DE19858736A1 - Filzfrei ausgerüstete Wolle und Verfahren zur Filzfreiausrüstung - Google Patents
Filzfrei ausgerüstete Wolle und Verfahren zur FilzfreiausrüstungInfo
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Abstract
Es wird ein technisch einfach zu handhabendes Verfahren zur Filzfreiausrüstung von Wolle bereitgestellt, bei dem die Wolle in Schritt a) in einer Coronabehandlung einem Plasma ausgesetzt und in Schritt b) anschließend mit einer wäßrigen Dispersion selbstdispergierender Isocyanate behandelt wird.
Description
Die Erfindung betrifft filzfrei ausgerüstete Wolle und ein Verfahren zu deren Her
stellung umfassend a) eine Plasmabehandlung der Wolle und b) eine Nachbe
handlung mit wäßrigen Dispersionen selbstdispergierender Isocyanate.
In der textilverarbeitenden Industrie besteht ein besonderes Interesse an einer Ver
ringerung der Verfilzungsneigung von Wolle, insbesondere von Rohwolle bzw. un
verarbeiteter Wolle. Üblicherweise wird die Verfilzung der Wolle durch Ausrüstung
mit speziellen Hilfsmitteln herabgesetzt.
Isocyanate sind seit langem als Hilfsmittel zur Filzfreiausrüstung von Textilien be
kannt und können beispielsweise, wie in DE-OS-19 04 802 beschrieben, in
organischen Lösungsmitteln eingesetzt werden, oder, wie in DE-OS-17 69 121 be
schrieben, in wäßriger Dispersion unter Zusatz von Emulgatoren. Sowohl organische
Lösungsmittel als auch gegebenenfalls abwasserbelastende Emulgatoren sind heute
aus ökologischen und gewerbehygienischen Erwägungen nicht mehr zeitgemäß. Ent
wickelt wurden daher selbstdispergierende Isocyanaten sowie Formulierungen,
welche mit möglichst geringe Mengen an Lösungsmitteln oder Emulgatoren als
Hilfs- und Zusatzmittel auskommen.
DE-OS-17 94 221 beschreibt die Behandlung von Fasermaterialien mit Isocyanat-
Präpolymeren, die noch freie Isocyanatgruppen enthalten; diese Ausrüstung kann in
Lösungsmitteln wie Perchlorethylen oder in wäßriger Emulsion unter Einsatz von
Hilfsemulgatoren angewendet werden.
US-A-3,847,543 offenbart ein Verfahren zur Filzfreiausrüstung von Wolle, bei dem
in wäßriger Dispersion gleichzeitig aliphatische Isocyanate, OH-funktionelle Ver
netzer und organometallische Katalysatoren anwesend sind. Obwohl dieses Ver
fahren in wäßriger Phase abläuft, sind Hilfslösungsmittel und Emulgatoren erforder
lich.
DE-OS-26 57 513 beschreibt ein Verfahren zur Filzfreiausrüstung von Wolle, bei
dem Wollgarn mit einer wäßrigen Flotte behandelt wird, die das Filzfestmittel ent
hält. Als Filzfestmittel werden reaktive Polyolefine, Umsetzungsprodukte aus Poly
isocyanaten und Hydroxylverbindungen, Siliconpolymere, Aziridinverbindungen,
Umsetzungsprodukte von Epoxiden mit Fettaminen und Dicarbonsäuren oder
Polyamiden, Umsetzungsprodukte mit Thiosulfatendgruppen oder vorzugsweise Um
setzungsprodukte mit Mercaptoendgruppen verwendet.
WO 95/30045 beschreibt ein Verfahren, in dem spezielle Isocyanate zur Filzfreiaus
rüstung von Wolle benutzt werden. Hier kann lösungsmittelfrei und ohne Emulgator
gearbeitet werden, denn die verwendeten Isocyanate sind wasserdispergierbar. Zu
nächst wird die Wolle einer Vorbehandlung durch oxidierende Agenzien unterzogen,
gefolgt von einer Reduktionsbehandlung, bevor die wasserdispergierenden Iso
cyanate zum Einsatz kommen. Nachteilig an diesem Verfahren ist, daß die oxidative
und reduktive Vorbehandlung Abwässer verursacht, welche vorschriftsgemäß
neutralisiert und geklärt werden müssen.
