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Die vorliegende Erfindung betrifft ein Brillengestell mit einem Rahmen zur Aufnahme von Gläsern und mit jeweils einem links und rechts an dem Rahmen angeordneten Anschlusselement zur Befestigung eines Bügels, wobei sich das Anschlusselement im Wesentlichen in Richtung zu dem Bügel im ausgeklappten Zustand erstreckt und dadurch mit dem Bügel eine gemeinsame Anordnung bildet.
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Brillengestelle müssen zur Anpassung an unterschiedliche Anatomien der Träger Verstellmöglichkeiten bieten, um einen angenehmen, Druckstellen verhindernden Tragekomfort zu ermöglichen, denn schließlich soll der Träger nicht bewusst merken, dass er eine Sehhilfe über einen länger andauernden Zeitraum permanent tragen muss. So ist es notwendig, das Brillengestell einerseits zu der Lage und der Form der Nase, auf welcher die Fassung des Rahmens gelagert wird, und andererseits zu der Lage und der relativen Höhe der Ohren des Trägers, auf welchen die Bügel lagern, individuell ausrichten zu können.
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Die Lagerung auf der Nase wird in der Regel über verstellbare Nasenauflageflächen zwischen den Gläsern bewerkstelligt. Beim Höhenausgleich zwischen den Ohren des Trägers werden beispielsweise Bügel, die aus Horn oder Acetat oder einem sonstigen Kunststoff bestehen, oftmals auf eine bestimmte Temperatur erhitzt und dann in die gewünschte Form gebogen, um einen Ausgleich zu schaffen. Da die Anordnung des Bügels am Gelenk des Anschlusselements am Rahmen mehr oder weniger starr ist, kann durch eine permanente Verbiegung vor allem des hinteren frei zulaufenden Endes des Bügels die entsprechend für einen Ausgleich von anatomisch bedingten Unregelmäßigkeiten notwendige Krümmung des Bügels bewerkstelligt werden, der relativ zum Rahmen dann eine entsprechende Auslenkung darstellt. Bei Metallbügeln wird eine Biegung in der Regel durch die Materialwahl unterstützt.
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Eine Verbiegung vor allem des Bügelendes ist jedoch nicht beliebig weit durchführbar, da entweder das Material, beispielsweise bei Horn, nur eine gewisse Krümmung zulässt, bevor dieses zu brechen beginnt, oder da nur ein Ausgleich der anatomischen Unregelmäßigkeiten bis zu einem gewissen Maß möglich ist.
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Außerdem ist eine Auslenkung gegenüber dem Rahmen nur in einem gewissen Ausmaß möglich, wenn lediglich das dem Rahmen gegenüberliegende freie Ende des Bügels, das auf den Ohren des Trägers aufliegt, gekrümmt werden kann. Je näher eine Biegung an dem Rahmen angesetzt werden kann, umso einfacher ließe sich der Ausgleich, auch relativ zu der Lage der Nase, bewerkstelligen. Dem steht jedoch die Lage und Funktionssicherheit des in der Regel starren, d. h. zu dem Rahmen und/oder zu dem Bügel lageunveränderlichen Gelenkmechanismus entgegen.
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Darüber hinaus besteht das Problem, dass sehr stark gekrümmte Bügel optisch auffallen, was gerade bei einem auch als Modeutensil verwendeten Brillengestell, wie bei Sonnenbrillen, aus ästhetischen Gründen unerwünscht ist.
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Vor allem bei sehr filigranen Brillen aus Flachmetall, wie diese beispielsweise aus dem
Europäischen Patent Nr. 0 863 424 bekannt sind, wirkt eine zu starke Biegung der Bügel dem gewünschten optischen Erscheinungsbild eines solchen Modeprodukts entgegen.
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Aus der
DE 10 2005 014 512 A1 ist ein Brillengestell mit einer Anpassmöglichkeit bekannt, die dadurch geschaffen wird, dass zwischen dem bügelseitigen Ende des Anschlusselements des Rahmens und dem rahmenseitigen Ende des Bügels ein rückstellfähiges elastisches Element eingelagert ist. Ebenso sind drehgelenkartige Mechanismen aus der
US 4,547,048 , der
US 5,796,461 oder der
DE 1 286 780 bekannt, mit Hilfe von welchen der Bügel gegenüber dem Rahmen quer zu seiner Längserstreckung ausgelenkt werden kann.
