DE2405006C3 - Verfahren und Vorrichtung zum Merzerisieren von Cellulosefasern enthaltendem Textilgut - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung zum Merzerisieren von Cellulosefasern enthaltendem TextilgutInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Merzerisieren von Cellulosefasern
enthaltendem Textilgut durch Tränkung desselben mit einer auf mindestens 500C erwärmten Alkalilauge
während höchstens 15 Sekunden, nachfolgendes Abkühlen auf eine Temperatur unterhalb 25° C und Verstrekken.
Aus der DL-PS 59 766 ist ein Verfahren zum Merzerisieren von textlien Flächengebilden nach einer
Hitzevorbehandlung bekannt. Gemäß diesem Verfahren wird das Textilgut zunächst bis auf Temperaturen
über 1000C aufgeheizt, danach mit Merzerisierlauge, deren Temperatur bis nahezu 1000C beträgt, geklotzt
und anschließend kontinuierlich unter Spannung über zylindrische Walzen, die mit einer Kühlflüssigkeit
ausgestattet sind, ohne Flottenberührung geführt.
Bei diesem Verfahren soll eine Verkürzung der Behandlungszeit erreicht werden, indem das bisherige
Führen der textlien Warenbahn während durchschnittlich 50 Sekunden in der Lauge durch ein Verweilen auf
den zylindrischen, mit einer Kühlflüssigkeit ausgestatteten Walzen bei gebundenem Warenlauf ersetzt wird.
Die eigentliche Tauchzeit beträgt dabei nur 5 Sekunden und als Verweilzeiten sollen solche von 3 bis
Sekunden genügen.
Durch dieses bekannte Verfahren wird jedoch keine genügende Verbesserung der Faserstruktur von cellulosehaltigen! Textilgut erreicht, was im Hinblick auf
anschließende Hochveredlungsausrüstungen, bspw. der Vernetzung der Cellulosefasern mit sogenannten
Reaktantharzen, besonders nachteilig ist. Solche Vernetzungen setzen nämlich die Festigkeit des Textilguts
beträchtlich herab, da man z. B. zur Erzielung einer befriedigenden Knitterfestigkeit eine relativ große
ίο Menge an Reaktantharz benötigt
Die unbefriedigende Festigkeit, die ungenügende Dimensionsstabilität und die erhebliche Knitterneigung
des Textilguts ist im wesentlichen in den wachstums- und fertigungsbedingten Spannungszuständen der Ein
zelfasern begründet, deren Struktur es zu verbessern
gilt
Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, bei dem bekannten Verfahren die Faserstruktur von
cellulosehaltigen! Textilgut zu verbessern.
Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, daß man das Textilgut nach der Tränkung und vor der Abkühlung
durch eine Verweilzone führt, in welcher es einer kontrollierten Schrumpfung um 0,5 bis 10% unterworfen wird.
Durch die erfindungsgemäße Behandlung werden die zwischentibrillären und molekularen Bindungen weitgehend gelöst und damit bei der nachfolgenden Verstrekkung ein wesentlich verbesserter Ordnungszustand im
fibrillären Bereich erreicht, welcher von entscheidender
Bedeutung für das Eigenschaftsbild und das Veredlungsverhalten des Textilguts sind.
Durch die Verbesserung der Faserstruktur wird eine wesentliche Erhöhung der Reißfestigkeit und eine
erhebliche Verminderung der Knitterneigung bewirkt.
Damit werden beim Krumpf-, Knitterfrei- und Bügelfreiausrüsten von cellulosehaltigen! Textilgut geringere
Mengen an Kunstharzen benötigt, wobei auch die vernetzungsbedingte Festigkeitsverminderung kleiner
ist. Die höhere Ausgangsfestigkeit und der kleinere
ausrüstbedingte Festigkeitsverlust verbessern die Gebrauchstüchtigkeit des fertigen Textilguts entscheidend.
Die optimale Verbesserung der Faserstruktur läßt sich auch bei der Behandlung des Rohtextilguts erreichen,
womit ein vorgängiger Beuch- und Bleichprozeß in
gewissen Fällen entfallen kann.
Infolge der sehr kurzzeitigen Tränkung lassen sich
relativ kurze Tränktröge mit entsprechend geringen Mengen an Alkalilauge verwenden. Damit wird der
Anfall an verschmutzter Alkalilauge geringer, und die
Das erfindungsgemäße Verfahren ist anwendbar auf Textilgut wie Garne, Gewebe oder Maschenware, die
ganz oder teilweise aus nativer oder regenerierter Cellulose bestehen, wie z. B. Textilgut aus Baumwolle,
Bastfasern, Zellwolle, Mischungen aus Baumwolle, Zellwolle und synthetischen Fasern. Dabei kann sowohl
das trockene wie das feuchte Textilgut im rohen, lediglich entschlichteten oder im gebeuchten und
gebleichten Zustand der Behandlung unterworfen
werden.
