DE19940370C2 - Verfahren für die Nitrocarburierung metallischer Werkstücke - Google Patents
Verfahren für die Nitrocarburierung metallischer WerkstückeInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Nitrocarburieren metallischer
Werkstücke, indem die Werkstücke in einer Stickstoff, Kohlenmonoxid und
Wasserstoff enthaltenden Behandlungsatmosphäre bei einer
Behandlungstemperatur in einem Behandlungsraum behandelt werden, wobei
zur Erzeugung der Behandlungsatmosphäre Kohlendioxid als
Kohlenstoffspender eingesetzt wird.
Zum Nitrocarburieren von metallischen Werkstücken kommen verschiedene
Gasgemische zum Einsatz. Stickstoffspender ist dabei grundsätzlich Ammoniak
(NH3), während als Kohlenstoffspender verschiedene Gasgemische wie
beispielsweise Luft-Kohlenwasserstoff-Gemische (Endogas und Exogas) sowie
Kohlendioxid zum Einsatz kommen. Im Nitrierofen reagieren diese Gase mit
vorhandenem Wasserstoff, wobei sich je nach thermischen und chemischen
Bedingungen eine stationäre Kohlenstoff-, Stickstoff und Sauerstoffaktivität einstellt.
Der bei der Ammoniakspaltung entstehende atomare Stickstoff reagiert bei Kontakt
mit Metalloberflächen (im folgenden als (N)ad bezeichnet) besonders leicht mit dem
Metall unter Bildung von Nitriden. In Verbindung mit Eisen können sich
unterschiedliche Nitrid-Phasen bilden. Bei Stählen werden im Hinblick auf eine hohe
Härte und Verschleißfestigkeit beispielsweise Nitrid-Phasen in Form von
sogenanntem ε-Nitrid (Fe2-3N) und γ'-Nitrid (Fe4N) oder Gemische dieser Nitride
bevorzugt. Die bei der Nitridbildung von Fe-haltigen Metallen ablaufenden
Reaktionen lassen sich schematisch anhand folgender chemischer Gleichungen
beschreiben:
NH3 = (N)ad + 1,5H2 (1)
(N)ad + 4Fe = Fe4N (γ'-Nitrid) (2a)
(N)ad + 2-3Fe = Fe2-3N (ε-Nitrid) (2b)
Der im Nitrid gelöste Kohlenstoff wirkt sich auf Morphologie, Kompaktheit,
Porensaum und Haftung der Verbindungsschicht und deren Korrosions- und
Verschleißbeständigkeit aus. Darüberhinaus hat es sich gezeigt, daß Art und
Umfang der Nitridbildung durch die Kohlenstoffaktivität in der Nitrieratmosphäre
wesentlich beeinflußt wird. Die Kohlenstoffaktivität wiederum hängt von dem
eingesetzten Kohlenstoffspender ab. Sie fällt in der Reihenfolge Propan, Endogas,
Exogas und Kohlendioxid ab. Da die Zusammensetzung der Gasphase im Nitrierofen
somit wesentlichen Einfluß auf das Ergebnis der Nitrocarburierung hat, ist es günstig,
wenn diese in möglichst weiten Bereichen einstellbar ist.
Bei den bekannten Gasgemischen liegen die Kohlendioxidgehalte üblicherweise
zwischen 4 und 10 Vol.-%. Das Kohlendioxid wird direkt in den Ofenraum des
Nitrierofens dosiert und reagiert dort teilweise mit Wasserstoff nach folgender
Reaktionsgleichung:
CO2 + H2 = CO + H2O (3)
Üblicherweise wird der Nitrierofen permanent mit Frischgas durchströmt, so daß sich
in der Gasphase kein chemisches Gleichgewicht einstellt. Es ergibt sich dadurch
eine stationäre Kohlenstoffaktivität (ac,B), die im wesentlichen von konkreten
Gegebenheiten im Nitrierofen, wie etwa der Oberfläche der zu behandelnden
Werkstücke, der Nitriertemperatur, der Gaszusammensetzung und dem
Gasvolumenstrom abhängt und die von außen kaum zu regeln ist. Es pendelt sich
somit eine den vorherrschenden Gegebenheiten angepaßte Kohlenstoffaktivität (ac,B)
ein, die nach der Boudouard-Reaktion definiert werden kann:
2CO = C + CO2 (4)
(ac,B) = KB . P2 COPCO2 (5)
KB bezeichnet dabei die Konstante des Boudouard-Gleichgewichts. Beim Einspeisen
von Kohlendioxid direkt in den Nitrierofen stellt sich eine Kohlenstoffaktivität von
maximal 1 ein, was einer Aktivität von reinem Graphit entspricht. Unter diesen
Bedingungen kann die Bildung von ε-Nitrid (Fe2-3N) aber nur durch eine hohe
Nitrierkennzahl (KN) von größer 1 realisiert werden.
