DE2908134C2 - Anlage für die Reinigung von Abwasser - Google Patents
Anlage für die Reinigung von AbwasserInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich gattungsgemäß auf eine Anlage für die Reinigung von Abwasser, insbesondere
von städtischem Abwasser, bestehend aus den aufeinanderfolgenden Stufen einer mechanischen Kläreinrichtung,
eines Belebungsbeckens, einer Zwischenkläreinrichtung, einer aus einem Tropfkörper bestehenden
Nitrifikationsstufe, einer Denitrifikationsstufe, eines Nachklärbeckens und einer Einrichtung zur Abführung
von Überschußschlamm, wobei die Biozönosen des Belebungsbeckens und der Nitrifikationsstufe voneinander
getrennt sind. Unter dem Begriff Abwasser ist kommunales Abwasser oder adäquates industrielles
Abwasser, welches einer biologischen Reinigung zugänglich ist, zu verstehen. Der Ausdruck Becken umfaßt
stets auch Aggregate aus mehreren baulich getrennten, über Leitungen oder Verbindungsgräben funktionell
vereinigten Becken. Die Behandlung des Überschußschlammes, der aus der Anlage insgesamt abgezogen
wird, findet zumeist in Faulräumen statt.
Bei der bekannten gattungsgemäßen Anlage (Helmer, Sekoulov »Weitergehende Abwasserreinigung«, 1. Auflage,
Mainz, Wiesbaden 1977, Deutscher Fachschriften-Verlag, S. 54, Schema D in Abbildung 9) ist das
Belebungsbecken belüftet. Es wird aerob betrieben. Die Denitrifikationsstufe ist eine Tropfkörperstufe. Der
Überschußschlamm aus dem Belebungsbecken ist in die Denitrifikationsstufe nicht einführbar. Das sind für die
Denitrifikation ungünstige Bedingungen. H-Donatoren werden bei der bekannten Ausführungsform in die
Denitrifikationsstufe nicht eingeführt. Zwar erfolgt zur Erhöhung der Denitrifikationsleistung eine Zugabe von
Methanol und eine Zugabe von vorgeklärtem Abwasser, die Zugabe von Methanol ist jedoch kostenaufwendig
und durch die Zugabe von vorgeklärtem Abwasser wird die Gesamtreinigungsleistung der Anlage verschlechtert.
Insbesondere bezüglich der Entfernung von schwer abbaubaren Verbindungen ist die bekannte Anlage
verbesserungsbedürftig.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die gattungsgemäße Anlage so weiter auszubilden, daß sie
eine höhere Reinigungsleistung aufweist und insbesondere für die Behandlung von zu reinigendem Abwasser
geeignet ist, welches einen erheblichen Gehalt an schwer abbaubaren Verbindungen mitführt
Zur Lösung dieser Aufgabe lehrt die Erfindung, daß das Belebungsbecken für einen Betrieb mit einem Sauerstoffgehalt von nahezu Omg/1 ausgelegt und fakultativ anaerob betreibbar ist und daß in die aus einem unbelüfteten Mischbecksn bestehende Denitrifikationsstufe Überschußschlamm aus dem Belebungsbecken einführbar ist Im Rahmen der Erfindung liegt es, das Mischbecken mit Einrichtungen zur Einführung von Flockungsmitteln und/oder Aktivkohle, insbesondere Braunkohlen-Aktivkohle, zu versehen.
Die Erfindung erreicht besondere Effekte. Zunächst findet in dem Belebungsbecken neben einer teilbiologischen Reinigung eine weitgehende Aufschließung des Rohsubstrates statt, wobei die schwer abbaubaren Verbindungen zu einem Teil in leicht abbaubare organische Verbindungen aufgeschlossen werden. Dabei erfolgt auch eine Adsorption an den Zellen des Schlammes. Da dieser aktive Überschußschlamm der ersten höchstbelasteten Belebungsstufe in die Denitrifikationsstufe eingeführt wird, entsteht dort durch erhöhten Verbrauch des gelösten Sauerstoffes nach kurzer Zeit ein Sauerstoffmangel. Gleichzeitig übernimmt der zugeführte Schlamm die Funktion eines H-Donators. Durch diese Ausnutzung des biologischen Potentials werden überraschend gute Denitrifikationseffekte erreicht Auch wird die Gesamtreinigungsleistung erhöht, da zur Denitrifikation eine Zugabe von vorgeklärtem Wasser nicht erfolgt. Auch die Beigabe von Methanol ist nicht erforderlich.
