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Tampon für die Frauenhygiene sowie Verfahren zu seiner Herstellung
Die Erfindung betrifft einen Tampon für die Frauenhygiene, der aus einem Saugkörper
mit daran befestigtem Rückholfaden besteht.
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Derartige Tampons sind bereits bekannt. Ihre Saugkörper werden in
der Regel aus Zeliwoll- oder Baumwollwatte hergestellt, wobei beispielsweise so
vorgegangen werden kann, daß aus der Watte zunächst ein Zopf erzeugt, dieser durch
Vernähen oder Umschlingen mit dem Rückholfaden verbunden und alsdann zu einem Vorkörper
aufgewickelt wird.
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Dieser Vorkörper wird anschließend beispielsweise in einer Sternpresse
in radialer Richtung verdichtet und gegebenenfalls anschließend einer Wärmebehandlung
unterworfen. Der Rückholfaden muß an geeigneter Stelle des Herstellungsvorganges
aufgewickelt und an die hintere Stirnseite des Tampons angelegt werden. Möglichst
unmittelbar nach der Wärmebehandlung wird der fertige Tampon mitsamt dem angelegten
Rückholfaden in geeigneten Folien verpackt und auf diese Weise luftdicht abgeschlossen.
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Bei anderen Ausführungsformen derartiger Tampons wird auf das Wickeln
des Rohlings verzichtet und an dessen Stelle der Wattezopf zickzackförmig zusammengestaucht.
Auch ist
es bekannt, den Saugkörper nicht aus Zellwoll- oder Baumwollwatte
herzustellen, sondern statt dessen aus geeigneten flüssigkeitsdurchlässigen Folien,
beispielsweise Vliesstoffen, Hüllen herzustellen, welche mit pulverisiertem und
gegebenenfalls modifiziertem Zellstoff oder auch mit anderen geeigneten Wasser absorbierenden
Stoffen gefüllt werden. Derartige gefüllte Hüllen können alsdann trichterförmig
zusammengelegt und im gepreßten oder ungepreßten Zustand verpackt werden.
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Die nachstehend erläuterte Erfindung ist bei allen Formen von Tampon-Saugkörpern
anwendbar, gleichgültig ob es sich um gepreßte oder ungepreßte Saugkörper handelt
sowie unabhängig davon, ob diese aus textiler Zellwoll- oder Baumwollwatte oder
auch anderen Werkstoffen bestehen.
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Aus der amerikanischen Patentschrift Nr. 2.458.685 ist es bekannt,
den Rückholfaden am Saugkörper-Rohling durch Nähen, Umschlingen zu befestigen. Aus
der deutschen Offenlegungsschrift Nr. 1.965.774 ist es darüber hinaus bekannt, den
Rückbolfaden am Saugkörper-Rohling durch Kleben oder mit Hilfe eines schmelzbaren
Verbindungsmittels festzulegen.
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Bei sämtlichen Tampons besteht die Notwendigkeit, den Rückholfaden
vor dem Verpacken spulenförmig aufzuwickeln und den Wickel an das hintere Ende des
Tampons anzulegen, so wie dies in der amerikanischen Patentschrift Nr. 2.587.515
beschrieben ist. Dabei kann so vorgegangen werden, daß der Rückholfaden bei der
Herstellung des gewickelten Rohlings sogleich mit aufgewickelt und beim Abstreifen
des Rohlings von der Wickelgabel an das hintere Ende angepreßt wird, wie dies aus
der deutschen Patentschrift Nr. 1.491.162 hervorgeht. Das dort beschriebene Verfahren
läßt sich naturgemäß nur bei der Herstellung von Wickeltampons anwenden. Fällt dabei
der aufgewickelte
und an den Rohling angelegte Faden wieder ab,
so führt dies zu Betriebsstö.rungen und Ausschuß.
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Es besteht die Aufgabe, einen Tampon sowie ein Verfahren zu dessen
Herstellung anzugeben, bei dem der Rückholfaden unabhängig von der Zusammensetzung
und vom Herstellungsgang des Saugkörpers zu einem dauerhaften kleinvolumigen Wickel
zusammengelegt ist.
