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Streubares Siliermittel.
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Das Konservieren von Pflanzenfutter durch Silieren bezweckt, dem Vieh
während der an Frischfutter armen Jahreszeit ein Futter bieten zu können, daß hinsichtlich
des Nährwertes dem ursprünglichen Frischfutter möglichst entsprechen soll und vom
Vieh trotz der durch Gärung eingetretenen Veränderung in Zusammensetzung, Struktur
und Geruch bereitwillig und ohne Nebenwirkungen aufgenommen wird.
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Der im Futterstock unter Zellwasseraustritt stattfindende Gärungsprozess
soll daher so verlaufen, daß einerseits Verluste an Trockensubstanz durch oxidativen
Abbau, Fehlgärung und Schimmelbildung möglichst gering sind und andererseits ein
rasches Einsetzen der konservierenden Milchsäuregärung bis zum Erreichen des optimalen
Milchsäuregehaltes gefördert wird.
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Da die Milchsäurebakterien in einem anaeroben Milieu mit pH-Werten
zwischen 2,5 und 4 am besten gedeihen, während die für das Verrotten einer Silage
charakteristische Buttersäuregärung in einem aeroben Milieu mit pH-Werten zwischen
4,5 und 6 vorsichgeht, muss angestrebt werden, die Vermehrung der im Frischfutter
mehr oder minder vorhandenen Milchsäurebakterien dadurch zu begünstigen, daß das
Siliergut möglichst wenig Luftsauerstoff enthält, was bei halmigem Gut besonders
schwer ist, daß der pH-Wert von vornherein niedrig eingestellt wird, und daß das
Siliergut möglichst viel Zucker oder aufschließbare Kohlehydrate darbietet.-
Der
niedrige Eingangs-pH-Wert wird nach bekannten Verfahren durch Säuren oder durch
hydrolytische Spaltung saurer Salze erzielt. Der zur Gärung nötige Zucker beschränkt
sich entweder auf den arteigenen Zuckergehalt des Siliergutes oder wird durch Zusatz
von Zucker oder zuckerhaltigen Substanzen ergänzt. Die Verwendung von Sauren, z.B.
das als AIV-Säure bekannte Gemisch aus Salzsäure un<i Schwefelsäure, oder Ameisensäure
oder Phosphorsäuremischungen, begünstigt zwar die Platolyse und das Einstellen eines
niedrigen pH-Wertes, ist aber mit Schwierigkeiten bei der Verdünnung der konzentriert
angelieferten Säuren und bei deren Zugabe, sowie mit der Gefährdung durch Verätzungen
verbunden. Sie bedingt das Einschleppen grösserer Flüssigkeitsmengen in das möglichst
trockene Siliergut, das Ausschwemmen von Nährstoffen in den Silosumpf und den Angriff
auf den Beton und die Stahlarmierung der Silowände. Vor dem Verfüttern ist ein Abstumpfen
der Säure durch Zuschlag von Kalk notwendig, um bei Aufnahme grösserer Mengen solcherart
hergestellter Silage Knochenschäden des Viehs vorzubeugen.
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Es ist auch bekannt, streubare Siliersalze auf Basis Formaldehyd,
Formiat, Sulfat, Sulfit, Chlorid oder Nitrit mit geringen Zuckerzusätzen zur Konservierung
von Grünfutter zu verwenden. Diese meist pulverförmigen Salze haben gegenüber den
flüssigen Säuren den Vorteil, per Hand oder maschinell einstreubar zu sein, was
aber zum Nachteil werden kann, wenn sich die Salze wegen mangelnder Feuchtigkeit
im Futterstock
nicht gänzlich auflösen, z.B. in vorgetrocknetem
Gut oder Halbheu. Diese Reste verbleiben als Salznester in der Silage und werden
entweder samt dieser vom Vieh abgelehnt oder wirken sich nach Aufnahme ungünstig
auf Leistung und Befinden aus.
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Weiterhin ist bekannt, Rohzucker, Melasse, Trockenmelasse, Molkenprodukte
und rohe Zuckerrüben dem Siliergut zur Konservierung zuzusetzen.
