DE19961369A1 - Verfahren und Vorrichtung zum Übertragen der Farben beim Flach- oder Hochdruck, insbesondere Flexodruck - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung zum Übertragen der Farben beim Flach- oder Hochdruck, insbesondere FlexodruckInfo
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Abstract
Das erfindungsgemäße Verfahren und die entsprechende Vorrichtung zum Übertragen der Farbe beim Flach- oder Hochdruck, insbesondere Flexodruck, arbeitet mit einer Walze, die als Glattwalze (1) und nicht als Rasterwalze ausgebildet ist. Die Farben werden durch Sprühen auf die Glattwalze 1 mit Hilfe von Sprühmodulen (2) übertragen, die in Achsrichtung der Glattwalze nebeneinander angeordnet und einzeln hinsichtlich in Farbintensität und Farbmenge ansteuerbar sind. Hierdurch ist es möglich, nur einzelne zylindrische Teilabschnitte der Glattwalze gar nicht oder unterschiedlich mit Farbe zu versehen, sondern es wird auch erheblich an Farbe und an Trocknungsenergie eingespart. Eine Entfernung abgetrockneter Farbe ist durch eine Rakel erst nach der Farbübertragung vorgesehen.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren nach dem Oberbegriff
des Anspruches 1 und eine Vorrichtung zur Durchführung eines
solchen Verfahrens.
Beim Flexodruck allgemein und beim Offset speziell (wenn ein
"kurzes" Farbwerk eingesetzt wird) erfolgt die Dosierung der
Farbmenge über eine sogenannte Rasterwalze.
Dabei handelt es sich um einen Zylinder, in dessen Ober
fläche in einer vorgegebenen Ordnung kleine Näpfchen einge
bracht sind, vorzugsweise entweder in Kupfer geschlagen oder
in eine auf den Zylinder aufgebrachten Keramikschicht ge
lasert. In der Druckmaschine läuft die Walze durch ein
Farbbad, dabei füllen sich die Näpfchen unkontrolliert und
keinesfalls vollständig mit Farbe. Je höher die Maschinen-
Geschwindigkeit, desto größer ist die in Rotationsrichtung
mitgezogene Luftmenge. Die dadurch entstehenden Turbulenzen
an der Walzenoberfläche behindern die Befüllung der Näpf
chen mit Farbe.
Die sich auf den Oberflächen der Stege festgesetzte Farbe
wird im Flexodruck mit einem sogenannten Rakelmesser von der
Walzenoberfläche abgeschabt. Die Stege, die zum einen die
Näpfchen in der Walze von einander abgrenzen und zum anderen
als Auflagefläche für das Rakelmesser dienen, zeichnen sich
beim Aufbau des Farbfilms ab, die Farbschicht selbst ist
dadurch "durchlöchert". Diese Porosität des Farbfilms kann
nach derzeitigen Stand der Technik im Flexodruck nur durch
ein exorbitantes Anheben der Farbübertragungsmenge ausge
glichen werden. Durch einen proportional zu dicken Farbfilm
verfließen die Stegkonturen optisch, gleichzeitig damit aber
wird beim Motivdruck die Druckqualität durch einen zu hohen
Zuwachs verringert. Der so überhöhte Farb- und Löse
mittelverbrauch muss infolge durch einen höheren Energie-
Einsatz getrocknet werden.
Weder eine partielle Steuerung ist im Flexo möglich, noch
eine flächige Veränderung des Farbfilms. Eine eventuell
erforderliche Veränderung der Farbmenge ist beim derzei
tigen Stand der Technik nur durch den Wechsel einer Raster
walze mit anderer Näpfchengeometrie zu erreichen. Da in den
seltensten Fällen eine Walze mit der gezielten Näpfchengeo
metrie zur Verfügung steht, sind Kompromisse mit entsprech
enden Qualitätseinbussen die Folge. Die Toleranzen bei der
Ausformung der Näpfchen während des Herstellungsprozesses
der Walze sind relativ groß. Infolge schwankt der geschöpfte
Farbfilm sowohl in der Arbeitsbreite wie auch in der
Abwicklung nicht unerheblich.
Um ein Bild drucken zu können, muss es vorzugsweise in einen
analogen Raster oder in eine frequenzmodulierte Punktstruk
tur aufgelöst werden. Beim analogen Raster ist der Abstand
vom Mittelpunkt zu Mittelpunkt eines Klischeerasters immer
gleich. Helle Partien haben einen sehr kleinen Punkt, dunkle
demgegenüber einen großen. Der sogenannte Lichtpunkt eines
Rasters mit z. B. 48 Linien hat pro Zentimeter vorzugsweise
eine Punktgröße von 2% Flächendeckung. Unter Flächendeckung
versteht man den prozentuellen Anteil einer gedeckten Fläche
im Verhältnis zur Vollfläche. Der Punkt mit 2% Flächendeck
ung im 48er Klischeeraster hat einen Durchmesser von ca.