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Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch einen Tampon gelöst, der
dadurch gekennzeichnet ist, daß der Rückholfaden an jeder Stelle seiner Längenausdehnung
teilweise aus bei Wärmebehandlung nicht schrumpfendem Material und teilweise aus
bei Wärmebehandlung schrumpfendem organischen Kunststoff besteht. Bekanntlich haben
die meisten aus synthetischen organischen Kunststoffen hergestellten Fäden bei ihrer
Rerstellung eine beträchtliche Reckung erfahren. Diese Reckung führt dazu, daß die
kettenförmigen organischen Makromolekeule, aus denen die Fäden bestehen, in Richtung
der Faden-L'ängsachse orientiert werden, wobei die Festigkeit des Fadens ansteigt.
Die Moleküle befinden sich bei derartigen Fäden jedoch in einem metastabilen Spannungszustand,
welcher durch verhältnismäßig schwache Erwärmung oder auch durch Behandlung mit
geeigneten Lösungsmitteln oder Lösungsmitteldämpfen wieder aufgehoben werden kann.
Geschieht dies, so tritt eine mitunter beträchtliche Schrumpfung des Fadens ein.
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Diese Verhältnisse sind an sich bekannt. Die Erfindung besteht darin,
daß die Schrumpfung, die solche Fäden bei Wärmebehandlung oder Behandlung mit einem
geeigneten Lösungsmittel oder einem Lösungsmitteldampf erfahren, dazu ausgenutzt
wird, Tampon-Rückholfäden bei der Tampon-Herstellung zu kräuseln und die Fäden dadurch
zu einem verhältnismäßig kleinvolumigen Knäuel zusammenzuziehen. Dieses Knäuel legt
sich dann von
selbst an das hintere Stirnende des Tampon-Rohlings
oder auch des fertigen Tampons an#und es wird bei der weiteren Bearbeitung oder
auch bei der Verpackung des Tampons nicht stören, da es aufgrund seiner Kräuselung
stets bestrebt ist, sein kleines Volumen beizubehalten und nicht wieder als langgestreckter
Faden abzufallen.
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Die Erfindung kann in vorteilhafter Weise verwirklicht werden, wenn
der Rückholfaden aus Baumwolle, Zellwolle oder dergl. besteht, und mit wenigstens
einem Faden aus schrumpfbarem organischen Kunststoff über seine gesamte Länge vernäht
ist. Die Naht sollte dabei vorzugsweise asymmetrisch gegenüber dem Tampon-Querschnitt
angeordnet sein. Der Faden aus schrumpfbarem organischen Kunststoff, der also bei
dieser Ausführungsform der Erfindung zum Vernähen des ansonsten aus anderen Werkstoffen
bestehenden Rückholfadens verwendet wird, kann dabei gleich dazu benutzt werden,
den Ru.ckholfaden mit dem Saugkörper zu verbinden, wie dies an sich ohne Verwendung
schrumpfbarer Fäden bekannt ist.
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Bei einer anderen Ausführungsform des erfindungsgemäßen Tampons kann
der Rückholfaden aus mehreren miteinander verzwirnten Fäden aufgebaut sein, von
denen wenigstens einer aus schrumpfbarem organischen Kunststoff besteht. Der Verzwirnung
oder auch der asymmetrischen Anordnung einer Fadennaht kommt dabei noch die besondere
Wirkung zu, daß sie die Bildung eines helixförmigen Wickels des Rückholfadens fördert.
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Bei einer weiteren Aus führungs form des erfindungsgemäßen Tampons
besteht der Rückholfaden aus wenigstens einem Bikomponenten-Faden, dessen eine Komponente
ein bei Wärmebehandlung nicht schrumpfender organischer Kunststoff und dessen andere
Komponente ein bei Wärmebehandlung schrumpfender organischer Kunststoff ist. Auch
derartige Bikomponentenfäden sind an sich bekannt. Sie lassen sich mit Vorteil zur
Verwirklichung der Erfindung benutzen.
