DE19719225C1 - Verfahren zur Regelung einer Nitrier- bzw. Nitrocarburier-Atmosphäre sowie Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens - Google Patents
Verfahren zur Regelung einer Nitrier- bzw. Nitrocarburier-Atmosphäre sowie Vorrichtung zur Durchführung des VerfahrensInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren nach dem Oberbegriff des
Anspruchs 1 sowie eine Vorrichtung zur Durchführung des
Verfahrens nach dem Oberbegriff des Anspruchs 10.
Die Nitrierung (oder Nitridierung) von Werkstücken,
insbesondere Stahl, ist allgemein bekannt. Dabei handelt es
sich um ein Verfahren zur Oberflächen-Härtung von Stahl und
anderen Eisen-Werkstoffen, bei dem eine Anreicherung von
Stickstoff in der Metalloberfläche bewirkt wird. Als
Kombination von Nitrierung und Aufkohlung (d. h. eine
Kohlenstoff-Anreicherung) kennt man das Nitrocarburieren. Das
Werkstück wird dabei in einem Ofen bei Temperaturen von ca.
500°C bis 600°C mit Ammoniak (beim Nitrocarburieren auch mit
einem kohlenstoffhaltigen Zusatzgas, z. B. Kohlenmonoxid,
Kohlendioxid, Propan, u. a.) beaufschlagt. Der Ammoniak bzw.
das Zusatzgas spaltet teilweise an der Werkstückoberfläche;
der dabei entstehende atomare Stickstoff (bzw. Kohlenstoff)
wird im Werkstück eingelagert und bildet eine sog. Härtesicht
aus. Der beim Nitrieren frei werdende Wasserstoff tritt
zusammen mit dem nicht gespaltenen Ammoniak aus dem Ofen aus
und wird abgefackelt.
Ausschlaggebend für den Erfolg der Nitrierung ist neben der
Katalyse der Spaltung an der Oberfläche des Werkstücks, die
Stickstoffverfügbarkeit im Ofen. Ein Maß dafür ist die sog.
"Nitrierkennzahl" N = pNH3/p3/2H2 (p = Partialdruck). Beim
Nitrocarburieren kommt die Kohlenstoffverfügbarkeit hinzu. Ein
Maß dafür ist die "Kohlungskennzahl" aC = p2CO/pCO2
(p = Partialdruck; für CO und CO2 als resultierende C-Träger).
Die Nitrierkennzahl spielt eine besondere Rolle beim
Langzeitnitrieren, bei dem die Werkstücke ca. 100 Stunden im
Nitrierofen verweilen. Während die Härteschicht durch
Einlagerung von atomarem Stickstoff in den Oberflächenbereich
des Werkstücks in das Werkstück hineinwächst, bildet sich oft
eine sog. "Verbindungsschicht" oder "weiße Schicht", die auf
dem Werkstück aufwächst. Diese Verbindungsschicht ist beim
reinen Nitrieren häufig störend, beim Nitrocarburieren ist sie
erwünscht. Folgende Zusammenhänge zwischen Nitrierkennzahl und
Bildung einer Verbindungsschicht gelten heute als gesichert:
- 1. Mit sinkender Nitrierkennzahl wird die maximale Stickstoffkonzentration in der Verbindungsschicht immer geringer.
- 2. Mit sinkender Nitrierkennzahl wächst die Dicke der Verbindungsschicht immer langsamer.
- 3. Mit sinkender Nitrierkennzahl wird die Gefahr der Porensaumbildung immer geringer.
Um beim reinen Nitrieren die Bildung einer Verbindungsschicht
größer z. B. 10 µm zuverlässig auszuschließen, sollte man eine
Nitrierkennzahl erreichen und konstant halten, die sehr
niedrig und eng toleriert ist. Sie liegt im Bereich zwischen
0,9 und 1,0 oder noch darunter. Die zugeführten Gasmengen
müssen präzise bekannt sein.
Eine Kontrolle der Nitrierkennzahl ist also wünschenswert.
