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Hypolipidämie-Mittel
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Die Erfindung betrifft neue Hypolipidämie-Mittel.
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Es ist bekannt, daß racemische Methylmethioninsulfoniumsalze Hypocholesterin-Wirkungen
zeigen (Bull. Agr. Chem. Soc.
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Japan, Band 23, Nr. 4, Seiten 348,349 (1959); Diagnosis and Treatment,
Band 56, Nr. 4, Seiten 164 bis 170 (1968)).
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Es ist ferner bekannt, daß diese Verbindungen als Medikamente bei
Nierenerkrankungen wirksam sind(japanische Offenlegungsschrift Nr. 120132/1977).
Die Hypolipidämie-Effekte oder Hypolipämie-Effekte der racemischen MethyImethioninslfoniumsalze
sind nicht befriedigend. Daher werden diese Verbindungen praktisch nicht als Hypolipämie-Mittel
verwendet. Die Erfinder haben nun die pharmakologischen Wirkungen verschiedener
Methylmethioninsulfoniumsalze untersucht. Es wurde festgestellt, daß Methyl-D-methioninsulfoniumsalze
zur Behandlung von Nierenerkrankungen wirksam sind Es ist Aufgabe der vorliegenden
Erfindung, ein neues Hypolipidämie-Mittel zu schaffen.
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Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Hypolipidämie-Mittel
gelöst, welches als Wirkstoff ein ausschließlich in der Form des Methyl-L-methioninsulfoniumsalzes
vorliegendes Methylmethionin-sulfoniumsalz der folgenden Formel
enthält, wobei R ein anorganisches oder organisches Anion bedeutet.
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Die Erfinder haben die Wirkung von Methyl-L-methioninsulfoniumsalzen
untersucht und festgestellt, daß diese den Gehalt an HDL (Lipoprotein hoher Dichte)
der Lipoproteinfraktion im Blut erhöhen und LDL (Lipoprotein niedriger Dichte) senken.
Die Hypolipidämie-Effekte (Blut) von Methyl-L-methionin-sulfoniumsalzen stehen mit
Änderungen des HDL und LDL in Beziehung. In jüngster Zeit wurden Untersuchungen
bezüglich der Lipoproteine im Blut angestellt. Die Lipoproteine können in drei Hauptfraktionen
getrennt werden, nämlich in eine Lipoproteinfraktion sehr niedriger Dichte (VLDL),
in LDL und HDL. Breit angelegte epidemiologische Untersuchungen sowie Tierversuche
und biochemische Untersuchungen zeigen, daß HDL in hohem Maße im Sinne der Entfernung
von Lipiden aus Blut und Arterien wirkt und im Sinne einer Heilung der Arteriosclerose
wirkt. Es ist daher erwünscht, Medikamente zu finden, welche HDL erhöhen und LDL
senken.
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Die als Wirkstoffe für die erfindungsgemäßen Mittel verwendeten Methyl-L-methioninsulfoniumsalze
können aus L-Methionin als Ausgangsmaterial hergestellt werden (japanisches Patent
Nr. 4757/1962).
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Geeignete anorganische Anionen sind Cl , Br , J , S04 usw.
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Geeignete organische Anionen sind Anionen organischer Säuren, einschließlich
Cyclaminsäure undOrotsäure. Es ist insbesondere bevorzugt, Methyl-L-methioninsulfoniumchlorid
einzusetzen, da dieses preisgünstig ist und eine geringe Toxizität aufweist.
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Das erfindungsgemäße Hypolipidämie-Mittel kann nach herkömmlichen
pharmakologischen Verfahren in zweckentsprechender Dosisform für die orale Verabreichung
bereitet werden, z. B.
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in Form von Tabletten, Kapseln, Pulvern, Granulat oder in zweckentsprechender
Form für nicht orale Verabreichungen, wie Injektionsflüssigkeit, Zäpfchen oder Pellets.
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Der erfindungsgemäße Wirkstoff kann mit anderen Medikamenten kombiniert
werden, z. B. mit anderen Hypolipidämie-Mitteln, mit Hypotonie-Mitteln unZd^Thr,opb,uXs«I^nkibitoren.
Zur Erzielung
der angestrebten Wirkung liegt die Tagesdosis bei
einer erwachsenen Person gewöhnlich im Bereich von 100 bis 2500 mg und vorzugsweise
500 bis 2000 mg bei oraler Verabreichung.