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Der Faden legt sich bei Durchführung der Wärme-, Lösungsmittel- oder
Dampfbehandlung in sehr kurzer Zeit unter starker Kräuselung zusammen, wobei seine
Länge bis auf 20 ffi des ursprünglichen Volumens reduziert wird. Das verbleibende
Stück ist so kurz, daß es beim weiteren Verarbeiten nicht stört, wobei noch der
besondere Vorteil besteht, daß im Hinblick auf die Kürze des zusammengekräuselten
Fadenknäuels davon abgesehen werden kann, dieses in die hintere Stirnseite des Tampons
einzupressen, wie dies bisher zumindest bei Wickeltampons üblich ist. Beim erfindungsgemäß
zusammengekräuselten Faden genügt es völlig, diesen leicht an die hintere Stirnseite
anzulegen und den fertigen Tampon dann zu verpacken. Dies bietet den Vorteil, daß
bei Benutzung des Tampons das Fadenende leichter gefunden und erfaßt werden kann,
und daß der Faden nicht aus der hinteren Seite des Tampons, in die er sonst hineingepreßt
war, herausgezogen werden muß.
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Vor Gebrauch des Tampons ist die Kräuselung des erfindungsgemäß aufgebauten
und behandelten Rückholfadens leicht dadurch wieder aufzuheben, daß der Faden in
Längsrichtung gezogen wird. Er erfährt dabei eine bei Raumtemperatur irreversible
Reckung, die ohne nennenswerten Kraftaufwand durchgeführt werden kann und die ausreicht,
die Kräuselung aufzuheben und ihn glatt in Gebrauchslage zu überführen.
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Zur Herstellung von Tampons mit erfindungsgemäß zusammengesetzten
Rückholfäden eignen sich alle bekannten schrumpfbaren Faden-Werkstoffe. Es sind
dies insbesondere Polyester, Polyamide, Polyacrylnitrile, Polyolefine sowie deren
Derivate.
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Je nach Aufbau der Moleküle, Polymerisationsgrad und Vorbehandlung
weicht die optimale Schrumpfungstemperatur etwas voneinander ab. Die erforderlichen
Temperaturen lassen sich
aber leicht durch Versuche ermitteln und
sind im übrigen literaturbekannt. Hingewiesen wird beispielsweise auf das Buch von
Franz Fournè ¢Synthetische Fasern", 196h, Seite 309.
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Zur Durchführung der Kräuselung wird so verfahren, daß der Tampon
wenigstens im Bereich des Rücknolfadens der 5 chrumpfungsbehandlung unterworfen
wird. Diese 5 chrumpfungs -behandlung kann darin bestehen, daß der Faden auf Schrumpftemperatur
des verwendeten schrumpfbaren Stoffes erwärmt wird. Versuche haben gezeigt, daß
dabei auch ohne Schaden der Gesamt-Tampon bezw. Tampon-Rohling samt Rückholfaden
der Wärmebehandlung unterworfen werden kann. Der Tampon-Saugkörper hat nämlich ein
beachtliches Wärmeisolationsvermögen, so daß der Rückholfaden im Bereich des Saugkörpers
hinreichend von der zugeführten Wärme abgeschirmt und dort an der Schrumpfung gehindert
wird. Die Schrumpfung findet dann nur im Bereich des aus dem Saugkörper herausragenden
Rückholfadens statt und führt dort zur erwünschten Kräuselung.
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Die Erwärmung des Tampon-Rücknolfadens kann in bekannter Weise durch
Bestrahlen mit Infrarotstrahlern oder auch durch Beblasen mit einem erwärmten Gas
oder mit Dampf durchgeführt werden. Schließlich ist es auch möglich, die Erwärmung
im hochfrequenten elektrischen Feld durchzuführen, wobei die Wahl des anzuwendenden
Verfahrens sich nach den jeweils vorliegenden maschinellen Verhältnissen zu richten
hat.
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In der beiliegenden Zeichnung ist der Erfindungsgegenstand am Beispiel
eines Wickel-Tampon-Rohlings mit angenähtem und über seine Länge vernähen Rückholfaden
erläutert.
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Es stellen dar: Fig. 1 einen Tampon-Rohling mit Rückholfaden im unbehandelten
Zustand; Fig. 2 einen Tampon-Rohling mit Rückholfaden im wärmebehandelten und gekräuselten
Zustand; Fig. 3 eine vergrößerte Darstellung des Rückholfadens gemäß Fig. 1 mit
asymmetrisch angeordneter Fadennaht; Fig. 4 eine vergrößerte Darstellung eines Querschnitts
durch einen Rückholfaden, welcher aus vier miteinander verzwirnten Einzelfäden aufgebaut
ist, von denen einer aus schrumpfbarem organischen Kunststoff besteht.
