-
Sitz mit keilartiger Beckenstütze.
-
Die Erfindung betrifft einen Sitz mit keilartiger Beckenstütze.
-
Ein derartiger Sitz und seine Wirkung auf die Haltung der Wirbelsäule
sind im deutschen Gbm 1843 734 beschrieben. Die Beckenstütze muß, damit sie ihre
Funktion hinsichtlich einer physiologischen Rumpfhaltung erfüllen kann, entweder
aus formsteifem Material oder aus so festem Polstermaterial hergestellt sein, daß
sie ihre Keilform unter dem Gewicht des auf ihr ruhenden Körpers beibehält. Die
unter einem Winkel von 20 0 bis 40 zur Horizontalen ansteigende Stützfläche kann
entweder eben oder - wie es in der deutschen PS 1263 244 beschrieben ist profiliert
sein.
-
Werden derartige Sitze ohne Rückenlehne verwendet, dann zeigt sich,
daß die Benutzer nicht unbedingt die richtige Sitzposition Sitzbeinhöcker unmittelbar
vor der ansteigenden Stützfläche) einnehmen.
-
Gerade darauf aber kommt es an, um Haltungsschäden wirksam zu begegnen
und zahlreichen Krankheitserscheinungen vorzubeugen, die auf Rumpffehlhaltungen
bei relativer Bewegungsarmut zurückzuführen sind und die bisher fälschlicherweise
dem rheumatischen Formenkreis zugeordnet und entsprechend nicht ursächlich, sondern
rein symptomatisch behandelt wurden.
-
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen solchen Sitz zu schaffen,
der zur Einnahme orthopädisch korrekter Sitzpositionen anregt und der darüber hinaus
als haltungsgymnastisches Gerät benutzt werden kann.
-
Die Lösung dieser Aufgabe besteht darin, daß zwei oder mehr Beckenstützen
derart angeordnet sind, daß ihre Stützflächen zur Mitte des Sitzes hin ansteigen.
Auf einem derart ausgebildeten Sitz können zwar verschiedene Sitzpositionen eingenommen
werden; es zeigt sich jedoch, daß vor allem bei längerem Sitzen die oben erläuterte
richtige Sitzposition eingenommen wird, weil andere Sitshaltungen auf die Dauer
zu Unlustgefühlen führen.
-
Andererseits kann zur ttbung und Kräftigung des gesamten Rumpfes (aktiver
und passiver Halteapparat, innere Organe), gegebenenfalls unter Anleitung, das Gesäß
zeitweilig auf eine nach hinten abfallende oder, soweit vorhanden, horizontale Fläche
dirigiert werden.
-
Die Beckenausgangslage (GesäXposition) ist bestimmend sowohl für die
physiologischen als auch topographischen Verhältnisse im Bereiche des Rumpfes.
-
Da auf eine Oberschenkelauflage verzichtet werden kann, können die
Beckenstützen unmittelbar an der Sitzkante beginnen. Es ist zweckmäßig, die Stützflächen
rutschfest auszubilden oder mit einem entsprechend wirksamen Belag zu versehen.
-
Man kann aber auch zwischen den Sitzkanten und den Beckenstützen eine
3 bis 6 cm tiefe horizontale oder um etwa 5 ° bis 8 ° in Richtung auf die Beckenstütze
ach unten geneigte Auflagefläche für die Sitzbeinhöcker vorsehen.
-
Eine besonders zweckmäßige Form wird erfindungsgemäß dadurch geschaffen,
daß vier Beckenstützen etwa in Borm einer Pyramide oder eines Pyramidenstumpfes
vorgesehen sind.
-
Dabei kann für die vier Stützflächen der Anstiegswinkel gleich groß
sein. Es kann aber auch für zwei Stützflächen ein größerer Anstiegswinkel gewählt
werden als für die beiden anderen.
-
SchlieBlich kann für jede der vier Stütsflächen ein anderer Anstiegswinkel
gewählt werden.
-
Durch einfaches Drehen des Sitzes kann je nach erforderlicher oder
erwünschter Sitzhaltung die Beckenstütze mit dem optimalen Anstiegswinkel eingestellt
werden.