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Rohzucker ist zwar bei richtiger Dosierung wirkungsvoll, da aber die
zur Verfügung stehende Menge von den wirtschaftlichen Verhältnissen im eigenen Lande
oder von zwischenstaatlichen Abmachungen und hinsichtlich des Preises von der äeweiligen
Subventionierung abhängt, ist seine Verfügbarkeit starken Bchwankungen bis zum gänzlichen
Ausbleiben unterworfen.
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Melasse, als Rückstandsprodukt der Zuckerrüben- und Zuckerrohrverarbeitung
etwa 50 Gew.- Zucker enthaltend, ist zu zäh und zu klebrig, um unverdünnt verwendbar
zu sein. Dies bedingt einen erheblichen Aufwand an Wasser, Transportmitteln, Rührgeräten,
3ehältern, an Arbeitsbelastung bei-kleinen und an maschineller Ausrüstung bei grossen
Silos.
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Bei der Verwendung von Trockennelasse entfällt zwar das Auflösen in
Wasser, aber sie ist wegen ihrer hohen Hygroskopizität und Neigung zum Verklumpen
von Hand kaum und maschinell nur mit Schwierigkeiten gleichmäßig zu verteilen. Dadurch
können im Futterstock milch- und buttersäurereiche Zonen'nebeneinander entstehen,
was den Wert der fertigen Silage beeinträchtigt
oder sogar in Frage
stellt.
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Molkenprodukte, basierend auf Milchzucker mit und ohne Melasse oder
Maismehlzusätze zur Verdickung, können sowohl als aufzulösende oder aufzuschlämmende
Pasten verwendet werden. Beim Zusatz der benötigten Mengen von 10 bis 15 Gew.-%
an Paste, bezogen auf das zu silierende Gut, treten die bei der Melasse als hinderlich
erwähnten Schwierigkeiten auf.
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Zuckerrüben oder Rübenköpfe mit Blattwerk können nur zerkleinert eingemischt
werden. Der lagenweise Zusatz dieses grobstückigen Materials von Hand ist sowohl
hinsichtlich des Arbeitsaufwandes wie der Ungleichmäßigkeit in der Verteilung der
benötigten, großen Mengen von 15 bis 30 Gew.-% des Siliergutes unwirtschaftlich
und zudem nur beschränkt wirksam. VorteLlhafter ist zwar die Häckselung und gleichmäßige
maschinelle Zuführung zum gleichzeitig maschinell zerkleinerten Siliergut bei laufender
Beschickung eines Großsilos, aber Voraussetzung hierfür ist das Vorhandensein einer
geeigneten Maschinenkombination mit hohem Investitions-, Betriebs- und Wartungsaufwand.
Nachteilig wirkt sich außerdem das Einbringen von etwa 70 Gew.-% Zellwasser der
rohen Rüben und das unvermeidbare Einschleppen anhaftender Erde und Schmutz und
damit von Erregern schädlicher Gärung aus. Ferner ist das Verfahren auf die Erntezeit
der Zuckerrüben, nämlich den Spätherbst, beschränkt, womit die Verwendung bei den
im Frühjahr und Sommer zu silierenden Futterarten entfällt.
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Gegenstand der vorliegenden Erfindung istsnun ein streubares
Siliermittel
auf Basis zerkleinerter und getrockneter Zuckerrüben und/oder Zuckerrohr, enthaltend
0,1 bis 5 Gew.-% anorganischer oder organischer, mit dem tierischen Organismus verträglicher,
fester Säuren.
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Ein besonderer Vorteil des erfindungsgemäßen Siliermittels besteht
in seiner Streubarkeit. Diese ist dadurch gegeben, daß man als Ausgangsmaterial
zerkleinerte und getrocknete Zuckerrüben oder Zuckerrohr verwendet. Die Zerkleinerung
kann in-ühlicher Weise, z.B. durch Schnitzeln oder Häckseln erntereifer Zuckerrüben
oder Zuckerrohr, und das Trocknen nach den üblichen Trocknungsverfahren erfolgen,
wobei zweckmäßigerweise bis zu einem Wassergehalt von höchstens etwa 15 Gew.-%,
bezogen auf die getrocknete Masse, getrocknet wird.
