen, z. B. Austrittsleitungen
des Reaktors sowie Eintrittsleitungen des Reaktors und alle
Wärmeübertragungsvorrichtungen, die zur Abfuhr der exothermen
Polymerisationswärme verwendet werden, haften zu bleiben,
zu wachsen und Schichten darauf zu bilden. Dieser
Vorgang ist kritisch, da tiefe Temperaturen während der
Reaktion aufrecht erhalten werden müssen.
Abgesehen von Betrieb bei Temperaturen unter -80°C unter
kräftigem Rühren im Reaktor wurde bisher keine wirksame
Methode zur Stabilisierung der Aufschlämmung gefunden. Es
ist übliche Praxis geworden, die Produktionsanlagen mit
zusätzlichen Reaktoren auszulegen, so daß der Reaktionsprozeß
zwischen abwechselnden Reaktorsystemen umgeschaltet
werden kann und zu jedem Zeitpunkt ein Reaktor oder
mehrere Reaktoren sich in der Reinigung befinden. Wenn eine
stabile Aufschlämmung gebildet und in einem solchen Zustand
gehalten werden könnte, daß keine Ansätze gebildet werden,
könnten wesentliche Einsparungen in den Anlagen- und
Betriebskosten erreicht werden. Eine weitere Begrenzung,
die durch die Neigung der Polymerproduktteilchen zur
Agglomerierung bedingt ist, ist die Unwirksamkeit des
Wärmeaustausches, die jeden Versuch, einen Wärmeaustausch
zwischen dem kalten Abfluß aus dem Reaktor mit
dem zugeführten Einsatzmaterial zur Erzielung von Einsparungen
in der erforderlichen Kälteenergie durchzuführen,
effektiv zunichte macht.
Ein allgemeines Handbuch, in dem die Theorie und Grundsätze
der Dispersionspolymerisation, insbesondere die
Verwendung von Block- und Pfropfmischpolymerisaten als
Dispersionsstabilisatoren behandelt wird, ist das Werk
"Dispersion Polymerization in Organic Media", von
K.E.J. Barrett, John Wiley & Sons, 1975. Dieses Buch
beschreibt zwar insbesondere in Kapitel 3 die Verwendung
von Block- oder Pfropfmischpolymerisaten, die eine
unlösliche Komponente oder Ankergruppe und eine im Verdünnungsmittel
lösliche Komponente enthalten, bei einer
Reihe von Dispersionspolymerisationsverfahren, jedoch
wird kein Hinweis auf irgendein Stabilisatorsystem gegeben,
das bei dem in Methylchlorid durchgeführten Suspensionspolymerisationsverfahren
zur Herstellung von
Isoolefinhomopolymeren oder Butylkautschuk-Copolymeren,
wie es erfindungsgemäß offenbart wird, brauchbar sein
würde.
Die österreichische Patentschrift 2 29 579 und die
FR-PS 12 44 568 beschreiben ein Verfahren zur Herstellung
stabiler Polymerisatdispersionen, bei dem die
Polymerisation bei wenigstens Zimmertemperatur radikalisch
verläuft. Die Stabilisierung erfolgt dadurch,
daß das Polymere in einer organischen Flüssigkeit in
Gegenwart eines Block- oder Pfropfpolymeren ausgefällt
wird, dessen eine Komponente durch die organische Flüssigkeit
solvatisiert wird, während die andere Komponente
mit dem Polymeren verträglich ist und einen Bestandteil
der dispergierten Teilchen bildet.
Das erfindungsgemäße Verfahren hingegen bezieht sich
auf die Herstellung von Isoolefinhomopolymeren oder
Butylkautschukpolymerisation durch verbesserte kationische
Tieftemperaturpolymerisation.
Das Referat Nr. H 6408/62 in "Hochmolekularbericht
1962" beschreibt die Herstellung von Polymerisatdispersionen
in nicht polaren Kohlenwasserstoffen als
Dispersionsverdünnungsmittel unter Einsatz von polymeren
Stabilatoren, deren Aufbau von demjenigen der
gemäß der Erfindung verwendeten völlig abweicht.
Die NL-OS 7 70 7060 (äquivalent US-Patentanmeldung
6 99 300 und DE-OS 27 28 577) beschreibt ein in wasserfreier
Dispersion durchgeführtes Polymerisationsverfahren
für konjugierte Diolefine in Gegenwart
einer als Stabilisator dienenden Blockmischpolymerdispersion,
wobei wenigstens ein Block im flüssigen
organischen Dispersionsmedium löslich und wenigstens
ein anderer Block im Dispersionsmedium unlöslich ist.
Die vorstehend genannte niederländische Patentanmeldung
ist auf die Polymerisation eines konjugierten
Diolefinmonomeren in einem als Dispersionsmedium
dienenden flüssigen Kohlenwasserstoff, z. B. n-Butan,
Neobutan oder gemischten isomeren Pentanen, in Gegenwart
eines Ziegler-Natta-Katalysators gerichtet. Die
gemäß dieser Patentanmeldung besonders bevorzugten
konjugierten Diolefine sind Butadien-1,3, Isopren
und Piperylen. Gemische von konjugierten Diolefinen
werden ebenfalls genannt.
Das Verfahren gemäß der Erfindung unterscheidet sich
vom Verfahren der genannten niederländischen Patentanmeldung
insofern, als es eine kationische Polymerisation
unter Verwendung einer Lewis-Säure bei einer Temperatur
unter -20°C betrifft, die in einem polaren
chlorierten Kohlenwasserstoff als Verdünnungsmittel,
z. B. Methylchlorid, unter Verwendung von Stabilisatoren,
die bei diesem Polymerisationsverfahren besonders
wirksam sind, durchgeführt wird. Die genannte
niederländische Patentanmeldung ist auf anionische Polymerisationsverfahren
gerichtet, die in einem nicht-polaren
flüssigen Kohlenwasserstoff als Verdünnungsmittel
durchgeführt wird.
Soweit der Anmelderin bekannt ist, ist kein wirksames
Verfahren zur Stabilisierung von Aufschlämmungen in
Methylchlorid oder Aufschlämmungen in irgendeiner Art
von Verdünnungsmittel, die für die Herstellung von Isoolefinpolymerprodukten
mit chemischen Zusätzen als Stabilisatoren
verwendet wird, bekannt oder bisher beschrieben
worden.
Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren zur
wirksamen Stabilisierung gegen Agglomerierung einer
ein Isoolefin-Homopolymeres oder ein Butylkautschuk-
Copolymerisat in einer ein Verdünnungsmittel enthaltenden
Polymerisationsdispersion, die durch kationische
Polymerisation unter Verwendung einer Lewis-Säure
bei einer Temperatur von -99 bis -20°C hergestellt wird, bereitzustellen. Die
Aufgabe wird dadurch gelöst, daß man aus dem
Gemisch der Monomeren, dem Katalysator und Verdünnungsmittel
bestehenden Reaktionsgemisch
oder der Aufschlämmung des Polymerisationsprodukts als
Stabilisierungsmittel in einer Menge von etwa 0,05 bis
20 Gew.-% zusetzt, bezogen auf das Gewicht des als
Produkt gebildeten Isoolefin-Homopolymeren oder Butylkautschuk-
Copolymerisats (i) ein vorgebildetes Copolymerisat,
das einen lyophilen, im Verdünnungsmittel
löslichen Teil und einen lyophoben, im Verdünnungsmittel
unlöslichen, im Isoolefin-Homopolymeren oder Butylkautschuk
löslichen oder absorbierbaren Teil enthält,
wobei das Stabilisierungsmittel einen adsorbierten,
löslich gemachten Polymerüberzug um das ausgefällte
Isoolefin-Homopolymere oder Butylkautschuk-Copolymerisat
zu bilden vermag und hierdurch die Aufschlämmung
stabilisiert, oder (II) ein in situ gebildetes, als
Stabilisierungsmittel wirksames Copolymerisat zusetzt,
das aus einer Stabilisatorvorstufe gebildet
worden ist, die ein lyophiles Polymerisat ist, das
zur Copolymerisation mit dem beim Hauptpolymerisationsprozeß
gebildeten Isoolefinpolymerisat oder
Butylkautschuk-Copolymerisat oder zur Bildung einer
chemischen Bindung damit fähig ist, wobei die funktionelle
Gruppe ein kationisch aktives Halogen oder
eine seitenständige oder verknüpfte oder kationisch
aktive Doppelbindung ist, der lyophobe Teil des Stabilisierungsmittels
das im Hauptpolymerisationsprozeß
gebildete Isoolefin-Homopolymere oder Butylkautschuk-
Copolymerisat ist und das in dieser Weise gebildete
Stabilisierungsmittel einen adsorbierten, löslich
gemachten Polymerüberzug um das ausgefällte Polymerprodukt
zu bilden und hierdurch die als Produkt gebildete
Polymeraufschlämmung zu stabilisieren vermag.
Die vorstehend genannte Menge des Stabilisierungsmittels
ist in Gewichtsprozent des als Produkt gebildeten Isoolefin-
Homopolymeren oder Butylkautschuk-Copolymerisats
ausgedrückt. Die genaue Menge des dem Reaktionsgemisch
zugesetzten Stabilisierungsmittels hängt von der genauen
Konzentration des eingesetzten Gemisches und vom geschätzten
Umsatz der Monomeren ab. Bei einem typischen Butylkautschuk-
Reaktionsprozeß zur Herstellung von Isobutylen-
Isopren-Butylkautschuk enthält das in den Reaktor einzusetzende
Gemisch, das hergestellt wird, etwa 25 bis 35
Gew.-% Monomere, wobei im allgemeinen 80 bis 90 Gew.-% der
Monomeren in das Polymerprodukt umgesetzt werden.
Im Rahmen der Erfindung kommen zwei Formen geeigneter Stabilisierungsmittel
in Frage, die beide im Polymerisationsverdünnungsmittel
wirksam sind und zur Stabilisierung der
Polymerisationsaufschlämmung dienen, die die Polymer- oder
Copolymerteilchen enthält, die in der grundlegenden Polymerisationsreaktion
gebildet werden. Der hier gebrauchte
Ausdruck "Polymerisationsverdünnungsmittel" umfaßt Methylchlorid,
Methylenchlorid, Vinylchlorid und Äthylchlorid.
Methylchlorid wird bei allen Ausführungsformen der Erfindung
als Verdünnungsmittel bevorzugt.
Bei Verwendung eines vorgebildeten Block- oder Pfropfmischpolymerisats,
das in Gegenwart des Polymerisationsverdünnungsmittels
sowohl lyophil als auch lyophob ist, muß zuerst
ein geeignetes Copolymerisat gebildet werden. Im allgemeinen
muß ein als Stabilisator dienendes vorgebildetes
Copolymerisat einen im Verdünnungsmittel unlöslichen Ankerteil,
der am polymerisierten Isoolefin oder Butylkautschuk
adsorbierbar oder löslich darin ist, sowie einen im Verdünnungsmittel
löslichen Teil enthalten, der bewirkt, daß
das adsorbierbare Polymerisat im Polymerisationsverdünnungsmittel
dispergiert bleibt.
Das als Stabilisator dienende vorgebildete Block- oder
Pfropfmischpolymerisat kann vorbehaltlich gewisser Begrenzungen,
auf die später eingegangen wird, im Reaktionsgemisch
zugesetzt werden und während der gesamten Polymerisationsreaktion
darin vorhanden sein, um Agglomerierung
bei den Reaktionstemperaturen zu verhindern. Als Alternative
kann ein Teil des vorgebildeten Stabilisators im
Reaktionsgemisch zugesetzt und zusätzlicher Stabilisator
in die Austrittsleitungen des Reaktors eingespritzt werden,
um Agglomerierung in den dem Reaktor nachgeschalteten
Apparaturen zu verhindern.
Gewisse Arten von vorgebildeten Stabilisatoren sind zwar
als Suspensionsstabilisatoren im Rahmen der Erfindung wirksam,
sollten jedoch nur nach Beendigung der Polymerisationsreaktion
zugesetzt werden. Sie werden somit vorzugsweise
dem aus dem Reaktor ablaufenden Produkt zugesetzt, um Agglomerierung
während der letzten Phasen der Verarbeitung zu
verhindern. Diese vorgebildeten stabilisierenden Copolymerisate
werden als Polymerisate definiert, die eine wesentliche
Menge kationisch aktiver Nichtsättigung oder funktioneller
Gruppen enthalten, wobei als funktionelle Gruppen
Hydroxylgruppen, Estergruppen, Ketongruppen, Aminogruppen,
Aldehydgruppen, Nitrilgruppen, Amidogruppen, Carboxylgruppen,
Sulfonatgruppen, Mercaptangruppen, Äthergruppen,
Anhydritgruppen, Nitrogruppen, aktive Allylgruppen oder
aktives tertiäres Halogen in Frage kommen. Vorgebildete
polymere Stabilisierungsmittel, die überwiegend die Natur
von Kohlenwasserstoffen aufweisen und frei von kationisch
aktiver Nichtsättigung sind und die anderen hier beschriebenen
Voraussetzungen erfüllen, können in die Aufschlämmung
während des Polymerisationsprozesses selbst eingearbeitet
werden, indem sie zu einer Komponente des Reaktionsgemisches
gemacht werden.
Der lyophile Teil des als Stabilisierungsmittel dienenden,
erfindungsgemäß verwendeten vorgebildeten Copolymerisats
muß im Polymerisationsverdünnungsmittel vollständig löslich
oder mischbar damit sein. Ein geeigneter Anhaltspunkt
besteht darin, daß der lyophile Teil einen Flory-Huggins-
Wechselwirkungsparameter mit dem Polymerisationsverdünnungsmittel
von weniger als 0,5 oder einen Flory-Lösefähigkeits-
Koeffizienten mit dem Polymerisationsverdünnungsmittel von
mehr als 1 hat.
Beispiele geeigneter lyophiler Polymerisate, die diese Voraussetzungen
erfüllen und den Katalysator oder die Polymerisationsbedingungen
nicht nachteilig beeinflussen, sind
Polystyrol, Polyvinylchlorid, Polyvinylbromid und Polychloropren,
wobei Polystyrol, Polyvinylchlorid oder Polyvinylbromid
der bevorzugte lyophile Teil ist. Geeignet
sind ferner substituierte lyophile Styrole, z. B. einfach,
zweifach und dreifach substituierte Styrole, die als Substituenten
Halogenatome, z. B. Chlor, oder niedere Alkylreste
(C₁-C₅) enthalten, z. B. α-Methylstyrol, p-t-Butylstyrol,
p-Chlorstyrol und ähnliche ringchlorierte Styrole.
Es ist ferner möglich, als lyophilen Teil Kombinationen von
zwei geeigneten lyophilen Polymerisaten, z. B. Copolymerisaten
von Styrol und Vinylchlorid, zu verwenden. Der hier
gebrauchte Ausdruck "lyophiler Teil" umfaßt somit einen
Teil, der aus einem oder mehreren Monomeren besteht, die
die Voraussetzungen für geeignete lyophile Teile im Rahmen
der Erfindung erfüllen. Dieser lyophile Teil sollte
einen Polymerisationsgrad von wenigstens etwa 20 bis etwa
5000 oder 6000 haben.
