DE2835652C2

DE2835652C2 -

Info

Publication number: DE2835652C2
Application number: DE19782835652
Authority: DE
Inventors: Hans Christer Arvid Soedertaelje Se Evers
Original assignee: Alcon Laboratories Inc
Current assignee: Alcon Vision LLC
Priority date: 1977-08-19
Filing date: 1978-08-14
Publication date: 1987-06-25
Also published as: AU3870878A; DE2835652A1; JPS6134343B2; SE425287B; GB2003033A; JPS5452892A; CA1099885A; SE7709348L; AU521269B2; GB2003033B

Description

Die Erfindung betrifft ein Mittel zum Des infizieren und Reinigen von Kontaktlinsen, sowie dessen Verwendung.

Kontaktlinsen werden heutzutage meist in Form von Weichlin sen angewandt, d. h. Kontaktlinsen, die aus einem weichen und daher leicht an die Form des Auges anpassungsfähigen Polymerisat hergestellt worden sind. Ein derartiges Polameri sat ist ein Copolymerisat aus Hydroxyäthylmethacrylat und Äthylenglykoldimethacrylat, das sich pharmakologisch, physio logisch und toxikologisch im wesentlichen inert verhält. Das Polymerisat wird im hydratisierten Zustand verwendet und steht somit mit der Augenflüssigkeit in Wechselwirkung. Weich-Kontaktlinsen können aber auch aus Silicongummi herge stellt werden.

Beim Tragen werden die Weich-Kontaktlinsen durch Mikroorga nismen aus der Umgebung verunreinigt, sowie durch Protein ablagerungen aus dem Auge verfärbt. Um eine Augeninfektion zu verhindern, müssen die Linsen alle 24 Stunden desinfi ziert werden, um eine Verschmutzung und Trübung zu vermei den, ist eine ebenso häufige Reinigung erforderlich.

Es hat sich gezeigt, daß bei Verwedung von chemischen Des infektionsmitteln nach einiger Zeit die normale Augen- Mikroorganismenflora oft zu einer Mikroorganismenflora ver ändert werden kann, die aerobe Mikroorganismen enthält. Es wurden daher z. B. E. coli, Pseudomonas, Proteus, Staphylococcii, Corynebacteria, B. subtilis und Candida fungus gefunden.

Um jedoch eine bakterielle Infektion der Augen zu vermeiden, müssen die Linsen, wie bereits erwähnt, alle 24 Stunden des infiziert werden. Üblicherweise wird hierzu das "Heißver fahren" angewandt, bei dem die Linsen in einen verschlosse nen Behälter eingebracht werden, der eine wäßrige Kochsalz lösung enthält. Der Behälter wird etwa 20 Minuten oberhalb dem Siedepunkt von Wasser gehalten. Hierbei werden der Be hälter und sein Inhalt sterilisiert und die Linsen können verwendet werden, sobald sie Raumtemperatur erreicht haben. Dieses "Heißverfahren" hat jedoch den Nachteil, daß ein thermostatisierter Boiler, vorzugsweise destilliertes Was ser und Elektrizität notwendig sind. Zu Hause bereitet dies normalerweise keine Schwierigkeiten, jedoch kann es auf Rei sen problematisch sein, den Boiler mit sich zu führen oder Verbindungsstücke zwischen verschiedenen elektrischen An schlüssen zu erhalten. Das abdampfende Wasser kann auch Schwierigkeiten bereiten, da es Korrosions- oder ähnliche Probleme mit sich bringt, wenn der Boiler längere Zeit an derselben Stelle steht.

Ein anderes Verfahren besteht darin, die Linsen mit einer Lö sung zu spülen, die ein bakterizides (und viruzides) Mittel enthält. Als Verbindungen für diesen Zweck eignen sich z. B. Chlorhexidin-digluconat, Alkyltriäthanolammoniumchlorid, Jodophore, Thiomersal (eine Quecksilberverbindung), Natriumtetracemidin und Sorbinsäure. Es ist auch bekannt, zur Reinigung und Desinfizierung eine 3prozentige Wasser stoffperoxidlösung zu verwenden.

Auf Reisen bietet das chemische Verfahren Vorteile, da lediglich eine Tablettenpackung erforderlich ist, die in destilliertem Wasser aufgelöst werden muß. Hierbei ist nur eine geringe Wassermenge erforderlich.

