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Multifunktionsarenen eignen sich, neben den üblichen sportlichen Veranstaltungen wie Fußballspielen, auch für sehr unterschiedliche Events, bei denen eine große Zuschauerzahl oder Teilnehmerzahl zu erwarten ist. Selbst die größten Hallen können für bestimmte Zwecke nicht genügend Platz anbieten, wie z.B. für Musikkonzerte sehr bekannter Künstler, aufwendigen Bühnenaufführungen, Turniere, Meisterschaften anderer Sportarten oder auch Treffen größerer Interessensgruppen mit vielen Teilnehmern.
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Da eine solche Multifunktionsarena letztlich nur bei ganzjähriger Nutzbarkeit die hohen Investitionskosten wieder amortisieren kann, muss logischerweise auch ein verschließbares Dach im Konzept integriert sein.
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Ein Hauptproblem bleibt aber immer, den Rasen so zu schützen, so dass der eigentliche Zweck des Stadions (Fußballarena) nicht beeinträchtigt wird.
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Zu diesem Zweck wird der Rasen je nach Event und Belastungserwartung meistens mit Auslegeware verschiedenster Art geschützt. Selbst bei optimal perforierten Platten mit Luft-Wasser- und Lichtdurchlass wird aber eine maximale Auslegezeit von höchstens einer Woche empfohlen, da sonst der Rasen nicht mehr zu reparieren ist und neu verlegt werden muss. Auch dieser empfohlene Zeitraum scheint mir bezüglich der vermutlich hinterher anzutreffenden Rasenqualität schon zu lang zu sein.
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Als Alternative bietet sich bisher diesbezüglich nur eine Konstruktion, wie sie in Gelsenkirchen (Schalke Arena), im GelreDome Arnheim / Niederlande oder im Sapporo Dome / Japan gewählt wurde. Hier bewegt sich eine große „Wanne“, auf der sich das gesamte Spielfeld befindet, in einem Stück durch eine Öffnung unterhalb einer Tribüne, aus der Arena heraus ins Freie. Ob der erwünschte Effekt, dass sich die empfindliche Rasenfläche draußen auch ganzjährig ausreichend erholen kann, wirklich einstellt, halte ich in bestimmten Monaten des Jahres (November bis Februar) in Deutschland für fraglich, da ohne entsprechende Sonneinstrahlung die Photosynthese nur sehr langsam voranschreiten kann und tiefere Temperaturen ebenfalls das Wachstum erheblich verlangsamen. Bei heutiger Tageslichttechnik mit den künstlich zu erzeugenden, erwünschten Wellenlängen des Lichtes, lassen sich in Bezug auf die Regeneration des Rasens vermutlich mindestens gleich gute Ergebnisse erzielen.--- Außerdem ist dieses Konzept mit erheblichem Platzbedarf und finanziellem Aufwand verbunden.
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Auf der anderen Seite lohnen sich bestimmte Veranstaltungen oft finanziell nur, wenn, bedingt durch den hohen Investitionsaufwand (z.B. : Opernaufführung mit aufwendiger Inszenierung), wesentlich mehr als sechs Tage für Veranstaltungen und den oft aufwendigen Auf-und Abbau für den Veranstalter zur Verfügung stehen.
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Die teilweise recht langen Abstände zwischen Bundesligaspielen am gleichen Ort, von 14 Tagen oder sogar mehr, eröffnen meiner Meinung nach aber gerade die Möglichkeit, dieses größere Zeitfenster möglichen Veranstaltern anzutragen. Die Termingestaltung des DFB, mit Bundesligaspielen, Pokalspielen, Länderspielpausen, usw., liegt für möglicherweise interessierte Veranstalter anderer Events ausreichend transparent vor, so dass auch ein hinreichend großes Planungsfenster zur Verfügung stehen dürfte.
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Das nachfolgende Konzept soll genau diese Möglichkeit für Stadionbetreiber und Veranstalter aufzeigen. Ich gehe davon aus, dass sich die hohen Investitionskosten in einem zumutbaren Zeitraum durch entsprechende Mieteinnahmen für den Stadionbesitzer dann auch amortisieren lassen.
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Zentrales Element des Konzeptes ist das Spannen synthetischer Chemiefasern zwischen den Längsseiten des Spielfeldes in geeigneter Höhe. Bekanntester Hersteller von Fasern z.B. aus Polyethylen dürfte Dyneema sein. Inzwischen findet man diese Faser in zahllosen Anwendungsgebieten. Natürlich ist nicht ausgeschlossen, dass sich in Zukunft noch leistungsfähigere Fasern auf dem Markt befinden.
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Von feinstem Garn bis zu einem gut 12 cm dicken Schiffstau lässt sich die Polyethylenfaser in die jeweils bedarfsgerechte Form bringen. Ein Tau von gut 12 cm Dicke besitzt eine Bruchlast von 4500 Tonnen und eine sichere Arbeitslast von 900 Tonnen, was bei drei Metern Abstand zwischen den Seilen und einer angenommenen Breite von 78 Metern über dem Spielfeld (68+6+4) zu 3,8 Tonnen Belastbarkeit pro m2 führen würde. Welche sichere Arbeitslast und Seilstärke am Ende benötigt würde, könnte der TÜV sicherlich leicht berechnen. In einem eventuellen Bühnenbereich ließen sich die Abstände zwischen den Seilen auch verringern oder andere Seilstärken verwenden.