Im Stand der Technik wird ferner eine andere Methode zur Filzfreiausrüstung von
Wolle beschrieben, bei der die Wolle mit einem Plasma behandelt wird. Aus DE-OS-43 44 428
ist beispielsweise ein Verfahren bekannt, bei dem die Wolle Filzfreiaus
rüstung einer Kombination aus Plasma- oder Coronavorbehandlung und enzyma
tischer Nachbehandlung unterworfen wird. Hierbei wird die Wolle vor der Enzym-
Behandlung mit einer Lösung, die Sulfid-Ionen enthält, sensibilisiert.
In der DE 196 16 776 C1 wird ferner ein Verfahren zur Filzfreiausrüstung von Wolle
beschrieben, bei dem feuchtes Wollmaterial mit einem Wassergehalt von 4-40 Gew.-%
vor der Weiterverarbeitung zu textilen Geweben oder Bahnen einer Nieder
druck-Plasmabehandlung ausgesetzt wird. Bei einem Druck von 10-2-10 mbar wird
die Wolle über einen Zeitraum von 1-600 sek einer Hochfrequenzentladung einer
Frequenz von 1 kHz-3 GHz und einer Leistungsdichte von 0.001-3 W/cm3 ge
gebenenfalls unter Zusatz von nicht polymerisierenden Gasen unterzogen. Nachteilig
an diesem Verfahren ist die aufwendige apparative Ausstattung. Es sind spezielle
Vakuumpumpen erforderlich, und es müssen Vakuumschleusen angebracht werden,
um ein strömungsfreies Ein- und Ausführen des Materials zu ermöglichen.
Aus der nicht vorveröffentlichten deutschen Patentanmeldung mit dem Aktenzeichen
197 36 542.6 ist ferner ein Verfahren zur Filzfrei-Ausrüstung von Wolle bekannt, bei
dem die Wolle zunächst ebenfalls mit einem Niederdruckplasma vorbehandelt wird
und anschließend mit wäßrigen Dispersionen selbstdispergierender Isocyanate nach
behandelt wird. Auch hier ist die für die Plasmabehandlung unter niedrigem Druck
erforderliche apparative Ausstattung von Nachteil.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, über ein technisch verbessertes Verfahren
filzfrei ausgerüstete Wolle bereitzustellen, die nach der Weiterverarbeitung zu
konfektionierter Ware in der Maschinenwäsche nicht verfilzt und schrumpft.
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist filzfrei ausgerüstete Wolle, dadurch ge
kennzeichnet, daß die Wolle
- a) in einer Coronabehandlung einem Plasma ausgesetzt und
- b) anschließend mit einer wäßrigen Dispersion selbstdispergierender Isocyanate behandelt wird.
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ferner das Verfahren zur
Filzfreiausrüstung von Wolle, dadurch gekennzeichnet, daß die Wolle
- a) in einer Coronabehandlung einem Plasma ausgesetzt und
- b) anschließend mit einer wäßrigen Dispersion selbstdispergierender Isocyanate behandelt wird.
Bei der eingesetzten Wolle kann es sich um die unterschiedlichsten Wollmaterialien
handeln, z. B. Rohwolle nach der Rohwollwäsche, gefärbten oder ungefärbten Woll
kammzug, gefärbtes oder ungefärbtes Wollgarn, -gestricke, -gewirke oder -stoffe.
Der Wassergehalt der Wolle beträgt dabei üblicherweise 4-40 Gew.-%, bevorzugt 5
bis 30 Gew.-%, besonders bevorzugt 6-25 Gew.-% und insbesondere 8-15 Gew.-%.
Gemäß Schritt a) des erfindungsgemäßen Verfahrens wird die Wolle in einer Corona
behandlung einem Plasma ausgesetzt. Die Corona-Behandlung wird bei einem Druck
im Bereich von 100 mbar-1.5 bar, bevorzugt bei Normaldruck durchgeführt.
Bei der Coronabehandlung wird die Wolle über einen Zeitraum von 1-60 Sekunden,
bevorzugt 2-40 Sekunden und insbesondere 3-30 Sekunden, einer Hoch
frequenzentladung mit einer Leistungsdichte von üblicherweise 0.01-5 Ws/cm2
unterworfen, gegebenenfalls unter Zusatz von nicht polymerisierenden Gasen. Ge
eignete nicht polymerisierende Gase sind Luft, Sauerstoff, Stickstoff, Edelgase oder
Gemische davon.
