DE3937699A1 - Verfahren zum herstellen von (epsilon)-karbonitridschichten definierter zusammensetzung - Google Patents
Verfahren zum herstellen von (epsilon)-karbonitridschichten definierter zusammensetzungInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf eine Wärmebehandlung in
gesteuerter Atmosphäre. Objekte, bei denen die Anwendung der
Erfindung möglich und zweckmäßig ist, sind Bauteile aus
Eisenwerkstoffen, die einem Verschleiß und/oder einer
Korrosion unterliegen.
Die herkömmlichen Karbonitrierverfahren verwenden
verfahrenstypische Kombinationen von Ammoniak mit
kohlenstoffhaltigen Gaskomponenten zur Erzeugung von ε-Verbindungsschichten,
deren Zusammensetzung durch die
Gasatmosphäre festgelegt ist.
Gemäß DD-PS 1 13 773, DE-OS 29 30 165 und DE-AS 15 21 450
werden z. B. bestimmte Zusätze von Exo- bzw. Endogas einzeln
oder in einer zeitlichen Kombination genutzt. Nach DD-PS 1 11 098
erfolgt ein Zusatz von Sauerstoff (Luft) zum Ammoniak, um
den Nitriervorgang zu intensivieren, wobei der
Sauerstoffgehalt im Frischgas und der Wasserstoffgehalt im
Abgas analysiert und geregelt werden. Gemäß DD-PS 2 27 802,
DD-PS 2 22 415 und DD-PS 2 22 416 ist es möglich, mit
Festelektrolyt-Gassensoren und teilweise zersetztem Ammoniak
auch das Verhältnis PNH₃/PH₂3/2 zu messen.
In neueren Veröffentlichungen, beispielsweise M. Hillert, M.
Jarl: Metall. Trans. A. Vol. GA (1975), S. 553-559; J. Kunze:
Steel Research 57 (1986), 8, S. 361-367; H.-J. Berg:
Dissertation A, Bergakademie Freiberg 1985; H.-J. Spies, S.
Böhmer: Vortrag 5. Internat. Kongress über die
Wärmebehandlung von Werkstoffen, Bundapest, Sept. 1986
(Proceedings), wird dargestellt, wie der Stickstoffgehalt im
ε-Nitrid vom Partialdruckverhältnis PNH₃/PH₂3/2 abhängt.
Mit diesen Lösungsvorschlägen und Erkenntnissen ist es nicht
möglich, ε-Verbindungsschichten mit unterschiedlichen
Stickstoff- und Kohlenstoffgehalten gezielt herzustellen. Die
meßtechnische Überwachung der Gas-Karbonitrieratmosphären nach
dem Vorbild des konventionellen und des Gas-Oxinitrierens war
auf Grund des unzureichenden Kenntnisstandes nicht
realisierbar. Weiterhin gibt es bisher keine Methode zur
Vorgabe und Korrektur der für bestimmte
Schichtzusammensetzungen erforderlichen Zusammensetzungen der
Frisch- und Reaktionsgasatmosphären, die das schichtflexible
Nitrieren ermöglichen könnten.
Ziel der Erfindung ist es, ε-Karbonitridschichten definierter
Zusammensetzung herzustellen und während des Prozesses Einfluß
auf die Schichtzusammensetzung zu nehmen.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren
anzugeben, das die Zusammenhänge zwischen Nitrier- und
Kohlungspotential berücksichtigt und eine exakte Steuerung der
Gaszusammensetzung im Reaktionsraum ermöglicht. Die Aufgabe
wird durch eine Wärmebehandlung in einem Gasgemisch aus
Ammoniak, Stickstoff, Wasserstoff, Kohlenmonoxid, Kohlendioxid
und Wasserdampf gelöst.
