DE19952961A1 - Verfahren zur Aufreinigung von aminosäurehaltigen Lösungen durch Elektrodialyse - Google Patents
Verfahren zur Aufreinigung von aminosäurehaltigen Lösungen durch ElektrodialyseInfo
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Abstract
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Aufreinigung einer Aminosäure-haltigen Lösung mittels Elektrodialyse, dadurch gekennzeichnet, daß eine aus der Fermentation zur Herstellung von mindestens einer Aminosäure erhaltene Aminosäure-haltige Lösung eingesetzt wird.
Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Aufreinigung von
Aminosäure-haltigen Lösungen durch Elektrodialyse, wobei eine aus einer
Fermentation erhaltene Aminosäure-enthaltende Lösung eingesetzt wird.
Aminosäuren können mittels Fermentation aus einer Kohlenstoffquelle, wie z. B.
Melasse und Rohzucker hergestellt werden. Die in der Fermentation im
allgemeinen anfallenden Lösungen enthalten neben circa 10 Gew.-% Aminosäure
große Mengen Verunreinigungen, wie z. B. auch Zellmasse.
Zur Aufreinigung dieser aus einer Fermentation erhaltenen Lösung zur
Gewinnung der Aminosäure in der üblicherweise vermarkteten Form, z. B. als
Lysinhydrochlorid sind nach den bislang gemäß des Standes der Technik
angewendeten Verfahren zahlreiche Verfahrensschritte notwendig. Dabei fallen in
der Regel große Mengen an Salzen, wie z. B. Ammoniumsulfat an, wobei circa 1 kg
Ammoniumsulfat pro kg Aminosäure als Wertprodukt generiert wird.
Außerdem fallen große Mengen an Abwasser an, die aufgearbeitet und entsorgt
werden müssen. Ein bevorzugt kommerziell verwendetes Verfahren zur
Aufarbeitung von Aminosäure-Fermentationsausträgen basiert im wesentlichen
auf einer Ionentauscherbehandlung. Die Fermentationsausträge werden mit Säure
versetzt und dann über eine Kationenaustauschersäule oder eine
Anionenaustauschersäule gegeben. Dabei verdrängt die Aminosäure in ihrer
ionischen Form die entsprechenden Ionen der Kationen- oder
Anionenaustauschersäule und wird so durch diese zurückgehalten. Die Zellmasse
kann vor oder nach der Ionenaustauscherbehandlung abfiltriert werden. Die dabei
nach Durchlauf erhaltene Mutterlauge enthält noch circa 0,1 Gew.-% Aminosäure
sowie eine Fracht von etwa 1 Tonne Salz, z. B. Ammoniumsulfat pro Tonne
Aminosäure. Diese Lösung kann durch Verklappung entsorgt werden, was
aufgrund der hohen Salzfracht der zu verklappenden Lösung insbesondere auch
ökologisch bedenklich ist.
Alternativ dazu kann die im wesentlichen Ammoniumsulfat und Zellmasse
enthaltende Mutterlauge durch zahlreiche Eindampf und Filtrationsstufen
aufgearbeitet werden, wobei das Ammoniumsulfat zurückgewonnen werden kann.
Die dabei anfallende Mutterlauge muß jedoch weiterhin entsorgt werden. Darüber
hinaus ist dieses Prozedere sehr arbeitsintensiv und weist einen hohen
Energieverbrauch auf.
Die auf dem Ionenaustauscherharz zurückgehaltene Aminosäure wird z. B. mit
Ammoniakwasser eluiert. Das anfallende Eluat wird durch Strippung vom
Ammoniak befreit, wobei große Mengen Ammoniakwasser verdampft werden
müssen. Die eluierte Aminosäure wird dann mit Säure, z. B. Salzsäure versetzt,
kristallisiert und getrocknet. Die so erhaltene Aminosäure mit einer Reinheit
< 98,5% wird als "Feed-grade"-Aminosäure bezeichnet. Um noch weniger
verunreinigte, sogenannte "Food- bzw. Pharma-grade-Aminosäure" zu erhalten,
muß die Feed-grade-Ware einem weiteren Reinigungsprozedere unterworfen
werden, z. B. einer Aktivkohle-Behandlung und/oder abermaliger Kristallisation.
