Hannover, den 18.12.1974 Zusatzannieldung WP 16/74
WABCO WESTINGHOUSE GmbH
Blockierschutzregelsystem für druckmittelbetätigte Fahrzeugbremsen ■-■-..-"- :.Γ·:^,
Die Erfindung betrifft ein Blockierschutzregelsystem
für druckmittelbetätigte Fahrzeugbremsen, wobei jedem bremsbaren Rad einer Achse eine das Radverhalten abtastende
und auswertende Meßfühleinrichtung und eine
von bei bestimmten Drehzuständen des Rades von der Meß fühleinrichtung
erzeugten Signalen schaltbare Regelventileinheit zugeordnet ist, durch die der Bremsdruck
im'zugehörigen Radbremszylinder aufgebaut, gesenkt oder
gehalten wird und bei der eine die Bremsdrücke der beiden Räder einer Achse vergleichende und den höheren
Bremsdruck bei Überschreiten einer bestimmten Druckdifferenz
zwischen den beiden Bremsdrücken beeinflußende Druckbegrenzungseinrichtung angeordnet ist, nach dem
DBP ( Patentanmeldung Aktenzeichen P 23 33 127.3)
Wird ein Fahrzeug, das mit einer Blockierschutzeinrichtung für Einzelradregelung ausgerüstet ist auf einer Fahrbahn
gebremst, die derart beschaffen ist, daß auf der einen Fahrzeugseite ein hoher Reibwert und auf der anderen Fahrzeugseite
ein niedriger Reibwert vorhanden ist, werden die unterschiedlich großen wirksamen Bremskräfte Giermomente
hervorrufen.
Durch eine der Blockierschutzeinrichtung zugeordnete
Druckbegrenzungseinrichtung ist es möglich, die Druckdifferenz
zwischen den Bremszylindern der Räder einer Achse und somit auch den Bremskraftunterschied zwischen
diesen Rädern so niedrig zu halten, daß die auftretenden Giermomente so klein sind, daß die RichtungsStabilität
des Fahrzeuges nicht gefährdet wird.
Bei dem bekannten Blockierschutzregelsystem findet zur
Bremsdruckbegrenzung ein zwei, mit je einer Regelventil-
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einheit verbundene elektrische Schaltkontakte aufweisender elektropneumatischer Differenzdruckschalter Verwendung,
der den beiden Rädern einer Achse zugeordnet ist und dessen ein elektrisches Schaltglied tragender, federbelastet in einer
Neutralstellung gehaltener Schaltkolben von den beiden Bremsdrücken
gegenläufig beaufschlagbar ist, wobei der jeweilige Radbremsdruck den Schaltkolben in Schließrichtung des
zugehörigen Schaltkontaktes beaufschlagt.
Mit dieser Einrichtung kann der höhere Bremsdruck bei Überschreiten der bestimmten Druckdifferenz langsamer aufgebaut,
gehalten oder abgesenkt werden.
Mechanische Steuereinrichtungen haben den Nachteil, im Laufe der Zeit durch Verschleiß der kraftübertragenden Bauteile
und durch Ermüden der Federelemente an Genauigkeit zu verlieren. Außerdem erfordert die mechanische Steuereinrichtung
einen verhältnismäßig großen Aufwand.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Blockierschutzregelsystem
der eingangs genannten Art zu schaffen, das sich durch stets gleichbleibende Genauigkeit, Störunanfälligkeit,
geringen Platzbedarf und geringen Aufwand auszeichnet.
Die Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß jedem bremsbaren Rad wenigstens einer Achse eine Druckmeßeinrichtung,
welche eine dem Bremsdruck entsprechende elektrische Größe erzeugt, zugeordnet ist, daß die Druckmeßeinrichtung mit einer
elektronischen Vergleichs- und Steuereinrichtung verknüpft ist und daß die Vergleichs- und Steuereinrichtung mit dem Blockierschutzregler
und den Regelventileinheiten der entsprechenden Räder verbunden ist, derart, daß durch die Ausgangssignale der
V ergleichs- und Steuereinrichtung der Bremsdruck beeinflußbar ist.