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Ausgehend davon ist es eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein vor allem, aber nicht ausschließlich für Metallbrillen vorgesehenes Brillengestell sowie einen entsprechende Brillenrahmen und einen entsprechenden Brillenbügel bereitzustellen, welche eine einfachere Art des Ausgleichs von anatomischen Unregelmäßigkeiten gestatten und dabei gleichzeitig günstig herstellbar und einfach zu bedienen sind.
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Gelöst wird diese Aufgabe mit einem Brillengestell nach Anspruch 1 oder Anspruch 2, mit einem Brillenbügel nach Anspruch 9 und mit einem Brillenrahmen nach Anspruch 10.
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Das Brillengestell gemäß der Erfindung zeichnet sich dadurch aus, dass die Anordnung aus Anschlusselement und Bügel, die eine im Wesentlichen gemeinsame Längserstreckung bilden, grundsätzlich in ihrem Verlauf an zumindest einer Stelle zumindest eine Ausnehmung aufweist. Die Ausnehmung, bei der es sich prinzipiell um eine Materialunterbrechung handelt, ist gemäß der Erfindung dabei so angeordnet und gestaltet ist, dass sie eine Auslenkung dieser Anordnung relativ zu dem Rahmen gestattet.
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In einer ersten Ausführungsform betrifft die Erfindung ein Brillengestell mit einem Rahmen zur Aufnahme von Gläsern und mit jeweils einem links und rechts an dem Rahmen angeordneten Anschlusselement zur Befestigung eines Bügels, wobei sich das Anschlusselement in Richtung zu dem Bügel in dessen ausgeklapptem Zustand hin erstreckt, wobei das Anschlusselement zumindest eine Ausnehmung aufweist, die so angeordnet und gestaltet ist, dass sie relativ zu dem Rahmen eine Auslenkung des Anschlusselements quer zu seiner Längserstreckung gestattet.
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In einer zweiten Ausführungsform betrifft die Erfindung ein Brillengestell mit einem Rahmen zur Aufnahme von Gläsern und mit jeweils einem links und rechts an dem Rahmen angeordneten Anschlusselement zur Befestigung eines Bügels, wobei sich das Anschlusselement in Richtung zu dem Bügel in dessen ausgeklapptem Zustand hin erstreckt, wobei der Bügel zumindest eine Ausnehmung aufweist, die so angeordnet und gestaltet ist, dass sie relativ zu dem Rahmen eine Auslenkung des Bügels quer zu seiner Längserstreckung gestattet.
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Besteht das Anschlusselement bzw. der Bügel aus einem Material mit einer gewissen Elastizität, wie beispielsweise Flachmetall, dient die Ausnehmung dazu, im Bereich ihrer Lage eine Materialschwächung einerseits und einen Freiraum für eine Beweglichkeit andererseits zu schaffen, so dass eine Biegung im Verlauf dieser Anordnung realisiert werden kann.
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Vorzugsweise ist die zumindest eine Ausnehmung im Wesentlichen quer zu der Längserstreckung der Anordnung angeordnet. In einer bevorzugten Ausführungsform sind zwei vertikal übereinander angeordnete Ausnehmungen vorgesehen. Diese Art der Anordnung bildet quasi eine Kippachse aus, über die die Anordnung aus Bügel und Anschlusselement bzw. nur der Bügel oder nur das Anschlusselement gekippt und dadurch gegenüber dem Rahmen ausgelenkt werden können. Bei einer Auslenkung der Anordnung nur über das Anschlusselement muss der Bügel selbst in seiner Form nicht verändert werden.
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Denkbar ist es auch, dass mehr als eine Ausnehmung, zumindest zwei Ausnehmungen im Längsverlauf der Anordnung hintereinander angeordnet sind. Alternativ kann auch eine Ausnehmung im Bereich des Anschlusselements und eine weitere Ausnehmung im Bereich des Bügels vorgesehen werden.
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Gemäß der Erfindung sind die geometrischen Formen der Ausnehmungen unterschiedlich wählbar. Vorzugsweise handelt es sich jedoch um vertikale Spalte bzw. Schlitze, was für den Fall von vertikal übereinander angeordneten Schlitzen die Ausbildung der Kippachse auf einfachste Art und Weise gestattet.
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Auch sind die Abmessungen der Ausnehmungen in Abhängigkeit der gewünschten Verbiegungsfähigkeit und der Ästhetik unterschiedlich wählbar.
