DE2244801C3 - Durch Lichteinwirkung abbaubare Kunststoffzusammensetzung - Google Patents
Durch Lichteinwirkung abbaubare KunststoffzusammensetzungInfo
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Description
Die Erfindung betrifft eine unter dem Einfluß von ultraviolettem Licht und/oder Sonnenlicht abbaubare
Kunststoffzusammensetzung nach dem Oberbegriff des Patentanspruches 1.
Biologisch schwer abbaubare Kunststoffverpackun- gen werden im Rahmen der Umweltschutz-Bemühungen
immer häufiger angegriffen, da sie durch herkömm-Kche
Mikroorganismen schwer oder gar nicht abgebaut weTden können. Da derartige Materialien häufig als
Wegwerfpackungen hergestellt werden, werden sie von den Verbrauchern ihres Inhalts häufig in der freien
Natur weggeworfen und stellen dort eine erhebliche Beläsiigung der Umwelt dar. Früher wurden hauptsächlich
Karton und Papier als Verpackungsmaterial verwendet, deren Zellulosefasern unter den im Freien
herrschenden Umgebungsbedingungen relativ schnell abgebaut werden können. Heutzutage werden jedoch
WegWefipäckuflgen aus Glas, Metall, Kunststoffen und
aus Kombinationen Von Kunststoffen und Karton hergestellt. Die HaushaltsabfäHe betragen pro Person
Und Jahr gegenwärtig etwa 250 kg, wobei der Runststoffanfdil in diesen Abfällen auf einen Wert
zwischen 1 und 5% geschätzt wird. Die Wegwerfpakkungen
bilden dabei einen wesentlichen Bestandteil dieser Abfälle. Ein besonderes Problem entsteht durch
die über weite Flächen verstreuten Abfälle, beispielsweise entlang von Straßen oder an Stränden, da das
Einsammeln derartiger Abfälle sehr kostspielig ist Wobei der Abbau im Freien häufig eine sehr lange Zeit
in Ancpruch nimmt, kann sich die Menge dieser Abfälle
in der Natur von Jahr zu Jahr vergrößern.
ίο Bei der Degradation von Polyäthylen im Freien
nehmen beispielsweise die mechanischen Eigenschaften als Ergebnis der Umgebungseinflüsse in ihrer Qualität
ab. Folgende Faktoren werden im allgemeinen als Hauptgründe für den Abbau von Kunststoffen und
Polymeren im Freien angesehen:
(a) Sonneneinstrahlung,
(b) Temperatur,
(c) Luftfeuchtigkeit
(d) Luftsauerstoff,
(e) Chemikalien,
(f) Mikroorganismen.
Das Spektrum der Sonnenstrahlung wird hinsichtlich seiner Wellenlänge in ultraviolettes Licht (UV).
>3 sichtbares Licht und Infrarotstrahlung (IR) oder
Wärmestrahlung eingeteilt. Das UV ist energiereicher als das sichtbare Licht und IR
Trotz der Tatsache, daß nur 4% der Sonnenstrahlung, weiche die Erdoberfläche erreicht, aus UV-Licht
bestehen, hat dieses für die chemischen und mechanischen Änderungen, verschiedene Kunststoffe im Freien
bei Aussetzen natürlichem Licht erfahren, eine sehr große Bedeutung. Das Sonnenlicht führt absorbierenden
Gruppen im Polyäthylen beispielsweise Energie quanten der Größe zu, daß Degradations- ode;
Abbauprozesse stattfinden können. Es ist bekannt, daL)
diese Abbauprozesse durch eine Steigerung der Temperatur beschleunigt werden, sooald dieser Prozeß
einmal durch die UV-Strahlung in Gang gesetzt worden ist. Eine große Anzahl der ablaufenden Degradationsreaktionen
ist temperaturabhängig. Die Luftfeuchtigkeit beschleunigt ebenfalls den Abbau von Polymeren, wenn
Wasser an der Kunststoffoberfläche kondensiert. Bei vielen Polymeren wird bekanntlich die Abbaurate durch
zyklische Änderungen der relativen Luftfeuchtigkeit gesteigert. Ein photochemischer Abbau in Gegenwart
von Sauerstoff wird als Photo-Oxidation bezeichnet, wobei zu beachten ist, daß der Abbau vieler
kommerziell eshältlicher Kunststoffe im Freien ohne Sauerstoff extrem langsam ablaufen würde. Dies ist
darauf zurückzuführen, daß Sauerstoff die Eigenschaft hat, bestimmten reaktiven Zentren im Polymeren
angefügt zu werden und Hydroperoxyde (Perhydrole) zu bilden, welche zu freien Radikalen photolysiert
werden. Diese sind hochgradig reaktiv und können unter Bildung neuer Radikale Wasserstoff von den
Polymerketten abspalten und derart den Zersetzungsprozeß beschleunigen. Wenn die Möglichkeit der
Rekombination zwischen freien Radikalen aufgrund von Käfigeffekten nicht so groß wäre, würde die Degradation
mit sehr höher Geschwindigkeit ablaufen. Durch derartige Rekombinationen wird die sonst laufende
Kettenreaktion abgebrochen.
