Die BE-PS 8 43 172 (DE-OS 26 27 719) beschreibt ein
Verfahren, in welchem mindestens ein Polyisocyanat mit
mindestens einem chemisch äquivalenten Anteil Wasser in
Anwesenheit von 0,5 bis 10 Gew.-%, bezogen auf das
organische Polyisocyanat, mindestens eines Imidazols als
Katalysator umgesetzt wird. Um die Reißfestigkeit und
Feuerbeständigkeit zu verbessern, werden 10 bis 200 Gew.-%,
bezogen auf das Polyisocyanat, mindestens eines
Weichmachers in die Reaktionsmischung einverleibt. Eine
weitere Verbesserung der Stabilität des verschäumten
Polymerisates kann erreicht werden, indem man in die
Reaktionsmischung neben den genannten Komponenten bis zu
30 Gew.-% eines Polyols, bezogen auf das Polyisocyanat,
einverleibt. Ungeachtet dieser Zusätze ist jedoch die
Reißfestigkeit der erhaltenen Polyharnstoffschaummaterialien
noch immer zu schlecht, um in großtechnischem
Maßstab verwendet zu werden. Weiter ist das Reaktionsprofil
der Schaumreaktion nicht befriedigend.
Die DE-OS 21 10 055 beschreibt ein Verfahren zur Herstellung
von flammwidrigen, weichelastischen Polyurethanschaumstoffen
durch Reaktion von Toluylendiisocyanat mit
speziellen, hydroxylgruppenhaltigen Polyethern in Anwesenheit
von Polyetherpolysiloxanen als Schaumstabilisatoren.
Als niedermolekulare Vernetzungs- bzw. Kettenverlängerungsmittel
werden in dieser Druckschrift unter anderem auch
Aminoalkohole erwähnt.
Erfindungsgemäß wurde gefunden, daß man eine erhebliche
Verbesserung des Schaumprofils von Polyharnstoffschaummaterialien
erreichen kann, indem man in die Reaktionsmischung
aus Polyisocyanat, Wasser, Katalysator(en) und
einem oder mehreren bekannten Weichmachern für Polyurethane
0,5 bis 50 Gew.-Teile pro 100 Gew.-Teile des Polyisocyanats
mindestens eines Alkanolamins mit mindestens einer
Hydroxylgruppe, mindestens einer Aminogruppe und einem
Molekulargewicht von 61 bis 2000 einverleibt.
Die Erfindung betrifft daher das in den Ansprüchen 1 bis 3
beschriebene Verfahren.
Geeignete Alkanolamine sind z. B. N-(2-Hydroxyethyl)-1,2-
diaminoethan, 2-Dimethylaminoethanol, Mono-, Di- und
Triisopropanolamin, Mono-, Di- und Triethanolamin, Tris-
(hydroxymethyl)-aminomethan, 2-Amino-2-methyl-1,3-propandiol,
1-Amino-2-propanol, 2-[(2-Aminoethylamino)-ethyl-
amino]-ethanol, 2-Amino-2-methyl-1-propanol, 3-Amino-
1,2,-propandiol, 6-Amino-1-hexanol, N-β -Hydroxyethylmorpholin,
1,2-Diamino-N-[3-hydroxethyl]-propan, N-(3-Aminopropyl)-
diethanolamin, 1,3-Bis-(dimethylamino)-2-propanol
und Mischungen derselben, wobei Triethanolamin als
Alkanolamin besonders bevorzugt wird. Der Anteil der
zuzufügenden Mengen liegt vorzugsweise bei 2 bis 7 Gew.-
Teilen pro 100 Gew.-Teile Polyisocyanat.
Obgleich im erfindungsgemäßen Verfahren prinzipiell alle
organischen Polyisocyanate verwendet werden können, wird
4,4′-Diphenylmethandiisocyanat bevorzugt.
Wasser kann in einem dem Polyisocyanat äquivalenten
Anteil zugefügt werden, wird jedoch vorzugsweise in einem
stöchiometrischen Überschuß von 1,5 bis 10 verwendet.
