DE19912648A1 - Flächiges Implantat, Verfahren zu seiner Herstellung und Verwendung in der Chirurgie - Google Patents
Flächiges Implantat, Verfahren zu seiner Herstellung und Verwendung in der ChirurgieInfo
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Abstract
Ein flächiges Implantat zur Verwendung in der Chirurgie mit einem flexiblen Flächengebilde besitzt auf einer Seite eine im wesentlichen geschlossene Oberfläche und auf der anderen Seite eine dreidimensionale Mikrostruktur, die ein Einwachsen von Zellen erlaubt. Das Implantat ist besonders zur Behandlung von Wanddefekten in Körperhöhlen, wie Bauchwanddefekten, verwendbar.
Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein flächiges Implantat,
ein Verfahren zu seiner Herstellung und seine Verwendung in
der Chirurgie.
Der Eingeweidebruch, die sogenannte Hernie, stellt eine häu
fige Erkrankung dar. Hierbei handelt es sich im allgemeinen
um ein Hindurchtreten von Organen oder Organteilen aus der
natürlichen Körperhöhle durch eine vorgebildete oder erworbe
ne Lücke. Unter den äußeren Brüchen, bei denen stets der
Bruchsack vom Bauchfell umschlossen wird, sind Leisten-,
Nabel- und Narbenbrüche die häufigsten Formen. Ursachen für
das Auftreten von Hernien sind vor allem Muskel- oder Binde
gewebsschwächen in Zusammenhang mit Überbelastungen, alters
bedingter Erschlaffung, angeborener Schwächung der Bauchdecke
oder ungenügende Narbenbildung nach einem Leibesschnitt (Nar
benbruch).
Eine effektive Behandlung ist in den meisten Fällen durch
einen operativen Eingriff möglich, bei dem der Bruchinhalt
aus dem Bruchsack in den Bauch zurückverlagert wird und die
Bruchpforte verschlossen wird. Dieser Verschluß der Bruch
pforte erfolgt konventionell durch eine Naht.
Diese chirurgische Technik hat jedoch den Nachteil, daß es in
bis zu 20% der Fälle zum erneuten Bruch, dem sogenannten
Bruchrezidiv kommen kann.
Wegen dieser unbefriedigenden Rezidivrate nach der konventio
nellen Hernienoperation werden in der modernen Hernienchirur
gie zunehmend künstliche Verstärkungsmaterialien zur Bauch
wandrekonstruktion verwendet. Hier spielen besonders Polypro
pylen- aber auch Polyesternetze eine Rolle.
Obwohl die Verwendung solcher Netze offensichtlich zu einer
deutlichen Verringerung der Rezidivrate geführt hat, sind
diese Implantate nicht unproblematisch wegen möglicher Infek
tionen oder Fistelbildungen, besonders aber wegen des Risikos
von Weichteiladhäsionen.
Bei den bisherigen Implantaten handelt es sich um offene
textile Strukturen, die ein Anhaften von Zellen sowie ein
Durchwachsen von Zellen begünstigen. Dies ist einerseits von
Vorteil, da es eine feste Verbindung des Implantats mit der
Bauchdecke ausbildet und somit die gewünschte Stützfunktion
gewährleistet. Andererseits kann es zu schwer lösbaren
Verwachsungen im Bauchraum mit Verhärtungen (Narbenpanzer),
Beeinträchtigungen des Darms sowie der inneren Organe und
damit verbundenen Beschwerden beim Patienten führen.
Es sind auch flächige textile Implantate bekannt, die mit
einem Imprägnierungsmittel versiegelt sind. Hier zeigen sich
aber Probleme bei der Fixierung an der Bauchwand, insbeson
dere bei langandauerndem Verbleib im Körper.
Es stellt sich die Aufgabe, ein Implantat zum Einsatz bei
chirurgischen Eingriffen zur Verfügung zu stellen, das die
Schwierigkeiten von Implantaten aus dem Stand der Technik
überwindet, das einfach und kostengünstig herzustellen und
nach üblichen chirurgischen Methoden einsetzbar ist.
Diese Aufgabe wird gelöst durch ein flächiges Implantat nach
Anspruch 1 und seine Herstellung nach den Ansprüchen 18 bis
20. Das erfindungsgemäße Implantat erlaubt eine gute Veranke
rung von Körperzellen auf der der Bauchwand zugewandten
strukturierten Seite und verhindert ein unerwünschtes Ver
wachsen mit Organen und Körperteilen auf der dem Bauchinnen
raum zugewandten im wesentlichen geschlossenen Seite.