Als eine dem Bremsdruck entsprechende elektrische Größe kann sowohl eine analoge als auch eine digitale oder auch analoge
und digitale Größe genommen werden«
In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung sind die Druckmeßeinrichtungen derart mit der elektronischen
Vergleichs- und Steuereinrichtung verknüpft9 daß die Meßwerte
der einen .Fahrzeugseite rsueajnmenge.iaßt und mit den
zusammengefaßten Meßwerten der anderen Fahrzeugseite verglichen werden und bei Überschreiten vorgegebener
Differenzen der Druck auf der Seite mit dem höheren Meßwert gehalten oder gesenkt wird.
Die Regelung des Bremsdruckes kann vorteilhafter so erfolgen, daß entweder bei Überschreiten eines vorbestimmten
Druckdifferenzwertes das Einlaßventil des Rades mit dem höheren Druck erregt wird, oder daß bei Überschreiten
eines vorbestimmten Druckdifferenzwertes das Einlaß- und
das Auslaßventil des Rades mit dem höheren Druck erregt werden.
Es ist von Vorteil, wenn der höhere Bremsdruck nach Abfall des Signales "Halten" oder "Absenken" impulsweise wieder
aufgebaut wird.
Durch die Erfindung wird gegenüber bekannten Blockierschutzregelsystemen
mit Differenzdruckbegrenzungseinrichtung auch noch der Vorteil erzielt, daß für die Differenzdruckbegrenzungseinrichtung
Teile der Blockierschutzeinrichtung wie Magnetein- und auslaßventile und diesen vorgeschaltete Verstärker mit verwendet werden.
Anhand der Abbildungen wird nachstehend eine Ausführungsbeispiel der Erfindung näher erläutert. Zum Verständnis
der Erfindung nicht erforderliche, bekannte Einrichtungen und zugehörige Schaltungen und Leitungen sind der besseren
Übersicht halber weggelassen.
Abb. 1 zeigt schematisch den Aufbau einer Bremsanlage mit Blockierschutz- und Differenzdruckbegrenzungseinrichtung.
Abb.2a,b,c zeigen in Form von Diagrammen den Bremsdruckverlauf
bei verschiedenen Regelvorgängen-
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Abb. 3 zeigt den Schaltungsaufbau der Differenzdruckbegrenzungs
einrichtun g.
In Abb. 1 wird schematisch der Aufbau einer Bremsanlage mit Blockierschutz- und Differenzdruckbegrenzungseinrichtung
gezeigt.
Von einem Vorratsbehälter 1 führt eine Vorratsleitung 2 zu einem Motorwagenbremsventil 3. Bremsleitungen 4,5,6,7
verbinden das Motorwagenbremsventil 3 mit den Radbremszylindern
8,9,10,11. An jedem Radbremszylinder ist eine Druckmeßdose 12,13,14,15 angeordnet, die bei einem Bremsvorgang den
Bremsdruck im Radbremszylinder feststellt und den Meßwert als eine dem Bremsdruck entsprechende elektrische Groß e
über Leitungen 16,17,18,19 auf eine elektronische Vergleichsund Steuerschaltung 20 gibt. Die von der Steuerschaltung 20
abgegebenen Ausgangssignale gelangen über Leitungen 21, 22, 23,24 zu an den Radbremszylindern angeordneten Regelventileinheiten
25,26,27,28, die aus je einem Magneteinlaßventil und Magnetauslaßventil bestehen.
Die Diagramme gemäß der Abb. 2a, b, c stellen dar:
2a Der höhere Bremsdruck wird - sobald die Bremsdrücke der linken und der rechten Fahrzeugseite eine bestimmte
Diff ersnz Ap überschreiten - gehalten ( durchgezogene
Linie), während der niedrigere Bremsdruck dem Reibwert zwischen Reifen und Fahrbahn entsprechend weitergeregelt
wird ( gestrichelte Linie ).
