DE2009343C3 - Verwendung von Lysolecithinen als immunologische Adjuvantien - Google Patents
Verwendung von Lysolecithinen als immunologische AdjuvantienInfo
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Description
20
CH — Ο— P-O-CH2-CH2-N(CH3J3
i
CH2-OH
CH2-OH
Die Herstellung der Lysolecithine kann auf chemischen oder enzymatischen Wege erfolgen. Sie ist in der
Literatur beschrieben, vgl. G. H. de Haas und LLM.
van Desnen, Biochem. biophysica Acia (Amsterdam), 106 (1965), 315 und D. Arnold, H. U. Weltzien und O.
Westphal, Liebigs Ann. Chem. 709 (1967), 231, 234. So
kann man zum Beispiel durch Einwirkung von Phospholipase Ai oder Phospholipase A2 aus Lecithinen
durch enzymatische Spaltung die Lysolecithine herstellen.
Diese enzymatischen Reaktionen verlaufen stereospezifisch. Die Phospholipasen Ai und A2 vermögen nur
Lecithine anzugreifen. Bei Verwendung von racemischen Lecithinen erhält man bei der Spaltung mit
Phospholipase A daher ein Gemisch aus L-Lyso!ecithin und D-Lecithin, das man durch Chromatographie in die
Einzelverbindungen zerlegen kann. Auf rein chemischen Wege können Lysolecithine der Formel Ia zum Beispiel,
ausgehend vom 2-Benzyl-glycerin durch Acylierung, Einführung des Phosphorcholinrestes und hydrogenolytische
Entfernung der Benzylschutzgruppe entsprechend dem nachstehenden Reaktionsschema hergestellt
werden. Die Synthese kann auch zur Darstellung optisch aktiver Lysolecithine dienen.
(Ic)
als immunologische Adjuvantien. «>
2. Verwendung der Lysolecithine nach Anspruch in Injektionslösungen dosiert zu 0,5 -10 mg/kg
Körpergewicht.
CH2
CH-OH CH-CH5
CH2 O
Die zur Gruppe der Cholinphosphatatide gehörenden Lysolecithine entsprechen den Formeln
CH2-O—Acyl
i
CH-OH (la)
CH-OH (la)
CH2-O-P-O-CH2-CH2-N(CHj)3
/ \ O O"
CH2-OH
CH-O—Acyl (Ib)
CH2-O- P-O-CH2-CH2-N(CH3J3
O
CH2- Ο— Acyl
CH-O-P-O-CH2-CH2-N(CH3J3
/ \ O 1,3-Benzylidenglycerin
CH2 O
I \
CH-O-Bz CH- QH5
CH2 O
CH2 O
2-Benzyl-1,3-benzyliden-glycerin
CH2-OH
CH-Ο —Bz
CH2-OH
2-Benzylglycerin
CH-Ο —Bz
CH2-OH
2-Benzylglycerin
(lc)
CH2-OH
in denen Acyl den Rest einer aliphatischen Fettsäure bezeichnet. Da das /ϊ-ständige Kohlenstoffatom des
Glycerinmoleküls ein Asymmetriezentrum darstellt, können diese Verbindungen jeweils in zwei stereoisomeren
Formen vorkommen. CH2-O—Acyl
CH-Ο —Bz
CH2-OH
I -Acyl-2-benzylglycerin
CH-Ο —Bz
CH2-OH
I -Acyl-2-benzylglycerin
N(C2H5),
Br(CH2J2PO2Cl2
CH2-Ο—Acyl
CH-Ο—Bz
CH-Ο—Bz
CH2-O- P-O-CH2-CH1-Br
O Cl
Η,Ο
CH2—O—Acyl
CH-O-Bz
CH-O-Bz
CH2-O- P-O-CH2-CH2-Br
/ \
O OH
O OH
1 -Acyl - 2 - benzyl - glycerinphosphorsäure - (3)-/ί-bromäthylester
N(CH3J3
CH2-Ο—Acyl
CH- Ο—Bz
CH- Ο—Bz
CH2-O- P-O-CH2-CH2-N(CHj)3
/ \
CH2—O—Acyl
CH- OH
CH2-Ο—PO2-Ο—CH2-CH2-N(CH3J3
Lysolecithin (I a)
Lysolecithine nehmen im intermediären Phospholipidstoffwechsel der Zellmembranen eine bedeutende
Schlüsselstellung ein. In einem dynamischen Stoffwechselgleichgewicht werden sie ständig aus Lecithinen
gebildet und andererseits zu Lecithinen reacyliert bzw. zu Glycerophosphorylcholiii abgebaut.
Lysolecithine sind Substanzen mit hoher Grenzflächenaktivität.
Ihre hervorstechendste biologische Wirksamkeit ist die zytotoxische Wirkung. Diese zeilschädigende
Wirkung beruht im wesentlichen auf der Fähigkeit, Zellmembranen zu zerstören. Trotzdem
zeigen diese Verbindungen im Tierversuch einen relativ hohen LD^Wert, was offensichtlich darauf zurückzuführen
ist, daß die Verbindungen im Organismus schnell metaboliert und damit unschädlich gemacht werden.