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Die Hypolipidämie-Effekte (Lipid-Senkungseffekte) (Blut) von Methyl-L-methioninsulfoniumsalzen
sind denjenigen der racemischen Verbindungen wesentlich überlegen. Daher kann die
Dosis beträchtlich geringer sein. Dies ist unter pharmakologischen Gesichtspunkten
ein wesentlicher Vorteil.
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Die medizinischen Effekte von Methyl-D-methioninsulfoniumsalzen bei
Nierenerkrankungen werden auf einen Immuno-Inhibierungseffekt zurückgeführt. Daher
führen Methyl-D-methioninsulfoniumsalze zu einer Reihe von Nebenwirkungen, welche
auch durch herkömmliche Immuno-Inhibitoren herbeigeführt werden.
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Der erfindungsgemäße Wirkstoff zeigt jedoch derartige Nebenwirkungen
nicht.
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Es ist bekannt, daß optische Isomere von Methionin und analogen Aminosäuren
in der Leber einer DL-Umwandlung unterliegen.
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Daher hat man bisher angenommen, daß, falls die pharmakologische Wirkung
nur dem einen optischen Isomeren zukommt, der im wesentlichen gleiche pharmakologische
Effekt auch durch die Verabreichung, insbesondere durch die orale Verabreichung
des optischen Isomeren herbeigeführt wird. Eine solche DL-Umwandlung wurde jedoch
überraschenderweise im Falle des Methylmethionins nicht beobachtet.
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Im folgenden wird die Erfindung anhand von Beispielen näher erläutert.
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Wie die Testbeispiele 1 und 2 zeigen, haben die L-Methioninsulfoniumsalze
der vorliegenden Erfindung eine biochemische Wirksamkeit, welche sich von derjenigen
der Methyl-D-methioninsulfoniumsalze bei oraler Verabreichung deutlich unterscheidet.
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Herstellung 500 g Methyl-L-methioninsulfoniumchlorid, 100 g synthetisches
Aluminiumsilicat, 350 g Maisstärke werden durch ein Sieb mit 60 Maschen/2,5 cm gesiebt
und die Mischung wird gleichförmig vermischt. Sodann wird die Mischung in einem
Kneter mit 670 ml einer 3%-igen Lösung von Hydroxypropylcellulose in Äthanol geknetet.
Danach wird die Mischung durch ein Sieb mit 60 Maschen/2,5 cm gesiebt, wobei man
ein Granulat erhält. Dieses wird bei 45 OC durch überleiten von Luft getrocknet.
Nach dem Trocknen gibt man das Granulat durch ein Sieb mit 16 Maschen/ 2,5 cm, wobei
ein gleichförmiges Granulat erhalten wird. 10 g Magnesiumstearat und 20 g Talkum
werden mit dem Granulat vermischt und die Mischung wird tablettiert.
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Testversuch 1 Männliche Wistar-Ratten mit einem Gewicht von etwa 150
g werden für diese Versuche verwendet. Bei diesen Ratten wird Hyperlipidämie durch
Verf üttern eines Futters mit einem hohen Lipid-Gehalt induziert. Zur Bereitung
des Futters gibt man 2 % Cholesterin, 1 % Natriumcholat und 5 % Kokusnußöl zur Standard-Diät
(Nihon CLEA Co., CE-2). Dieses Futter wird während 5 Tagen ad libitum verabreicht.
Bei den mit Arzneimittel behandelten Gruppen wird L-, DL- oder D-S-Methylmethioninsulfoniumchlorid
(MMSC) oral über einen Magenschlauch verabreicht, und zwar einmal pro Tag gleichzeitig
mit dem Verfüttern des Futters während 5 Tagen. Das jeweilige MMSC wird in destilliertem
Wasser aufgelöst, und zwar zu einer 5%-igen Lösung bei einer Dosis von 500 mg/kg/Tag
bzw.
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zu einer 10%-igen Lösung bei einer Dosis von 1000 mg/kg/Tag.
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Der Vergleichs-Gruppe wird Kochsalz in gleicher Weise verabreicht.
Bei der normalen Gruppe wird das Standard-Futtermittel anstelle des Futtermittels
mit hohem Lipid-Gehalt verfüttert.