Das eigentliche Plasma wird durch Anlegen einer Wechselspannung von 1-20 kV im
Frequenzbereich zwischen 1 kHz-1 GHz, bevorzugt 1-100 kHz an Elektroden er
zeugt, wobei ein oder beide Pole mit einem Isolatormaterial versehen sind. Die
Wechselspannung kann dabei entweder kontinuierlich oder mit Einzelpulsen bzw.
mit Pulszügen und dazwischenliegenden Pausen zugeführt werden.
Konstruktion und apparative Anordnungen eines Corona-Reaktors sind an sich be
kannt und beispielsweise in der nicht vorveröffentlichten deutschen Anmeldung mit
dem Aktenzeichen 197 31 562 beschrieben. Bevorzugt wird die Corona-Behandlung
über elektrische Entladungen im Normaldruckbereich durchgeführt, wobei die zu be
handelnde Wolle zunächst in ein geschlossenes, dichtes Behandlungsgehäuse einge
führt, dort mit dem Arbeitsgas, d. h. dem oben erwähnten nicht polymerisierenden
Gas, beladen und anschließend in einem Spalt zwischen mindestens zwei Be
handlungselektroden einer elektrischen Barriereentladung ausgesetzt wird. Der Ab
stand des Wollmaterials zu den Behandlungselektroden beträgt 0-15 mm, bevorzugt
0.1-5 mm und insbesondere 0.3-2 mm. Die Behandlungselektroden sind bevorzugt
als drehbare Walzen ausgebildet, von denen eine oder beide mit elektrisch festem
dielektrischem Material beschichtet sind.
Die besondere Wirkung der Plasmabehandlung in Schritt a) des erfindungsgemäßen
Verfahrens könnte wie folgt erklärt werden. Die in der Faser vorhandene Flüssigkeit
desorbiert während des Verfahrens als Wasserdampf/-gas von der Faseroberfläche. Es
kommt zur Ausbildung von energiereichen Elektronen, Ionen sowie hochangeregten
neutralen Molekülen bzw. Radikalen, die auf die Oberfläche der Faser einwirken,
wobei der von der Faser desorbierte Wasserdampf bewirkt, daß in unmittelbarer
Nähe der jeweiligen Faseroberfläche besonders reaktive Teilchen gebildet werden,
die auf die Oberfläche einwirken.
Die in Schritt b) einsetzbaren selbstdispergierenden Isocyanate sind Gegenstand der
nicht vorveröffentlichten deutschen Patentanmeldung mit dem Aktenzeichen 197 36 542.6.
Sie haben einen Isocyanatgehalt von 1-25 Gew.-%, gerechnet als NCO (mit
einem Molekulargewicht von 42 g/mol), und sind erhältlich durch Umsetzung in be
liebiger Reihenfolge von:
- A) organischen Polyisocyanaten mit einer mittleren NCO-Funktionalität von 1,8 bis 4,2 mit
- B) Polyalkylenoxidalkoholen, -aminen und / oder -thiolen der Formel 1,
R1R2N-(CHX-CHY-O)n-CHX-CHY-ZH (1)
wobei
n eine Zahl von 3-70 darstellt,
X und Y Wasserstoff oder Methyl bedeuten, wobei für den Fall, daß einer der Reste X oder Y Methyl darstellt, der andere Wasserstoff sein muß,
R1 und R2 unabhängig voneinander geradkettige oder verzweigte C1-C6-Alkyl reste oder geradkettige oder verzweigte C1-C6-Acylreste bedeuten, wo bei für den Fall, daß R1 ein geradkettiger oder verzweigter C1-C6-Acyl rest ist, R2 auch Wasserstoff sein kann, und weiterhin R1 und R2 ge meinsam auch einen -(CH2)m- Alkylenrest mit m = 4, 5, 6 oder 7 bilden können, worin eine oder zwei CH2-Gruppen durch O und/oder NH ersetzt sein können und/oder eine oder zwei CH2-Gruppen durch Methyl substituiert sein können, und
Z für O, S oder NH steht,
und gegebenenfalls - C) weiteren NCO-reaktiven Verbindungen, die anionische, kationische und/oder
potentiell anionische oder kationische Gruppen enthalten,
und gegebenenfalls - D) weiteren Hilfs- und Zusatzstoffen.
