DE19905802A1 - Röntgenröhre - Google Patents
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Abstract
Es wird eine Röntgenröhre mit einer Einrichtung zur Erzeugung und Fokussierung eines Elektronenstrahls (5) auf ein Targetmaterial beschrieben. Ausgehend von der Problematik einer unzulässigen Erhitzung der Anode (3) bei einer Steigerung der Elektronenstrahldichte dient erfindungsgemäß ein gasförmiges, in einer Kammer (6) eingeschlossenes Targetmaterial zur Erzeugung der Röntgenstrahlung, das wesentlich stärker erhitzt werden kann, ohne daß die Anode beschädigt wird.
Description
Die Erfindung betrifft eine Röntgenröhre mit einer Einrichtung zur Erzeugung und
Fokussierung eines Elektronenstrahls auf ein Target.
Eine Röntgenröhre dieser Art ist zum Beispiel aus der DE 195 44 203 bekannt. Die mit
einer Elektronenquelle (Kathode) erzeugten Elektronen werden in Richtung auf eine
Anode beschleunigt und treten dort in einen sich konisch verengenden Durchtrittskanal
ein, an dessen Ausgang sich das Target befindet. Der Elektronenstrahl wird durch diese
Anordnung mit einem sehr kleinen Fokus und einer relativ hohen Elektronendichte auf
das Target gerichtet, so daß Röntgenstrahlen mit hohem Wirkungsgrad erzeugt werden.
Eine mit dieser Anordnung an sich mögliche, erhebliche Steigerung der
Röntgenstrahldichte (das heißt der Anzahl der pro Flächeneinheit des Targets emittierten
Photonen) im Vergleich zu bekannten Röntgenröhren wird jedoch durch die damit
verbundene Erhöhung der Anodentemperatur begrenzt. Wenn diese Temperatur nämlich
in den Bereich der Schmelztemperatur des Anodenmaterials gelangt, steigt der
Dampfdruck an, so daß elektrische Entladungen zwischen Anode und Kathode auftreten
können.
Weiterhin vermindert sich die thermische Leitfähigkeit der Anode mit steigender
Temperatur. Dies führt wiederum dazu, daß die Wärmeleitung von dem Elektronen-
Brennpunkt in und durch das Anodenmaterial geringer wird und die Temperatur im
Brennpunkt weiter ansteigt, so daß die Schmelztemperatur des Anodenmaterials noch
schneller erreicht und überschritten werden kann. Eine Zerstörung der Anodenoberfläche
ist dann die unmittelbare Folge. Aus diesen Gründen muß sichergestellt sein, daß die
Brennpunkts-Temperatur bei Röntgenröhren dieser Art etwa 1500°C nicht übersteigt, so
daß in wesentlichem Maße auf die an sich mögliche weitere Steigerung der
Röntgenstrahldichte verzichtet werden muß.
Da eine Verminderung der Anodentemperatur durch Strahlungskühlung infolge der
elektromagnetischen Emission aus der Anode praktisch keine Rolle spielt, besteht nur die
Möglichkeit, entweder die Anode zum Beispiel mit einem Kühlmittel (Wasser o. ä.) zu
kühlen, oder diese ständig zudrehen, so daß der betreffende Bereich in dem Elektronen-
Brennpunkt nur für eine relativ kurze Zeit erwärmt wird und sich dann wieder abkühlen
kann.
Durch diese Maßnahme kann die Brennpunkts-Temperatur auf etwa 2200°C gesteigert
werden, ohne daß die Anode beschädigt wird. Da die durch thermische Emission
abgestrahlte Energie proportional zu der vierten Potenz der Anoden-
Oberflächentemperatur ist, arbeiten solche Röhren mit sich drehender Anode im
wesentlichen mit einer Strahlungskühlung. Die genannten Maßnahmen sind allerdings
entweder relativ aufwendig oder nur von begrenzter Wirkung.
Der Erfindung liegt deshalb die Aufgabe zugrunde, eine Röntgenröhre der eingangs
genannten Art zu schaffen, mit der eine wesentlich höhere Röntgenstrahldichte erzeugt
werden kann.
Gelöst wird diese Aufgabe gemäß Anspruch 1 bei einer solchen Röntgenröhre dadurch,
daß das Target ein zumindest im Betriebszustand der Röntgenröhre gas- oder
dampfförmiges Material enthält, das unter Überdruck in einer für Elektronen- und
Röntgenstrahlung zumindest teilweise durchlässigen Kammer eingeschlossen ist.
Indem nun das Target von der Anode getrennt und weitgehend thermisch isoliert ist, kann
die Elektronendichte im Brennpunkt des Elektronenstrahls wesentlich erhöht werden, so
daß auch eine wesentlich höhere Röntgenstrahldichte erzielbar ist, ohne daß die
Anodentemperatur unzulässig hohe Werte annimmt.
