DE228953C - - Google Patents
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Description
KAISERLICHES
PATENTAMT.
ATENTSCHRIFT
--Λ! 228953 -■ KLASSE 40^. GRUPPE
Patentiert im Deutschen Reiche vom 2. Oktober 1906 ab.
Bekanntlich wird die Gewinnung des Zinns aus dem Zinnstein oder anderen Zinnverbindungen
enthaltenden Massen ermöglicht durch die Reduzierbarkeit des Zinnoxyds durch geeignete
Reduktionsmittel, und daher geschieht die Reduktion des Zinnsteins meistens durch
ein reduzierendes Schmelzen mit Kohle. Mit Rücksicht darauf, daß das Zinnoxyd die Eigenschaft
besitzt, sowohl die Rolle einer Säure
ίο als auch die einer Base spielen zu können und
infolgedessen leicht in die Schlacke zu gehen, aus welcher es nur unter Aufwendung großer
Mühe und Kosten nie vollständig abgeschieden werden kann, muß die Reduktionsarbeit grund-
15' sätzlich derart geleitet werden, daß die Menge
der Schlacke so gering wie möglich ausfällt und nicht größer als gerade erforderlich ist,
um das aus dem Zinnstein reduzierte Zinn vor Oxydation durch die Luft zu schützen. Daher
ist es nötig, die Erze vor dem Verschmelzen durch Aufbereitung, Röstung, Auslaugen u. dgl.
andere Vorbereitungsarbeiten so reich, wie möglich an Zinn zu machen. Das Endziel
sämtlicher bekannter Reduktionsverfahren ist die Gewinnung von metallischem Rohzinn und
dessen Trennung von der Gangart des Erzes. Bei dem reduzierenden Schmelzen des Zinnsteins
mit Kohle geht die Gangart in schmelzflüssige Schlacke über und wird am häufigsten
mit dem schmelzflüssigen reduzierten Rohzinn abgestochen, um im Stechherde auf dem Metall
zu erstarren und durch Abheben von diesem getrennt zu werden, oder aber es wird das reduzierte Zinn, wie dies insbesondere bei
der Reduktion mit Gasen der Fall ist, aus der gegebenenfalls mit Zuschlagsmitteln versetzten
Gangart des Erzes ausgeschmolzen und aus dem Flamm- oder Schachtofen abgestochen.
Nach dem vorliegenden Verfahren wird der bisherige Weg, sowohl was das Wesen als auch
das Endziel der Reduktionsarbeit betrifft, insofern verlassen, als einerseits der Reduktionsprozeß
so geleitet wird, daß jegliche Bildung der aus obigen Gründen nachteiligen
Schlacke vermieden und anderseits auf die Ausgewinnung des metallischen Zinns, d. h.
seine Abtrennung von der Gangart, als absichtliche Folgeerscheinung der neuen Reduktionsarbeit
verzichtet wird.
Die dadurch . erzielten Vorteile bestehen darin, daß mangels Schlackenbildung keine
Verluste durch Verschlackung von Zinnoxyd und Zinnoxydul eintreten können, und daß das
metallische reduzierte Zinn in der pulverförmigen Gangart des Erzes sich in einem Zustände
feinster Verteilung vorfindet und in dieser Form jeglicher, insbesondere auf die Gewinnung
seiner Salze oder sonstiger chemischer Verbindungen abzielenden chemischen oder
elektrochemischen Behandlung sehr leicht zugänglich ist. Dieser letzte Vorteil ist von
großer Bedeutung, wenn man in Betracht zieht, daß bislang metallisches Zinn, wie es
im Handel in Blöcken 0. dgl. vorkommt, vor der chemischen Behandlung einer mechanisehen
Zerkleinerung usw. unterworfen werden muß und unnötigerweise jene Kosten auf
dem Zinn lasten, welche bislang aufgewendet
werden, um das Zinn aus dem Erz nach der Reduktion durch Ausschmelzen von der Schlacke
zu trennen, in bestimmte Formen zu bringen u. dgl. mehr.
