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Technisches Gebiet
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Die vorliegende Erfindung betrifft einen Abstrichtupfer mit Luer-Anschluss.
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Stand der Technik
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Herkömmliche Abstrichtupfer zur Entnahme von Abstrichproben bestehen aus einem beispielsweise aus Holz, Kunststoff oder Aluminium gefertigten Stab, der an einem seiner Enden mit einem Probenaufnahmemittel, z. B. einer Art Wattetampon, Schwamm oder Bürste versehen ist. Der Stab mit dem Probenaufnahmemittel wird zum Schutz in einem Probenröhrchen untergebracht, wobei der Stab mit seinem von dem Probenaufnahmemittel entfernten, hinteren Ende gleichzeitig als Verschluss für die offene Seite des Probenröhrchens ausgebildet ist. Derartige Abstrichtupfer finden beispielsweise zum Ausstreichen von Flüssigkeiten, wie Bakterien-Suspensionen, beim Auftragen von Salben auf lokale Körperpartien oder für Körperhohlabstriche Verwendung.
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Die gewonnen Abstrichproben müssen möglichst vollständig vor Verunreinigungen geschützt werden. Dabei stellen die Aufnahme der Abstrichprobe in ein Lösungsmittel und der Transfer der gelösten Abstrichprobe in eine Detektionsapparatur große Probleme dar, welche trotz aller Vorsichtsmaßnahmen häufig mit einer Kontamination der Probe verbunden sind.
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Es besteht daher weiterhin ein Bedarf an Abstrichtupfersystemen, die Transport und Transfer der Abstrichprobe in eine Untersuchungsapparatur auf eine möglichst kontaminationsfreie Art und Weise ermöglichen.
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Darstellung der Erfindung
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, ein Abstrichtupfersystem zur Verfügung zu stellen, das Transport und Transfer der Abstrichprobe in eine Untersuchungsapparatur auf eine möglichst kontaminationsfreie Art und Weise gewährleistet.
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Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch das Abstrichtupfersystem gemäß dem unabhängigen Schutzanspruch 1 gelöst. Weitere vorteilhafte Details, Aspekte und Ausgestaltungen der vorliegenden Erfindung ergeben sich aus den abhängigen Ansprüchen, der Beschreibung, der Figuren und dem Ausführungsbeispiel.
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Die vorliegende Erfindung stellt ein Abstrichtupfersystem umfassend ein am vorderen Ende verschlossenes und am hinteren Ende offenes Probenröhrchen und einen Abstrichtupfer zur Verfügung. Der Abstrichtupfer weist einen als langgestreckten, rohrförmigen Tupferstab auf, welcher an seinem vorderen Ende mit einem Probenaufnahmemittel und an seinem hinteren Ende mit einem Griffstück versehen ist, wobei das Griffstück das hintere, offene Ende des Probenröhrchens passgenau verschließt. Das Griffstück ist zudem mit einer Verschlusskappe zur dichten Abdeckung des Griffstücks ausgestattet. Erfindungsgemäß weist das Griffstück den Innenkegel eines Luer-Anschlusses auf, wobei der Innenkegel des Luer-Anschlusses in fluider Verbindung mit dem rohrförmigen Tupferstab steht.
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Bei einem Luer-Anschluss handelt es sich um ein genormtes Verbindungssystem für Schlauchsysteme im medizinischen Bereich. Es findet unter anderem bei Kanülen, Spritzen, Kathetern, Dreiwegehähnen oder Infusions-Schläuchen Anwendung. Die Dichtung des Anschlusses wird durch eine kegelförmige Gestaltung der Verbindungsteile, dem sogenannten Luer-Konus, erreicht. Dabei wird der Innenkegel der einen Verbindungsseite auch als „weiblich” bezeichnet, der Außenkegel der Gegenseite als „männlich”. Der Luer-Konus kann zur Sicherung der Verbindung ein Gewinde mit Überwurfmutter aufweisen. In diesem Fall bezeichnet man das System als Luer-Lock. Die Verbindung schließt und öffnet mit einer halben Drehung.
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Durch den im Griffstück des Tupferstabes vorgesehenen Innenkegel eines Luer-Anschlusses wird es möglich, an das erfindungsgemäße Abstrichtupfersystem eine übliche Spritze mit Außenkegel eines Luer-Anschlusses anzuschließen. Durch die fluide Verbindung von Innenkegel mit dem inneren Hohlraumdes Tupferstabes kann ein in der Spritze vorgelegtes Lösungsmittel durch den Luer-Anschluss in den Hohlkörper des Tupferstabes eingespritzt werden. Durch leichten Druck auf den Kolben der Spritze bewegt sich das Lösungsmittel durch den Hohlraum des Tupferstabes und durchdringt dann das Probenaufnahmemittel am vorderen Ende des Tupferstabes von innen nach außen. Auf diese Weise wird die an der Außenseite des Probenaufnahmemittels anwesende Probe schnell und mit hoher Ausbeute von dem Probenaufnahmemittel abgelöst.
