DE2209105C2 - Verfahren zum Herstellen von vorgespanntem Sicherheitsglas mit Doppelbrucheigenschaften - Google Patents
Verfahren zum Herstellen von vorgespanntem Sicherheitsglas mit DoppelbrucheigenschaftenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen von vorgespanntem Sicherheitsglas mit Doppelbrucheigenschaften,
bei dem man zur Induzierung einer bestimmten Spannung im Glas ein Kühlmedium bestimmter Viskosität auswählt und das erhitzte Glas
durch Eintauchen in dem Medium auf einen Zugspannungsbereich zwischen 350 und 490 kg/cm2 abschreckt.
Bei einem bekannten Verfahren dieser Art (DE-OS 1965823) werden als Kühlmedium Mineralöle
verwendet, die zu einer um so größeren Vorspannung des Glases führen sollen, je höher ihre Viskosität
ist. Dabei werden ferner die Viskositätsangaben sämtlich auf 38 C bezogen, eine Temperatur, die weit
unter den üblichen Abschrecktemperaturen liegt.
Das bekannte Verfahren hat bisher keine gewerbliche Anwendung gefunden, was wohl darauf zurückzuführen
ist, daß Mineralöle mit jeweils höherer Viskosität nicht in der gewünschten Weise zu Sicherheitsglas
mit jeweils höherem Vorspannungsgrad führen.
Es ist ferner bekannt (GB-PS 12 15954), beim Herstellen von vorgespanntem Sicherheitsglas als Kühlmedium
eine Trägerflüssigkeit mit hohem Siedepunkt zu verwenden, dem eine geringe Menge einer Zusatzflüssigkeit
mit erheblich niedrigerem Siedepunkt zugegeben wird. Dabei erfolgt die Wärmeabfuhr beim
Abschreckvorgang allein durch die aufzubringende Verdampfungswärme für die nieder siedende Zusatzflüssigkeit.
Da keine Wärmeabfuhr durch Konvektion erfolgt, besteht in diesem Fall auch kein Zusammenhang
mit der Viskosität des Kühlbades.
Schließlich hat man auch schon Glas in Silikonölen abgeschreckt (Inorg. Materials 5, 1969 S. HK)-106),
ohne dabei jedoch einen eindeutigen Zusammenhang zwischen Viskosität und Zugspannung, der für die
Herstellung von vorgespanntem Sicherheitsglas mit Doppelbrucheigenschaften ausnutzbar wäre, festzustellen.
Unter Sicherheitsglas mit Doppelbruchcigenschaften, wie es sich beispielsweise zur Verwendung als
Windschutzscheibe in einem Kraftfahrzeug eignet, versteht man folgendes:
Wenn eine solche Glasscheibe von einem scharfen Gegenstand, beispielsweise einem auf die Außenseite
der Scheibe aufschlagenden Stein, getroffen wird, tritt kein ausgedehnter, die Sicht behindernder Splitteroder
Krümelbruch auf. Vielmehr ruft ein solcher scharfer Gegenstand lediglich Sprünge oder Risse in
der Nähe des Auftreffpunktes hervor. Wenn hingegen ein stumpfes Objekt mit hoher Energie auf eine solche
Scheibe auftrifft, beispielsweise der Kopf eines Kraftfahrzeuginsassen, erhöht die hierdurch hervorgerufene
Verbiegung des Glases die Spannung im Glas in der Weise, daß sich ein ausgedehnter Krümelbruch
ergibt, bei dem Partikel entstehen, die so klein sind, daß sich die Windschutzscheibe auflöst und ernsthafte
Verletzungen am Fahrzeuginsassen nicht eintreten.
Der beim Zerspringen eines vorgespannten Glases auftretende Zerkrümelungsgrad wird üblicherweise
durch die »Krümeizahl« gemessen, das ist die Anzahl der pro cm2 Glas entstehenden Teilchen oder Krümel.
Diese Krümelzahl ist weiterhin ein Maß für die Voroder Zugspannung, die durch den Absclireck- oder
Härtungsvorgang dem Glas mitgeteilt wurde.