Zur Lösung dieser Aufgabe lehrt die Erfindung, daß das Belebungsbecken für einen Betrieb mit einem Sauerstoffgehalt von nahezu Omg/1 ausgelegt und fakultativ anaerob betreibbar ist und daß in die aus einem unbelüfteten Mischbecksn bestehende Denitrifikationsstufe Überschußschlamm aus dem Belebungsbecken einführbar ist Im Rahmen der Erfindung liegt es, das Mischbecken mit Einrichtungen zur Einführung von Flockungsmitteln und/oder Aktivkohle, insbesondere Braunkohlen-Aktivkohle, zu versehen.
Die Erfindung erreicht besondere Effekte. Zunächst findet in dem Belebungsbecken neben einer teilbiologischen Reinigung eine weitgehende Aufschließung des Rohsubstrates statt, wobei die schwer abbaubaren Verbindungen zu einem Teil in leicht abbaubare organische Verbindungen aufgeschlossen werden. Dabei erfolgt auch eine Adsorption an den Zellen des Schlammes. Da dieser aktive Überschußschlamm der ersten höchstbelasteten Belebungsstufe in die Denitrifikationsstufe eingeführt wird, entsteht dort durch erhöhten Verbrauch des gelösten Sauerstoffes nach kurzer Zeit ein Sauerstoffmangel. Gleichzeitig übernimmt der zugeführte Schlamm die Funktion eines H-Donators. Durch diese Ausnutzung des biologischen Potentials werden überraschend gute Denitrifikationseffekte erreicht Auch wird die Gesamtreinigungsleistung erhöht, da zur Denitrifikation eine Zugabe von vorgeklärtem Wasser nicht erfolgt. Auch die Beigabe von Methanol ist nicht erforderlich.
Im folgenden wird die Erfindung anhand einer lediglich ein Ausführungsbeispiel darstellenden Zeichnung
ausführlicher erläutert
Die einzige Figur zeigt ein Schema einer erfindungsgemäßen Anlage.
Die in der Figur dargestellte Anlage für die Reinigung von Abwasser besteht in ihrem grundsätzlichen Aufbau
aus einer mechanischen Kläreinrichtung 1 für die mechanische Vorklärung des zu reinigenden Abwassers,
dem Belebungsbecken 2 einer ersten Belebungsstufe, einer Zwischenkläreinrichtung 3, einer Belüftungsstufe
4, und einem Nachklärbecken 5. Eine Einrichtung 6 für die Abführung und gegebenenfalls Behandlung von
Überschußschlamm ist zugeordnet. Das zu reinigende Abwasser gelangt aus der mechanischen Kläreinrichtung
1 in das Belebungsbecken 2, aus dem Belebungsbecken 2 über die Zwischenklärung 3 in die Belüftungsstufe 4, aus der Belüftungsstufe 4 in das Nachklärbecken
5. Die Biozönosen von Belebungsbecken 2 und Belüftungsstufe 4 sind getrennt. Das Belebungsbecken 2
ist für einen Betrieb mit einem Sauerstoffgehalt um null mg/1 ausgelegt. Das hat zur Folge, daß in dem
Belebungsbecken 2 Mikrobionten leben, die aerob und fakultativ anaerob ausgerichtet sind. Die Belüftungsstufe
bildet eine zweite biologische Stufe und ist als Tropfkörperstufe 4 ausgeführt. Sie kann eine Mehrzahl
von parallel oder hintereinander angeordneten Tropfkörperaggregaten aufweisen. Sie arbeitet im aeroben
Bereich mit ausreichendem Sauerstoffgehalt. Vor dem Nachklärbecken 5 ist ein unbelüftetes Mischbecken 7
angeordnet, in welches neben dem Wasser aus der Tropfkörperstufe 4 Überschußschlamm aus dem Belebungsbecken
2 einführbar ist. Der Überschußschlamm aus dem Belebungsbecken 2 ist außerdem in das
Belebungsbecken 2 wieder rückführbar, und zwar über
die Leitung 8. Er ist ferner hin der Einrichtung 6 für die
Abführung und gegebenenfalls Behandlung des Überschußschlammes zuführbar, die im Ausführungsbeispiel
einen Faulraum 9 aufweist Im übrigen kann Überschußschlamm zwischen Mischbecken 7 und Nachklärbecken
5 abgezogen werden. Er ist über die Leitung 10 in das Mischbecken 7 rückführbar und über die Leitung 11
ebenfalls der Einrichtung 6 für die Abführung und gegebenenfalls Behandlung des Oberschußschlammes
zuführbar.