Zur Verwendung in der Chirurgie stellt die Erfindung ein
flächiges Implantat zur Verfügung mit einem flexiblen Flä
chengebilde, das auf einer Seite eine im wesentlichen ge
schlossene Oberfläche besitzt und auf der anderen Seite eine
dreidimensionale Mikrostruktur, die ein Einwachsen von Zellen
erlaubt. Insbesondere kann die im wesentlichen geschlossene
Oberfläche mikroporös sein, wobei die Mikroporen so klein
sind, daß sie einen Stoffaustausch erlauben, aber das Ein
wachsen von Zellen im wesentlichen verhindern.
Bevorzugt kann die im wesentlichen geschlossene Oberfläche
glatt ausgebildet sein. Ferner kann die im wesentlichen
geschlossene Oberfläche von einer mit dem flexiblen Flächen
gebilde verbundenen Oberflächenschicht, insbesondere einer
Beschichtung des Flächengebildes gebildet sein.
Erfindungsgemäß kann die dreidimensionale Mikrostruktur hin
tergreifbare Stellen zum Einwachsen von Zellen besitzen. Mit
Vorteil kann das flexible Flächengebilde von einem porösen
flexiblen-Strukturmaterial, insbesondere einem flexiblen Trä
ger gebildet sein und die dreidimensionale Mikrostruktur von
der freiliegenden Oberflächenstruktur des Strukturmaterials
gebildet sein. Als Beispiele für poröses flexibles Struktur
material sind offenzelliger Strukturschaum oder eine Gitter
struktur zu nennen.
Mit Vorteil kann das Implantat aus mindestens einem synthe
tischen Polymermaterial gebildet sein. Bevorzugt kann das
Flächengebilde des Implantats gemäß der Erfindung aus Poly
propylen, Polyester, Polytetrafluorethylen und/oder Polyester
und Polytetrafluorethylen gebildet sein. Gemäß der Erfindung
besonders bevorzugt ist ein flächiges Implantat aus Poly
ester und Polytetrafluorethylen. Es können auch resorbierbare
Materialien, wie Polylactide, Polyglycolide und Copolymere
davon Anwendung finden, wenn eine Resorbierbarkeit bzw. Teil
resorbierbarkeit erwünscht ist.
In einer Ausführungsform der Erfindung kann das flexible
Strukturmaterial ein Textilmaterial, insbesondere ein poröser
textiler Träger sein. Bevorzugt kann der flexible textile
Träger mindestens auf der Seite mit der dreidimensionalen
Mikrostruktur eine bei Gefäßimplantaten bekannte offene Tex
tilstruktur aufweisen, die insbesondere von texturierten Gar
nen, Flottungen und/oder Veloursschlingen gebildet ist, wie
sie beispielsweise aus den Veröffentlichungen US 4047252, US 3878565,
DE 24 61 370 und US 4517687 bekannt sind.
Es können schrumpffähige Fasern und daraus hergestellte Garne
wie andere Fasern und Garne auch nach üblichen Verfahrens
techniken zu textilen Gebilden verarbeitet werden. Anschlie
ßend werden durch eine Schrumpfbehandlung die schrumpffähigen
Fasern geschrumpft, was bei daraus hergestellten Textilgebil
den zu einer Verdichtung der Struktur führt. Durch den plan
mäßigen Einatz von schrumpffähigen Fasern und nicht schrumpf
fähigen Fasern in Kombination können gezielt Modifikationen
der Textilstruktur vorgenommen werden.
Erfindungsgemäß kann das Flächengebilde nach einer textilen.
Technik, insbesondere Wirken, Stricken, Weben oder Flechten
ausgebildet sein. Solche Verfahrenstechniken sind den Fach
leuten bekannt, so daß auf eine detaillierte Ausführung hier
verzichet wird. Auf diese Weise ist eine einfache und kosten
günstige Herstellung nach bekannten und in der Praxis bewähr
ten Verfahrenstechniken und mit üblichen Maschinen und Werk
zeugen möglich.
Mit Vorteil kann das flexible textile Flächengebilde, insbe
sondere der textile Träger, eine Webware oder eine insbeson
dere gewirkte Maschenware sein, die mindestens auf der drei
dimensional strukturierten Seite freiliegende, als Veranke
rung für Zellen dienende Faser oder Fäden aufweist.
Es können textile Fasermaterialien wie synthetische Monofila
mente, multifile Fäden oder multifile Garne verwendet werden.