Es ist Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren zum Herstellen von vorgespanntem Sicherheitsglas mit
Doppelbrucheigenschaften anzugeben.
Die Λuίgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst,
daß man in Silikonölen abschreckt, deren Viskositäten bei der entsprechenden Abschrecktemperatur
im Bereich von 3 bis 120 centistokes eine Folge ansteigender Werte bilden, und daß man zur Erzeugung einer
kleineren Zugspannung eine Flüssigkeit größerer Viskosität und zur Erzeugung einer größeren Zugspannung
eine Flüssigkeit kleinerer Viskosität derart verwendet, daß die induzierte Zugspannung erst dann
zu einem Krümelbruch des Glases führt, wenn diesem durch Auftreffen eines stumpfen Objekts eine zusätzliche
Biegespannung erteilt wird.
Hierdurch wird der Vorteil erreicht, daß man in eindeutiger und praktisch ausnutzbarer Weise eine Auswahl
unter bestimmten zu erzielenden Zugspannungen treffen kann, welche z. B. in Abhängigkeit von einem
bestimmten Anwendungszweck dem Glas mitgeteilt werden sollen. Mit anderen Worten, es läßt sich
ein vorgespanntes Glas bestimmter »Krümelzahl« herstellen, welches als Sicherheitsglas mit von vornherein
angebbaren Doppelbrucheigenschaften eingesetzt werden kann.
Die nachstehende Beschreibung bevorzugter Ausführungsformen der Erfindung dient im Zusammenhang
mit der Zeichnung der weiteren Erläuterung. Es zeigen:
Fig. 1 eine graphische Darstellung der im Glas erzeugten Zugspannung (Ordinate) gegen die Viskosität
der Abschreckflüssigkeit (Abzisse) bei 100° C und
Fig. 2 eine graphische Darstellung der durch Anschlagen mit einer Körnerspitze erzeugten Krümelzahl
pro cm2 (Abzisse) gegen die Viskosität des Abschreckbades (Ordinate).
Es wurde gefunden, daß es verschiedene Familien von Silikonölen gibt, die zum Abschrecken heißer
Gläser geeignet sind, wobei die Glieder jeder Familie bei einer bestimmten Temperatur, nämlich der Abschrecktemperatur,
durch jeweils höhere Viskositätswerte gekennzeichnet sind, die ihrerseits jeweils abnehmenden
Zugspannungen des in diesen Ölen gehärteten Glases entsprechen.
Nach dem Grundgedanken der Erfindung wählt
man aus einer Schar von Silikonölen, deren Viskositii-
ten bei einer bestimmten Abschrecktemperatur über einen definierten Viskositälsbereich verteilt sind, welcher
seinerseits einem bestimmten Bereich dem bestreffenden Glas mitzuteilender Zugspannungen entspricht,
ein bestimmtes Öl derart aus, daß es eine Viskosität besitzt, welche die gewünschte Zugspannung
im Glas hervorruft, wenn dieses bei der bestimmten Abschrecktemperatur in diesem Silikonöl abgeschreckt
wird.
Das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich insbesondere zur Anwendung beim Vorspannen von normalen
tecnnischen Natron-Kalk-Gläsern von etwa 3 mm Dicke.
Brauchbare Familien von Silikonölen sind beispielsweise die Methylpolysiloxane oder die Methylpolysiloxane
oder Phenylmethylpolysiloxane. Es werden in erster Linie handelsübliche Silikonöle verwendet,
welche klar definierte Viskositäten besitzen. Kühlmedien mit dazwischen gelegenen Viskositätswerten lassen sich dadurch herstellen, daß zwei
Silikonöle der betreffenden Familie mit jeweils höherer und niederer Viskosität als die gewünschte Viskosität
gemischt werden. Die Mischung erfolgt in einem solchen Verhältnis, daß sich eine Flüssigkeit mit der
gewünschten Viskosität ergibt.
