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Die Erfindung betrifft einen Behälter für Trocken- oder Feuchttücher.
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Unter dem Begriff „Trocken- oder Feuchttücher“ werden nachfolgend Wisch-, Pflege-, Reinigungs- und Hygienetücher in perforierter oder nicht perforierter Form verstanden.
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Zur Bereitstellung von Einwegtüchern werden Tücher häufig stapelweise oder aufgerollt in Behältern bereitgestellt. Bei den hier betrachteten Behältern handelt es sich bspw. um solche, die nach dem einmaligen Gebrauch, also nach der Entnahme aller Tücher, entsorgt werden. Solche Einwegbehälter sind bereits mit den Tüchern befüllt und werden temporär an den Ausgabestellen aufgestellt bzw. aufgehängt. Einwegbehälter weisen den Vorteil auf, dass sie eine schnelle und unkomplizierte Bereitstellung der Tücher ermöglichen, wobei ein zusätzlicher Befüll- bzw. Nachfüllvorgang entfällt. Auch ist ihre Konstruktion weniger aufwändig, da kein zuverlässiger Mechanismus zum Öffnen und Schließen des Behälters für das Nachfüllen erforderlich ist.
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Derartige Behälter sind zylinder- oder quaderförmig ausgebildet und insbesondere für den Fall, dass der Behälter mit Feuchttüchern befüllt ist, aus Kunststoff hergestellt. Diese sind in der Herstellung preiswert und weisen zudem ein sehr geringes Gewicht auf. Gleichzeitig sind sie gegen Feuchtigkeit beständig. Darüber hinaus sind sie in den verschiedensten Formen, Farben und Abmessungen herstellbar. Die Verwendung der Behälter aus Kunststoff weist jedoch erhebliche ökologische Nachteile auf. Zum einen bedarf die Herstellung von Behältern aus Kunststoff eines sehr hohen Rohölbedarfs, zum anderen ist die Entsorgung der Behälter bzw. deren Recycling sehr kostenintensiv.
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Vor diesem Hintergrund liegt der vorliegenden Erfindung die Aufgabe zugrunde, einen Behälter für Trocken- oder Feuchttücher bereitzustellen, der mit geringem Energieeinsatz herstellbar ist und einfach recyclebar ist, jedoch gleichzeitig eine maschinelle und damit sehr preiswerte Herstellung ermöglicht. Gemäß der Erfindung wird diese Aufgabe durch die Merkmale des Schutzanspruchs 1 gelöst.
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Mit der Erfindung ist ein Behälter für Trocken- oder Feuchttücher geschaffen, der einerseits maschinell und damit sehr preiswert herstellbar ist. Andererseits ist der Behälter mit geringem Energieeinsatz herstellbar und einfach recyclebar. Gebrauchte Behälter können nämlich mit dem übrigen Altpapier entsorgt und wiederverwertet werden. Zudem sind die Behälter aus Faserstoff bspw. auf Deponien wesentlich schneller biologisch abgebaut als solche aus Kunststoff, selbst wenn diese aus verrottenden Materialien hergestellt sind. Hinzu kommt, dass Faserstoffe zum Beispiel als Verpackungsmaterial beim Verbraucher eine hohe Akzeptanz genießen, weil es sich um einen nachwachsenden Rohstoff handelt und dieser recyclebar ist, so dass bei der Verwendung des erfindungsgemäßen Behälters keine ablehnende Haltung der Verbraucher zu erwarten ist.
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Vorteilhaft ist der Behälter ein Gussteil. Hierbei kann es sich erfindungsgemäß um Faser-, Graspapier- oder Papierspritzguss handeln. Die Verwendung des Zellstoffs bietet so den Vorteil, dass eine vollautomatische Herstellung der Behälter möglich ist. Insbesondere hat sich hier der Papierspritzguss als geeignet herausgestellt. In diesem Verfahren wird der Faserstoff bzw. das Papier so verarbeitet, dass es zu Spritzgussteilen ausgeformt wird, die sonst im herkömmlichen Kunststoffspritzgussverfahren hergestellt werden. Die auf diese Weise bspw. aus Altpapier gefertigten Produkte sind ebenfalls biologisch abbaubar und recyclingfähig.