Gemäß der Erfindung bevorzugt kann das Flächengebilde minde
stens teilweise mit multifilen Garnen ausgebildet sein. Diese
Garne können glatt oder texturiert sein. In einer Ausfüh
rungsform der Erfindung können die Garne aus nur einer Art
von Fasermaterial gebildet sein. In einer anderen Ausfüh
rungsform können die Garne aus mehreren Fasermaterialien ge
bildet sein. Die Garne können mindestens zum Teil aus hoch
schrumpffähigem Fasermaterial gebildet sein. Sie können auch
Mischungen aus nichtresorbierbaren und resorbierbaren Faser
materialien sein.
Das erfindungsgemäße Implantat kann sich insbesondere dadurch
auszeichnen, daß eine Fläche mit einer strukturierten Ober
fläche ausgebildet ist. In einer bevorzugten Ausführungsform
kann die strukturierte Oberfläche als Velours ausgebildet
sein. In einer besonders bevorzugten Ausführungsform der Er
findung kann das Flächengebilde als Velours, insbesondere als
Einfachvelours ausgebildet sein. In Weiterbildung der beson
ders bevorzugten Ausführungsform kann das Flächengebilde als
Doppelvelours ausgebildet sein. Insbesondere kann der Doppel
velours mit unterschiedlichen Polhöhen auf beiden Seiten des
Flächengebildes ausgebildet sein.
In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung kann das
flexible Flächengebilde, insbesondere der texturierte Träger
ein Velours, insbesondere ein Doppelvelours sein, wobei ein
Doppelvelours an der strukturierten Seite vorzugsweise eine
größere Polhöhe aufweist als auf der im wesentlichen ge
schlossenen Seite des Implantats.
Erfindungsgemäß kann sich das flächige Implantat dadurch aus
zeichnen, daß die der strukturierten Oberfläche gegenüberlie
gende Seite als glatte Oberfläche ausgebildet ist. Glatt be
deutet in diesem Fall, daß die Oberfläche keine Strukturie
rung, z. B. durch die Textilkonstruktion aufweist, die eine
Verankerung von Zellverbänden ermöglicht. Ferner bedeutet
glatt, daß keine Fasern des verwendeten Textilmaterials aus
der Fläche herausragen.
Bevorzugt kann das erfindungsgemäße Implantat in Form einer
Verbundstruktur aus zwei oder mehreren verschiedenen Schich
ten ausgebildet sein. In einer Ausführungsform kann die im
wesentlichen geschlossene Oberfläche durch Beschichten mit
synthetischem Material ausgebildet sein. Erfindungsgemäß
bevorzugt kann die Beschichtung als Sprühschicht ausgebildet
sein.
In einer Ausführungsform kann die Beschichtung eine Sprühbe
schichtung, insbesondere ein Sprühvlies aus einem Polymer,
insbesondere einem in einem nichtwässrigen flüssigen, vor
zugsweise flüchtigen Medium löslichen bzw. dispergierbaren
Polymer sein. Auf diese Weise kann ein mikroporöses Sprüh
vlies ausgebildet werden, wobei sich angelöste Sprühteilchen
mit der Oberfläche des Flächengebildes und untereinander ver
binden. Mit Vorteil kann die im wesentlichen geschlossene
Oberflächenschicht aus Polyurethan, insbesondere nichtver
netztem Polyurethan bestehen. Polylactide und Copolymere
davon lassen sich auch aus Chloroform versprühen, statt
Polyurethan oder in Gemisch mit diesem, wenn eine Resorbier
barkeit oder Teilresorbierbarkeit erwünscht ist.
In einer anderen Ausführungsform kann die im wesentlichen
geschlossene Oberfläche durch Aufbringen einer Polymerfolie
ausgebildet sein, eine solche Polymerfolie kann mit Vorteil
als mikroporöser Film ausgebildet sein. Als geeignetes Mate
rial für eine Polymerfolie zur Modifizierung des Implantats
gemäß der Erfindung kann ein für die vorgesehene Anwendung
als chirurgisches Implantat geeignetes bioverträgliches Mate
rial ausgewählt sein, bevorzugt Polypropylen, Polyester,
Polytetrafluorethylen und/oder Polyurethan. Das Aufbringen
einer Folie aus synthetischem Material zur Modifizierung der
Oberfläche des textilen Flächengebildes gemäß der Erfindung
kann nach Verfahrenstechniken wie beispielsweise Aufka
schieren oder Aufkleben erfolgen.
