DE2907721C2 - Verfahren zur Herstellung einer stabilen Kultur eines Mikroorganismus der Gattung Lactobacillus - Google Patents
Verfahren zur Herstellung einer stabilen Kultur eines Mikroorganismus der Gattung LactobacillusInfo
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Description
20
Die vorliegende. Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Herstellung einer stabilen Kultur eines
Mikroorganismus der Gattung Lactobacillus, der M
mindestens ein extrachromosomales genetisches Element besitzt, welches einerseits seine Fähigkeit zur
Bildung von Milchsäure aus Lactose stimuliert und andererseits seine Fähigkeit zur Metabolisierung von
N-Acetyl-D-glucosamin kontrolliert. M
Ein wichtiges Problem bei der industriellen Herstellung
von Milchprodukten, wie z. B. Käse und Joghurt, liegt in der Instabilität der Stämme der höheren
Mikroorganismen, die bei der Herstellung dieser Produkte verwendet weiden, insbesondere der Mikroorganismen,
die Milchsäure aus Lactose bilden, wie z. B. die Spezies der Gattung Lactobacillus. Es ist in der
Tat bekannt, daß die Fähigkeit der erwähnten Mikroorganismen (»Milchmikroorganismen«) zur Bildung
von Milchsäure aus Lactose — welche hier aus als »Aktivität« oder »Milchsäurebildungsvermögen« bezeichnet
wird — mit der Zeit abnehmen kann.
Einige Spezialisten haben den Mechanismus der Bildung von Milchsäure unter Berücksichtigung der
Genetik studiert. Deshalb weiß man jetzt, daß ein Plasmid für die Fermentation von Lactose durch
Streptococcus lactis verantwortlich ist und daß Plasmide
beim Lactosemetabolismus gewisser Lactobacilli eine Rolle spielen können.
Die Plasmide sind extrachromosomale genetische so Elemente in Form eines ringförmigen Moleküls von
Desoxyribonucleinsäure (DNA), dessen Gewicht einigen
Promillen oder einigen Prozenten des Gewichts eines Chromosoms des Mikroorganismus entspricht
Außer für den Fall, daß ein Plasmid vollständig für die Fermentation von Lactose durch einen Mikroorganismus
verantwortlich ist — in welchem Fall es ausreicht, den Mikroorganismus zur Bewahrung seiner Aktivität
in Milch zu kultivieren — kann der gegenwärtige Wissensstand kaum in der Industrie angewendet μ
werden, wenn es um die Stabilität der Aktivität von Milchmikroorganismen geht
Darüber hinaus weiß man, daß verschiedene Stämme der gleichen Spezies von Mikroorganismen hinsichtlich
ihres Milchsäurebildungsvermögens stark unterschiedlieh sein können. Dies gilt insbesondere für den
Mikroorganismus Lactobacillus helveticus von der Unterspezies jugurti. Dieser Mikroorganismus wird bei
der Herstellung von Giqjyere, Emmentaler und Parmesan
verwendet Es wan·: also alles andere als nur eine akademische Übung, iyenn man die Gründe dieser
Unterschiede erklären;; und bei jedem Stamm eine maximale Aktivität garantieren könnte.
Durch die vorliegend!; Erfindung wird dieses Problem
nunmehr gelöst Die Lösung besteht darin, daß man bei dem eingangs genannten Verfahren den Mikroorganismus
in einem Nährmedium kultiviert, dessen assimilierbare Hauptkohlenstoffquelle aus N-Acetyl-D-glucosamin
besieht
Mit dem Ausdruck »assimilierbare Hauptkohlenstoffquelle« i'Si. hier die bestimmende Quelle gemeint ohne
welche der Mikroorganismus sich nicht entwickeln kann, weis aber nicht die Anwesenheit anderer
»Nebenqtielien« ausschließt die dem Medium mit einer Quelle für Spurenelemente und Vitamine, wie z. B.
einem Hefeextrakt zugegeben werden.