Eine Anzahl wichtiger Faktoren beeinflußt die Wahl des
lyophoben Teils des Stabilisierungsmittels. Der lyophobe
Teil ist im Polymerisationsverdünnungsmittel unlöslich,
sollte jedoch hohe Affinität zum Produktpolymerisat aufweisen,
so daß er am Polymerteilchen adsorbiert oder in
anderer Weise daran gebunden wird. Ein lyophober Teil, der
aus dem gleichen Material besteht, das bei der kationischen,
durch eine Lewis-Säure katalysierten Polymerisationsreaktion
gebildet wird, z. B. ein Isobutylenhomopolymeres oder
ein Isobutylen-Isopren-Butylcopolymerisat, bildet einen
idealen lyophoben Teil im erfindungsgemäß verwendeten
vorgebildeten Stabilisierungsmittel. Als lyophobe Materialien
eignen sich allgemein im Verdünnugsmittel unlösliche
Polymerisate, die einen Löslichkeitsparameter von weniger
als etwa 8 und einen Polymerisationsgrad von wenigstens 10
aufweisen. Geeignete Materialien sind beispielsweise Polyisoolefine
im allgemeinen von C₄-C₇-Isoolefinen, z. B. Polyisobutylen,
Butylkautschuk-Copolymerisate im allgemeinen,
z. B. Isobutylen-Isopren-Butylkautschuk, Polybutadien, Polyisopren,
Äthylen/Propylen-Copolymerisate, EPDM-Terpolymere,
hydrierte Dienpolymerisate, z. B. hydriertes Polybutadien,
SBR-Kautschuke, d. h. statistische Styrol/Butadien-Copolymerisate
mit niedrigem Styrolgehalt, und Polydimethylsilicon.
Besonders bevorzugt als vorgebildeter Stabilisator für die
Verwendung zur Herstellung von Isobutylen-Isopren-Butylkautschuk
ist ein vorgebildetes Blockmischpolymerisat, das
aus einem Isobutylen-Isopren-Teilblock oder Pfropfteil
mit etwa 20 bis 80 Gew.-% Styrolblöcken oder Styrolpfropfpolymerisat
besteht. Bevorzugt wird ferner ein vorgebildetes
Styrol-EPDM-Polymerisat als Katalysator.
Zur Bildung des Stabilisators in situ wird eine lyophile
Polymerkomponente ausgenutzt, die eine funktionelle Gruppe
enthält, die mit dem Isoolefin- oder Butylkautschuk-Polymerisat,
das beim Hauptpolymerisationsprozeß gebildet
wird, zu reagieren vermag. Bei dieser Ausführungsform wird
das hergestellte Polymerisat zum lyophoben Teil des stabilisierenden
Copolymerisats.
Zur Herstellung des stabilisierenden Copolymerisats gemäß
der Erfindung in situ wird zuerst eine Stabilisatorvorstufe
gebildet, die ein lyophiles Polymerisat ist, das
eine funktionelle Gruppe enthält, die zur Copolymerisation
oder sonstigen Reaktion mit dem bei der Hauptpolymerisationsreaktion
gebildeten Isoolefinpolymerisat, z. B. Polyisobutylen
oder Isobutylen-Isopren-Copolymerisat, unter
Bildung des stabilisierenden Block- oder Pfropfmischpolymerisats
gemäß der Erfindung fähig ist. Die funktionellen
Gruppen können kationisch aktives seitenständiges oder
verknüpftes Halogen, vorzugsweise Chlor, oder kationisch
aktive Nichtsättigung sein.
Die Bildung dieser Stabilisatorvorstufen kann durch frei
radikalische Polymerisation eines lyophilen Monomeren,
z. B. Styrol, in Gegenwart von Tetrachlorkohlenstoff oder
durch frei radikalische Copolymerisation eines lyophilen
Monomeren wie Styrol mit Vinylbenzylchlorid erfolgen. Diese
Stabilisatorvorstufen enthalten aktives Halogen, das zur
In-situ-Bildung des stabilisierenden Copolymerisats im
Rahmen der Erfindung über einen Kettenübertragungs- oder
Coinitiierungsreaktionsmechanismus führt.
Die Bildung einer Stabilisatorvorstufe, die kationisch
aktive Nichtsättigung als funktionelle Gruppe im lyophilen
Teil enthält, kann durch anionische Polymerisation eines
lyophilen Monomeren, z. B. Styrol, und Endblockierung des
Polymerisats mit Vinylbenzylchlorid oder Methallylchlorid
erfolgen, wodurch der Rest dieses Vinylbenzylchlorids oder
Methallylchlorids kationisch aktive Nichtsättigung ergibt.
Diese Stabilisatorvorstufe bildet dann das Stabilisatorcopolymerisat
gemäß der Erfindung durch Copolymerisation
mit dem Isoolefinpolymeren oder Butylkautschuk-Copolymerisat,
das bei der Hauptpolymerisationsreaktion gebildet
wird.
Die vorstehend beschriebenen Ausführungsformen können veranschaulicht
werden, indem zuerst lyophile Polystyrole
mit reaktionsfähigem Chlor als Endgruppe
oder ein aktives verknüpftes Chlor, das seitenständig zu
einer Styrolpolymerkette steht
betrachtet werden.
Die vorstehend dargestellten Vorstufen der stabilisierenden
lyophilen Polystyrole, die endständiges oder verknüpftes
aktives Chlor enthalten, können entweder durch Polymerisation
von Styrol unter Verwendung von freie Radikale
bildenden Katalysatoren in Gegenwart von Tetrachlorkohlenstoff,
das als Kettenüberträger wirksam ist, unter Bildung
eines mit Chlor endblockierten Polystyrols oder durch
Copolymerisation von Styrol mit einer geringeren Menge
Vinylbenzylchlorid unter Bildung eines Polystyrols, das
verknüpftes Vinylbenzylchlorid enthält, hergestellt werden.
Durch diese lyophilen Teile, die ein aktives Halogen enthalten,
wird Polystyrol in eine Polyisoolefin- oder Butylkautschuk-
Copolymerkette durch einen Übertragungsmechanismus
oder Coinitiierungsmechanismus eingebaut. Die Kettenübertragung
wird am besten im Zusammenhang mit einer Isobutylenpolymerisation
veranschaulicht. Bei dieser Reaktion
entzieht ein wachsendes Isobutylencarboniumion das aktive
Halogen als Cl⊖ dem lyophilen Polystyrol unter Bildung einer
Polyisobutylenkette mit endständigem Cl⊖ und eines
Polystyrylcarboniumions, das sich in Gegenwart von Isobutylenmonomeren
zu einem Stabilisator-Blockcopolymerisat
fortpflanzt, das aus einer Polystyrolkette, die an eine
Isobutylenkette gebunden ist, besteht. Ein Pfropfmischpolymerisat
kann ebenfalls gebildet werden, und im Rahmen der
Erfindung faßt der Ausdruck "Stabilisator-Copolymerisat-"
oder "Stabilisator-Polymerisat" Blockmischpolymerisate,
Pfropfpolymerisate, ihre Gemische oder andere Konfigurationen,
die durch Copolymerisationsreaktionen entstehen.
Der gleiche Mechanismus gilt für die Anwendung in der Isobutylen-
Isopren-Polymerisation. Der Mechanismus wird im
Zusammenhang mit der Reaktion mit Polyisobutylen durch
die folgenden Gleichungen veranschaulicht:
Die Coinitiierung kann veranschaulicht werden anhand der
folgenden Gleichungen, die die AlCL₃-Polymerisation von
Isobutylen darstellen, wobei die Stabilisatorvorstufe ein
Chlor enthaltendes Polystyrol ist.
Die Stabilisierung der Polymerisationsaufschlämmung kann
erfolgen, indem als Stabilisatorvorstufe ein anionisch
polymerisiertes lyophiles Polymerisat, z. B. Polystyrol,
verwendet wird, das den Rest des Vinylbenzylchloridmoleküls
oder ein Methallylchloridmolekül als stabile Endgruppe
enthält, wie durch die folgenden Formeln I und II
dargestellt:
Hierin ist n eine solche ganze Zahl, daß das Zahlenmolekulargewicht
der Polystyrolkette etwa 25 000 bis 75 000
beträgt.
Bei dieser Ausführungsform der Erfindung ist das funktionelle
lyophile Polymerisat, hier durch Polystyrol veranschaulicht,
zur Copolymerisation mit dem Isoolefin über
den Rest der Vinylbenzyl- oder Methallyleinheit, die kationisch
aktive Nichtsättigung enthält, fähig. Die Stabilisierung
erfolgt durch Verknüpfen der im Verdünnungsmittel
löslichen Polymerkette mit dem Isoolefinpolymerisat
oder Butylkautschuk-Copolymerisat, während dieses beim
Polymerisationsprozeß gebildet wird. Ein Polystyrol mit
Vinylbenzylchlorid als stabiler Endgruppe wird für die
Stabilisierung von Methylchloridaufschlämmungen, die Isobutylen-
Isopren-Butylkautschuk-Copolymerisat enthalten,
besonders bevorzugt, dieses Stabilisierungsmittel wird
hergestellt durch anionische Polymerisation von Styrol
bis zu einem Molekulargewicht von 25 000 bis 75 000 in
Gegenwart von n-Butyl-Lithium als Katalysator und anschließende
Anlagerung von Vinylbenzylchlorid als stabile Endgruppe
der lebenden Polystyrolkette und Ausfällung von
Lithiumchlorid unter Bildung des durch die vorstehende
Formel I dargestellten Stabilisierungsmittels.
Die Verwendung einer Stabilisatorvorstufe, die das im Verdünnungsmittel
lösliche Polymerisat mit einer funktionellen
Gruppe enthält, die zur Bildung einer Covalenten chemischen
Bindung mit der Isoolefineinheit im Polymerprodukt,
d. h. mit dem Isoolefin-Homopolymeren oder mit dem Isoolefinteil
des Butylkautschuk-Copolymeren fähig ist, bedeutet,
daß der unlösliche oder lyophobe Teil erst gebildet wird,
wenn die Stabilisatorvorstufe während der Polymerisation
an eine Isoolefineinheit gebunden wird. Das stabilisierende
Molekül wird somit in situ während des Polymerisationsprozesses
gebildet. Für die Wahl des lyophilen Teils gelten
die gleichen Erwägungen einschließlich des Polymerisationsgrades,
die vorstehend genannt wurden, wenn das vorgebildete
Blockmischpolymerisat als Stabilisierungsmittel verwendet
wird. Als Polymerisate, die im Polymerisationsverdünnungsmittel
löslich sind, eignen sich somit beispielsweise
Polystyrol, Polyvinylchlorid, Polyvinylbromid, Polychloropren
und die vorstehend genannten substituierten
Styrole, wobei Polystyrol besonders bevorzugt wird.
Bei Anwendung dieser Stabilisierungsmethode ist es wichtig,
daß die funktionelle Gruppe unter den Bedingungen der kationischen
Polymerisation aktiv ist und daß das Stabilisierungsmittel
und die funktionelle Gruppe in keiner Hinsicht
den grundlegenden Polymerisationsprozeß stören. Im
Gegensatz hierzu hängt bei Verwendung des vorgebildeten
Copolymerisats seine Wirksamkeit nicht davon ab, daß die
Bildung des Stabilisierungsmittels in situ vollendet wird.
Als lyophile Polystyrole mit funktionellen Gruppen, die
sich mit dem als Produkt gebildeten Polymerisat, insbesondere
mit einer Isobutyleneinheit bei der Herstellung
von Isobutylenhomopolymeren oder Isobutylen-Isopren-Butylkautschuk-
Copolymerisaten zu verbinden vermögen, eignen
sich funktionelle Polystyrole mit einem Zahlenmittelmolekulargewicht
im Bereich von etwa 5000 bis 150 000, vorzugsweise
im Bereich von etwa 25 000 bis 75 000.
Das Verfahren gemäß der Erfindung bietet eine Anzahl bedeutender
Vorteile, die sich aus der Erzielung einer stabilisierten
Butylkautschukaufschlämmung ergeben. Hierzu gehören
die Ausschaltung der Ansatzbildung und Verstopfung von
Reaktorapparaturen, die Möglichkeit des Arbeitens bei höheren
Suspensionskonzentrationen, erhöhte Reaktorproduktionsraten,
die Fähigkeit der Kälterückgewinnung durch Wärmeaustausch
des den Reaktor verlassenden Stroms mit dem eintretenden
Reaktoreinsatz, verlängerte Betriebszeiten des
Reaktors sowie die Möglichkeit, bei höheren Reaktortemperaturen
zu polymerisieren.
Gemäß einer weiteren Ausführungsform umfaßt die Erfindung
die gemäß der Erfindung hergestellten, bis zu etwa 50 Gew.-%
Isoolefin-Homopolymeres oder Butylkautschuk-Copolymerisat
enthaltenden stabilisierten Aufschlämmungen
von Isoolefin-Homopolymeren oder Butylkautschuk-Copolymerisaten,
insbesondere eines bis zu etwa 50 Gew.-%
Butylkautschuk enthaltende stabilisierte Aufschlämmung
von Isobutylen-Isopren-Butylkautschuk in Methylchlorid
oder eine bis zu etwa 50 Gew.-% Polyisobutylen enthaltende
Aufschlämmung.
Die Erfindung betrifft weiterhin ein neues Verfahren
zur Herstellung von nicht agglomerierenden Homopolymeren
von C₄-C₇-Isoolefinen und Butylkautschuk-Copolymerisaten
durch Polymerisation der entsprechenden Monomeren
bei Temperaturen unter -20°C in Gegenwart einer
Lewis-Säure als kationischem Polymerisationskatalysator
in einem aus Methylchlorid, Methylenchlorid, Vinylchlorid
und Äthylchlorid ausgewählten Polymerisationsverdünnungsmittels
in Gegenwart eines Stabilisators, der
entweder (I) ein vorgebildetes Copolymerisat mit einem
lyophilen, im Verdünnungsmittel löslichen Teil und
einem lyophoben, im Verdünnungsmittel unlöslichen,
aber im Isoolefin oder Butylkautschuk löslichen oder
adsorbierbaren Teil oder (II) ein in situ gebildetes
Stabilisator-Copolymerisat ist, der aus einer in das
Reaktionsgemisch eingearbeiteten Stabilisatorvorstufe
gebildet worden ist, die ein lyophiles Polymerisat
ist, die eine funktionelle Gruppe enthält, die zur
Copolymerisation oder sonstigen Reaktion mit dem im
Hauptpolymerisationsprozeß gebildeten Isoolefin oder
Butylkautschuk-Copolymerisat fähig ist und ein kationisch
aktives seitenständiges oder verknüpftes
Halogen oder eine kationisch aktive Nichtsättigung
ist, wobei der lyophobe Teil des Stabilisierungsmittels
das im Hauptpolymerisationsprozeß gebildete Isoolefin-
oder Butylkautschukpolymerisat ist.