Im Hinblick hierauf ist auf die DE-C1 197 19 225 zu verweisen, aus der ein Verfahren
für die Regelung der Nitrierkennzahl einer Nitrier- bzw. Nitrocarburieratmosphäre in
einer Ofenanlage bei Einsatz von NH3 als Stickstoffquelle bekannt ist. Das bekannte
Verfahren zeichnet sich dadurch aus, dass der NH3-Gasdurchsatz konstant gehalten
wird, und lediglich der Arbeitspunkt des Vorspalters, in dem das NH3-Spaltgas
erzeugt wird, geregelt wird. Eine hohe Nitrierkennzahl erfordert einen hohen
Ammoniakgehalt im Nitrierofen, was wiederum einen hohen Rest-Ammoniakgehalt im
Ofenabgas zur Folge hat, das ungenutzt den Ofen verläßt.
Dieser Effekt stellt sich auch bei dem in der DE-A1 42 29 803 vorgeschlagenen
Verfahren ein, wonach die Nitrierkennzahl für die Kontrolle einer Nitrier- bzw.
Nitrocarburieratmosphäre eingesetzt wird, wobei die Nitrierkennzahl durch Messung
des O2-Gehalts der Atmosphäre unter Einsatz einer O2-Sonde ermittelt wird.
In der DE-A1 195 14 932 wird zur Erzeugung einer Carbonitrier-Atmosphäre
vorgeschlagen, dem Ofen Kohlenwasserstoffe und eine oxidierende Komponente,
wie Luft oder CO2, und Ammoniak direkt zuzuführen. Um einen geregelten, möglichst
hohen CO-Gehalt in der Carbonitrier-Atmosphäre zu erreichen, wird der CO-Gehalt
gemessen und bei Erreichen einer vorgegebenen Untergrenze eine CO-bildende
Substanz, wie Methanol, in den Ofenraum eingespeist. Bei diesem Verfahren werden
die CO-bildenden Komponenten wie Methanol oder CO2 somit direkt in den
Behandlungsraum eingespeist. Beim Aufkohlen oder Carbonitrieren ist dies aufgrund
der dabei herrschenden hohen Temperaturen effektiv, jedoch nicht bei den üblichen,
relativ niedrigen Nitriertemperaturen von max. 580°C. Bei diesen niedrigeren
Temperaturen spaltet Methanol nicht stöchiometrisch, sondern es bilden sich
unerwünschte Spaltprodukte wie CH4 und andere höhere Kohlenwasserstoffe, CO2,
Aldehyde, Ketone usw. die teilweise giftig und bei Kondensation ätzend sind. Zudem
hängt die Spaltung des Methanols stark von den Gegebenheiten des Heizraumes
und von der Chargenoberfläche ab, so dass die Reproduzierbarkeit der gewünschten
Ofengaszusammensetzung nicht gegeben ist. Dies hat weiterhin zur Folge, dass sich
durch unkontrollierte Spaltreaktionen Ruß auf dem Chargenmaterial und der
Heizraumoberfläche abscheidet oder unerwünschte Carbide gebildet.
Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, das bekannte Verfahren zum
Nitrocarburieren metallischer Werkstücke unter Einsatz von Kohlendioxid als
Kohlenstoffspender so zu modifizieren, daß Art und Umfang der Nitridbildung in
weitem Rahmen einstellbar sind.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß ein Kohlendioxid-haltiger
Gasstrom in einen dem Behandlungsraum vorgeschalteten Reaktor eingeleitet und
darin durch Reaktion mit einem Wasserstoffspender bei einer Reaktionstemperatur
oberhalb der Behandlungstemperatur zu einem Kohlungsgas modifiziert wird, das
eine im Vergleich zum Kohlendioxid-haltigen Gasstrom höhere Kohlenstoffaktivität
bei der Behandlungstemperatur aufweist.
Der Kohlendioxid-haltige Gasstrom wird erfindungsgemäß einem Reaktor zugeführt,
darin in Richtung einer höheren Kohlenstoffaktivität modifiziert und anschließend als
Kohlungsgas in den Behandlungsraum eingeleitet. Die Modifizierung beruht auf einer
thermischen Behandlung des Kohlendioxid-haltigen Gasstromes im Reaktor und auf
einer chemischen Reaktion mit einem Wasserstoffspender. Durch die Reaktion von
Kohlendioxid (CO2) mit Wasserstoff bildet sich analog zu der oben angegebenen
Reaktionsgleichung (3) Kohlenmonoxid (CO). Dadurch ergibt sich im Kohlungsgas
eine gegenüber dem Kohlendioxid-haltigen Gasstrom erhöhte Kohlenstoffaktivität bei
gleicher Temperatur, wie etwa der Behandlungstemperatur.