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Zweckmäßigerweise werden der Masse nach der Trocknung die festen Säuren
zugesetzt. Als feste Säuren kommen anorganische und organische Säuren in Betracht,
die bei der Verarbeitungstemperatur im festen Aggregatzustand vorliegen, bei den
zugegebenen Mengen mit dem tierischen Organismus verträglich und von zusätzlich
wachstumshemmender Wirkung auf die Buttersäurebakterien und Schimmelpilze sind,
z.B. Amidosulfonsäure, Pyrophosphorsäure, Aepfelsäure, Ascorbinsäure, Bernsteinsäure,
Citronensäure, Dioxyweinsäure, Glykolsäure, Glutaconsäure, Lävulinsäure, Malonsäure
und Weinsäure. Besonders bevorzugt sind Amidosulfonsäure, Ascorbinsäure und Citronensäure.wegen
ihrer ausgesprochen spezifisch baktericiden Wirkung. Im Vergleich mit der als Siliermittel
bekannten AIV-Säure, die eine starke Plasmolyse bewirkt, tritt hier keine Ausschwemmung
von Nährstoffen in den Silosumpf ein.
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Das so hergestellte Siliermittel wird zweckmäßigerweise in Kunststoffsäcke
oder Behälter abgefüllt und ist in dieser Verpackung lager- und transportfähig.
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Das Siliermittel wird in üblicher Weise in das zu konservierende Grünfutter
von Hand oder maschinell eingestreut und dann das derart erhaltene Siliergut zur
Garung gebracht.
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Die Je nach Siliergut benötigten Mengen an Siliermittel sind in der
folgenden, vergleichenden Tabelle dargestellt.
Siliergut M e l a s s e Zuckerrüben Siliermittel |
unverdünnt verdünnt roh,zerkleinert gemäß |
Erfindung |
kg/t l/t kg/t kg/t |
Gras 60 70 230 25 |
jung,feucht |
ca.20 Gew.-% |
Tr. -Subst. |
Gras 40 50 180 15 |
lufttrocken |
ca.25 Gew.-% |
Tr.-Subst. |
Gras 25 30 80 | 8 |
Halbheu |
ca.35 Gew.-iO |
Tr. -Subst. |
Mischfutter 35 40 | 120 15 |
Serradella 50 60 170 20 |
lee und 65 80 200 25 |
Luzerne |
Von Vorteil sind beim erfindungsgemäßen Siliermittel im Vergleich zu Melasse und
rohen Zuckerrüben dessen leichte Dosierbarkeit, die Streufähigkeit, die geringeren,
erforderlichen Mengen, das Entfallen von Verdünnen und Auflösen, die gegebene, rasche
Absenkung des pH-Wertes und die baktericide Wirkung. Zufällige Ueberdosierung, lokale
Anreicherung im Futterstock oder Verbleib von Resten nach beendeter Gärung sind
für das Vieh unschädlich.
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Die in den nachstehenden Ausführungsbeispielen angeführten Teile und
Prozente beziehen sich auf das Gewicht.-beispiel 1 100 Teile Zuckerrüben-Trockenschnitzel
von 12 % werden mit einem Gemisch aus 1
mit inem Wassergehalt |
Teil Citronensäure- |
und 1 Teil Weinsäure-Pulver vermischt. Einwässriger Auszug von gleichen Teilen dieses
Gemisches und Wasser zeigt einen pH-Wert von 2,5 bis 3. hin Teil des auf diese Weise
erhaltenen, streufähigen Siliermittels wird mit 70 Teilen Mischfutter vermischt.
Im Verlauf des Silierprozesses stellt sich der. für die Milchsäuregärung optimale
pH-Wert von,4 bis 3,8 ein, wobei zusätzlich das Vorhandensein von Qitronensäure
eine bakteriostatische wirkung auf die Buttersäurebakterien ausübt.
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Beispiel 2 1 Teil' Zuckerrohr-Trockenschnitzel mit einem Wassergehalt
von 15 % wird mit 0,01 Teilen Amidosulfonsäure-Pulver vermischt und zur Silierung
in 50 Teile gehäckselter Seradella eingestreut.
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Man erhält nach beendeter Gärung eine Silage mit einem pH-Wert von
,5 bis 4,0 unter vorzüglicher Erhaltung des in diesem eiweißreichen Grünfutter vorhandenen
Rohproteins-.
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zie VerN-endung der Erfindung kann durch gesetzliche Bestimmungen,
insbesondare durch das Futtermittelgesetz beschränkt sein.