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Durch ein mehrfaches Aufziehen und wieder Einspritzen des Lösungsmittels bzw. des bereits mit Probe vermischten Lösungsmittels wird eine vollständige Aufnahme der Probe in das Lösungsmittel erreicht. Am Ende des Ablösevorgangs liegt die in dem Lösungsmittel suspendierte Probe in der mit dem Außenkegel des Luer-Anschlusses ausgestatteten Spritze vor. Die Probe kann dann problemlos in jede Art von Untersuchungsapparatur, welche wiederum mit dem Innenkegel eines Luer-Anschlusses ausgestattet ist, transferiert werden.
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Auf diese Weise kann sowohl das Suspendieren der Probe als auch der Probenübertrag durchgeführt werden, ohne den Abstrichtupfer aus dem Probenröhrchen zu entfernen. Der komplette Transfer der Probe von dem Probenaufnahmemittel in die Lösung und nachfolgend in die Untersuchungsapparatur ist daher aufgrund des Luer-Anschlusses kontaminationsfrei möglich.
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Gemäß einer besonders bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung sind in dem Griffstück zwei Innenkegel vorgesehen. Der Luer-Anschluss ist in diesem Fall als Luer-Dreiwegehahn ausgebildet. Mit dem zweiten Innenkegel kann der Außenkegel eines an einer Untersuchungsapparatur vorgesehenen Luer-Anschlusses verbunden werden. Die an den ersten Innenkegel angeschlossene Spritze wirkt in diesem Fall auch als Pumpe, die für die Aufnahme der Probe in das Lösungsmittel sorgt und dann bei entsprechender Stellung der Innenkegel des Griffstücks die gelöste Probe direkt aus dem Probenröhrchen über die Spritze in die Untersuchungsapparatur transferiert.
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Besonders bevorzugt sind der Abstrichtupfer und das Probenöhrchen steril. In dieser Ausführungsform ist der Anwendungsbereich des Abstrichtupfersystems nicht auf spezifische DNA-Analysen beschränkt, vielmehr ist eine vielseitige Verwendung im medizinischen und diagnostischen Bereich möglich.
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Besondere Vorteile ergeben sich dadurch, dass das Griffstück mit einem Innenkegel für einen Luer-Lock-Anschluss ausgestattet ist. Die zusätzliche Sicherung durch den Luer-Lock-Anschluss verhindert, dass die Luer-Verbindung zwischen Spritze und Griffstück versehentlich gelöst wird.
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Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung verjüngt sich das Probenröhrchen zur Volumenreduktion im Bereich seines vorderen Endes konisch. Das notwendige Volumen an Lösungsmittel zur Ablösung der Probe vom Probenaufnahmemittel kann auf diese Weise reduziert werden, da der Flüssigkeitspegel auch bei geringen Mengen an Flüssigkeit ausreicht, um das Probenaufnahmemittel vollständig mit Lösungsmittel zu bedecken.
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Ebenso bevorzugt kann das Probenröhrchen im Bereich seines vorderen Endes zusätzlich mit einer Einsteckhülse zur Aufnahme des Probenaufnahmemittels ausgestattet sein. Auch auf diese Weise ist eine Volumenreduktion für das zum Ablösen der Probe notwendige Volumen an Lösungsmittel möglich. Beispielsweise kann die Einsteckhülse in Form eines auf einer oberen Seite offenen Probengefäßes ausgebildet sein, wobei die Einsteckhülse insbesondere bevorzugt über einen Kragen verfügt, welcher mit der Innenseite der Wandung des Probenröhrchens verbunden ist. Durch diese trichterartige Ausbildung der Einsteckhülse wird sichergestellt, dass überschüssiges Lösungsmittel, welches aus der Spritze in den rohrförmigen Tupferstab und von dort über das Probenaufnahmemittel in die Einsteckhülse gedrückt wird, nicht in das unterhalb der Einsteckhülse befindliche Volumen des Probenröhrchens gelangt.
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Die vorliegende Erfindung umfasst auch einen Kit für Entnahme und Transfer von Körperabstrichen umfassend eines der oben beschriebenen Abstrichtupfersysteme und eine mit dem Außenkegel eines Luer-Anschlusses ausgestattete Spritze.