In einer anderen Ausführungsform der Erfindung kann das
Implantat von einem dreidimensionalen Vlies.gebildet sein,
wobei Fasermaterialien auf der Seite mit im wesentlichen
geschlossener Oberfläche dicht beieinander liegen und auf der
Seite mit Mikrostruktur einen offenen Verbund bilden.
Die im wesentlichen geschlossene Oberfläche kann vollständig
dicht sein. Ist sie, was bevorzugt ist, mikroporös, dann
zeichnet sie sich im Vergleich zu der Porosität des Flächen
gebildes durch eine um mindestens eine 10er Potenz geringere
Porosität aus. Insbesondere die erfindungsgemäß bevorzugte
Sprühschicht weist eine Tiefenporosität auf. Mit Vorteil kann
die im wesentlichen geschlossene Oberfläche und insbesondere
das gesamte Implantat eine Luftdurchlässigkeit von 5 bis 100 ml
Luft/cm2.min. insbesondere 25 bis 75 ml Luft/cm2.min be
sitzen, bei einer Druckdifferenz von 1, 2 kpascal. Bei einer
solchen Mikroporosität ist ein Stoffaustausch im molekularen
Bereich möglich. Dies begünstigt Stoffwechselvorgänge im Be
reich des Implantats, fördert die Zufuhr von lebenswichtigen
Nährstoffen und Aufbaustoffen sowie die Abfuhr von Stoffwech
selschlacken und Schadstoffen. Auf diese Weise ist eine gute
Verträglichkeit und erfolgreiches Heilen vorteilhaft möglich.
Die Mikroporosität der im wesentlichen geschlossenen Oberflä
che ist jedoch nicht geeignet für den Durchtritt bzw. die
feste und durchgehende Verankerung von großen Partikeln wie
Zellen.
Die erfindungsgemäße im wesentlichen geschlossene Oberfläche
führt zu einer Verminderung der Strukturierung der Implantat
oberfläche auf einer Seite. Erhebungen und Vertiefungen, die
sich beispielsweise aus der Herstellungstechnik des textilen
Flächengebildes ergeben, werden durch die im wesentlichen ge
schlossene, insbesondere glatte Oberfläche ausgeglichen.
Außerdem werden einzelne Fasern, die aus dem textilen Flä
chengebilde hervorstehen eingeschlossen. Das Schließen der
Implantatoberfläche gemäß der Erfindung kann dementsprechend
als eine Art Oberflächenversiegelung betrachtet werden.
Auf diese Weise ist die im wesentlichen geschlossene Oberflä
che mit ihrer geringen Porosität und geringen Oberflächen
struktur ungünstig für ein Anhaften von Zellen. Die Zellen
finden keine geeigneten Verankerungsstellen, die für ihr
Wachstum erforderlich sind. Auf diese Weise ist eine Besie
delung der im wesentlichen geschlossenen Implantatoberfläche
mit Zellen im wesentlichen zu verhindern.
Ferner kann das erfindungsgmeäße Implantat bevorzugt aus
franssichere Ränder aufweisen, die ausfranssicher verarbeitet
und/oder gebunden, insbesondere verschweißt sind.
Mit Vorteil kann das Implantat eine Gesamtdicke von ca. 0,1
bis 1,2 mm besitzen, wobei die Dicke der im wesentlichen ge
schlossenen Oberfläche 3 bis 15% davon beträgt. Außerdem
kann der textile Träger eine gewebte, gewirkte oder gestrick
te Grundbindung mit einer Dicke von 0,05 bis 0,4 mm besitzen
und eine mindestens einseitige offene Struktur mit einer
Dicke von 0,05 bis 0,8 mm.
Es ist erfindungsgemäß vorgesehen, daß alle Komponenten des
Implantats bioverträglich und langzeitstabil sind. Insbeson
dere kann es über die gesamte Fläche teilresorbierbar sein,
insbesondere die im wesentlichen geschlossene Oberfläche aus
vollständig resorbierbarem Material bestehen. Auf diese Weise
kommt es nach der Implantation im physiologischen Milieu des
Körpers nicht zu einem Abbau der Oberfläche. Die im wesentli
chen geschlossene Oberfläche des Implantats behält somit ihre
zellabweisende Eigenschaft, die ein Anhaften und Einwachsen
von Zellen verhindert, wie es gemäß der Erfindung vorgesehen
ist.