2b Der höhere Bremsdruck wird bei Erreichen eines vorbestimmten Maximaldifferenzwertes unter Einhaltung der
Druckdifferenz vom niedrigeren Bremsdruck mitgeregelt.
2c Der Reibwert zwischen Reifen und Fahrbahn ist zunächst auf beiden Fahrzeugseiten gleich, dadurch erreichen auch
die Bremsdrücke beider Seiten etwa gleiche Werte .
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Erst während der Regelung fällt der Reibwert auf der einen Fahzeugseite und damit auch der geregelte
Bremsdruck (gestrichelte Linie), Durch die Drucksenkung auf der einen Fahrzeugseite wird der Druck der anderen
Fahrzeugseite entsprechend einer bestimmten Differenz
mit gesenkt.
In der Abb. 3 wird eine mögliche Ausführungsform der
elektronischen Vergleichs- und Steuerschaltung sowie die Verbindung dieser Schaltung mit Elementen der Blockierschutzeinrichtung
und zwie Radbremszylindern gezeigt.
Von einer hier nicht dargestellten Meßfühleinrichtung gewonnene Regelsignale gelangen über einen Eingang eines
ODER-Gatters 29,30,31 »32 und einen .jedem ODER-Gatter nachgeschalteten
Endverstärker 33,34,35,36 zu den Regelventileinheiten 25,26 der Radbremszylinder 8,9. Der in den Bremszylindern
anstehende Bremsdruck vfird mittels Druckmeßdoser. 12,13 festgestellt und als dem Bremsdruck proportionale elektrische
Spannung den beschalteten Druckdifferenzverstärkern 37,38
zugeleitet. In den Druckdifferenzverstärkern wird die Differenz der den Bremsdrücken aus beiden Radbremszylindern proportionalen
Spannungen gebildet, und zwar im Druckdifferenzverstärker die Differenz aus Radbremszylinder 8 minus Radbremszylinder 9,
im Druckdifferenzverstärker .38 die Differenz aus Radbremszylinder
9 minus Radbremszylinder 8. Die Differenzbildung ist doppelt ausgelegt, um im Falle einer vorhandenen Druckdifferenz
ausschließlich positive Spannungen auswerten zu können. Von dem Druckdifferenzverstärker, an dem eine aus dem
Vergleich resultierende größere Spannung anliegt, wird eine dem Differenzdruck entsprechende positive Spannung auf die
nichtinvertierenden Eingänge der Operationsverstärker 39, 40 oder 41, 42 gegeben. Die Operationsverstärker 39,40,41,42
sind mit zwei Potentiometern 43,44 verbunden. Auf den Operationsverstärker 40 oder 42 wird der Sollwert für
den Differenzdruck gegeben, ab welchem das entsprechende
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Magneteinlaßventil erregt uiü somit eine weitere Druckmittelzufuhr
in den zugehörigen Radbremszylinder verhindert werden soll. Auf den invertierenden Eingang des Operationsverstärkers
39,41 wird der Sollwert gegeben, ab welchem das entsprechende Auslaßmagnetventil erregt und der zugehörige
Radbremszylinder entlüftet werden soll.
Es ist selbstverständlich, daß immer erst das Magneteinlaßventil
und dann das Magnetauslaßventil erregt wird und daß beim Öffnen des Magnetauslaßventiles das Magneteinlaßventil
geschlossen ist. Das Magneteinlaßventil und das Magnetauslaßventil sind zu einer Regelventileinheit
zusammengefaßt.
Die Wirkungsweise der erfindungsgemäßen Einrichtung wird nachstehend anhand eines Ausführungsbeispieles näher erläutert.
Das Ausführungsbeispiel bezieht sich auf die Regelung des Bremsdruckes an den lenkbaren Rädern eines
Fahrzeuges.
Bei Betätigen des Motorwagenbremsventils 3 gelangt Druckluft vom Vorratsbehälter 1 über die Vorratsleitung 2 und die
Bremsleitungen 4,5,6,7 zu den Radbremszylindern 8,9,10,11.
