DE19945379A1 - Anatomisch geformte Sitzschale - Google Patents
Anatomisch geformte SitzschaleInfo
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Abstract
Anatomisch geformte Sitzschale, gekennzeichnet durch an Seitenprofilen (1, 2) befestigte Sitzbänder (6) - in der Skizze sind nur die vorderen 4 dargestellt - und durch eine Medianstütze (3), an der die Sitzbänder (6) ebenfalls befestigt sind. Durch selbsttätige Anpassung der Sitzbänder (6) an das individuelle Gesäßprofil der Benutzer wird eine hohe Sitzstabilität und eine hohe Gleichmäßigkeit der Sitzdruckverteilung erreicht. Der Abstand der Sitzbänder (6) voneinander sorgt in Verbindung mit einem auf gleiche Dicke geschnittenen offenporigen Schaumstoffpolster für ein sehr gutes Mikroklima. Für Großserienerzeugnisse wie Bürostühle, Auto- und Flugzeugsitze ist die Fertigung der Sitzschale aus einem Stück vorgesehen. Durch Anwendung von Tragbändern (4, 5) gibt es eine faltbare Variante der Sitzschale, die anstelle des Hängegurts aller Rollstühle eingesetzt werden kann.
Description
Die Erfindung betrifft eine anatomisch geformte Sitzschale. Sitzschalen, die der
Anatomie des menschlichen Gesäßes angepaßt sind, verbessern die Sitzstabilität
und reduzieren die Spitzendrücke, die meist unter den Sitzbeinhöckern des Ges
säßes auftreten.
Ein Beispiel dafür ist der Treckersitz, eine aus Stahlblech tiefge
zogene und gelochte Sitzschale. Eine fast vollkommene Nivellierung des Sitzdruckes
über die ganze Sitzfläche, die in schwierigen Fällen im Rollstuhlbereich benö
tigt wird, bieten individuell angepaßte Sitzschalen, z. B. nach dem Shape System
der Fa. Otto Bock oder nach dem Silhouette-Verfahren der Fa. Invacare. In PS DE 44 05 595
und PS DE 196 17 912 ist ein weiteres derartiges Verfahren beschrieben
worden. Für die allgemeine Anwendung sind solche individuell angepaßten Sitz
schalen allerdings ungeeignet.
Die Erfindung hat sich die Aufgabe gestellt, eine anatomisch geformte Sitzschale
für die allgemeine Anwendung zu schaffen. Sie geht davon aus, daß ein Hänge
gurt, der bei Klappstühlen und Rollstühlen üblich ist, sich zwar etwas an die Ge
säßform anpassen kann; ihrer eindimensionalen Krümmung wegen ist diese An
passung aber unzureichend und sie erzeugt einen unphysiologischen Druck auf
die Trochanter des Sitzenden. Vor allem aber liegen die tiefsten Stellen des Hän
gegurts in der Medianebene (die den menschlicher Körper in eine linke und rechte
Hälfte teilt). Demgegenüber liegen die tiefsten Stellen einer anatomisch geformten
Sitzschale unter den beiden Sitzbeinhöckern und unter den beiden Oberschen
keln. Hier setzt die Erfindung dadurch an, daß die Sitzfläche in quer zur Mediane
bene liegende Sitzbänder aufgeteilt wird, deren etwas unterschiedliche Länge eine
dreidimensionale Sitzfläche ermöglicht. Ferner ist eine Medianstütze vorgesehen,
deren Oberkante die Sitzbänder in der Medianebene anhebt, so daß die tiefsten
Stellen der durch die Sitzbänder definierten Sitzschale aus der Medianebene nach
außen unter die Sitzbeinhöcker und unter die Oberschenkel verlagert werden. Be
sonders bemerkenswert ist hierbei, daß sich diese tiefsten Stellen selbsttätig unter
dem Gewicht des Sitzenden an der richtigen Stelle einstellen, bei breiten sowohl
wie bei schmalen Gesäßen. Dieser Umstand ermöglicht es, die Oberkante der
Medianstütze und die Länge der Sitzbänder z. B. nach dem 95. Perzentil des weib
lichen Gesäßes auszulegen.
Die erfindungsgemäße Sitzschale wird mittels der Fig. 1 bis 6 näher beschrie
ben.
Fig. 1 stellt in perspektivischer Sicht das Prinzip der Sitzschale dar;
Fig. 2 zeigt eine spezielle Ausführung der Medianstütze (3) als Querschnitt,
Fig. 3 zeigt diese Ausführung als Teil-Draufsicht,
Fig. 4 zeigt eine spezielle Befestigung der Tragbänder (4, 5) und der Sitzbänder
(6) an den Seitenprofilen (1, 2) in perspektivischer Sicht,
Fig. 5 zeigt eine rundes Seitenprofil (20) im Querschnitt anstelle des in Fig. 4 dar
gestellten Profils,
Fig. 6 zeigt im Querschnitt ein spezielles Seitenprofil (25), mit dem die Sitzschale
zwecks Änderung der Sitzhaltung längsverschiebbar ist.