-
Eine andere vorteilhafte Weiterbildung wird nach einem weiteren Erfindungsgedanken
dadurch erzielt, daß insgesamt vier Beckenstützen in der Weise angeordnet sind,
daß an die beiden zwei parallelen Sitzkanten am nächsten liegenden Stützflächen
je eine Auflagefläche für die Sitzbeinhöcker und an diese Auflageflächen das weiteren
Stützflächen anschließen, wobei für die letztgenannten andere Anstiegswinkel als
für die erstgenannten Stützflächen vorgesehen sind.
-
Man kann dabei für jeweils zwei auf gleicher Höhe liegende Stützflächen
gleich große Anstiegswinkel vorseha-n oder auch für jede Stützfläche einen anderen
Anstiegswinke wähien.
-
Eine weitere erfinderische Ausgestaltung des Sitzes besteht darin,
daß die Stützflächen von zwei sich gegenüberliegenden Beckenstützen konvex mit von
unten nach oben abnehmendem Krümmungshalbmesser gestaltet sind und ineinander übergehen.
Ein derartiger Sitz bietet über die stufenlos wahlare Beckenabstützung hinaus zusätzlich
die Möglichkeit, den sogenanten Grätsch- oder Spreizsitz einzunehmen, bei dem die
am Becken ansetzende Oberschenkel- und Gesäßmuskulatur das Becken ähnlich wie beim
Stehenden - in eine für das physiolotische Krümmungsverhalten der Wirbelsäule günstige
Ausgangslage zwingt.
-
Eine vielseitig verwendbare Kombination erhEt man, wenn man an den
zur Scheitellinie der gewölbten Fläche senkrechten Seiten des vorstehend beschriebenen
Sitzes Sitzbeinhöckerauflageflächen und daran anschließend ebene Beckenstützflächen
vorsieht (Fig. 14 bis 16).
-
Damit mehrere sitzt gestapelt werden können, können bei hockerartiger
Ausführung die Beine ein Winkelprofil aufweisen und die Eckkanten der Bvine nach
unten divergieren.
-
Durch Verwendung von Kunststoff läßt sich der Sitz, insbesondere die
stapelbare Ausführungsform, preisgünstig herstellen.
-
Der Sitz kann auch ohne Beine als Bodensitz, 2. 3. für Spielkinder,
ausgebildet werden. Ferner ist er als Äufsetzteil für vorhandene Sitzmöbel vorgesehen,
indem er vorzugsweise leicht lösbar mit diesen auf herkömmliche Weise verbunden
wird, beispielsweise mittels Gurten, Haftfolien, Klettenverschlüssen.
-
Um den Sitz dem jeweiligen Verwendungszweck anzupassen, kann eine
lösbare Verbindung zwischen den Beinen und dem Sitz vorgesehen werden, beispielsweise
mittels Gewinde, Bajonett- oder Schnepperverschluß. Man kann dann Beine verschiedener
Länge vorrätig haben und je nach Bedarf mit dem Sitz verbinden.
-
Es ist aber auch möglich, Verlängerungsstücke für die Beine des Sitzes
vorzusehenw Damlt mehrere Sitze zu Gruppenmöbeln vereinigt werden können, die auch
als Kriechtunnel für Kinder geeignet sind, werden Verbindungsmittel vorgesehen,
die entweder mit den Sitzen, insbesondere deren Beinen, fest verbunden sind oder
als lose Zusatzteile ausgebildet sein können.
-
Die Erfindung wird nachstehend an Hand einiger in der Zeichnung dargestellter
Ausführungsbeispiele erläutert.
-
In Fig. 1 ist eine perspektivische Ansicht eines Hockers mit zwei
Beckenstützen und in Fig. 2 eine Seitenansicht desselben Hockers dargestellt.