Für die Durchführung des Verfahrens eignen sich insbesondere Natronlauge von 15 bis 30° Be, ferner
Kalilauge von etwa 15 bis 30° Βέ oder Lithiumhydroxyd
mit einer Konzentration von 5 bis 10%.
Eine Vorrichtung zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens ist in der Zeichnung nachstehend
anhand der schematischen Figur näher erläutert.
einem Walzenpaar bestehenden Einführvorrichtung 2 zugeführt, läuft über Leitrollen 3, dann durch den
Tauchtrog 4, wird mit Hilfe der Förderwalze 6 abgezogen und gelangt sodann über weitere Leitrollen 7
zum Quetschwalzenpaar 8. Im Boden des Tiiuchtrogs 4 sind mit Dampf beschickte Rohre 5 zur indirekten
Erwärmung der Alkalilauge angeordnet. Das Textilgut ! gelangt danach in eine Verweilstrecke 9, in welcher sie
mit unterbrochener Warenauflage über eine Anzahl Rollen 10 geführt wird. Mit Hilfe einer Pflatschwalze 12,
die teilweise in einen Alkalilauge enthaltenden Trog 11 eintaucht, wird erneut eine Alkalilauge auf das Textilgut
1 aufgetragen. Anstelle der Pflatschwalze 12 kann zum nachträglichen Aufbringen der Alkalilauge auf das
Textilgut 1 auch eine Sprühvorrichtung verwendet werden. Das Textilgut 1 wird nun in gebundener
Warenführung über eine Anzahl regulierbar antreibbarer Kühlwalzen 13 geführt. Diese weisen einen nicht
dargestellten Doppelmantel auf, in welchem ein Kühlmittel zirkuliert. Danach gelangt das Textilgut 1
über ein zweites Quetschwalzenpaar 14 und wird beim Passieren einer Pendelwalze 15 einer Längsstreckung
und mittels Ausbreitwalzen i6 einer Querstreckung unterworfen. Darauf folgt eine Auswaschvorrichtung 17
mit Spritzrohren 18, mittels welcher die Alkalilauge entfernt wird sowie ein drittes Quetschwalzenpaar 19,
das unter anderem für den erforderlichen Längszug sorgt.
Die Antriebe der Quetschwalzenpaare 8 und 14 können mittels nicht dargestellter Differenzmeßvorrichtungen
so aufeinander abgestimmt werden, daß zwischen den Quetschwalzenpaaren 8 und 14 eine
kontrollierte Längsschrumpfung des Textilguts 1 eintritt.
Die folgenden Beispiele dienen der weiteren Erläuterung der Erfindung:
Ein lediglich entschlichtetes Baumwoll-Popelinegewebe wird auf der anhand der Zeichnung beschriebenen
Vorrichtung in trockenem Zustand in den Tauchtrog 4 eingeführt, welcher auf 95 ± 2° C erwärmte Natronlauge
von 30° Be enthält. Die Gewebebahn wird während 5 Sekunden mit der Lauge getränkt, abgequetscht und
während 3 Sekunden durch die Verweilzone 9 geführt, wo sie mit Hilfe der Pflatschwalze 12 nochmals mit
Natronlauge gleicher Konzentration beaufschlagt wird. Sodann wird die Gewebebahn während 7 Sekunden
über die Kühlwalzen 13 geführt und dabei auf eine Temperatur von 18 ± 2°C abgekühlt. Die Antriebe der
Quetschwalzenpaare 8 und 14 sind so aufeinander abgestimmt, daß das Gewebe eine kontrollierte
Schrumpfung von etwa 5% in Längs- und Querrichtung erfährt.
In der Streckvorrichtung 15,16 wird die Gewebebahn
in Längs- und Querrichtung um 5 bis 8% verstreckt und schließlich mittels Sprührchre 18 ausgewaschen. Das so
behandelte Gewebe zeigt eine Festigkeit, die um etwa 50 bis 60% höher Hegt als diejenige des Rohgewebes
sowie einen hervorragenden Glanz.