Es hat sich jedoch gezeigt, daß bei Anwendung des chemi schen Verfahrens allergische Augenreaktionen auftreten kön nen. Da die genauen Ursachen für diese allergischen Reak tionen nicht bekannt sind, wird den Anwendern empfohlen, beim Umfang mit den chemischen Systemen vorsichtig zu sein und dazwischen das "Heißverfahren" anzuwenden.

Aufgabe der Erfindung ist es, ein Mittel und dessen Verwen dung zum Desinfizieren und Reinigen von Kontaktlinsen bereit zustellen, wobei keine elektrischen Boiler erforderlich sind und keine allergischen Reaktionen auftreten.

Die Lösung der Aufgabe erfolgt entsprechend Anspruch 1.

Gegenstand der Erfindung sind Mittel und ihre Verwendung zum Desinfizieren und Reinigen von Kontaktlinsen, bei denen ein Redoxsystem Anwendung findet, das ein Endiol, ausge wählt unter Ascorbinsäure, Isoascorbinsäure, Dihydroxymalein säure, Dihydroxyfumarsäure und 2,3-Dihydroxy-2-cyclopenten- 1-on oder deren Salzen oder Derivaten, und ein Oxidations mittel in Form eines wasserlöslichen Peroxids, ausgewählt unter Alkalimetallpercarbonaten, Erdalkalimetallperoxiden, Carbamidperoxid und Wasserstoffperoxid enthält. Das Redox system liegt in Lösung, vorzugsweise als wäßrige Lösung vor und wird mit den zu desinfizierenden Kontaktlinsen aus reichend lange in Berührung gebracht, um sie zu desinfi zieren.

In einer bevorzugten Ausführungsform werden Ascorbinsäure oder Isoascorbinsäure, insbesondere Ascorbinsäure, zusammen mit Natriumpercarbonat verwendet.

Unter bestimmten Umständen kann das System noch zusätzlich mit einem Katalysator in Form eines Schwermetallsalzes, vor zugsweise Kupfersulfat, aktiviert werden.

Die Konzentrationen des Endiols und des Oxidationsmittels sind vorzugsweise äquivalent, jedoch können auch voneinander verschiedene Konzentrationen angewandt werden. Eine Ascorbin säurekonzentration von 0,0001 Mol/l ergibt eine antimikrobiel le Wirkung; bei Konzentrationen von 0,002 Mol/l und darüber ist eine starke antimikrobielle Aktivität zu beobachten.

Die Kupfersulfatkonzentration kann z. B. 0,000004 bis 0,0004 Gewichtsprozent, vorzugsweise etwa 0,00001 Gewichts prozent betragen. Derartig niedrige Konzentrationen lie gen unterhalb den toxischen Werten für die meisten empfind lichen Gewebe. Als Katalysatoren können außerdem z. B. Cu, Fe, Mn, Ni und Co verwendet werden. Als Endiolsalze eignen sich z. B. die Natrium-, Kalium- und Calciumsalze. Verwend bare Derivate sind z. B. die Ester von Fettsäuren mit 2 bis 18 Kohlenstoffatomen, z. B. die Acetate, Palmitate oder Stearate.

Das Redoxsystem der Erfindung liegt vorzugsweise als Pulver, Granulat oder in Tablettenform vor, die in einer vorbestimm ten Menge destilliertem Wasser aufgelöst werden.

Beispiel 1

35,2 mg Ascorbinsäure und 31,4 mg Natriumpercarbonat werden trocken vermischt und in einer wasserdichten Packung verpackt, die außerdem ein Trocknungsmittel getrennt von dem eigent lichen Gemisch enthält. Das pulverförmige Gemisch wird in 100 ml destilliertem Wasser aufgelöst, in das dann die Weich-Kontaktlinsen eingelegt werden. Die Linsen werden 5 Mi nuten in der Lösung behandelt, dann entnommen und gegebenen falls mit Kochsalzlösung gespült. Die angewandte Desinfek tionszeit (5 Minuten) ist ausreichend, um eine antimikro bielle Wirkung zu erzielen. Nach 1 Stunde zeigt die Lösung keine Wirkung mehr, da die Reaktion beendet ist. Die Weich linsen können auch über Nacht in der Lösung aufbewahrt werden, da sich das Redox-System selbst zersetzt.

Beispiel 2

0,001 Mol Isoascorbinsäure werden zu 100 ml einer Lösung von 0,002 Mol Waserstoffperoxid in destilliertem Wasser ge geben. Hierauf legt man die Weichlinsen ein und behandelt sie 5 Minuten. Nach dem Entfernen der Linsen aus der Lösung werden sie mit Kochsalzlösung gespült.