Mit Vorteil kann das Implantat gemäß der Erfindung aus fle
xiblem Material sein. Bevorzugt kann die im wesentlichen
geschlossene Oberfläche mit einem in einem Lösemittel lösli
chen unvernetzten Polymer gebildet sein. In Weiterbildung
kann die im wesentlichen geschlossene Oberfläche mit einem
gummielastischen Polymer gebildet sein. Erfindungsgemäß be
vorzugt kann die im wesentlichen geschlossene Oberfläche in
Form einer Lösung in einem niedrigsiedenden Lösemittel auf
ein insbesondere textiles Flächengebilde einseitig aufgetra
gen sein. In einer besonders bevorzugten Ausführungsform der
Erfindung kann die im wesentlichen geschlossene Oberfläche
des flächigen Implantats aus unvernetztem Polyurethan gebil
det sein.
In Weiterbildung kann im Implantat ein antimikrobiotischer
Wirkstoff, wie beispielsweise ein Antibiotikum enthalten
sein. Die Verabreichung von Antibiotika dient insbesondere
der Vorbeugung von Infektionen. Zur Prophylaxe und Therapie
mit Antibiotika finden im Bereich der Chirurgie beispiels
weise Cefalosporine wie Cefazolin oder Cefamandol, Netilmi
cin, Penicilline wie Oxacillin oder Mezlocillin, Tetracyclin,
Metronidazol oder Aminoglykoside wie Gentamicin oder Neomycin
sowie z. B. Rifampicin Anwendung. Die Fachleute können gemäß
den jeweiligen Erfordernissen einen oder mehrere geeignete
Wirkstoffe zur Anwendung auswählen. Auch Wachstumsfaktoren
können im Implantat enthalten sein.
Die vorliegende Erfindung betrifft ferner ein Verfahren zur
Herstellung eines Implantats zur Verwendung in der Chirurgie,
das umfaßt Ausbilden einer einseitigen im wesentlichen ge
schlossenen Oberfläche auf einer Seite einer porösen, insbe
sondere textilen Flächengebildes zur Verhinderung des Ein
wachsens von Zellen.
In einer anderen Ausführungsform betrifft die Erfindung ein
Verfahren zur Herstellung eines Implantats zur Verwendung in
der Chirurgie durch Bilden einer im wesentlichen geschlosse
nen Oberflächenschicht und einseitiges, insbesondere aufbau
endes Ausbilden einer mit dieser verbundenen dreidimensiona
len Mikrostruktur.
Nach einem erfindungsgemäß bevorzugten Verfahren kann die im
wesentlichen geschlossene Oberfläche durch Beschichten, ins
besondere Sprühbeschichten ausgebildet werden. In einer be
vorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens
kann Polyurethan aus einer Lösung in niedrigsiedendem orga
nischem Lösemittel aufgesprüht werden. Als Beispiele für ge
eignete Lösemittel sind Chloroform oder Methylenchlorid zu
nennen. Durch Verdampfen des Lösemittels bildet sich der
Beschichtungsfilm aus. Während der Lösemittelverdampfung
können feine Poren in der Oberflächenbeschichtung entstehen,
was beim Implantat gemäß der Erfindung von Vorteil ist. Die
so ausgebildete Mikroporosität erlaubt den Stoffaustausch im
physiologischen Milieu. Die Poren sind jedoch so klein, daß
Zellen zurückgehalten werden.
Gemäß der Erfindung ist ein Schließen der Oberfläche zur Ver
hinderung des Einwachsens von Zellen nur auf einer Seite des
flächigen Implantats und nur auf der Oberfläche des Flächen
gebildes vorgesehen. Mit Vorteil ist die dreidimensional
strukturierte Oberfläche des textilen Flächengebildes offen
und für ein Einwachsen von Zellen geeignet. Für ein Anhaften
und Anwachsen von Zellen ist die poröse bzw. strukturierte
Oberfläche geeignet, die ein hintergreifendes Einwachsen der
Zellen ermöglicht.
Zur Verwendung in der Chirurgie kann das erfindungsgemäß mo
difizierte Implantat in geeigneter Weise sterilisiert werden.
Ein zweckmäßiges Sterilisierverfahren kann aus üblichen phy
sikalischen oder chemischen Methoden zum Inaktivieren von
Mikroorganismen ausgewählt oder eine Kombination solcher
Methoden sein. Ein mögliches Sterilisierungsverfahren umfaßt
die Behandlung mit ionisierender Strahlung wie beispielsweise
Bestrahlung mit β-Strahlen oder γ-Strahlen, im Bereich von
0,1 Mrad bis 10 Mrad, insbesondere 0,8 Mrad bis 2,5 Mrad.