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Wege zur Ausführung der Erfindung
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Die Erfindung soll nachfolgend anhand von Ausführungsbeispielen im Zusammenhang mit den Figuren näher erläutert werden.
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Die 1 zeigt im Längsschnitt ein erfindungsgemäßes Abstrichtupfersystem 1. Das Abstrichtupfersystem 1 umfasst ein am vorderen Ende 2.1 verschlossenes und am hinteren Ende 2.2 offenes Probenröhrchen 2 und einen Abstrichtupfer. Der Abstrichtupfer weist einen als langgestreckten Hohlkörper ausgebildeten Tupferstab 3 auf, wobei der Tupferstab 3 an seinem vorderen Ende mit einem Wattebausch als Probenaufnahmemittel 4 und an seinem hinteren Ende mit einem Griffstück 5 versehen ist. Das Griffstück 5 umgreift das hintere, offene Ende 2.2 des Probenröhrchens 2 und verschließt dieses passgenau.
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Das Griffstück 5 weist den Innenkegel 7 eines Luer-Anschlusses auf, wobei der Innenkegel 7 in fluider Verbindung mit dem rohrförmigen Tupferstab 3 steht. Das Griffstück 5 ist außerdem mit einer Verschlusskappe 6 zur dichten Abdeckung des Griffstücks 5 ausgestattet. Die Verschlusskappe 6 wird zum kontaminationsfreien Transport der Probe verschlossen.
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Nach dem Öffnen der Verschlusskappe 6 kann der in dem Griffstück 5 des Tupferstabes 3 vorgesehene Innenkegel 7 des Luer-Anschlusses mit dem an einer üblichen Spritze mit Luer-Anschluss vorgesehenen Außenkegel verbunden werden. Durch die fluide Verbindung von Innenkegel 7 mit dem innern Hohlraum des Tupferstabes 3 kann ein in der Spritze vorgelegtes Lösungsmittel durch den Luer-Anschluss in den Hohlkörper des Tupferstabes 3 eingespritzt werden. Das Lösungsmittel durchdringt das Probenaufnahmemittel 4 von innen nach außen und löst auf diese Weise die an der Außenseite des Probenaufnahmemittels 4 anwesende Probe schnell und mit hoher Ausbeute von dem Probenaufnahmemittel 4 ab.
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Durch mehrfaches Aufziehen und Einspritzen des Lösungsmittels bzw. des Lösungsmittels mit suspendierter Probe wird eine vollständige Aufnahme der Probe in das Lösungsmittel erreicht. Am Ende des Ablösevorgangs liegt die suspendierte Probe in der mit dem Außenkegel des Luer-Anschlusses ausgestatteten Spritze vor. Die Probe kann dann problemlos in jede Art von Untersuchungsapparatur, welche wiederum mit dem Innenkegel eines Luer-Anschlusses ausgestattet ist, transferiert werden.
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Der komplette Transfer der Probe von dem Probenaufnahmemittel 4 in die Lösung und nachfolgend in die Untersuchungsapparatur ist aufgrund des Luer-Anschlusses kontaminationsfrei möglich.
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Die 2 zeigt eine weitere Ausführungsform des erfindungsgemäßen Abstrichtupfersystems 1 im Längsschnitt. Das Probenröhrchen 2 des dargestellten Abstrichtupfersystems 1 ist zusätzlich mit einer Einsteckhülse 8 zur Aufnahme des Probenaufnahmemittels 4 ausgestattet. Die Einsteckhülse 8 ist dabei bezüglich ihrer Größe und ihren Abmessungen derart ausgebildet, dass das Probenaufnahmemittel 4 zwar vollständig von der Einsteckhülse 8 aufgenommen werden kann, bei eingestecktem Probenaufnahmemittel 4 jedoch im Bereich des Probenaufnahmemittels 4 nur ein geringes freies Volumen verbleibt.
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Die Einsteckhülse 8 ist beispielsweise in Form eines auf einer oberen Seite offenen Probengefäßes mit einem Kragen 8.1 ausgebildet, wobei die Einsteckhülse 8 über den Kragen 8.1 mit der Innenseite der Wandung des Probenröhrchens 2 verbunden ist. Beispielsweise kann ein solches Proberöhrchen 2 mit integrierter Einsteckhülse 8 über ein Spritzgussverfahren hergestellt werden.
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Durch die in der 2 dargestellte trichterartige Ausbildung der Einsteckhülse 8 wird sichergestellt, dass Lösungsmittel, welches aus der Spritze in den Hohlkörper des Tupferstabes 3 und von dort über das Probenaufnahmemittel 4 in die Einsteckhülse 8 gedrückt wird, nicht in das unterhalb der Einsteckhülse 8 befindliche Volumen des Probenröhrchens 2 gelangt.