Besonders wichtig als neues Merkmal ist die Möglichkeit,
nicht agglomerierende Isoolefin-Homopolymere oder Butylkautschuk-
Copolymerisate bei Temperaturen unter -20°C unter
Verwendung von AlCl₃ sowie anderen kationischen Lewis-
Säuren als Polymerisationskatalysatoren, z. B. Aluminiumalkylen,
beispielsweise Aluminiumäthyldichlorid,
TiCl₄, BF₃, SnCl₄, AlBr₃ und anderen Friedel-Crafts-
Katalysatoren herzustellen.
Eine besonders bevorzugte Ausführungsform der Erfindung
umfaßt die Herstellung von nicht agglomerierenden Isobutylen-
Isopren-Butylkautschuk durch kationische Polymerisation
der entsprechenden Monomeren bei Temperaturen unter
-20°C unter Verwendung von AlCl₃ oder Aluminiumäthyldichlorid
als Katalysator in Methylchlorid, Methylenchlorid,
Äthylchlorid oder Vinylchlorid als Verdünnungsmittel unter
Verwendung der als Stabilisatoren dienenden Polymerisate
gemäß der Erfindung. Bisher war es einfach unmöglich,
nicht agglomerierenden Butylkautschuk bei über etwa -90°C
liegenden Temperaturen herzustellen. Ferner ermöglicht
die Aufrechterhaltung einer stabilen Polymerisationsaufschlämmung
bei diesen Temperaturen die Verwendung der
verschiedensten Katalysatoren außer AlCl₃.
Die Erfindung wird durch die folgenden Beispiele weiter
erläutert. In diesen Beispielen beziehen sich alle Prozentsätze
auf das Gewicht, falls nicht anders angegeben.
Die beiden nachstehend genannten Stabilisatoren wurden
bei einer Polymerisationsreaktion zur Herstellung von
Butylkautschuk bewertet. Die Stabilisatoren werden mit
"S-1" und "S-2" bezeichnet.
S-1:Ein Butylpolymerisat (Isobutylen-Isopren), auf das
29 Gew.-% Styrol gepfropft sind und das ein aus der Viskosität
bestimmtes mittleres Molekulargewicht von
588 000 hat.
S-2:Ein Butylpolymerisat (Isobutylen-Isopren) mit 19 Gew.-%
aufgepfropften Methylmethacrylat und einem aus der Viskosität
bestimmten mittleren Molekulargewicht von 330 000.
Bei der Durchführung der Chargenpolymerisationsversuche wurde
ein Butyleinsatzgemisch hergestellt und in drei aliquote
Teile geteilt. Alle drei Teile wurden kalt unter Rühren gelagert,
bis die Stabilisatoren vollständig gelöst waren. Die
Einsatzgemische wurden in einer mit Stickstoff gespülten
Schutzkammer hergestellt und gehandhabt, wobei speziell gereinigte
und getrocknete Monomere und Methylchlorid verwendet
wurden. Ein mit 2-Methylpentan gefülltes gerührtes Bad, das
mit flüssigem Stickstoff auf -99°C gekühlt war, wurde in die
Schutzkammer eingesetzt, und die Kolben, die die Einsatzgemische
enthielten, wurden durch Eintauchen in das kalte Bad
kalt gehalten. Die folgenden drei Einsatzgemische wurden hergestellt:
Ferner wurde eine zur Auslösung der Polymerisation dienende,
aus 0,18% AlCl₃ in Methylchlorid bestehende Katalysatorlösung
hergestellt.
Nachdem die Stabilisatoren vollständig gelöst waren, wurde
eine Chargenpolymerisation mit jedem Einsatzgemisch durchgeführt.
Die Kolben, die die Einsatzgemische enthielten und
mit einem Rührer, Thermoelementtaschen und einer Öffnung,
durch die die Katalysatorlösung zugetropft werden konnte,
versehen waren, wurden in das mit flüssigem Stickstoff gekühlte
Bad aus 2-Methylpentan in der Schutzkammer getaucht
und gerührt und auf -97°C gekühlt. Die Katalysatorlösung
wurde dann aus einem Tropftrichter langsam zugetropft, um
die Polymerisation auszulösen und die Bildung der Butylaufschlämmung
zu bewirken. Die Katalysatorlösung wurde langsam
zugetropft, um zu verhindern, daß die Reaktortemperatur über
-90°C stieg. Nachdem genügend Polymerisat gebildet war, wurde
die Reaktion durch Zusatz von 25 ml kaltem Methylisobutylketon
abgebrochen, und der die abgeschreckte Aufschlämmung
enthaltende Kolben wurde mit den darin belassenen Thermoelementtaschen
und Rührer aus der Schutzkammer genommen und
in eine übliche Laboratoriumsabzugshaube gestellt, wo er
langsam gerührt und der Erwärmung überlassen wurde. Nach Zusatz
von 500 ml gekühltem Methylisobutylketon zu dem Kolben
ließ man das Methylchlorid und nicht umgesetzte Monomere durch
die offene Öffnung, in die der Katalysator getropft worden
war, in den Abzug abziehen. Zu dem Zeitpunkt, zu dem die
Kolben auf Raumtemperatur erwärmt waren, waren sämtliche
Monomeren und das gesamte Methylchlorid abgedampft, und die
Kolben enthielten den Butylkautschuk, der während der Polymerisation
in Methylisobutylketon gebildet worden war. Die
Stabilität der Aufschlämmung wurde während der Polymerisation
und während des Aufwärmens beobachtet. Dann wurde die Aufschlämmung
in Methylisobutylketon (MIBK) bei Raumtemperatur
sorgfältig untersucht, bevor das Polymerisat für die Analyse
isoliert wurde.
Der Polymerisationsversuch 1 wurde mit dem Einsatzgemisch B
durchgeführt, das S-1 als Aufschlämmungsstabilisator enthielt.
Insgesamt 150 ml Katalysator wurden verwendet, und
ein Umsatz von 85% der Monomeren zu Butylpolymerisat wurde
erreicht. Eine stabile Aufschlämmung (die nachstehend ausführlich
beschrieben wird) wurde erhalten. Das isolierte
Polymerisat hatte ein aus der Viskosität bestimmtes mittleres
Molekulargewicht von 302 000 und einen INOPO-Wert von
10. "INOPO" ist eine Methode zur Bestimmung des Grades der
Nichtsättigung in Butylkautschuk und wird in Industrial and
Engineering Chemistry, 17, (1945), 367 beschrieben. Sie wird
auch als Jod-Quecksilber-(II)-acetat-Methode bezeichnet.
Der Polymerisationsversuch 2 wurde mit dem Einsatzgemisch C
durchgeführt, das S-2 als Aufschlämmungsstabilisator enthielt.
Das Polymerisationsgemisch wurde stark vergiftet, und
insgesamt 600 ml Katalysator wurden zugesetzt, wobei nur ein
Umsatz von 32% der Monomeren zu Polymerisat erreicht wurde.
Trotzdem wurde eine stabile Aufschlämmung (die nachstehend
ausführlicher beschrieben wird) erhalten. Das isolierte Polymerisat
hatte ein aus der Viskosität bestimmtes mittleres
Molekulargewicht von 227 000.
Der Polymerisationsversuch 3 wurde mit dem Einsatzgemisch A
durchgeführt, das keinen Stabilisator enthielt. Insgesamt
125 ml Katalysator wurden zugesetzt, und ein Umsatz von 75%
der Monomeren zu Butylpolymerisat wurde erreicht. Die Aufschlämmung
war sehr instabil und vollständig agglomeriert.
Das isolierte Polymerisat hatte ein aus der Viskosität bestimmtes
mittleres Molekulargewicht von 338 000 und einen
INOPO-Wert von 10.
Die durch die Stabilisatoren erzielte sehr deutliche Verbesserung
der Stabilität der Aufschlämmung war bei diesem Versuch
ganz auffallend. Bei den Versuchen 1 und 2, bei denen
die Einsatzgemische die Stabilisatoren enthielten, hatte die
während der Polymerisation gebildete Aufschlämmung das Aussehen
von dicker Milch ohne sichtbare Agglomerate. Ferner
fand keine Ansatzbildung durch Polymerisat auf dem Rührer
oder anderen benetzten Reaktorteilen statt. Eine geringe
Polymerrinde bildete sich auf der Reaktorwand an der Dämpfe/
Flüssigkeits-Grenzfläche im Reaktor, und Polymerisat setzte
sich an der trockenen Reaktorwand als Folge von Spritzern ab.
Beim Versuch 3, bei dem kein Stabilisator verwendet wurde,
bildete sich eine viel dickere Polymerschicht an der Dämpfe/
Flüssigkeits-Grenzfläche des Reaktors, und zahlreiche Agglomerate
waren in der gebildeten "Dickmilch" sichtbar. Ferner
setzte sich Polymerisat am Rührer und allen Reaktoroberflächen
an, so daß es sehr schwierig wurde, die Aufschlämmung
zu dem Zeitpunkt der Beendigung des Versuchs auch nur zu beobachten.
Die Unterschiede der Stabilität der Aufschlämmung wurde während
des Erwärmens unter dem Abzug noch deutlicher. Bei dem
ohne Stabilisator durchgeführten Versuch 3 agglomerierte die
Aufschlämmung sehr schnell, während sie der Erwärmung überlassen
wurde. Bei -85°C blieb keine "Milch", sondern eine
klare Flüssigkeit, die große Agglomerate und Kautschukstücke
enthielt, zurück. Mit weiterer Erwärmung agglomerierte das
gesamte Polymerisat zu einer großen Masse, so daß das Rühren
unmöglich wurde. Bei den mit Stabilisatoren durchgeführten
Versuchen 1 und 2 trat eine merkliche Vergröberung der Aufschlämmung
während der Erwärmung ein, so daß sichtbare Teilchen
unterscheidbar waren, jedoch behielt die Aufschlämmung
das Aussehen von dicker Milch, und Agglomerate von wesentlicher
Größe wurden nicht gebildet. Bei Raumtemperatur blieb immer
noch eine stabile Aufschlämmung zurück. An den benetzten
Oberflächen hatte sich kein Polymerisat angesetzt, und der
größte Teil der Rinde war in die Aufschlämmung gefallen und
wurde dort zu kleinen Stücken dispergiert. Das an den trockenen
Reaktorwänden angesetzte Polymerisat blieb natürlich
zurück. Bei Raumtemperatur war die beim Versuch 1 gebildete
Aufschlämmung noch eine stabile Milch mit zahlreichen sichbaren
Teilchen bis zu einem Durchmesser von 3,2 mm, während
die beim Versuch 2 erhaltene Aufschlämmung eine stabile
Milch fast ohne sichtbare Teilchen war. Beide Stabilisatoren
waren sehr wirksam, jedoch zeigte der Stabilisator S-2, daß
Butyl/Methacrylat-Pfropfmischpolymerisat die beste Wirkung
hatte. Wie zu erwarten, störte jedoch das Polymethylmethacrylat
die Polymerisation sehr stark, so daß eine viel
größere Katalysatormenge erforderlich und das Molekulargewicht
des Butylkautschuks erniedrigt wurde. Das Butyl/Methylmethacrylat-
Pfropfmischpolymerisat wäre für die Verwendung
als Stabilisator der Aufschlämmung im Reaktor ungeeignet,
jedoch könnte es in den Ablauf des Reaktors eingespritzt
werden, um die Aufschlämmung für den Wärmeaustausch zu stabilisieren.
Die stark verbesserte Stabilität der bei den Versuchen 1 und 2
gebildeten Aufschlämmungen war auch während der Isolierung
des Polymerisats offensichtlich. Die Teilchen der Aufschlämmung
waren zu fein, um sich abzusetzen oder aus dem Methylisobutylketon
abzuscheiden, so daß eine große Menge Methanol
(ein Nichtlöser für den lyophilen Teil) zugesetzt werden
mußte, bevor die Aufschlämmung vom Methylisobutylketon für
die Produktgewinnung getrennt werden konnte. Aber auch dann
blieb der Kautschuk feinteilig durch Rühren leicht redispergierbar.
Diese Arbeit zeigt, daß Butylkautschukdispersionen in Methylchlorid
mit geeigneten Pfropfmischpolymerisaten, die lyophobe
und lyophile Teile enthalten, stabilisiert werden können. Die
stabilisierten Aufschlämmungen widerstehen der Erwärmung auf
Raumtemperatur ohne massive Agglomerierung und könnten somit
dem Wärmeaustausch zur Rückgewinnung fühlbarer Kälteenergie
unterworfen werden. Ein Pfropfmischpolymerisat, das 29 Gew.-%
Styrol enthält, das auf Isobutylen-Isopren-Butylkautschuk gepfropft
ist, und ein Pfropfmischpolymerisat, das 19% Methylmethacrylat
enthält, das auf Isobutylen-Isopren-Butylkautschuk
gepfropft ist, sind beide wirksame Dispersionsstabilisatoren.
Das Copolymerisat mit aufgepfropftem Styrol deaktiviert den
Butylpolymerisationskatalysator nicht, stört nicht die Polymerisation
und kann somit dem Butyleinsatz zugesetzt werden,
um die Aufschlämmung während ihrer Bildung zu stabilisieren
und Agglomerierung und Ansatzbildung im Reaktor zu verhindern.
Eine Chargenpolymerisation wurde in der Schutzkammer durchgeführt,
um ein Dien/Styrol-Blockmischpolymerisat als Stabilisator
der Butylaufschlämmung im Reaktor während der Polymerisation
zu bewerten. Als Stabilisator diente ein Dien/Styrol-
Blockmischpolymerisat, das durch anionische Polymerisation
hergestellt war und mit S-3 bezeichnet wird. Der Dienblock
war ein Isopren/Butadien-Copolymerisat, das an einen reinen
Styrolblock gebunden war. Das Polymerisat bestand insgesamt
aus 27 Mol-% Styrol, 34,4 Mol-% Isopren und 38,6 Mol-% Butadien
und hatte ein Zahlenmittelmolekulargewicht von 63 000. Zur
einfachen Zugabe zum Reaktor wurde das Blockmischpolymerisat
in Methylenchlorid in einer solchen Menge gelöst, daß eine
0,5%ige Lösung erhalten wurde.
Zur Durchführung der Chargenpolymerisationsversuche wurde
ein Butyleinsatzgemisch in der Schutzkammer in der in Beispiel
1 beschriebenen Weise hergestellt. Das Einsatzgemisch
hatte die folgende Zusammensetzung:
Isobutylen 230,40 g
Methylchlorid1947,50 g
Isopren 7,13 g.