Als Katalysator können sekundäre und tertiäre Amine, Organometallverbindungen,
Hexahydrotriazine, Imidazole und Pyrrole
verwendet werden. Durch Zugabe oberflächenaktiver Mittel
kann die Emulgierung, Schaumstabilisierung und der Kontakt
zwischen dem Polyisocyanat und Wasser begünstigt werden.
Als oberflächenaktive Mittel können z. B. anionische, kationische
oder nicht-ionische Öle oder Mischungen dieser Materialien
verwendet werden.
Um das Reaktionsprofil noch weiter zu verbessern, können
Kokatalysatoren, wie anorganische Salze von Metallen, die
mit den Aminen Komplexe bilden können, wie Chloride, Nitrate
und Sulfate von Nickel, Kobalt, Eisen, Kupfer und Silber,
verwendet werden.
Die beschriebenen Reaktionsmischungen liefern Schaummaterialien
mit offenen Zellen, geringerer Schrumpfung, einer
kleineren Anzahl von Hohlräumen sowie einem Aufsteigprofil
mit verbesserter Neigung (vgl. Fig. 1).
Wenn Alkanolamine verwendet werden, kann die mehr oder
weniger typisch stark gebogene obere Oberfläche, die eine
geringe Ausbeute an abgeschnittenem Material
bewirkt, erheblich abgeflacht werden, was diese Ausbeute
verbessert. Vor Beendigung der Reaktion wird vorzugsweise
ein schwimmender Deckel auf die Blöcke gelegt; dann bildet
sich das Schaummaterial unter etwas erhöhtem Druck (vgl.
Fig. 2 und 3, die insbesondere das Profil von Schaummaterialien
zeigen, die in Abwesenheit bzw. Anwesenheit eines
schwimmenden Deckels hergestellt wurden). Um die Zähigkeit
des Polyharnstoffschaummaterials zu verbessern, können der
Rezeptur Streckmittel zugefügt werden. Als Streckmittel
können Verbindungen mit einem Molekulargewicht von
62 bis 2000, vorzugsweise von 62 bis 1000, verwendet werden,
die mindestens 2 Hydroxylgruppen enthalten. Geeignete
Streckmittel sind z. B. Ethylenglykol, Diethylenglykol, Propylenglykol,
Dipropylenglykol, Butandiol, Hexandiol, Polypropylenoxid,
Polyethylenoxid oder Mischungen derselben.
Die Konzentration dieser Materialien kann zwischen 2 bis
20 Gew.-Teilen, vorzugsweise von 5 bis 15 Gew.-Teilen,
pro 100 Gew.-Teilen Polyisocyanat liegen. Da diese Materialien
die Zähigkeit des Polyharnstoffschaummaterials verbessern,
kann man in Abhängigkeit von den an das Endprodukt
gestellten Forderungen eine oder mehrere Behandlungen,
wie Zusammendrücken und Aufbringung auf eine Kunststoffolie,
weglassen.
Weiter kann man die Zähigkeit des Polyharnstoffschaummaterials
verbessern, indem man einen Teil des Polyisocyanates
durch ein modifiziertes 4,4′-Diphenylmethandiisocyanat, z. B.
Vorpolymerisate und Dimere von Carbodiimiden, ersetzt. Man
kann auch eine Mischung dieser Produkte verwenden. Dieser
Ersatz kann von 1 bis 60%, vorzugsweise von 5 bis 20%,
bezogen auf die Menge an nichtgereinigtem 4,4′-Diphenylmethandiisocyanat,
betragen.
Das verschäumte Material wird gewöhnlich in Stücke
geschnitten. Dies erfolgt vorzugsweise durch Schneiden
des Schaummaterials in seiner Aufsteigrichtung, insbesondere
durch Schneiden in Aufsteigrichtung, die senkrecht
zur Maschinenrichtung des Schaums verläuft. Vgl. Fig. 4,
in welcher "A" die Aufsteigrichtung des Schaumes anzeigt,
"B" die Maschinenrichtung und "C" die bevorzugte Schneidrichtung
des Schaummaterials "X" anzeigen.