Ausführungsbeispiel
Wird bei der dargestellten Anlage in einem spezifischen Abwasserfall von 200 l/E - d, einer stündlichen
Bemessungsabwassermenge von 131/E-h und '5
einer Einwohnergleichwertbelastung von 60 g BSB5/E · d ausgegangen, so ergibt sich bei einer
Reinigungsleistung von η = 95% und einem BSBs-Ablaufwert
von 15 mg/1 folgender spezifischer Raumbedarf bei:
a) einstufiger Nitrifikations-Belebungsanlage (B7S = 0,15) V = 162 l/E
b) einstufiger konventioneller Tropfkörperanlage mit BR = 400 g/m3 V = 198 l/E
und bei der erfindungsgemäßen Anlage mit
bei der
N itrif ikationsanlage
bei der
konv. Tropfkörperanlage
und bei der
erfindungsgem.
Belebungs-Tropfkörperanlage zurd.9—10 kWh/E · a
30
c) Belebungs- und Tropfkörperstufe mit Höchstbelastung der
Belebungsstufe bei fakultativ
anaerober Betriebsweise V = 107 l/E.
Belebungsstufe bei fakultativ
anaerober Betriebsweise V = 107 l/E.
Der Energiebedarf je Einwohner ergibt sich bei üblichen Abwasserverhältnissen
zu rd. 15 kWh/E · a
zu rd. 9-10 kWh/E · a
Das gemäß Zeichnung bei 1 mechanisch vorgereinigte Abwasser gelangt in das Belebungsbecken 2. Bei
einem Volumen von 600 m3 und einer Aufenthaltszeit von 28 Min. ergibt sich im dargestellten Beispiel eine
organische Raumbelastung von 10 kg BSB5/1T13 · d. Bei
der hohen Schlammbelastung von Bts a 6 kg/kg ■ d
und der geringen Energiedichte des Belebungsbeckens mit rd. 25 W/m3 Volumen ist zwar bei einer mittel- bis
grobblasigen Belüftung eine ausreichende Durchwirbelung des sich bildenden Belebtschlammes gewährleistet
aber keinesfalls eine ausreichende Sauerstoffversorgung. Bei der absichtlich gewählten Energiedichte von
25 W/m3 kann während eines Tages bei einer elektrischen Arbeit von 0,6 kWh nur eine Sauerstoffmenge
von rd. 0,6—0,7 kg Cb/m3 eingetragen werden. Das
Ergebnis ist ein Sauerstoffgehalt um null mg/1. Die ablaufenden biologischen Prozesse müssen bei nicht
ausreichendem Sauerstoffangebot fakultativ anaerob verlaufen. Ein oxidativer Abbauvorgang ist nicht
möglich. Der Stoffwechselkreislauf muß über eine substratgebundene Phosphorylisierung stattfinden, die
bei Gärungsprozessen zu finden ist. Sehr viele Bakterien (Prokaryonten) und Hefen (Eukaryonten), die normalerweise
aerob leben, und ihre Energie über den optimalsten energiewirtschaftlichsten Abbauprozeß
(oxidative Phosphorylisierung) gewinnen, haben für Sauerstoffmangelzeiten diesen Gärungsprozeß entwikkelt.
Er bringt jedoch nur 1A9 der sonst anfallenden
Energie. — Diese Zusammenhänge sind gemeint, wenn in der Erfindung die Rede davon ist, daß das
Belebungsbecken 2 fakultativ anaerob betreibbar ist
Bei dem im Belebungsbecken 2 vorhandenen Schlammgehalt und der festgestellten merklichen
Wachstumsrate muß bei diesem extensiven Ausnutzungsprozeß der angebotenen organischen Verbindungen
fast jede vorhandene Verbindung angegriffen werden. Während bei konventionellen aeroben Belebungsprozesses
des BSBs/CSB-Verhältnis z.B. von —300/600 = 0,5 bei Rohwasser zu Gunsten des CSB auf
0,28 bis 0,11 verschoben wird, bleibt bei der erfindungsgemäßen
Anlage das Verhältnis fast gleich; bei etwa 30% der zur Erprobung der Erfindung gefahrenen
Versuche mit unterschiedlichen Abwässern stellt sich sogar eine Verschiebung des BSBs/CSB-Verhältnisses
zu Gunsten des BSB5 ein. Diese Umkehrung ist bei dem vorhandenen Abbau nur durch Aufschließung bzw.
Krackung der schwer abbaubaren Verbindungen zu erklären. Das so aufbereitete Rohsubstrat Abwasser
läßt sich nunmehr wesentlich besser in der nachfolgenden aeroben biologischen Tropfkörperstufe 4 abbauen.
In der Tropfkörperstufe 4 ist eine Nitrifizierung der enthaltenen organischen Stickstoffverbindungen gegeben.