Die Polymerisationen wurden in 500-ml-Vierhalsrundkolben, die
in das mit flüssigem Stickstoff gekühlte Bad aus 2-Methylpentan
in der Schutzkammer getaucht waren. Jeder Kolben war mit
einer Thermoelemententasche, um die Überwachung der Polymerisationstemperatur
zu ermöglichen, und mit einer Öffnung versehen,
in die Katalysator zur Auslösung der Polymerisation
getropft werden konnte. Aliquote Teile von je 230 g des Einsatzgemisches
(bestehend aus 24,25 g Isobutylen, 0,75 g Isopren
und 205 g Methylchlorid) wurden für jeden Chargenversuch
in dem 500-ml-Reaktionskolben gewogen und im 2-Methylpentanbad
gerührt und auf -83°C gekühlt, bevor die Polymerisation
ausgelöst wurde. Eine Polymerisationstemperatur, die höher
als normal war, wurde angewandt, so daß eine nicht stabilisierte
Aufschlämmung im Reaktor während der Polymerisation
agglomerieren würde, so daß die Wirksamkeit des Stabilisators
sofort ermittelt werden konnte. Der Katalysator wurde langsam
so zugetropft, daß die Reaktortemperatur unter -80°C gehalten
wurde, und die Polymerisationen wurden bei Beendigung des Versuchs
mit Methanol abgebrochen.
Die Polymerisation wurde ausgelöst, indem Diäthylaluminiumchlorid
in Hexan als Katalysator dem tiefgekühlten Einsatz
unter Rühren zugesetzt und dann eine verdünnte Lösung von
Chlor in Methylchlorid als Coinitiator zugetropft wurde, um
die gewünschte Polymermenge zu bilden. Das Diäthylaluminiumchlorid
(DEAC) wurde als 22,5%ige Lösung in Hexan zugesetzt
und das Chlor als 0,036%ige Lösung in Methylchlorid zugetropft.
Bei diesem Vergleichsversuch ohne Stabilisator der Aufschlämmung
wurden 5 ml 22,5%iges DEAC zu 230 g Einsatzgemisch im
500-ml-Kolben gegeben, worauf 3,5 ml der 0,036%igen Cl₂-Lösung
zur Auslösung der Polymerisation langsam zugetropft
wurden. Hierbei bildete sich eine Aufschlämmung, die unmittelbar
im Reaktor zu einem Ball agglomerierte. Der Umsatz von
Monomeren zu Butylkautschuk betrug 21%. Als Produkt entstand
ein Butylpolymerisat mit einem aus der Viskosität bestimmten
Molekulargewicht von 285 000 und einem INOPO-Wert von 8,2.
Bei diesem Versuch wurden 10 g der 0,5%igen Lösung des Stabilisators
S-3 in Methylenchlorid zu 230 g Einsatzgemisch im
500-ml-Kolben gegeben, wobei ein Einsatzgemisch, das, bezogen
auf Monomere, 0,2% Stabilisator enthielt, erhalten wurde.
Dann wurden 5 ml 22,5%iges DEAC zugesetzt, worauf 3 ml der
0,036%igen Cl₂-Lösung zugetropft wurden, um das Polymerisat
zu bilden. Bei diesem Versuch wurde eine stabile, milchig
aussehende Aufschlämmung gebildet, die während der Polymerisation
oder nach dem Abbruch der Reaktion keine Neigung zur
Agglomerierung zeigte. Ein Umsatz von 20% der Monomeren zu
Butylpolymerisat wurde erreicht. Das Polymerisat wurde isoliert,
indem man das Methylchlorid unter dem Abzug abdampfen
ließ und das abgesetzte Polymerisat in Methanol wusch. Das
Dien/Styrol-Blockmischpolymerisat war ein wirksamer Aufschlämmungsstabilisator
bei -80°C. Leider enthielt das bei diesem
Versuch gewonnene Polymerisat 60% Gel. Offensichtlich nimmt
das Kettensegment des Diencopolymerisats an der Polymerisation
teil und verursacht hierbei Gelbildung. Das Dien/Styrol-Blockmischpolymerisat
war somit zwar ein wirksamer Dispersionsstabilisator,
jedoch wäre seine Anwesenheit im Reaktor während
der Polymerisation normalerweise unerwünscht. Es sind offensichtlich
die Isoprenkomponenten in der Dienkette, die an
der Polymerisation teilnehmen und Gelbildung verursachen.
Die Ergebnisse der in den Beispielen 2A und 2B beschriebenen
Versuche zeigen dennoch, daß ein Dien/Styrol-Blockmischpolymerisat,
das 27 Mol-% Styrol enthielt, als Aufschlämmungsstabilisator
für eine Butylaufschlämmung in Methylchlorid wirksam
zu sein vermag, jedoch nur, wenn es nach Vollendung der
Polymerisation zugesetzt wird.
Eine Reihe von Chargenversuchen in der Schutzkammer (dry box),
die den in Beispiel 2 beschriebenen Versuchen sehr ähnlich
waren, wurde durchgeführt, um zwei andere Dien/Styrol-Blockmischpolymerisate
als Stabilisatoren für Butylaufschlämmungen
zu bewerten. Die bewerteten Blockmischpolymerisate wurden als
Stabilisatoren "S-4" und "S-5" bezeichnet:
S-4:Dien/Styrol-Blockmischpolymerisat mit einem Isopren/
Butadien-Dien-Copolymerblock und einem reinen Styrolblock
mit einem Zahlenmittelmolekulargewicht von 82 000.
Gesamtzusammensetzung des Polymerisats: 36 Mol-% Styrol,
46 Mol-% Isopren und 18 Mol-% Butadien.
S-5:Dien/Styrol-Blockmischpolymerisat mit einem Isopren/
Butadien-Copolymerblock und einem reinen Styrolblock mit
einem Zahlenmittelmolekulargewicht von 65 000. Gesamtzusammensetzung
des Polymerisats: 51 Mol-% Styrol,
39 Mol-% Isopren und 10% Butadien.
Die Dien/Styrol-Blockmischpolymerisate wurden für die Zugabe
zu den Reaktionsgemischen in Methylenchlorid in einer Konzentration
von 1% gelöst. Ein Einsatzgemisch wurde auf die
in den bisherigen Beispielen beschriebene Weise hergestellt.
Für die Polymerisationsversuche wurden aliquote Teile in die
500-ml-Reaktoren gegeben. Jeder Versuch wurde mit 230 g Einsatzgemisch
durchgeführt, das 24,25 g Isobutylen, 0,75 g
Isopren und 205 g Methylchlorid enthielt. Der Suspensionsstabilisator
wurde in einer Menge von 2%, bezogen auf die
Monomeren, zugesetzt. Die Polymerisationen wurden bei -83°C
begonnen und wie in Beispiel 2 unterhalb von -80°C durchgeführt.
Die Polymerisation wurde durch Zusatz von 1 ml 10%igem
Aluminiumtriäthyl (TEAL) in Hexan ausgelöst, worauf 1% TiCl₄
in Methylchlorid zur Bildung des Katalysatorsystems und zur
Bildung der gewünschten Polymermenge zugetropft wurde.
Bei einem Vergleichsversuch ohne Stabilisator wurde 1 ml
10%iges TEAL in Hexan zugesetzt, worauf 15 ml 1%iges TiCl₄
zugetropft wurden. Hierbei wurde ein Umsatz von 61% der Monomeren
zu Polymerisat mit einem aus der Viskosität bestimmten
Molekulargewicht von 317 000 und einem INOPO-Wert von 10,3
erzielt. Hierbei bildete sich eine schlammige braune
Aufschlämmung, die sofort agglomerierte, wobei eine klare
braune Flüssigkeit, die eine große Masse von agglomeriertem
Polymerisat enthielt, gebildet wurde.
Bei dem Versuch mit dem Aufschlämmungsstabilisator S-4 wurden
1 ml 10%iges TEAL in Hexan und 15 ml 1%iges TiCl₄ zugesetzt,
wobei ein Umsatz von 64% der Monomeren zu Polymerisat erreicht
wurde, während bei einem anderen Versuch mit dem Aufschlämmungsstabilisator
S-5 15 ml 1%iges TiCl₄ mit 1 ml
10%igem TEAL in Hexan zugesetzt wurden und ein Umsatz von
62% der Monomeren zu Polymerisat erreicht wurde. Diese beiden
Polmyerisate hatten einen hohen Gelgehalt und konnten nicht
charakterisiert werden. Bei diesen beiden Versuchen bildete
sich eine schlammige braune "Milch", die dann langsam teilweise
agglomerierte. Die gebildeten Aufschlämmungen waren
viel stabiler als das Vergleichsprodukt, behielten jedoch
nicht die Form einer feinen stabilen Milch.
Diese Versuche zeigen wiederum, daß Dien/Styrol-Blockmischpolymerisate
als Aufschlämmungsstabilisatoren für eine Butylaufschlämmung
in Methylchlorid zu wirken vermögen, das jedoch
Dienketten, die Isoprenkomponenten enthalten, im Reaktor während
der Polymerisation nicht vorhanden sein dürfen, ohne
daß Gelbildung eintritt. Diese Stabilisatoren können jedoch
verwendet werden, wenn sie dem aus dem Reaktor ablaufenden
Produktgemisch zugesetzt werden.
Eine Reihe von Chargenversuchen in der Schutzkammer, die den
im Beispiel 2 und 3 beschriebenen Versuchen sehr ähnlich
waren, wurden durchgeführt, um ein vorgebildetes Dien/Styrol-
Blockmischpolymerisat, dessen Dienblock ausschließlich aus
Butadien bestand, als Stabilisator zu bewerten. Das Blockmischpolymerisat
wurde durch anionische Polymerisation unter
Verwendung von n-Butyllithium als Katalysator hergestellt
und als S-6 bezeichnet. Das Blockmischpolymerisat hatte die
folgende Zusammensetzung und die folgenden Kennzahlen: 44,3
Mol-% Butadien, 55,7 Mol-% Styrol (n = 6400; w = 9200, ermittelt
durch Gelpermeationschromatographie).
Bei der Durchführung der Versuche in der Schutzkammer wurde
ein Gemisch wie bei den vorhergehenden Beispielen hergestellt.
Aliquote Teile wurden für die Polymerisationsversuche in die
500-ml-Reaktoren gegeben. Jeder Versuch wurde mit 460 g eines
Einsatzgemisches durchgeführt, das 48,5 g Isobutylen, 1,5 g
Isopren und 410 g Methylchlorid enthielt. Die größere Einsatzmenge
wurde verwendet, damit der 500-ml-Kolben fast voll
war und die trockene Wandfläche, an der sich Kautschuk ansetzen
konnte, minimal gehalten wurde. Beim Vergleichsversuch
A wurde kein Aufschlämmungskatalysator verwendet, während
beim Versuch B 2,0 g des Blockmischpolymerisats S-6 dem
Einsatz zugesetzt und etwa 25 min kalt verrührt wurden, um
das Blockmischpolymerisat im Einsatzgemisch vollständig zu
lösen. Die Polymerisation wurde ausgelöst, indem eine 0,18%ige
Lösung von AlCl₃ in Methylchlorid dem bei einer Temperatur
von -97 bis -93°C gehaltenen Einsatzgemisch unter Rühren
zugetropft wurde. Nachdem genügend Polymerisat gebildet
war, wurde die Polymerisation mit kaltem Methylisobutylketon
abgebrochen und das Gemisch unter einen Abzug überführt,
wo es der langsamen Erwärmung unter Rühren überlassen wurde.
Während das Methylchlorid abdampfte, wurde kaltes Methylisobutylketon
zugesetzt. Insgesamt 200 ml MIBK wurden zugesetzt,
und die Stabilität der Aufschlämmungen wurde wie im
Falle der vorstehenden Beispiele bewertet.
Die beim Versuch B mit 4% Aufschlämmung Stabilisator, bezogen
auf die Monomeren, gebildete Aufschlämmung war wesentlich
stabiler als die beim Vergleichsversuch A ohne Stabilisator
gebildete Aufschlämmung. Beim Vergleichsversuch
setzte sich eine große Kautschukmenge an den Reaktorwänden
und am Rührer während der Polymerisation an, und zahlreiche
Agglomerate waren vorhanden, wenn der Reaktor kalt zum Abzug
überführt wurde. Die Aufschlämmung agglomerierte während
des Erwärmens im Abzug sehr schnell und bestand bereits bei
Erreichen einer Temperatur von -85°C aus einer klaren Flüssigkeit
mit einer großen agglomerierten Kautschukmasse, so
daß weiteres Rühren unmöglich war. Beim Versuch B unter
Verwendung von 4% des Stabilisators S-6, bezogen auf die
Monomeren, bildete sich eine stabile dicke Milch ohne Ansatzbildung
an den benetzten Reaktoroberflächen. Die Aufschlämmung
blieb während des Erwärmens stabil und war bei
Raumtemperatur eine feine Dispersion von Butylkautschuk in
MIBK. Die mittlere Teilchengröße betrugt etwa 2 mm. Das Polymerisat
setzte sich in der Dispersion langsam ab, wenn der
Rührer abgestellt wurde, wurde jedoch leicht erneut dispergiert,
wenn der Rührer wieder eingeschaltet wurde. Das Butadien/
Styrol-Blockmischpolymerisat ist eindeutig ein wirksamer
Dispersionsstabilisator und ergab eine stabile Dispersion,
die der Erwärmung auf Raumtemperatur ohne massive
Agglomerierung widerstand.
Das Polymerisat aus dem Versuch B wurde isoliert, indem man
die Dispersion absitzen ließ und das MIBK dekantierte und
anschließend erneut zweimal in Azeton aufschlämmte und dekantierte,
um möglichst viel des als Stabilisator dienenden
löslichen Blockmischpolymerisats zu entfernen. Eine stabile
Dispersion wurde während des Waschens mit Azeton erhalten.
Dem verbleibenden Kautschuk wurde Methanol zugesetzt, wobei
der Kautschuk unmittelbar zu einer Masse agglomerierte, die
gewaschen und dann im Vakuumofen getrocknet wurde, wobei
15,79 g eines undurchsichtigen, weißen, zähen, kautschukartigen
Butylpolymerisats mit einem aus der Viskosität bestimmten
Molekulargewicht von 1 154 000 und einem INOPO-Wert
von 9,7 erhalten wurden. Das Produkt war vollständig löslich
und enthielt kein Gel. Das beim Vergleichsversuch A erhaltene
Polymerisat war im Aussehen ähnlich und hatte ein aus der
Viskosität bestimmtes Molekulargewicht von 1 130 000 und
einem INOPO-Wert von 8,3.
Das beim Versuch B dekantierte MIBK und Azeton wurden vereinigt
und eingedampft, um das extrahierte Blockmischpolymerisat
zu konzentrieren. Das Copolymerisat wurde zurückgewonnen,
indem Methanol zugesetzt wurde, wobei es als weiche Masse
ausgefällt wurde, die abfiltriert und dann unter vermindertem
Druck getrocknet wurde, wobei 1,56 g eines Styrol/Butadien-
Blockmischpolymerisats mit ähnlichen Kennzahlen wie das zugesetzte
Copolymerisat zurückgewonnen wurden. In dieser Weise
wurden nur 79% des als Stabilisator dienenden Copolymerisats
extrahiert, während der Rest im Butylkautschuk enthalten war,
wie der höhere INOPO-Wert des stabilisierten Polymerisats
zeigt.
