DE2618622A1

DE2618622A1 - Vliesstoff mit guter drapierfaehigkeit und verfahren zu dessen herstellung

Info

Publication number: DE2618622A1
Application number: DE19762618622
Authority: DE
Inventors: Erich Dipl Chem Dr Fahrbach; Adolf Dipl Ing Graeber; Bohuslav Dipl Ing Tecl
Original assignee: Carl Freudenberg KG
Current assignee: Carl Freudenberg KG
Priority date: 1976-04-28
Filing date: 1976-04-28
Publication date: 1977-11-10
Also published as: JPS62260B2; DE2618622B2; DE2618622C3; GB1563075A; JPS52132172A

Description

Anmelderin: Firma Carl Freudenberg, Weinheim

Vliesstoff mit guter Drapierfähigkeit und Verfahren

zu dessen Herstellung

Die Erfindung betrifft einen Vliesstoff mit guter Drapierfähigkeit sowie ein Verfahren zu dessen Herstellung.

Ein wesentliches Merkmal für die Beurteilung der textlien Eigenschaften eines Vliesstoffes ist seine Drapierfähigkeit. Diese ist messbar, und sie ist weitgehend von dem prozentualen Anteil des in den Vliesstoff eingelagerten Bindemittels abhängig. Im allgemeinen ist die Drapierfähigkeit um so schlechter, je höher der Bindemittelanteil ist. Eine Verminderung des Bindemittelanteils hat zwar eine Verbesserung der Drapierfähigkeit zur Folge, ist jedoch im allgemeinen mit einer sinkenden Festigkeit des Vliesstoffes verbunden.

0 98A5/0316

In dem Bestreben, diese einander entgegenwirkenden Faktoren zu überwinden und die Anwendungsmöglichkeiten von Vliesstoffen beispielsweise auf dem Gebiete der Dekorationsstoffe durch eine gute Drapierfähigkeit bei einer gleichzeitig guten Festigkeit auszudehnen, wurden zunächst mechanische Einrichtungen angewendet, beispielsweise Appretur-Brechmaschinen, Dekatiermaschinen oder Kalander. Hierbei wurden zwar Verbesserungen hinsichtlich der erzielten Drapierfähigkeit erzielt, neue, unerwünschte Nebeneffekte in Form eines Dickenverlustes , eines FoIienCharakters und Schwierigkeiten hinsichtlich der Vermeidung einer Fältchenbildung des Vliesstoffes zeigten aber, daß die bestehende Aufgabe nur unvollkommen gelöst war.

In neuerer Zeit wurde eine Lösung bekannt, bei der Vliesstoffe durch üartielles Bedrucken mit dem Bindemittel beispielsweise in einem geometrischen Muster verfestigt wurden. Hierbei ergab sich aber der Nachteil, daß es drucktechnisch nicht möglich ist, solche Bindestellen beliebig klein zu gestalten. Infolgedessen handelte es sich bei dem fertigen Vliesstoff um ein Material, das aus einer Aneinanderreihung von stark gebundenen und ungebundenen Flächen bestand, was ihre Verwendungsmöglichkeiten erheblich einschränkte. Insbesondere auf dem Sektor der Dekorationsstoffe sind solche Art gebundene Vliesstoffe kaum anwendbar.

Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen Vliesstoff mit einem homogenen Aufbau zu entwickeln, der bei guter Drapierfähigkeit gute Festigkeitseigenschaften aufweist.

Diese Aufgabe wird durch einen Vliesstoff gelöst, der in geometrischer Anordnung Flächenbereiche unter o,2 mm ,

109845/0316

2
vorzugsweise unter o,l nun aufweist, in denen seine Fasern an den Kreuzungsstellen chemisch oder thermisch gebunden sind, und der zwischen den Flächenbereichen neben gegebenenfalls ungebundenen Bereichen solche aufweist, deren Bindestellen zumindest teilweise wieder geöffnet sind, und bei dem die Bindeflächen dicht nebeneinander liegend angeordnet sind.