Der Abbau kann auch mittels Chemikalien beschleunigt werden. Hinsichtlich der Behandlung mit natürlichem Licht bedeutet dies, daß Möglichkeiten bestehen, höhere Zerfallsgeschwindigkeiten infolge von Verunreinigungen der Atmosphäre zu erhalten. Diese äußere
Der Abbau kann auch mittels Chemikalien beschleunigt werden. Hinsichtlich der Behandlung mit natürlichem Licht bedeutet dies, daß Möglichkeiten bestehen, höhere Zerfallsgeschwindigkeiten infolge von Verunreinigungen der Atmosphäre zu erhalten. Diese äußere
Einwirkung von Chemikalien ist für die Stabilität von Polyäthylen jedoch nicht von entscheidender Bedeutung.
Ein Abbau kann auch durch Mikroorganismen erfolgen, jedoch scheint es im allgemeinen so zu sein,
daß der Abbau reiner Polymerer sehr langsam vor sich geht.
Der britischen Patentschrift 11 28 793 ist zu entnehmen,
daß Copolymere von Äthylen und Kohlenmonoxid unter dem Einfluß von Sonnenbestrahlung abbaubar
sind. In dieser Druckschrift ist auch erwähnt, daß die Abbaugeschwindigkeit weiter beschleunigt werden
kann, wenn metallorganische Verbindungen, wie beispielsweise Ferrocen oder Eisensalze, Kupfer- oder
Mangansalze, zugesetzt werden. Der genannten Patentschrift ist ganz allgemein zu entnehmen, daß Metallsalze,
die bekanntermaßen die Oxydation obengenannter Polymere in UV-Licht beschleunigen, als Additive
geeignet sind. Ferrocen ist dabei eine gelbe, feste Verbindung mit hohem Dampfdruck. Diese Verbindung
ist in Hochdruck-Polyäthylen lösbar, der hohe Dampfdruck der Verbindung bewirkt jedoch, daß Ferrocen
nach dem Mischen sehr schnell verdampft und aus der Lösung austritt Demzufolge läßt sich diese Verbindung
in keiner Weise als praktisch verwertbarer Zusatz beispielsweise für Hochdruck-Polyäthylen verwenden.
Aus der US-PS 34 54 51 ist zu entnehmen, daß da Degradation von Polyäthylen und von anderen Polyole
finen dadurch beschleunigt werden kann, daß Hochdruckpolyäthylen niedriger Dichte mit etwa 2% Ruß
oder einem anderen schwarzen Farbstoff durch Zusatz von etwa 0,01 bis 1,5 Gew-% von metallorganischen
Verbindungen bei Aussetzen ultravioletter Mrahi'ing
sich etwa 2- bis 7fach schneller als uas gleiche Polyäthylen ohne jeglichen Zusatz aboaut. Bei lediglich
Zi^d./ '.on Ruß kann nur eine eiwa l.Sfache Steigerung
dei /La Setzungsgeschwindigkeit des Polymers beobachtet
werden. Die in der US-PS beschriebenen Folien dienen dem Abdecken von landwirtschaftlichen Boden,
besitzen eine Transmission zwischen bevorzugt 1 bis 10% und sollen durch diese starke Herabsetzung der
Bestrahlung einer unter der Folie liegenden Fläche das Unkrautwachstum durch Behinderung der Photosynthete
entsprechender Unkräuter verhindern. Dementsprechend besitzen die Folien eine recht lange Lebensdauer,
da sie immerhin etwa 1 Jahr Bestrahlung überleben sollen. Als metallorganische Verbindungen werden
beispielsweise Acetylacetonate, Alkylacetoace'ate, Stearate und Oleate von Kupfer, Eisen und Kobalt, also
Übergangsmetallen, eingesetzt.