Dieser Effekt wird dadurch verstärkt, daß die Reaktionstemperatur im Reaktor
oberhalb der Behandlungstemperatur im Behandlungsraum liegt. Denn aufgrund der
Temperaturabhängigkeit der Reaktionsgleichung (4) verschiebt sich das Boudouard-
Gleichgewicht bei höheren Temperaturen zu Gunsten von CO.
Der Kohlendioxid-haltige Gasstrom kann dem Reaktor kontinuierlich oder
chargenweise zugeführt bzw. entnommen werden. Bei chargenweiser Entnahme
oder bei einer im Vergleich zum Gesamtvolumen des Reaktors vernachlässigbaren
kontinuierlichen Entnahme kann sich ein chemisches Gleichgewicht der im Reaktor
ablaufenden Reaktion einstellen. Durch definierte Vorgabe der
Ausgangskonzentrationen der an der Reaktion beteiligten Reaktionspartner und der
Reaktionstemperatur lassen sich daher auch die Gaskonzentrationen im
Kohlungsgas definiert einstellen. Dies wird noch dadurch begünstigt, daß sich
aufgrund der erhöhten Reaktionskinetik bei der Reaktionstemperatur das chemische
Gleichgewicht schneller einstellt als bei der tieferen Behandlungstemperatur. Die im
Reaktor ablaufende Modifizierung kann katalytisch unterstützt ablaufen. Als
Katalysator sind beispielsweise Nickel oder Edelmetall-Legierungen geeignet.
Durch die Modifizierung erhält das Kohlungsgas eine höhere Kohlenstoffaktivität als
sie der Kohlendioxid-haltige Gasstrom hat. Dies fördert die Bildung gewünschter
Nitrid-Phasen, wie etwa ε-Nitrid oder γ'-Nitrid bei Stählen. Darüberhinaus läßt sich
durch die definierte Modifizierung die Kohlenstoffaktivität, und damit Art und Umfang
der Nitridbildung in weitem Rahmen gezielt einstellen.
Hinzukommt, daß bei einer höheren Kohlenstoffaktivität die Nitrierkennzahl gesenkt,
damit der Ammoniakbedarf im Behandlungsraum verringert, und somit durch die
erfindungsgemäße Verfahrensweise Ammoniak eingespart werden kann.
Bei einer ersten bevorzugten Variante des erfindungsgemäßen Verfahrens wird als
Wasserstoffspender ein Kohlenwasserstoff-haltiges Fluid eingesetzt. Bei dem Fluid
kann es sich um eine Flüssigkeit oder ein Gas handeln. Das Fluid ist im Reaktor
enthalten oder wird diesem kontinuierlich oder chargenweise zugeführt. Die im
Reaktor ablaufende Reaktion von Kohlenwasserstoff (CH4) und Kohlendioxid läßt
sich in allgemeiner Form anhand folgender Reaktionsgleichung beschreiben:
xCO2 + CH4 = 2CO + 2H2 + (x - 1)CO2 (6)
Die im Gleichgewicht sich einstellende Kohlenmonoxid-Konzentration kann sowohl
über die Reaktionstemperatur als auch über das Mischungsverhältnis von
Kohlendioxid und Kohlenwasserstoff beeinflußt werden. Übliche
Reaktionstemperaturen liegen im Bereich von 800°C bis 1050°C. Das so erzeugte
Gasgemisch weist einen höheren CO-Gehalt und damit eine gegenüber dem
Kohlendioxid-haltigen Gasstrom erhöhte Kohlenstoffaktivität (bei gleicher
Temperatur) auf. Zur Herstellung des Kohlungsgases kann der Rest-
Kohlendioxidgehalt erhöht werden, um die Gefahr einer Rußbildung beim Abkühlen
des Gases zu verringern. Weiterhin besteht die Möglichkeit das CO2/CH4-Gemisch
mit Stickstoff oder anderen Inertgasen zu verdünnen, wodurch die Verweilzeit des
Gasgemisches im Reaktor und gegebenenfalls auch Temperaturschwankungen in
einem Katalysatorbett verringert werden können. Diese Maßnahmen gestatten es,
Gasgemische herzustellen, die eine gleichbleibende Zusammensetzung aufweisen
und somit für eine reproduzierbare Einstellung der Kohlenstoffaktivität sorgen.