Obgleich prinzipiell alle Weichmacher für Polyurethane
verwendet werden können, werden phosphatierte und/oder
halogenierte Produkte bevorzugt, da diese die Feuerbeständigkeit
des Polyharnstoffschaummaterials verbessern.
Die Weichmachermenge liegt vorzugsweise zwischen 5 bis 50 Gew.-Teilen
pro 100 Gew.-Teile Polyisocyanat. Wenn die
Weichmacher frei von aktivem Wasserstoff sind, können die
dem Polyisocyanat direkt zugegeben werden.
Neben der Herstellung von Stücken aus Schaummaterialblöcken
können diese Stücke auch direkt durch Verwendung
eines angepaßten Katalysatorsystems gemäß dem sogenannten
Doppelbandsystem hergestellt werden. Wenn in diesem
System die bekannten Katalysatorsysteme zur Herstellung
von Polyharnstoffschaummaterialien verwendet werden, dann
werden in den Schaumstücken Höhlungen und Gruben gebildet.
Durch das erfindungsgemäße Verfahren, d. h. durch Verwendung
von Alkanolaminen, können diese Schäden vermieden werden.
Die folgenden Beispiele erläutern die Erfindung.
Beispiel 1
Komponenten |
Gew.-Teile |
Mischung aus nichtgereinigtem 4,4′-Diphenylmethandiisocyanat und |
100 |
Tris-(2,3-dichlorpropyl)-phosphat (Isocyanatkomponente) |
20 |
Mischung aus oberflächenaktivem Mittel |
1 |
Wasser |
35 |
Bis-(2-dimethylaminoethyl)-ether |
4 |
Diethanolamin (Aktivatorkomponente) |
3 |
Maschinenbedingungen (Hochdrucksprühvorrichtung) |
Menge der Isocyanatkomponente |
9,62 kg/min (Niederdruck) |
Menge der Aktivatorkomponente |
3,44 kg/min ±60 kg/cm² (Hochdruck) |
Rührgeschwindigkeit |
1000 U/min |
Bandgeschwindigkeit |
2,7 m/min |
Gesamtschaumabstand |
3,0 m |
Neigung des Förderbandes |
3° |
Blockbreite |
120 cm |
Blockhöhe |
72 cm |
Die Bruttodichte der Blöcke betrug 4,3 kg/m3.
Die Schaummaterialblöcke wurden in der in Fig. 4 angegebenen
Richtung zu Stücken einer Dicke von 2,5 cm zerschnitten.
Dann wurden die Stücke zwischen 3 × 2 Walzen
zusammengedrückt, wobei der Abstand zwischen den Walzenpaaren
20 mm, 10 mm bzw. 5 mm betrug. Die Stücke blieben
nach dem Zusammendrücken gerade; die erholte Dicke
betrug 95%.
Einige Stücke wurden nicht zusammengedrückt, und der
Unterschied in der Biegsamkeit im Vergleich zu den
zusammengedrückten Stücken wurden bestimmt.
Die Stücke wurden gebogen und der Winkel festgestellt, bei
welchem das Schaummaterial riß. Dieser Winkel betrug für
nichtzusammengedrückte Folien durchschnittlich 85° (Durchschnitt
von 10 Messungen mit einer Standardabweichung von
±15°); alle zusammengedrückten Folien konnten bis zu 180
gebogen werden.