Diese Versuche zeigen, daß ein Butadien-Styrol-Blockmischpolymerisat
ein wirksamer Stabilisator für eine Butyldispersion
in Methylchlorid ist und während der Polymerisation vorhanden
sein kann, ohne Gelbildung zu verursachen oder das gebildete
Butylpolymerisat nachteilig zu beeinflussen.
Ein Chargenversuch in der Schutzkammer, der den in den Beispielen
2 bis 4 beschriebenen Versuchen sehr ähnlich war,
wurde durchgeführt, um ein Polystyrol, das funktionell Gruppen
enthielt, als Stabilisator für eine Butylkautschukdispersion
in Methylchlorid zu bewerten. Das funktionelle Polystyrol
war ein niedrig-molekulares anionisches Polystyrol mit
stabilen Vinylbenzylchlorid-Endgruppen und hatte die folgende
Struktur:
Die funktionelle Endgruppe ist mit Isobutylen-Isopren kationisch
copolymerisierbar und kann während der Polymerisation
in eine wachsende Butylkette eingebaut werden, wobei ein
Butylmolekül entsteht, das eine oder mehrere seitenständige
lyophile Polystyrolketten enthält und hierdurch als Dispersionsstabilisator
wirksam ist. Das als funktionelle lyophile
Stabilisatorvorstufe bewertete und hier als S-7 bezeichnete
Polystyrol mit stabilen Vinylbenzylchlorid-Endgruppen hatte
die folgenden Kennzahlen: Aus der Viskosität bestimmtes Molekulargewicht
(v) 14 800; Zahlenmittelmolekulargewicht (n)
10 960; Mw/Mn = 1,41; Taylor-Jodzahl 2,15.
Die Chargenpolymerisation zur Bewertung des Stabilisators
wurde wie bei dem im vorstehenden Beispiel beschriebenen Versuch
in einem 500-ml-Rundkolben, jedoch bei einer typischen
Temperatur für die Butylpolymerisation und unter Verwendung
von AlCl₃ als Katalysator durchgeführt. Ferner wurden 460 g
Einsatzgemisch verwendet, so daß der 500-ml-Kolben fast voll
war und die trockene Wandfläche, an der sich Kautschuk ansetzen
konnte, minimal gehalten wurde. Das in den Kolben gegebene
Einsatzgemisch bestand aus 48,5 g Isobutylen, 1,5 g
Isopren und 410 g Methylchlorid. Diesem Einsatzgemisch wurden
2 g der Stabilisatorvorstufe S-7 zugesetzt. Das Polystyrol
wurde als trockenes Pulver zugesetzt und in der Kälte eingerührt.
Es hatte ein so niedriges Molekulargewicht, daß es
sich in wenigen Sekunden löste. Bei einem Vergleichsversuch
wurde keine Stabilisatorvorstufe zugesetzt. Eine 0,13%ige
AlCl₃-Lösung in Methylenchlorid wurde dem tiefgekühlten Einsatzgemisch
unter Rühren zugetropft, wobei ein Polymerisat
wie üblich gebildet wurde. Mit der Polymerisation wurde begonnen,
sobald das gerührte Einsatzgemisch -97°C erreichte.
Der Katalysatorzusatz wurde so geregelt, daß die Reaktortemperatur
unter -90°C gehalten wurde. Die Polymerisation
wurde mit kaltem MIBK abgebrochen und das Reaktionsgemisch
dann zum Abzug überführt, wo es der langsamen Erwärmung unter
Rühren wie in Beispiel 1 überlassen wurde, während kaltes
MIBK zugesetzt wurde, während das Methylchlorid abdampfte.
Insgesamt 200 ml MIBK wurden zugesetzt. Die Stabilität der
Dispersion wurde wie bei den in den vorigen Beispielen beschriebenen
Versuchen bewertet.
Die bei diesem Versuch gebildete Dispersion mit 4% Stabilisatorvorstufe,
bezogen auf Monomere, war deutlich stabiler
als die beim Vergleichsversuch ohne Stabilisatorvorstufe hergestellte
Dispersion. Während des Vergleichsversuchs hatte
sich eine große Menge Polymerisat an den Reaktorwänden und
am Rührer angesetzt, und die Dispersion enthielt zahlreiche
sichtbare Agglomerate, wenn sie im kalten Zustand in der
Schutzkammer untersucht wurde. Sie agglomierierte während der
Erwärmung unter dem Abzug sehr schnell und war bereits zu
dem Zeitpunkt, zu dem sie sich auf -80°C erwärmt hatte, eine
klare Flüssigkeit mit großen Agglomeraten. Bei Raumtemperatur
war der Kautschuk eine zusammenhängende feste Masse in
klarem MIBK. Bei dem in diesem Beispiel beschriebenen Versuch
mit 4% des Stabilisators S-7, bezogen auf die Monomeren,
bildete sich die Dispersion in Form einer gut aussehenden,
stabilen "Dickmilch" ohne sichtbare Teilchen und ohne Ansatzbildung
an den benetzten Reaktoroberflächen. Die Dispersion
blieb während der Erwärmung stabil und war bei Raumtemperatur
noch eine sehr feine stabile Dispersion von Butylkautschukteilchen
im MIBK. Ein erhebliches Teilchenwachstum hatte während
der Erwärmung stattgefunden, und die Teilchen setzten
sich langsam ab, wenn der Rührer abgestellt wurde, ließen sich
jedoch leicht erneut dispergieren, wenn der Rührer wieder eingeschaltet
wurde. Die Teilchen der Aufschlämmung waren feine
Kautschukkörnchen einer Größe von viel weniger als 1 mm. Das
funktionelle Polystyrol ist eindeutig eine wirksame Dispersionsstabilisatorvorstufe
und hat zur Folge, daß als Stabilisator
in situ ein Copolymerisat gebildet wird, das eine stabile
Aufschlämmung ergibt, die der Erwärmung auf Raumtemperatur
ohne massive Agglomerierung widersteht.
Um zu ermitteln, wieviel funktionelles Polystyrol während der
Polymerisation reagiert hatte und in den Butylkautschuk eingebaut
worden war, wurde das nicht umgesetzte Polystyrol während
der Aufarbeitung des Polymerisats extrahiert und isoliert.
Man ließ die Aufschlämmung absitzen, worauf die klare
MIBK-Schicht, die das gelöste, nicht umgesetzte Polystyrol
enthielt, durch Dekantieren entfernt wurde. Die Aufschlämmung
wurde dann in 300 ml Azeton, das ein gutes Lösungsmittel für
Polystyrol ist, erneut aufgeschlämmt und erneut absitzen gelassen,
worauf die klare Azetonschicht, die zusätzliches gelöstes
Polystyrol enthielt, dekantiert und mit dem dekantierten
MIBK vereinigt wurde. Dies wurde zweimal wiederholt, um
das gesamte Polystyrol, das nicht an den Butylkautschuk gebunden
war, zu extrahieren. Die Aufschlämmung zeigte während
dieser Behandlung keine Neigung zur Agglomierierung. Wenn sie
im Azeton gerührt wurde, erfolgte erneute schnelle Dispergierung
zu feinen Teilchen, die eine Größe von weniger als
1 mm hatten und sich langsam absetzten. Der eingebaute Stabilisator
hatte eine wirksame Sperre gegen Agglomerierung
gebildet und hielt die Aufschlämmung in Form von diskreten
Teilchen stabil. Nach dem letzen Dekantieren wurde Methanol,
ein Nichtlöser für Polystyrol, der Kautschukaufschlämmung zugesetzt,
um die Teilchen so weit zu agglomierieren, daß sie
isoliert werden konnten. Die vereinigten MIBK- und Azetonextrakte
wurden eingedampft, um das gelöste funktionelle
Polystyrol zu konzentrieren, worauf das Polystyrol isoliert
wurde, indem es durch Zusatz von Methanol ausgefällt und
dann abfiltriert wurde. Hierbei wurden 1,60 g funktionelles
Polystyrol zurückgewonnen, ein Zeichen, daß 0,4 g reagiert
und sich mit dem Butylkautschuk verbunden hatten. Das zurückgewonnene
Polystyrol hatte ein aus der Viskosität bestimmtes
Molekulargewicht (Mv) von 15 900 und eine Taylor-Jodzahl von
1,35, d h. es war dem eingesetzten Material ähnlich, aber
etwas weniger funktionell. 36,73 g Butylkautschuk mit einem
v-Wert von 589 000 und einem INOPO-Wert von 9,1 wurden gewonnen,
d. h. ein Umsatz von 73,5% der Monomeren zu Butylkautschuk
wurden erreicht, und 20% des funktionellen Polystyrols
waren in nicht-extrahierbarer Form in den Kautschuk
eingebaut worden. Die Stoffbilanz zeigt somit, daß der Butylkautschuk
1,1 Gew.-% Polystyrol enthielt. Dies wurde durch
die UV- und NMR-Analysen bestätigt. Diese Arbeit läßt erkennen,
daß ein funktionelles Polystyrol an einem Teil des
Butylkautschuks während der Polymerisation chemisch gebunden
werden kann und hierdurch die gebildete Aufschlämmung wirksam
stabilisiert wird.
Chargenversuche in der Schutzkammer wurden in genau der gleichen
Weise, wie in Beispiel 4A, beschrieben, um andere niedrigmolekulare
Polystyrole als Vorstufen von Aufschlämmungsstabilisatoren
zu bewerten. Ein anionisch polymerisiertes
Polystyrol mit stabilen Methallylchlorid-Endgruppen, nachstehend
als S-8 bezeichnet, wurde bei diesem Versuch als Stabilisatorvorprodukt
verwendet. Dieses funktionelle Polystyrol
hatte die folgende Struktur:
Es enthielt eine funktionelle Endgruppe, die in eine wachsende
Butylkette eingebaut werden konnte. Dieses funktionelle Polystyrol
hatte die folgenden Kennzahlen:
v = 13 300; n = 9260; Mw/Mn = 1,41; INOPO = 2,96.
Ein Vergleichsversuch wurde unter Verwendung eines durch
anionische Polymerisation unter Verwendung von Methanol zum
Abbruch der Reaktion hergestellten und daher nicht funktionellen
Polystyrols durchgeführt. Dieses Polystyrol hatte die
Struktur
und enthielt keine funktionelle Gruppe, die bei der kationischen
Polymerisation aktiv war. Es hatte die folgenden Kennzahlen:
v = 11 200; n = 9 170; Mw/Mn = 1,22; TAYLOR-Jodzahl=0.
Die Chargenpolymerisationen wurden genau in der gleichen Weise,
wie in Beispiel 4A beschrieben, durchgeführt, und die gleichen
Aufarbeitungsmethoden wurden angewandt. Die Polystyrole wurden
den aliquoten Teilen des Einsatzgemisches in den 500-ml-Reaktoren
als trockenes Pulver zugesetzt und lösten sich in wenigen
Sekunden. Die Polystyrolkonzentration betrug 4%, bezogen
auf die Monomeren.
Wie bereits erwähnt, wurden bei den ohne Stabilisator durchgeführten
Vergleichsversuchen instabile Aufschlämmungen gebildet,
die während der Erwärmung schnell und vollständig agglomerierten.
Eine stabile Aufschlämmung, die der Erwärmung auf
Raumtemperatur widerstand, wurde bei dem Versuch dieses Beispiels
mit dem stabile Methallylchlorid-Endgruppen enthaltenden
Polystyrol S-8 als Stabilisatorvorprodukt erhalten.
Die Teilchen wuchsen während des Erwärmens etwas, aber die
Teilchen der endgültigen Dispersion hatten sämtlich einen
Durchmesser von weniger als 2,54 mm. Von den eingesetzten
2,0 g Polystyrol wurden 1,66 g durch die Extraktion zurückgewonnen,
ein Zeichen, daß 0,34 g in nicht extrahierter Form
in den Butylkautschuk eingebaut worden waren. Als Produkt
wurden 43,71 g Butylkautschuk gewonnen, ein Zeichen, daß
87,4% der Monomeren zu Butylkautschuk umgesetzt und 17%
des funktionellen Polystyrols eingebaut worden waren. Die
Dispersion war durch Einbau von etwa 0,4% funktionellem
Polystyrol stabilisiert. Das zurückgewonnene Polystyrol war
mit dem eingesetzten Material im wesentlichen identisch:
v = 14 300; INOPO = 2,88. Der Butylkautschuk hatte ein aus
der Viskosität bestimmtes Molekulargewicht von 628 500 und
einen INOPO-Wert von 9,4.
Die Aufschlämmung, die bei dem Vergleichsversuch mit dem
nicht-funktionellen Polystyrol als Stabilisator erhalten wurde,
war sehr instabil, aber besser als die Kontrollprobe. Sie agglomerierte
während der Erwärmung schnell, und bei Raumtemperatur
lag der Kautschuk in größeren Stücken einer Größe von
6,4 bis 25,4 mm vor. Von eingesetzten 2,0 g Polystyrol wurden
1,99 g durch die Extraktion unverändert zurückgewonnen, ein
Zeichen, daß kein Polystyrol eingebaut worden war. Als Produkt
wurden 37,30 g Butylkautschuk gewonnen, ein Zeichen, daß
ein Umsatz von 74,6% der Monomeren zu Butylkautschuk erreicht
worden waren.
Diese Versuche zeigen, daß ein nicht-funktionelles Polystyrol
während der Polymerisation nicht in den Butylkautschuk einpolymerisiert
wird und kein wirksames Stabilisatorvorprodukt
ist. Die Arbeit zeigt ferner, daß Polystyrol mit stabilen
Methallylchlorid-Endgruppen ein wirksames Stabilisatorvorprodukt
ist, wobei bereits 0,4% des in den Kautschuk einpolymerisierten
Polystyrols sehr gute Stabilität verleihen.
Das stabile Methallylchlorid-Endgruppen enthaltende Polystyrol
läßt sich jedoch unter den gemäß Beispiel 4A angewandten
Bedingungen nicht so leicht in den polymerisierenden
Butylkautschuk einpolymerisieren wie das Polystyrol mit stabilen
Vinylbenzylchlorid-Endgruppen.
Eine weitere Reihe von Chargenpolymerisationen in der Schutzkammer
wurde genau in der gleichen Weise, wie in den Beispielen
4A und 5 beschrieben, jedoch bei sehr hoher Polymerisationstemperatur
durchgeführt, um nachzuweisen, daß stabilisierte
Aufschlämmungen eine Polymerisation bei höheren
Temperaturen ermöglichen würde. Bei dieser Reihe von Versuchen
in der Schutzkammer wurde die Polymerisation bei einer Reaktionstemperatur
von -47°C ausgelöst, und der Zusatz des Katalysators
wurde so geregelt, daß die Reaktortemperatur unter
-40°C gehalten wurde. Als Stabilisatorvorprodukte wurden die
folgenden funktionellen Polystyrole verwendet:
S-9 beim Versuch 6(a) war ein anionisches Polystyrol mit
stabilen Vinylbenzylchlorid-Endgruppen und folgenden Kennzahlen:
v = 26 930; n = 21 790; Mw/Mn = 1,39; TAYLOR-Jodzahl
1,10.