Beispie! 2
Ein zu bedruckendes Baumwoll-Satingewebe von 125 g/m2 wird nach dem Sengen, Entschlichten und
Abpressen in nassem Zustand in den Tauchtrog 4 eingeführt, welcher auf 90 ± 2° C erwärmte Natronlauge
von 20° Be enthält. Die Gewebebahn wird während 10 Sekunden durch die erwärmte Quellmittellösung
geführt, danach ohne Passieren einer Verweilstrecke zwecks Abkühlung während ebenfalls 10 Sekunden
durch einen zweiten Tauchtrog geführt, der die gleiche, aber auf einer Temperatur von 200C gehaltene
Quellmittellösung enthält, und darauf abgequetscht. Zwischen den Quetschwalzenpaaren 8 und 14 erfährt
das Gewebe eine Schrumpfung von etwa 1 bis 2% in Längs- und Querrichtung, und in der Streckvorrichtung
15, 16 wird es um ebenfalls 1 bis 2% in beiden Richtungen gestreckt, worauf es unter fixierten
Dimensionen ausgewaschen wird. Das so behandelte Gewebe zeigt eine Festigkeitserhöhung gegenüber dem
Rohgewebe von etwa 40 bis 50% und ein sehr gutes Farbstoffaufnahmevermögen.
Eine Schar parallel geführter Baumwoll-Rohzwime wird in trockenem Zustand kontinuierlich durch einen
Tauchtrog geführt, welcher auf 50 ± 2°C erwärmte Natronlauge von 28° Be mit einem Zusatz von 2,5
Volumen- % n-Propanol enthält. Die Fadenschar wird während 5 Sekunden durch die erwärmte Quellmittellösung
geführt und danach abgequetscht, wobei die Fördergeschwindigkeiten bei Eintritt der Zwirne in die
Quellmittellösung und beim Austritt aus derselben so gewählt sind, daß eine Zugsentlastung eintritt und die
Zwirne bis zu 5% schrumpfen. Danach wird die Fadenschar während 5 Sekunden über Kühlwalzen
geführt, dabei auf eine Temperatur von etwa 20°C abgekühlt und hierauf nochmals abgequetscht, wobei
die Fördergeschwindigkeiten bei Eintritt der Zwirne in die Kühlzone und bei Austritt aus derselben so gewählt
sind, daß die Zwirne nochmals eine Schrumpfung von etwa 2%, bezogen auf das Rohmaß, erfahren. Nach dem
Abkühlen wird die Fadenschar einer Verstreckung um 4%, bezogen auf das Ausgangsmaß, unterworfen und in
diesem Zustand ausgewaschen. Die so erhaltenen Zwirne weisen einen hervorragenden Glanz, ein sehr
gutes Farbstoffaufnahmevermögen sowie eine gegenüber den Rohzwirnen um etwa 50% erhöhte Festigkeit
auf.
Hierzu 1 Blatt Zeichnungen
Claims (6)
1. Verfahren zum Merzerisieren von Cellulosefasern enthaltendem Textilgut durch Tränkung desselben mit einer auf mindestens 500C erwärmten
Alkalilauge während höchstens 15 Sekunden, nachfolgendes Abkühlen auf eine Temperatur unterhalb
25°C und Verstrecken, dadurch gekennzeichnet, daß man das Textilgut nach der
Tränkung und vor der Abkühlung durch eine Verweilzone führt, in welcher es einer kontrollierten
Schrumpfung um 0,5 bis 10% unterworfen wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Textilgut in der Verweilzone
erneut mit Alkalilauge beaufschlagt wird.
3. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch t oder 2 mit einer Tränkvorrichtung
mit nachgeschaltetem ersten Quetschwalzenpaar, einer Kühlvorrichtung, bestehend aus einer Anzahl
regulierbar antreibbarer, mit Kühlmittel versehener Doppelmantel-Walzen, einem der Kühlvorrichtung
nachgeschalteten, zweiten Quetschwalzenpaar, einer Verstreckungsvorrichtung und einer Auswaschvorrichtung, dadurch gekennzeichnet, daß
zwischen dem ersten Quetschwalzenpaar (8) und der Kühlvorrichtung eine Anzahl Rollen (10) mit
unterbrochener Warenauflage als Verweilstrecke (9) angeordnet sind.
4. Vorrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß in der Verweilstrecke (9) eine
Pflatschwalze (12) zur Nachbeaufschlagung des Textilguts (1) mit Alkalilauge angeordnet ist.
5. Vorrichtung nach Anspruch 3 dadurch gekennzeichnet, daß in der Verweilstrecke (9) eine
Sprühvorrichtung vorgesehen ist
6. Vorrichtung nach den Ansprüchen 2, 3 und 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Antriebe der
beiden Quetschwalzenpaare (8,14) und die Kühlwalzen (13) aufeinander abstimmbar sind.
Applications Claiming Priority (2)
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CH217073A CH559274A (de) | 1973-02-14 | 1973-02-14 |
Publications (3)
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DE2405006B2 DE2405006B2 (de) | 1977-06-08 |
DE2405006C3 true DE2405006C3 (de) | 1978-01-26 |
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