In Fig. 1 ist der prinzipielle Aufbau der Sitzschale dargestellt. Sie besteht aus dem
linken Seitenprofil (1), dem rechten Seitenprofil (2), der Medianstütze (3) und den
Sitzbändern (6), von denen nur die vorderen vier in Fig. 1 dargestellt sind. Weitere
Sitzbänder (6) schließen sich an, um die ganze Sitzfläche abzudecken. Für den
Fall, daß diese Sitzschale auch noch faltbar sein soll, um sie z. B. im Rollstuhlbe
reich einzusetzen, sind vordere Tragbänder (4) und hintere Tragbänder (5) vorge
sehen, die die Medianstütze (3) an der unteren Längskante abstützen. Die Mon
tage dieser faltbaren Sitzschale erfolgt durch Anschrauben der Seitenprofile (1, 2)
auf den Sitzrohren des Faltrollstuhls. In ähnlicher Weise erfolgt die Montage der
Sitzschale bei Auto oder Flugzeugsitzen. Bei Bürostühlen, die einen zentralen Fuß
bzw. Verstellmechanismus haben, sind die Seitenprofile (1, 2) und die Medianstüt
ze (3) starr mit diesem verbunden; die Tragbänder (4, 5) entfallen. Die Tragbänder
(4, 5) als auch die Sitzbänder (6) sind durch Schrauben, Nieten, Klemmen, Kle
ben, oder Schweißen an den Seitenprofilen (1, 2) und an der Medianstütze (3)
befestigt.
Bei Großserienfertigung können die Sitzbänder (6), die Seitenprofile (1, 2) und die
Medianstütze (3), eventuell auch die Verbindungselemente zwischen den Seiten
profilen (1, 2) und der Medianstütze (3) einstückig im Spritzgießverfahren herge
stellt werden. Hierdurch können alle eben genannten Befestigungen entfallen. Die
Seitenprofile (1, 2) können auch zu einem Rahmen erweitert werden, an dem die
Medianstütze (3) hängt.
Wegen der guten Anpassung der erfindungsgemäßen Sitzschale an die jeweilige
Anatomie des Gesäßes kann ein (nicht dargestelltes) auf den Sitzbändern (6) lie
gendes Schaumstoffkissen flacher als üblich sein und somit die Sitzstabilität des
Benutzers verbessern. Der Abstand der Sitzbänder (6) voneinander, die offenpori
ge Struktur des Schaumstoffkissens und dessen geringe Dicke sorgen für eine
hohe Luft- und Wasserdampfdurchlässigkeit und somit für ein vorzügliches Mikro
klima des Sitzes. Diese Durchlässigkeit ist bei allen formgeschäumten Autositzen
ein Schwachpunkt, weil die beim Herstellungsprozeß entstehende Oberfläche ei
nem Luft- und Wasserdampftransport hinderlich ist.
Die weitere Ausgestaltung der Erfindung beschäftigt sich mit dem Spezialfall Sitz
schale für Rollstühle und der hierfür erforderlichen Anpassung an die verschiede
nen Rollstuhl-Breitenmaße. Fig. 2 zeigt die in zwei Hälften (10, 11) mit identischem
Umriß aufgeteilte Medianstütze, zwischen denen die Tragbänder (4, 5) und die
Sitzbänder (6) längenmäßig justiert und mittels der Schrauben (13) festgeklemmt
werden. Fig. 3 zeigt einen Ausschnitt aus der Draufsicht der Sitzschale. Hier ist zu
sehen, wie die Sitzbänder (6) mit Teilstrichen und Zahlen (38, 40) bedruckt sind,
die die Sitzbreite des Rollstuhls betreffen und die Breiten-Justage der Sitzschale
erleichtern. Die Tragbänder (4, 5) sind in gleicher Weise bedruckt. Die Bedruckung
der Sitzbänder (6) untereinander ist nicht völlig identisch: Da die Sitzbänder (6) zur
optimalen Anpassung an die Gesäßform einen etwas unterschiedlichen Durch
hang haben, ist z. B. der Abstand der Teilstriche des unter den Sitzbeinhöckern
liegenden Sitzbandes (6) etwas größer. Ein derart auf die notwendige Breite ein
gestellte Sitzschale wird mit einem aufgelegten Schaumstoffkissen eine im Ver
gleich zum Hängegurt sehr gute Gleichmäßigkeit der Druckverteilung aufweisen.
Wenn im individuellen Fall aber noch eine Druckspitze empfunden oder gemessen
wird, kann das an dieser Stelle liegende Sitzband (6) nach Lockern der benach
barten Schrauben (13) etwas verlängert werden, was zur sofortigen Reduzierung
der Druckspitze führt. Die erfindungsgemäße Sitzschale kann aber nicht nur in
ihrer Breite verändert werden sondern auch in ihrer Länge. Hierzu werden die bei
den Hälften (10, 11) der Medianstütze und die beiden Seitenprofile (1, 2) an den
vorderen Enden um 2 oder 4 Sitzbänder durch Sägen oder mit der Blechschere
verkürzt. Bei Anwendung dieser Option sind die vorderen Tragbänder (4) um vier
Bandteilungen nach hinten versetzt.