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Am 6. Tag (nachdem die Ratten über Nacht kein Futter erhielten) werden
sie mit Äther anästhetisiert und Blut wird durch Herzpunktierung entnommen, wobei
0,1 Volumen-% einer 3,8%-igen Natriumcitratlösung verwendet werden. Nach dem Zentrifugieren
bei 3000 Umdrehungen/min während 10 min wird das Plasma abgetrennt und nach folgenden
Methoden untersucht: Zur Bestimmung des Gesamtcholesterin-Gehaltes wird das Verfahren
von Zurkowski angewandt (P. Zurkowski, Clinical Chemistry 10, 451, 1964). Zur Bestimmung
der Phospholipide wird eine Modifikation des Hoefmayer-Fried-Verfahrens angewandt
(I.Oba, Journal of Medical Technology, Japan, 17, 905, 1973). Die Ergebnisse sind
in Tabelle 1 zusammengestellt.
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Man erkennt, daß L-MMSC die stärkste Wirkung im Sinne einer Senkung
des Gesamtcholesteringehaltes hat. Die Wirkung von L-MMSC ist dosis-abhängig. Sie
ist wesentlich höher als diejenige von DL-MMSC, und zwar bei 500 mg/kg/Tag und bei
1000 mg/kg/Tag. Andererseits beobachtet man keinen signifikanten Unterschied zwischen
der mit D-MMSC behandelten Gruppe und der Vergleichs-Gruppe hinsichtlich des Gesamt-Cholesterinspiegels.
Dies zeigt, daß D-MMSC unwirksam im Sinne einer Senkung des Cholesterins ist. Hinsichtlich
der Senkung der Plasmaphospholipide ist die L-Form ebenfalls am wirksamsten, während
die DL-Form eine mäßige Wirkung zeigt und die D-Form nicht wirksam ist.
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In Tabelle 2 sind die mittlere Gewichtszunahme und die Lebergewichte
der Gruppen zusammengestellt. Die mit D-MMSC behandelte Gruppe zeigt eine verringerte
Gewichtszunahme, während die mit L-MMSC oder DL-MMSC behandelten Gruppen eine ähnliche
Gewichtszunahme zeigen, wie die Vergleichs-Gruppe.
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Ferner verursacht D-MMSC bei einer Dosis von 1000 mg/kg/Tag eine Verringerung
des Lebergewichts.
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Man erkennt aus diesen Ergebnissen, daß sich die Wirkungen von L-MMSC
hinsichtlich der meisten Parameter deutlich von
den Wirkungen von
D-MMSC unterscheiden. Bisher wurden vergleichende pharmakologische Untersuchungen
mit den optischen Isomeren des MMSC nicht durchgeführt. Insbesondere wurden keine
vergleichenden Untersuchungen hinsichtlich der Wirksamkeit bei Lipidstörungen oder
Lipoproteinstörungen durchgeführt. Diese Tatsache hat wahrscheinlich folgende Ursache:
D-Methionin ist mit D-MMSC chemisch äußerst verwandt.
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Es ist weithin bekannt, daß D-Methionin leicht zu natürlichem L-Methionin
umgewandelt wird (The Merck Index, 9. Auflage, Seite 780, 1976). Es wurde überraschenderweise
festgestellt, daß die für diese Umwandlung verantwortlichen Enzyme bei D-MMSC nicht
wirksam sind.
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Tabelle 1 Vergleich der Hypolipidämie-Wirkungen von MMSC-Isomeren
bei Ratten mit durch das Futter induzierter Hyperlipidämie Plasmalipidspiegel (mg/dl)
Gruppe Zahl d. Dosis Gesamt- Phospho- |
Ratten (mg/kg/TAg) Cholesterin lipide |
Vergleich 10 - 289,7 + 19,0 122,5 + 7,1 |
L-500 10 500 193,8 + 15,9 92,7 |
L-l000 10 1000 128,1 + 101*3 71,4 + 3t9 |
DL-500 10 500 234,8 +17,0 112,3 +8,9 |
** |
DL-1000 10 1000 163,1 t 15,7*** 85,7 8,8** |
D-500 10 500 276,4 +45f6 110,2 tll,5 |
D-1000 10 1000 234,2 +39,1 101,5 t13,0 |
Normal 5 - 50,3 t 2,4 50Z4 + 2,4 |
Mittelwert - S.E.