Technisches Propan oder technisches Methan haben sich als besonders geeignete
Wasserstoffspender erwiesen. Diese Kohlenwasserstoffe sind als Hauptbestandteile
von Erdgas relativ preiswert, im Hinblick auf Giftigkeit und Explosionsgefahr
verhältnismäßig einfach zu handhaben und sie können dem Reaktor auf einfache Art
und Weise in gasförmiger Form zugeführt werden. Aus den gleichen Gründen ist
auch Erdas vorteilhaft einsetzbar. Wie aus der Reaktionsgleichung (6) am Beispiel
des Methans ersichtlich, entsteht bei einer vollständigen Umsetzung von Methan
(CH4) bzw. von Propan (C3H8) mit Kohlendioxid kein Wasser, so daß das
resultierende Kohlungsgas trocken ist und beim Abkühlen keine
Kondensationsprobleme entstehen.
Bei einer alternativen und gleichermaßen bevorzugten Variante des
erfindungsgemäßen Verfahrens wird als Wasserstoffspender Ammoniak eingesetzt.
Bei den bekannten Nitrocarburier-Verfahren wird Ammoniak in einem Spalter bei ca.
1000°C zu Wasserstoff und Stickstoff (75 Vol.-% H2 und 25 Vol.-% N2) dissoziiert.
Der dabei entstehende Wasserstoff kann bei dem erfindungsgemäßen Verfahren zur
Modifizierung des Kohlendioxid-haltigen Gases zur Erzeugung eines geeigneten
Kohlungsgases verwendet werden. Die entsprechende chemische Reaktion läßt sich
anhand der weiter oben bereits angegebenen Reaktionsgleichung (3) beschreiben.
Es besteht somit die Möglichkeit, das zu modifizierende Kohlendioxid in das zu
spaltende
Ammoniak zu mischen und dieses Gasgemisch im Reaktor zur Reaktion zu bringen.
Es zeigt sich, daß sich im Gleichgewicht bei der Umsetzung von Ammoniak-Spaltgas
und CO2 im Temperaturbereich von 900°C bis 1000°C ein annähernd konstanter
Kohlenmonoxid-Gehalt einstellt und der Umsetzungsgrad bei ungefähr 90% liegt.
Dies erleichtert die reproduzierbare und konstante Einstellung des Kohlenmonoxid-
Gehaltes im Kohlungsgas und damit der Kohlenstoffaktivität im Behandlungsraum.
Dabei ist zu beachten, daß sich aufgrund des hohen Umsetzungsgrades eine
besonders hohe Kohlenstoffaktivität im Behandlungsraum einstellen kann. Die
Kohlenstoffaktivität kann durch Zugabe von Kohlendioxid in den Behandlungsraum
gesenkt werden. Rußbildung läßt sich so vermeiden.
Besonders einfach gestaltet sich eine Verfahrensweise, bei der als Reaktor ein
Spaltgerät für Ammoniak eingesetzt wird. Das zu modifizierende Kohlendioxid-haltige
Gas wird dabei mit dem zu spaltenden Ammoniak gemischt und dieses Gasgemisch
wird im Spaltgerät zur Reaktion gebracht. Da die Spaltgeräte für Ammoniak heute so
ausgelegt sind, daß sie das Ammoniak vollständig zersetzen, besteht somit keine
Gefahr der Ausfällung von Ammoniumcarbonat durch die Reaktion von Rest-
Ammoniak mit CO2 und Wasser.
Bei dieser Verfahrensweise kann es vorteilhaft sein, dem Kohlungsgas vor Einleitung
in den Behandlungsraum Feuchtigkeit zu entziehen. Wie aus Reaktionsgleichung (3)
ersichtlich entsteht bei der Reaktion von einem Teil Kohlendioxid mit Wasserstoff bei
vollständiger Umsetzung 1 Teil Kohlenmonoxid und 1 Teil Wasser. Das so
gewonnene Kohlungsgas weist daher eine relativ hohe Feuchtigkeit auf. Die
Trocknung des Kohlungsgases ist technisch einfach zu realisieren. Sie kann
beispielsweise durch Behandlung des Kohlungsgases in einem Kondensator oder
durch Zumischen von trockenem Gas erfolgen.
Die folgenden Ausführungen betreffen vorteilhafte Verfahrensmodifikationen, die bei
beiden oben näher beschriebenen Verfahrensvarianten Anwendung finden können.