Erfindungsgemäß werden für eine vorgegebene
Schichtzusammensetzung die Nitrierkennzahl r und die
Kohlungskennzahl s festgestellt. Dann wird, ausgehend von den
bekannten thermodynamischen Daten des Ammoniakgleichgewichts,
der Wasserdampfbildung und des Wassergasgleichgewichts mit
Hilfe üblicher stöchiometrischer Ansätze die Zusammensetzung
eines Gasgemisches mit entsprechenden Werten der
Nitrierkennzahl r und der Kohlungskennzahl s ermittelt. Danach
wird eine Mindestmenge dieses Gasgemisches, jedoch mit höherem
Anteil an unzersetztem Ammoniak, in den Reaktionsraum
eingelassen. Die sich im Reaktionsraum einstellende
Zusammensetzung des Gasgemisches wird bestimmt, mit dem
Soll-Wert des Gasgemisches verglichen und entsprechend
nachreguliert. Vorzugsweise werden die für die vorgegebene
zeitlich konstante oder variable Zusammensetzung der ε-Karbonitridschicht
die zugehörigen Werte der Nitrierkennzahl
r und der Kohlungskennzahl s aus einem Diagramm Fig. 1
entnommen. Zweckmäßigerweise wird die den erforderlichen
Werten der Nitrier- r und der Kohlungskennzahl s
entsprechende Zusammensetzung des Gasgemisches durch Vorgabe
der Anteile des Ammoniaks, des Stickstoffs und des
Kohlenstoffträgers und durch Anpassung der zuzugebenden Menge
des Sauerstoffträgers und des Umfanges der Ammoniakzersetzung
unter Berücksichtigung der anlagenspezifischen
Ammoniakzersetzung ermittelt.
Eine Variante der Erfindung sieht vor, daß die Zusammensetzung
des sich im Reaktionsraum einstellenden Gasgemisches und/oder
des Abgases vorzugsweise mit Gassensoren bestimmt wird und die
Soll-Werte der Nitrier- r und der Kohlungskennzahl s bzw., bei
Verwendung von Gassensoren, die Spannungsanzeigen mit den
Ist-Werten verglichen werden. Vorzugsweise wird das
Nachregulieren der Zusammensetzung des Gasgemisches durch
Variation der Menge des Sauerstoffträgers und/oder der Menge
des Kohlenstoffträgers und/oder des Umfanges der
Ammoniakzersetzung durch Erhöhung des Gesamt-Gasdurchsatzes
oder durch Ammoniakspaltung in einem Katalysator vorgenommen.
Eine zeitlich veränderliche Schichtzusammensetzung wird
zweckmäßigerweise durch Variation der Zusammensetzung des
Gasgemisches nach einem vorgegebenen Regime erreicht. Der
Vergleich des sich im Reaktionsraum einstellenden Gasgemisches
mit den Soll-Werten wird vorzugsweise mit einem Computer
vorgenommen.
Das erfindungsgemäße Verfahren ist mit Zusatz von CO₂+O₂
besonders für geringe Kohlenstoffgehalte, vorzugsweise <1
Masse-%, und hohe Stickstoffgehalte, bevorzugt <6 Masse-%, in
der ε-Karbonitridschicht geeignet. Bei hohem O₂-Zusatz geht
das Verfahren in ein Oxikarbonitrieren über. Mit Zusatz von
CO+O₂ oder CO+CO₂ werden hohe Kohlenstoffgehalte, zwischen 1
und über 4 Masse-%, und ein großer Bereich der
Stickstoffgehalte, zwischen 3 und 10 Masse-%, in der ε-Karbonitridschicht
erzielt. Dabei wird der Sauerstoff
bevorzugt in Form von Luft zugesetzt. Die Mengen des
Kohlenstoffträgers und der Luft sind so zu bemessen, daß die
Explosionsgrenzen der Gasmischung nicht erreicht werden. Das
erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht die Anpassung der
Zusammensetzung der ε-Karbonitridschicht an ihre
Beanspruchung und den Kohlenstoffgehalt des Grundwerkstoffes.
Die Erfindung soll nachstehend an zwei Ausführungsbeispielen
erläutert werden. Die zugehörigen Zeichnungen zeigen
Fig. 1: Ein Diagramm zur Ermittlung der Nitrierkennzahl r und
der Kohlungskennzahl s in Abhängigkeit von
Kohlenstoff- und Stickstoffgehalt der herzustellenden
ε-Karbonitridschicht.
Fig. 2: Ein Diagramm zur Ermittlung der Frischgaszusammensetzung
für vorgegebene Nitrierkennzahl r und
Kohlungskennzahl s bei einem NH-Gehalt von 50 Vol.-%,
einem CO₂-Gehalt von 5 Vol.-%, Rest N₂+O₂
und einer Wärmebehandlungstemperatur von 570°C.