Weitere Details bezüglich der oben beschriebenen Reinigungsverfahren gemäß
des Standes der Technik sind dem PERP-Report 5357 zu entnehmen. Die hierin
verwendeten Spezifikationen "food-grade" und "pharma-grade" beziehen sich auf
die entsprechenden Reinheitsanforderungen gemäß der US-FDA, wobei hier der
entsprechende Standard für Lysin-HCL entsprechend oder analog verstanden
werden soll. Demgemäß bezieht sich auch der hierin verwendete Begriff "mit
hoher Reinheit" auf den "food-grade"- oder "pharma-grade"-Standard gemäß US-
FDA für Lysin, der diesbezüglich ebenfalls entweder entsprechend oder analog
angewendet wird.
Bei der Elektrodialyse handelt es sich um ein sehr elegantes Reinigungs- bzw.
Trennverfahren mit dem u. a. Gemische von Aminosäuren aufgetrennt werden
können. Ein derartiges Verfahren wird beispielsweise im J. Chem. Technol.
Biotechnol. 71 (1998), S. 267 ff von Sandeaux et al. beschrieben. Gemäß dieser
wissenschaftlichen Publikation werden durch saure Hydrolyse von Tierresten oder
menschlichen Resten, wie z. B. Federn oder Haaren erhaltene Proteinhydrolysate
zunächst neutralisiert und mit Aktivkohle entfärbt und anschließend einer
mehrstufigen Elektrodialyse unterworfen, wobei verschiedene Fraktionen der
einzelnen Aminosäuren erhalten wurden.
Ein Verfahren zur Abtrennung amphoterer Verbindungen aus wäßrigen Lösungen
mittels einer 3-Kreis-Elektrodialyse mit bipolaren Membranen wird in der WO
91/02584 beschrieben.
Ein Fermentationsverfahren zur Herstellung von Milchsäure durch eine
Kombination von Mikrofiltration, Umkehrosmose und Elektrodialyse wird in der
US 5,002,881 beschrieben. Ein weiteres Verfahren zur Abtrennung von
organischen Säuren aus Fermentationsbrühen mittels Anionentauschermembranen
und Gewinnung der freien Säure durch bipolare Membranen ist in der US
4,882,277 offenbart.
Wie sich aus obiger Zusammenfassung des Standes der Technik ergibt, wurde die
Aufreinigung von Aminosäuren aus Fermentationsausträgen bislang lediglich
mittels ökologisch nachteiliger und/oder kostspieliger Verfahren durchgeführt.
Demgemäß lag der vorliegenden Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein
verbessertes Verfahren zur Aufreinigung von Aminosäure aus
Fermentationsausträgen zur Verfügung zu stellen. Dies wurde mit der Anwendung
der Elektrodialyse auf dieses Problem erreicht.
Demgemäß betrifft die vorliegende Erfindung ein Verfahren zur Aufreinigung
von Aminosäure-haltigen Lösungen durch Elektrodialyse (d), wobei eine aus einer
Fermentation zur Herstellung mindestens einer Aminosäure erhaltene
Aminosäure-haltige Lösung eingesetzt wird.
Mit diesem Verfahren ist es möglich, zahlreiche, gemäß den Verfahren des
Standes der Technik unabdingbare, Verfahrensschritte zu vermeiden. Es werden
dabei nicht zwangsläufig große Mengen an Ammoniumsulfat oder anderen
Fremdsalzen generiert. Bei geeigneter Durchführung der Elektrodialyse ist es
ferner möglich, Aminosäure in Form der freien Base oder freien Säure zu
gewinnen. Ferner ist es möglich hohe Aminosäureausbeuten von vorzugsweise
< 90%, weiter bevorzugt < 95% bezogen auf die eingesetzte Aminosäuremenge bei
hohen Stromdichten und damit entsprechend hohen Kapazitäten der
Elektrodialyse, zu erhalten.
Wie oben ausgeführt, bezieht sich das erfindungsgemäße Verfahren auf die
Aufreinigung von Aminosäure-haltigen Lösungen, die aus der Fermentation
erhalten werden. Dabei können im allgemeinen alle durch die verschiedenen
Fermentationsverfahren erhältlichen Aminosäure-haltigen Lösungen eingesetzt
werden. Dabei können zwischen dem eigentlichen Fermentationsverfahren und
der Elektrolyse weitere Stufen, wie z. B. die Behandlung mit einem Ionentauscher
und/oder eine Kristallisation durchgeführt werden, wobei dann lediglich die
resultierende Mutterlauge mittels Elektrodialyse behandelt wird.