Als Material könnte dabei in der Kammer ein Edelgas mit einer ausreichend hohen
Ordnungszahl vorhanden sein, z. B. Xenon, das sowohl im Betriebszustand als auch in den
Betriebspausen gasförmig ist. Anspruch 2 beschreibt demgegenüber die Verwendung eines
Schwermetalls, das in den Betriebspausen (d. h. bei etwa Zimmertemperatur) fest oder
flüssig sein kann, und das sich im Betriebszustand (d. h. bei vergleichsweise hohen
Temperaturen) in einen dampfförmigen Aggregatzustand befindet. Eine vorteilhafte
Ausgestaltung ist in Anspruch 3 angegeben.
Das Eintrittsfenster gemäß Anspruch 4 und inbesondere dessen Dimensionierung gemäß
Anspruch 5 hat den Vorteil, daß einerseits die hindurchtretenden Elektronen einen
Energieverlust von nur etwa fünf Prozent erleiden, und daß andererseits das Fenster
Druckdifferenzen von bis zu 100 bar standhalten kann.
Eine Beschichtung des Eintrittsfensters gemäß Anspruch 6 oder 7 hat den Vorteil, daß es
auch bei einer eventuellen unbeabsichtigten Erhöhung des Betriebsdruckes innerhalb der
Kammer durch das Hochtemperatur-Plasma nicht angegriffen und eingetrübt wird.
Die Verwendung von Quecksilber mit der in Anspruch 8 genannten Menge hat einen
besonders guten Wirkungsgrad zur Folge.
Weitere Einzelheiten, Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der
folgenden Beschreibung einer bevorzugten Ausführungsform anhand der Zeichnung. Es
zeigt:
Fig. 1 einen schematischen Querschnitt durch eine solche Ausführungsform;
Fig. 2 eine Ansicht gemäß Pfeil A in Fig. 1 und
Fig. 3 eine Ansicht gemäß Pfeil B in Fig. 1.
Eine Röntgenröhre 1 weist gemäß Fig. 1 eine Kathode 2 und eine Anode 3 auf. Die
Kathode umfaßt im wesentlichen Kathodenkopf 20 mit einem einen Heizfaden 21 (Fig. 2),
der durch eine Stromversorgungseinrichtung (nicht dargestellt) mit einem entsprechenden
Heizstrom beaufschlagt wird. Die der Kathode 2 gegenüberliegende Anode 3 ist im
wesentlichen halbkreisförmig, so daß zwischen der Kathode 2 und der Anode 3 ein radiales
elektrisches Feld erzeugt wird.
Durch die Anode 3 verläuft ein Kanal 4 mit einer Eintrittsöffnung 41 für die Elektronen,
die der Kathode 2 gegenüberliegt. Der Kanal 4 ist mit seiner Austrittsöffnung 42 auf ein
Diamantfenster 7 einer Kammer 6 gerichtet, die das Target enthält.
Die Eintrittsöffnung 41 des Kanals 4 ist größer, als die Austrittsöffnung 42. Der Kanal
verengt sich in Richtung auf die Austrittsöffnung (konischer Verlauf) und ist vorzugsweise
derart angeordnet und ausgebildet, daß die in den Kanal eintretenden Elektronen unter
einem Winkel von maximal 1° auf eine Oberfläche des Kanals treffen. In diesem Fall
werden die Elektronen elastisch in Richtung auf die Austrittsöffnung 42 reflektiert, ohne
daß durch diesen Aufprall bereits Röntgenstrahlung erzeugt wird und wesentliche
Energieverluste auftreten. Auch dies trägt dazu bei, den Wirkungsgrad der Röntgenröhre
zu erhöhen, da auch diejenigen Elektronen, die eine zu dem Heizfaden der Kathode
tangentiale Geschwindigkeitskomponente aufweisen, in den Brennpunkt 51 gestreut
werden.
Das Diamantfenster 7 der Kammer 6 hat vorzugsweise einen freien Durchmesser von 1 mm
und eine Dicke von etwa 10 µm. Es ist bekannt (siehe Tabellen des Energieverlustes
und der Reichweiten von Elektronen und Positronen in M. J. Berger und S. M. Seltzer,
NBS/NSS Report 39, 1964), daß Elektronen mit einer Energie von etwa 200 keV beim
Hindurchtreten durch ein solches Fenster einen Energieverlust von nur etwa 5% erleiden.
Da ferner das Diamantmaterial eine niedrige Ordnungszahl (Z = 6) hat, werden die
Elektronen beim Hindurchtreten durch das Fenster nur mit sehr kleinen Winkeln gestreut,
so daß der Elektronenstrahl 5 im wesentlichen unbeeinflußt in die Kammer 6 eintritt.