Der Begriff "selbstdispergierend" bedeutet im vorliegenden Zusammenhang, daß die
Isocyanate in einer Konzentration von bis zu 70 Gew.- %, vorzugsweise bis zu 50 Gew.-%,
in Wasser feinteilige Dispersionen mit Partikelgrößen von <500 nm er
geben (gemessen mittels Ultrazentrifuge).
Zur Herstellung der selbstdispergierenden Isocyanate sind folgende Verbindungen
geeignet:
- A) Nicht modifizierte (d. h. nicht zuvor mit OH-funktionellen Verbindungen um
gesetzte), aliphatische, cycloaliphatische, araliphatische oder aromatische
Polyisocyanate mit einer mittleren NCO-Funktionalität von 1,8-4,2. Bevor
zugt werden dabei aliphatische, cycloaliphatische, araliphatische oder
aromatische Polyisocyanate, welche Uretdion- und/oder Isocyanurat-
und/oder Allophanat- und/oder Biuret- und/oder Oxadiazinstrukturen auf
weisen und die in an sich bekannter Weise aus aliphatischen, cyclo
aliphatischen, araliphatischen oder aromatischen Diisocyanaten hergestellt
werden können.
Als aliphatische bzw. cycloaliphatische Diisocyanate sind zum Beispiel 1,4- Diisocyanatobutan, 1,6-Diisocyanatohexan, 1,5-Diisocyanato-2,2-dimethyl pentan, 2,2,4- bzw. 2,4,4-Trimethyl-1,6-diisocyanatohexan, 1,3- und 1,4-Di isocyanatocyclohexan, 1-Isocyanato-3,3,5-trimethyl-5-isocyanato-methyl cyclohexan, 1-Isocyanato-1-methyl-4-isocyanatomethyl-cyclohexan, 4,4-Di isocyanato-dicyclohexylmethan oder beliebige Gemische der zuvor genannten Diisocyanate geeignet.
Als aromatische Diisocyanate sind beispielsweise Toluylendiisocyanat, 1,5- Diisocyanatonaphthalin und Diphenylmethandiisocyanat geeignet.
Bei den bevorzugten, Uretdion- und/oder Isocyanurat- und/oder Allophanat- und/oder Biuret- und/oder Oxadiazinstrukturen aufweisenden Polyiso cyanaten mit einem mittleren NCO-Gehalt von 19-24 Gew.-% handelt es sich im wesentlichen um die trimeren Reaktionsprodukte von 1,6-Diiso cyanatohexan oder 1-Isocyanato-3,3,5-trimethyl-5-isocyanatomethyl-cyclo hexan sowie die entsprechenden höheren Homologen.
Besonders bevorzugt werden weitgehend Uretdiongruppen-freien, Iso cyanuratgruppen aufweisende Polyisocyanate des genannten mittleren NCO- Gehaltes eingesetzt. Sie können durch an sich bekannte katalytische Trimerisierung von 1,6-Diisocyanatohexan oder 1-Isocyanato-3,3,5-trimethyl- 5-isocyanatomethyl-cyclohexan unter Isocyanurat-Bildung erhalten werden und weisen vorzugsweise eine mittlere NCO-Funktionalität von 3,2-4,2 auf. Bevorzugt sind auch die durch Reaktion von 1,6-Diisocyanatohexan mit einem Unterschuß an Wasser oder in Gegenwart wasserabspaltender Reaktionspartner in bekannter Weise erhaltenen, im wesentlichen Biuret gruppen aufweisenden trimeren Polyisocyanate mit einem mittleren NCO-Ge halt von 19-24 Gew.-%. - B) Unter den Polyalkylenoxidalkoholen, -aminen und/oder -thiolen der Formel 1
sind die Polyalkylenoxidalkohole bevorzugt (Z = O in Formel 1). Aus den
Polyalkylenoxidalkoholen können durch Umsetzung mit NH3 Polyalkylen
oxidamine (Z = NH in Formel 1) und mit H2S Polyalkylenoxidthiole (Z = S in
Formel 1) erhalten werden.