Während des Abschreck- oder Härtungsvorganges im Kühlbad erfolgt der Wärmeentzug von der Oberfläche
des Glases in erster Linie durch Konvektionsströmung innerhalb des Bades. Die untere Grenze des
geeigneten Viskositätsbereichs der Silikonöle jeder Familie ist infolgedessen der Viskositätswert des ersten
Silikonöls jener Familie, und zwar betrachtet in der Reihenfolge ansteigender Viskositätswerte, bei
dem ein wirksamer Wärmeentzug beim Abschrecken hauptsächlich durch Konvektionsströmung innerhalb
des Silikonöles erfolgt.
Silikonöle jeder Familie am unteren Ende dieses Viskositätsbereichs können im Glas Zugspannungen
derart hervorrufen, daß das Glas in kleine Partikel oder Krümel zerspringt, wenn das Glas mit der Spitze
eines Körners angeschlagen wird; dies nennt man »Krümelbruch«, wobei dieser Bruch das ganze oder
den größten Teil des betreffenden Glasstückes erfaßt.
Silikonöle, die in einem anderen Abschnitt des Viskositätsbereiches
liegen, ergeben Gläser, welche die obenerwähnten Doppelbrucheigenschaften besitzen.
Bei der Auswahl dieses Abschnittes des Viskositätsbereiches gilt als untere Grenze derjenige Viskositätswert, betrachtet wiederum in der Reihenfolge ansteigender
Viskositäten, welcher im Glas eine Zugspannung induziert, die nicht ausreicht, um beim Schlagen
mit einem spitzen Gegenstand einen typischen Krümelbruch zu erzeugen. Die obere Grenze jenes Viskositäts-Teilbereiches
ist derjenige Viskositätswert, bei welchem dem Glas eine solche Zugspannung mitgeteilt
wird, daß sich gerade die Krümelbruchstruktur zeigt, wenn die Biegespannung des Glases durch das
Auftreffen eines weicher. Gegenstandes vergrößert wird. Jenseits dieser oberen Grenze des betreffenden
Teilbereiches gibt es in jeder Familie noch Silikonöle mit höherer Viskosität, die immer noch eine bestimmte
Druckspannung im Glas hervorrufen, welche ihrerseits in natürlicher Weise die Festigkeit des Glases
verbessern kann, und zwar auch dann, wenn bei Erhöhung der Zugspannung durch Bicgebeanspruchung
ein Krümelbruch gewöhnlich nicht eintritt.
Glas, auf welches sich das erfindungsgemaße Verfahren
anwenden läßt, kann die Form ebener oder t»ebogener
Glasscheiben haben oder auch in Gestalt von Glasgegenständen, wie Hohlglaswaren, insbesondere
Glasbehältern und Flaschen, Glasgeschirr, Isolatoren, Hohlglasblöcke usw. vorliegen. Das erfindungsgemaße
Verfahren läßt sich ferner auch auf das Härten oder Vorspannen kleiner Glasgegenstände anwenden,
beispielsweise von Linsen und Meßgläsern.
Die nachstehende Beschreibung bevorzugter Ausführungsformen der Erfindung dient im Zusammenhang
mit der Zeichnung der weiteren Erläuterung. Es zeigen:
Fig. 1 eine graphische Darstellung der im Glas erzeugten
Zugspannung (Ordinate) gegen die Viskosität der Abschreckflüssigkeit (Abszisse) bei 100 C
und
Fig. 2 eine graphische Darstellung der durch Anschlagen
mit einer Körnerspitze erzeugten Krümelzahl pro cnr (Abszisse) gegen die Viskosität des Abschreckbades
(Ordinate)"
Um vergleichbare Zahlen für jede Familie der hier benutzten Flüssigkeiten zu erhalten, wurden stets
Stücke aus Natron-Kalk-Glas derselben Größe, nämlich 120 mm x 20 mm verwendet. Für die Härtung jedes
Glasstückes wurde immer die gleiche Apparatur benützt. Zunächst wurde das Glas in einem bei 800 C
gehaltenen Ofen auf eine Temperatur zwischen etwa 68(): C und 700 C erwärmt. Das Glas verblieb etwa
135 see im Ofen und fiel hierauf unter der Wirkung seiner Schwere aus dem Ofen über eine Entfernung
von etwa 20 cm in ein Bad mit 500 cm3 Kühlflüssigkeit, die konstant bei einer Arbeitstemperatur von