Die bekannte Folie ist immer noch zu langsam in ihrer Abbaugeschwindigkeit, außerdem bewirkt ein Ruß-Zusatz
bzw. Schwarzfärben der Folien eine schlechtere allgemeine Verwendbarkeit des Materials, da der
Vorteil von Folien zum Einpacken von Lebensmitteln insbesondere darin besteht, daß der Zustand des darin
verpackten Materials von außen durch den Verbraucher in Augenschein genommen werden kann.
Demgegenüber liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, eine lichtabbaubare Kuns'.stoffzusammensetrung
zu liefern, welche ohne Farbstoffzusatz zufriedenitellende Abbaugeschwindigkeiten beim Aussetzen an
Strahlung im Bereich zwischen 300 bis 800 μΐπ zeigt und
die zudem kostengünstig hergestellt werden kann.
Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die im Kennzeichen des Anspruches 1 aufgezählten Merkmale
gelöst
Der erfindungsgemäß vorgesehene Abbau, wie er nachfolgend beschrieben wird, ist im wesentlichen
dadurch gekennzeichnet, daß eine Kunststoffziisammensetzung,
die einen die Degradation fördernden Zusatz enthält, einer ultravioletten Bestrahlung .ausgesetzt
wird. Ein derartiger Abbau wird oft als sensibilisierte Degradation bezeichnet Ehe die Erfindung
im einzelnen beschrieben wird, werden nachfolgend die theoretischen Grundlagen, die die Basis der
Erfindung bilden, beschrieben. Als Ausführungsbeispitl
wird dabei Polyäthylen gewählt, welcher Teil einer erfindungsgemäßen Stoffzusammensetzung ist, wodurch
jedoch der Erfindungsgedanke nicht beschränkt werden soll, da auch andere Kunststoffe, beispielsweise
die weiter oben genannten, Teil der Zusammensetzung sein können. Als Polyäthylen können bei der erfindungsgemäßen
Kunststoffzusammensetzung sowohl Niederdruck- als auch Hochdruck-Polyäthylen, Polypropylen
oder auch Polystyrol oder ähnliches verwendet werden. Obwohl das Polyäthylen in der Beschreibung der
Erfindung sehr häufig genannt wird, wird darauf hingewiesen, daß dies nur beispielsweise geschieht und
die Erfindung nicht auf diese speziellen Kunststoff beschränkt ist.
Der Abbau von Polyäthylen durch natürliches Licht ist weitgehend mit seiner Photooxidation äquivalent
2". Tatsächlich handelt es sich um ein Zusammenwirken
vo'· drei Komponenten, nämlich Polyäthylen, Sauerstoff
und UV-Strahlung. Die Photooxidation kann dann auf zwei unterschiedliche Arten gestartet werden, nämlich
durch polymere Startreaktion, nämlich die Absorption
3d eines UV-Lichtquantes durch die funktioneile Gruppe
einer oxidierbaren Substanz, welche mit dem Oxidationsmittel (dem Sauerstoff) oder einem Sauerstoff-Substrat
komplex reagiert und durch eine sekundäre Kettenstartreaktion. die stattfindet, wenn das UV durch
3ί sauerstoffenthaltende Gruppen des Substrats, beispielsweise
Carbonylgruppen oder Hydroperoxide oder andere Verunreinigungen wie beispielsweise Katalysatorreste
oder ähnliches, absorbiert wird. Für die Polyäthylenzersetzung ist die sekundäre Kctenstartre-
4(i aktionen dominierend. Die Startreaktion bildet den
ersten Teil eines allgemein bekannten Autoxidationsmechanismus. der vor etwa 30 Jahren für die thermische
Oxidation von Kohlenwasserstoffen (RH) beschrieben worden ist (Bolland JL, Gee G, Trans Faraday Soc.
