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Abseilvorrichtung für Personen
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Die Erfindung betrifft eine Abseilvorrichtung für Personen, insbesondere
aus Kabinen von Regalbedienungsgeräten, mit deren Hilfe sich die Fahrer derartiger
Geräte in Havarie- bzw. Gefahrensituationen selbst mit langsamer Sinkgeschwindigkeit
auf Flurhöhe hinablassen können.
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Die ständige Steigerung der Arbeitshöhen handgesteuerter Regalbediengeräte
macht zwingend Maßnahmen zur Erhöhung der sicherheitstechnischen Ausrüstung dieser
Geräte mit dem Ziel eines verbesserten Arbeitsschutzes für die Bedienperson erforderlich.
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Hierzu gehört es, daß die Bedienperson die Fahrerkabine in jeder Stellung
und aus jeder Höhe einfach, schnell und zuverlässig verlassen kann, z.B. beim Auftreten
von Defekten oder im Falle von unmittelbar die Gesundheit bzw. das Leben der Bedienperson
bedrohenden äußeren Gefahren, Derartige Situationen können beispielsweise eintreten
durch Ansprechen der Fangvorrichtung und Festsetzen der Kabine bei Hubseilbruch,
bei Defekten am Hubwerksantrieb oder im Falle von Bränden mit einhergehendem Ausfall
der Stromversorgung etc.
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Es ist bekannt, für den Notabstieg an Regalbediengeräten in Ein- und
Zweimastausführung Leitern vorzusehen, die längs des Hubmastes verlaufen und sich
entweder in unmittelbarer Kabinennähe lastsohwerpunktseitig befinden oder aber auf
der Rückseite des Hubgerüstes nur über besondere Laufstege erreichbar sind. Alle
diese Ausführungsformen haben den entscheidenden Nachteil, daß die von der Regalgangbreite
begrenzten Platzverhältnisse die Anordnung der Leiter nur unter wesentlichen Veränderungen
an der Gerätekonzeption bzw. den wichtigsten Funktionsbaugruppen ermöglichen, z.B.
eine außermittige Hubmastanordnung erfordern.
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Aus dem Rettungswesen sind Vorrichtungen bekannt, die z.B. für das
Hinablassen von Personen aus den oberen Stockwerken eines Gebäudes bei Feuergefahr
vorgesehen sind.
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Naoh der DE-PS 1 172 122 besitzt eine derartige Rettungsvor richtung
eine Seiltrommel, die in einem mit einer Aufhängevorrichtung versehenen Halter gelagert
ist und eine die Abwickelgeschwindigkeit des Seiles selbsttätig begrenzende Bremsvorrichtung
aufweist. Die Bremsvorrichtung besteht aus einer Zahnradpumpe, deren Flüssigkeitskreislauf
in sich geschlossen und von außen über ein Drosselventil regulierbar ist. Auf die
Seiltrommel wirkt weiterhin eine Reibungsbremse, deren in Richtung der Trommelachse
verschiebbar gelagerte Reibscheibe von einem hydraulischen Zylinder betätigt wird,
der seinerseits mit dem Flüssigkeitskreislauf der Zahnradpumpe in Verbindung steht.
Es hat sich zunächst als mangelhaft erwiesen, daß bei einem Versagen der Zahnradpumpe
auch die Reibungsbremse funktionsunfähig wird bzw. erst durch eine mechanische Betä.tigungsvorrichtung
von Hand in Betriebsbereitschaft gesetzt werden muß, wodurch bei Gefahrensituationen
wertvolle Zeit verlorengeht. Als entscheidender Nachteil hat sich jedoch die sperrige
Ausbildung dieser Rettungsvorrichtung auf Grund des achsgleichen Nebeneinanderliegens
von Seiltrommel, Reibungsbremse und Fiüssigkeitsbremse erwiesen und daß deren schwierige
Handhabung unter den begrenzten Platzverhältnissen der Kabine eines Regalbedienungsgerätes
den Einsatz für den geforderten Notabstieg unmöglich macht.