0,033 mm. Damit der Klischee-Rasterpunkt nicht in den Napf
der Rasterwalze eindringen kann, muss er in jedem Fall
größer als der Napf sein, oder der Napf kleiner als der
Rasterpunkt.
Das führt zu äußerst komplizierten Gesetzmäßigkeiten. Feine
Rasterwalzen sind im Vergleich zu groben entschieden teurer
und haben eine entschieden geringere Standzeit und sind auf
grund der geringeren Schöpfung nicht für den Flächendruck
einsetzbar. Demgegenüber erzeugen grobe Klischeeraster,
passend für groblinierte Rasterwalzen mit größeren Stand
zeiten etc., optisch ein "aufgerissenes" Bild mit extrem
eingeschränkter Detailwiedergabe. Größere Lichtpunkte bei
feinem Klischee-Raster schränken wiederum nicht nur den
Farbenmischraum extrem ein, sie nehmen auch mehr Farbe auf
und übertragen dadurch helle Lichtpartien "verschmutzt". Die
Rasterwalze als Farbdosierungsinstrument kompliziert die
Drucktechnik im Flexo erheblich und schränkt die Druck
qualität im Vergleich zu den anderen Druckverfahren extrem
ein.
Beim derzeitigen Stand der Technik nimmt die Rasterwalze bei
der Benetzung über die gesamten Breite Farbe auf, auch wenn
nur partiell in einem schmalen Streifen gedruckt wird. Da
NC-Flexofarbe fast aus zweidrittel Lösemittelanteilen
besteht - um die Farbe während der Übertragung "transpor
tieren" zu können - verdunstet ein Grobteil aus dem nicht
genutzten Farbanteil auf der Walze. Diese permanent verdun
stenden Lösemittel verunreinigen die Umwelt und müssen
permanent wieder zugesetzt werden. Die relativ dicke und
flächig übertragene Farbschicht muss auf dem Bedruckstoff
mit hohen Energiemengen so abgetrocknet werden, dass kaum
noch Restlösemittel zurückbleiben, die ü. U. das zu verpack
ende Produkt beeinträchtigen können.
Beim dem derzeitigen Stand der Technik müssen Farben im
Flexodruck, die mit Wasser verdünnbar sind, für den Trans
port aus der Farbwanne über die Rasterwalze und Klischee auf
den Bedruckstoff, mit relativ hohen Anteilen von Wasser
verdünnt werden. Proportional zur eingebrachten Menge des
Wasseranteils ist ein hoher Energieaufwand nach der Über
tragung auf den Bedruckstoff nötig, die sich vernetzende
Farbe soweit abzutrocknen, dass sie haftet und auch erneut
überdruckt werden kann.
Da der Festkörperanteil der Lösemittelfarben im Flexo nur in
etwa ein Drittel beträgt und der zur Verdunstung zu
bringende Lösemittelanteil ca. zwei Drittel, verändert sich
der Farbfilm permanent während der Zeitdauer des gesamten
Druckprozesses. Schwankungen innerhalb des Gemisches aus
Lösemittel- und Festkörper-Anteilen bewirken Farbverän
derungen im Druckbild und beeinträchtigen das Ausdruck
verhalten.
Der Erfindung liegt nun die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren
und eine Vorrichtung der eingangs genannten Art zu schaffen,
um eine größere Wirtschaftlichkeit und Zuverlässigkeit ein
schließlich besserer Qualität bei den genannten Druckver
fahren zu erreichen und insbesondere Farbe einzusparen und
dadurch auch die Umweltbelastung herabzusetzen.
Diese Aufgabe wird beim Verfahren grundsätzlich nach dem
Kennzeichen des Anspruches 1 und bei der entsprechenden
Vorrichtung nach dem Kennzeichen des Anspruches 6 gelöst.
Vorteilhafte Ausgestaltungen sind Gegenstand weiterer
Ansprüche.
Grundsätzlich wird erfindungsgemäß also eine Glattwalze
verwendet, die nicht mehr die Nachteile einer Rasterwalze
aufweist, wobei die Glattwalze besprüht wird, wobei wesent
liche Vorteile erreicht werden.
Der so aufgetragene und in sich geschlossene Farbfilm wird
nicht wie bei der Einfärbung über eine Rasterwalze einmalig
flächig übertragen, sondern baut sich aus einer gesteuerten
Anzahl von Tropfen in der Farbschicht und in der Fläche auf.
Die Tropfen zerplatzen beim Auftreffen auf die Glattwalze
und bilden dort einen in sich homogenen und reproduzierbaren
Farbfilm, im Gegensatz zum porösen Farbfilm der Rasterwal
zeneinfärbung durch die Näpfchenstege. Je nach Luftmenge und
Viskosität ist sowohl die Anzahl der Tropfen pro Walzenum
drehung wie auch deren Geschwindigkeit steuerbar.
Während beim Einsatz einer Rasterwalze der Farbfilm ein
schichtig, relativ dick und flächig übertragen wird, wird
bei dieser Erfindung die Farbschicht aus einer Vielzahl von
Tropfen aufgebaut. Durch den überproportional großen Ober
flächenanteil aller Tropfen, aus der sich die Farbschicht
aufbaut, erfolgt die Trocknung bereits im Luftstrom. Dadurch
reduziert sich die Trocknungsenergie gegenüber einem flächig
aufgebauten Farbfilm über eine Rasterwalze um ca. 90%.