Die Situation bei der Messung ist dabei folgende: Das Ammoniak
oder eine Ammoniak/Zusatzgasmischung tritt an einem gewissen
Punkt in den Ofen ein und an einem anderen Punkt nach einer
gewissen Zeit wieder aus. Das Gas hat eine bestimmte
Verweilzeit im Ofen. Die Spaltung des Ammoniak in atomaren
Stickstoff und Wasserstoff geschieht dabei jedoch nicht
spontan, sondern über einen gewissen Zeitraum. Das hat die
Konsequenz, dass nur ein Teil des eingeleiteten Ammoniaks
gespalten wird. Ein Teil bleibt ungespalten und tritt aus dem
Ofen wieder aus. Daraus folgt, dass der Spaltungsgrad umso
höher ist, je geringer der Durchfluss ist. Unter diesen
Bedingungen ist auch die Nitrierkennzahl gering. Der
Durchfluss kann jedoch nicht unter einen gewissen
Schwellenwert abgesenkt werden, weil im Nitrierofen immer ein
Mindestdruck aufrechterhalten werden muss, um zu verhindern,
dass Luft angesaugt wird. Übliche Werte liegen bei 10 bis 15
mb. Dieser Minimaldruck kann z. B. durch eine Ölvorlage am
Ausgang des Ofens aufrechterhalten werden. Um diese zu
überwinden und aus dem Ofen austreten zu können, muss auf der
Gegenseite ein gewisser Mindestdruck herrschen. Alleine mit
der Regelung der Ammoniak-Zufuhr lässt sich unter diesen
Bedingungen jedoch eine eventuell gewünschte niedrige
Nitrierkennzahl nicht einstellen, weil man den Durchsatz nicht
niedrig genug einstellen kann. Man würde den nötigen
Mindestdruck im Ofen unterschreiten. Andererseits ist die
Verweildauer des Ammoniak im Ofen nicht lang genug, um einen
ausreichenden Spaltungsgrad zu erzielen. Daher wird im Stand
der Technik im Allgemeinen ein sog. Vorspalter eingesetzt. In
diesen Vorspaltern wird bei einer Temperatur zwischen 400°C
und 1000°C Ammoniak über einen Katalysator geleitet. Dabei
spaltet das Ammoniak in 25% Stickstoff und 75% Wasserstoff
auf. Dieses Spaltgas wird zusammen mit dem Ammoniak dem Ofen
zugeführt. Dabei arbeitet der Vorspalter stets im
Sättigungsbereich, so dass man aus einer bestimmten Menge an
zugeführtem Ammoniak auf eine bestimmte Menge N2 + H2 schließen
kann. Der im Spaltgas enthaltene Wasserstoff dient dazu, die
Nitrierkennzahl zu senken.
Bisher verwendete man für die Regelung der Ammoniak- bzw.
Spaltgaszufuhr Massendurchflussregler. Diese beiden
Massendurchflussregler wurden gegeneinander geregelt, um die
optimale Nitrierkennzahl zu halten und den Gasdurchsatz zu
kontrollieren. Nachteilig daran ist, dass
Massendurchflussregler sehr teuer sind. Damit wird die ganze
Mess- und Regeltechnik für Nitrieranlage unverhältnismäßig
teuer, weil die Kosten für die Massendurchflussregler einen
erheblichen Anteil der Kosten der gesamten Mess- und
Regelanlage ausmachen.
Ein Verfahren zur Regelung des NH3-Gasdurchsatzes in
Abhängigkeit von der aus den Messwerten der Ofenatmosphäre
berechneten Nitrierkennzahl ohne Massendurchflussregler, bei
dem der Vorspalter unterhalb des Sättigungsbereichs arbeitet,
ist aus der unveröffentlichten deutschen Patentanmeldung 196
52 125.4 bekannt. Dabei wird einerseits der Arbeitspunkt des
Vorspalters und andererseits der NH3-Gasdurchsatz in
Abhängigkeit der aus den Messwerten der Ofenatmosphäre
berechneten Nitrierkennzahl geregelt. Für die Regelung des NH3-
Gasdurchsatzes genügt ein Proportionalventil. Für die Regelung
der Zusatzgas-Zufuhr ist eine Differenzdruckmessung
erforderlich.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein Verfahren der
o. g. Art bereitzustellen, mit dessen Hilfe die Regelung weiter
vereinfacht und die Anlage weiter verbilligt wird.
Die Lösung besteht in einem Verfahren mit den Merkmalen des
Anspruchs 1 sowie einer Vorrichtung mit den Merkmalen des
Anspruchs 10.
Das erfindungsgemäße Verfahren beruht auf der überraschenden
Erkenntnis, dass eine indirekte Regelung des NH3-Gasdurchsatzes
über die Arbeitspunktregelung des Vorspalters völlig
ausreicht, wenn der gewünschte NH3-Gasdurchsatz mit einer
bestimmten Arbeitstemperatur des Vorspalters korreliert wird.
Der NH3-Gasdurchsatz wird konstant gehalten. Bei einer
geeigneten Auswahl des Gasdurchsatzes und des
Temperaturbereichs, innerhalb dessen die Regelung stattfindet,
erreicht man eine Stabilisierung der Nitrierkennzahl und eine
Nitrierung guter Qualität.