Somit betrifft die vorliegende Erfindung auch ein Verfahren, das die folgenden
zusätzlichen Stufen (a) bis (c) umfaßt:
- a) Behandeln einer aus der Fermentation zur Herstellung von mindestens einer Aminosäure erhaltenen Aminosäure-haltigen Lösung mittels eines Ionenaustauschers,
- b) Kristallisation einer in (a) erhaltenen Aminosäure-haltigen Lösung, wobei einer Aminosäure-haltige Mutterlauge erhalten wird, und
- c) Einbringen der in (b) erhaltenen Aminosäure-haltigen Mutterlauge in eine Elektrodialyse-Einrichtung.
Dabei können neben den erwähnten Verfahrensstufen auch weitere Stufen, wie
z. B. eine Filtration von der Stufe (a), durchgeführt werden.
Als Aminosäuren lassen sich im Rahmen des erfindungsgemäßen Verfahrens im
Prinzip alle Aminosäuren einsetzen. Dies umfaßt z. B. Aminosäuren mit positiv
geladenen (basischen) Seitengruppen, wie z. B. Lysin, Arginin, Histidin;
Aminosäuren mit negativ geladenen (sauren) Seitengruppen, wie z. B.
Asparaginsäure oder Glutaminsäure; und Aminosäuren mit ungeladenen, polaren
oder unpolaren Seitengruppen, wie z. B. Alanin, Valin, Leucin, Isoleucin, Prolin,
Phenylalanin, Tryptophan, Methionin, Glycin, Serin, Threonin, Cystein, Tyrosin,
Asparagin und Glutamin.
Im Rahmen der vorliegenden Erfindung werden zur Aufreinigung der
Aminosäure-haltigen Lösungen entweder die 3-Kreis-Elektrodialyse mit bipolaren
Membranen angewendet, wobei es damit möglich ist, Aminosäure als freie Base
oder Säure zu gewinnen oder eine konventionelle Zwei-Kreis-Elektrodialyse, in
der die Aminosäure als Salz, z. B. in Form von Lysinhydrochlorid, anfällt.
Der nachfolgende Abschnitt gibt einen kurzen Überblick über diese beiden
Elektrodialysemethoden.
Die im Rahmen der vorliegenden Erfindung verwendete konventionelle Zwei-Kreis-
Elektrodialyse ist an sich bekannt und wird u. a. in der EP-B-0 381 134 beschrieben,
deren Inhalt bezüglich der konventionellen Zwei-Kreis-Elektrodialyse voll umfäng
lich in die vorliegende Anmeldung miteinbezogen wird.
Eine Prinzipskizze dieser Elektrodialyseanordnung zeigt Fig. 3.
Bei dieser Elektrodialyse-Variante wird eine Apparatur eingesetzt, die eine positive
(Anode (+)) und eine negative (Kathode (-)) großflächige Elektrode aufweist. Der
Raum zwischen diesen Elektroden wird durch eine Vielzahl von abwechselnd
angeordneten Kationen(C)- und Anionen(A)-Austauschermembranen in eine
Vielzahl schmaler, durch die Membranen voneinander getrennter Kammern, die man
auch als Diluatkreis (II) und Konzentratkreis (IV) bezeichnet, aufgeteilt. Dabei
stellen Kammern, die kathodenseitig eine Anionenaustauschermembran und anoden
seitig eine Kationenaustauschermembran haben, die sog. Konzentratkammern oder
Konzentratkreise dar, während Kammern, die anodenseitig die Anionen
austauschermembran und kathodenseitig die Kationenaustauschermembran haben,
die Diluatkammern bzw. den Diluatkreis bilden.
Zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens werden die Diluatkreise mit
der aufzureinigenden Aminosäure-haltigen Lösung, die Konzentratkreise hingegen
mit einem wässrigen Elektrolyt befüllt, und die Kammern, in denen sich die
Elektroden befinden und ggf. noch die unmittelbar an diese angrenzenden
Nachbarkammern werden mit einer Elektrodenspüllösung, in der Regel einer
Natriumsulfatlösung, beaufschlagt.