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Bevorzugt umfasst das Material des Gussteils Wasser, Papierfasern und Industriestärke. Diese Zusammensetzung hat sich für die Herstellung des erfindungsgemäßen Behälter als Gussteil als besonders geeignet herausgestellt
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Andere Weiterbildungen und Ausgestaltungen der Erfindung sind in den übrigen Unteransprüchen angegeben. Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in den Zeichnungen dargestellt und wird nachfolgend im Einzelnen beschrieben. Es zeigen:
- 1 die Ansicht eines Behälters;
- 2 die Draufsicht auf den in 1 dargestellten Behälter und
- 3 die Seitenansicht von links des in 1 dargestellten Behälters;
- 4 die Draufsicht auf einen Deckel ohne Klappe;
- 5 die abschnittsweise Darstellung der Draufsicht auf eine Klappe.
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Der als Ausführungsbeispiel gewählte Behälter ist insbesondere für die Aufbewahrung und Entnahme von Stapeltüchern vorgesehen. Die Stapeltücher sind in der Regel vertikal ineinander gefaltet aufeinander gestapelt. Wenn demgemäß ein darüber liegendes Tuch durch eine Öffnung herausgezogen wird, wird ein darunterliegendes Tuch angehoben und vorgezogen, so dass sein oberer Teil an einer leicht zugänglichen Stelle oberhalb der Öffnung dargeboten wird.
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Der Behälter hat im Ausführungsbeispiel eine im Wesentlichen quaderförmige Gestalt. Er hat mindestens eine Außenwand. Im Ausführungsbeispiel sind es zwei Längsseitenwände 1 und zwei Querseitenwände 2. Der Behälter weist einen Boden 3 auf und ist mit einem Deckel 4 verschlossen.
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Der Deckel 4 übergreift die Längsseitenwände 1 und Querseitenwände 2 und ist mit diesen verrastet oder verclipst. Er ist folglich zerstörungsfrei lösbar an dem Behälter befestigt. In Abwandlung des Ausführungsbeispiels kann der Deckel 4 auch derart an dem Behälter befestigt sein, dass ein zerstörungsfreies Lösen nicht möglich ist. Auch kann der Deckel 4 in einer weiteren Ausgestaltung über ein Scharnier an einer der Längsseiten 1 angeschlagen sein, so dass der Deckel 4 aufschwenkbar ist.
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Der Deckel 4 ist mit einer Klappe 5 versehen, die im Ausführungsbeispiel über ein Scharnier 6 an dem Deckel 4 angeschlagen ist. Das Scharnier 6 kann in Abwandlung des Ausführungsbeispiels als Filmscharnier ausgebildet sein. Die Klappe 5 hat auf der dem Scharnier 6 gegenüber liegenden Seite eine Handhabe 7, die mit einem Rastmechanismus versehen ist. Die Handhabe 7 ist bereichsweise beweglich an der Klappe 5 angeschlagen. Durch Fassen der Handhabe 7 durch den Benutzer lässt sich Sperrwirkung des Rastmechanismus überwinden, so dass die Klappe 5 aufgeschwenkt werden kann.
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Unter der Klappe 5 ist in dem Deckel eine Entnahmeöffnung 8 ausgebildet, die durch eine Membran 9 mit einer schlitzartigen Öffnung abgeschlossen ist. Durch diese ragt beim erstmaligen Öffnen der Klappe 5 eine Ende eines ersten Tuches, so dass die Entnahme durch Ziehen an dem Tuch erfolgen kann.
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Der erfindungsgemäße Behälter ist aus Faserstoff hergestellt. Unter dem Begriff Faserstoff im Sinne der vorliegenden Erfindung werden Primärfaserstoffe, Holzstoffe, Halbzellstoffe oder Zellstoff verstanden; aber auch Sekundärfaserstoffe sind darunter subsummierbar.
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Primärfaserstoffe werden direkt aus pflanzlichem Material gewonnen, zumeist aus dem Rohstoff Holz. Holzstoffe werden durch mechanische Zerfaserung gewonnen, entweder rein mechanisch (Holzschliff) oder mit chemischer und/oder thermischer Vorbehandlung. Holzstoffe bestehen wie das Holz, aus dem sie hergestellt werden, aus Lignocellulose. Sie enthalten somit neben Cellulose und Hemicellulosen auch einen großen Anteil Lignin. Bei Halbzellstoffen ist der Ligninanteil reduziert und der Celluloseanteil dominiert. Zellstoff wird durch chemischen Holzaufschluss gewonnen, aber auch aus bestimmten einjährigen Pflanzen (z. B. Stroh und Hanf). Zellstoff besteht fast ausschließlich aus Cellulose.