Auch bei diesem erfindungsgemäßen Verfahren wird der
Vorspalter außerhalb der Sättigung betrieben, so dass über die
Arbeitspunkteinstellung eine neue Regelgröße eingeführt wird.
Der Vorspalter wird rechnerisch in die Berechnung des
Spaltgrades für den Ofen mit einbezogen. Dies lässt sich wie
folgt begründen: Die Recheneinheit 14 benötigt ein
"mathematisches Ofenmodell", um aus gewissen Größen und
Beziehungen, wie z. B. NH3-Zerfall, H2/H2O-Reaktion und
Wassergasgleichgewicht, die Nitrierkennzahl zu ermitteln.
Bisher war dazu die Kenntnis der Absolutmengen der zugeführten
Gase und des Ofenvolumens notwendig. Im Gegensatz dazu wird
nun der Spaltgrad von Vorspalter und Ofen als eine einzige
Größe berechnet, denn die interessierende Größe ist die
Nitrierkennzahl in der Ofenanlage, die an sich keine Kenntnis
absoluter Durchflussmengen voraussetzt, sondern nur das
Verhältnis Ammoniak zu Wasserstoff. Die sich aus dem Spaltgrad
von Vorspalter und Ofen ergebende Nitrierkennzahl ist exakt
die gleiche, wie wenn man nur für den Ofen allein rechnen
würde. Wenn man nur für den Ofen allein rechnet, muss man
nämlich die Gaszusammensetzung am Eingang wissen, und dieser
wert korrigiert den anderen Spaltgrad, der sich ergibt, wenn
man den Vorspalter in die Rechnung miteinbezieht.
In diesem Fall entfällt die Erfassung der Gaszusammensetzung
(Ammoniak/Spaltgas), denn am Eingang des Vorspalters hat man
reines Ammoniak (und ggf. Zusatzgas, z. B. CO, in konstantem
Verhältnis dazu). Diesen Wert kann man also 100% setzen.
Welche Mischung sich im Einzelfall einstellt ist gleichgültig,
solange sich nur aus dem im Einzelfall vorhandenen Verhältnis
von Ammoniak zu Wasserstoff die gewünschte Nitrierkennzahl im
Ofen ergibt. Dadurch, dass der Vorspalter in die Rechnung
miteinbezogen wird, wird das Wissen um die absoluten Gasmengen
entbehrlich. Man benötigt nur noch prozentuale
Zusammensetzungen, also das Mengenverhältnis. Daher wird bei
der Berechnung des Spaltgrades ein anderes mathematisches
Modell herangezogen, das nicht nur mit absoluten Mengen,
sondern mit relativen Anteilen arbeitet, wobei der Vorspalter
in die Berechnung miteinbezogen wird. Es wird also nicht eine
konstante Menge Ammoniak gespalten und das resultierende
Spaltgas mit Ammoniak gemischt, sondern es wird nur so viel
Ammoniak gespalten, wie tatsächlich benötigt wird.
Regelungsgröße ist jetzt nurmehr der Arbeitspunkt des
Vorspalters. Zur weiteren Regelung des Gasdurchflusses genügt
ein Ventil, mit dem eine konstante NH3-Zufuhr eingestellt wird.
Wählt man den zu regelnden Temperaturbereich sowie die
zugeführte NH3-Menge in geeigneter Weise aus, kann die
Nitrierkennzahl alleine durch die Temperaturänderung
befriedigend schnell nachgeregelt werden. Optional kann man
einen Prozessregler vorsehen, der das Ventil auf maximale
Öffnung während der Ankeimphase und die gewünschte
Voreinstellung während der Nitrierphase regelt.
Über die konstante Durchflussmenge (z. B.) und die
Arbeitspunktregelung (z. B. zwischen 400 und 800°C) lässt sich
das Mischungsverhältnis Ammoniak zu Wasserstoff, das den
Vorspalter verlässt, um in den Ofen einzutreten, überraschend
gut einregeln.