Unter dem Einfluß der an die Elektroden angelegten Spannung wandern Ionen durch
die für sie durchlässige Membran aus dem Diluatkreis hinaus in den Konzen
trationskreis. Durch die folgende, für die entsprechende Ionensorte undurchlässige
Membran, ist eine Weiterwanderung nicht möglich und das Ion verbleibt damit im
Konzentratkreis. Die Flüssigkeiten in dem Diluat, Konzentrat und Elektrodenkreisen
werden in getrennten Kreisläufen umgepumpt, ggf. unter Einschaltung von
Reservoiren.
Es können prinzipiell beliebige, üblicherweise im Rahmen von
Elektrodialyseverfahren benutzten Membranen zur Durchführung des erfin
dungsgemäßen Verfahrens eingesetzt werden. Bei der im Rahmen des vorliegenden
Verfahrens durchgeführten Elektrodialyse werden vorzugsweise handelsübliche
Ionenaustauschermembranen eingesetzt. Diese Membranen bestehen vorzugsweise
aus organischen Polymeren, die ionenaktive Seitenketten aufweisen.
Kationenaustauschermembranen enthalten Sulfo- oder Carboxylgruppen in der
Polymermatrix, Anionenaustauschermembranen weisen tertiäre oder quartäre
Aminogruppen als Substituenten am polymeren Grundmaterials auf. Besonders
geeignet als polymeres Grundmaterial für die Ionenaustauschermembranen sind
Copolymerisate von Styrol und Divinylbenzol. Vorzugsweise werden
Ionenaustauschermembranen mit einer Kapazität von 0,8 bis 5, vorzugsweise 1,2 bis
3,2 Milliäquivalenten pro g (meq/g) eingesetzt. Als verwendbare
Anionenaustauschermembranen sind beispielsweise zu nennen: Tokuyama AM1,
AM2, AM3, AMX, AMH, AFN, Asahi Glass AMV. Als Kationenaustauscher
membranen sind Tokuyama CM1, CM2, CMX, CMH und Asahi Glass CMV bei
spielhaft zu nennen.
In Abänderung zur aus der EP-B 0 381 134 bekannten konventionellen 2-Kreis-
Elektrodialyse kann auch eine Membrananordnung unter Verwendung von bipolaren
Membranen eingesetzt werden. Bipolare Membran stellen Laminate aus Anionen-
und Kationenaustauschermembranen dar. Sie zeichnen sich gegenüber monopolaren
Anionen- bzw. Kationenaustauschermembranen dadurch aus, im elektrischen Feld
der Elektrodialyse eine effiziente Wasserspaltung zu katalysieren und dienen somit
zur gleichzeitigen Bereitstellung von H+- und OH--Äquivalenten.
Verwendung findet dabei eine 3-Kreis(Kammer)-Anordnung (3-Kreis bipolare
Elektrodialyse), bestehend aus Diluat(II)-, Säure(III)- und Base(I)-Kreis. Die 3-
Kreis-Anordnung wird durch alternierende Aufeinanderfolge der jeweiligen
Ionenaustauschermembran erzielt (vgl. hierzu Fig. 1):
. . . . . . CA I C II A III . . . . . .
K = Kationenaustauschermembran; CA = bipolare Membran;
A = Anionenaustauschermembran
I = Basekreis; II = Diluatkreis; III = Säurekreis
A = Anionenaustauschermembran
I = Basekreis; II = Diluatkreis; III = Säurekreis
Die Elektrodialyse wird vorzugsweise bei etwa 10 bis etwa 80°C, insbesondere
zwischen etwa 20 und etwa 60°C durchgeführt. Die Stromdichte bei der
konventionellen 2-Kreis-Elektrodialyse variiert dabei zwischen etwa 1 und etwa
1000 A/m2, vorzugsweise zwischen etwa 100 und etwa 800 A/m2. Bei der 3-Kreis
bipolaren Elektrodialyse variiert die Stromdichte zwischen etwa 1 und etwa 1500 A/m2,
vorzugsweise zwischen etwa 200 und etwa 1000 A/m2.