Da bei sachgerechter Ausführung des Tropfkörpers ein mehrfaches Sauerstoffangebot vorhanden ist als die
Aerobier benötigen, ist bei diesem reichlichen Sauerstoffangebot keine Denitrifizierung zu erwarten. Das in
der Tropfkörperstufe 4 behandelte Abwasser weist bei entsprechend geringer Raumbelastung einen sehr guten
Reinigungseffekt mit geringen NH3-Gehalten aber
hohen NC>3-Gehalten auf. Eine weitere Reinigung durch Strippung des »N« und eine Rückgewinnung der
aufgewandten Energie geschieht in dem Mischbecken 7, das gleichzeitig als Denitrifizierungsstufe arbeitet. Das
Mischbecken 7 mit einer etwa halbstündigen Aufenthaltszeit und einem Inhalt von 600 m3 — ohne Belüftung
— ist der Nachklärung 5 mit 2,5 h Aufenthaltszeit und einem vorhandenen Beckeninhalt von V = 3250 m3
vorgeschaltet. Der in den Sammeltrichtern der Nachklärung 5 gesammelte fakultative Belebtschlamm wird über
die Leitung 10 zurückgepumpt, der vorhandene Überschußschlamm gelangt über Leitung 11 in die
Schlammbehandlungsanlage 9. Mischflügel und Zuführung von Überschußschlamm aus der Zwischenkläreinrichtung
3 sorgen dafür, daß der Belebtschlamm sich sehr rasch zu Flocken zusammenballt und optimale
Verhältnisse über die Zuführung des fakultativen Belebtschlammes für die Denitrifizierung des gebildeten
NO3 geschaffen werden. Dem Mischbecken können zur besseren Flockung Flockungsmittel und zur Adsorption
Aktivkohle, z. B. Braunkohle-Aktivkohle, zugesetzt werden. Der ständige Kreislauf des fakultativen
Schlammes in dem Mischbecken 7, gegebenenfalls mit Zusatz von Braunkohle-Aktivkohle, sorgt in einem
kleinen Mischbecken von 300 m3 Inhalt für eine rasche Denitrifizierung und weiteren Abbau noch vorhandener
organischer Verbindungen, Da über den bisherigen Verfahrensweg die leicht abbaubaren organischen
Kohlenstoffverbindungen weitgehend abgebaut worden siH, werden bei fakultativ anaerober Betriebsweise
nochmals über die fakultativ Tätigen die noch vorhandenen schwer abbaubaren Verbindungen angegriffen.
Der aus der Tropfkörperstufe 4 anfallende
Belebtschlamm ist schwer und setzt sich nach Behandlung in dem Mischbecken 7 in der Nachklärung 5
sehr rasch ab. Die Aufenthaltszeit in der Nachklärung kann deshalb im Vergleich zu üblichen Belebungsverfahren
auf etwa 50% reduziert werden. Bei der erfindungsgemäßen Anlage arbeiten in der Reihenfolge
»Belebungsstufe, Tropfkörperstufe und Mischstufe«
fakultativ anaerobe Lebewesen,
aerobe Lebewesen
aerobe Lebewesen
wiederum fakultativ anaerobe Lebewesen.
Dieser bewußte Einstz unterschiedlich arbeitender Biozönosen mit den grundverschiedenen Stoffwechselkreisläufen
führt zu einer Änderung des Rohsubstrates »Rohabwasser« und auch zu einer nochmaligen
Änderung des bereits im Tropfkörper aufgearbeiteten Abwassers, so daß eine überraschend gute Reinigungsleistung erreicht wird.
Claims (2)
1. Anlage für die Reinigung von Abwasser, insbesondere von städtischem Abwasser, bestehend
aus den aufeinanderfolgenden Stufen einer mechanischen Kläreinrichtung, eines Belebungsbeckens,
einer Zwischenkläreinrichtung, einer aus einem Tropfkörper bestehenden Nitrifikationsstufe, einer
Denitrifikationsstufe, eines Nachklärbeckens und einer Einrichtung zur Abführung von Überschußschiamm,
wobei die Biozönosen des Belebungsbekkens und der Nitrifikationsstufe voneinander getrennt
sind, dadurch gekennzeichnet, daß das Belebungsbecken (2) für einen Betrieb mit einem
Sauerstoffgehalt von nahezu Omg/1 ausgelegt und fakultativ anaerob betreibbar ist und daß in die aus
einem unbelüfteten Mischbecken (7) bestehende Denitrifikationsstufe Überschußschlamm aus dem
Belebungsbecken (2) einführbar ist
2. Anlage nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Mischbecken Einrichtungen zur
Einführung von Flockungsmitteln und/oder Aktivkohle, insbesondere Braunkohlen-Aktivkohle, aufweist.
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