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Das Besondere an diesen Chemiefasern ist auch das Verhältnis von Eigengewicht und Zugfestigkeit und damit auch Traglast. Während eine Polyethylen Faser selbst etwas weniger wiegt wie Wasser, beträgt ihre Zugfestigkeit das 15-fache von Stahl, der ein Gewicht des ungefähr achtfachen von Wasser aufweist. Die Faser lässt sich sowohl gut wickeln und damit auch gut ausziehen, als auch sehr gut ohne Reck spannen.
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Somit könnten also mehrere, quer über das Spielfeld parallel gespannte Seile die Grundlage für eine Veranstaltungsfläche dienen. Auf welche Weise die Tragseile gelagert werden, ist vollkommen zweitrangig. Auf der einen Längsseite der Arena befänden sich z.B. unterhalb der Tribünen entsprechende Wickelvorrichtungen, auf der anderen Längsseite Spannvorrichtungen, z.B. Hydraulikstempel mit entsprechender Druckkraft.
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Heutige Fußballrasen sind oft ausgestattet mit ausfahrbaren Rasensprengern, die auf der obersten Fläche mit Kunstrasen ausgestattet sind und verteilt über die gesamte Rasenfläche ihre Aufgabe erfüllen. Genauso wäre es technisch sicherlich möglich, zusätzliche Stützpfosten für die Seile innerhalb der Rasenfläche zu installieren. Diese müssten nicht unbedingt von unten ausfahrbar sein, sondern könnten z.B. mit speziellen, leichten Fahrzeugen mit breiten Gummiketten absolut rasenschonend transportiert werden und an den geforderten Stellen auch von oben eingelassen werden, bevor die tragenden Seile ausgefahren werden.
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Die Veranstaltungsfläche als solche könnte aus ausreichend tragfähigen, verzahnten Modulen bestehen, die auf diesen Tragseilen ausgebreitet werden können. Neben Aluminium böte sich auch ein neuer technischer Baustoff aus Kohlefaser und Naturstein an.
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Ich gehe davon aus, dass das Auslegen der Platten auch durch computergesteuerte Fahrroboter ausgeführt werden könnte. Der gesamte Umbau müsste sich in einem Zeitrahmen von weniger als zehn Stunden bewerkstelligen lassen und könnte z.B. unmittelbar nach Beendigung eines Fußballspieles beginnen, da innerhalb der Arena ausgeführte Arbeiten nicht zu Lärmbelästigungen der Umgebung führen dürften.
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Somit bestünde die Möglichkeit, während der gesamten Dauer einer Veranstaltung (außerhalb des Fußballs) oberhalb dieser Fläche, gleichzeitig den unterhalb gelegenen Rasen mit frischer Luft, künstlichem Tageslicht und Wasser ausreichend zu versorgen und zu pflegen, so dass während des gesamten Jahres ausnahmslos ein qualitativ sehr hochwertiger Rasen für den Fußball zur Verfügung stehen könnte. Es gibt inzwischen verschiedene Techniken der Tageslichtbeleuchtung, bei denen das Lichtspektrum dem der Sonne entspricht, so dass ein Rasen sein volles genetisches Wachstumspotential entfalten kann, auch wenn er viele Wochen des Jahres kein Sonnenlicht erhält.
- 1 veranschaulicht das Konzept.
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In einer Mehrzweckarena (1) befindet sich unter den Tribünen (2) einer Längsseite des Spielfeldes / Rasenfläche (3) die Lagerorte der Seile / Taue (4), z.B. wie hier, eine Rolle mit horizontaler Drehachse (5). Auf der gegenüber liegenden Seite des Spillfeldes befindet sich unter den dortigen Tribünen Spannvorrichtungen z.B. mit Hydraulik (6) zur Spannung der Seile /Taue (4).
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Um die Tragseile / Taue (4) auf die gegenüber liegende Seite ziehen zu können, ohne dass sie über den Rasen geschliffen werden, befinden sich auf dieser Seite auch Vorrichtungen, hier als kleinere Rolle dargestellt (7), zum Aufwickeln der Hilfsseile (8). Zur millimetergenauen Höhen- und Seitenjustierung der Tragseile / Taue (4) befinden sich entsprechend einstellbare Durchlässe (9) an den Austrittspunkten der Seile / Taue (4) oberhalb der Rasenfläche(3) Die Veranstaltungsfläche (10) als solche ist bei dieser Zeichnung identisch mit dem Seil(4) oberhalb der Rasenfläche (3). Zwischen Rasenfläche (3) und einem Trageseil(4) sind beispielhaft zwei Stützpfosten (11) eingezeichnet.