S-10 beim Versuch 6(b) war ein anionisches Polystyrol mit
stabilen Vinylbenzylchlorid-Endgruppen und den folgenden Kennzahlen:
v = 50 500; n = 34 940; Mw/Mn = 1,56; TAYLOR-Jodzahl
0,66.
Die Stabilisatorvorstufen wurden den aliquoten Teilen des
Einsatzgemisches als trockenes Pulver zugesetzt und lösten
sich fast augenblicklich, wie bereits beschrieben. Die Stabilisatorvorprodukte
wurden bei diesen Versuchen nur in einer
Menge von 1%, bezogen auf die Monomeren, zugesetzt. Das Einsatzgemisch
hatte die in Beispiel 2 beschriebene Zusammensetzung.
Als Katalysator wurden 0,15% AlCl₃ in Methylchlorid
verwendet. Bei einem ohne Stabilisator durchgeführten Vergleichsversuch
wurden 10,5 ml Katalysator zugesetzt, wobei
ein im wesentlichen vollständiger Umsatz der Monomeren zu
Polymerisat mit einem aus der Viskosität bestimmten Molekulargewicht
von 150 000 und einem INOPO-Wert von 5,1 erzielt
wurde. Die Aufschlämmung war sehr instabil, und der gesamte
Butylkautschuk agglomerierte schlagartig zu einer großen Masse.
Beim Versuch 6(a) mit dem Stabilisatorvorprodukt S-9 wurden
17 ml Katalysator verwendet, wobei ein Umsatz von 83,5% der
Monomeren zu einem Polymerisat mit einem aus der Viskosität
bestimmten Molekulargewicht von 67 000 und einem INOPO-Wert
von 6,3 erzielt wurde. Die Aufschlämmung war eine sehr stabile
dicke Milch und widerstand der Erwärmung auf Raumtemperatur
und dem Austausch des Methylchlorids gegen Methylisobutylketon
ohne Agglomerierung. Die Teilchengröße der Dispersion
lag weit unter 0,1 mm. Bei dem Versuch 6(b) mit S-10 als Stabilisatorvorprodukt
ergaben 16 ml Katalysator einen Umsatz
von 82,5% der Monomeren zu einem Polymerisat mit einem aus
der Viskosität bestimmten Molekulargewicht von 67 000 und einem
INOPO-Wert von 6,2. Auch hier hatte die Aufschlämmung die
Form einer sehr stabilen dicken Milch, die der Erwärmung auf
Raumtemperatur ohne Agglomerierung widerstand. Berechnungen
der Stoffbilanz und Analysen des Polymerisats ergaben, daß
0,58 Gew.-% des Polystyrols in nicht extrahierbarer Form beim
Versuch 6(a) und 0,64% Polystyrol beim Versuch 6(b) einpolymerisiert
worden waren. Guter Einbau des funktionellen Polystyrols
und ausgezeichnete Stabilität der Dispersion wurden
somit erreicht. Fotographische Aufnahmen der Aufschlämmungen
bei Raumtemperatur in MIBK lassen die ausgezeichneten stabilen
Aufschlämmungen erkennen, die bei diesen Versuchen erhalten
wurden. Die Kontrollprobe war eine feste Masse von
Butylkautschuk in klarem MIBK. Die beiden stabilisierten
Aufschlämmungen haben das Aussehen von stabilen feinen Dispersionen
der Butylkautschukteilchen in MIBK.
Diese Versuche zeigen, daß funktionelle Polystyrole sehr
wirksame Stabilisatorvorstufen für Butylkautschukaufschlämmungen
sind, und daß bei Einpolymerisation in niedrigen
(und damit wirtschaftlichen) Konzentrationen (etwa 0,5%,
bezogen auf den Kautschuk) sehr stabile Aufschlämmungen bzw.
Dispersionen erreicht werden können. Die Verwendung dieser
Stabilisatorvorstufen und die anschließende Bildung des
Stabilisators in situ ermöglicht die Polymerisation bei wesentlich
höheren Temperaturen, als sie bisher angewandt werden
können, und die Rückgewinnung der Kälteenergie aus dem
kalten Reaktionsprodukt durch Anwendung von Wärmeaustausch
mit dem wärmeren Reaktoreinsatzgemisch.
Dieses Beispiel veranschaulicht die Verwendung eines Blockmischpolymerisats,
das in situ durch einen Kettenübertragungsmechanismus
oder cokatalytischen Initiierungsmechanismus
gebildet worden ist. Ein Polystyrol mit stabilem endständigem
Chlor wurde durch frei-radikalische Polymerisation von
Styrol in Tetrachlorkohlenstoff bei 70°C unter Verwendung von
Azobisisobutyronitril (AZBN) als Initiator hergestellt. Die
anfängliche Styrolkonzentration betrug 43,5 Gew.-%, und die
Polymerisation wurde bis zu einem Styrolumsatz von 28,5 Gew.-%
durchgeführt. Ein Polystyrol mit stabilen Chlorendgrupen
und einem aus der Viskosität bestimmten mittleren Molekulargewicht
von 16 700 mit der folgenden Struktur wurde erhalten:
Das Polystyrol wurde auf die in Beispiel 4 beschriebene Weise
als Aufschlämmungs-Stabilisatorvorstufe bewertet und ergab
eine ausgezeichnete stabile Isobutylen-Isopren-Butylkautschukaufschlämmung,
die der Erwärmung auf Raumtemperatur
in MIBK als sehr feine stabile Dispersion widerstand. Eine
Dispersion, die bei einer ohne Stabilisator als Vergleichsversuch
durchgeführten Polymerisation erhalten wurde, agglomerierte
vollständig.
Dieses Beispiel veranschaulicht ebenfalls die Verwendung eines
Blockmischpolymerisats, das in situ durch einen Kettenübertragungsmechanismus
oder cokatalytischen Initiierungsmechanismus
gebildet worden ist.
Ein Styrol-Vinylbenzylchlorid-Copolymerisat wurde durch freiradikalische
Polymerisation in Toluol bei 80°C unter Verwendung
von AZBN als Inititator hergestellt. Das Einsatzgemisch
enthielt 44,3 Gew.-% Monomere in Toluol mit 2 Gew.-% Vinylbenzylchlorid,
bezogen auf Styrol. Die Polymerisation wurde
bis zu einem Umsatz von 40,5 Gew.-% durchgeführt. Ein Styrol/
Vinylbenzylchlorid-Copolymerisat mit einem aus der Viskosität
bestimmten mittleren Molekulargewicht von 35 200 wurde
erhalten.
Das Copolymerisat wurde als Suspensionsstabilisatorvorprodukt
nach dem in Beispiel 4A beschriebenen Verfahren bewertet. Es
ergab eine ausgezeichnete stabile Aufschlämmung von Isobutylen-
Isopren-Butylkautschuk, die der Erwärmung auf Raumtemperatur
in MIBK als sehr feine stabile Dispersion widerstand.
Eine Aufschlämmung, die bei einer ohne Stabilisator als Vergleichsversuch
durchgeführten Polymerisation erhalten wurde,
agglomerierte vollständig.
Dieses Beispiel veranschaulicht die Herstellung eines Blockmischpolymerisats,
das in situ durch einen Kettenübertragungsmechanismus
oder cokatalytischen Initiierungsmechanismus
gebildet wird, als Suspensionsstabilisator für eine Polyisobutylensuspension
in Methylchlorid. Für diese Reihe von
Versuchen in der Schutzkammer wurde ein Einsatzgemisch, das
aus 10,9% Isobutylen in Methylenchlorid bestand, hergestellt.
Aliquote Teile wurden für einzelne Polymerisationsversuche
in die 500-ml-Reaktoren gegeben. Jeder Versuch wurde mit
460 g Einsatzgemisch, das aus 50 g Isobutylen und 410 g Methylchlorid
bestand, durchgeführt. Die Polymerisationen wurden
bei einer Temperatur von -45°C durch Zutropfen einer
0,14% AlCl₃ in Methylchlorid enthaltenen Katalysatorlösung
in das bei einer Temperatur von -45° bis -40°C gehaltene
Einsatzgemisch unter Rühren ausgelöst. Nachdem sich genügend
Polymerisat gebildet hatte, wurde die Polymerisation mit
kaltem MIBK abgebrochen und das Produktgemisch unter einen
Abzug überführt, wo es der langsamen Erwärmung unter Rühren
überlassen wurde, während wie bei den bisherigen Versuchen
kaltes MIBK zugesetzt wurde, während das Methylchlorid abdampfte.
Der Versuch 9B war ein Vergleichsversuch, der ohne Stabilisator
durchgeführt wurde. Bei den Versuchen 9A und 9C wurden
0,5 g Stabilisatorvorprodukt dem Einsatzgemisch zugesetzt und
eingerührt, um das Stabilisatorvorprodukt vor der Polymerisation
zu lösen. Die Stabilisatorkonzentration betrug 1%,
bezogen auf Isobutylen.
Das beim Versuch 9A verwendete Stabilisator-Vorprodukt war
ein, stabile Chlorgruppen enthaltendes Polystyrol, das durch
frei-radikalische Polymerisation von Styrol in Tetrachlorkohlenstoff
bei 70°C unter Verwendung von AZBN als Initiator
hergestellt worden war. Die ursprüngliche Styrolkonzentration
betrug 65,2%. Die Polymerisation wurde bis zu einem
Styrolumsatz von 40,1% durchgeführt. Das stabile Chlorgruppen
enthaltende Polystyrol hatte ein aus der Viskosität
bestimmtes mittleres Molekulargewicht von 29 340. Es enthielt
2,27% und hatte die folgende Struktur:
Die beim Versuch 9C verwendete Stabilisatorvorstufe war ein
Styrol/Vinylbenzylchlorid-Copolymerisat, das durch frei-radikalische
Polymerisation in Toluol bei 80°C unter Verwendung
von AZBN als Inititator hergestellt worden war. Das Einsatzgemisch
enthielt 54,4% Monomere in Toluol mit 0,81 Gew.-%
Vinylbenzylchlorid, bezogen auf Styrol. Die Polymerisation
wurde bis zu einem Umsatz von 46,1% durchgeführt. Das Styrol/
Vinylbenzylchlorid-Copolymerisat hatte ein Gewichtsmittelmolekulargewicht
von 40 150 und enthielt aufgrund der Einarbeitung
des Vinylbenzylchlorids 0,21% Chlor. Es hatte die
bereits genannte Struktur (Seite 17, Zeilen 23-25).
Bei dem ohne Stabilisator durchgeführten Vergleichsversuch
(9B) agglomerierte das Polyisobutylen während der Polymerisation
vollständig und wurde aus der Schutzkammer als zusammenhängende
Masse von Polymerisat in einer klaren Flüssigkeit
entfernt. Rühren war unmöglich. Als Produkt wurden 49,25 g
Polyisobutylen mit einem aus der Viskosität bestimmten mittleren
Molekulargewicht von 92 000 gewonnen.
Die mit in situ gebildeten Stabilisatoren durchgeführten Versuche
9A und 9C ergaben beide feine stabile milchige Dispersionen,
die der Erwärmung auf Raumtemperatur als feine stabile
Dispersionen überstanden, in denen die meisten Teilchen
zu klein waren, um für das bloße Auge sichtbar zu sein. Die
mikroskopische Untersuchung der Dispersionen in MIBK bei Raumtemperatur
ergaben, daß die Teilchen in beiden Suspensionen
zum größten Teil einen Durchmesser von weniger als 1 µm hatten.
Beim Versuch 9A wurden 28,70 g Polyisobutylen mit einem aus
der Viskosität bestimmten mittleren Molekulargewicht von
79 200 erhalten, während beim Versuch 9C 30,17 g Polyisobutylen
mit einem aus der Viskosität bestimmten mittleren Molekulargewicht
von 58 900 erhalten wurde. Das beim Versuch 9A
gebildete Polyisobutylen enthielt 0,63% nicht extrahierbares
Polystyrol, während das beim Versuch 9C gebildete Polyisobutylen
0,64% nicht extrahierbares Polystyrol enthielt.
Dieser Versuch zeigt, daß die Suspensionsstabilisatoren Polyisobutylenaufschlämmungen
in Methylchlorid ebenso wirksam
stabilisieren wie Aufschlämmungen von Methylkautschuk. Bereits
0,63% gebundenes Polystyrol am Polyisobutylen vermag
die Agglomerierung der Polyisobutylendispersion zu verhindern
und sie in die Lage zu versetzen, als stabile Dispersion bis
zu Raumtemperatur bestehen zu bleiben, so daß die Kälteenergie
aus dem Reaktor ablaufenden Reaktionsgemisch durch
Wärmeaustausch mit warmem Reaktoreinsatz zurückgewonnen werden
kann.
Diese Beispiel veranschaulicht, daß die gleichen Stabilisatoren,
die Butylkautschukdispersionen in Methylchlorid wirksam
stabilisieren, auch wirksame Stabilisatoren für Aufschlämmungen
von Butylkautschuk in Methylenchlorid sind. Für
diese Reihe von Versuchen in der Schutzkammer wurde ein Einsatzgemisch
aus Isobutylen und Isopren in Methylenchlorid
hergestellt und für die einzelnen Polymerisationsversuche
in aliquote Teile geteilt. Ein aliquoter Teil von 600 g
dieses Einsatzgemisches wurde auf die in den bisherigen
Beispielen beschriebene Weise für die Polymerisationsversuche
in die 500-ml-Reaktoren gegeben. Das Einsatzgemisch
für jeden Versuch bestand aus 97,0 g Isobutylen, 3,0 g Isopren
und 500,0 g Methylenchlorid.
Die Polymerisation wurde ausgelöst, indem eine 0,20%ige
Katalysatorlösung von AlCl₃ in Methylenchlorid unter Rühren
dem Einsatzgemisch bei einer Temperatur von -97°C zugetropft
und die Reaktortemperatur zwischen -97 und -92°C gehalten
wurde. Nachdem genügend Polymerisat gebildet war, wurde die
Polymerisation mit 10 ml kaltem MIBK abgebrochen und das
Polymerisationsgemisch dann unter einem Abzug überführt und
der Erwärmung unter langsamem Rühren überlassen. Da Methylenchlorid
bei 39,8°C siedet, verdampfte es nicht während der
Erwärmung der Aufschlämmung, so daß weiteres MIBK zugesetzt
werden mußte. Die endgültige Aufschlämmung enthielt bei
Raumtemperatur das Polymerisat noch in dem als Polymerisationsverdünnungsmittel
verwendeten Methylenchlorid.
Der Versuch 10A war ein ohne Stabilisator durchgeführter Vergleichsversuch.
Beim Versuch 10B enthielt das Einsatzgemisch
vor der Auflösung der Polymerisation 1,0 g gelöstes Polystyrol
mit stabilem Chlor am Ende des Moleküls (1%, bezogen
auf die Monomeren), und beim Versuch 10C enthielt das Einsatzgemisch
vor der Auslösung der Polymerisation 4,0 g stabile
Vinylbenzylchlorid-Endgruppen enthaltendes gelöstes
Polystyrol (4%, bezogen auf die Monomeren). Das beim Versuch
10B als Stabilisatorvorprodukt verwendete Polystyrol mit
stabilem Chlor als Endgruppen war durch frei-radikalische
Polymerisation von Styrol in Tetrachlorkohlenstoff bei 70°C
unter Verwendung von AZBN als Initiator hergestellt worden.