Fig. 3: Ein Diagramm zur Ermittlung der Frischgaszusammensetzung
für vorgegebene Nitrierkennzahl r und
Kohlungskennzahl 4s bei einem NH-Gehalt von 50 Vol.-%,
einem CO-Gehalt von 5 Vol.-%, Rest N₂+O₂ und einer
Wärmebehandlungstemperatur von 570°C.
Fig. 4: Ein Diagramm zur Ermittlung des Differenzsignals ΔU,
das der Nitrierkennzahl r in der Reaktionszone
entspricht.
Fig. 5: Ein Diagramm zur Ermittlung der Sondenspannung UR, das
der Kohlungskennzahl s in der Reaktionszone
entspricht.
Auf der Oberfläche eines Werkstückes aus C15 soll eine ε-Verbindungsschicht
mit Ne=6,7 Masse-% und Cε=0,9 Masse-%
bei einer Wärmebehandlungstemperatur von 570°C unter Zusatz
von CO₂ erzeugt werden. Zu diesem Zweck wird zunächst im
Diagramm Fig. 1 bei 0,9 Masse-% C eine Senkrechte errichtet
und im Schnittpunkt mit der einen Stickstoffgehalt von 6,7
Masse-% darstellenden, von links unten nach rechts oben
verlaufenden Kurve eine Waagerechte nach links gezogen. An der
Abszisse wird die Nitrierkennzahl r=1,48 und am Schnittpunkt
beider Geraden aus den von rechts unten nach links oben
verlaufenden Kurvenscharen die Kohlungskennzahl s=0,21
abgelesen. Es soll mit einem Frischgas-Ausgangsgemisch, das 50 Vol.-%
NH₃, 5 Vol.-% CO₂ und als Rest Stickstoff enthält,
gearbeitet werden. Da das Frischgasgemisch CO₂ und Sauerstoff
enthalten soll, ist die Zusammensetzung des Frischgases aus
dem Diagramm Fig. 2 zu entnehmen. Dazu wird bei r=1,48 eine
Waagerechte und bei s=0,21 eine Senkrechte errichtet, in
deren Schnittpunkt ϕ(NH₃)zers.=0,25 und ϕ(O₂)=0,005
abgelesen wird. Nunmehr wird der anlagenspezifische minimale
Frischgasvolumenstrom eingestellt und in die Reaktionszone
eingeleitet. Für die Nitrierkennzahl r=1,5 wird aus dem
Diagramm Fig. 4 ΔU=27,6 mV und für die Kohlungskennzahl s=0,21
aus dem Diagramm Fig. 5 UR=-1086 mV entnommen. Diese
Soll-Werte werden mit den Ist-Werten der Anzeige von zwei
Gassensoren verglichen, von denen einer im Reaktionsgas und
der zweite im Gasgemisch nach vollständiger Zersetzung des
Ammoniaks und bei der Temperatur der Reaktionszone angeordnet
ist. Die Nitrierkennzahl r wird durch Variation des
Gesamtvolumenstromes bei konstanter Zusammensetzung des
Frischgases bzw. durch partielle katalytische Zersetzung des
Ammoniaks, die Kohlungskennzahl s durch Variation des
Sauerstoffzusatzes so lange verlängert, bis Soll- und
Ist-Werte übereinstimmen.
Auf der Oberfläche eines Werkstücks aus C15 soll eine ε-Verbindungsschicht mit Nε=5,5 Masse-% und C=1,8 Masse-%
bei einer Wärmebehandlungstemperatur von 570°C unter Zusatz
von CO erzeugt werden. Aus dem Diagramm Fig. 1 werden, wie
bereits (Beispiel 1) beschrieben, r=1,32 und s=0,34
ermittelt. Die Frischgaszusammensetzung soll 50 Vol.-% NH₃, 5 Vol.-%
CO, Rest Stickstoff, enthalten. Sie ist aus dem Diagramm
Fig. 3 mit ϕ(NH₃)zers.=0,25 und ϕ(O₂)=0,022 zu
entnehmen. Der entsprechende Frischgasvolumenstrom wird
eingestellt und in den Reaktionsraum eingeleitet. Analog
Beispiel 1 wird aus den Diagrammen Fig. 4 ΔU=26,8 mV und
Fig. 5 UR=-1103 mV entnommen. Wie beschrieben, erfolgt die
Regulierung, bis die Soll- und Ist-Werte übereinstimmen.