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Sekundärfaserstoff, wie bspw. Altpapierstoff, wird aus Altpapier sowie gebrauchten Kartons und Pappen erzeugt. Altpapierstoff und die daraus hergestellten Papiere basieren ebenfalls zum größten Teil auf dem Rohstoff Holz. Durch ständiges Papierrecycling werden die ursprünglich aus Holz gewonnenen Primärfasern als sogenannte Sekundärfasern mehrfach wieder verwendet. Altpapierstoff ist der mengenmäßig wichtigste Papierrohstoff.
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Papier ist üblicherweise ein Flächengebilde, das aus einer Faserstoffsuspension auf einem Sieb entsteht. Das gebildete Vlies wird verdichtet und getrocknet. Bei der Herstellung des überwiegend aus Fasern bestehenden Papierblatts wird als Transportmedium für die Fasern Wasser verwendet. Die Blattbildung erfolgt auf einem (ebenen) Sieb. So hergestelltes Papier kann auch zu dreidimensionalen Körpern umgeformt werden, wenn aus einem ebenen Zuschnitt zunächst durch Rollen oder Falten ein dreidimensionaler Körper geformt wird, dessen Kanten durch ein Fügeverfahren, bspw. Kleben, Klammern o.dgl. miteinander verbunden werden. Das ist aber für die Herstellung von Behälter für Stapeltücher ungeeignet, insbesondere wenn die Behälter Hygienetücher aufnehmen sollen.
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Alternativ besteht die Möglichkeit, dreidimensionale Körper aus Papier durch Tiefziehen zu erzeugen. Verformbare Papiere oder Pappen können mit dieser Technik zu mehreren Zentimetern tiefen Halbschalen umgeformt werden. Solche tiefgezogene Papiergegenstände sind jedoch ebenfalls für die Verwendung als Behälter für Stapeltücher ungeeignet, u.a. weil die erzielbare Tiefe des Behälters für die Aufnahme eines üblichen Stapels nicht ausreichend ist.
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Es wurde nun jedoch eine Möglichkeit geschaffen, einen Behälter zur Aufnahme von Stapeltüchern herzustellen, und zwar unter Vermeidung der vorgenannten Nachteile und bei gleichzeitiger Erfüllung der bestehenden Anforderungen. Diese konnten durch die Anwendung insbesondere des Verfahrens des Papierspritzgießens erfüllt werden, wodurch der Behälter als Gussteil hergestellt ist.
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Beim Papierspritzgießen wird die Zellstoff-Suspension zum Beispiel über einen Trichter dem darunter liegenden Zylinder zugeführt. Ein Kolben oder eine als Kolben wirkende Förderschnecke spritzt die Suspension in das fest geschlossene Werkzeug ein und filtert das Wasser ab. Der gebildete Filterkuchen stellt das Spritzgießteil dar. Das Wasser wird hinter dem Werkzeug abgezogen und ggf. dem Produktionsprozess erneut zugeführt. Nach Öffnung des Werkzeugs wird das abgebildete Formteil ähnlich einem Kunststoffbauteil durch Auswerfer entformt.
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Ein wichtiger Vorteil der dargestellten Erfindung besteht darin, dass der vorgestellte Behälter aus 100% natürlichen und damit recycelbaren Material besteht und auf den Einsatz von Plastik und sonstigen Kunststoffen komplett verzichtet werden kann. Nach Gebrauch kann der Behälter einfach z.B. über den heimischen Komposthaufen entsorgt werden, da das Material zu 100 % biologisch abbaubar ist.
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Die Erfindung ist nicht auf das Ausführungsbeispiel beschränkt. Vielmehr fallen auch anders ausgestaltete Behälter unter den Erfindungsgedanken, das gilt insbesondere für zylindrisch gestaltete Behälter, die vorzugsweise zur Aufnahme von auf Rollen angeordneten Trocken- oder Feuchttüchern zur Anwendung kommen. Der erfindungsgemäße Behälter kann zudem unabhängig von seiner Gestaltung Endlostücher mit Perforierungen zum Abreißen aufnehmen.