Des weiteren betrifft die Erfindung auch die Verwendung eines
Implantats in der Chirurgie, insbesondere zur Behandlung von
Wanddefekten in Körperhöhlen, besonders von Bauchwanddefek
ten.
Zu diesem Zweck kann das erfindungsgemäße modifizierte Im
plantatmaterial auf eine gewünschte Größe und Form zurecht
geschnitten werden. Mit Vorteil kann das chirurgische Implan
tat gemäß der Erfindung in zweckmäßiger Dimension zugeschnit
ten gebrauchsfertig in geeigneter Weise verpackt vorliegen.
Das Einbringen des erfindungsgemäßen flächigen Implantats in
den Bauchraum erfolgt in der Weise, daß die Seite des Implan
tats, deren Oberfläche zur Verhinderung des Einwachsens von
Zellen modifiziert ist, zur Bauchinnenseite hin, d. h. den
Eingeweiden zugewandt, eingesetzt wird. Die gegenüberliegende
Seite des flächigen Implantats, bei der ein Einwachsen von
Zellen möglich ist, wird der Bauchdeckenseite zugewandt ein
gesetzt.
Auf diese Weise können während des Heilungsprozesses von der
Bauchdecke her Körperzellen auf der Oberfläche des Implantats
anhaften, in die Oberflächenstruktur eindringen und im Laufe
der Zeit zu einem Verwachsen des Implantats mit der Bauch
decke führen. Dies führt zu einem sicheren Verbund von Bauch
decke und Implantat, was zur Stabilisierung der Bauchwand
beiträgt und damit den Behandlungserfolg sichert.
Die im wesentlichen geschlossene Oberfläche zur Verhinderung
des Einwachsens von Zellen auf der Bauchinnenseite des Im
plantats ist für von der Bauchdeckenseite einwachsende Zellen
nicht durchdringbar.
Weitere Merkmale der Erfindung ergeben sich aus der nachfol
genden Beschreibung eines bevorzugten Beispiels in Verbindung
mit den Unteransprüchen und der Zeichnung. Hierbei können die
einzelnen Merkmale jeweils für sich alleine oder zu mehreren
bei einer Ausführungsform der Erfindung verwirklicht sein.
Das Beispiel dient jedoch nur zur Erläuterung und ist nicht
als Einschränkung zu verstehen.
Die Zeichnung zeigt eine schematischen Schnitt durch ein
erfindungsgemäßes Implantat.
Ein textiles Flächengebilde 1 ist als Kettengewirk aus multi
filem Polyethylenterephthalatgarn in Form eines Einfachve
lours ausgebildet, wobei Veloursschlingen 2 aus texturiertem
Garn bestehen. Das Gewirk kann als Doppelveloursgewirk ähn
lich ausgebildet sein, wie die Gewirke nach den US-Patent
schriften 4047252 und 4193397. Es ist jedoch im Gegensatz zu
den dort beschriebenen rohrförmigen Kettenwirkstoffen flächig
ausgebildet. Es kann auch als Einfachvelours ausgebildet
sein. Das Gewirk ist porös und flexibel. Es besitzt auf der
Veloursseite 3 eine offene dreidimensional strukturierte
Oberfläche, die aufgrund der Veloursschlingen und der Textu
rierung der Fasern, zahlreiche im wesentlichen gleichmäßig
über die Oberfläche verteilte Hintergreifmöglichkeiten zum
Einwachsen von Körperzellen aufweist. Dabei sind die Öffnun
gen zwischen den Garnschlingen bzw. den einzelnen Fasern groß
im Verhältnis zur Größe von Körperzellen. Dies ermöglicht das
Einwachsen eines zusammenhängenden Zellverbundes.
Die gegenüberliegende Seite 4 des Gewirks 1 ist aufgrund der
Bindung des Gewirks dichter und eher eben. Zusätzlich weist
das Gewirk 1 an dieser Seite eine Sprühbeschichtung 5 aus
unvernetztem Polyurethan auf, die mit den an der Oberfläche
freiliegenden Fasern des Gewirks 1 verbunden ist und die
textile Struktur an dieser Oberfläche verschließt. Die Dicke
der Sprühbeschichtung liegt in der Größenordnung von etwa
1/10 bis 1/20 der Gesamtdicke von textilem Flächengebilde und
Versiegelungsschicht, das heißt, der Gesamtdicke des flächi
gen Implantats von ca. 0,8 mm.