100 C gehalten wurde.
Wenn das heiße Glasstück in die Kühlflüssigkeit eintaucht, erfolgt unmittelbar eine rasche Erhitzung
derjenigen Flüssigkeitsschicht, die in Berührung mit der Glasoberfläche gelangt, solange das Glas der
Länge nach durch die Flüssigkeit nach unten wandert. Die erfindungsgemäß verwendete Flüssigkeit soll vorzugsweise
im Bereich dieser erhitzten Flüssigkeitsschicht keine chemische Veränderung erfahren.
Um eine viskositätsabhängige Kontrolle der bei der Härtung im Glas erzeugten Zugspannungen zu erhalten,
erweist es sich als vorteilhaft, die Abschreckflüssigkeit so auszuwählen, daß bei der betreffenden Arbeitstemperatur,
z. B. 100° C, der effektive Wärmeentzug von der Glasoberfläche hauptsächlich
durch Konvektionsströmung innerhalb des Flüssigkeitskörpers stattfindet.
Flüssigkeitsfamilien, welche sich erfindungsgemäß besonders brauchbar erweisen, sind die Familien der
chemisch miteinander verwandten Silikonöle. Innerhalb jeder Familie spiegelt sich die molekulare Komplexität
in der Viskosität wider. Je komplexer der molekulare Aufbau, um so höher ist die Viskosität. Innerhalb
der Familien verwandter, handelsüblicher Silikonöle finden sich Flüssigkeiten, deren Viskosität
bei 100° C von etwa 0,5 bis 106 centistokes reicht.
Zur Erläuterung der Erfindung werden nunmehr besondere Versuche unter Ausnutzung bestimmter
Silikonölbereiche beschrieben. Es wurden Silikonöle benutzt, welche von der Wacker-Chemie GmbH in
München hergestellt werden.
Eine Familie solcher Silikonöle umfaßt die Öle mit der Bezeichnung »AK«; es handelt sich hierbei um
eine Gruppe von Methylpolysiloxanen.
Bei einer Arbeitstemperatur von 100 C nesitzt jedes
Öl dieser AK-Familie eine wohlbestimmte Viskosität. Unter Verwenduni! dieser AK-Öle \v;ir es möii-
lieh, aus dieser Familie eine Reihe von Ölen auszuwählen,
deren Viskositäten bei 100' C über einen weiten Bereich wachsender Viskositäten verteilt waren,
wobei jeweils die Viskosität jeder Flüssigkeit bei 100 C etwas niedriger als die Viskosität der nachfolgenden
Flüssigkeit war. Auf diese Weise besitzt jede Flüssigkeitsfamilie eine zugeordnete Reihe ansteigender
Viskositätswerte. Bei anderer Arbeitstemperatur, beispielsweise 150 C, wäre auch der Viskositätsbereich
anders.
Die Ergebnisse der Abschreckung einer Reihe von je gleichen, 3 mm dicken Glasstücken in der oben beschriebenen
Weise sind in der nachstehenden Tabelle I angegeben.
Wacker-Silikonöle der AK-Reihe Glasdicke: 3 mm
OeI No.