4-, 42-236(1946)244):
RH-R | -ROO- | Kettenstart |
R-+ O2 | RH - ROOH -»- R- | Fortpflanzung |
ROO- + | ♦ RO" + OH | Fortpflanzung |
ROOH- | Fortpflanzung | |
ROO- | ||
RO1 | Inaktive Produkte | |
R- | Abbruch | |
HO' | ||
5i Obwohl angenommen wird, daß die Photonxidation
von Polyäthylen ohne Autokatalyse stattfindet, kann dieses vereinfachte Schema als Beispiel für einen
möglichen Reaktionsmechanismus angesehen werden, demzufolge die erfindungsgemäßen Reaktionen ablaufen
können. Die Startreaktionen, die für die Fortsetzung der erlindungsgemäßen Zersetzung wichtig sind, be=
schreiben also die Eigenschaft des Polyäthylens, freie Radikale (R") zu bilden, wobei die Geschwindigkeitskonstanten
dieser Reaktion für die Degradations- und Abbauzeit von pntscheidender Bedeutung sind und sich
grundsätzlich von denen der Abbaugeschwindigkeiten bekannter Folien vorteilhaft unterscheiden. Wie vorstehend
erwähnt, ist nur die primäre Startreaktion für die
Zersetzung von Polyäthylen von geringerer Bedeutung. Aus diesem Grunde wird im folgenden nur die
sekundäre Startreaktion beschrieben. Sekundäre Startreaktion wird durch Verunreinigungen im Kunststoff,
beispielsweise durch UV-Strahlung absorbierende Carbonylgruppen oder Metalle bewirkt. Nachfolgende
Absorptionszentren können zu Startreaktionen führen:
(a) Carbonylgruppen, beispielsweise Ketone und Aldehyde,
(b) ungesättigte Gruppen,
(c) Peroxide und Hydroperoxide
All diese Gruppen werden im Polyäthylen während der Polymerisation oder während einer nachfolgenden
Bearbeitung gebildet. Die Carbonylgruppen können die Photodegradation des Polyäthylens auf zwei Weisen
initiieren. Einmal können die Karbonylgruppen rein photolytisch, d. h. ohne Anwesenheit von Sauerstoff,
freie Radikale erzeugen. Zum anderen können sie durch UV-Strahlung angeregt werden und dann ihre Energie
intermolekular auf Sauerstoffmoleküle übertragen. In beiden Fällen ergibt sich das Endergebnis, daß freie
Radikale gebildet werden. Bezüglich der kinetischen Behandlung der Initiationsreaktionen wird auf die
betreffende Fachliteratur verwiesen. Es sollte auch festgehalten werden, daß die Struktur (Kolloidstruktur
oder morphologische Struktur) des Polyäthylens für die Geschwindigkeit, mit der freie Radikale unter dem
Einfluß von UV-Bestrahlung gebildet werden, von Bedeutung ist. Die Oxidation erfolgt am schnellsten in
amorphen Bereichen, d. h. in denjenigen Bereichen, die sich durch strukturelle Unordnung auszeichnen und
dementsprechend einen höheren Prozentsatz von gasförmigem Sauerstoff aufnehmen können. Die Fortpflanzungsreaktionen
beschreiben die Fähigkeit freier Radikale, mit dem Polyäthylen weiter zu reagieren,
wobei neue freie Radikale gebildet werden. Diese können Alkylradikale, Allylradikale und Peroxidradikale
sein. In Polyäthylen werden während des Abbauprozesses ungesättigte Gruppen gebildet, welche, ähnlich
wie die reinen Polyäthylenketten, von freien Radikalen, beispielsweise Peroxidradikalen, angegriffen werden
können.
Abbruch- oder Terminationsreaktionen. d. h. Rekombination
zwischen freien Radikalen, führen zu einer großen Anzahl von Degradationsprodukten. Die kinetische
Behandlung der verschiedenen Abbruchstufen ist sehr kompliziert. Unter den Abbauprodukten, von
denen man annimmt, daß sie in Polyäthylen unter dem Einfluß von ultravioletter Strahlung in Gegenwart von
gasförmigem Sauerstoff gebildet werden, befinden sich Ketone. Carbonsäure, Aldehyde, Ester, Peroxidverbindungen,
ungesättigte Gruppen, Äther, Alkohole, niedermolekulare Alkane, Wasser und Kohlenoxide.
Gegenstand der Erfindung ist eine Kunststoffzusammensetzung
der eingangs genannten Gattung, welche sich dadurch auszeichnet, daß die Zusammensetzung
einen in ihr zu löslichen Zusatz in Form einer Eisenverbindung enthält, welcher sowohl als Initiator
als auch als Propagator wirkt und die allgemeine Formel
X-Fe hat, gekoppelt mit einem oder mehreren Liganden Y, weiche X-Fe in dem Polymeren der
Zusammensetzung löslich machen, wobei X einen oder mehrere Liganden bezeichnet, weiche den Zusatz
photolysierbar machen.