Lysophosphatide sind jedoch keinesfalls nur schlechthin zytotoxische Substanzen, sondern sie haben —
dosisabhängig — wichtige biologische Wirkungen, die sie wahrscheinlich vor allem aufgrund ihrer hohen
5 Oberflächenaktivität an Grenzflächen entfalten. So ist
z.B. bekannt, daß Lysophosphatide die wesentlichen Rezeptoren der Membranen für die Aufnahme von
Fettsäuren aus Serum darstellen. Durch Vorbehandlung mit sublytischen Mengen Lysolecithin läßt sich sogar
eine Verbesserung der Zellmembranen erreichen. Aus der wissenschaftlichen Literatur ist ferner bekannt, daß
Lysolecithin Bakterien zu vermehrtem Wachstum anregt, die Phagozytose von Peritonealmakrophagen
steigert und sogar das Wachstum von Zellen höherer Organismen zu fördern vermag.
Es wurde nun gefunden, daß Lysolecithine der Formeln Ia, Ib, Ic hervorragende immunologische
Adjuvantien sind.
Unter Adjuvantien versteht man in der Immunologie Substanzen, weiche die Immunantwort des Organismus
auf einen antigenen Reiz, also die Antikörperbildung, verstärken. Mit Hilfe von Adjuvantien gelingt es z. B.
die sogenannte Immunparalyse aufzuheben, d. h. die Bildung von Antikörpern auch mit solchen Antigenen
auszulösen, die sonsthin vom Organismus toleriert werden.
Die rein praktische Nutzanwendung dieser Stoffe liegt z. B. in der Steigerung der Antikörpertiter von
Seren.
Die Adjuvanswirkung der Lysolecithine der Formeln Ia, Ib und Ic wurde wie folgt geprüft:
1. Die Prüfung erfolgte in Anlehnung an die Methode von Dresser (Immunology 9 [1965], 261). Die Grundlage
der Versuchsanordnung besteht in der Induktion von Toleranz durch ein lösliches Protein. In dieser
Versuchsanordnung wird die Fähigkeit von Substanzen untersucht, im Organismus die Immunantwort gegenüber
dem äußerst schwachen immunogenen bivinen Gammaglobulin (BGG) so zu verstärken, daß Antikörper
gegen dieses Protein einwandfrei nachgewiesen werden können. Mäuse erhalten hierbei eine intraperitoneale
Injektion von abzentrifugiertem aggregatfreiem BGG in einer Dosis von 5 mg. Normalerweise sind bei
dieser Dosis nach 8 bis 10 Tagen keine Antikörper nachweisbar. Die Tiere sind also nicht immunisiert. Sie
sind unter diesen Bedingungen unfähig, gegen das BGG eine Immunantwort zu geben. Gibt man dagegen das
BGG in Kombination mit einem Adjuvans, so wird die vorübergehende Toleranzausbildung verhindert und die
so Tiere bilden nun Antikörper gegen das sonst tolerogene BGG. 10 bis 12 Tage nach Gabe des tolerogenen
Proteins wird den Tieren erneut BGG eingespritzt, das mit Jod-125 markiert ist. Sind die Tiere tolerant, so wird
das markierte Antigen wie eigenes Gammaglobulin langsam abgebaut. Sie die Tiere dagegen immun, so
kommt es zu einer sogenannten Immunelimination, d. h., das markierte Antigen wird wesentlich schneller aus
dem Kreislauf entfernt. Als Maß für die gebildeten Antikörper dient daher die Eliminationsgeschwindigkeit
von mit Jod-125 markiertem BGG.
Bei Versuchen mit natürlichem Lysolecithin konnte festgestellt werden, daß gegenüber einer lediglich mit
Kochsalzlösung vorinjizierten Kontrollgruppe die mit BGG und Lysolecithin behandelten Tiere das Tracer-Protein
etwa zehn- bis einhundertmal schneller aus dem .reislauf eliminieren.
2. Eine weitere immunologische Bestimmungsmethode für Antikörper, mit deren Hilfe Adjuvanseigenschaf-
η bestimmt werden können, beruht darauf, daß das imunogen (BGG) an Erythrozyten gekoppelt wird
id die so behandelten Zellen mit dem Serum in einer ometrischen Verdünnungsreihe während 20 Stunden
i 4° C inkubiert werden. Ist das Serum antikörperhal- ;, so werden die Erythrozyten agglutiniert Die
höchste Serumverdünnung, bei der dieses Phänomen noch zu beobachten ist, wird ais Antikörpertiter des
Serums bezeichnet
Auch mit dieser, wesenilich ungenaueren Methode läßt sich einwandfrei nachweisen, daß Lysolecithine
hochwirksame Adjuvantien sind.
Claims (1)
1. Verwendung von Lysolecithinen der Formeln CH2—O—Acy]
CH-OH (Ia)
CH,— O —P-O-CH1-CH2-N(CH3J3
CH,-OH
CH-O—Acyl (Ib)
CH,-Ο— P-O-CH2-CH2-N(CH3J3
Ζ" \ O Ο-
CH2—O—AcyI
IO
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