Die Elektrodialyse wird im Rahmen des erfindungsgemäßen Verfahrens bis zu einer
Endleitfähigkeit des Diluats von etwa 2 mS/cm, insbesondere etwa 1 mS/cm und
darunter, beispielsweise etwa 0,8 oder 0,5 mS/cm, betrieben. Prinzipiell lassen sich
auf diese Weise alle Aminosäuren abtrennen, wenn man durch Zugabe von Säure
den isoelektrischen Punkt in Richtung niedriger pH-Werte überschreitet und der
Aminosäure so eine positive Überschußladung aufprägt oder durch Zugabe von Base
den isoelektrischen Punkt der Aminosäure in Richtung höhere pH-Werte
überschreitet und der Aminosäure auf diese Art eine negative Gesamtladung
aufprägt. Im ersten Fall tritt die Aminosäure durch die
Kationenaustauschermembrane in Richtung Kathode in den Basekreis ein und fällt
als freie Base dort an. Im letzten Fall wandert die Aminosäure in anioscher Form
durch die Anionenaustauschermembrane in Richtung Anode in den Säurekreis, wo
sie ebenfalls als freie Säure anfällt.
Bei Verwendung der konventionellen Elektrodialyse wird stets das entsprechende
Salz der Aminosäure in der Konzentratkammer erhalten.
Nachfolgend wird die Aufreinigung mittels Elektrodialyse am Beispiel von Lysin,
einer Aminosäure mit positiv geladener (basischer) Seitengruppe ausführlich unter
Bezugnahme auf die beiliegenden Figuren erläutert. Die dort beschriebene
Verfahrensweise läßt sich jedoch analog auf alle übrigen, oben erwähnten
Aminosäuren übertragen.
Bei der Verwendung einer 3-Kreis-Elektrodialyse mit bipolaren Membranen wird
eine Lösung, die Lysin in kationischer Form (H Lysin+), z. B. als Lysin.HCl
enthält, in die Diluatkammer der Elektrolyse eingebracht und anschließend durch
eine Kationenaustauschermembran in den sogenannten Basekreis überführt. Aus
dem sich dann im Basekreis befindlichen, protonierten Lysin wird durch die an
der bipolaren Membran gebildeten Hydroxidionen Lysin-Base freigesetzt. Die
Anionen, z. B. Chlorid- oder Sulfationen, werden durch eine Anionenaustauscher
membran in die sogenannte Säurekreiskammer überführt und bilden mit den dort
an der bipolaren Membran freigesetzten Protonen die entsprechende Säure. In der
Diluatkammer bleiben ungeladene Teilchen, wie z. B. Zelimasse, zurück, so daß
es gleichzeitig zu einer Aufreinigung von Lysin kommt. Die Elektroden werden,
um erwünschte Reaktionen der Lösungskomponenten zu vermeiden, mit einer
Elektrolytlösung in einem gesonderten Kreislauf gespült.
Fig. 1 verdeutlicht dieses Verfahrensprinzip. Dabei ist zu beachten, daß die dort
dargestellte Anordnung lediglich eine Einheit der verwendeten Elektrodialyse
vorrichtung darstellt und erfindungsgemäß zur Elektrodialyse Vorrichtungen mit 1
bis 1000 Einheiten eingesetzt werden. Dabei bezeichnet AC eine bipolare
Membran, C eine Kationenaustauschermembran und A eine Anionenaustauscher
membran. Als Säurekreiseinsatz wird im allgemeinen die der anfallenden Lysin
haltigen Lösung entsprechende Säure, z. B. Salz- oder Schwefelsäure (3) in den
Säurekreis (III) eingeführt. Dabei wird die Verdünnung möglichst hoch gewählt,
es muß lediglich eine ausreichende ionische Leitfähigkeit der Lösung zu Beginn
der Elektrolyse sichergestellt werden. Im allgemeinen werden Konzentrationen
von 0,5 Gew.-% eingesetzt. Für den Einsatz im Basekreis (I) wird vorzugsweise
eine verdünnte Lösung von freiem Lysin (1) eingesetzt, die beispielsweise aus
einem bereits aufgereinigtem Batch stammen kann. Sowohl die in den Säure- als
auch Basekreis eingeführten Lösungen können im Rahmen der Elektrodialyse
aufgereinigt werden. So ist es beispielsweise möglich, den Säurekreis (III) mit
einer 0,5%-igen H2SO4 zu befüllen, wobei die Konzentration des H2SO4 während
der Elektrodialyse bis auf etwa 10% ansteigen kann. Im Basekreis (I) wird die in
einer Konzentration von z. B. 0,5% eingesetzte Lysin als freie Base enthaltende
Lösung im allgemeinen bis zu einer Konzentration an Lysin als freier Base von 10
bis 30% aufkonzentriert. Die in der Säurekreiskammer gebildete Säure kann dabei
wiederum zur Herstellung des Lysinsalzes der Säure aus dem in der
Elektrodialyse freigesetzten Lysinmonohydrat oder zum Ansäuern des
Fermentationsaustrags für den Einsatz in der Elektrodialyse dienen. Ein derartiger
angesäuerter Fermentationsaustrag, z. B. Lysin.H2SO4, (2) wird bei
Verwendung der genannten 3-Kreis-Elektrodialyse über den Diluatkreis (II)
eingebracht, wobei im Diluatkreis (II) eine Lysin-freie Fermentationsmutterlauge
erhalten wird. Wie oben bereits angedeutet, wandert während der Elektrodialyse
kationisches Lysin durch eine Kationenaustauschermembran hindurch in den
Basekreis (I), während die Gegenionen über einen Anionenaustauschermembran
in den Säurekreis (III) gelangen. Die ebenfalls vorhandene bipolare Membran
versorgt den Säurekreis mit H+-Ionen und den Basekreis mit OH--Ionen.