Viskosität bei
100° C
(centistokes)
(centistokes)
Zugspannung Krümelzahl :< (kg/cm2) (/cm2)
1 | 6.7 | 875 | 33 |
2 | 8 | 760 | 30 |
3 | 10 | 695 | 26 |
4 | 12 | 660 | 22 |
5 | 15 | 595 | 20 |
6 | 17 | 590 | 13 |
7 | 20 | 555 | 6 |
8 | 2i | 550 | 4 |
9 | 34 | 540 | _ |
10 | 90 | 400 | _ |
11 | 120 | 325 | _ |
12 | 350 | '280 | |
13 | 4 000 | 235 | - |
Jedes in der Tabelle angegebene Ergebnis repräsentiert einen Mittelwert, der jeweils durch Abschreckung
einer Mehrzahl von Glasstücken in dem #. betreffenden Silikonöl erhalten wurde. Jedes Glas
wurde nach dem Abschrecken innerhalb des Öles auf die Öltemperatur von 100° C abgekühlt. Nach Herausnahme
und Abkühlung ,:uf Raumtemperatur wurde das vorgespannte Glas gereinigt und seine Zugspannung
unter Verwendung eines Babinet-Kompensators gemessen. Jedes Glas wurde anschließend mit
einem Körner angeschlagen. Falls ein Krümelbruch auftrat, wurde eine entsprechende Partikelzählung
vorgenommen. Das erste, geeignete Öl der AK-Reihe ist das Öl Nr. 1, bei dem es sich um ein handelsübliches
Silikonöl handelt. Dieses Öl, dessen Viskosität bei 100° C 6,7 centistokes betrug, erwies sich in der
Lage, ein vorgespanntes Glas zu erzeugen, wobei der effektive Hitzeentzug im wesentlichen durch Konvektionsströmung
innerhalb des Öls erfolgte. Es ergab sich eine erwünschte Zugspannung von 875 km/cm2.
Nach dem Zerbrechen des Glases wurde eine Krümelzahl von 33/cm2 ermittelt, wobei diese Krümelzahl natürlich
von der Zugspannung des Glases abhängt.
Das nächste, im Handel verfügbare Öl der AK-Reihe war das Öl Nr. 6, welches eine Viskosität von
17 centistokes bei 100° C besitzt. In diesem Öl abgeschrecktes Glas hatte eine Zugspannung von
kg/cm2 und ergab eine mittlere Krümelzahl von es
13/cm-._
Die Öle Nr. 2 bis 5 wurden durch Vermischen entsprechender
Anteile der Öle Nr. 1 und 6 erhalten, wobei das Mischungsverhältnis so gewählt wurde, daß
sich jeweils die in Tabelle I angegebene Viskosität (bei 100 C) ergab. Diese Vermischung erfolgte im
Verhältnis der Viskositäten der beiden Öle Nr. 1 und 6.
Die Werte für die Zugspannung und Krümelzahl zeigen, daß bei den AK-Silikonölen Nr. 1 bis 6 die von
6,7 bis 17 centistokes ansteigenden Viskositätswerte (bei 100° C) abnehmenden Werten der Zugspannung
von 875 bis 590 kg/cm: und Krümelzahlen von 33/cm2
bis 13/cm: entsprechen. Diese Werte wurden der graphischen
Darstellung in Fig. 1 zugrunde gelegt, in der die Zugspannung (Ordinate) gegen die Viskosität
(Abszisse) bei 100' C aufgetragen ist. Die Kurve für die Ergebnisse der Tabelle I ist in Fig. 1 mit AKi bezeichnet,
was darauf hindeuten soll, daß sich die Ergebnisse auf die Abschreckung 3 mm dicker Glasstücke
in Silikonölen der AK-Familie beziehen. In diesem Viskositätsbereich von 6,7 bis 17 centistokes
ι ist ein scharfer Abfall der Zugspannung festzustellen, was sich nach einem bestimmten, durch die Kurve
AKi repräsentierten Gesetz vollzieht. In diesem Bereich ruft eine kleine Viskositätsänderung eine große
Änderung der Zugspannung hervor.
Das nächste, zur Verfügung stehende Öl in der AK-Reihe war das Öl Nr. 9 mit einer Viskosität von 34
centistokes bei 100" C. Mischungen der Öle Nr. 6 und 9 ergaben die Öle Nr. 7 und 8 mit entsprechenden
Zwischenwerten der Viskosität. Die Mischöle Nr. 7 und 8 induzierten in das Glas gerade so viel Spannung,
daß sich noch eine kleine Krümelzahl von 6/cm2 bzw. 4/cm2 nach Bruch durch Anschlagen mit einem Körner
ergab.