Durch die Technik der Sprühbeschichtung, das heißt durch Auf
sprühen einer Lösung des Polyurethans in Chloroform hat die-
Schicht 5 einen Aufbau, der mit einem dichten Vlies in etwa
vergleichbar ist, mikroporös ist und aufgrund der elastomeren
Eigenschaften des Polyurethans flexibel ist. Als Polyurethan
eignen sich beispielsweise bekannte lineare Polyester und
Polyurethane. Durch die Versiegelungsschicht 5 ist das tex
tile Flächengebilde 1 aus dem Veloursgewirk an der von den
Veloursschlingen 2 abweisenden Seite nach Art eines Tiefen
filters im wesentlichen verschlossen. Die Mikroporen, deren
Größe in etwa in der Größenordnung der Größe von Körperzellen
oder kleiner ist, erlauben einen Stoffaustausch von Körper
flüssigkeiten zur Aufrechterhaltung des Stoffwechsels, erlau
ben jedoch nicht das Einwachsen von Zellen, zumindest nicht
in solcher Form, daß ein Anwachsen an Körperteile im Bereich
der Bauchhöhle zu befürchten ist.
Die Versiegelungsschicht 5 dringt nur unwesentlich in die
textile Oberfläche des textilen Trägers 1 ein, so daß das
dreidimensionale Volumen des Flächengebildes zum Einwachsen
von Zellen aus der Bauchwand zur Verfügung steht, während die
im wesentlichen geschlossene Versiegelungsschicht 5 ein sol
ches Einwachsen von Zellen auf der Seite des Bauchraumes ver
hindert.
Die Ränder des Flächengebildes sind aufgrund der Wirkart an
sich schon ausfransfest. Die Versiegelungsschicht verhindert
ein Einrollen des Gewirks und vermindert zusätzlich die Nei
gung zur Fransenbildung. Falls gewünscht, können die Ränder
zusätzlich noch durch Verschweißen der thermoplastischen
Fasern ausfransfest gemacht werden. Zur Verwendung in der
Chirurgie werden Stücke von etwa 8 × 2 cm bis 30 × 30 herge
stellt. Je nach Bedarf können diese Stücke vor dem Implan
tieren noch zurechtgeschnitten werden.
Mit dem erfindungsgemäßen Implantat durchgeführte Tierver
suche ergaben gute Ergebnisse. Auf der unbeschichteten,
offenen Seite der Implantate erfolgte ein sehr guter Einbau
in das Gewebe mit kräftiger Vaskularisation in den Implantat
maschen und völlig fehlenden Abstoßungserscheinungen. Durch
die Versiegelung der bauchhöhlenseitigen Fläche zeigten sich
an dieser Seite keine Verwachsungen. Auch nach längerer Ver
weildauer des Implantats im Bauchraum war eine freie Be
weglichkeit der Bauchorgane relativ zum Implantat gewähr
leistet.
Claims (21)
1. Flächiges Implantat zur Verwendung in der Chirurgie mit
einem flexiblen Flächengebilde, das auf einer Seite eine
im wesentlichen geschlossene Oberfläche besitzt und auf
der anderen Seite eine dreidimensionale Mikrostruktur,
die ein Einwachsen von Zellen erlaubt.
2. Implantat nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die im wesentlichen geschlossene Oberfläche mikroporös
ist, wobei die Mikroporen so klein sind, daß sie einen
Stoffaustausch erlauben, aber das Einwachsen von Zellen
im wesentlichen verhindern.
3. Implantat nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeich
net, daß die im wesentlichen geschlossene Oberfläche im
wesentlichen glatt ausgebildet ist.
4. Implantat nach einem der vorhergehenden Ansprüche, da
durch gekennzeichnet, daß die im wesentlichen geschlos
sene Oberfläche von einer mit dem flexiblen Flächenge
bilde verbundenen Oberflächenschicht, insbesondere
einer Beschichtung des Flächengebildes, gebildet ist.
5. Implantat nach einem der vorhergehenden Ansprüche, da
durch gekennzeichnet, daß die dreidimensionale Mikro
struktur hintergreifbare Stellen zum Einwachsen von
Zellen besitzt.
6. Implantat nach einem der vorhergehenden Ansprüche, da
durch gekennzeichnet, daß das flexible Flächengebilde
von einem porösen flexiblen Strukturmaterial, insbeson
dere einem flexiblen Träger, gebildet ist und die drei
dimensionale Mikrostruktur von der freiliegenden Ober
flächenstruktur des Strukturmaterials gebildet ist.
7. Implantat nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß
das flexible Strukturmaterial ein Textilmaterial, insbe
sondere ein poröser textiler Träger ist.