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Um eine Auslenkung der Anordnung um ca. +/–5° zu dem Rahmen zu ermöglichen, ist bei vertikal übereinander angeordneten Ausnehmungen bereits eine Schlitzbreite von ca. 0,6 mm und eine Schlitzhöhe von ca. 1 bis 1,3 mm ausreichend. Für den Ausgleich der am häufigsten auftretenden anatomischen Unregelmäßigkeiten reicht in der Regel bereits eine Auslenkung um ca. 2° aus.
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Gemäß der Erfindung sind die Ausnehmungen dabei so gewählt, dass bei einem Auslenken der Anordnung bzw. des Bügels zu keinem Zeitpunkt die Gefahr einer Riss- oder Bruchbildung besteht, insbesondere nicht in dem Bereich zwischen zwei vertikal übereinander angeordneten Schlitzen.
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Bevorzugt lässt sich der Ausgleichsmechanismus gemäß der Erfindung bei einem Brillengestell anwenden, bei welchem der Rahmen, das Anschlusselement und die Bügel aus einem Material, insbesondere aus Flachmetall, hergestellt sind, welches quer zu seiner flächigen Erstreckung eine sehr geringe Materialdicke aufweist. Aufgrund der immanent vorhandenen elastischen Eigenschaften von Flachmetall eigenen sich die gemäß der Erfindung vorzusehenden Ausnehmungen, insbesondere in der Ausführungsform mit vertikal übereinander angeordneten Spalten bzw. Schlitzen, besonders, eine auch reversibel mögliche Auslenkung des Bügels bzw. der aus Bügel und Anschlusselement bestehenden Anordnung zu bewerkstelligen, ohne dass die Form, d. h. Längserstreckung des Bügels verändert werden müsste. Der Bügel wird quasi gegenüber dem Rahmen insgesamt „gekippt”, um den gewünschten Ausgleich zu realisieren.
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Wird das Anschlusselement bzw. der Bügel als ein Stanz- oder Biegeteil aus einem solchen Flachmetall hergestellt, lassen sich die Ausnehmungen auf einfache Art und Weise beim Stanzen einbringen oder können nachträglich durch beispielsweise Laserschneiden ausgefräst werden.
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Das Brillengestell kann des Weiteren so ausgebildet sein, dass das Anschlusselement vertikale Aussparungen aufweist und das fassungsseitige Ende des Bügels in drei zueinander parallele Blattfedern aufgeteilt ist, wobei bei ausgeklapptem Bügel eine mittlere Blattfeder mit ihrem freien Ende an der dem Gesicht des Brillenträgers abgewandten Fläche des Anschlusselements anliegt und die beiden äußeren Blattfedern in Richtung ihrer freien Enden zunächst an der dem Gesicht des Brillenträgers zugewandten Fläche des Anschlusselements anliegen, dann jeweils durch die vertikalen Aussparungen des Anschlusselements hindurchführen und schließlich an der dem Gesicht des Brillenträgers abgewandten Fläche des Anschlusselements zum Anliegen kommen.
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Hierbei kann das Anschlusselement einstückig mit dem Rahmen hergestellt und durch einen Schlitz in eine obere und eine untere Strebe geteilt sein. Eine solche Teilung ermöglicht ein einfaches Austauschen der Gläser. Um die Streben im montierten Zustand des Brillengestells zu fixieren, kann eine Spange auf das Anschlusselement aufgeschoben werden. Zur genauen Funktionsweise des Gelenks eines solchen Brillengestell soll auf das
Europäische Patent Nr. 0 863 424 verwiesen werden.
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Weitere Vorteile und Merkmale der vorliegenden Erfindung ergeben sich aus den anhand der beiliegenden Figuren dargestellten Ausführungsbeispiel. Dabei zeigen
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1 ein Brillengestell gemäß der Erfindung im getragenen Zustand und ausschnittsweise den Gelenkbereich des Brillengestells;
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2 dieses Brillengestell mit einem nach oben ausgelenkten Bügel;
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3 dieses Brillengestell mit einem nach unten ausgelenkten Bügel; und
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4 einen Brillenbügel gemäß der Erfindung.
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Wie 1 exemplarisch wiedergibt, weist das Brillengestell einen Rahmen 1 mit links und rechts jeweils einem einstückig an dem Rahmen 1 angeordneten Anschlusselement 2 auf, wobei an dem Anschlusselement 2 links und rechts jeweils ein Bügel 3 schwenkbar angelenkt ist.