Der Bremsdruck wird von einer Blockierschutzeinrichtung an ,jedem Rad individuell geregelt.
Es wird angenommen, daß am rechten Rad ein niedriger Reibwert und am linken Rad demgegenüber ein hoher Reibwert vorliegt.
Das rechte Rad wird zuerst Blockierneigung zeigen.
Die aufgrund entsprechender Regelsignale, deren Gewinnung und Auswertung nichts mit dem Wesen der Erfindung zu tun
hat, und als bekannt vorauszusetzen ist, schaltende rechte Regelventileinheit 10 trennt die Verbindung zwischen Fußbremszylinder
3 und Radbremszylinder 9 rechts und senkt den Radbremsdruck im Radbremszylinder 9 rechts. Dadurch
entsteht eine Druckdifferenz zwischen dem Bremsdruck im rechten Radbremszylinder und dem Bremsdruck im linken Radbremszylinder.
Von den Druckmeßdosen 12,13 wird eine den in den Radbremszylindern 8,9 herrschenden Bremsdrücken
entsprechende elektrische Spannung auf die Druckdifferenzverstärker 37, 38 gegeben. Die dem Bremsdruck im linken
Radbremszylinder 8 entsprechende Spannung gelangt auf den Minuspol des Druckdifferenzverstärkers 38 und auf den Pluspoldes
Druckdifferenzverstärkers 37, die dem Bremsdruck im rechten Radbremszylinder entsprechende Spannung wird
auf den Minuspol des Druckdifferenzverstärkers 37 und auf den Pluspol des Druckdifferenzverstärkers 38 gegeben. Da
der Druck im linken Radbremszylinder 8 höher ist als im rechten Radbremszylinder 9, wird auch am Druckdifferenzverstärker
37 eine höhere Spannung anliegen als am Druckdifferenzverstärker 38, der dem rechten Radbremszylinder
zugeordnet ist. Am Ausgang des Druckdifferenzverstärkers erscheint eine dem Differenzdruck entsprechende positive
Spannung. Diese Spannung wird im Operationsverstärker 42 mit einem am Potentiometer 43 eingestellten Wert, welcher
einen Schwellwert darstellt, verglichen. Ist der Spannungswert, der vom Druckdifferenzverstärker 37 kommt, größer als
der am Potentiometer 43 fest eingestellte Schwellwert, wird
vom Operationsverstärker 42 eine positive Spannung über den einen Eingang des ODER-Gatters 29 auf den Endverstärker
der Regelventileinheit 25 des linken Radbremszylinders 8 gegeben. Das Ausgangssignal des Endverstärkers 35 bewirkt,
daß in der Regelventileinheit 25 das Magneteinlaßventil
erregt und somit eine weitere Druckmittelzufuhr verhindert wird. Der Bremsdruck in diesem Radbremszylinder wird
gehalten, während die Regelung des Bremsdruckes im rechten Radbremszylinder 9 weiter durch die Blockierschutzeinrichtung
erfolgt, s.Abb. 2a. Wird ein'vorbestimmter Wert am-Potentiometer
44 von dem Ausgangsspannungswert des Differenzdruckverstärkers 37 überschritten, so wird vom Operationsverstärker
eine positive Spannung über einen Eingang des ODER-Gatters auf den Endverstärker 33 gegeben. Das Ausgangssignal des
Operationsverstärkers 33 bewirkt das Öffnen des in der Regelventileinheit 25 enthaltenen Magnetauslaßventils und
somit das Entlüften des- Radbremszylinders 8.
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Ist der Bremsdruck im Radbremszylinder 8 wieder auf einen Wert unterhalb des oder der Schwellwerte abgesunken, werden
das Magneteinlaßventil und das Magnetauslaßventil entregt, so daß erst das Auslaßventil schließt, das Einlaßventil
öffnet und die Regelung des Bremsdruckes auch an diesen Radbremszylindern wieder durch die Blockierschutzregeleinrichtung
erfolgt.
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