Die somit auch den Polyalkylenoxidaminen und -thiolen zugrundeliegenden Polyalkylenoxidalkohole enthalten im statistischen Mittel 3-70, bevorzugt 6 bis 60 und insbesondere 7-20 Alkylenoxideinheiten pro Molekül und sind in an sich bekannter Weise durch Alkoxylierung geeigneter Startermoleküle zu gänglich. Als Startermoleküle können Verbindungen der Formel R1R2NH ein gesetzt werden. Hierbei handelt es sich je nach Bedeutung von R1 und R2 um sekundäre Amine oder Säureamide. Gemäß der für Formel 1 genannten Definition von R1 und R2 kann für den Start der Alkoxylierungsreaktion auch Morpholin als heterocyclische Stickstoffverbindung eingesetzt werden. Zu identischen Verbindungen gelangt man ferner, wenn man als Startermoleküle für die Alkoxylierungsreaktion Verbindungen der Formel R1R2N-CHX-CHY- OH verwendet, wie z. B. 2-Morpholinoethanol. Desweiteren als Starter ver wendbar sind auch Acylierungsprodukte von Ethanolamin, z. B. Acetyl ethanolamin.
Für die Alkoxylierungsreaktion geeignete Alkylenoxide sind insbesondere Ethylenoxid und Propylenoxid, die einzeln oder nacheinander in beliebiger Reihenfolge oder zusammen im Gemisch zur Alkoxylierung eingesetzt werden können. Den Polyalkylenoxidalkoholen liegen in diesem Fall ent weder reine Polyethylenoxide oder gemischte Polyethyloxide/propylenoxide zugrunde. Besonders geeignet sind solche Polyalkylenoxidalkohole, die im statistischen Mittel 3-70, bevorzugt 6-60 und insbesondere 7-20 Alkylenoxid einheiten pro Molekül enthalten und bei denen die Alkylenoxideinheiten be vorzugt zu mindestens 60 Mol-%, vorzugsweise zu mindestens 70 Mol-%, aus Ethylenoxideinheiten bestehen. - C) Bei den NCO-reaktiven Verbindungen, welche anionische, kationische
und/oder potentielle anionische oder kationische Gruppen enthalten, handelt
es sich üblicherweise um
- a) hydroxy- oder aminofunktionelle Verbindungen mit tertiären Amino gruppen, wie sie in der deutschen Patentanmeldung DE-OS-43 19 571 beschrieben werden, auf die hiermit ausdrücklich Bezug genommen wird,
- b) hydroxy- oder aminofunktionelle Verbindungen mit Carboxyl- oder Sulfonsäuregruppen, wie sie in der deutschen Patentanmeldung DE-OS-195 20 092 beschrieben werden, auf die hiermit ausdrücklich Be zug genommen wird,
- c) hydroxy- oder aminofunktionelle Verbindungen mit Carboxylat- oder Sulfonatgruppen, deren Gegenionen Metallkationen aus der Alkali- oder Erdalkaligruppe oder Ammoniumionen sind, wie sie ebenfalls in der DE-OS-195 20 092 beschrieben werden,
- d) hydroxy- oder aminofunktionelle Verbindungen mit Ammonium gruppen, die in an sich bekannter Weise durch Alkylierung oder Protonierung, wie in EP-A-0 582 166 beschrieben, aus den tertiären Aminogruppen der Verbindungen i) erhältlich sind.
- D) Bei den gegebenenfalls anwesenden Hilfs- und Zusatzstoffen handelt es sich beispielsweise um Netzmittel, Tenside, Schaumverhinderer oder Aufzieh hilfsmittel. Diese Hilfs- und Zusatzstoffe können entweder inert oder aber reaktiv gegenüber den Isocyanatgruppen sein.
Die erfindungsgemäß einzusetzenden, nicht modifizierten Polyisocyanate I) können
auch in Kombination mit externen, d. h. zusätzlichen ionischen oder nichtionischen
Emulgatoren verwendet werden. Solche Emulgatoren sind beispielsweise in
Methoden der organischen Chemie, Houben-Weyl, Bd. XIV/1, Teil 1, Seite 190-208
Thieme-Verlag, Stuttgart (1961) sowie in der US-A-3,428,532 und EP-A-0 013 112
beschrieben. Die Emulgatoren werden in einer die Dispergierbarkeit gewähr
leistenden Menge eingesetzt.