Um aus dem im Basekreis als freie Base anfallenden Lysin z. B. festes
Lysinmonohydrat zu erhalten, muß der Basekreisaustrag lediglich eingedampft
werden, wobei hier das Verfahren der Sprühtrocknung bevorzugt ist. Um die
entsprechenden Salze, wie z. B. Aminosäurehydrochlorid oder -sulfat zu erhalten,
muß die Aminosäurehydrat-haltige Lösung mit den entsprechenden Säuren oder
Laugen vernetzt werden. Das so erhaltenen Lysin weist eine Reinheit von
< 98,5% entsprechend der Feed-grade-Spezifikation auf und kann z. B. durch
einfache Aktivkohlebehandlung oder Umkristallisation weiter gereinigt werden,
so daß auch Food- oder Pharma-grade-Lysin zugänglich ist. Alternativ dazu kann
man auch auf eine weitgehend vollständige Abtrennung des Lysins aus dem
Diluatkreislauf verzichten oder eine fraktionierende Elektrodialyse durchführen
und so ohne weitere Maßnahmen Food- bzw. Pharma-grade-Lysin erhalten. Dabei
wird die Aminosäure bis zu einem gewissen Abreicherungsgrad aus dem Diluat
abgetrennt und dabei mit hoher Stromausbeute überführt; Verunreinigungen
werden dabei weitgehend zurückgehalten.
Eine weitere Ausführungsform der vorliegenden Erfindung ist in Fig. 2 gezeigt.
Dabei wird die Lysin-haltige Lösung aus der Fermentation in nicht angesäuerter
Form (3'), in der Lysin in Form des Monohydrats vorliegt, in den Säurekreis (III)
eingeführt. Dadurch erhält man Lysin in einer kationischen Form, z. B. als
Lysin.H2SO4, also einen angesäuerten Fermentationsaustrag. Dieser kann dann
im nächsten Batch als Diluat (2') in den Diluatkreis (II) eingebracht und wie oben
beschrieben aufgereinigt werden. Diese Variante hat den Vorteil, daß lediglich im
ersten Batch der Diluateinsatz, d. h. der Fermentationsaustrag einmalig angesäuert
werden muß und im weiteren Verlauf der Elektrodialyse auf weitere Zugabe von
Säure verzichtet werden kann.
Demgemäß betrifft die vorliegende Erfindung auch ein Verfahren wie oben
definiert, das umfaßt:
- 1. Einbringen der aus der Fermentation erhaltenen aminosäurehaltigen Lösung in den Säurekreis oder Basekreis einer 3-Kreis-Elektrodialyse mit bipolaren Membranen (A), wobei die Aminosäure in kationischer Form im Säurekreis oder in basischer Form im Basekreis erhalten wird; und
- 2. Einbringen der in (d1) erhaltenen Aminosäure in kationischer oder anionischer Form in den Diluatkreis einer weiteren 3-Kreis-Elektrodialyse mit bipolaren Membranen (B) unter Erhalt von Aminosäure als freie Base im Basekreis oder Säurekreis.
Wie ausgeführt, wird bei der Verwendung der 3-Kreis-Elektrodialyse mit
bipolarer Membran zunächst freie Lysin-Base gewonnen, die entweder in Form
von festem Lysinmonohydrat durch Trocknung direkt gewonnen werden und
verkauft werden kann oder aber zunächst mit Salzsäure versetzt und anschließend
getrocknet wird, wobei dann Lysinhydrochlorid erhalten wird.
