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Die
Erfindung betrifft einen facettiert geschliffenen Edelstein, insbesondere
einen facettiert geschliffenen Diamanten.
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Die
bei natürlichen Diamanten hauptsächlich vorkommende
Kristallform ist das Oktaeder. Aus dem zur Verfügung stehenden
Rohmaterial wird häufig der so genannte runde Standardbrillant
geschliffen. Dabei wird entweder das Diamantoktaeder entlang einer
Mittelebene aus vier Oktaederkanten in zwei gleich große
Teile gesägt, wobei jede Oktaederhälfte einen
etwa gleich großen Brillanten liefert. Erfolgt das Zerschneiden
des Diamantoktaeders dagegen in einer parallel zu der erwähnten
Mittelebene in Richtung auf eine Oktaederspitze verschobenen Ebene,
so ergeben sich zwei unterschiedlich große Hälften,
die letztendlich zwei unterschiedlich große Brillianten
liefern. Bei beiden Vorgehensweisen tritt jedoch ein nicht zu vernachlässigender
Materialverlust beim Schleifen auf.
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Es
hat bereits Versuche gegeben einen Diamantschliff anzugeben, der
einerseits weniger Gewichtsverluste durch das Schleifen notwendig
macht, andererseits aber auch einen optisch attraktiven und für
Schmuckzwecke geeigneten Stein liefert. In der
DE 42 10 995 A1 ist ein
Diamantschliff angegeben, welcher im Oberteil und im Unterteil jeweils
aus vier gleichen Facetten besteht, wobei die vier Oberteilfacetten
und die vier Unterteilfacetten unterschiedliche Winkel zur Mittelebene
(Rondistebene) aufweisen, beispielsweise solche von 24,5° und
39,5°. Dadurch soll die Oktaederform des Naturkristalls
betont werden.
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Die
WO 2005/004662 A2 geht
von einem in der Mitte in zwei gleich große Hälften
zersägten Diamantoktaeder aus. Bei dem fertig geschliffenen
Stein sind im Unterteil noch vier Facetten vorhanden, welche etwa
parallel zu den ursprünglichen Flächen des Diamantoktaeders
liegen. Im Oberteil weist der in der
WO 2005/004662 A2 angegebene,
geschliffene Diamant einen Stufenschliff auf, so dass sich beim
Blick auf die Tafel ein stufig um einen zentralen Stern angeordnetes
Reflexbild ergibt.
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In
der
US 2007/0113586
A1 ist ein geschliffener Diamant als modifizierter Prinzessschliff
beschrieben, welcher beim Blick senkrecht zur Tafel ein als „hearts
and arrows" bezeichnetes Reflexbild zeigt.
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Es
ist die Aufgabe der vorliegenden Erfindung einen Schliff für
einen Edelstein, insbesondere für einen Diamanten, anzugeben,
welcher einerseits den Materialverlust beim Schleifen begrenzt und
andererseits ein optisch attraktives Erscheinungsbild bietet, so
dass der geschliffene Stein zu Schmuckzwecken verwendet werden kann.
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Diese
Aufgabe wird durch einen mit einem Facettenschliff mit den Merkmalen
des Schutzanspruchs 1 geschliffenen Edelstein gelöst, bevorzugte Weiterbildungen
sind Gegenstand der Unteransprüche.
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Der
angegebene Schliff wird insbesondere für das Schleifen
von als Oktaeder vorliegenden Rohdiamanten verwendet, doch können
auch andere natürliche Mineralien wie Zirkon oder Rutil
oder Syntheseprodukte, insbesondere hoch lichtbrechende Materialien
wie Moissanit oder synthetisch Zirkonia mit diesem Facettenschliff
ausgeführt werden. Auch das Schleifen synthetischer Diamanten
in dem erfindungsgemäßen, noch im Detail zu beschreibenden Schliff
ist möglich. Bei den bevorzugt verwendeten hoch lichtbrechenden
Materialien handelt es sich um solche mit Brechungszahlen zwischen
2,0 und 2,8.