Die Abschreckung mit dem Öl Nr. 9 lieferte ein Glas, welches beim Anschlagen mit einem Körner
nicht zu Krümeln zerbrach, so daß offensichtlich die Zugspannung, welche zu 540 kg/cm2 gemessen wurde,
nicht ausreichte, einen Krümelbruch zu ergeben. Weitere Experimente mit den (im Handel verfügbaren)
Ölen Nr. 10 bis 13, deren Viskositätswerte über einen weiten Bereich wachsender Viskosität reichen,
zeigten einen progressiven Abfall der durch das Abschrecken im Glas induzierten Zugspannung, obwohl
die zugehörige Kurve in Fig. 1 ziemlich flach verläuft. Bei keinem dieser letzten Versuche war die dem
Glas induzierte Spannung ausreichend, um einen Krümelbruch zu ergeben, wenn das Glas mit einem
Körner angeschlagen wurde. Die Zugspannung, welche durch die Öle Nr. 9 und 10 induziert wird, ist größer
als 350 kg/cm2 und würde im Bereich von 350 bis 490 kg/cm2 ausreichen, um einen Krümelbruch dann
zu ergeben, wenn das Glas durch ein stumpfes, mit hoher Energie auftreffendes Objekt verbogen wird. Die
durch die Öle Nr. 9 und 10 gehärteten Gläser zeigen daher die erwünschten, obenerwähnten, »doppelten«
Brucheigenschaften von Sicherheitsglas.
Die hochviskosen Öle Nr. 12 und 13 ergaben kein vorgespanntes Glas mit Krümelbrucheigenschaften
oder mit erhöhter Spannung, da sich die Biegefestigkeiten der in den Ölen Nr. 12 und 13 abgeschreckten
Gläser durch Messung in einem Vierpunkt-Biegetest zu 1900 kg/cm2 bzw. 1850 kg/cm2 ergaben. In all diesen
Versuchen wurde gefunden, daß die Abnahme der Zugspannung erwartungsgemäß von einer Abnahme
der Biegefestigkeit begleitet ist. In den Versuchen, deren Ergebnisse in Tabelle I angegeben sind,
fiel die Biegefestigkeit von etwa 3450 kg/cm2 für das im Öl Nr. 1 abgeschreckte Glas auf den oben angege-
benen Wert von 185(1 kg/cm2 für das im Ol Nr. 13 abgeschreckte
Glas.
Eine ähnliche Versuchsreihe wurde unter Verwendung von Wacker-Silikonölen der AR-Serie ausgeführt.
Hierbei handelt es sich um Phenylmethylpolysiloxane mit 15'/r· Phenylgruppen. Die Ergebnisse dieser
Versuche, bei welchen wiederum 3 mm dicke Gläser abgeschreckt wurden, sind in der nachfolgenden
Tabelle II angegeben.
Wacker-Silikonöle der AR- Reihe
Glasdicke: 3 mm
Glasdicke: 3 mm
OeI No.
Viskosität bei
100 C
(centistokes)
(centistokes)
Zugspannung Krünielzahl (kg/cm2) (/cm2)
1 | 5 | 845 | 54 |
2 | 12 | 450 | 4 |
3 | 21 | 420 | - |
4 | 34 | 400 | _ |
5 | 52 | 395 | _ |
6 | 77 | 345 | _ |
7 | 150 | 325 | - |
Die Ergebnisse der Tabelle H sind in Fig. 1 durch die Kurve AR3 graphisch dargestellt. Diese Kurve hat
eine ähnliche Form wie die Kurve AK3, verläuft jedoch
unterhalb derselben. Dies zeigt an, daß ein etwas geringerer Vorspannungsgrad erreicht wurde. Jedoch
gab jedes AR-SilikonöI einen definierten Vorspannungsgrad,
der durch die Zugspannung und Krümelzahl wiedergegeben wird. Die in den Ölen Nr. 1 und 2
abgeschreckten Gläser ergaben nach dem Bruch definierte Krümelzahlen. Die in den Ölen Nr. 3, 4 und 5
abgeschreckten Gläser zeigten die »doppelten« Brucheigenschaften von Sicherheitsglas. Durch proportionales
Vermischen der Öle Nr. 1 und 2, die beide im Handel verfügbar sind, ließen sich Gläser mit verschiedenem
Vorspannungsgrad erzeugen, welche jeweils eine definierte Krümelzahl lieferten, wenn sie
mit einem Körner angeschlagen wurden.