Als besonders zweckmäßig hat es sich erwiesen, wenn die Summe der von den Flächen mit unzerstörten Bindestellen überdeckten Fläche weniger als 2o% des Vliesstoffes einnimmt, vorzugsweise weniger als lo% und wenn die Bindeflächen in einem gegenseitigen Abstand von o,5 bis H mm voneinander angeordnet sind, vorzugsweise in einem Abstand von 0,8 bis 2 mm. Zur Herstellung eines solcher Art gebundenen Vlieses hat es sich als zweckmäßig erwiesen, dieses zunächst ganzflächig oder in Mustern mit einem Bindemittel oder thermisch zu verkleben, und danach einen Teil der Bindestellen unter Verwendung an sich bekannter hydraulisch oder¹ mechanisch wirkender Vorrichtungen durch Oberdehnung wieder zu öffnen, und zwar derart, daß unbeschädigte und geöffnete bzw. freie Bindestellen in sehr kleinen Bereichen nebeneinander liegen. Wird bei Durchführung dieses Verfahrens ein chemisch wirkendes Bindemittel angewendet, dann hat es sich als zweckmäßig erwiesen, wenn der Vliesstoff zunächst mit dem chemisch wirkenden Bindemittel imprägniert und getrocknet wird, wenn danach ein Teil der erzeugten Bindestellen durch Überdehnung in kleinen Bereichen wieder geöffnet wird und wenn das Auskondensieren des Bindemittels daran anschließend erfolgt. Als besonders zweckmäßig für das öffnen der Bindestellen hat es sich erwiesen, das Vlies durch ein gegebenenfalls beheizbares Quetschwerk aus einer Bürstwalze oder einer gravierten Walze aus Metall und einer Gegenwalze aus Gummi zu leiten, das so ausgebildete und eingestellt ist,

10984540.316

daß die Erhöhungen der Metallwalze das Vlies während des Durchganges durch den Walzensnalt zusammenpressen und fixieren, und daß die Zonen des Vlieses zwischen diesen Erhöhungen durch das auffedernde Gummi der Gegenwalze überdehnt werden.

Das vorstehend geschilderte Verfahren ist in weitem Umfange modifizierbar. Durch eine relativ einfach zu treffende Auswahl hinsichtlich der Härte der verwendeten gummielastischen Walze und der Metallwalze hinsichtlich der Länge und der Form der darauf angeordneten Erhöhungen sowie der Anstellkraft beider Walzen kann das erfindungsgemäße Verfahren zur Verbesserung der Drapierfnhigkeit nahezu aller bekannten, gebundenen Vliesstoffe angewendet werden.

In der nachfolgenden Tabelle sind einige Vliesstoffe gegenübergestellt, die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren behandelt wurden. Dabei wurde eine gravierte Metallwalze mit folgenden Daten eingesetzt:

Durchmesser 15o mm

Gravurtiefe 0,65 mm

ο Punktzahl 64/cm

Druckfläche des Punktes o,3 χ ο,3 mn

Druckfläche relativ 5,75 %

Flankenwinkel des Punktes 3o

Es wurden verschiedene Gummiwalzen verwendet, und zwar solche, deren IHrte zwischen Uo und 7o Shore A betrug.

10984 5/0316

Verfahrenstechnisch wurden Parameter in folgenden Bereichen eingestellt:

Temperatur der Stahlwalze 15o bis 17o C

Temperatur der elastischen Walze 13o bis 18o C

Liniendruck der Walzen Uo bis 75 kg/cm

Geschwindigkeit 4 bis 15 m/min.

Die angeführten Beispiele nehmen Bezug auf die nachfolgenden Vliesstoffe.

Beispiel 1:

Naßvlies, bestehend aus 6o Teilen Viskosefasern und 4o Teilen Baumwollstaub, gebunden jnit einem Acrvlatbindemittel und getrocknet.

Beispiel "5 :

Längsvlies , bestehend aus 9o Teilen Zellulosefasern 1,7Ao dtex und Io Teilen PVA-Fasern 3,7/51 dtex, mit einem Flächengewicht von 55 g/m , in Wasser bei 8o C ausgeschrumpft und anschließend bei 15o C getrocknet. Insgesamt trat ein Flächenschrumpf um 3o% ein. Das Vlies hatte ein Endgewicht von ca. Ho g/m , nachdem es mit einem Acrylatbindemittel bedruckt worden war.

Beispiel 3:

Quergelegtes Vlies, bestehend aus 4o Teilen Nylonfasern 3,3/6o dtex, glänzend, 2o Teilen Viskosefasern l,4/4o dtex, glänzend, sowie aus Uo Teilen Nylon l,7/4o dtex, matt, gekräuselt, imprägniert mit einem schaumförmigen Bindemittel auf Latexbasis , getrocknet, auskondensiert.

109845/0316

Beispiel 4:

Vlies aus Beispiel 3, wobei jedoch das Auskondensieren des Bindemittels erst durchgeführt wurde, nachdem dieses nach der erfindungsgemäßen Methode behandelt worden war.

Beispiel 5:

Spinnvlies, bestehend aus Polyamid 6 und mit einem Acrylatbindemittel durch Imprägnierung gebunden.