Das Wesen des vorliegenden Verfahrens besteht darin, daß man das Zinnerz in fempulverigem
Zustande mit pulverisierter Kohle vermengt und auf Temperaturen erhitzt, bei denen
. die Reduktion erfolgt, ohne daß eine Schlacken-
ίο bildung eintritt. Es hat sich gezeigt, daß die
Reduktion des Zinnsteins nicht erst bei der etwa 1200 bis 15000C. betragenden Hitze des
Flamm- oder Schachtofens erfolgt, sondern daß schon bei wesentlich niedrigeren, die
Schlackenbildung ausschließenden Temperaturen eine vollkommene Reduzierung der Zinnoxyde eintritt, und es ist selbstverständlich,
daß die Höhe dieser Temperatur, welche sich etwa zwischen 700 bis 850 ° C. bewegt, abhängig
ist von der Zeit, der Art und dem Feinheitsgrade des Erzes. Mit Rücksicht auf die Innehaltung
der obersten zulässigen Temperaturgrenze ist es empfehlenswert, die Reduktion
in einem Gefäßofen mit Gasfeuerung, bei dem eine sorgfältige Regulierung der Temperatur,
gegebenenfalls unter Zuhilfenahme eines Meßinstrumentes (Pyrometer) möglich ist, vor sich
gehen zu lassen.
Das bei diesem Verfahren gewonnene Endprodukt, und es ist unerheblich, ob das Reduktionsmittel
fest, flüssig oder gasförmig war, stellt eine bisher unbekannte pulverförmige Masse dar, die von durch die Reduktion ausgeschiedenen
Zinnpartikelchen durchsetzt ist, die am Zusammenschmelzen durch die pulverige, die einzelnen Zinnkörnchen voneinander trennende
Gangart gehindert waren und sich in dem Endprodukt verstreut dort vorfinden, wo ursprünglich die einzelnen zinnhaltigen Teilchen
des beschickten Erzes sich im Gemisch mit dem Reduktionsmittel befanden. Durch diese
dem Verfahren eigenartige Zusammensetzung des Endproduktes mit neuen physikalischen
und chemischen Eigenschaften unterscheidet sich dasselbe auch von jenem bekannten Verfahren,
nach welchem das bei höheren Temperaturen reduzierte Zinn sofort durch Behandlung
mit Luft in Oxyd übergeführt und durch Verflüchtigung des letzteren von der Gangart bzw. Schlacke abgesondert wird. Daß
ein derartig zusammengesetztes Produkt jeglicher chemischen oder elektrochemischen Behandlung
oder sonstigen Aufbereitung leichter zugänglich ist, ergibt sich von selbst, da der
pulverige Zustand des Zinns in der großen Verteilung die Reaktionsfähigkeit und Geschwindigkeit
erhöht. Aus diesem Grunde müssen auch geeignete, dem Fachmann geläufige Maßregeln getroffen werden, um eine
schon bei genügendem Luftzutritt leicht erfolgende Reoxydation des reduzierten Metalls
zu verhüten. Es ergibt sich ferner bei dem Verfahren von selbst der Vorteil der Möglichkeit
der Anwendung der magnetischen Separation zum Zwecke der Entfernung des Eisens
und eine sehr wesentliche Ersparnis an Heizmaterialien, die sich daraus ergibt, daß im
Verhältnis zu den jetzt gebräuchlichen nur sehr niedrige Hitzegrade ■ erzeugt zu werden
brauchen.
Es mag noch erwähnt werden, daß man zur Unterstützung der Wirkung des in beschriebener
Weise geleiteten Reduktionsprozesses, sofern es sich um die Beschaffenheit des Endproduktes
handelt, dem Erz eigens geeignete Magerungs- (Auflockerungs-) Mittel, wie z. B. überschüssiger Kohlenstoff, Kalk, Kieselsäure
0. dgl. mehr, zusetzen kann. Der Kohlenstoff besonders wirkt hier deswegen vorteilhaft, weil
er wegen Mangel an Oxyden oder Sauerstoff nicht zur Verbrennung gelangt, sondern pulverförmig
in dem Gemisch eingebettet liegen bleibt und einerseits das Zusammenschmelzen, anderseits
dagegen die Reoxydation der Zinnpartikelchen verhindert.
Claims (1)
1 Patent-Anspruch:
Verfahren zur Reduktion von Zinnstein und von anderem zinnhaltigen Gut mittels
fester, flüssiger oder gasförmiger Reduktionsmittel, dadurch gekennzeichnet, daß
die am besten mit feinpulverigen, festen Reduktionsmitteln in bekannter Weise innig
vermengten Erze ο. dgl. nur so hoch erhitzt werden, daß sich keine Schlacke bildet.
Publications (1)
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