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Eine weitere Abseilvorrichtung mit gebremster Seilscheibe gemaß DE-AS
2 326 041 erwendet eine Fliehkraftbremsvorrichtung mit in Rotation versetzbaren
Gewichten, die durch ihre Fliehkraft gegen ein feststehendes Gehäuse mit nach innen
weisender 3bremse fläche gedrückt werden, wobei durch ein entsprechendes Beschleunigungsgetriebe
die rotierenden Gewichte eine wesentlich höhere Drehzahl als die Seilscheibe aufweisen.
Bei Erreichen einer bestimmten Seilscheibengeschwindigkeit wird eine weitere, hydraulisch
arbeitende Bremsvorrichtung duroh eine Kupplung zugeschaltet, deren Bremskraft durch
Steuerung der Durchflußmenge zwischen der Hocdruck- und Niederdrucksektion ebenfalls
reguliert werden kanns Auch diese Abseilvorrichtung erfüllt die Forderung nach einer
platzsparenden Bauweise hinsichtlich der
Unterbringung und der Handhabung
unter den Bedingungen des Notabstieges aus Kabinen von Regalbedienungsgeräten nicht,
da die beiden Bremssysteme achsgleich neben der Seilrolle angeordnet sind. Außerdem
ist zu berücksichtigen, daß der Einsatz von zwei verschiedenen Bremssystemen in
einer Abseilvorrichtung immer einen komplizierten Gesamtaufbau bwwirkt und die höhere
Störstellenanzahl demzufolge nicht den gewünschten Sicherheitseffekt bewirken kann.
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Schließlich ist durch die DD-PS 76 164 eine Vorrichtung zum Hinablassen
von Personen oder Lasten bekannt9 bei der die Seiltrommel über eine Schraubenverbindung
mit einem Kolben verbunden ist, der sich bei Seiltrommelbewegung im inne.rhalb der
Seiltrommel befindlichen Zylinder in dessen Längsrichtung bewegt. Der Zylinder bildet
einen geschlossenen Raum und ist mit einem Druckmedium gefüllt, das beim Arbeiten
der Vorrichtung über Durchflußöffnungen von der einen Seite des Kolbens zur anderen
Seite im Zylinder strömt. Bei dieser Ausführung kann trotz eines besonders hohen
Genauigkeitsgrades bei der Herstellung, insbesondere für die Gewindepaarung zwischen
Seiltrommel und Kolben sowie den Schiebesitz des Kolbens auf der Achse ein unkontrollierter
Austausch des Druckmediums zwischen beiden Zylinderräumen nicht verhindert werden*
wodurch sich keine gleichbleibende Sinkgeschwindigkeit erzielen läßt. Außerdem muß
die gesamte Seil trommel stirnseitig gegen Leckverluste abgedichtet werden. Da die
Durchflußöffnungen nicht zugänglich sind, ist eine Einstellung der Sinkgeschwindigkeit
ausgeschlossen.
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Die Erfindung hat das Ziel, eine Abseilvorrichtung für Personen zu
schaffen, die den Notabstiegsbedingungen an Regalbedienungsgeräten angepaßt ist
und sich dabei durch einen einfachen, platzsparenden Aufbau sowie eine zuverlässige
Funktion auszeichnet.
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Die Aufgabe der Erfindung besteht in der Entwicklung einer solchen
Abseilvorrichtung, deren Raumbedarf bei einem rein mechanischen Aufbau im wesentlichen
durch die Abmessungen der das Seil aufnehmenden Speichertrommel bestimmt wird.