Vorteilhafterweise ist eine Regelung für die Kohlenstoffaktivität im Behandlungsraum
vorgesehen, bei der als Stellgröße die Zufuhrrate eines den Wasserstoffspender
enthaltenden Teilstromes dient. Dieser Teilstrom kann getrennt vom Kohlendioxid
haltigen Gasstrom oder mit diesem gemeinsam dem Reaktor zugeführt werden.
Hierbei kann die Zufuhrrate für das Kohlendioxid-haltige Gas konstant gehalten
werden. Durch die Regelung der Kohlenstoffaktivität im Behandlungsraum wird die
Reproduzierbarkeit und die Betriebssicherheit des Verfahrens verbessert.
Dabei hat es sich als günstig erwiesen, für die Regelung für die Kohlenstoffaktivität
eine Messung der Sauerstoffaktivität und/oder der Kohlenmonoxidkonzentration im
Behandlungsraum vorzusehen. Für die Messung der Sauerstoffaktivität kann eine
handelsübliche Sauerstoffmeß-Sonde eingesetzt werden. Der Kohlenmonoxid-Gehalt
im Behandlungsraum kann mit einem Gasmeßgerät bestimmt werden. Aus der so
ermittelten Konzentration an Kohlenmonoxid und der gemessenen Sauerstoffaktivität
kann die Kohlenstoffaktivität berechnet werden.
Weiterhin besteht die Möglichkeit dem CO2-haltigen Gasstrom, dem Kohlungsgas
und/oder dem den Wasserstoffspender enthaltenden Teilstrom ein Verdünnungsgas
beizumischen. Durch die Verdünnung mit Stickstoff oder anderen Inertgasen kann
die Verweilzeit der jeweiligen Gasgemische im Reaktor und gegebenenfalls auch
Temperaturschwankungen in einem Katalysatorbett verringert werden. Diese
Maßnahmen gestatten es, Gasgemische herzustellen, die eine gleichbleibende
Zusammensetzung aufweisen, was eine reproduzierbare Einstellung der
Kohlenstoffaktivität erleichtert.
Das Kohlungsgas wird vorteilhafterweise vor Einleitung in den Behandlungsraum auf
eine Temperatur im Bereich der Behandlungstemperatur abgekühlt. Die
Temperierung des Kohlungsgases erleichtert die Einhaltung einer homogenen
Temperaturverteilung im Behandlungsraum und die Kohlenstoffaktivität im
Kohlungsgas wird dadurch erhöht. Insbesondere feuchte Kohlungsgase neigen beim
Abkühlen jedoch zur Kondensation. Alternativ hat es sich auch als günstig erwiesen,
daß das Kohlungsgas bei Einleitung in den Behandlungsraum eine Temperatur im
Bereich der Reaktionstemperatur aufweist. Die vom Kohlungsgas in den
Behandlungsraum eingebrachte Wärme kann dabei als Prozeßwärme zum
Nitrocarburieren genutzt werden. Bei feuchtem Kohlungsgas wird darüberhinaus ein
Auskondensieren durch die Vermischung mit trocknem Gas im Behandlungsraum
vermieden, so daß der apparative und verfahrenstechnische Aufwand zum
Trockenen des Kohlungsgases entfallen kann.
Besonders bewährt haben sich Verfahrensweisen, bei denen die
Behandlungstemperatur im Bereich zwischen 500°C und 700°C und die
Reaktionstemperatur im Bereich zwischen 800 und 1150°C eingestellt wird.
Nachfolgend wird die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen und einer
Zeichnung näher erläutert. In der Zeichnung zeigen im einzelnen:
Fig. 1 ein Verfahrensschema zum Nitrocarburieren eines Edelstahls unter
Verwendung von Kohlendioxid und Erdgas, und
Fig. 2 ein Verfahrensschema zum Nitrocarburieren eines Edelstahls unter
Verwendung von Kohlendioxid und Ammoniak.
In Fig. 1 ist eine Verfahrensvariante zum Nitrocarburieren eines Nitrierstahls unter
Verwendung von Kohlendioxid und Erdgas (am Beispiel Methan) schematisch
dargestellt. Die Verfahrensvariante umfaßt eine Regelung der Kohlenstoffaktivität in
der Nitrocarburieratmosphäre (im folgenden als Nitrieratmosphäre oder
Ofenatmosphäre bezeichnet) des Nitrierofens.