Vorteilhafte Weiterbildungen ergeben sich aus den
Unteransprüchen. Die Minimierung der eingesetzten Stoffmengen
in Verbindung mit einer Nitrierkennzahlregelung erfolgt über
eine geeignete Korrelation von theoretischem NH3-Gasdurchsatz
und Temperatur des Vorspalters. Durch die Beeinflussung der
Temperatur des Vorspalters kann die NH3-Durchflussmenge (und
damit der gesamten Stoffmenge) auf einen optimalen niedrigen
wert gehalten werden. Der optimale Arbeitspunkt stellt sich
bei einer Änderung der Rahmenbedingungen im Ofen von selbst
neu ein. Der Vorspalter arbeitet dabei nicht mehr in der
Sättigung. Das Eingangsventil muss lediglich auf einen
bestimmten konstanten Wert eingestellt sein. Bei der
Nitrocarburierung wird das Verhältnis der eingeleiteten
Stoffmengen von Ammoniak und Zusatzgas über in den
Zufuhrleitungen vorgesehene Ventile ebenfalls konstant
gehalten. Eine Stabilisierung der Kohlungskennzahl aC erfolgt
alleine über die Nitrierkennzahlregelung, weil diese die
Kohlungskennzahl beeinflusst. Die Leitung für das Zusatzgas
kann stromaufwärts oder stromabwärts vom Vorspalter in die NH3-
Zufuhrleitung münden. Beim Durchsatz durch den Vorspalter
stellt sich vorteilhafterweise bereits das
Wassergasgleichgewicht ein.
Ferner kann eine Zusatzleitung für die separate Ammoniakzufuhr
während der Ankeimphase vorgesehen sein. Dann kann der
Vorspalter bereits auf Arbeitstemperatur gehalten werden, und
das "Umschalten" vor der Ankeimphase in die Nitrier- bzw.
Nitrocarburierphase geht schneller.
Im Folgenden wird ein Ausführungsbeispiel des
erfindungsgemäßen Verfahrens anhand der beigefügten
Zeichnungen näher beschrieben. Es zeigen:
Fig. 1 eine schematische Darstellung der Regelung der
Nitrierkennzahl nach dem erfindungsgemäßen
Verfahren;
Fig. 2 eine schematische Darstellung des
Spaltungskennlinienfeldes des Vorspalters;
Fig. 3 eine schematische Darstellung der Änderung der
Nitrierkennzahl über die Zeit beim Anfahren
eines Nitrierofens unter Zuhilfenahme des
erfindungsgemäßen Verfahrens;
Fig. 4 eine schematische Darstellung entsprechend
Fig. 1 für die Nitrocarburierung.
Die in Fig. 1 schematisch dargestellte Nitrieranlage weist
einen Ofen 10 mit einer Ofendruckregelung in Form einer
Ölvorlage 11 und einer daran sich anschließenden Fackel 12
auf. Eine Sensorik 13 misst die Atmosphäre im Ofen 10 und gibt
die Werte an eine Recheneinheit 14 zur Berechnung der
Nitrierkennzahl weiter. Dem Ofen 10 ist ein Vorspalter 30
vorgeschaltet.
Zur Beschickung des Vorspalters 30 mit Ammoniak ist eine
Zufuhrleitung 20 vorgesehen, die mit einem Magnetventil 21,
einem Stellventil 22 und einem Durchflussmesser 23 ausgerüstet
ist. Der Ofen 10 wird über eine Zufuhrleitung 24 mit Spaltgas
aus dem Vorspalter 30 beschickt. Das Stellventil 22 ist so
eingestellt, dass eine vorgewählte konstante NH3-Zufuhrmenge
durch die Leitung 20 in den Vorspalter 30 gelangt.
Ein Nitrierkennzahlregler 40 vergleicht einen vorgegebenen
Nitrierkennzahl-Soll-Wert mit dem von der Recheneinheit 14
ermittelten Nitrierkennzahl-Ist-Wert und errechnet daraus eine
theoretische Soll-NH3-Durchflussmenge. Die Temperatur des
Vorspalters 30 wird durch einen Temperaturregler 50
beeinflusst, der einen Temperatur-Soll-Wert mit den
Temperatur-Ist-Wert vergleicht. Eine Umrechnungseinheit 60
rechnet die vom Nitrierkennzahlregler 40 ermittelte
theoretische NH3-Durchflussmenge in einen Temperatur-Sollwert
des Vorspalters 30 um. Bei Abweichungen vom Temperatur-Ist
wert verändert der Temperaturregler 50 die Temperatur des
Vorspalters 30.
Stromaufwärts von Magnetventil 21 zweigt eine weitere
Zufuhrleitung 20' ab, die ebenfalls mit einem Magnetventil
21', ein Stellventil 22' und einem Durchflussmesser 23'
ausgerüstet ist und an einem Punkt 25 stromabwärts vom
Vorspalter 30 in die Leitung 24 mündet. Das Stellventil 22'
ist auf maximalen NH3-Durchfluss eingestellt.
Das erfindungsgemäße Verfahren arbeitet folgendermaßen:
Die Sensorik 13, deren genaue Ausgestaltung beliebig sein
kann, ermittelt die Zusammensetzung der Nitrieratmosphäre im
Ofen 10 und gibt die Messwerte in Form von Signalen an die
Recheneinheit 14 weiter, die daraus die aktuelle
Nitrierkennzahl berechnet, die im Ofen 10 herrscht. Dieser
Wert wird an den Nitrierkennzahlregler 40 weitergegeben. Der
Regler 40 vergleicht den aktuellen Wert, der im Ofen herrscht,
mit einem vorgegebenen Soll-Wert, z. B. 0,9.