Falls zunächst Polyisocyanate I) mit Polyalkylenoxidalkoholen II) umgesetzt werden,
so kann diese Umsetzung in an sich bekannter Weise, unter Einhaltung eines
NCO/OH-Äquivalentverhältnisses von mindestens 2 : 1, im allgemeinen von 4 : 1 bis
ca. 1000 : 1 erfolgen. Bei Einsatz von Polyethylenoxidalkoholen werden hierbei Poly
ethylenoxid-modifizierte Polyisocyanate erhalten, die eine mittlere NCO-
Funktionalität von 1,8-4,2 vorzugsweise von 2,0-4,0, einen Gehalt an aliphatisch
oder cycloaliphatisch gebundenen Isocyanatgruppen von 12,0-21,5 Gew.-% und
einen Gehalt an innerhalb von Polyethylenoxidketten angeordneten Ethylenoxidein
heiten, gerechnet als C2H4O mit einem Molekulargewicht von 44 g/mol, von 2-20 Gew.-%
besitzen, wobei die Polyethylenoxidketten im statistischen Mittel 3-70
Ethylenoxideinheiten aufweisen.
Die Ausgangskomponenten I), II) und gegebenenfalls III) können in beliebiger
Reihenfolge unter Ausschluß von Feuchtigkeit, vorzugsweise ohne Lösungsmittel,
umgesetzt werden. Mit steigender Menge an Komponente II) wird eine höhere Vis
kosität des Endproduktes erreicht. Wenn die Viskosität über 100 m Pas ansteigt, so
ist es sinnvoll, in Gegenwart eines Lösungsmittels zu arbeiten, das vorzugsweise mit
Wasser mischbar, aber gegenüber dem Polyisocyanat inert ist. Geeignete Lösungs
mittel sind z. B. Alkyletheracetate, Glykoldiester, Toluol, Carbonsäureester, Aceton,
Methylethylketon, Tetrahydrofuran und Dimethylformamid.
Durch die Mitverwendung an sich bekannter Katalysatoren wie Dibutylzinndilaurat,
Zinn-(II)-octoat oder 1,4-Diazabicyclo[2,2,2]octan in Mengen von 10-1000 ppm,
bezogen auf die Komponenten I), II) und gegebenenfalls III), kann die Umsetzung
der Komponenten beschleunigt werden. Die Reaktion wird im Temperaturbereich bis
130°C, vorzugsweise im Bereich von 10-100°C und besonders bevorzugt von 20 bis
80°C durchgeführt. Der Verlauf der Umsetzung wird dabei unter Bestimmung des
NCO-Gehaltes durch Titration oder durch Aufnahme von IR-Spektren und Aus
wertung der NCO-Bande bei 2260-2275 cm-1 verfolgt. Die Umsetzung ist beendet,
wenn der Isocyanatgehalt nicht mehr als 0,1 Gew.-% oberhalb des Wertes liegt, der
bei vorgegebener Stöchiometrie im Fall des vollständigen Umsatzes erreicht wird. In
der Regel sind Reaktionszeiten von weniger als 24 Stunden ausreichend. Bevorzugt
ist die lösungsmittelfreie Synthese der erfindungsgemäß einzusetzenden selbstdisper
gierenden Isocyanate.
In einer weiteren Ausführungsform ist es auch möglich, die erfindungsgemäß in Schritt
b) einzusetzenden selbstdispergierenden Isocyanate herzustellen durch Mischen von
- 1. nicht modifizierten Polyisocyanaten I),
- 2. Polyisocyanaten, die durch Umsetzung von Polyisocyanaten I) mit NCO- reaktiven Verbindungen III) erhalten werden, wobei das Äquivalentverhältnis der NCO-reaktiven Gruppen der Verbindungen III) zu den eingesetzten NCO- Gruppen der Komponente I) 1 : (1-1000) beträgt, und
- 3. Polyisocyanaten, die durch Umsetzung von Polyisocyanaten I) mit Poly alkyenoxidalkoholen, -aminen und / oder -thiolen II) erhalten werden, wobei das Äquivalentverhältnis der NCO-reaktiven Gruppen der Komponente II) zu den eingesetzten NCO-Gruppen der Komponente I) 1 : (1-1000) beträgt.