-
Die Stützflächen 1 und 2 der beiden Beckenstützen bilden mit einer
horizontalen Ebene die in diesem Fall gleich großen Peilwinkel (Anstiegswinkel)
aC und p , die zwischen 20 7 und 40 gewählt werden. Zwischen der Sitzkante 3 und
der Stützfläche 1 sowie zwischen der Sitzkante 4 und der Stützfläche 2 sind horizontale
Auflageflächen 5 bzw. 6 für die Sitzbeinhöcker vorgesehen. Die Auflag8-flachen 5
und 6 können jedoch von der Sitzkante aus um etwa 5 " bis 8 nach unten abfallend
vorgesehen sein, wie in-Fig. 3 dargestellt.
-
Der ganze Hocker einschließlich der Beine kann aus dünnwandigem Material,
z. B. Kunststoff, hergestellt sein, so daß der Oberteil, von unten gesehen, ein
gewölbeartiges Gebilde darstellt, während die von oben nach unten leicht divergierend
angeordneten Beine ein rechtwinkliges Querschnittprofil aufweisen. Die Seitenfläche
7 des Oberteils und die Flächen 8 und 9 der Beine liegen dabei in einer Ebene. Diese
Ausbildung hat den Vorteil, daß mehrere Hocker ineinander geschachtelt und somit
platzsparend gestapelt werden können.
-
Die beiden Stützflächen brauchen nicht scharfkantig aneinander zu
stoßen; es kann eine schmale ebene oder gewölbte Abflachung vorgesehen sein (Fig.
4 und 5).
-
Wenn gemäß Fig. 6 der Anstiegswinkel der einen Stützfläche größer
gewählt wird als der andere Anstiegswinkel, kann der Sitz sowohl für (aufrechte)
mittlere Sitzhaltung als auch für vordere Sitzhaltung optimal gestaltet werden.
-
Fig. 7 zeigt das von der Seite gesehene Sitzflächenprofil einer anderen
Ausführungsform des erfindungsgemäßen Sitzes, bei dem, an der in der Zeichnung linken
Sitzkante 10 beginnend, eine etwa 3,5 cm breite untere Sitzbeinhöckerauflagefläche
11 vorgesehen ist, von der eine erste Stützfläche 12 unter einem Anstiegswinkel
von 25 ° bis 30 ° ansteigt, an die sich eine obere Sitzbeinhöckerauflagefläche 13
anschließt, von der eine zweite Stützfläche 14 unter einem Anstiegswinkel von etwa
40 ° ansteigt. Die rechte Hälfte der Gesamtsitzfläche ist symmetrisch zur linken
ausgebildet.
-
Zum Sitzen in mittlerer Sitzhaltung sollen die Sitzbeinhöcker auf
die untere Auflagefläche 11 gesetzt und das Becken durch die Stützfläche 12 abgestützt
werden, während für die vordere Sitzhaltung die obere Auflagefläche 13 und die zweite
Stützfläche 14 vorgesehen sind.
-
In Fig. 8 und 9 sind die beiden Seitenansichten eines Hocker mit vier
Beckenstützen dargestellt.
-
Fig. 10 zeigt die Draufsicht auf diesen Hocker. 0 Die beiden Stützflächen
20 und 21 steigen unter 30 ° bis 3, ' zur Horizontalen an und dienen zur Stützung
des Beckens bei mittlerer Sitzhaltung. Der Anstiegswinkel für die beiden anderen
StatzAlachen 22 und 23 beträgt 40 . Diese beiden Stützflächen sind für die vordere
Sitzhaltung geeignet. Das von den oberen Kanten der viez Stü->zflachen gebildete
Rechteck kann als Oeffnung oder als geschlossene Fläche ausgeführt sein.
-
Die Beine sind mit dem Oberteil lösbar verbunden. Hierzu sind in dem
an sich dünnwandigen, von unten gesehen gewölbeförmige Oberteil an den vier Ecken
klotzartige Verdickungen mit zur Aufnahme der Beine geeigneten Ausnehmungen vorgesehen.
Die aus Metallrohr, Holz oder Kunststoff bestehenden Beine können mittels Gewinde,
Baåonett- oder Schlepperverschluß gesichert werden Zur Anpassung an die Körpergröße
des Sitzbenutzers können Hockerbeine in mehreren Längen vorrätig gehalten und je
nach Bedarf mit dem Oberteil vei bunden werden. Der Oberteil kann aber auch ohne
Beine als sogenannter Bodensitz verwendet werden.