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Nach der Erfindung wird diese Aufgabe dadurch gelöst, daß die Abseilvorrichtung
je nach der vorgesehenen Sinkgeschwindigkeit eine oder mehrere innerhalb der Seiltrommel
befindliche und mit dieser umlaufende Fliehkraftbremsen ist in an sich bekannter
Weise jeweils ein Ritzel gelagert, das die im Inneren der Bremsengehäuse befindlichen
Bremsgewichte antreibt. Alle Bremsengehäuse sind in einem einheitlichen Abstand
von der Drehachse der Seiltrommel vorzugsweise in der Nähe des Urommelmantels derart
befestigt, daß die Ritzel mit einem gemeinsamen Zahnkranz im Vbersetzungssinne in
Eingriff stehen. Dabei ist der Zahnkranz mit einer Grundplatte verbunden und somit
feststehend ausgebildet, während die Seiltrommel ihrerseits am feststehenden Zahnkranz
drehbeweglich gelagert ist und diesen völlig oder teilweise umschließt, wobei der
Zahnkranz wahlweise mit Innen- bzw.
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Außenverzahnung versehen sein kann.
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Die Bremagewichte sind als halbkreisförmige Fliehkdrper jeweils paarweise
im Bremsengehäuse angeordnet und mittels Federn vorgespreizt, wobei sich die Lagerstellen
jeweils an einem Schenkelende des Fliehkörpers im Bremsengehäuse gegenüberliegend
befinden. Auf der Rückseite der Flienkörper befindet sich ein Bremsbelag, der mit
der Innenwand des Bremsengehäuses zusammenwirkt.
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Einstellmöglichkeiten für die vo.rgesehene Abseilgeschwindigkeit ergeben
sich dadurch die gegenseitige Abstimmung der Fliehkörperspreizung mit der Fliehkörpermasse
sowie durch die Veränderung des Übersetzungsverhältnisses zwischen dem Zahnkranz
und den einzelnen Ritzeln. Dabei ist es auch möglich, die einzelnen Fliehkraftbremsen
mit unterschiedlichem Ubers etzungsverhältnis am feststehenden Zahnkranz angreifen
zu lassen.
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Der Abseilvorgang beginnt mit dem Anlegen des Tragegurtes durch die
Abstiegsperson und dem Anhängen des Seilendes an den Traggurt. Nach dem Verlassen
der Kabine wird das auf der Trommel gespeicherte Seil unter dem Gewicht der Abstiegsperson
abgewickelt und versetzt die Seiltrommel in Drehbewegung. Zusammen mit der Seiltrosmel
bewegen sich die Fliehkraftbremsen, deren Ritzel sich am feststehenden Zahnkranz
abwälzen und die Bremagesichte antreiben. Die Bremsgewichte spreizen sich fliehkörperartig
nach außen und legen sich mit ihrem Bremsbelag an die Innenwand der Bremsengehäuse
an, wodurch die Abwälzgeschwindigkeit der Ritzel und damit die Drehzahl der Seiltrommel
entsprechend dem vorhandenen Bremsmoment sich auf eine konstante Abseilgeschwindigkeit
von vorzugsweise 1,5 m/s einstellt.
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Die Erfindung wird nachstehend an einem Ausführungsbeispiel beschrieben.
In der Zeichnung zeigen: Fig. 1: ein Regalbediengerät, dessen Abseilvorrichtung
in der Kabine befestigt ist, Fig. 2: Einzelheit Z nach Fig. 1, Fig. 3: die Abseilvorrichtung
von der Grundplatte aus gesehen, Fig. 4: Schnitt A-A nach Fig. 3, um 900 gedreht
Fig. 5: eine Fliehkraftbremse, teilweise im Schnitt dargestellt, Fig. 6: den Schnitt
B-B nach Fig. 5.
