DE3149024C2 - Verfahren zum thermischen Vorspannen von Gläsern - Google Patents
Verfahren zum thermischen Vorspannen von GläsernInfo
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Abstract
Das Verfahren dient zum thermischen Vorspannen von Glasartikeln, die einen niedrigen Wärmespannungsfaktor und/oder eine geringe Glasdicke aufweisen. Die Glasartikel werden in bekannter Weise auf eine Temperatur oberhalb ihrer Entspannungstemperatur, jedoch unterhalb ihrer Erweichungstemperatur erhitzt und danach in zwei Schritten abgeschreckt. Das neue Verfahren ist dadurch gekennzeichnet, daß die Glasartikel zur Vorabschreckung kurzfristig mit einem Luft/Wasser-Gemisch besprüht und danach zur Hauptabschreckung in Wasser eingetaucht werden.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum thermischen Vorspannen von Glasartikeln mit niedrigem Wärmespannungsfaktor
und/oder geringer Glasdicke. Als Wärmespannungsfaktor wird das Verhältnis von tx ■ EtI-μ) [N/ (mm2 K)] verstanden, wobei λ der
lineare Wärmeausdehnungskoeffizient zwischen 20 und 3000C (K- '). £der Elastizitätsmodul (N/mm2) und μ die
Poissonsche Zahl des Glases sind.
Es sind bereits Verfahren bekannt, bei denen durch Ansprühen mit Flüssigkeit und anschließendes Eintauchen
in Flüssigkeit eine Vorspannung erzielt wird. In der US-PS 37 06 544 wird ein solches Verfahren beschrieben.
In dieser Patentschrift wird jedoch ausdrücklich darauf hingewiesen, daß die verwendeten Flüssigkeiten
für das Sprühen und Tauchen wasserfrei sein sollten, höchstens jedoch weniger als 5% Wasser enthalten
dürfen.
In der DE-OS 29 52 045 wird ein Verfahren
beschrieben, bei dem mittels eines Luft-Flüssigkeitsgemisches Gläser mit niedrigem Wärmespannungsfaktor
abgeschreckt werden. Als Flüssigkeit kann bei diesem bekannten Verfahren auch Wasser dienen.
In DEOS 30 01 944 wird ein Verfahren beschrieben, bei dem das Glas zum Abschrecken in ölüberschichtetes
Wasser getaucht wird. Die ölschicht hat dabei die Funktion der Vorabschreckung.
Ziel der vorliegenden Erfindung ist ein neues Verfahren zum thermischen Vorspannen von Glasarti-
40
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60 kein, das sich besonders gut zum Vorspannen von
Gläsern mit niedrigem Wärmespannungsfaktor und/ oder von Glasartikeln mit geringer Dicke eignet
Entgegen dem Stand der Technik, nach dem behauptet wird (US-PS 37 06 544), daß beim kombinierten
Abschrecken durch Sprühen und Tauchen beide Flüssigkeiten wasserfrei sein müssen, wurde überraschend
gefunden, daß bei Verwendung einer geeigneten Sprühvorrichtung und bei sorgfältig ausgewählter
Sprühdauer Gläser mit niedrigem Wärmespannungsfaktor und/oder geringer Dicke durch Sprühen mit
Wasser und Tauchen in Wasser vorgespannt werden können.
Untersuchungen haben ergeben, daß die in der DE-OS 29 52 045 beschriebenen Zweistoffdüsen und
Luft-Flüssigkeitsgemische für das Vorabschrecken eingesetzt werden können. Die Vorteile des beanspruchten
Verfahrens gegenüber dem bekannten Verfahren sind zum einem die wesentlich kürzere Sprühdauer und zum
anderen die höhere Vorspannung durch das Nachkühlen in Wasser. Die kürzere Sprühdauer erlaubt eine
wesentlich schmälere Sprühzone. Der Glasartikel, z. B. eine Glasscheibe, kann durch eine Sprühzone hindurchgeführt
und anschließend in das Wasser eingetaucht werden. Da Abschrecken in Wasser kostengünstiger ist
als Abschrecken durch Sprühen, ist das beanspruchte Verfahren wesentlich billiger. Außer den großen
Kosteneinsparungen kann mit dem neuen Verfahren auch eine höhere Vorspannung erzielt werden.
Von dem Verfahren gemäß DE-OS 30 01 944 unterscheidet sich das neue Verfahren dadurch, daß das
Vorabschrecken durch Ansprühen mit Wasser und nicht durch Eintauchen in öl erfolgt Das Abschrecken in
ölüberschichtetem Wasser hat zwei Nachteile: Zum einen beginnt das öl zu brennen, wenn es nicht mit
einem inerten Gas überschichtet ist, und zum anderen müssen die Glasartikel nach dem Vorspannen gereinigt
werden. Diese beiden Nachteile werden durch das neue Verfahren vermieden.