Sofern Lysin in kationischer Form, z. B. Lysinhydrochlorid, als Wertprodukt
erhalten werden soll, kann auch eine sogenannte konventionelle Elektrodialyse
ohne bipolare Membranen zum Einsatz kommen. Diese Verfahrensweise ist in
Fig. 3 schematisch dargestellt. Eine konventionelle Elektrodialyse besteht aus
einer alternierenden Anordnung von Kationenaustauschermembranen (C) und
Anionenaustauschermembranen (A). In einer derartigen Anordnung kann die
Lysin-haltige Lösung, die Lysin in Form eines Salzes, z. B. Lysinhydrochlorid,
enthält (2) in die sogenannte Diluatkammer (II) eingebracht werden. Während der
Elektrodialyse gelangt Lysin in kationischer Form über die
Kationenaustauschermembran (C) in den Konzentratkreis (IV). Die
entsprechenden Gegenionen, z. B. Chloridionen, wandern aus dem Diluatkreis (II)
über die Anionenaustauschermembran (A) in den Konzentratkreis. Dabei erhält
man in der Konzentratkammer gereinigtes Lysinsalz, z. B. Lysinhydrochlorid,
während in der Diluatkammer ungeladene Verunreinigungen zurückbleiben.
Demgemäß betrifft die vorliegende Erfindung ein integriertes Verfahren zur
Herstellung von einer freien Aminosäure umfassend:
- A) Herstellung einer Aminosäure-haltigen Lösung durch Fermentation ausgehend von einer geeigneten Kohlenstoffquelle, vorzugsweise Melasse, Rohzucker oder einem Gemisch von beiden, sowie
- B) Behandlung der in (I) erhaltenen Aminosäure-haltigen Lösung mittels eines Verfahrens wie oben definiert.
Das erfindungsgemäße Verfahren unter Verwendung der Elektrodialyse zur
Aufreinigung von Lysinhaltigen Lösungen bietet gegenüber den Verfahren des
Standes der Technik insbesondere Vorteile:
- 1. Der apparative Aufwand ist deutlich geringer.
- 2. Es fallen keine Fremdsalze an, die aufwendig entsorgt werden müssen.
- 3. Aminosäuren können direkt in Form ihrer freien Basen oder Säuren gewonnen werden.
- 4. Es fallen vergleichsweise geringe Mengen an Abwasser an.
- 5. Es muß kein Ammoniak und gemäß Fig. 2 auch keine Säure zur Aufarbeitung der Fermentationsausträge eingesetzt werden.
Im folgenden soll nunmehr die vorliegende Erfindung anhand von Beispielen
erläutert werden.
In einer Elektrodialysezelle, bestehend aus einer alternierenden Anordnung von
Kationentauscher (Tokuyama CMX)-, Anionentauscher (Tokuyama AM3)- und
bipolaren Membranen (Aqualytics polysulfone) entsprechend Fig. 1 mit 10
Kammern, wurde als Diluatkreiseinsatz 2 kg einer 40gew.-%igen
Lysinhydrochloridlösung (feedgrade Qualität) eingesetzt.
Die Elektrodialyse wurde bei einer maximalen Stromdichte von 80 mA/cm2 bei
einer angelegten Zellspannung von 35 V und einer Temperatur von 50°C
durchgeführt. Nach einem Stromeinsatz von 25 Ah erhielt man einen
Basekreisaustrag enthaltend 32 Gew.-% Lysin-Base mit einem Restchloridgehalt
unter 0,2 Gew.-% bei einer Lysinausbeute von 96% des Einsatzes. Die
Iodfarbzahl einer auf 10 Gew.-% eingestellten Lysinhydrochloridlösung
entsprechend dem Diluateinsatz betrug 14, die eines entsprechend eingestellten,
Lysin-Base enthaltenden Basekreisaustrages betrug 1,85. Es kam folglich zu einer
deutlichen Aufreinigung bei gleichzeitiger Freisetzung der Lysin-Base.
In einer Elektrodialysezelle, bestehend aus einer alternierenden Anordnung von
Kationentauscher (Tokuyama CMX)- und Anionentauschermembranen
(Tokuyama AM3) entsprechend Fig. 3 mit 5 Kammern, wurde als
Diluatkreiseinsatz 1 kg einer 40gew.-%igen Lysinhydrochloridlösung (feed-
grade Qualität) eingesetzt. Als Konzentratkreiseinsatz wurden 0,5 kg einer 0,5gew.-%igen
Lysinhydrochloridlösung eingesetzt.