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Der
fertig geschliffene Stein weist eine relativ große, insbesondere
quadratisch ausgebildete Tafel sowie mindestens drei mit unterschiedlicher
Orientierung zur Tafel vorliegende Arten von Unterteilfacetten auf.
Die Ausbildung weiterer Unterteilfacetten, die Anordnung zusätzlicher
Rondistfacetten und/oder die Anordnung zusätzlicher Oberteilfacetten
ist denkbar. Die Winkel der Unterteilfacetten gegenüber
der Tafel und die Winkel der Unterteilfacetten relativ zueinander
sind so gewählt, dass sich bei Betrachtung des Steins durch
die Tafel ein attraktives Reflexbild zeigt. Bevorzugt wird ein Reflexbild
erzeugt, welches als „Malteserkreuz" bezeichnet werden
kann. Andere attraktive Reflexbilder sind jedoch ebenfalls möglich. Der
angegebene Schliff ist ausgesprochen Material schonend, d. h. der
prozentuale Schleifverlust ist weitaus geringer als beim so genannten
Standardbrillanten.
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Bevorzugte
Ausführungsbeispiele von mit dem angegebenen Edelsteinschliff
ausgeführten Steinen, insbesondere Diamanten, werden in
der Folge mit Hilfe der Zeichnung beschrieben. Es zeigen:
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1:
Eine schematische Darstellung eines Diamantoktaeders mit einem daraus
geschliffenen Standardbrillanten nach dem Stand der Technik (oben)
und einem Diamanten gemäß vorliegender Erfindung
(unten);
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2:
Einen Blick auf zwei mögliche Ausbildungsformen der Tafel
des Steins;
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3: Eine schematische Ansicht eines facettierten
Steins mit Blickrichtung senkrecht zur Tafel (a) und einen Schnitt
unterhalb der Tafel (b);
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4:
Zwei verschiedene Ausbildungsformen des erfindungsgemäßen
Schliffs mit unterschiedlichen Proportionen der Flächen,
in Ansichten senkrecht zur Tafel (a, b), in einer Ansicht auf das
Unterteil (c) sowie die Reflexbilder der fertig geschliffenen Steine
(d).
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1 zeigt
einen natürlichen Diamantoktaeder 1. Die Mittelebene 2,
parallel zur welcher der natürliche Kristall in einem ersten
Verarbeitungsvorgang häufig gesägt wird, liegt
in einer Ebene, welche durch vier Oktaederkanten gebildet wird.
Diese Mittelebene 2 bildet mit den vier dazu geneigten
Oktaederflächen 6 einen Winkel von jeweils 54,74°.
In die beiden Oktaederhälften sind schematisch einerseits
ein als Standardbrillant geschliffener Diamant 3 und andererseits
ein nach der Erfindung geschliffener Diamant 4 projiziert.
Man erkennt leicht den durch den jeweiligen Schliff hervorgerufen
Materialverlust, welcher bei dem Schliff gemäß vorliegender
Erfindung deutlich geringer ausfällt.
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Die
Tafel 100 des Steins ist bevorzugt quadratisch mit vier
etwa gleich langen und etwa rechtwinklig zueinander angeordneten
Kanten 102 ausgebildet (2a).
Es können jedoch auch weitere, beispielsweise vier weitere
kurze Kanten 103 vorhanden sein, so dass eine achteckige
Tafel 100 entsteht (2b).
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3a zeigt
einen schematische Ansicht eines facettierten Steins gemäß der
Erfindung mit Blickrichtung senkrecht zur Tafel 100 sowie
einen Schnitt parallel der Ebene A-A in 3a mit
Blickrichtung auf die Tafel (3b). Der
facettierte Stein weist erste Unterteilfacetten 10, zweite
Unterteilfacetten 20 und dritte Unterteilfacetten 30 auf.