In der vorstehend genannten Essnverfaindung kann
das Eisen jede beliebige Oxydationsstufe haben. Diese Oxydationsstufe wird durch das Vorliegen von X
bestimmt. Als Beispiel für die Eisenverbindung X-Fe kann es erfindungsgemäß vorgesehen sein, daß X OH-,
Cl-, Br-, J-, Oxalate, H^Citrat2-, NOj-, N3-,
Äthylendiarhinletraessigsäufe (EDTA) öder ein Kärbonyl-,
Nitrosyl- oder Porphyrinderivat ist.
X-Fe wird photolysiert, wenn es der Lichteinstrahlung
ausgesetzt wird. Diese Photolyse findet unter Reduktion des Eisenkernes und unter Oxydation des
Liganden (der Liganden) oder umgekehrt stath Bei der
ίο Photolyse können die Oxydationsprodukte (Reduktionsprodukte),
die gebildet werden, freie Radikale des Polymeren erzeugen und auf diese Weise die Degradation
oder den Abbau initiieren.
Wenn eine X-Fe-Verbindung dem Licht ausgesetzt wird, wobei X beispielsweise aus einem Hydroxylion besteht, findet folgende Reaktion statt:
Wenn eine X-Fe-Verbindung dem Licht ausgesetzt wird, wobei X beispielsweise aus einem Hydroxylion besteht, findet folgende Reaktion statt:
+ h
/Fe2+OH/
> /Fe2+OH/
Fe2+ + OH»
Das Eisen wird unter der Einwirkung ultravioletter Bestrahlung reduziert Und bildet mit OH einen
»Komplex«. Dieser Komplex zerfällt dann in ein Hydroxylradikal und ein divalentes Eisenion.
Wenn beispielsweise die vorstehend beschriebene Verbindung in ein Polymeres gemischt wird, beispielsweise
ia Polyäthylen, findet folgendes statt: Wenn das
Hydroxylradikal (OH'), das gebildet worden ist, nicht mit
dem Eisen rückreagiert, wird es mit aller Wahrscheinlichkeit statt dessen mit dem Polymeren (RH) reagieren:
OH* + RH
H2O +
Das gebildete Alkylradikal ist sehr aktiv und kann mit
gasförmigem Sauerstoff in der folgenden Weise reagieren:
R* + O2
ROO·
Das gebildete Peroxyradikal kann dann beispielsweise von einem benachbarten Polymermolekül eih
Wasserstoffatom losreißen:
ROO* + RH
ROOH + R*
Fe3+ ist vorher durch das ultraviolette Licht zu Fe2+
reduziert worden, jedoch können Fe2+ und ROOH
(Hydroperoxyd) direkt reagieren:
Fe2+ + ROOH
Fe3
OH" + RO*
Hier ist nun wieder die Ausgangsposition erreicht, da
Fe3+ und OH- benachbart zueinander gebildet werden:
Fe3
Fe3+OH"
Anschließend kann der Prozeß sich so lange wiederholen, wie das Polymere dem Sonnenlicht
ausgesetzt wird. Erfindungsgemäß wird also eine abbaubare Kunststoffzusammensetzung erhalten, die
eine Eisenverbindung oder alternativ hierzu eine Verbindung eines anderen Obergangsmetalls enthält,
weiche sowohl als Initiator als auch als Propagator, d. k,
als Hydroperoxyd-Abbauer (Degradator) wirkt.
Um jedoch einen schnellen Abbau zu erreichen, ist es
notwendig, daß der beigemengte Zusatz im Kunststoff lösbar ist Die oben angegebenen X—Fe-Verbindungen,
in denen X die geschilderte Bedeutung hat, sind oft in Kunststoffen nur wenig löslich. Um die Löslichkeit
dieser Verbindungen zu steigern, ist es möglich, einen öder mehrere Liganden Y mit den genannten
Verbindungen zu koppeln« Vorzugsweise wird Y derart mit der Verbindung X-Fe verbunden, daß eine
Verbindung mit der Formel X-Fe-Y erhalten wird. Wie bereits erwähnt, bezeichnet Y einen oder mehrere
Liganden und besteht vorzugsweise aus einem Karbonsiureion. Die entsprechende Karbonsäure besteht aus
einer aromatischen oder aliphatischen Monokarbonsäure oder aus einer Dikarbonsäure. wobei die aliphatische
Karbonsäure vorzugsweise 6 bis 25 Kohlenstoffatome enthält.