Wenn die Nitrierkennzahl zu hoch ist, muss das
Mischungsverhältnis Ammoniak zu Wasserstoff in der Leitung 24
zugunsten von Wasserstoff verschoben werden. Zu diesem Zweck
wird eine entsprechende NH3-Durchflussmenge ermittelt. Die
Umrecheneinheit rechnet diesen Wert anhand einer vorgegebenen
Skalierung in einen Temperatur-Soll-Wert des Vorspalters 30 um
und gibt diesem an den Temperaturregler weiter. Liegt der Ist-
Wert über oder unter dem Soll-Wert, wird die Temperatur des
Vorspalters 30 erhöht bzw. erniedrigt und der Arbeitspunkt des
Vorspalters 30 verändert. Bei dieser Skalierung wird ein
empirisch gewählter NH3-Mindestdurchfluss, z. B. ca. mit einer
empirisch gewählten Mindesttemperatur des Vorspalters 30, z. B.
ca. 400°C, verknüpft. Ebenso wird ein empirisch gewählter
maximaler NH3-Durchfluss, z. B. ca. 1,5 m3/h, mit dieser
empirisch gewählten Höchsttemperatur des Vorspalters 30, z. B.
800°C, verknüpft. Die tatsächliche eingestellte, konstante
NH3-Durchflussmenge liegt zwischen dem Minimal- und dem
Maximalwert und beträgt ca 0,8 m3/h.
Dies ist noch einmal in Fig. 2 dargestellt, die in ihrem
hinteren Teil den Spaltgrad im Gleichgewicht zusammen mit den
entsprechenden Vol%-Anteilen von NH3, H2 und N2 und in ihrem
rechten Teil ein Spaltungskennlinienfeld des Vorspalters 30
zeigt. Der linke Teil der Figur illustriert, wie hoch die
Volumenanteile von NH3, H2 und N2 bei einem bestimmten
Spaltgrad sind, z. B. 75 und 25 Vol-% bei 100%-iger Spaltung.
Rechts sind vier Spaltungskennlinien SP1, SP2, SP3, SP4 für
vier willkürlich gewählte Werte für den konstanten
Mengendurchfluss im Ofen 10 dargestellt. Man erkennt, dass bei
abnehmendem Mengendurchfluss für gegebene Temperaturen der
Spaltgrad zunimmt. Dies illustriert die Abhängigkeit der
Spaltung (Spaltgrad) von Temperatur und Mengendurchfluss. Wenn
der Umrechner 60 bei einer zu hohen Nitrierkennzahl den
Temperatur-Soll-Wert erhöht, wandert der Arbeitspunkt also in
Fig. 2 die Steigung aufwärts hin zu höheren Temperaturen.
Damit wird mehr Ammoniak gespalten, so dass der Anteil an
Ammoniak im Spaltgas sinkt, während der Anteil an Wasserstoff
steigt. Die Nitrierkennzahl sinkt also.
Mit der Voreinstellung des Mengendurchflusses wird ebenso der
Regelungsbereich der Temperatur beeinflusst. Bei geringerem
voreingestellten Mengendurchfluss verschiebt sich der
Regelungsbereich der Vorspalter-Temperatur zu niedrigeren
werten und umgekehrt.
Falls hingegen die Nitrierkennzahl im Ofen unter den Soll-Wert
sinkt, muss der Anteil an Ammoniak im Spaltgas erhöht werden.
Dies gelingt durch Verschieben des Arbeitspunktes des
Vorspalters 30 hin zu einer niedrigeren Temperatur. Der
Umrechner 60 wird also die Soll-Temperatur, die dem
Temperaturregler 50 vorgegeben ist, absenken. Damit wird der
Vorspalter 30 heruntergekühlt mit dem Ergebnis, dass der
Ammoniak-Anteil im Spaltgas und damit die Nitrierkennzahl
steigt.
Auf diese Weise erhält man nicht nur eine Regelung über einen
weiten Temperaturbereich, sondern reduziert auch den Ammoniak-
Verbrauch auf ein notwendiges Maß.
In Fig. 3 ist die Situation beim Anfahren einer Nitrieranlage
dargestellt. Grundsätzlich gilt, dass zu Beginn des
Nitriervorgangs etwa eine Stunde lang die Nitrieranlage mit
hohem Ammoniakdurchsatz (über die Zusatzleitung 21') und hoher
Nitrierkennzahl betrieben wird, um die Voraussetzungen für
eine durchgängige Härteschicht ohne Fehlstellen zu schaffen.