Die Tafel 100 wird zur Erzielung der best möglichen
Gewichtsausbeute etwa parallel zur Mittelebene 2 des Diamantrohkristalls 1 angelegt
(siehe 1). Die Tafel 100 ist quadratisch oder
nahezu quadratisch ausgeführt. In der Mitte der vier Seitenkanten 102 der
Tafel 100 sind vier erste Unterteilfacetten 10 ausgebildet,
welche mit der Tafel 100 einen ersten Unterteilfacettenwinkel
im Bereich von 45 bis 60°, vorzugsweise einen Winkel im
Bereich von 51,5 bis 54,8° bilden. An jede der vier ersten
Unterteilfacetten 10 schließen sich zu beiden
Seiten jeweils zweite Unterteilfacetten 20 an, die mit
der Tafel 100 jeweils zweite Unterteilfacettenwinkel zwischen
45 bis 60°, vorzugsweise Winkel im Bereich von 49,8 bis
53,5° bilden. An jede der acht zweiten Unterteilfacetten 20 schließt
sich jeweils eine dritte Unterteilfacette 30 an, wobei
jeweils zwei der dritten Unterteilfacetten 30 sich in einer
gemeinsamen Kante 300 schneiden. Die dritten Unterteilfacetten
bilden mit der Tafel 100 dritte Unterteilfacettenwinkel
im Bereich von 40 bis 55°, vorzugsweise im Bereich von
47,1 bis 50,8°.
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Betrachtet
man den facettierten Diamanten oder den anderen Edelstein mit Blickrichtung
senkrecht zur Tafel 100, so sind die acht zweiten Unterteilfacetten 20 und
die acht dritten Unterteilfacetten 30 gegenüber
den vier ersten Unterteilfacetten 10 gedreht. Mit der gedachten
Drehachse 101 senkrecht zur Tafel 100 ergeben
sich erste Drehwinkel W1 zwischen einer ersten und einer zweiten
Unterteilfacette 10, 20 im Bereich von 2 bis 28°,
vorzugsweise im Bereich von 6,5–8,5°, besonders
bevorzugt solche von 7,5°, sowie zweite Drehwinkel W2 zwischen
einer ersten und einer dritten Unterteilfacette 10, 30 im
Bereich von 10 bis 38°, vorzugsweise im Bereich von 14–16°,
insbesondere solche von 15°.
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Anstatt
der Kante 300 zwischen zwei dritten Unterteilfacetten 30 können
weitere kleine Unterteilfacetten ausgebildet sein (nicht dargestellt),
welche jeweils zwei der dritten Unterteilfacetten 30 verbinden
können. Ferner können zwischen den ersten und den
zweiten Unterteilfacetten 10, 20 sowie zwischen den
zweiten und den dritten Unterteilfacetten 20, 30 weitere
Facetten angeordnet sein. Die insbesondere quadratisch ausgebildete
Tafel 100 könnte mit weiteren zusätzlichen
kleineren oder größeren Kanten ausgebildet sein,
beispielsweise könnte die Tafel 100 durch vier
weitere Kanten 103 achteckig ausgestaltet sein (siehe 2b).
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Senkrecht
oder nahezu senkrecht zur Tafel 100 sind vorzugsweise vier
Rondistfacetten 110 ausgebildet. Zwischen diesen vier Rondistfacetten 110 und
den Unterteilfacetten (10, 20, 30) sind
vorzugsweise vier weitere vierte Unterteilfacetten 40 ausgebildet,
welche mit der Tafel 100 Winkel im Bereich von 80 bis 89°,
vorzugsweise solche von 85° bilden. Zwischen den Rondistfacetten 110 und
der Tafel 100 können weitere Oberteilfacetten
ausgebildet sein (nicht dargestellt), welche auf irgendeine dem
Fachmann bekannte Art zusammen mit der Tafel 100 das Oberteil
des facettierten Steins bilden. Zur Erzeugung des gewünschten
Reflexbildes (siehe 4) und einer höchstmöglichen
Gewichtsausbeute ist es jedoch nicht notwendig, ein derartiges Oberteil
mit speziellen Oberteilfacetten auszubilden. Außerdem stellt
die bevorzugte Ausführungsform mit lediglich vier plus
acht plus acht ersten, zweiten und dritten Unterteilfacetten 10, 20, 30 in
Bezug auf das gewünschte Reflexbild („Malteserkreuz",
siehe 4d) die best mögliche
Lösung dar.