Typische Beispiele von Karbonsäuren der vorgenannten Art sind Caprylsäure, Stearinsäure, Palminsäure.
Ölsäure, Pelargonsäure, Malonsäurederivate, Sebacinsäure, Phenylameisensäure und ihre Derivate, sowie
Phthalsäure und deren Derivate. Die Verbindung zwischen Fe und dem Liganden muß jedoch nicht
notwendigerweise aus der COO - -Gruppe bestehen, wie
es beispielsweise bei den Karbonsäuren der Fall ist. Das Eisen kann in einer Anzahl anderer Weisen mit Y
verbunden sein, wie es beispielsweise aus »Chelating Agents and Metal Chelates« (Dwyer and Mellor,
Academic Press, New York, 1964) hervorgeht. Vorzugsweise finden jedoch erfindungsgemäß die wenig
kostspieligen und ungiftigen Karbonsäuren Verwendung.
Dreiwertiges Eisen steht meistens in Oktaederkoordination mit seinen Liganden, d.h.. die sechs Liganden
sind an jeden Eisenkern gebunden. Der Ligand kann aus einem Ion bestehen, welches nur ein Atom (beispielsweise
Cl-) enthält, oder einige (beispielsweise OH-. Stearat ), oder aus irgendwelchen ungeladenen Molekülen
(beispielsweise Pyridin. Wasser oder Ammoniak). Erfindungsgemäß ist gefunden worden, daß eine
Verbindung X-Fe-Y, in der X beispielsweise OH-
und Y ein Karbonsäureion ist, beispielsweise Stearat . eine bessere Löslichkeit in beispielsweise Polyäthylen
ergibt.
Der den Fortgang der Degradation fördernde neue Zusatz, der erfindungsgemäß einen Teil der Zusammensetzung
bildet, hat also gemäß einem bevorzugten Ausführungsbeispiel die allgemeine Formel X-Fe-Y,
wo X einen oder mehrere Liganden bezeichnet, welche X-Fe photolysierbar machen, und Y einen beliebigen
Liganden oder beliebige Liganden bezeichnet, der bzw. die die Eigenschaft haben, die Moleküle des Zusatzes
lösbar zu machen und ihnen in Polyäthylen oder in •nderen Polymeren die Fähigkeit zur Migration zu
nehmen.
Ein Zusatz in der Art einer Verbindung des bevorzugten Typs X-Fe-Y gewährleistet die nachfolgend
beschriebenen Vorteile, wenn X und Y in der richtigen Weise ausgewählt werden. Diese Vorteile sind
ein niedriger Zusatzmittelgehalt hinsichtlich des Eisens, wodurch wiederum erreicht wird, daß die Kunststoffe
sich nur unwesentlich verfärben, wenn überhaupt Außerdem werden eine gute Löslichkeit im Kunststoff,
eine nicht signifikante Migrationstendenz, meistens eine
geringe Toxizität, sowie geringe Herstellungskosten erreicht
Das Volumen des Zusatzmittels hängt vom Molekulargewicht desselben ab, jedoch läßt sich als Regel ein
Wert von 0,Oi bis 2,0 Gew.-%, vorzugsweise 0,5
Gew.-%, angeben.
Um einen noch besseren Abbaueffekt zu erreichen, ist
es möglich, zu der Kunststoffzusammensetzung erfindungsgemäß eine Substanz zuzufügen, welche die
Photolyse von X-Fe (X-Fe-Y) beschleunigt Es ist jedoch festzuhalten, daß eine derartige Substanz in der
erfindungsgemäßen Zusammensetzung nicht noiweh*
digerweise vorliegen muß. Als Beispiel für derartige Substanzen lassen sich aromatische oder alkylaromatische
Ketone, Benzöphenon, Acetophenon, Antron oder Derivate der genannten Stoffe nennen.
to Wenn die Abbaurate eines Kunststoffes durch initüerüng der Bildung freier Radikale (R') beschleunigt
Werden soll, oder wenn der Hydroperoxydabbau beschleunigt werden soll, kann dies im Prinzip dadurch
bewerkstelligt werden, daß zwei verschiedene Arten von Verbindungen zugefügt werden, welche diese
Abbaureaktionen fördern. In einem festen Kunststoff ist es jedoch notwendig, daß der Hydroperoxyddegradator
unmittelbar dem Initiator benachbart liegt, d.h. also, nahe der Stelle, wo die freien Radikale gebildet werden.