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Der Rahmen 1 und das Anschlusselement 2 sind durch einen Schlitz 4 längs geteilt, so dass sich für das Anschlusselement 2 eine obere Strebe 5 und eine untere Strebe 6 ausbilden.
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Der Bügel 3 weist an seinem freien Ende drei parallel zu einander verlaufende Blattfedern 7, 8 und 9 auf. Der Rahmen 1 mit einstückig daran angeformtem Anschlusselement 2 und der Bügel 3 mit seinen Blattfedern sind jeweils als Stanz- und Biegeteile ausgebildet.
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Das Anschlusselement 2 weist vertikale Aussparungen 10 auf, die eine Gelenkachse ausbilden, indem bei ausgeklappten Bügel 3 die mittlere Blattfeder 7 mit ihrem freien Ende an dem Gesicht des Brillenträgers abgewandten Fläche des Anschlusselements 2 anliegt, während die beiden äußeren Blattfedern 8 und 9 in Richtung ihrer freien, gebogenen Enden zunächst an der dem Gesicht des Brillenträgers zugewandten Fläche des Anschlusselements 2 anliegen, dann jeweils durch die vertikalen Aussparungen 10 des Anschlusselements 2 hindurchführen und schließlich an der dem Gesicht abgewandten Fläche des Anschlusselements 2 zum Anliegen kommen.
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Die obere und untere Strebe 5 bzw. 6 werden miteinander lagefixiert, indem, bevor der Bügel 2 mit seinen Blattfedern 7, 8, 9 am Anschlusselement 2 angebracht wird, eine Spange 11 über beide Streben 5 und 6 geschoben wird. Hierdurch werden die Gläser in dem Rahmen 2 verliersicher verspannt.
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Wie in den 1 bis 3 zu erkennen ist, weist das Brillengestell in der darin gezeigten Ausführungsform gemäß der Erfindung im Bereich des Anschlusselements 2 zwei vertikal übereinander angeordnete Ausnehmungen 12 und 13 in Form von Schlitzen bzw. Spalten auf.
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Die Schlitze 12 und 13 bilden eine Kippachse, entlang welcher die aus Anschlusselement 2 und Bügel 3 bestehende Anordnung 14 relativ zu dem Rahmen 1 nach oben (2) oder nach unten (3) gekippt werden kann, je nach dem wie es die anatomischen Verhältnisse erfordern.
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Da das Anschlusselement 2, ebenso wie der Bügel 3, aus einem elastischen Flachmetall hergestellt ist, kann diese Kippbewegung durch die infolge der Schlitze 12 und 13 geschaffene Beweglichkeit einfach vollzogen werden. Die dadurch hergestellte Biegung der Anordnung 14 ist auch wieder reversibel.
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Aufgrund der Tatsache, dass die Ausnehmungen 12 und 13 gemäß der Erfindung sehr nahe an dem Rahmen 1 vorgesehen werden, reicht eine geringfügige Auslenkung bereits aus, unterschiedliche Höhen der Ohren auszugleichen. Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass die Form, vor allem die Längserstreckung des Bügels 3 nicht geändert werden muss, so dass der ästhetischen Gesamteindruck des Brillengestells sich nicht verändert, wobei sich die Anordnung der vertikalen Schlitze 12 und 13 im vorliegenden Fall in die Ästhetik des Gelenkmechanismus mit den vertikalen Aussparungen 10 und den freien Enden der Blattfedern 7, 8, 9 eingliedert.
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4 zeigt exemplarisch einen Bügel 3, der im Anschluss an seine fassungsseitigen Blattfedern 7, 8, 9 zwei vertikal übereinander angeordnete schlitzartige Ausnehmungen 15 und 16 aufweist. Hierdurch lässt sich zumindest der hintere Abschnitt des Brillenbügels gegenüber seinem vorderen Abschnitt und damit relativ zu dem Rahmen 1 auslenken.
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Es wird deutlich, dass mit der Lösung gemäß der Erfindung eine auch vom Träger einfach zu bedienende und für den Fall der Verwendung von Flachmetall auch einfach herzustellende Möglichkeit für den Ausgleich von anatomischen Unregelmäßigkeiten bei derartigen Brillengestellen geschaffen wird.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- EP 0863424 [0007, 0024]
- DE 102005014512 A1 [0008]
- US 4547048 [0008]
- US 5796461 [0008]
- DE 1286780 [0008]