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t-Test * P#0.05, ** P<0.01, ** *** (Vergleich versus MMSC-Isomere)
Tabelle
2 Vergleich der Körpergewicht-Zunahme und des Leber-Gewichts bei Verabreichung von
MMSC-Isomeren an Ratten mit durch das Futter induzierter Hyperlipidämie
Gruppe zahl d. Dosis Körpergewichts- Leber-Gewicht |
Ratten (mg/kg/Tag) zunahme (g) |
(g/5 Tagen) |
Vergleich 10 - 18,6 1,38 6,40 0,15 |
6,48 0,12 |
Vergleich 10 - 18,6 1,38 6,40 0,15 |
L-500 10 500 |
L-1000 10 1000 18t5 +2,48 6,76 + 0Z16 |
DL-500 10 500 18Z4 +2,62 6,72 0,25 |
DL-1000 10 1000 17Z5 + 1,96 6r48 + 0,12 |
D-500 10 500 16,3 t 1,55 6,04 + 0Z,14 |
0-1000 10 1000 15,3 1,38 5,73 1,17* |
Normal 5 - 22t8 + 2,71 5,88 + 0,16 |
Mittelwerte + S.E.
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t-Test: * P(0,05 (Vergleich versus MMSC-Isomere) Testversuch 2 Es
werden jeweils männliche Wistar-Ratten mit einem Gewicht von etwa 150 g verwendet.
Die Wirkung von L-MMSC auf Störungen der Lipoproteine niedriger Dichte und hoher
Dichte (LDL bzw. HDL) werden mit den entsprechenden Wirkungen von D-MMSC verglichen,
und zwar bei einer Dosis von 1 000 mg/kg/Tag.
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Die Lipoproteinstörung wird induziert durch Verfüttern eines Futtermittels
mit hohem Lipidgehalt in ähnlicher Weise wie bei Beispiel 1. Falls nichts anderes
angegeben, wird das Verfahren des Beispiels 1 angewandt.
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Die Bestimmungen von LDL und HDL erfolgen nach dem Mn -Heparinfällungsverfahren
nach Warnick (G.R. Warnick und J.J. Albers, Journal of Lipid Research, 19, 65, 1978).
Für das fraktionierte HDL wird der Cholesterin-Gehalt nach einem modifizierten Zak-Henly-Verfahren
bestimmt (S. Shibata,
Estimation Method for Clinical Chemistry,
Japan, 3, Seiten 72-78, 1970). Der LDL-Cholesterinspiegel wird errechnet durch Subtrahieren
des HDL-Cholesterinspiegels vom Gesamt-Cholesterinspiegel. Die Ergebnisse sind in
Tabelle 3 zusammengestellt.
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Man erkennt, daß bei normaler Verabreichung von L-MMSC mit einer Dosis
von mehr als 500 mg/kg/Tag sowohl der HDL-Spiegel als auch der LDL-Spiegel verbessert
werden, und zwar dosisabhängig und im Vergleich mit dem Blindversuch. Andererseits
hat D-MMSC diese Wirkung nicht. Hinsichtlich des Verhältnisses HDL/LDL ist der Normalisierungseffekt
von L-MMSC auf Lipoprotein-Störungen noch ausgeprägter.
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Tabelle 3 Wirkung der MMSC-Isomeren auf den LDL-Cholesterinspiegel
und den HDL-Cholesterinspiegel im Plasma von Ratten mit durch das Futter induzierter
Lipoprotein-Störung
Gruppe n LDL-Choleste- HDL-Chole- HDL/LDL |
rin (mg/dl) sterin(mg/dl) (x10²) |
Normal 5 43,0 3,08 21,3 1,29 50,7 5,16 |
250 mg/kg - 7 228,8 t 18,24 11,4 + 1,39 5,0 + 0,77 |
-MMSC ** ** ** |
500 mg/kg 7 169,9 t 19t52 12,8 + 0,88 7,9 + 1Z55 |
-MMSC *** *** *** |
1000 mg/kg 7 137,6 t13i26 13,8+ 0/45 10,6 t 1t16 |
-MMSC |
000 mg/kg 7 266,0 + 23,40 9,5 + 0Z62 3,5 3,5 + 0;33 |
Mittelwerte - S.E.
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t-Test: * p<0.05 (Vergl. versus behandelte Gruppe) ** P<0.01
( lt " *** P<0.001( ( "
Hypolipidämie-Mittel Zusammenfassung
Es wird ein Hypolidpidämie-Mittel geschaffen, welches Methyl-L-methioninsulfoniumsalz
der folgenden Formel
enthält, wobei R ein anorganisches oder organisches Anion bedeutet.