In der Literatur wird vielfach behauptet, daß sich beim Eintauchen von heißem Glas in Wasser an der
Glasoberfläche ein Dampfmantel bildet, der zunächst einen raschen Wärmeübergang Glas-Wasser verhindert.
Wenn dieser Dampfmantel bei tieferer Glastemperatur zusammenbricht, steigt nach dieser Vorstellung
der Wärmeübergang Glas-Wasser steil an.
Mit dünnen Aluminiumplatten (5 mm Dicke) durchgeführte Versuche haben jedoch ergeben, daß die
Wärmeübergangszahl Aluminium-Wasser um so kleiner wird, je geringer die Temperatur des Aluminiums beim
Eintauchen in Wasser ist (Fig. 1). Alle Versuche mit Glas deuten darauf hin, daß dies auch für den
Wärmeübergang Glas-Wasser zutriflt.
Durch die Vorkühlung von Glas kann somit der Wärmeübergang Glas-Wasser beeinflußt werden. Eine
längere Vorkühlung durch Sprühen bewirkt sowohl einen geringeren Wärmeübergang über einen längeren
Zeitraum als auch einen geringeren Wärmeübergang im Wasser.
Zum Vorkühlen durch Sprühen können die in der DE-OS 29 52 045 angegebenen Daten in bezug auf
Luft/Wasser-Gemisehc und Abstände (Glas-Düse bzw. Düse-Düse) in Abhängigkeit von der Glasart und
Glasdicke übernommen werden. Die Flüssigkeitsmenge pro Düse soll demnach zwischen 0.1 und 5 l/h. die
Luftmenge pro Düse zwischen 0.1 und 10 mVh betragen. Der Tropfendurchmesser der verstäubten Flüssigkeit
sollte im Mittel zwischen 1 und 100 um liegen. Der
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Abstand zwischen Glasoberfläche und Sprühdüse beträgt 30 bis 200 mm und der Abstand zwischen den
Düsen 30 bis 60 mm.
Entgegen der Lehre der DE-OS 2S52 045 wird
jedoch nur eine schmale Düsenzone bsnötigt Die Breite ■
der Düsenzone ist abhängig von der Transportgeschwindigkeit der Glasscheibe durch die Düsenzone und
der Glasdicke. Die Dauer der Vorkühlung in der Düsenzone soli für 2 bis 7 mm dicke Scheiben etwa 1 bis
10 Sekunden dauern. Als Faustregel kann Sprühzeit in i< Sekunden gleich Glasdicke in mm gesetzt werden.
Sprühversuche haben gezeigt, daß ζ. B. bei einer 5 mm dicken Glasscheibe die maximale Temperaturdifferenz
zwischen Glasoberfläche und Glasinnerem nach 4 bis 6
Sekunden erreicht wird. ι:
Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren wird zu dem Zeitpunkt, zu dem die Oberfläche des Glases sich
gleich schnell oder langsamer abzukühlen beginnt als das Glasinnere, der Wärmeübergang durch Eintauchen
in Wasser erhöht Die an der Glasoberfläche temporär auftretende Zugspannung kann somit niedrig gehalten
werden, so daß es zu keinem Bruch der Scheibe beim Vorspannen kommt Der erhöhte Wärmeübergang im
Wasser führt dazu, daß die hohe Temperaturdifferenz, die durch das Vorkühlen zwischen der Glasoberfläche
und dem Glasinneren entstanden war, solange erhalten bleibt oder erhöht wird, bis das Glasinnere die
Einfriertemperatur erreicht.
Durch das beanspruchte Verfahren kann somit die Druckvorspannung erhöht werden, ohne daß sich die 3d
temporäre Zugspannung wesentlich erhöht.
Das beanspruchte Verfahren steht zu der bereits erwähnten US-PS 37 06 544 in direktem Widerspruch,
was die verwendeten Flüssigkeiten betrifft.
Bei dem beanspruchten Verfahren können die Glasscheiben zum Vorkühlen sowohl durch eine
senkrechte, als auch durch eine waagerechte Sprühvorrichtung gefahren werden.
Sowohl der Sprühlösung als auch der Tauchlösung können organische wasserlösliche Flüssigkeiten zügesetzt
werden. Zur Erhaltung des hohen Wärmeüberganges und aus Kostengründen sollte jedoch der Gehalt an
diesen organischen Flüssigkeiten vorzugsweise 20 Vol.-% nicht überschreiten. Der Anteil an organischen
Lösungsmitteln soll auch so klein sein, daß es während der gesamten Sprühzeit nicht zur Ausbildung
eines geschlossenen Dampfmantels kommt
Um eine vorzeitige Abkühlung der Scheiben durch die Sprühflüssigkeit zu vermeiden, wird die Sprühvorrichtung
zum Ofen hin abgedeckt >o
In Fig. 1 ist die Wärmeübergangszahl Aluminium-Wasser
in Abhängigkeit von der Sprühzeit aufgetragen.