Die anfängliche Styrolkonzentration betrug 80%, und die
Polymerisation wurde bis zu einem Umsatz von 49,9% durchgeführt.
Dieses Polystyrol mit stabilem Chlor am Ende des Moleküls
hatte ein aus der Viskosität bestimmtes mittleres Molekulargewicht
von 54 010 und enthielt 2,47% Chlor.
Das beim Versuch 10C als Stabilisator verwendete, stabile
VBC-Endgruppen enthaltende Polystyrol war durch anionische
Polymerisation unter Verwendung von n-Butyllithium als Katalysator
hergestellt worden. Es hatte ein Zahlenmittelmolekulargewicht
(n) von 34 100 und ein Gewichtsmittelmolekulargewicht
(w) von 46 300.
Bei der Vergleichspolymerisation (Versuch 10A ohne Stabilisatorzusatz)
wurde eine grobe Aufschlämmung im Reaktor gebildet,
wobei die Butylkautschukteilchen in der Aufschlämmung eine
starke Neigung, zur Oberfläche zu steigen, zu agglomerieren
und sich an den Reaktorwänden und am Rührer anzusetzen, zeigten.
Wenn der Reaktor zum Abzug überführt wurde, stieg der
gesamte Butylkautschuk zur Oberfläche und agglomerierte zu
einer zuammenhängenden Polymermasse, so daß Rühren unmöglich
war. Während der Erwärmung des Reaktors erschien jedoch die
Butylkautschukmasse die Verdünnungsmittelphase (Methylenchlorid
und nicht umgesetzte Monomere) aufzusaugen. Sie wurde
weich und dehnte sich so stark aus, daß sie das gesamte Volumen
des Reaktors nahezu füllte. Die das Verdünnungsmittel
enthaltende Polymermasse wurde so weich, daß das Rühren wieder
aufgenommen werden konnte, aber der Inhalt des Reaktors war
eine äußerst viskose gelartige Masse von Polymerisat, das
durch das Verdünnungsmittel gequollen war. Wenn der Rührer bei
Raumtemperatur abgestellt wurde, war der Reaktor mit einer
viskosen gelartigen Masse von mit Verdünnungsmittel gequollenem
Polymerisat fast vollständig gefüllt, wobei über dem Polymerisat
nur eine geringe Menge einer klaren dünnen flüssigen Phase
(Methylenchlorid) lag. Wenn Azeton eingerührt wurde,
schied die Kautschukmasse die Verdünnungsphase sofort aus,
wobei eine normale ausgefällte Masse von Butylkautschuk gebildet
wurde, die isoliert und vor dem Trocknen im Vakuumofen
in Alkohol gewaschen wurde. Hierbei wurden 35,92 g Butylkautschuk
mit einem aus der Viskosität bestimmten mittleren
Molekulargewicht von 273 000 gewonnen (das verhältnismäßig
niedrige Molekulargewicht war wahrscheinlich auf Gifte,
die im verwendeten Methylenchlorid enthalten waren, zurückzuführen).
Die instabile Aufschlämmung in Methylenchlorid
unterschied sich sehr stark von der Aufschlämmung in Methylchlorid,
weil Methylenchlorid im Kautschuk viel leichter
löslich ist, aber die nicht stabilisierte Aufschlämmung in
Methylenchlorid verursacht ebenfalls sehr starke Ansatzbildung
im Reaktor und konnte im Reaktor nicht wirksam gekühlt
oder dem Wärmeaustausch mit zugeführtem Einsatzgemisch zur
Rückgewinnung der Kälteenergie unterworfen werden.
Beim Versuch 10B mit 1% Polystyrol, das als Stabilisatorvorprodukt
im Einsatzgemisch gelöst war und stabile Chlor-Endgruppen
enthielt, bildete sich im Reaktor eine stabile,
leicht gelbliche milchige Aufschlämmung, wobei der gelbliche
Farbstich verschwand, sobald das MIBK zum Abbruch der Reaktion
zugesetzt wurde. Das milchartige Produkt hatte ein gutes
Aussehen und war dünnflüssig, und das Polymerisat zeigte nur
eine geringe Neigung, nach oben zu steigen oder sich am Reaktor
anzusetzen. Das Produkt wurde als feine stabile milchige
Dispersion zum Abzug überführt. Es wurde der Erwärmung unter
Rühren überlassen und blieb eine stabile dünne Flüssigkeit,
die sich leicht rühren ließ, aber ihr Aussehen veränderte und
mehr wie eine durchscheinende Emulsion als eine undurchsichtige
milchige Dispersion aussah. Bei Raumtemperatur blieb
das Produkt eine gut aussehende, dünnflüssige stabile Emulsion,
die leicht gepumpt oder dem Wärmeaustausch unterworfen
werden konnte. Wenn der Rührer abgestellt wurde, schied
sich das Polymerisat nicht ab. Wenn Azeton eingerührt wurde,
änderte sich das Aussehen der Emulsion, die zu einer Dispersion
von feinen Butylkautschukteilchen einer Größe von
unsichtbar bis etwa 1 mm wurde. Die Dispersion war während
des Rührens dünnflüssig und stabil. Wenn der Rührer abgestellt
wurde, stiegen die Butylkautschukteilchen langsam
nach oben und hinterließen am Boden eine leicht trübe Flüssigkeitsschicht,
jedoch wurden sie leicht wieder dispergiert,
wenn das Rühren wieder aufgenommen wurde. Der Kautschuk wurde
isoliert, indem die untere Methylenchlorid-Azeton-Schicht
abgezogen wurde und die Kautschukteilchen zweimal in Azeton
erneut aufgeschlämmt wurden, um etwaiges ungebundenes Polystyrol
zu extrahieren. Die Kautschukteilchen ließen sich in
Azeton leicht wieder aufschlämmen und bildeten eine stabile
Dispersion, in der die Teilchen sich langsam absetzten, wenn
der Rührer abgestellt wurde. Die extrahierten Teilchen der
Aufschlämmung wurden durch Zusatz von Methanol veranlaßt,
zu einer Masse zu agglomerieren, die dann gewaschen und im
Vakuumofen getrocknet wurde, wobei 39,65 g Butylkautschuk
mit einem aus der Viskosität bestimmten Molekulargewicht
von 217 800 erhalten wurden. Der Butylkautschuk enthielt
0,46% nicht extrahierbares Polystyrol. Dieser Versuch zeigt,
daß geringe und wirtschaftliche Mengen eines Stabilisators
eine Butylkautschukaufschlämmung in Methylenchlorid zu stabilisieren
und alle Vorteile zu verwirklichen vermögen, die
bereits für stabilisierte Butylkautschukaufschlämmungen in
Methylchlorid genannt wurden.
Beim Versuch 10C mit 4% Polystyrol, das stabile Vinylbenzylchorid-
Endgruppen enthielt und im Einsatzgemisch als Stabilisatorvorprodukt
gelöst war, war das Verhalten sehr weitgehend
das gleiche wie beim Versuch 10B. Eine stabile Aufschlämmung
wurde gebildet, und ein dünnflüssiges, leicht rührbares System
blieb während der Erwärmung bestehen im Gegensatz zu dem
instabilen, Ansätze bildenden viskosen, gelartigen System,
das sich bei der ohne Stabilisatoren durchgeführten Vergleichspolymerisation
bildete. Die endgültige Dispersion des Butylkautschuks
im Methylenchlorid-Azeton-Gemisch beim Versuch 10C
war jedoch etwas grober als die beim Versuch 10B erhaltene
Dispersion trotz der verwendeten größeren Menge des Stabilisatorvorprodukts.
Das Polystyrol mit stabilen Chlorgruppen
am Ende des Moleküls ist bei niedrigeren Konzentrationen wirksamer
als das Polystyrol mit stabilen Vinylbenzylchlorid-Endgruppen.
Bei diesem Versuch wurden 31,66 g Butylkautschuk mit
einem aus der Viskosität bestimmten mittleren Molekulargewicht
von 288 200 erhalten. Der Kautschuk enthielt 0,71% nicht extrahierbares
Styrol, das als Stabilisator der Aufschlämmung
wirksam war. Dieser Versuch zeigt, daß die Stabilisatoren,
die zur Bildung von stabilen Butylkautschuk- oder Polyisobutylen-
Aufschlämmungen in Methylenchlorid wirksam sind, auch
zur Bildung von stabilen Butylkautschuk- oder Polyisobutylen-
Aufschlämmungen in Methylenchlorid wirksam sind.
Bei den in den bisherigen Beispielen beschriebenen Versuchen
zur Ermittlung der Wirksamkeit der Aufschlämmungsstabilisatoren
wurden die Polymerisationen in jedem Fall chargenweise in einer
Schutzkammer (dry box) durchgeführt, während Butylkautschuk
und Polyisobutylen großtechnisch normalerweise in kontinuierlich
arbeitenden Reaktoren hergestellt werden, in denen die
Aufschlämmung durch Wärmeaustausch in Rohre umgepumpt werden,
um die Polymerisationswärme abzuführen. Um die praktische Bedeutung
der Erfindung weiter zu veranschaulichen, wurden von
der Anmelderin Versuche in einem kleinen kontinuierlich arbeitenden
Reaktor in Pilot-Anlagen-Maßstab durchgeführt, um
die Wirksamkeit der Aufschlämmungsstabilisatoren unter Bedingungen
der kontinuierlichen Produktion nachzuweisen. Diese
Versuche wurden in einem kontinuierlich arbeitenden 3,8-l-
Leitrohrreaktor durchgeführt, der ein
kleiner Prototyp vom typischen großtechnischen Butylkautschukreaktor
ist. Der Reaktor war ein modifizierter, ein Leitrohr
enthaltender, mit gutem Rührer versehener Reaktor vom Tanktyp,
der ein Nennfassungsvermögen von 3,8 l hatte und eine Wärmeübergangsfläche
von 26,6 dm² enthielt, um die Polymerisationswärme
abzuführen und den Reaktor bei der Polymerisationstemperatur
zu halten. Bis zu vier Einsatzgemisch- und Katalysatorströme
konnten tiefgekühlt und kontinuierlich in den Reaktor
dosiert werden, und das Reaktionsgemisch verließ den Reaktor
kontinuierlich als Überlauf durch eine 19-mm-Leitung in tiefgekühlte
Vorlagen für die Produktaufschlämmung zum Abbruch
der Reaktion und zur Produktabscheidung. Die Reaktortemperatur
wurde aufrecht erhalten und geregelt, indem ein Wärmeübertragungsmedium
bei geregelter Temperatur und Durchflußmenge
durch die Wärmeübertragungsflächen des Reaktors umgewälzt
wurde.
Früher war festgestellt worden, daß kleine Butylkautschukreaktoren
von Pilot-Anlagen nicht in der Lage sind, bei so hohen
Aufschlämmungskonzentrationen wie die größeren technischen
Reaktoren zu arbeiten, bedingt durch die viel geringere Größe
der Eintritts- und Austrittsöffnungen und Wärmeübertragungsdurchgänge
in den kleinen Reaktoren der Pilot-Anlage. Im allgemeinen
sind 3,8-l-Pilotreaktoren auf Betrieb mit 12- bis
14%igen Aufschlämmungen begrenzt, während großtechnische
6,43-m³-Reaktoren mit 25- bis 30%igen Aufschlämmungen betrieben
wurden. Dennoch sind Verbesserungen im Betrieb der kleinen
Pilotreaktoren im allgemeinen auf Verbesserungen im Betrieb
der größeren technischen Reaktoren übertragbar.
Bei einer Reihe üblicher Versuche ohne Zusatz von Stabilisatoren
wurde gefunden, daß die bei diesen Versuchen verwendete
Pilot-Anlage mit dem 3,8-l-Butylkautschukreaktor erfolgreich
bei einer Aufschlämmungskonzentration von 12 bis 14% arbeiten
konnte, jedoch sehr schnell Ansatzbildung stattfand, wenn
versucht wurde, bei wesentlich höheren Konzentrationen der
Aufschlämmungen zu arbeiten. Die Bedingungen des Betriebs
beim stationären Zustand für einen typischen Versuch (Beispiel
11A) bei einer Konzentration, die im Reaktor gehandhabt
werden konnte, sind nachstehend genannt.
Die folgenden drei Einsatzgemische wurden hergestellt, tiefgekühlt
und in den gekühlten Reaktor unter Rühren dosiert:
Das Einsatzgemisch 1 enthielt 34% Monomere, die aus 3% Isopren
und 97% Isobutylen bestanden, in Methylenchlorid und
wurde dem Bodenleitrohr des Reaktors in einer Menge von 81,2
g/min zugeführt.
Der Einsatz 2 war ein reiner Methylchloridstrom und wurde dosiert,
tiefgekühlt und dann mit dem Einsatzgemisch 1 gemischt
und in einer Menge von 80,8 g/min in den Reaktor eingeführt.
Der Einsatz 3 war der Katalysatorstrom, der aus 0,20% AlCl₂
in Methylchlorid bestand, und wurde in den oberen Ringraum des
Reaktors in einer Menge von 10,0 g/min eingeführt.
Dem Reaktor wurde somit der folgende Gesamteinsatz in g/min
zugeführt:
Isopren 0,83
Isobutylen 26,77
Methylenchlorid144,37
AlCl₃ 0,02
Insgesamt171,99
Beim stationären Zustand war das den Reaktor verlassende Produktgemisch
eine 14%ige Aufschlämmung von Butylkautschuk
in Methylchlorid plus nicht umgesetztem Monomeren. Das den
Reaktor verlassende Produktgemisch hatte die folgende
Zusammensetzung:
24,1 gButylkautschuk
3,5 gMonomere
144,37 gMethylchlorid
0,02 gAlCl₃
171,99 ginsgesamt
Die Reaktortemperatur wurde bei -96°C gehalten. Das austretende
Reaktionsgemisch war eine dicke gelbliche Aufschlämmung, die
beim Abschrecken weiß wurde. Der Umsatz von Monomeren zu Polymerisat
betrug 87%, und der Reaktor wurde bei ungefähr der
maximalen Aufschlämmungskonzentration, die aufrecht erhalten
werden konnte, betrieben. Langsame Ansatzbildung ließ die Notwendigkeit
für eine langsame Vergrößerung der Temperaturdifferenz
zwischen dem Kühlmittel und dem Reaktorinhalt erkennen,
um die Temperatur aufrecht zu erhalten. Bemühungen,
einen stationären Zustand bei einer höheren Aufschlämmungskonzentration
einzustellen, hatten sehr schnelle Ansatzbildung im
Reaktor zur Folge.
Im Gegensatz hierzu ermöglichte es die Einführung eines Aufschlämmungsstabilisators,
stabilen Betrieb beim stationären
Zustand mit minimaler Geschwindigkeit der Ansatzbildung bei
viel höheren Aufschlämmungskonzentrationen zu erreichen.