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Das Regalbediengerät nach Fig. 1 ist flurverfahrbar ausgebildet und
besteht aus der Bodentraverße 1, dem Hubmast 2 mit dem vertikal geführten Hubwagen
3, der über das Hubseil 4 mit
dem Hubwerk: 5 verbunden ist, das
sich auf der Rückseite des Hubmastes 2 befindet. Die Kabine 6 des Regalbediengerätes
ist am freien Ende des Hubwagens 3 derart befestigte daß die Kabinenöffnung zum
Hubwagen 3 weist und damit die Kabinenrückwand mit einer nicht dargestellten Ausstiegstür
dem Hub mast 2 gegenüberliegt.
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Die Abseilvorrichtung 7 nach den Figo 2 bis 4 ist zweckmäßigerweise
in der Kabine 6 im Bereich des Kabinendaches 8 an einer Seitenwand 9 befestigt,
um dan Bewegungsraum der Bedienperson 10 beim Führen des Regalbediengerätes nicht
zu beeintraehtigeno Das Tragseil 11 der Abseilvorrichtung 7 verläuft über eine außerhalb
der Kabine 6 befestigte Umlenkrolle 12 und wird mit seinem 5ohäkel 13 an einem als
Haken 14 ausgebildeten F estpunkt inert.
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Die Vorrichtung selbst verfügt über eine das Tragseil 11 aufnehmende
Seiltrommel 15, die gegenüber der zur Befestigung der Vorrichtung dienenden Grundplatte
16 mittels des Zapfens 17 drehbar gelagert ist. Im gezeigten Beispiel befinden sich
die Lagerstellen 18 des Zapfens 17 an einem feststehenden Zahnkranz 19, der eine
Innenverzahnung 20 aufweist und mit der Grundplatte 16 serbunden ist. Zwei Fliehkraftbremsen
21 sind an einem etwa mittig des Trommelmantels 22 vorgesehenen Trommelboden 23
derart befestigt, daß die in den Bremsende häusen 24 wälzgelagerten Ritzel 25 mit
der Innenverzahnung 20 des Zahnkranzes 19 kämmen können. Jedes der Ritzel 25 treibt
eine Ankerplatte 26, die die offene Seite des jeweiligen Bremsengehäuses 24 abschließt
und die Lagerstellen 27 von zwei Bremsgesichten 28 aufnimmt, wobei diese Bremgewichte
28 halbkreisförmig ausgebildet sind und auf ihrer Rückseite einen Bremsbelag 29
tragen. Die Bremsgewichte 28 greifen an den Lagerstellen 27 jeweils mit dem Ende
der halbkreioförmigen Schenkel an, wobei sich die Lagerstellen 27 auf der Ankerplatte
26 genau gegenüberliegen. Die Bohrung 30 am anderen freien Ende des halbkreisförmigen
Bremsgewichtes 28 nimmt eine Feder 31 auf, die lose eingelegt ist und sich am anderen
Bremagewicht
28 unter leichter Vbrspannung derart abstützt, daß die Bremsgewichte 28 im Ruhezustand
vorgespreizt sind und der Bremsbelag 29 bereits an der Innenwand 32 des Bremsengehäuses
24 anliegt. Zum Wiederaufwickeln des Tragseiles i1 nach erfolgtem Abseilvorgang
wird der in der Kabine 6 mitgeführte Ballendrehgriff 33 benutzt, der in eine entsprechende
Gewindebohrung an der Seiltrommel 15 einzuschrauben ist.
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Die beschriebene Abseilvorrichtung ist in ihrer Anwendung nicht auf
Regalbediengeräte beschränkt. Das Einsatzgebiet umfaßt praktisch alle Bereiche der
notwendigen Selbstrettung oder des gewollten Abstieges von Personen, bei denen Leitern,
Treppen od. dgl. versperrt bzw. entsprechende Möglichkeiten gar nicht vorgesehen
sind. Zweckmäßigerweise wird dazu die gesamte Abseilvorrichtung transportabel gestaltet,
d.h. die stationäre Befestigung durch eine von der Grundplatte 1 aus die Seiltrommel
15 mittig übergreifende Einhängevorrichtung ersetzt.
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