Andernfalls kann die Härteschicht ungleichmäßig werden. Diese
Phase heisst "Ankeimung" (Teil A in Fig. 3). Während der
Phase der Ankeimung findet keine Regelung statt. Das
Magnetventil 21 ist geschlossen, während das Magnetventil 21'
geöffnet ist. Der Vorspalter 30 wird gleichzeitig aufgeheizt.
Das verringert die Anlaufzeit zu Beginn der Regelungsphase.
Die Ammoniakspaltung findet lediglich im Ofen 10 statt; die
Nitrierkennzahl ist hoch.
Etwa nach einer Stunde wird die beschriebene Regelung
eingeschaltet (Teil B von Fig. 3). Das Magnetventil 21' wird
geschlossen, während das Magnetventil 21 geöffnet wird. Die
Sensorik 13 und die Recheneinheit 14 ermitteln eine
Nitrierkennzahl, die gegenüber dem Soll-Wert um ein Vielfaches
erhöht ist. Der Regler 40 wird also über den Umrechner 60
folglich den dem Temperaturregler 50 vorgegebenen Soll-Wert
erhöhen, z. B. von 500°C auf 800°C. Die Temperatur im
Vorspalter 30 steigt, so dass nun ein größerer Teil des
durchgeleiteten Ammoniaks gespalten wird. Damit sinkt der
Ammoniakdurchsatz im Ofen 10, der Spaltungsgrad wird erhöht
und das Verhältnis von Ammoniak zu Wasserstoff wird auf die
Seite des Wasserstoffs verschoben. Die Nitrierkennzahl im Ofen
10 sinkt bis auf den Soll-Wert 1 (Teil C in Fig. 3).
Der Regelkreis über Vorspalter 30, Temperaturregler 50 und
Nitrierkennzahlregler 40 reagiert genügend schnell auf
Veränderungen der Rahmenbedingungen. Bei konstanten
Rahmenbedingungen stellt sich ein optimaler Arbeitspunkt des
Vorspalters 30 ein.
Fest vorgegeben sind nur der Nitrierkennzahl-Soll-Wert und ein
optimaler, empirisch ermittelter Ammoniakdurchsatz,
ausgedrückt durch den Öffnungsgrad des Stellventils 22. Wenn
sich die Rahmenbedingungen ändern, stellt sich von selbst ein
neuer optimaler Arbeitspunkt des Vorspalters 30 ein.
Da auf die separate NH3-Zuleitung verzichtet und lediglich die
Ammoniakmenge über den Öffnungsgrad des Stellventils 22
erfasst wird, werden auch hier keine Massendurchflussregler
mehr benötigt. Man muss nur die Mengenverhältnisse zwischen
Ammoniak und Wasserstoff wissen. Diese werden von der Sensorik
erfasst und von der Recheneinheit berechnet.
Das erfindungsgemäße Verfahren hat noch einen weiteren
vorteilhaften Aspekt. Der Öffnungsgrad des Stellventils 22,
also der Ammoniakdurchsatz, ist so niedrig wie möglich
eingestellt. Das bedeutet, dass der Regler 40 einerseits
genügend Bewegungsspielraum nach beiden Seiten hat, um
Regelbewegungen auszuführen, ohne dass jedoch andererseits
unnötig viel Ammoniak in den Ofen 10 eingebracht wird, das
dann durch die Ölvorlage 11 durchtritt und an der Fackel 12
abgefackelt werden muss. Ist der Durchsatz zu hoch, wird dem
durch eine Neueinstellung des Arbeitspunktes des Vorspalters
30 über den Umrechner 60 begegnet. Das bedeutet, dass nur so
viel Ammoniak eingesetzt wird, wie nötig ist. Das hat eine
signifikante Einsparung an benötigtem Ammoniak zu Folge. Ein
optimaler Durchsatz kann z. B. bei 15% oder 20% Öffnungsgrad
liegen, wobei der variable Tmperaturbereich des Vorspalters 30
bei 400 bis 800°C liegt. Dies gilt z. B. für einen Ofen 10 von
1 m3 Volumen. Die optimalen Werte ändern sich natürlich je nach
Größe und Auslegung der Nitrieranlage und sind vom Fachmann
individuell zu bestimmen.
Gleichzeitig wird auch der Vorspalter 30 nicht unnötig
beansprucht, denn bei höherem Gasdurchsatz müsste er bei
höheren Temperaturen betrieben werden, um die benötigte Menge
Spaltgas bereitzustellen. Dies bedeutet also auch eine
Energieersparnis.