TABELLE

	L	Beispiel 1	nach— beh.	Beispiel 2	nach- beh.	Beispiel 3	nach— beh.	Beispiel 4	Beispiel 5	nach — beh.
Hoechstzugkraft DIN53857/2 (N)	Q	nicht beh.	42	nicht beh.	68	nicht beh.	87	kondensiert nach Weichm.	nicht beh.	101
Hoechstzugkraft- Dthnung (%)	L	50	28	87	6	99	32	76	99	99
Q	35	11	7	17	30	35	23	91	68
Flaechtng«w.(g/m²) DIN 53854	9	16	12	61	33	83	29	68	73
Dicke (mm) DIN53855/1	14	70	86	50	74	51	63	74	59
Fallkoeffizient ¹> U)	72	0,45	49	0₍47	49	0,50	49	57	0,52
0,4 β	47	0,35	45	0,44	54	0,40	0,54	55
78	70	76	48	62

CUSICK-DRAPE-TEST

909845/0316

2618822

Wie aus vorstehender Tabelle deutlich zu entnehmen ist, werden die festigkextsbezogenen Eigenschaften der mit dem erfindungsgemäßen Verfahren behandelten Vliesstoffe nur unwesentlich beeinflußt, während die Drapierfähigkeit, ausgedrückt durch den Fallkoeffizienten, in ganz besonders hohem Maße verbessert wurde. Dieses Ergebnis ist insbesondere deshalb von großer Bedeutung, weil die in dem fertigen Vliesstoff verbleibenden Bindemittelpunkte ohne weitere Schwierigkeiten so klein ausgebildet werden können, daß sie mit blosem Auge kaum wahrnehmbar sind oder zumindest nicht störend in Erscheinung treten, beispielsweise wenn diese in einer gewebeähnlichen Struktur über den Vliesstoff verteilt sind. Entsprechend behandelte Vliesstoffe sind infolgedessen in geschmacklicher Hinsicht in weitem Rahmen frei gestaltbar. Da sie gleichzeitig eine ausgezeichnete Drapierfähigkeit bei einer guten Festigkeit aufweisen, bestehen damit neue Anwendungsmöglichkeiten auch auf solchen Gebieten, die bisher den Vliesstoffen verschlossen waren.

909845/0316

Claims

Patentansprüche:

1. Vliesstoff mit guter Drapierfähigkeit, dadurch gekennzeichnet, daß er in geometrischer

2 Anordnung Flächenbereiche unter o,2 mm , vorzugsweise unter o,l mm aufweist, in denen seine Fasern an ihren Kreuzungsstellen chemisch oder thermisch gebunden sind, und der zwischen diesen Flächenbereichen neben gegebenenfalls ungebundenen Bereichen solche Bereiche aufweist, deren Bindestellen zumindest teilweise wieder geöffnet sind, und bei dem die Bindepunkte dicht nebeneinander liegend angeordnet sind.

Vliesstoff nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Summe der Flächen mit unzerstörten Bindestellen überdeckten Fläche weniger als 20 % des Vliesstoffes einnimmt, vorzugsweise weniger als lo%, und daß die Bindeflächen in einem gegenseitigen Abstand von o,5 bis U mm voneinander angeordnet sind, vorzugsweise in einem Abstand von o,8 bis 2 mm.

Verfahren zur Herstellung eines Vliesstoffes nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Vlies zunächst ganzflächig oder in Mustern mit einem Bindemittel oder thermisch verklebt wird, und daß danach ein Teil der Bindestellen unter Verwendung an sich bekannter hydraulisch oder mechanisch wirkender Vorrichtungen durch Oberdehnung wieder geöffnet wird, derart, daß unbeschädigte und geöffnete bzw. freie Bindestellen in sehr kleinen Bereichen nebeneinander liegen.

7098Ab/0316

ORIGINAL. INSPECTED

Verfahren zur Herstellung eines mit einem chemischen Bindemittel gebundenen Vliesstoffes nach Anspruch 1 bis 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Vliesstoff zunächst mit dem chemisch wirkenden Bindemittel imprägniert und getrocknet wird, daß danach ein Teil der erzeugten Bindestellen mittels bekannter hydraulisch oder mechanisch wirkender Vorrichtungen durch Oberdehnung in kleinen Bereichen wieder geöffnet wird und daß erst danach das Auskondensieren des Bindemittels erfolgt.

Verfahren zur Herstellung eines Vliesstoffes nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Vlies zum teilweisen öffnen von Bindestellen durch ein gegebenenfalls beheizbares Quetschwerk geleitet wird, daß aus einer Bürstwalze oder einer gravierten Walze aus Metall und einer Gegenwalze aus Gummi gebildet wird, das so eingestellt ist, daß die Erhöhungen der Metallwalze das Vlies während des Durchganges durch den Walzenspalt zusammenpressen und fixieren, und daß die Zonen des Vlieses zwischen diesen Erhöhungen durch das auffedernde Gummi der Gegenwalze überdehnt werden.

709845/0316