Es wurde gefunden, daß das erste Öl der AR-Serie, welches Anwendung finden kann, eine etwas geringere
Viskosität bei 100° C, nämlich 5 centistokes, besaß, als das erste Öl der AK-Serie. Es ergab sich eine
höhere Krümelzahl, obwohl der gemessene Zugspannungswert dieselbe Größenordnung besaß wie beim
AK-Öl Nr. 1. Diese Abweichung kann durch irgendeinen Faktor verursacht sein, der bei den betreffenden
Versuchen eine Rolle spielte.
Fig. 2 zeigt eine graphische Darstellung der Visko sität der Abschreckflüssigkeit (Ordinate) bei 100° C
gegen die Krümelzahl (Abszisse). Bei denjenigen Gläsern, in denen nach dem Anschlagen mit einem
Kömer Krümelbruch auftritt, scheint die Beziehung die Gestalt einer geraden Linie zu haben, wobei eine
deutliche Tendenz der Krümelzahl vorliegt, anzusteigen, wenn die Viskosität abnimmt. Eine Auswahl einer
bestimmten Krümelzahl kann dadurch erfolgen, daß man ein geeignetes Öl aus der Familie mit der gewünschten
Viskosität auswählt und dann dieses Öl zum Abschrecken benutzt. Die Beziehung zwischen
Viskosität und Krümelzahl wird durch den Bereich der graphischen Darstellung angegeben, der von allen
eingetragenen Linien eingenommen wird, obwohl die Abweichung bei der Kurve Aiii auf irgendeine Verschiedenheit
in den Ergebnissen zurückgehen mag, wie sie für das Öl Nr. 1 in Tabelle II angegeben ist.
Die nachstehende Tabelle III zeigt die Ergebnisse einer Abschreckung mit Silikonölen der CR-Serie.
Auch bei diesen Ölen handelt es sich um Phenylmethylpolysüoxiinc.
Wacker-Silikonöle der CR-Reihe
Glasdicke: 3 mm
Glasdicke: 3 mm
OeI No. Viskosität bei Zugspannung Krümelzahl
100 C (kg/cm2) (/cm2)
(centistokes)
1 | 5 | 880 | 34 |
2 | K) | 595 | Ki |
3 | 17 | 490 | - |
4 | 27 | 445 | - |
5 | 36 | 430 | — |
6 | 45 | 405 | - |
7 | 80 | 370 | - |
Die Ergebnisse zeigen dieselben, für die Tabellen 1 und II bereits festgestellten Tendenzen und sind in
den Fig. 1 und 2 graphisch dargestellt.
Die Ergebnisse einer weiteren Versuchsreihe unter Verwendung der Silikonölreihe AP sind in der nachstehenden
Tabelle IV angegeben.
Wacker-Silikonöle der AP-Reihe
Glasdicke: 3 mm
Glasdicke: 3 mm
OeI No. | Viskosität bei | Zugspannung | Krümelzahl |
100cC | (kg/cm2) | (/cm2) | |
(coentistokes) | |||
1 | 5.8 | 745 | 30 |
2 | 12 | 605 | 14 |
3 | 15 | 555 | 6 |
4 | 40 | 435 | - |
Die Siloxane der AP-Reihe weisen 35% Phenylgruppen auf.
Außer 3 mm dicken Glasstücken wurden auch Glasstücke mit einer Dicke von 2 mm abgeschreckt,
wobei die Öle der AR-Serie benutzt wurden. Die Versuchsergebnisse sind in der nachfolgenden Tabelle V
angegeben.
Wacker-Silikonöle der AR-Reihe
Glasdicke: 2 mm
Glasdicke: 2 mm
OeI No.