Bei dieser Herstellungsvariante sind die Anzahl der NCO-reaktiven Äquivalente, der
Polyalkylenoxidgehalt, der NCO-Gehalt und die NCO-Funktionalität durch ent
sprechende Einwaagen der obigen drei Komponenten vom Fachmann so einzustellen,
daß das erhaltene Gemisch die für die Wasserdispergierbarkeit erforderliche Zu
sammensetzung hat, wobei die bereits genannten Vorzugsbereiche gelten.
Die selbstdispergierbaren Isocyanate sind technisch gut handhabbar und viele
Monate unter Ausschluß von Feuchtigkeit lagerstabil.
Die selbstdispergierbaren Isocyanate werden in Schritt b) des erfindungsgemäßen
Verfahrens vorzugsweise ohne organische Lösungsmittel eingesetzt. Aufgrund ihrer
Selbstdispergierbarkeit sind diese Isocyanate bei Temperaturen bis 100°C in Wasser
ohne Einwirkung hoher Scherkräfte leicht zu emulgieren. Die Isocyanat-
Konzentration in der Emulsion kann dabei bis zu 70 Gew.-% betragen. Es ist aber
vorteilhafter, Emulsionen mit einer Isocyanat-Konzentration von bis zu 50 Gew.-%
herzustellen, die dann vor der Dosierstelle gegebenenfalls noch weiter verdünnt
werden können. Zur Emulgierung eignen sich die in der Technik üblichen Misch
aggregate (Rührer, Mischer mit Rotor-Stator-Prinzip oder Hochdruckemulgier
maschinen). In der Regel reicht ein statischer Mischer aus. Die erhaltenen
Emulsionen besitzen eine Verarbeitungszeit von bis zu 24 Stunden, die von der
Struktur der eingesetzten selbstdispergierbaren Isocyanate, insbesondere von deren
Gehalt an basischen N-Atomen abhängt.
Die Behandlung der Wolle mit der wäßrigen Dispersion der selbstdispergierenden
Isocyanate in Schritt b) erfolgt nach üblichen Verfahren des Standes der Technik.
Geeignet ist beispielsweise eine diskontinuierliche Arbeitsweise im Ausziehver
fahren oder eine kontinuierliche Arbeitsweise durch Tauchen, Walzenauftrag,
Foulardieren, Aufsprühen, Aufspritzen oder Lisseusenapplikation gegebenenfalls
unter Verwendung von Färbeapparaten, Rührwerken etc. zur Bewegung der Be
handlungsflotte. Das Flottenverhältnis ist in weiten Grenzen wählbar und kann im
Bereich von 1 : (5-20), bevorzugt von 1 : (5-10), liegen. Das selbstdispergierende
Isocyanat wird dabei mit 0.1-5 Gew.-%, bevorzugt mit 0.5-2.5 Gew.-%, bezogen auf
das Gesamtgewicht der Flotte eingesetzt.
Die Durchführung der Coronabehandlung bei Normaldruck hat im Vergleich zu der
in der DE 196 16 776 C1 beschriebenen Niederdruck-Plasmabehandlung den Vor
teil, daß die apparative Anordnung sehr viel weniger aufwendig ist als bei der
Niederdruck-Behandlung. Es sind keine Vakuumpumpen erforderlich, und es entfällt
auch die Anbringung spezieller Vakuumschleusen.
Claims (11)
1. Filzfrei ausgerüstete Wolle, dadurch gekennzeichnet, daß die Wolle
- a) in einer Coronabehandlung einem Plasma ausgesetzt und
- b) anschließend mit einer wäßrigen Dispersion selbstdispergierender Isocyanate
2. Filzfrei ausgerüstete Wolle nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß es
sich bei der Wolle um Rohwolle nach der Rohwollwäsche, gefärbten oder un
gefärbten Wolllkammzug, gefärbtes oder ungefärbtes Wollgarn, -gestricke,
-gewirke oder -stoffe handelt.
3. Filzfrei ausgerüstete Wolle nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß die Coronabehandlung bei einem Druck im Bereich von 100 mbar
bis 1.5 bar, bevorzugt bei Normaldruck durchgeführt wird.