Mit zunehmender Spruhzeit nimmt die Wärmeübergangszahl
im Wasser ab.
In Fig.2 ist eine senkrechte Vorspannvorrichtung
dargestellt In dem Aufheizofen IG wird eine Scheibe 11
senkrecht an Zangen hängend aufgeheizt Nach dem Aufheizen wird die Scheibe W mittels Zv/eistoffdüsen
15 und 15' beim Vorbeifahren wenige Sekunden mit Flüssigkeit (Wasser) besprüht Eine Abdeckvorrichtung
16 verhindert ein vorzeitiges Abkühlen durch den Sprühnebel. Die Scheibe 11" taucht unmittelbar nach
dem Sprühen in ein mit Wasser 19 gefülltes Becken 17 ein.
Die Scheiben können auch waagrecht aufgeheizt werden. F i g. 3 zeigt eine entsprechende Vorrichtung. In
einem Rollen- oder Luftkissenofen 20 wird die Glasscheibe 11 aufgeheizt. Durch Anheben oder
Absenken der Rollenanlage 22 wird die Scheibe 11 auf einer schiefen Ebene mit vorgegebener Geschwindigkeit
durch die schmale Sprühzone in das Tauchbecken 17'befördert
Die Wirksamkeit des Verfahrens wurde unter anderem an einem Borosilikatglas mit dem Wärmespannungsfaktor
λ · E/(\ —μ) = 0,25 N/(mm: K)getestet.
In F i g. 4 sind für 2 mm und 5 mm dickt Scheiben die gemessener Druckvorspannungen in Abhängigkeit von
der Sprühzeit dargestellt
Der Abstand Düse-Düse betrug 30 mm in beiden Richtungen, der Abstand Düse-Glas 50 mm. Bei einer
Düsenbohrung von 0,5 mm 0 und einer Wasserhöhe von 500 mm betrug die Wassermenge pro Düse 1,5 l/h,
die Luftmenge 4 mVh bei 3 bar Luftdruck. Nach einer Sprühzeit von 6 Sekunden wird bei den 5 mm dicken
Scheiben und nach über 4 Sekunden bei den 2 mm dicken Scheiben die gleiche Druckvorspannung erhalten
wie bei einer alleinigen Sprühhärtung. Durch Verkürzen der Spruhzeit und anschließendes Eintauchen
in Wasser läßt sich die Vorspannung erhöhen. Die Spruhzeit kann um so kurzer sein, je geringer die
Glasdicke ist. Der gestrichelte Teil der Kurve gibt die Sprühzeilen an, bei denen mit Oberflächenrissen zu
rechnen ist Je besser die Oberflächenbeschaffenheit der eingesetzten Glasscheibe ist, umso kürzer kann die
Sprühdauer sein.
Bei Gläsern, deren Wärmespannungsfaktor an der oberen Grenze liegt, muß bei gleicher Glasdicke die
Sprühzeit etwas verlängert werden. Während für ein 5 mm dickes Glas mit einem Wärmespannungsfaktor
von 0,25 N/(mmJ K) die Sprühdauer 2 bis 4 Sekunden dauern kann, sollte unter sonst gleichen Bedingungen
die Spruhzeit auf 4 bis 6 Sekunden erhöht werden, wenn das Glas einen Wärmespannungsfaktor von 0,5 N/
(mm2 K) besitzt.
Hierzu 4 Blatt Zeichnungen
Claims (6)
1. Verfahren zum thermischen Vorspannen von Gläsern mit niedrigem Wärmespannungsfaktor
und/oder geringer Glasdicke durch Erwärmen der Gläser auf eine Temperatur oberhalb ihrer Entspannungstemperatur,
jedoch unterhalb ihrer Erweichungstemperatur, und Abschrecken der erwärmten Gläser in zwei Schritten, dadurch gekennzeichnet,
daß die Vorabschreckung kurzzeitig in einer Sprühzone mittels eines Luft-Wasser-Gemisches
und die Hauptabschreckung durch Eintauchen in Wasser erfolgt
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die Vorabschreckung in einer schmalen Sprühzone für die Dauer von 1 bis 10 Sekunden
erfolgt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Sprühen mit einer Zweistoffdüse
erfolgt, wobei die Flüssigkeitsmenge pro Düse zwischen 0,1 und 5 l/h, die Luftmenge pro Düse
0,1 bis 10 mVh und das Verhältnis Flüssigkeitsmenge zu Luftmenge zwischen 0,1 und 5 l/m3 betragen.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß dem Wasser zum
Sprühen und/oder im Tauchbecken wasserlösliche organische Verbindungen, wie z. B. Alkohol zugesetzt
werden.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Verweilzeit in der
Sprühzone um so kurzer gehalten wird, je niedriger der Wärmespannungsfaktor und/oder je geringer
die Glasdicke sind.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet,
daß die Sprühdauer in Sekunden etwa gleich der Glasdicke im Millimeter ist.
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