Beispiel 2
Komponenten |
Gew.-Teile |
Mischung aus nichtgereinigtem 4,4′-Diphenylmethandiisocyanat |
100 |
Tris-(2,3-dibrompropyl)-phosphat (Isocyanatkomponente) |
30 |
Mischung aus Wasser |
45 |
oberflächenaktivem Mittel |
0,6 |
Dimethylcyclohexylamin |
4 |
Diisopropanolamin (Aktivatorkomponente) |
7 |
Maschinenbedingungen (Niederdrucksprühvorrichtung) |
Menge der Isocyanatkomponente |
16,35 kg/min |
Menge der Aktivatorkomponente |
7,17 kg/min |
Rührgeschwindigkeit |
3000 U/min |
Bandgeschwindigkeit |
2,6 m/min |
Gesamtschaumabstand |
3,0 m |
Luft |
2 l/min |
Neigung des Förderbandes |
3° |
Blockbreite |
124 cm |
Blockhöhe |
94 cm |
Bruttodichte |
5,8 kg/m³ |
Die Blöcke wurden wie in Beispiel 1 zu Stücken geschnitten,
deren Dicke jedoch bei 5 cm lag. Wie in Beispiel 1 wurde
der Unterschied in der Biegsamkeit zwischen zusammengedrückten
und nichtzusammengedrückten Stücken bestimmt. Die
ersteren rissen durchschnittlich bei 160° (±20) (einige
konnten bis 180° gebogen werden), während für die letzteren
der Winkel nur 68° (±12) (Durchschnitt von 10 Messungen) betrug.
Beispiel 3
Komponenten |
Gew.-Teile |
Mischung aus nichtgereinigtem 4,4′-Diphenylmethandiisocyanat |
100 |
Tetrakis-(2-chlorethyl)-ethylen-diphosphat (Isocyanatkomponente) |
50 |
Mischung aus Wasser |
30 |
oberflächenaktivem Mittel |
2 |
2-Methylimidazol |
1,2 |
Triethanolamin (Aktivatorkomponente) |
5 |
Maschinenbedingungen, wie in Beispiel 2, außer |
Menge der Isocyanatkomponente |
25,3 kg/min |
Menge der Aktivatorkomponente |
6,44 kg/min |
Bruttodichte des Schaummaterials |
9,6 kg/m³ |
Versuchsweise wurde im ersten Teil des Bandes das Triethanolamin
weggelassen, worauf die Blöcke auf der
Unterseite erhebliche Löcher hatten.
Aus dem Triethanolamin enthaltenden Anteil des Schaummaterials
wurden wie in Beispiel 1 Stücke geschnitten, deren
Dicke 5 cm betrug; einige derselben wurden zusammengedrückt,
andere nicht, und weitere Stücke wurden zusammengedrückt
und mit einer thermoplastischen Folie überzogen.
Diese bestand aus einer Schicht eines Mischpolymerisats
aus Ethylen und Acrylsäure, das bei 300°C schmolz, auf
einem bei einer Temperatur über 300°C schmelzenden Film
mit einer Gesamtdicke von 25 µm. Die Stücke wurden mit
einer Kugel von 2,53 cm Durchmesser komprimiert und der
Kompressionsprozentsatz festgestellt, bei welchem der
Schaum riß (Kompressionsgeschwindigkeit 10 mm/min). Die
nichtzusammengedrückten Stücke rissen bei einer Kompression
von 36%; die zusammengedrückten und mit Folie
überzogenen Platten rissen nach einer maximalen Kompression
von 90% nicht.
Beispiel 4
|
Gew.-Teile |
Mischung aus nichtgereinigtem 4,4′-Diphenylmethandiisocyanat |
100 |
Tris-(2,3-dibrompropyl)-phosphat |
40 |
Tensid für Urethanschaumstoffe (Isocyanatkomponente) |
2,5 |
Mischung aus Wasser |
25 |
1,8-Diaza-bicyclo-[5.4.0]-undec-7-en |
5 |
N,N-Dimethylethanolamin (Aktivatorkomponente) |
5 |
Maschinenbedingungen, wie in Beispiel 1, jedoch |
Menge der Isocyanatkomponente |
14,7 kg/min |
Menge der Aktivatorkomponente |
8,4 kg/min |
Bruttogewicht/Volumen des Schaumes |
6,5 kg/m³ |
Der Schaum wurde wie in Beispiel 1 zerschnitten, ein Teil
der Stücke zusammengedrückt und diese sowie die nicht zusammengedrückten
Stücke auf physikalische Eigenschaften
getestet. Weiter wurden Alterungstest durchgeführt und
die physikalischen Eigenschaften anschließend nochmals
bestimmt. Die Ergebnisse sind in den Tabellen A und B
aufgeführt.