Die Elektrodialyse wurde bei einer maximalen Stromdichte von 80 mA/cm2 bei
einer angelegten Zellspannung von 20 V und einer Temperatur von 50°C
durchgeführt. Nach 8 Stunden Elektrodialysedauer erhielt man einen
Basekreisaustrag enthaltend 29 Gew.-% Lysinhydrochlorid mit einer Ausbeute
des Einsatzes von < 98%. Die Iodfarbzahl einer auf 10 Gew.-% eingestellten
Lysinhydrochloridlösung aus dem Konzentratkreisaustrag der Elektrodialyse
betrug 1,1. Es kam ebenfalls zu einer deutlichen Aufreinigung des
Lysinhydrochlorids.
Claims (10)
1. Verfahren zur Aufreinigung einer Aminosäure-haltigen Lösung mittels
Elektrodialyse (d), dadurch gekennzeichnet, daß eine aus einer
Fermentation zur Herstellung von mindestens einer Aminosäure erhaltene
Aminosäure-haltige Lösung eingesetzt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
Aminosäure-haltige Lösung mittels einer 3-Kreis-Elektrodialyse mit
bipolaren Membranen aufgereinigt und als freie Aminosäure erhalten wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
Aminosäure-haltige Lösung mittels einer konventionellen Elektrodialyse
behandelt wird und die Aminosäure als Aminosäuresalz, vorzugsweise
Aminosäurehydrochlorid, erhalten wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß
die Aminosäure-haltige Lösung mindestens eine Aminosäure aufweist, die
ausgewählt werden unter: Lysin, Arginin, Histidin, Asparaginsäure,
Glutaminsäure, Alanin, Valin, Leucin, Isoleucin, Prolin, Phenylalanin,
Tryptophan, Methionin, Glycin, Serin, Threonin, Cystein, Tyrosin,
Asparagin und Glutamin.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die
Aminosäure-haltige Lösung als Aminosäure Lysin in kationischer Form
enthält.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, das umfaßt:
- 1. Einbringen der aus der Fermentation erhaltenen Aminosäure- haltigen Lösung in den Säurekreis oder Basekreis einer 3-Kreis- Elektrodialyse mit bipolaren Membranen (A), wobei die Aminosäure in kationischer Form im Säurekreis oder in basischer Form im Basekreis erhalten wird; und
- 2. Einbringen der in (d1) erhaltenen Aminosäure in kationischer oder anionischer Form in den Diluatkreis einer weiteren 3-Kreis- Elektrodialyse mit bipolaren Membranen (B) unter Erhalt von Aminosäure als freie Base im Basekreis oder Säurekreis.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, das zusätzlich folgende
weitere Schritte umfaßt, die zwischen Fermentation und der Aufreinigung
mittels Elektrodialyse durchgeführt werden:
- a) Behandeln einer aus der Fermentation zur Herstellung von mindestens einer Aminosäure erhaltenen Aminosäure-haltigen Lösung mittels eines Ionenaustauschers,
- b) Kristallisation einer in (a) erhaltenen Aminosäure-haltigen Lösung, wobei einer Aminosäure-haltige Mutterlauge erhalten wird, und
- c) Einbringen der in (b) erhaltenen Aminosäure-haltigen Mutterlauge in eine Elektrodialyse-Einrichtung.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß
die Aminosäure in einer Reinheit < 98,5% (Gew.-%) erhalten wird.
9. Integriertes Verfahren zur Herstellung von einer freien Aminosäure
umfassend:
- A) Herstellung einer Aminosäure-haltigen Lösung durch Fermentation ausgehend von einer geeigneten Kohlenstoffquelle, vorzugsweise Melasse, Rohzucker oder einem Gemisch von beiden, sowie
- B) Behandlung der in (I) erhaltenen Aminosäure-haltigen Lösung mittels eines Verfahrens nach Anspruch 1 bis 8.
10. Verwendung der Elektrodialyse zur Aufreinigung von aus der
Fermentation erhaltenen Aminosäure-haltigen Lösungen bis zu einem
Aminosäure-Gehalt von < 98,5% (Gew.-%).
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