beispielweise in der folgenden Weise:
Initiator + RH -» R'
R- + O2-ROO-ROO- +RH-* ROOH + R"
ROOH + Hydroperoxyddegradator -*
Initiator + RH -» R'
R- + O2-ROO-ROO- +RH-* ROOH + R"
ROOH + Hydroperoxyddegradator -*
Der Grund, weshalb diese Nähe erforderlich ist, besteht darin, daß (Verpackungs-) Polymere Festkörper
mit hohem Molekulargewicht sind, in denen unter anderem freie Radikale derart »eingefroren« sind, daß
sie nur eine sehr eingeschränkte Beweglichkeit haben.
Um bei dem vorstehend beschriebenen Zweikomponentensystem eine hohe Abbaurate zu erhalten, sind
wahrscheinlich relativ hohe Gehalte der beiden Zusätze notwendig. In diesem Fall steigt die Wahrscheinlichkeit,
daß die beiden Zusätze benachbart angeordnet sind. Bei der Erfindung wird dieser Nachteil dadurch vermieden,
daß der den Abbau fördernde Zusatz sowohl eine Initiierung als auch einen Hydroperoxydabbau gleichzeitig
erreicht
Weitere Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus den Ansprüchen und aus der nachfolgenden Beschreibung, in der ein Ausfü'iirungsbeispiel anhand der Zeichnung im einzelnen erläutert ist Dabei zeigt
Weitere Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus den Ansprüchen und aus der nachfolgenden Beschreibung, in der ein Ausfü'iirungsbeispiel anhand der Zeichnung im einzelnen erläutert ist Dabei zeigt
F i g. 1 ein Diagramm, in dem die zum vollständigen Brüchigmachen eines Filmes in einem sogenannten
Xenotest erforderliche Zeit (in Stunden) als Funktion des Zusatzmittelgehaltes in Form von Eisen in
Polyäthylen dargestellt ist;
F i g. 2 zeigt die Extinktion bei 1770 cm -' als Funktion
so der Bestrahlungszeit für eine Anzahl von erfindungsgemäß hergestellten Filmen;
F i g. 3 bis 5 sind ähnliche Diagrammdarstellungen wie in Fig.2, wobei das Polyäthylen jedoch unterschiedliche
Gehalte des effindüngsgemäßen Zusatzmittels hat, in einigen Fällen zusammen mit einem Initiator.
Die Erfindung wird im folgenden anhand eines Ausführungsbeispiels beschrieben.
Ausführungsbeispiel
Es sind Experimente mit FeOH (stearat)2 durchgeführt worden, um herauszufinden, wie dieses Zusatzmittel
Polyäthylen während der Bestrahlung mit einer Xenonlampe beeinflußt Zum Vergleich wurde ein
Polyäthylenfllm ohne irgendwelche Zusatzmittel oder
Additive verwendet Alle Filme oder Folien hatten eine
Dicke vor. 0,10 bis 0,15 nun. Die verschiedenen
Konzentrationen des Zusatzmittels sind in der folgenden Tabelle dargestellt:
22 44 | 801 | Eisengehalt | |
Film | Gehall an | Gehalt an | |
4-Octyloxy- | Feu QH | ||
benzophenon | (Gew.-%) | ||
(Gew.-%) | (Gew.-%) | 8,72 · 10 ·' | |
A | 1,00 | 6,54· 10 2 | |
B | 0,75 | 4,36· 10 J | |
G | 0,50 | 2,18· 10 3 | |
D | 0,25 | 0,87 · 10 2 | |
F | 0,10 | 0,44 · 10 2 | |
G | 0,05 | 0,44 ■ 10 2 | |
GO | 0,15 | 0,05 | 0,87 ■ 10 2 |
FO | 0,15 | 0,10 | 2,18· 10 2 |
DO | 0,15 | 0,25 | |
Der Abbau der Filme wurde infrarotspektroskopisch
hpi pinpr WpHpmrahl yon StWS !77QCiTl-* beobachtet.
Außerdem wurde mit Hilfe der Fingerspitzen festgestellt, wann die Filme brüchtig geworden waren. Die
Resultate der Untersuchungen sind teilweise in den nachfolgenden Tabellen enthalten, teilweise in den in
den Zeichnungen gezeigten graphischen Darstellungen.