Beispiel 3

Granulat, das Ascorbinsäure und Natriumpercarbonat in äqui valenten Mengen enthält, wird hergestellt und in waser dichten Packungen verpackt. Jede Packung enthält das Granu lat in einer Menge, die in 100 ml destilliertem Wasser eine Konzentration für jede der Komponenten von 0,0005 Mol/l er gibt.

Beispiel 4

17,6 mg Ascorbinsäure, 15,7 mg Natriumpercarbonat und 40 µg Kupfersulfat werden in 100 ml destilliertem Waser gelöst. Hierauf legt man Weich-Kontaktlinsen 5 Minuten in die Lö sung und spült sie dann mit Kochsalzlösung.

Da das Redox-System in Gegenwart von Wasser aktiviert wird, muß die Lösung unmittelbar vor der Anwendung hergestellt werden und das trockene Gemisch muß unter Feuchtigkeitsaus schluß in einem wasserdichten Beutel oder dergleichen auf bewahrt werden.

Das erfindungsgemäße Redox-System hat sich gegenüber E. coli als wirksamer erwiesen als Wasserstoffperoxid.

Eine Lösung (I), die 8 mMol/l Natriumascorbat, 8 mMol/l H₂O₂ und 0,03% CuSO₄ enthält, wird mit einer Lösung (II) ver glichen, die 8 mMol/l H₂O₂ und 0,03% CuSO₄ enthält. Als Kontrolle dient Kochsalzlösung.

Eine Suspension von E. coli wird mit den genannten Lösungen behandelt, worauf man nach 5, 15, 30 bzw. 60 Minuten 0,1 ml abtrennt und auf Endo-Agarplatten verteilt. Die in zwei Ver suchen erzielten Ergebnisse sind in Tabelle I wiedergegeben.

Tabelle I

Beziehung zwischen der bakteriellen Wirkung und der Behandlungszeit

Das erfindungsgemäße Redox-System ist wirksam gegenüber B. proteus, Pseudomonas pyocyanea, Candida albicans und dem Poliomyelitis-Virus. Eine starke bakterizide Wirkung wurde auch gefunden gegenüber Streptokokken, Pneumokokken, Salmonella typhimurium, Corynebacterium diphtheriae, Hämophilus pertussis und anderen.

Das erfindungsgemäße Redox-System zersetzt Schleim, so daß die antimikrobielle Wirkung bei niedrigerer Viskosität bes ser ist und das Redox-System die Mikroben leichter er reicht.

Auch Hart-Kontaktlinsen können nach dem erfindungsgemäßen Verfahren unter Anwendung des erfindungsgemäßen Mittels gereinigt und desinfiziert werden.

Die Konzentration des Redox-Systems kann z. B. bis zu 0,01 bis 0,04 Mol/l betragen, wobei die Konzentrationen an Endiol und Peroxid-Donor vorzugsweise äquimolar sind.

Das Mittel kann Natriumchlorid in einer Menge enthalten, daß nach vollständiger Reaktion eine Kochsalzlösung vor liegt.

Claims

1. Mittel zum Reinigen und Desinfizieren von Kontakt linsen, dadurch gekenn zeichnet, daß es ein Redox-System aus

a) einem Endiol, das Ascorbinsäure, Isoascorbin säure, Dihydroxymaleinsäure, Dihydroxyfumar säure oder 2,3-Dihydroxy-2-cyclopenten-1-on oder ein Salz oder Derivat davon ist, und
b) einem wasserlöslichen Peroxid, das ein Alkali metallpercarbonat, Erdalkalimetallperoxid, Carbamidperoxid oder Wasserstoffperoxid ist,

enthält.

2. Mittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Endiol Ascorbinsäure oder Isoascorbinsäure und das Oxi dationsmittel Natriumpercarbonat sind.

3. Mittel nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das System zusätzlich ein Schwermetallsalz als Katalysator enthält.

4. Mittel nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Kataly sator Kupfersulfat ist.

5. Mittel nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Konzentration des Endiols mindestens 0,0001 Mol/l und die des Oxidationsmittels minde stens 0,0001 Mol/l beträgt.

6. Mittel nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Konzentration des Schwermetallsalzes min destens 0,000004 Gew.-%, bezogen auf das Gewicht der Lösung, beträgt.

7. Verwendung der Lösung eines Mittels nach den Ansprüchen 1 bis 6 zum Desinfizieren und Reinigen von Kontaktlinsen.