Als Kohlenstoffträger wird Kohlendioxid 1 eingesetzt und mit Erdgas (Methan) 2 und
gegebenenfalls Stickstoff 3 innig gemischt. Das Gasgemisch strömt dann in einem
Röhrenofen 4 über einen auf einen Nickel-Katalysator, der auf einer Temperatur von
etwa 1000°C gehalten wird. Im Röhrenofen 4 reagieren die beiden Komponenten
Methan 2 und Kohlendioxid 1 unter Bildung eines Kohlungsgases 5 miteinander. Das
heiße Kohlungsgas 5 strömt anschließend direkt in den Nitrocarburierofen 6, so daß
der Wärmeinhalt des Gasgemisches für den Gesamtprozeß genutzt wird.
Das auf diese Art und Weise im Röhrenofen 4 extern hergestellte Kohlungsgas 5
wird im Nitrocarburierofen 6 mit weiteren Gasen 7, wie Ammoniak, Stickstoff 3,
Kohlendioxid, Ammoniakspaltgas oder auch Kohlenwasserstoffen vermischt.
Mit Hilfe einer Festkörperelektrolyt-Zelle (λ-Sonde) 8 wird die stationäre
Sauerstoffaktivität in der Ofenatmosphäre gemessen und dieser Meßwert einer
Auswerte- und Regeleinheit 9 übermittelt (Verbindungslinie 15). Im Schema von
Fig. 1 sind Steuer-, Meß- und Datenleitungen anhand punktierter Verbindungslinien
dargestellt. Der Kohlenmonoxidanteil der Ofenatmosphäre wird mit einem
handelsüblichen temperierten Gasmeßgerät 10 bestimmt, und auch dieser Meßwert
wird der Auswerte- und Regeleinheit 9 zugeführt. Auf Basis der
Kohlenmonoxidkonzentration und der gemessenen Sauerstoffaktivität berechnet die
Auswerte- und Regeleinheit 9 die Kohlenstoffaktivität in der Ofenatmosphäre. Zur
Regelung auf einen voreingestellten Sollwert der Kohlenstoffaktivität, dient die
Zufuhrrate von Methan 2 als Stellgröße, wie dies durch Verbindungspfeil 11
zwischen 2 und 9 symbolisiert wird. Um Rußbildung im Nitrocarburierofen 6 zu
vermeiden, wird für die Methan-Zudosierung eine Obergrenze von 10 Vol.-%
(bezogen auf den gesamten Gasstrom im Nitrocarburierofen 6) vorgegeben. Mittels
der Auswerte- und Regeleinheit 9 wird darüberhinaus die Zufuhr von Stickstoff 3 und
Kohlendioxid 1 zum Röhrenofen 4 sowie die Zufuhr von Stickstoff 3 und anderer
Gase 7 zum Nitrocarburierofen 6 geregelt, wie dies durch die punktierten
Verbindungslinien 12 und 13 symbolisiert ist. Das Abgas aus dem Nitrocarburierofen
6 ist mit der Bezugsziffer 14 gekennzeichnet.
Aufgrund der hohen Temperatur im Röhrenofen 4 werden die eingesetzten Mengen
an Kohlendioxid 1 und Methan 2 verhältnismäßig schnell ins chemische
Gleichgewicht gebracht. Die stöchiometrische Umsetzung zwischen Methan 2 und
Kohlendioxid 1 sowie die Temperaturabhängigkeit der Boudouard-Reaktion ist
bekannt, so daß die Kohlenmonoxidmenge in dem so hergestellten Kohlungsgas 5
über die Gleichgewichtskonstante der Reaktion definiert und berechenbar ist. Die
berechneten Werte werden in die vorzunehmende Massenbilanzrechnung integriert.
Somit kann der Kohlenmonoxidgehalt in der Nitrieratmosphäre über die eingesetzten
Mengen an Kohlendioxid 1 und Methan 2 geregelt werden. Aufgrund der bekannten
Mengen an Kohlenmonoxid und Kohlendioxid und der eingestellten Nitriertemperatur
ist die wirksame Kohlenstoffaktivität bestimmbar und über den gesamten
Nitrocarburierprozeß regelbar.
In der Praxis wird häufig bei 570°C nitrocarburiert. In der folgenden Tabelle 1 sind
exemplarisch für verschiedene Gehalte an CO und CO2 in der Nitrieratmosphäre die
sich bei 570°C einstellenden Kohlenstoffaktivitäten ac,B aufgeführt.
Je nach der vorgegebenen Kohlenstoffaktivität ac,B werden die entsprechenden
Gasgemische erfindungsgemäß durch Umsetzung von Kohlendioxid 1 und Methan 2
im externen Röhrenofen 4 bei einer Temperatur von 1000°C hergestellt und dann
dem Nitrocarburierofen 6 zugeführt.