Bei diesem Versuch wurde das gleiche Polystyrol mit stabilen
Vinylbenzylchlorid-Endgruppen wie in Beispiel 10C als Stabilisatorvorprodukt
verwendet. Dieses anionische polymerisierte
Polystyrol hatte ein Zahlenmittelmolekulargewicht von 34 100
und ein Gewichtsmittelmolekulargewicht von 46 300. Es wurde
in Methylchlorid in einer Konzentration von 4,76% des polyfunktionellen
Polystyrols als Einsatz für den Reaktor gelöst.
Bei diesem Versuch wurden die folgenden Einsatzströme in den
Reaktor gegeben:
Der Einsatzstrom 1 umfasste 51,1% Monomere, bestehend aus
2,38% Isopren und 97,62% Isobutylen, in Methylchlorid un 09392 00070 552 001000280000000200012000285910928100040 0002003029252 00004 09273d
wurde in das Bodenleitrohr des Reaktors in einer Menge von
78,0 g/min eingeführt.
Der Einsatzstrom 2 bestand aus 4,76% Polystyrol mit stabilen
Vinylbenzylchlorid-Endgruppen in Methylchlorid und wurde in
einer Menge von 16,9 g/min zudosiert und dann mit dem Einsatzstrom 1
gemischt und in den Reaktor eingeführt.
Der Einsatzstrom 3 war der Katalysatorstrom, der aus 0,20%
AlCl₃ in Methylchlorid bestand, und wurde dem oberen Ringraum
des Reaktors in einer Menge von 15,0 g/min zugeführt.
Der Einsatzstrom 4 bestand aus reinem Methylchlorid und wurde
in einer Menge von 26,9 g/min zudosiert, tiefgekühlt, dann mit
den Einsatzströmen 1 und 2 gemischt und in den Reaktor
eingeführt.
Der Gesamteinsatz zum Reaktor in g/min hatte somit die
folgende Zusammensetzung:
Isopren 0,95
Isobutylen 38,91
Methylchlorid 96,11
Polystyrol mit stabilen VBC-Endgruppen 0,80
AlCl₃ 0,03
Insgesamt136,80
Die Konzentration des Stabilisatorvorprodukts betrug 2,0%,
bezogen auf die Monomeren. Beim stationären Zustand trat als
Reaktionsgemisch eine 22%ige Aufschlämmung von Butylkautschuk
in Methylchlorid mit nicht umgesetzten Monomeren aus.
Dieses austretende Gemisch hatte die folgende Zusammensetzung:
30,10 gButylkautschuk
9,76 gMonomere
96,11 gMethylchlorid
0,80 gPolystyrol (teilweise an Butylkautschuk gebunden)
0,03 gAlCl₃
136,8 ginsgesamt
Die Reaktortemperatur wurde bei -96°C gehalten. Der Ablauf
des Reaktors war eine dünne, gelbe, sehr feine Dispersion von
Butylkautschukteilchen, die beim Abbruch der Reaktionen weiß
wurde. Der Umsatz von Monomeren zu Butylkautschuk betrug
75,5%, und der Reaktor arbeitete glatt unter Bildung einer
sehr dünnflüssigen stabilen Aufschlämmung ohne Anzeichen von
Ansatzbildung im Reaktor. Dies ist eine viel höhere Disper
sionskonzentration, als sie ohne vorhandenen Stabilisator erreicht
werden konnte. Als weiterer Beweis für die vorteilhafte
Wirkung des Stabilisators wurde der Einsatzstrom 2 zum
Reaktor einfach durch reines Methylchlorid ersetzt, so daß
das dem Reaktor zugeführte Einsatzgemisch unverändert blieb,
außer daß kein funktionelles Polystyrol als Stabilisatorvorstufe
zugeführt wurde. Innerhalb weniger Minuten begann der
Ablauf aus dem Reaktor grober zu werden und sich zu verdicken,
und sehr schnelle Ansatzbildung von Polymerisat im Reaktor
begann. Das Polymerisat begann, sich sehr stark innerhalb
des Überlaufrohres und an dem Wärmeaustauschflächen anzusetzen
(erkennbar an einem Anstieg der Temperaturdifferenz
zwischen Kühlmittel und Reaktor). Innerhalb von 15 min war
es nicht mehr möglich, als Folge der Ansatzbildung innerhalb
des Reaktors die Reaktortemperatur aufrecht zu erhalten, und
der Reaktor begann, sich zu erwärmen. Innerhalb von 20 min
war der Reaktor mit agglomeriertem Kautschuk vollständig verstopft.
Der Rührer klemmte sich fest, und der Überlauf wurde
dicht verstopft. Der Versuch musste abgebrochen und der Reaktor
mit Lösungsmittel gespült werden, um den darin abgeschiedenen
agglomerierten Kautschuk zu entfernen.
Nachdem der Reaktor durch sorgfältiges Spülen gereinigt worden
war, wurde ein Versuch gemacht, ihn unter den gleichen Bedingungen
mit reinem Methylchlorid als Einsatzstrom 2 wieder
in Betrieb zu nehmen, so daß kein Stabilisatorvorprodukt zugeführt
wurde. Die Polymerisation setzte einwandfrei ein,
aber mit der Zunahme der Aufschlämmungskonzentration im Reaktor
wurde der Ablauf aus dem Reaktor sehr dick, und sehr
schnelle Ansatzbildung und Ablagerung war die Folge. Innerhalb
von weniger als einer Stunde, d. h. lange vor dem Erreichen
des stationären Zustandes war der Reaktor vollständig
bewachsen und wieder verstopft. Dieser Reaktor kann eindeutig
nicht bei einer so hohen Dispersionskonzentration betrieben
werden, ohne daß ein Stabilisator vorhanden ist, und die
großen Vorteile des als Dispersionsstabilisatorvorstufe dienenden,
stabile VBC-Endgruppen enthaltenden Polystyrols in
einem kontinuierlich arbeitenden Reaktor sind offensichtlich.
Bei diesem Versuch wurde ein durch frei-radikalische Polymerisation
hergestelltes Styrol/Vinylbenzylchlorid-Copolymerisat
als Stabilisatorvorprodukt verwendet. Dieses funktionelle
Polystyrol war hergestellt worden durch frei-radikalische
Polymerisation eines 54,8% Monomere (Styrol + Vinylbenzylchlorid)
in Toluol enthaltenden Einsatzgemisches, das,
bezogen auf Monomere, 1,0% Vinylbenzylchlorid enthielt, bis
zu einem Umsatz von 48,2% bei 80°C mit AZBN als Initiator.
Das gebildete funktionelle Styrolcopolymerisat hatte ein aus
der Viskosität bestimmtes Molekulargewicht von 42 000 und
enthielt als Folge ein einpolymerisierten Vinylbenzylchlorids
0,31% Chlor. Als Einsatz für den Reaktor wurde es in einer
Konzentration von 2,35% in Methylchlorid gelöst. Die folgenden
Einsatzströme wurden bei diesem Versuch dem Reaktor
zugeführt:
Der Einsatzstrom 1 bestand aus 77,4% Monomeren, bestehend
aus 2,65% Isopren und 97,35% Isobutylen, in Methylenchlorid
und wurde in das Bodenleitrohr des Reaktors (die Propellerwelle
nach oben) in einer Menge von 49,9 g/min eingeführt.
Der Einsatzstrom 2 bestand aus 2,35% des Styrol/Vinylbenzylchlorid-
Copolymerisats als Stabilisatorvorstufe in Methylenchlorid.
Er wurde zudosiert, tiefgekühlt und dann mit dem tiefgekühlten
Einsatzstrom 1 gemischt und in den Reaktor in einer
Menge von 23 g/min eingeführt.
Der Einsatzstrom 3 war der Katalysatorstrom, der aus 0,28%
AlCl₃ in Methylchlorid bestand, und wurde in den oberen Ringraum
des Reaktors in einer Menge von 10,7 g/min eingeführt.
Der Einsatzstrom 4 bestand aus reinem Methylchlorid und wurde
zudosiert, tiefgekühlt und dann mit den Einsatzströmen 1 und 2
gemischt und in den Reaktor in einer Menge von 42,0 g/min
eingeführt. Der Gesamteinsatz zum Reaktor hatte somit die
folgende Zusammensetzung in g/min:
Isopren 1,02
Isobutylen 37,60
Methylenchlorid 85,91
durch radikalische Polymerisation gebildetes
Styrol/Vinylbenzylchlorid-Copolymerisat 0,54 AlCl₃ 0,03 Insgesamt125,1
Styrol/Vinylbenzylchlorid-Copolymerisat 0,54 AlCl₃ 0,03 Insgesamt125,1
Die Konzentration der Stabilisatorvorstufe betrug 1,4%, bezogen
auf die Monomeren.
Beim stationären Zustand war der Reaktorablauf eine 30,0%ige
Aufschlämmung von Butylkautschuk in Methylchlorid plus nicht
umgesetzten Monomeren. Der Reaktorablauf hatte die folgende
Zusammensetzung:
37,53 gButylkautschuk
1,09 gMonomere
85,91 gMethylchlorid
0,54 gPolystyrol (teilweise an Butylkautschuk gebunden)
=U 0,03 gAlCl₃
125,1 ginsgesamt
Die Reaktortemperatur wurde bei -93°C gehalten. Der Ablauf war
eine glatt fließende, gelb gefärbte, keine Ansätze bildende
feine Dispersion von Butylkautschukteilchen, die beim Abbruch
der Reaktion weiß wurde. Der Umsatz von Monomeren zu
Butylkautschuk betrug 97,2%, und der Reaktor arbeitete glatt
unter Bildung einer stabilen Dispersion ohne Anzeichen einer
Ansatzbildung oder Verkrustung.
Der Einsatzstrom 2 zum Reaktor wurde dann einfach durch reines
Methylchlorid ersetzt, so daß das dem Reaktor zugeführte Einsatzgemisch
unverändert blieb, außer daß kein funktionelles
Polystyrol als Stabilisatorvorstufe zugeführt wurde. Ebenso
wie im Falle von Beispiel 11B wurde der Reaktorablauf innerhalb
weniger Minuten grober und dicker, und sehr schnelle Verkrustung
und Ansatzbildung setzte im Reaktor ein. Innerhalb
von 15 min hatte sich der Reaktor erwärmt und war verstopft.
Der Rührer war festgeklemmt, und der Reaktor war voll von
agglomerierter Aufschlämmung. Der Versuch mußte abgebrochen
und der Reaktor erwärmt und mit einem Lösungsmittel gespült
werden, um den darin angesetzten Butylkautschuk aufzulösen.
Dieser Versuch veranschaulicht erneut die Wirksamkeit des
Stabilisators hinsichtlich der Verbesserung des Betriebs des
Butylkautschukreaktors und der Verwirklichung der hier genannten
Vorteile. In Anwesenheit des Stabilisators konnte der Reaktor
bei mehr als der doppelten Aufschlämmungskonzentration,
die ohne Stabilisator möglich ist, betrieben werden.
Diese Versuche im kontinuierlich arbeitenden Butylkautschukreaktor
der Pilot-Anlage haben gezeigt, daß die Stabilisatoren,
die bei den Chargenversuchen in der Schutzkammer wirksam waren,
auch in einem kontinuierlich arbeitenden Reaktor wirksam sind
und es ermöglichen, in großtechnischem Maßstab alle hier genannten
Vorteile der Verwendung der Aufschlämmungsstabilisatoren
bei der Herstellung von Butylkautschuk zu erzielen.
Claims (11)
1. Verfahren zum Stabilisieren von durch kationische
Tieftemperatur-Polymerisation bei einer Temperatur von -99 bis -20°C
erhältlichen Polymerisationsdispersionen von
C₄-C₇-Isoolefin-Homopolymeren oder Butylkautschuk-
Copolymerisaten in einem Verdünnungsmittel
aus der Gruppe von Methyl-, Methylen-, Vinyl- und
Ethylchlorid,
dadurch gekennzeichnet, daß man
dadurch gekennzeichnet, daß man
- a) ein als Stabilisator wirksames, vorgebildetes
Copolymerisat zusetzt, dessen lyophiler Teil
Polystyrol, Polyvinylchlorid, Polyvinylbromid,
Polychloropren oder ein ein-, zwei-
oder dreifach substituiertes Polystyrol ist,
das als Substituenten Halogen oder C₁-C₅-Alkylreste
enthält, und einen Polymerisationsgrad
von etwa 20 bis 6000 hat,
und dessen lyophober Teil aus polymerisierten C₄-C₇-Isoolefinen, Butylkautschuk-Copolymerisaten, Polybutadien, Polyisopren, Ethylen- Propylen-Copolymerisaten, EPDM-Terpolymeren, hydrierten Dienpolymerisaten, statistischen Styrol/Butadien-Copolymerisaten mit niedrigem Styrolgehalt (SBR-Kautschuke) und Polydimethylsilikonen ausgewählt ist und einen Polymerisationsgrad von wenigstens etwa 10 hat, oder - b) als Stabilisationsvorstufe eines der genannten lyophilen Polymerisate zusetzt, das als funktionelle Gruppe, die zur Copolymerisation oder zur Bildung einer chemischen Bindung mit dem Produktionspolymerisat fähig ist, ein kationisch aktives Halogen oder eine kationisch aktive Nichtsättigung aufweist und durch Umsetzung mit dem Produktpolymerisat das Stabilisierungsmittel bildet.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß man das Stabilisierungsmittel in einer Menge
von 0,05 bis 20 Gewichtsteilen, bezogen auf das
Gewicht der als Produkt gebildeten Polymerisate,
verwendet.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß das Polymerisationsverdünnungsmittel
Methylchlorid ist.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß man als Produktpolymerisat
einen Isobutylen-Isopren-Butylkautschuk mit einem
aus der Viskosität bestimmten mittleren Molekulargewicht
von 100 000 bis 800 000 bildet.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet,
daß der Isobutylen-Isopren-Butylkautschuk ein aus
der Viskosität bestimmtes mittleres Molekulargewicht
von etwa 250 000 bis 600 000 hat.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch
gekennzeichnet, daß die Stabilisatorvorstufe
kationisch aktives seitenständiges oder verknüpftes
Halogen enthält.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet,
daß der lyophile Teil Polystyrol und das
Halogen Chlor ist.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet,
daß der lyophile Teil durch frei-radikalische
Polymerisation von Styrol in Gegenwart von Tetrachlorkohlenstoff
oder durch Copolymerisation von
Styrol mit Vinylbenzylchlorid hergestellt worden
ist.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch
gekennzeichnet, daß der lyophile Teil Polystyrol
ist, das kationisch aktive Nichtsättigung
enthält.
10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet,
daß man ein lyophiles Styrolpolymerisat verwendet,
das durch anionische Polymerisation von Styrol und
Anlagerung von stabilen Vinylbenzylchlorid- oder
Methallylchlorid-Endgruppen hergestellt worden ist.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch
gekennzeichnet, daß man als Stabilisatorvorstufe ein
funktionelles Polystyrol mit einem Zahlenmittelmolekulargewicht
von etwa 5000 bis 150 000 verwendet.
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