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Probenentnahme bei Verdacht auf MRSA
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Die praktische Anwendung des erfindungsgemäßen Abstrichtupfersystems 1 wird nachfolgend anhand einer Probenentnahme bei Verdacht auf MRSA erläutert.
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Bakterien der Art Staphylococcus aureus können bei Mensch und Tier als Bestandteil der Hautflora vorkommen. Beim Menschen sind vor allem die vordere Nase und die Leistenregion besiedelt. MRSA (Methicillin-resistenter-Staphylococcus-Aureus) ist ein multiresistenter Stamm des Staphylococcus aureus und besitzt das Resistenzgen mecA, das für ein modifiziertes Penicillin-Bindeprotein (BPB2a) – die Transpeptidase – kodiert. Dieses modifizierte Penicillin-Bindeprotein baut jedoch keine Beta-Laktam-Antibiotika in die Zellwand ein und führt dazu, dass MRSA gegen alle Beta-Laktam-Antibiotika (Penicilline, Cephalosporine, Carbapeneme) resistent sind. Diese resistenten Bakterienstämme führen zwar nicht häufiger zu Infektionen als ihre Antibiotika-sensiblen Verwandten, allerdings ist eine Infektion mit einem MRSA wesentlich schwieriger zu behandeln. Daher muss versucht werden, die Ausbreitung von MRSA besonders im Krankenhaus zu verhindern.
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Zur Probennahme bei einem Patienten mit MRSA-Verdacht wird der Tupferstab 3 aus dem Probenröhrchen 2 entnommen und – ohne den Wattetupfer 4 an der Haut zu kontaminieren – möglichst tief in das rechte Cavum nasi eingeführt, danach herausgezogen und anschließend der selbe Tupferstab 3 in das linke Cavum nasi eingeführt, wiederum möglichst tief. Beim Herausziehen des Tupferstabs 3 ist erneut der Kontakt mit der äußeren Haut zu vermeiden. Der Tupferstab 3 wird in das Probenröhrchen 2 rückgeführt.
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Die potentiell am Wattebausch 4 anhaftenden Mikroorganismen sollen
- (i) für eine mikrobiologische Untersuchung einerseits möglichst lange am Leben erhalten, andererseits aber an starkem Wachstum gehindert werden und/oder
- (ii) für eine PCR-Untersuchung vorbereitet werden.
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Dazu wird über eine gegebenenfalls entsprechend vorgefüllte, handelsübliche, mit dem Außenkegel eines Luer-Anschlusses ausgestattete Spritze ein dem Fachmann bekanntes Transportmedium, das den Anforderungen bezüglich (i) und/oder (ii) gerecht wird, in das Abstrichtupfersystem 1 eingebracht. Zunächst wird die Verschlusskappe 6 geöffnet, dann der Außenkegel der Spritze auf den Innenkegel 7 des Griffstücks 5 des Tupferstabs 3 aufgesteckt und das Transportmedium über den Innenkegel 7 und den Wattebausch 4 des Tupferstabs 3 in das Probenröhrchen 2 gepumpt und anschließend wieder aufgesogen. Dieser Vorgang wird mehrmals wiederholt. Das Transportmedium kann sich am Ende der Prozedur im Probenröhrchen 2 und/oder der Spritze befinden.
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Die Spritze und der Tupferstab 3 im Probenröhrchen 2 können verbunden bleiben oder voneinander getrennt und jeweils verschlossen werden. Im Falle der getrennten Weiterverwendung kann der Tupferstab 3 beispielsweise für ein Kulturverfahren eingesetzt werden, wozu ein Nährboden mit dem Wattebausch 4 des (mit Transportmittel befeuchteten) Tupferstabs 3 behandelt wird. Die teilgefüllte Spritze kann verwendet werden, um eine PCR-Untersuchung durchzuführen, wobei die Übergabe der (im Transportmedium suspendierten/gelösten Mikroorganismen) idealerweise über eine erneute Luer-Verbindung in die Vorrichtung zur Weiteranalyse mittels PCR erfolgt.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Abstrichtupfersystem
- 2
- Probenröhrchen
- 2.1
- vorderes Ende des Probenröhrchens
- 2.2
- hinteres Ende des Probenröhrchens
- 3
- Tupferstab
- 4
- Probenaufnahmemittel
- 5
- Griffstück
- 6
- Verschlusskappe
- 7
- Innenkegel des Luer-Anschlusses
- 8
- Einsteckhülse
- 8.1
- Kragen