Nachfolgend wird das erfindungsgemäße Verfahren anhand eines konkreten
Mischungsbeispiels näher erläutert
1CO2 + 0,25CH4 = 0,50CO + 0,50H2 + 0,75CO2
(75% CO2, 25% CH4) = (28,5% CO, 28,5% H2, 43% CO2)
Bei einer Reaktionstemperatur von ca. 1000°C ist der Umsatz zwischen dem
Kohlendioxid 1 und dem Methan 2 annähernd vollständig, so daß es möglich ist,
verschiedene Kohlenmonoxid- und Kohlendioxidgehalte über das
Mischungsverhältnis dieser Ausgangskomponenten einzustellen. Es ist somit
lediglich die genaue Mischung der beiden Ausgangskomponenten erforderlich, um
das gewünschte CO/CO2-Gemisch zu erhalten. Die angestrebte Kohlenstoffaktivität
im Nitrocarburierofen 6 kann so auf einfache Weise eingestellt und geregelt werden.
Da bei der Reaktion von Methan 2 und Kohlendioxid 1 und anderen möglichen
Querreaktionen kein Wasser entstehen kann, ist das fertige Kohlungsgas 5 trocken,
so daß es beim Abkühlen auch keinerlei Wasserkondensationsprobleme ergeben.
Das Mischen der beiden Ausgangskomponenten (1, 2) kann mit einem
Gasmischgerät oder auch mit Hilfe von Gasmengenmesser oder anderen
Durchflußmeßgeräten erfolgen und ist somit technisch einfach zu realisieren.
In Fig. 2 ist eine andere Verfahrensvariante zum Nitrocarburieren eines Edelstahls
unter Verwendung von Kohlendioxid und Ammoniak schematisch dargestellt. Auch
die Verfahrensvariante umfaßt eine Regelung der Kohlenstoffaktivität in der
Nitrieratmosphäre des Nitrierofens.
Als Kohlenstoffträger wird Kohlendioxid 21 eingesetzt. Ein Kohlendioxid-Teilstrom 37
wird in den Nitrocarburierofen 27 direkt eingeleitet. Ein anderer Teilstrom 38 wird mit
Ammoniak 22 und gegebenenfalls Stickstoff 23 innig gemischt und einem Ammoniak-
Spalter 24 zugeführt. Das Gasgemisch strömt dabei über einen auf ca. 1100°C
beheizten Füllkörper, wodurch die beiden Ausgangskomponenten Ammoniak 22 und
Kohlendioxid 21 unter Bildung eines Kohlungsgases 25 miteinander reagieren. Das
Kohlungsgas 25 wird anschließend auf Raumtemperatur abgekühlt und - da es einen
hohen Taupunkt besitzt - über einen gekühlten Wasserkondensator 26 geleitet und
getrocknet. Das so "extern" hergestellte, trockene Kohlungsgas 25 wird einem
Nitrocarburierofen 27 zugeführt und darin mit anderen Gasen 28, wie Ammoniak,
Stickstoff 23, Kohlendioxid, Ammoniakspaltgas oder auch Kohlenwasserstoffen
homogen gemischt.
Mit Hilfe einer Festkörperelektrolyt-Zelle 29 wird die Sauerstoffkonzentration in der
Ofenatmosphäre gemessen und der Meßwert einer Auswerte- und Regeleinheit 30
übermittelt (Verbindungslinie 36). Auch im Schema von Fig. 2 sind Steuer-, Meß-
und Datenleitungen anhand punktierter Verbindungslinien dargestellt. Der
Kohlenmonoxidanteil der Ofenatmosphäre wird mit einem handelsüblichen
temperierten Gasmeßgerät 31 bestimmt, und auch dieser Meßwert wird der
Auswerte- und Regeleinheit 30 zugeführt. Auf Basis der Meßwerte für die
Kohlenmonoxidkonzentration und die Sauerstoffaktivität berechnet die Auswerte- und
Regeleinheit 30 die Kohlenstoffaktivität in der Ofenatmosphäre. Zur Regelung auf
einen voreingestellten Sollwert der Kohlenstoffaktivität dient die Zufuhrrate des
Kohlendioxid-Teilstromes 37 in den Nitrocarburierofen 27 als Stellgröße, wie dies
durch Verbindungspfeil 32 zwischen 21 und 30 symbolisiert wird. Die Regelung ist so
eingestellt, daß die gesamte Menge an Ammoniak immer größer ist, als die
Kohlendioxidmenge. Mittels der Auswerte- und Regeleinheit 30 wird darüberhinaus
die Zufuhr von Stickstoff 23 und Kohlendioxid 21 zum Ammoniak-Spalter 24 sowie
die Zufuhr von Stickstoff 23, Ammoniak und anderer Gase 28 zum Nitrocarburierofen
27 geregelt, wie dies durch die punktierten Verbindungslinien 33 und 34 angedeutet
ist. Das Abgas aus dem Nitrocarburierofen 27 ist mit der Bezugsziffer 35
gekennzeichnet.