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Der gewickelte Tampon-Rohling 1 weist an seiner unteren Stirnfläche
2 den dort herausragenden Rückholfaden 3 auf.
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Der Rückholfaden ist im Innern des Wickels fest mit dem Saugkörper
1 verbunden. Er weist an seinem äussersten Ende einen Knoten 4 auf, der zum sicheren
Erfassen beim Rückholen des Tampons dient.
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Der Rückholfaden 3 ist im dargestellten Beispiel über seine gesamte
Länge mit einem Faden aus schrumpfbarem Garn vernäht. Die entstehende Naht ist bei
5 dargestellt; sie verläuft asymmetrisch zum Querschnitt des Rückholfadens.
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Fig. 2 zeigt den Rohling im wärmebehandelten Zustand des Rückholfadens.
Es ist zu erkennen, daß der Faden 3 zu einem Knäuel zusammengeschrumpft ist, dessen
Länge gegenüber der Ursprungslänge beträchtlich reduziert ist.
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In Fig. 3 ist eine vergrößerte Seitenansicht des Rückholfadens gemäß
Fig. 1 dargestellt. Es ist dort zu erkennen, daß der Rückholfaden aus mehreren Einzelfäden
7 besteht, die miteinander verzwirnt sind. Außerdem ist der Rückholfaden über seine
gesamte Länge mit einem Nahtfaden 8 vernäht, der
aus schrumpfbarem
organischen Kunststoff besteht. Die Naht ist dabei asymmetrisch zur Länge des Rückholfadens
angeordnet, was beim Schrumpfen des Nahtfadens 8 den angestrebten Kräuseleffekt
vergrößert.
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Fig. 4 zeigt eine andere Form des Rückholfadens im vergrößeren Querschnitt.
Dort sind drei Einzelfäden 9 aus nicht schrumpfbarem Werkstoff mit einem weiteren
Faden 10 aus schrumpfbarem organischen Kunststoff verzwirnt. Auch ein derartiger
Aufbau des Rückholfadens schrumpft bei Wärmebehandlung oder auch bei Behandlung
mit Lösungsmitteldampf zu dem in Fig. 2 gezeigten Knäuel zusammen.
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Die Erfindung wird im folgenden anhand eines Ausfu~hrungsbeispieles
erläutert.
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Zur Herstellung eines Wickel tampons wurde von einem Zellwoll-Baumwoll-Wattezopf
ausgegangen, der zunächst etwa in seiner Mitte mit einem Ruckholfaden von etwa 180
mm Gesanitlänge und 124-132 mm freier Länge vernäht wurde. Der Rückholfaden bestand
aus Baumwolle der metrischen Nummer 8/4.
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Dies bedeutet, daß vier Einzelfäden ztfln Gesamtfaden verzwirnt waren,
von denen jeder bei einer Länge von 8 Metern 1 Gramm wog. Der Rückholfaden wurde
auf einem Tampon-Nähautomaten mit Polyester-Hochschrumpfgarn (dtex 100/3 fach) in
Längsrichtung vernäht, wobei die Stichlänge 3 mm betrug.
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Nach Fertigstellen der Naht und Anbringen des Endknotens wurde der
Wattezopf zu einem Tampon-Rohling aufgewickelt und der Faden alsdann für eine Zeit
von 5 Sekunden auf eine Temperatur von 1100 C erwärmt. Er schrumpfte dabei in der
aus Fig. 2 ersichtlichen Weise zusammen, wobei sich ein gekräuselter Wickel bildete.
Der Versuch wurde mehrmals wiederholt; die sich dabei ergebenden Einzelabmessungen
sowohl
des Aus gangs fadens wie auch des zusammengeschrumpften
und gekräuselten Fadens sind aus folgender Zusammenstellung ersichtlich: Ausgangslänge
Länge des geschrumpften Anzahl der Bögen des Rückholfadens Rückholfadens in mm bezogen
auf die in mm gespannt entspannt Länge des ent-(freie Länge) spannten Rückholfadens
125 77 28 5 124 78 25 6 132 78 20 6 128 79 21 5 130 8o 29 5 132 81 22 6