8. Implantat nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß
das flexible Textilmaterial, insbesondere der textile
Träger mindestens auf der Seite mit der dreidimensiona
len Mikrostruktur eine bei Gefäßimplantaten bekannte
offene Textilstruktur aufweist, die insbesondere von
texturierten Garnen, Flottungen und/oder Velourschlingen
gebildet ist.
9. Implantat nach einem der vorhergehenden Ansprüche, da
durch gekennzeichnet, daß das flexbile Flächengebilde,
insbesondere der textile Träger, eine Webware oder eine
insbesondere gewirkte Maschenware ist, die mindestens
auf der dreidimensional strukturierten Seite freilie
gende, als Verankerung für Zellen dienende Fasern oder
Fäden aufweist.
10. Implantat nach einem der vorhergehenden Ansprüche, da
durch gekennzeichnet, daß das flexible Flächengebilde,
insbesondere der texturierte Träger ein Velours, insbe
sondere ein Doppelvelours ist, wobei ein Doppelvelours
an der strukturierten Seite vorzugsweise eine größere
Polhöhe aufweist als auf der im wesentlichen geschlos
senen Seite des Implantats.
11. Implantat nach einem der vorhergehenden Ansprüche, da
durch gekennzeichnet, daß die Beschichtung eine Sprühbe
schichtung, insbesondere ein Sprühvlies aus einem Poly
mer, insbesondere einem in einem nichtwässrigen flüssi
gen, vorzugsweise flüchtigen Medium löslichen bzw. dis
pergierbaren Polymer ist.
12. Implantat nach einem der vorhergehenden Ansprüche, da
durch gekennzeichnet, daß die im wesentlichen geschlos
sene Oberflächenschicht aus Polyurethan, insbesondere
unvernetztem Polyurethan besteht.
13. Implantat nach einem der vorhergehenden Ansprüche, da
durch gekennzeichnet, daß die im wesentlichen geschlos
sene Oberfläche und insbesondere das gesamte Implantat
eine Luftdurchlässigkeit von 5 bis 100 ml Luft/cm2.min,
insbesondere 25 bis 75 ml Luft/cm2 min besitzt, bei
einer Druckdifferenz von 1,2 kPascal.
14. Implantat nach einem der vorhergehenden Ansprüche, da
durch gekennzeichnet, daß es ausfranssichere Ränder
aufweist, die ausfranssicher verarbeitet und/oder
gebunden, insbesondere verschweißt sind.
15. Implantat nach einem der vorhergehenden Ansprüche, da
durch gekennzeichnet, daß es eine Gesamtdicke von ca.
0,1 bis 1,2 mm besitzt, wobei die Dicke der im wesentli
chen geschlossenen Oberfläche 3 bis 15% davon beträgt.
16. Implantat nach einem der vorhergehenden Ansprüche, da
durch gekennzeichnet, daß der textile Träger eine
gewebte, gewirkte oder gestrickte Grundbindung mit einer
Dicke von 0,05 bis 0,4 mm besitzt und eine mindestens
einseitige offene Struktur mit einer Dicke von 0,05 bis
0,8 mm.
17. Implantat nach einem der vorhergehenden Ansprüche, da
durch gekennzeichnet, daß es über die gesamte Fläche
teilresorbierbar ist, insbesondere die im wesentlichen
geschlossene Oberfläche aus vollständig resorbierbarem
Material besteht.
18. Verfahren zur Herstellung eines Implantats zur Verwen
dung in der Chirurgie durch Ausbilden einer einseitigen
im wesentlichen geschlossenen Oberfläche auf einer Seite
eines porösen, insbesondere textilen Flächengebildes zur
Verhinderung des Einwachsens von Zellen.
19. Verfahren zur Herstellung eines Implantats durch Bilden
einer im wesentlichen geschlossenen Oberflächenschicht
und einseitiges, insbesondere aufbauendes Ausbilden
einer mit dieser verbundenen dreidimensionalen Mikro
struktur.
20. Verfahren nach Anspruch 18 oder 19, dadurch gekennzeich
net, daß die im wesentlichen geschlossene Oberfläche
durch Schichtbildung, bevorzugt Beschichten, insbeson
dere Sprühbeschichten ausgebildet wird.
21. Verwendung des Implantats nach einem der Ansprüche 1 bis
17 in der Chirurgie, insbesondere zur Behandlung von
Wanddefekten in Körperhöhlen, besonders von Bauchwandde
fekten.
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