Film | Bestrahlungszeit, | Zum vollständigen |
welche erforderlich | Brüchigmachen des | |
ist, um den Film | Films erforderliche | |
brechen zu lassen, | Bestrahlungszeit | |
wenn er mit Gewalt | ||
doppelt gefaltet | ||
wird | ||
(Std.) | (Std.) |
90 100 110 125 190 200 170 130 120
Keine Änderung der Festigkeit während des gesamten untersuchten Zeitintervalls
Die Ergebnisse von vorher durchgeführten Freiluftexperimenten zeigten, daß 100 Stunden Bestrahlungs-
A | 60 |
B | 65 |
C | 65 |
D | 65 |
F | 85 |
G | 95 |
GO | 90 |
FO | 70 |
DO | 60 |
Nulltest | K( |
zeit (Xenotest) an Polyäthylenfilmen 23 Tagen einer Freiluftbehandlung mit natürlichen Lieht entsprechen*
Film Abgeschätzte Zeit, die erforderlich ist, um
den Film im Freien bei Verkleidungsexperimenten total brüchig zu machen
(Tage)
A | 21 |
B | 23 |
30 C | 25 |
D | 29 |
F | 44 |
G | 46 |
GO | 39 |
35 FO | 30 |
DO | 28 |
Nulltest | Uahr |
Die Ergebnisse zeigen, daß bei allen FeOH (stearat)2-Gehalten ein unbedeutender Teil der sogenannten
Induktionsperiode erhalten bleibt, d. h. der Pei-'ode zu
Beginn des Experimentes, in der keine Degradation stattfindet Dies läßt sich dadurch erklären, daß die
Eisenverbindung angeregt wird, wobei die nachfolgende Photoreduktion wahrscheinlich-mit einem bestimmten
Quantenaustausch stattfindet
Anhand der erhaltenen Ergebnisse läßt sich der Schluß ziehen, daß durch die erfindungsgemäße
Kunststoffzusammensetzung, die ein Zusatzmittel enthält, welches sowohl als Initiator als auch als Propagator
dieni, ein Abbau in hinreichend kurzer Zeit im Freien
erhalten wird.
Hierzu 5 Blatt Zeichnüriseh
Claims (6)
1. Unter dem Einfluß von ultraviolettem Licht und/oder Sonnenlicht abbaubare Kunststoffzusammensetzung,
deren polymere Komponente thermoplastische Polymere aus oc-Olefinen, bevorzugt
Polyäthylen oder Polystyrol umfaßt, dadurch gekennzeichnet, daß die Kunststoffzusammensetzung
pigmentfrei ist und einen in ihr löslichen Zusatz in Form einer Eisenverbindung der allgemeinen
Formel X-Fe, gekoppelt mit einem oder mehreren Liganden Y, enthält, welcher sowohl als
Initiator als auch als Propagator wirkt, wobei die Liganden Y das X-Fe in dem Polymeren der
Kunststoffzusammensetzung solubilisieren und X einen oder mehrere Liganden bezeichnet, welche
den Zusatz photolysierbar machen, wobei X ein Karbonsäureanion einer aliphatischen oder aromatischen
Mono- oder Dikarbonsäure aufweist und die aliphaiische Karbonsäure vorzugsweise 6 bis 25
Kohlenstoffatome enthält
2. Zusammensetzung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Karbonsäure Caprylsäure,
Stearinsäure, Palminsäure, Ölsäure, Phthalsäure, Phenylameisensäure oder Sebacinsäure umfaßt.
3. Zusammensetzung nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß X
OH-,Ci, Br-, J-, Oxalate. H-Citrat2-, NO2-. N3-.
Äthylendiamintetraessigsäure oder ein Karbonyl-, Nitrosyl oder Porphyrinderivat ist.
4. Zusammensetzung nach einem der vorangehenden Ansprüche, oadurch gekennzeichnet, daß der
Gehalt an Zusatz 0,01 bis 2,0 Gew.-%, vorzugsweise 03 Gew.-%, beträgt.
5. Zusammensetzung nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die
Zusammensetzung eine Substanz zur Beschleunigung der Photolyse von X-Fe enthält.
'
6. Zusammensetzung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Substanz ein aromatisches
oderaikylaromatisches Keton ist.
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
SE7111625A SE372024B (de) | 1971-09-14 | 1971-09-14 |
Publications (3)
Publication Number | Publication Date |
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