Damit kann mit nur einer Regelgröße, nämlich dem Arbeitspunkt,
ein ausreichend weiter Arbeitsbereich der Nitrieranlage
erfasst werden.
Ein weiteres bevorzugtes Ausführungsbeispiel der Erfindung
bezieht sich auf das Nitrocarburieren. Es ist schematisch in
Fig. 4 dargestellt. Der einzige Unterschied zu dem in Fig. 1
dargestellten Schema besteht darin, dass die Rechenanlage 14
nicht nur die Nitrierkennzahl, sondern auch die sog.
Kohlungskennzahl aC berechnet. Das erfindungsgemäße Verfahren
beruht ebenfalls darauf, dass zur Berechnung der Kennzahlen
die Kenntnis der Absolutmengen der Gase nicht mehr nötig ist.
Es genügt die Kenntnis der relativen Mischgaszusammensetzung,
d. h. des Mischungsverhältnisses in der Leitung 24. Zu diesem
Zweck ist eine Zusatzgasleitung 70 vorgesehen, die am Punkt 25
stromabwärts vom Vorspalter 30 in die Leitung 24 für das
Spaltgas mündet. Die Zusatzgasleitung 70 kann auch
stromaufwärts vom Vorspalter 30 in die Leitung 20 münden
(gestrichelter Pfeil in Fig. 4). Wie in Fig. 4 dargestellt,
kann die Leitung 70 auch an einem Punkt 75 in die Leitung 20'
münden. In der Leitung 70 sind ein Magnetventil 71, ein
Stellventil 72 und ein Durchflussmesser 73 vorgesehen. Das
Stellventil 72 und das Stellventil 22 dienen dazu, das
Mischungsverhältnis von Ammoniak und Zusatzgas (z. B. 95 zu 5)
fest einzustellen. Das Mischungsverhältnis zwischen Ammoniak
und Zusatzgas in der Leitung 20 vor dem Eingang des
Vorspalters 30 bzw. der Leitung 24 vor dem Ofen 10 wird durch
die Voreinstellung der Stellventile 22, 72 immer konstant
gehalten.
Das Nitrocarburieren verläuft nach demselben Prinzip wie das
Nitrieren mit dem Unterschied, dass zusätzlich Kohlenstoff in
die Härteschicht eingelagert wird. Dieser Kohlenstoff stammt
aus dem kohlenstoffhaltigen Zusatzgas, z. B. Kohlenmonoxid,
Kohlendioxid, Propan, u. a. m. Der Prozess dient dazu, die
Verfahrensdauer zu verkürzen und bestimmte Eigenschaften der
Härteschicht nach anderen Richtungen hin zu optimieren. Da
sich Kohlungskennzahl und Nitrierkennzahl gegenseitig
beeinflussen, reagiert die Kohlungskennzahl automatisch bei
Änderungen der Nitrierkennzahl, so dass beim Einregeln der
Nitrierkennzahl, bedingt durch die Voreinstellung des
Mischungsverhältnisses, auch die Kohlungskennzahl verändert
wird.
Das Verfahren arbeitet folgendermaßen:
Die Stellventile 22 und 72 sind in einem bestimmten
Öffnungsgrad entsprechend dem gewünschten Mischungsverhältnis
eingestellt. Die Magnetventile 21, 71 sind geschlossen. Jetzt
folgt das Ankeimen, wie oben beschrieben. Nach der Ankeimphase
werden die Magnetventile 22 und 72 geöffnet, während das
Magnetventil 21' geschlossen wird. Nun folgt die
Nitrocarburierphase, wie beschrieben, während derer nun auch
die aktuelle Kohlungskennzahl im Ofen 10 ermittelt wird. Das
fest eingestellte Mischungsverhältnis von Ammoniak und
Zusatzgas ändert sich nicht. Da Nitrierkennzahl und
Kohlungskennzahl fest zusammenhängen und sich gegenseitig
beeinflussen, stellt sich über diesen Mechanismus im Ofen 10
automatisch ein gewisses Mengenverhältnis zwischen den Gasen
mit bestimmten Kennzahlen ein. In der Praxis arbeitet man mit
Nitrierkennzahlen zwischen 0,5 und 10 und Kohlungskennzahlen
zwischen 0,05 und 1,0.
Auch bei diesem Ausführungsbeispiel genügt es also, die
relative Zusammensetzung des Gases zu kennen, mit dem der Ofen
10 beschickt wird. Die Kenntnis der Absolutmengen an den
zugeführten Gasen ist nicht nötig. Die zusätzlichen
Einrichtungen wie Magnet- und Stellventile sind billig und
unaufwendig.