Im Verlauf einer grundlegenden vergleichenden Studie der Eigenschaften von zwei Stämmen ein und
dergleichen -Spezies von Lactobacillus, nämlich Lactobacillus helveticus der Unterspezies jugurti, von denen
einer ein wesentlich höheres Milchsäurebildungsvermögen als der andere aufwies, wurde in der Tat festgestellt
daß diese: Kapazität der Anwesenheit eines Plasmids mit 13,17 Kilobasen (kb) zuzuschreiben ist Dieses Plasmid
war beiim Stamm mit einem schwachen Vermögen abwesend. Es wurde gefunden, daß dieses Plasmid nicht
die Fähigkeit des Stamms zur Bildung von Milchsäure aus Lactose kontrolliert, sondern diese Fähigkeit
stimuliert d. h. also, daß es einen Faktor kontrolliert, der die Bildung von Milchsäure stimuliert, wobei diese
Bildung, ^stimuliert oder nicht stark oder schwach, durch
Gene kontrolliert wird, die im Chromosom vorhanden sind Darfiber hinaus wurde festgestellt daß das gleiche
Plasmid vollständig die Fähigkeit des Mikroorganismus zur Metiibolisierung von N-Acetyl-D-glucosamin kontrolliert
So wurden also die Gründe aufgedeckt warum die beiden Stämme der gleichen Spezies nicht das
gleiche Milchsäurebildungsvermögen besitzen, und wurde auch ein Mittel gefunden, das in der Industrie
vortrefflich verwendet werden kann, Stämme dieser Mikroorganismen zu kultivieren und sie bei einer
starken Aktivität zu stabilisieren.
In der Tat ist es möglich, daß Plasmide bei der
Zellteilung verlorengehen. Einerseits ist die Verdoppelung der Chromosomen nicht notwendigerweise mit der
Verdoppelung der Plasmide verbunden und andererseits sind die bei der Verdoppelung entstehenden
Plasmide nicht unbedingt in gleichen Teilen in den aus der Zellteilung hervorgehenden Zellen verteilt Wenn
jedoch die Zellen auf einem Medium kultiviert werden, dessen Hauptkohlenstoffquelle nur aufgrund eines
Plasmids ausgebeutet werden kann, dann sind die Zellen ohne Plaitmide nicht lebensfähig, weshalb sie auf Kosten
von Zellen mit Plasmiden verschwinden.
Bei der Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens
wird also ein Mikroorganismus der Gattung Lactobacillus verwendet, der mindestens ein extrachromosomales
genetisches Element, d. h. also ein Plasmid, besitzt, welches einesteils seine Fähigkeit zur Bildung
von Milchsäure aus Lactose stimuliert und andererseits sein Vermögen zur Metabolisierung von N-Acetyl-D-glucosamin
kontrolliert. Vorzugsweise handelt es sich bei dem Mikroorganismus um Lactobacillus helveticus
der Unterspezies jugurti S 36-2, der vom Landwirtschaftlichen Mikrobiologischen Institut der Universität
Bologna 111 Italien erhältlich ist.
Der Mikroorganismus kann dadurch gehalten oder konserviert werden, daß man ihn einige Monate in ein
wäßriges Medium mit einem Trockenfeststoffgehalt von 5—10Gew.-% bringt, das eine entsprechende assimilierbare
Stickstoffquelle, Salze, Spurenelemente und Vitamine sowie N-Acetyl-D-glucosamin als assimilierbare
Hauptkohlenstoffquelle enthält, wobei dieses Medium vor der Überführung sterilisiert worden ist,
beispielsweise durch Erhitzen in einem Autoklaven während 30 min auf 115° C. Das beimpfte Medium kann )0
bei einer Temperatur inkubiert werden, die für das Wachstum des Mikroorganismus günstig ist, beispielsweise
40 bis 42° C, bis seine optische Dichte dem logarithmischen p. ejc-Halbwachstum entspricht. Er
kann zwischen den Oberführungen auf eine Temperatur gehalten werden, die ausreichend tief liegt, daß sich der
Mikroorganismus nicht vermehrt, beispielsweise 5—100C Wenn es erwünscht ist, eine Menge an
Mikroorganismus zu erzeugen, die zur industriellen Herstellung von beispielsweise Käse oder Joghurt nötig
ist, dann Tcann man von den obigen Kulturen ausgehen,
sie in Milch kultivieren und sie so oft wie nötig, beispielsweise 3 bis 4mal, überführen, und zwar bei einer
für ihr Wachstum günstigen Temperatur. Die Überführungen können in einem Verhältnis von 0,5 bis zu 2s
einigen Volumenprozenten, zweckmäßig 1 Volumenprozent, zu übertragender Kultur zum Volumen der zu
beimpfenden Milch erfolgen.