Erfindungsgemäß werden die eingesetzten Mengen an Kohlendioxid 21 und
Ammoniak 22 im Ammoniak-Spalter 24, also außerhalb des Nitrocarburierofens 27,
bei hoher Temperatur ins chemische Gleichgewicht gebracht. Aufgrund der hohen
Temperatur stellt sich das chemische Gleichgewicht der dabei ablaufenden
chemischen Reaktionen verhältnismäßig rasch ein, so daß das
Reaktionsgasgemisch (hier auch als Kohlungsgas 25 bezeichnet) definierte Gehalte
an Kohlenmonoxid, Wasserstoff und Stickstoff aufweist. Die stöchiometrische
Umsetzung zwischen Ammoniak 22 und Kohlendioxid 21 und die
Temperaturabhängigkeit dieser Reaktion ist quantitativ berechenbar und bekannt.
Die entsprechenden Werte werden bei der vorzunehmenden Massenbilanz
verwendet. Anhand der genau zudosierten Mengen an Kohlenmonoxid,
Kohlendioxid, Ammoniakspaltgas, Ammoniak und unter Berücksichtigung der
Nitrocarburiertemperatur ist die stationäre Kohlenstoffaktivität im Nitrocarburierofen
bestimmbar und reproduzierbar einzustellen.
Claims (13)
1. Verfahren zum Nitrocarburieren metallischer Werkstücke, indem die Werkstücke in
einer Stickstoff, Kohlenmonoxid und Wasserstoff enthaltenden
Behandlungsatmosphäre bei einer Behandlungstemperatur in einem
Behandlungsraum behandelt werden, wobei zur Erzeugung der
Behandlungsatmosphäre Kohlendioxid als Kohlenstoffspender eingesetzt wird,
dadurch gekennzeichnet, daß ein Kohlendioxid-haltiger Gasstrom (1; 21) in einen
dem Behandlungsraum (6; 27) vorgeschalteten Reaktor (4; 24) eingeleitet und darin
durch Reaktion mit einem Wasserstoffspender (2; 22) bei einer Reaktionstemperatur
oberhalb der Behandlungstemperatur zu einem Kohlungsgas (5; 25) modifiziert wird,
das eine im Vergleich zum Kohlendioxid-haltigen Gasstrom (1; 21) höhere
Kohlenstoffaktivität bei der Behandlungstemperatur aufweist.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Wasserstoffspender
ein Kohlenwasserstoff-haltiges Fluid (2) eingesetzt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß als
Wasserstoffspender Erdas, Propan oder Methan (2) eingesetzt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Wasserstoffspender
Ammoniak (22) eingesetzt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß als Reaktor ein Spaltgerät
(24) für Ammoniak eingesetzt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, daß dem Kohlungsgas
(5; 25) vor Einleitung in den Behandlungsraum (6; 27) Feuchtigkeit entzogen wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß eine
Regelung (9; 30) für die Kohlenstoffaktivität im Behandlungsraum (6; 27) vorgesehen
ist, bei der als Stellgröße die Zufuhrrate eines den Wasserstoffspender (2; 22)
enthaltenden Teilstromes dient.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Regelung (9; 30) für
die Kohlenstoffaktivität eine Messung der Sauerstoffaktivität (8; 29) und/oder der
Kohlenmonoxidkonzentration im Behandlungsraum (6; 27) umfaßt.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, daß dem
Kohlendioxid-haltigen Gasstrom (1; 21), dem Kohlungsgas (5; 25) und/oder dem
Teilstrom für den Wasserstoffspender (2; 22) ein Verdünnungsgas (3; 23)
beigemischt wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß das
Kohlungsgas (25) vor Einleitung in den Behandlungsraum (27) auf eine Temperatur
im Bereich der Behandlungstemperatur abgekühlt wird.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß das
Kohlungsgas (5) bei Einleitung in den Behandlungsraum (6) eine Temperatur im
Bereich der Reaktionstemperatur aufweist.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß die
Behandlungstemperatur im Bereich zwischen 500°C und 700°C liegt.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch gekennzeichnet, daß die
Reaktionstemperatur im Bereich zwischen 800 und 1150°C liegt.
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