Die in den Fig. 1 und 4 schematisch dargestellten Regler
sind in der Praxis vorzugsweise Teil eines Prozessors, der die
Regelung einer Ofenanlage übernimmt. In den Prozessor können
auch die Recheneinheit 14 und die Führung der Sensorik 13
integriert sein, sowie ein Prozessrechner, der die einzelnen
Phasen steuert, z. B. die Magnetventile öffnet und schließt.
Claims (14)
1. Verfahren zur Regelung einer Nitrier- bzw.
Nitrocarburier-Atmosphäre in einer Ofenanlage zur
Nitrierung bzw. Nitrocarburierung mit einem Vorspalter
(30) zur Erzeugung von Spaltgas, einem Ofen (10), einer
Ofendruckregelung und einer Sensorik (13) zur Erfassung
der Ofenatmosphäre, wobei das Mischungsverhältnis von NH3
zu H2 im Ofen (10) in Abhängigkeit von der Nitrierkennzahl
geregelt wird, wobei der Vorspalter (30) unterhalb des
Sättigungsbereichs betrieben wird und keine weitere NH3-
Zufuhr vorgesehen ist, dadurch gekennzeichnet, dass
lediglich der Arbeitspunkt des Vorspalters (30) geregelt
wird, wobei der NH3-Gasdurchsatz konstant gehalten wird
und durch ein gewünschter NH3-Gasdurchsatz im Vorspalter
(30) über eine Skalierung in eine Arbeitspunktregelung
umgesetzt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass
ein minimaler NH3-Gasdurchsatz mit einem Mindestwert der
Temperatur und ein maximaler NH3-Gasdurchsatz mit einem
Höchstwert der Temperatur korreliert wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass
der Temperatur-Regelungsbereich des Vorspalters (30) so
gewählt wird, dass der NH3-Gasdurchsatz auf einen
niedrigen Wert oberhalb des Minimalwerts fest eingestellt
werden kann.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass der Arbeitspunkt-Regelung
ein optimaler Wert für die Nitrierkennzahl vorgegeben
wird, so dass sich ein optimaler Arbeitspunkt des
Vorspalters (30) einstellt.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass zur weiteren Regelung des
Mischungsverhältnisses von Ammoniak und Zusatzgas bei der
Nitrocarburierung ein festes Mischungsverhältnis in den
Zuleitungen (20, 70) eingestellt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass
das Zusatzgas durch den Vorspalter (30) geleitet wird.
7. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass
das Zusatzgas direkt in den Ofen (10) geleitet wird.
8. Verfahrens nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass zum Ankeimen über eine
zusätzliche Leitung ein maximaler NH3-Gasdurchsatz im Ofen
(10) erzielt wird.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass über einen Programmgeber die
einzelnen Verfahrensphasen geregelt werden.
10. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem
der Ansprüche 1 bis 10 mit einem Vorspalter (30) zur
Erzeugung von Spaltgas, einem Ofen (10), einer
Ofendruckregelung und einer Sensorik (13) zur Erfassung
der Ofenatmosphäre, dadurch gekennzeichnet, dass nur eine
Leitung (20) für die NH3-Zufuhr während der Nitrier- bzw.
Nitrocarburierphase in den Ofen (10) vorgesehen ist, dass
die Leitung (20) in den Vorspalter (30) mündet und dass
der Vorspalter (30) mit einer Arbeitspunkt-Regelung (50,
60) versehen ist.
11. Vorrichtung nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet,
dass in der Leitung (20) ein Ventil (21), vorzugsweise
ein Magnetventil vorgesehen ist.
12. Vorrichtung nach Anspruch 10 oder 11, dadurch
gekennzeichnet, dass eine zusätzliche Leitung (70) für
die NH3-Zufuhr während der Ankeimphase vorgesehen ist.
13. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 10 bis 12, dadurch
gekennzeichnet, dass eine Zusatzgas-Leitung (70)
vorgesehen ist, die stromaufwärts oder stromabwärts vom
Vorspalter (30) in die Leitung (20) mündet, wobei in den
Leitungen (20, 70) je ein Ventil (22, 72) zur Einstellung
eines konstanten Mischungsverhältnisses vorgesehen ist.
14. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 10 bis 13, dadurch
gekennzeichnet, dass ein Prozeßregler vorgesehen ist, der
die einzelnen Prozeßphasen steuert.
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DE1997119225 DE19719225C1 (de) | 1997-05-07 | 1997-05-07 | Verfahren zur Regelung einer Nitrier- bzw. Nitrocarburier-Atmosphäre sowie Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens |
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