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In 4 sind
zwei verschiedene Ausführungsformen des erfindungsgemäßen
Schliffes einander gegenübergestellt, wobei die beiden
Schliffe unter Einhaltung der angegebenen Beziehungen zwischen den
einzelnen Facetten, insbesondere unter Einhaltung der angegebenen
Winkel, jedoch unterschiedlich groß ausgeführt
sind. In der linken Spalte sind hierbei insbesondere die dritten
Unterteilfacetten 30 kleiner ausgeführt als die
dritten Unterteilfacetten 30 bei dem geschliffenen Diamant
oder Edelstein in der rechten Spalte.
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Die
einzelnen Ansichten zeigen (a) jeweils einen Blick senkrecht zur
Tafel 100, (b) einen weiteren Blick senkrecht zur Tafel,
wobei der geschliffene Stein gegenüber der Darstellung
in 4(a) jeweils um 45° um
eine gedachte Drehachse 101 senkrecht zur Tafel 100 gedreht
ist. In 4(c) sind Ansichten auf das
Unterteil der facettierten Steine in der Orientierung von 4(a) dargestellt. Man erkennt die unterschiedlichen
Proportionen der einzelnen Flächen, insbesondere bei unterschiedlicher
Ausbildung der Größen der dritten Unterteilfacetten 30.
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In 4(d) sind die Reflexbilder der Steine bei
Blick durch die Tafel 100 dargestellt. Man erkennt die
Ausbildung eines charakteristischen Kreuzes, welches auch als „Malteserkreuz"
bezeichnet werden kann. Dieses vierstrahlige Kreuz 200,
welches mit vier spitzwinklig zulaufenden und sich im Zentrum berührenden
Spitzen 201 und an den Enden jedes seiner Strahlen mit
einem einspringenden Winkel 202 ausgebildet ist, trägt
entscheidend zur Ausbildung des beabsichtigten lebhaften Schliffes
bei. Es ist nur bei Einhaltung der vorgegebenen Winkelbeziehungen
zu erreichen. Die hier angegebenen bevorzugten Winkel gelten insbesondere
für natürlichen und synthetischen Diamant sowie
für natürliche und synthetische Materialien mit ähnlich
hoher Lichtbrechung über 2,0 (Zirkon, Rutil, synthetisch
Zirkonia, Moissanit). Bei Materialien mit niedrigerer Lichtbrechung
(z. B. unter 2,0) wie Korund, Granat, Spinell sind die Winkel zur
Erzielung des gewünschten Reflexbildes entsprechend anzupassen.
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Geht
der Edelsteinschleifer von einem Diamantoktaeder aus, welches parallel
zu einer aus vier Oktaederkanten gebildeten Ebene mittig in zwei
Hälften zersägt wurde, so wird er zunächst
(falls notwendig) die Schnittebene (welche die Tafel des Steins
ergibt) begradigen. Danach werden die Facetten in folgender Reihenfolge
angelegt:
die Rondistfacetten 110, die zweiten Unterteilfacetten 20,
die dritten Unterteilfacetten 30, und danach die ersten
Unterteilfacetten 10, und die vierten Unterteilfacetten 40.
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Das
Einstellen der angegebenen Winkel gemäß der vorliegenden
Erfindung auf einer geeigneten Schleifmaschine und das anschließende
Polieren der Facetten ist dem fachmännischen Handeln zuzurechnen.
Bei anderen Ausgangsmaterialien wird der Fachmann zunächst
die Tafel anlegen und dann wie oben angegeben fortfahren.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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A1 [0003]
- - WO 2005/004662 A2 [0004, 0004]
- - US 2007/0113586 A1 [0005]