Fig. 4 zeigt eine spezielle Befestigung der Tragbänder (4, 5) und der Sitzbänder (6)
an den Seitenprofilen (1, 2). Kennzeichnend hierfür sind unter 45 Grad einge
stanzte Schlitze (14) in den Seitenprofilen (1, 2), durch die ein Band (4, 5, 6) ein
gefädelt und nach zweimaligem 45-Grad-Falten wieder herausgefädelt wird.
Fig. 5 zeigt eine rohrförmige Variante als Seitenprofil (20). Hierbei sind die Trag
bänder (4 bzw. 5) und die Sitzbänder (6) auf das rohrförmige Seitenprofil (20)
aufgewickelt und z. B. mit Blindnieten (21) befestigt. Mehrere auf dem Umfang lie
gende Durchgangslöcher (nicht dargestellt) erlauben dann eine Schraubbefesti
gung z. B. auf den Sitzrohren des Rollstuhls und eine Breiteneinstellung der Sitz
schale, je nachdem welche Durchgangslöcher benutzt werden.
Fig. 6 zeigt schließlich eine Seitenprofil-Variante (30), die auf Rollen (31) gelagert
ist, deren Achsen (32) an Lagerböcken (33) stecken, die auf die Sitzrohre (34) ei
nes Rollstuhls geschraubt sind. Die Schräglage der Anordnung ergibt sich als Re
sultirende der Zugspannungen in den Tragbändern (4, 5) und in den Sitzbändern
(6). Durch diese Anordnung kann der erfindungsgemäße Sitz längs der Sitzrohre
(34) des Rollstuhls verschoben werden und somit das dem Fachmann bekannte
"Dynamische Sitzen im Rollstuhl" (z. B. OS DE 198 14 067) ermöglichen. Die dafür
erforderlichen manuellen oder servomotorischen Betätigungselemente sind be
kannt und brauchen hier nicht erörtert zu werden.
Als Halbzeug für die Tragbänder (5, 6) und die Sitzbänder (6) haben sich handels
übliche Verpackungsbänder aus gerecktem und geprägtem Polypropylen bewährt,
die eine hohe Reißkraft besitzen. Sie sind aber so biegsam, daß die erfindungs
gemäße, aus den Sitzbändern (6) gebildete Sitzschale sich der jeweiligen Ge
säßanatomie anpaßt und im Spezialfall des Rollstuhls mühelos gefaltet werden
kann.
Claims (8)
1. Anatomisch geformte Sitzschale, gekennzeichnet durch
- - eine in Längsmitte der Sitzschale hochkant stehende Medianstütze (3), deren Oberkante einem Gesäßprofil in der Medianebene entspricht und
- - quer zur Medianebene liegende, mit kleinem Abstand voneinander, an Seiten profilen (1, 2) befestigte Sitzbänder (6), die zusätzlich an der Oberkante (7) der Medianstütze (3) befestigt sind.
2. Sitzschale nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Sitzbänder (6),
die Seitenprofile (1, 2), die Medianstütze (3) und eventuell auch die Verbin
dungselemente zwischen den Seitenprofilen (1, 2) und der Medianstütze (3)
als ein Stück gefertigt sind.
3. Sitzschale nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Medianstütze
aus zwei Teilen (11, 12) besteht, zwischen denen die Sitzbänder (6) und ge
gebenenfalls die Tragbänder (4, 5) festgeklemmt sind.
4. Sitzschale nach Anspruch 1 und 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Befesti
gung der Tragbänder (4, 5) und der Sitzbänder (6) zwischen den Hälften (10,
11) der Medianstütze längenverstellbar eingerichtet ist, um unterschiedliche
Sitzbreiten und/oder eine individuelle Anpassung an die Gesäßform zu ermög
lichen.
5. Sitzschale nach Anspruch 1, 3 und 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Trag
bänder (5, 6) und die Sitzbänder (6) mit Teilstrichen und Zahlen (z. B. 38, 40)
bedruckt sind, die der Sitzbreite von Rollstühlen entsprechen.
6. Sitzschale nach Anspruch 1, 3 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Befe
stigung der Tragbänder (4, 5) und der Sitzbänder (6) unter Benutzung schrä
ger Schlitze (14) in den Seitenprofilen (1, 2) erfolgt.
7. Sitzschale nach Anspruch 1, 3 bis 6, gekennzeichnet durch runde Seitenprofile
(20), auf denen die Tragbänder (4, 5) und die Sitzbänder (6) z. B. mit Blindnieten
(21) befestigt und je nach Sitzbreite mehr oder weniger aufgewickelt sind,
sowie mittels zahlreicher auf dem Umfang der runden Seitenprofile (20) und
zwischen den Bändern (4, 5, 6) liegenden Löcher auf die Sitzrohre (34) z. B.
eines Rollstuhls festgeschraubt werden.
8. Sitzschale nach Anspruch 1, 3 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß speziell
geformte Seitenprofile (30) auf Rollen (31) laufen, die auf Achsen (32) stecken,
die mittels Lagerböcken (33) auf den Sitzrohren (34) befestigt sind.
Priority Applications (4)
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