Claims (7)
1. Verfahren zum Herstellen von ε-Karbonitridschichten
definierter Zusammensetzung durch Wärmebehandlung in einem
Gasgemisch aus Ammoniak, Stickstoff, Wasserstoff,
Kohlenmonoxid, Kohlendioxid und Wasserdampf, dadurch
gekennzeichnet, daß für eine vorgegebene
Schichtzusammensetzung die Nitrierkennzahl r und die
Kohlungskennzahl s festgestellt werden, dann, ausgehend von
den bekannten thermodynamischen Daten des
Ammoniakgleichgewichtes, der Wasserdampfbildung und des
Wassergasgleichgewichtes mit Hilfe üblicher
stöchiometrischer Ansätze die Zusammensetzung eines
Gasgemisches mit entsprechenden Werten der Nitrierkennzahl
r und der Kohlungskennzahl s ermittelt und eine
Mindestmenge dieses Gasgemisches, jedoch mit höherem Anteil
an unzersetztem Ammoniak, in den Reaktionsraum eingelassen
wird, danach die Zusammensetzung des sich im Reaktionsraum
einstellenden Gasgemisches bestimmt, mit dem Soll-Wert
verglichen und nachreguliert wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß für
die vorgegebene zeitlich konstante oder variable
Zusammensetzung der ε-Karbonitridschicht die zugehörigen
Werte der Nitrierkennzahl r und der Kohlungskennzahl s aus
einem Diagramm (Fig. 1) entnommen werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet,
daß die den erforderlichen Werten der Nitrier- r und der
Kohlungskennzahl s entsprechende Zusammensetzung des
Gasgemisches durch Vorgabe der Anteile des Ammoniaks, des
Stickstoffs und des Kohlenstoffträgers und durch Anpassung
der zuzugebenden Menge des Sauerstoffträgers und des
Umfanges der Ammoniakzersetzung unter Berücksichtigung der
anlagenspezifischen Ammoniakzersetzung ermittelt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1 und 3, dadurch gekennzeichnet,
daß die Zusammensetzung des sich im Reaktionsraum
einstellenden Gasgemisches und/oder des Abgases
vorzugsweise mit Gassensoren bestimmt wird und die
Soll-Werte der Nitrier- und Kohlungskennzahlen bzw. bei
Verwendung von Gassensoren die Spannungsanzeigen mit den
Ist-Werten verglichen werden.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das
Nachregulieren der Zusammensetzung des Gasgemisches durch
Variation der Menge des Sauerstoffträgers und/oder der
Menge des Kohlenstoffträgers und/oder des Umfangs der
Ammoniakzersetzung durch Erhöhung des Gesamt-Gasdurchsatzes
oder durch Ammoniakspaltung in einem Katalysator
vorgenommen wird.
6. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet,
daß eine zeitlich veränderliche Schichtzusammensetzung
durch Variation der Zusammensetzung des Gasgemisches nach
einem vorgegebenen Regime erreicht wird.
7. Verfahren nach Anspruch 1, 3 und 4, dadurch gekennzeichnet,
daß der Vergleich des sich im Reaktionsraum einstellenden
Gasgemisches mit den Soll-Werten mittels Computer
vorgenommen wird.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19893937699 DE3937699A1 (de) | 1989-11-13 | 1989-11-13 | Verfahren zum herstellen von (epsilon)-karbonitridschichten definierter zusammensetzung |
Applications Claiming Priority (1)
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DE19893937699 DE3937699A1 (de) | 1989-11-13 | 1989-11-13 | Verfahren zum herstellen von (epsilon)-karbonitridschichten definierter zusammensetzung |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
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DE3937699A1 true DE3937699A1 (de) | 1991-05-16 |
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ID=6393417
Family Applications (1)
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---|---|---|---|
DE19893937699 Withdrawn DE3937699A1 (de) | 1989-11-13 | 1989-11-13 | Verfahren zum herstellen von (epsilon)-karbonitridschichten definierter zusammensetzung |
Country Status (1)
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DE (1) | DE3937699A1 (de) |
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1989
- 1989-11-13 DE DE19893937699 patent/DE3937699A1/de not_active Withdrawn
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8127 | New person/name/address of the applicant |
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8139 | Disposal/non-payment of the annual fee |