-
Fig. 11 zeigt die Draufsicht auf eine Ausführung mit drei Beckenstützen.
Dieser Hocker kann mit drei Beinen oder, wie auch die übrigen Ausführungen, in bekannter
Weise mit einem Bein in der Mitte versehen werden.
-
Fig. 12 zeigt die Draufsicht auf einen Verbindungsklotz mit zwei durchgehenden
Löchern zum Verbinden zweier nebeneinandergestellter Hocker mit zylindrischen Beinen.
-
Das in Fig. 13 dargestellte Verbindungsglied besteht aus zwei mit
winkligen Aussparungen versehenen Klötzen, die durch ein Kunststoffband 24 oder
ein Scharnier miteinander beweglich verbunden sind. Dieses Verbindungsglied dient
zum Verbinden zweier Hocker mit winkelförmigen Beinen. Man kann damit mehrere Hocker
zu einer geraden oder gekrümmten Sitzreihe miteinander verbinden, die auch als Kriechtunnel
für Kinder dienen kann.
-
In den Figuren 14, 15 und 16 ist ein Sitz dargestellt, dessen- Sitzflächenprofil
in der Seitenansicht nach Fig. 15 sich als eine Linie darstellt, die an beiden Seiten
als unter etwa 40 CH2 zur Horizontalen ansteigende Gerade beginnt und dann mit abnehmendem
Krümmungsradius in einen Kreisbogenabschnitt übergeht. Die unteren bzw. Anfangsteile
a der an den Sitzkanten beginnenden Beckenabstützflächen sind eben. Sie sind durch
die ebenfalls formsteife konvex gekrümmte Fläche miteinander verbunden. Diese Sitzflächengestaltung
ermöglicht die Abstützung des Beckens durch die ebenen Stützflächen unter einem
Winkel von 40 ° und bei Zurückschieben des Gesäßes die Abstützung unter abnehmenden
Winkeln, die negativ werden, sobald das Gesäß über
die Scheitellinie
hinweggeschoben ist, wodurch eine Rundrückenbildung bewußt erzwungen wird. Durch
wiederholtes Vor- und Zurückschieben des Gesäßes wird ein Training des aktiven (Muskulatur)
und passiven (Bänder, Gelenke, Sehnen, Bandscheiben) Halteapparates des Rumpfes
erreicht. Darüber hinaus kann der Sitzbenutzer eine weitere haltungsgymnastische
Ubung durchführen, indem er den sogenannten Grätsch- oder Spreizsitz einnimmt.
-
Wie aus der Seitenansicht (Fig. 14) und der Draufsicht (Fig. 16) ersichtlich,
sind an den zur Scheitellinie der gewölbten Fläche senkrechten Seiten des Sitzes
Sitzbeinhöckerauflageflächen 25 und 26 und daran anschließend ebene Beckenstützflächen
27 und 28 vorgesehen.
-
Somit kann der Sitz auch als Arbeitssitz für mittlere und/oder vordere
Sitzhaltung - je nach dem gewählten Anstiegswinkel für die ebenen Stützflächen -
benutzt werden.
-
Die in der Zeichnung scharfkantig dargestellten Kanten des Sitzes,
der Beine usw. sowie die Ubergänge von den Beinen zum Oberteil können selbstverständlich,
eventuell materialbedingt, auch in üblichter Weise fließende uebergänge zeigen.
-
Die Mindestlänge einer Stützfläche, z. B. in der Zeichenebene der
Fig. 7 gemessen, sollte für Erwachsene etwa 8 cm betragen.
-
Die Stützfläche muß nicht eine geschlossene Fläche sein, sie kann
mit Löchern versehen sein oder durch parallel zur Sitzkante mit Abstand voneinander
angeordnete Stäbe von beliebigem Querschnitt gebildet werden, die in den Seitenteilen
der Beckenstützen gehalten sind.