Im Bereich der Austrittsöffnung 42 des Kanals 4 befindet sich schließlich eine
Kühleinrichtung 8.
Im Betriebszustand emittiert die Kathode 2 in bekannter Weise Elektronen, die in dem
radialen elektrischen Feld der Anode in Richtung auf diese beschleunigt werden und durch
die Eintrittsöffnung 41 in den Kanal 4 eintreten. Der Kanal 4 wirkt als Kollimator und
konzentriert die Elektronen in Form eines Elektronenstrahl 5 in einen Brennpunkt 51.
Dieser Brennpunkt liegt innerhalb der Kammer 6, so daß das dort befindliche
Targetmaterial (zum Beispiel Quecksilber) verdampft und der Druck in der Kammer bei
der Betriebstemperatur der Röntgenröhre im wesentlichen dem in einer Hochdruck-
Gasentlastungslampe (etwa 50 bar) entspricht.
Die Weglänge der Elektronen beträgt in einem Quecksilberdampf mit einem Druck von
50 bar mehrere Millimeter. Somit entsteht direkt hinter dem Diamantfenster ein
linienartiger Brennpunkt mit einer Länge von etwa 5 mm in Ausbreitungsrichtung der
Elektronen und einer Breite von etwa 2 mm senkrecht dazu.
Der Betriebsdruck innerhalb der Kammer 6 sollte unter Berücksichtigung folgender
Randwerte optimiert werden: wenn der Druck zu niedrig ist, diffundieren die Elektronen
zu weit aus dem Brennpunktsbereich heraus, so daß der Brennpunkt relativ groß wird.
Wenn der Druck andererseits zu hoch ist, liegt die Innenseite des Diamantfensters zu nahe
an dem Hochtemperatur-Plasma, so daß sie möglicherweise davon angegriffen wird und
eine Umwandlung in Kohlenstoff auftritt. Der Betriebsdruck sollte also zwischen diesen
beiden Werten liegen.
Als zusätzliche Maßnahme kann das Diamantfenster auch mit einer oder mehreren dünnen
Metallschichten zum Beispiel aus Titan und/oder Platin beschichtet werden, um auf diese
Weise einen Schutz vor dem Plasma zu schaffen.
Fig. 2 zeigt eine Draufsicht auf die Kathode 2 gemäß Pfeil "A" in Fig. 1 und läßt den
eigentlichen Heizfaden 21 erkennen. In Fig. 3 ist schließlich eine Draufsicht auf die
Anode 3 gemäß Pfeil "B" gezeigt, in deren Zentrum die Eintrittsöffnung 41 des Kanals 4
liegt.
Mit der erfindungsgemäßen Röntgenröhre kann eine wesentlich höhere
Röntgenstrahldichte erzielt werden, ohne daß die Anode auf unzulässig hohe Werte erhitzt
wird. Die in der Kammer 6 entstehende Wärme wird ausschließlich durch
Strahlungskühlung abgeführt.
Claims (8)
1. Röntgenröhre mit einer Einrichtung zur Erzeugung und Fokussierung eines
Elektronenstrahls auf ein Target,
dadurch gekennzeichnet, daß das Target ein zumindest im Betriebszustand der
Röntgenröhre gas- oder dampfförmiges Material enthält, das unter Überdruck in einer für
Elektronen- und Röntgenstrahlung zumindest teilweise durchlässigen Kammer (6)
eingeschlossen ist.
2. Röntgenröhre nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß das Target ein Schwermetall enthält.
3. Röntgenröhre nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet, daß das Schwermetall Quecksilber ist, dessen Menge so gewählt
ist, daß es unter Einwirkung des Elektronenstrahls (5) verdampft und ein Gas mit einem
Druck von etwa 50 bar bildet.
4. Röntgenröhre nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß die Kammer (6) aus Quarzglas ist und ein Eintrittsfenster (7)
für den Elektronenstrahl (5) aus Diamant aufweist.
5. Röntgenröhre nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet, daß das Eintrittsfenster (7) eine Dicke von etwa 10 µm und einen
Durchmesser von etwa 10 mm aufweist.
6. Röntgenröhre nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet, daß das Eintrittsfenster (7) mit mindestens einer Metallschicht
beschichtet ist.
7. Röntgenröhre nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet, daß die Metallschicht Titan oder Platin enthält.
8. Röntgenröhre nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß die Einrichtung zur Erzeugung und Fokussierung eines
Elektronenstrahls eine Kathode (2) und eine Anode (3) mit einem konischen
Durchtrittskanal (4) aufweist, dessen der Kathode zugewandte Eintrittsöffnung (41) größer
ist als seine Austrittsöffnung (42), und der so angeordnet und ausgebildet ist, daß die
Elektronen unter einem Winkel von maximal etwa 1 Grad auf eine Oberfläche des
Durchtrittskanals (4) treffen.
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