Viskosität bei
100° C
(centistokes)
(centistokes)
Zugspannung Krümelzahl (kg/cm2) (/cm2)
0
1
1.5
1
1.5
10
910
780
595
780
595
69
35
17
17
230 242/59
(Fortsetzung Tabelle V)
Wacker-Silikonöle der AR-Reihe
Glasdicke: 2 mm
Glasdicke: 2 mm
OeI No. | Viskosität bei | Zugspannung Krümelzahl |
100° C | (kg/cm2) (/cnr) | |
(centistokes) | ||
2 | 12 | 445 |
3 | 21 | 330 |
4 | 34 | 350 |
5 | 52 | 290 |
6 | 77 | 288 |
7 | 150 | 290 |
Durch Verwendung eines Öles von niederer Viskosität konnte eine höhere Krümelzahl erreicht werden.
In diesen Versuchen hatte das erste Öl (Öl Nr. 0) eine Viskosität von 3 centistokes bei 100c C. Das Öl Nr. 1.5
entstand durch Vermischung aus den Ölen Nr. 1 und 2. deren Viskositäten bei 100' C 5 bzw. 12 betrugen.
Auch die Ergebnisse bei den 2 mm dicken Gläsern zeigen dieselbe Tendenz wie die 3 mm-Gläser. und es,
liegt eine offensichtliche Parallelität zwischen den Kurven ARl und AR3 in Fig. 2 vor. Ebenso tritt eine
offensichtliche Verwandtschaft /wischen den Kurven ARl und AKi in Fig. 1 hervor.
Bei Verwendung jeweils geeigneter Silikonölfamilien lassen sich erfindungsgemäß Gläser produzieren,
welche entweder heim Anschlagen mit einem Körner Krümelbrucheigenschaften zeigen oder die doppelten
Brucheigenschaften von Sicherheitsglas aufweisen. In den bei den Versuchen verwendeten Glasstücken lagen
die »doppelten« Brucheigenschaften normalerweise in der Nähe des oberen Endes des 350 bis
4'JO kg/cnr-Bereiches der Zugspannung. An größeren Glasstücken zeigten sich diese Eigenschaften jedoch
deutlich bei Zugspannungen am 350 kg/cnr-Ende dieses Bereiches.
Wie im voranstehenden ausgeführt, vermittelt die Erfindung ein neues Verfahren zum Härten oder Vorspannen
von Glas durch Abschrecken in einer Flüssigkeit, wobei die Möglichkeit besteht, die Flüssigkeit in
Abhängigkeit von ihrer Viskosität auszusuchen, so daß sich genau die angestrebte Zugspannung im Glas
und somit die gewünschten Brucheigenschaften des Glases nach der Härtung ergeben. Durch entsprechende
Auswahl und Regulierung der Flüssigkeitsviskosität bei einer betreffenden Arbeitstemperatur
kann das Verfahren so eingestellt werden, daß sich ein gleichmäßiger Härtegrad in einer großen Serie abgeschreckter
Gläser ergibt.
Hierzu 2 Blatt Zeichnungen
Claims (1)
- Patentanspruch:Verfahren zum Herstellen von vorgespanntem Sicherheitsglas mit Doppelbrucheigenschaften, bei dem man zur Induzierung einer bestimmten Spannung im Glas ein Kühlmedium bestimmter Viskosität auswählt und das erhitzte Glas durch Eintauchen im Medium auf einen Zugspannungsbereich zwischen 350 und 490 kg/cm2 abschreckt, dadurch gekennzeichnet, daß man in Silikonölen abschreckt, deren Viskositäten bei der betreffenden Abschrecktemperatur im Bereich von 3 bis 120 centistokes eine Folge ansteigender Werte bilden, und daß man zur Erzeugung einer kleineren Zugspannung eine Flüssigkeit größerer Viskosität und zur Erzeugung einer größeren Zugspannung eine Flüssigkeit kleinerer Viskosität derart verwendet, daß die induzierte Zugspannung erst dann zu einem Krümelbruch des Glases führt, wenn diesem durch Auftreffen eines stumpfen Objekts eine zusätzliche Biegespannung erteilt wird.
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
GB570371A GB1359885A (en) | 1971-03-01 | 1971-03-01 | Thermally treating glass |
Publications (2)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE2209105A1 DE2209105A1 (de) | 1972-09-14 |
DE2209105C2 true DE2209105C2 (de) | 1982-10-21 |
Family
ID=9801055
Family Applications (1)
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