Da die Farbübertragung über eine Glattwalze erfolgt, entfal
len auch die von der Rasterwalzen-Einfärbung her bekannten
Toleranzen in der Farbschicht als Folge der Näpfchentole
ranzen.
Bei dieser Erfindung wird die nicht abgenommene, relativ
dünne, geschlossene und fast abgetrocknete Farbmenge erst
nach der Farbübertragung durch ein Rakel abgetragen. Dadurch
Entfallen die von der Rasterwalzeneinfärbung her bekannten
Farbübertragungsprobleme durch das Rakelsystem, wo die
Qualität des niedrigviskosen Farbfilms in einer wesentlichen
Abhängigkeit zum Stand und Druck des Rakels steht.
Die Werkstoffeigenschaften, Rauhigkeit und Oberflächenener
gie der Glattwalze sind jeweils auf das zum Einsatz kommende
Farbsystem ausgerichtet. Die Glattwalze dient dabei als
Positionierungs- und Farbspaltungsmedium. Durch den Einsatz
der Sprühtechnik kann der Farbfilm extrem dünn gehalten und
in sich völlig geschlossen aufgebracht werden. Die modulare
Anordnung der Sprühköpfe erlaubt dabei in der Arbeitsbreite
die partielle Einfärbung der Walze, und zwar nur dort, wo
Farbe für die Einfärbung des Klischee benötigt wird. Dadurch
werden ca. 75% der Lösemittel eingespart.
Insbesondere ist es erfindungsgemäß möglich, die Glattwalze
durch Sprühen modular und damit in der Arbeitsbreite und in
der Farbintensität steuerbar einzufärben.
Im folgenden wird die Erfindung unter Hinweis auf die
Zeichnung anhand eines Ausführungsbeispieles erläutert.
Es zeigt:
Fig. 1 eine schematische Seitenansicht einer Vorrichtung
nach der Erfindung; und
Fig. 2 einen schematischen Querschnitt durch eine
entsprechende Vorrichtung.
Die in der Zeichnung dargestellte Vorrichtung zeigt eine
Glattwalze 1, über der eine Anzahl von Sprühmodulen 2
angeordnet sind. Diese Sprühmodule sind unterschiedlich
ansteuerbar, so daß eine steuerbare Farbmenge und Farbinten
sität auf die Glattwalze aufgesprüht werden kann. In der
Fig. 1 ist ein zylindrischer Teilabschnitt mit 1b bezeich
net, der durch Sprühstrahlen 4 anderer Intensität besprüht
wird als die zylindrischen Teilabschnitte 1a, denen die
Sprühstrahlen 3 zugeordnet sind.
In Fig. 4 ist erkennbar, daß die Glattwalze 1 durch die
Sprühmodule 2 mit Farbe besprüht wird. Die Glattwalze 1
überträgt die aufgesprühte Farbe auf einen Druckzylinder, in
diesem Falle ein Klischeezylinder 5, der mit einem Gegen
druckzylinder 6 zusammenarbeitet.
Ein Rakel 8 befindet sich zusammen mit der Glattwalze 1 und
den Sprühmodulen 2 in einem Gehäuse 7. Das Rakel 8 ist in
Drehrichtung der Glattwalze 1 dem Klischeezylinder 5
nachgeschaltet, d. h. die überschüssige Farbe wird erst nach
dem Drucken abgetragen.
Claims (8)
1. Verfahren zum Übertragen der Farben beim Flach- oder
Hochdruck, insbesondere Flexodruck, durch eine Walze,
dadurch gekennzeichnet, daß die Farben auf eine Glatt
walze (2) aufgesprüht werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
nach der Farbübertragung auf den Druckstock oder den
Druckzylinder (5) diese durch ein Rakel (8) abgetragen
werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß die Farbmenge unabhängig von der Arbeitsgeschwindig
keit gesteuert wird.
4. Verfahren nach einem oder mehreren der vorstehenden An
sprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß ein oder
mehrere zylindrische Teilabschnitte der Glattwalze (2) mit
Farbe besprüht werden (modulare Sprühtechnik).
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die
Farbintensität einzelner zylindrischer Abschnitte variabel
gesteuert wird.
6. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem
oder mehreren der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Walze eine Glattwalze (2) ist, auf die
die Farben durch in Achsrichtung der Glattwalze nebenein
ander liegende Sprühmodule (2) aufgesprüht werden.
7. Vorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß
die nebeneinander liegenden Farbmodule einzeln steuerbar
sind und zwar sowohl hinsichtlich Farbmenge als auch
Farbintensität.
8. Vorrichtung nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeich
net, daß ein Rakel (8) in Drehrichtung der Glattwalze (2)
hinter dem Druckstock oder Druckzylinder (5) angeordnet
ist.
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