Die Erfindung wird anhand des folgenden Beispiels weiter erläutert Die Prozentangaben sind in Gewicht
ausgedrückt
Einerseits kultiviert man gesondert zwei Stämme von Lactobacillus helveticus Unterspezies jjgurti mit der
No. S 13-8 bzw. S 36-2, die vom Landwirtschaftlichen Mikrobiologischen Institut der Universität Bologna in
Italien erhalten worden sind, in einer Suspension von 10% Magermilchpulver und 0,1% Hefeextrakt in
Wasser, wobei die Suspension in einem Autoklaven während 30 min bei 115°C sterilisiert worden ist Nach
einer Inkubation von 8 st bei 42" C hat der Stamm S 13-8
1,5% und der Stamm S 36-2 2,4% Milchsäure in der Suspension gebildet.
Andererseits züchtet man den Stamm S 36-2 auf einem MRS-Medium (J. C. de Man, M. Rogosa und M. F.
Sharpe, J. Appl. Bact.23, 130-135 (I960)) für Lactobazilli.
Man überführt Proben dieser Kultur in frisches MRS-Medium, dem 7 μg/ml Acriflavin zugesetzt worden
sind. Man inkubiert 24 st Man beimpft erneut ein ίο
MRS-Medium, das durch Zusatz von 14% Agar
verfestigt worden ist, und inkubiert unter einer Atmosphäre von Wasserstoff und CO2. Hierauf isoliert
man individuelle Kolonien.
Dann kultiviert man in einem modifizierten MRS-Medium der folgenden Zusammensetzung:
10g
N-Acetyl-D-glucosamin
Polypepton 10 g
Polypepton 10 g
K2HPO1 2 g
MgSO« -7 H2O 0,2 g
MnSO4 · 4 H2O 0,05 g
destilliertes Wasser 1 I
einzeln eine gewisse Anzahl von Proben des Stamms S 36-2, der nicht der Behandlung mit Acriflavin
unterworfen worden ist, und die obigen Kolonien, die der Behandlung mit Acriflavin unterworfen worden
sind. Es wird festgestellt, daß etwa 60% dieser Kolonien
nicht in der Lage sind, auf dem obigen Medium zu wachsen, in welchem N-Acetyl-D-glucosarnin die
assimilierbare Hauptkohlenstoffquelle ist Dagegen ist nur 1% der Bezugsproben hierzu unfähig. In einer
wäßrigen Suspension nvt 10% Magermilchpulver und 0,1% Hefeextrakt wird sichergestellt, daß die Kolonien
die nicht zur Metabolisierung von N-Acetyl-D-glucosamin
fähig sind, in 8 st Milchsäuremengen zwischen 1,3 und 1,6% erzeugen können, d.h. also genauso viel wie
der Stamm S 13-8. Im Gegensatz hierzu sind praktisch alle Bezugsproben dazu fähig, auf dem modifizierten
MRS-Medium zu wachsen, wobei sie auf dem Medium aus Magermilchpulver und Hefeextrakt in 8 st
2,3—2,6% Milchsäure erzeugen. Diese Eigenschaft bleibt intakt, wenn man diese Proben auf dem
modifizierten MRS-Medium kultiviert oder hält
Durch geeignete Techniken der ,Hydrolyse, der Trennung durch Zentrifugierung unter einem Dichtegradienten
von CsCI-Ethidiumbromid und der Elektronenmikroskopie wird sichergestellt daß ein Plasmid von
13,17 kp, das im Stamm S 36-2 anwesend ist, im Stamm
S 13-8 abwesend ist und im mit Acriflavin behandelten Stamm S 36-2 neutralisiert ist, einesteils für die
Erhöhung der Bildung der Milchsäurebildung von ungefähr 1,5 auf ungefähr 2,4% — wie oben bestimmt —
und andererseits für die Metabolisierung von N-Acetyl-D-glucosamin verantwortlich ist.
Claims (2)
1. Verfahren zur Herstellung einer stabilen Kultur eines Mikroorganismus der Gattung Lactobacillus,
der mindestens ein extrachromosomales genetisches Element besitzt, welches einerseits seine Fähigkeit
zur Bildung von Milchsäure aus Lactose stimuliert und andererseits seine Fähigkeit zur Metabolisierung
von N-Acetyl-D-glucosamin kontrolliert, dadurch gekennzeichnet, daß man den Mi-
kroorganismus in einem Nährmedium kultiviert, dessen assimilierbare Hauptkohlenstoffquelle aus
N-Acetyl-D-glucosamin besteht
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man als Mikroorganismus Lactobacil-Ius
helveticus der Unterspezies jugurti No. S 36-2 vom Landwirtschaftlichen Mikrobiologischen Institut
der Universität Bologna in Italien kultiviert.
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