4. Filzfrei ausgerüstete Wolle nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, daß die in Schritt b) verwendeten selbst
dispergierenden Isocyanate einen Isocyanatgehalt von 1 bis 25 Gew.-%, ge
rechnet als NCO (mit einem Molekulargewicht von 42 g/mol) besitzen und
erhältlich sind durch Umsetzung in beliebiger Reihenfolge von
- A) organischen Polyisocyanaten mit einer mittleren NCO-Funktionalität von 1,8 bis 4,2 mit
- B) Polyalkylenoxidalkoholen, -aminen und/oder -thiolen der Formel 1,
R1R2N-(CHX-CHY-O)n-CHX-CHY-ZH (1)
wobei
n eine Zahl von 3-70 darstellt,
X und Y Wasserstoff oder Methyl bedeuten, wobei für den Fall, daß einer der Reste X oder Y Methyl darstellt, der andere Wasserstoff sein muß,
R1 und R2 unabhängig voneinander geradkettige oder verzweigte C1-C6-Alkyl reste oder geradkettige oder verzweigte C1-C6-Acylreste bedeuten, wo bei für den Fall, daß R1 ein geradkettiger oder verzweigter C1-C6-Acyl rest ist, R2 auch Wasserstoff sein kann, und weiterhin R1 und R2 ge meinsam auch einen -(CH2)m-Alkylenrest mit m = 4, 5, 6 oder 7 bilden können, worin eine oder zwei CH2-Gruppen durch O und/oder NH ersetzt sein können und/oder eine oder zwei CH2-Gruppen durch Methyl substituiert sein können, und
Z für O, S oder NH steht,
und gegebenenfalls- A) weiteren NCO-reaktiven Verbindungen, die anionische, kationische
und/oder potentiell anionische oder kationische Gruppen enthalten,
und gegebenenfalls - B) weiteren Hilfs- und Zusatzstoffen.
- A) weiteren NCO-reaktiven Verbindungen, die anionische, kationische
und/oder potentiell anionische oder kationische Gruppen enthalten,
5. Filzfrei ausgerüstete Wolle nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß
die organischen Polyisocyanate I) nicht modifizierte, aliphatische, cyclo
aliphatische, araliphatische oder aromatische Isocyanate mit einer mittleren
NCO-Funktionalität von 1.8-4.2 sind.
6. Filzfrei ausgerüstete Wolle nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß
die Polyalkylenoxidalkohole, -amine und/oder -thiole gemäß Formel 1 im
statistischen Mittel 6-60 und bevorzugt 7-20 Alkylenoxideinheiten pro Mole
kül enthalten.
7. Filzfrei ausgerüstete Wolle nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß
die es sich um Polyethylenoxid/propylenoxidalkohole, -amine und/oder -thiole
handelt, die bevorzugt einen Anteil von mindestens 60 Mol-%, vorzugsweise
mindestens 70 Mol-% an Ethylenoxideinheiten, bezogen auf die Summe aus
Ethylenoxid- und Propylenoxideinheiten, aufweisen.
8. Filzfrei ausgerüstete Wolle nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß
die NCO-reaktiven Verbindungen III)
- a) hydroxy- oder aminofunktionelle Verbindungen mit tertiären Amino gruppen,
- b) hydroxy- oder aminofunktionelle Verbindungen mit Carboxyl- oder Sulfonsäuregruppen,
- c) hydroxy- oder aminofunktionelle Verbindungen mit Carboxylat- oder Sulfonatgruppen, deren Gegenionen Metallkationen aus der Alkali- oder Erdalkaligruppe oder Ammoniumionen sind, oder
- d) hydroxy- oder aminofunktionelle Verbindungen mit Ammonium gruppen, die durch Alkylierung oder Protonierung aus den tertiären Aminogruppen der Verbindungen i) erhältlich sind,
9. Verfahren zur Filzfreiausrüstung von Wolle, dadurch gekennzeichnet, daß die
Wolle
- a) in einer Coronabehandlung einem Plasma ausgesetzt und
- b) anschließend mit einer wäßrigen Dispersion selbstdispergierender Iso cyanate behandelt wird.
10. Verfahren zur Filzfrei-Ausrüstung von Wolle nach Anspruch 9, dadurch ge
kennzeichnet, daß die Nachbehandlung b) der in Schritt a) vorbehandelten
Wolle im Auszugverfahren oder kontinuierlich durch Tauchen, Walzenauf
trag, Foulardieren, Aufsprühen oder Aufspritzen erfolgt.
11. Verfahren nach Anspruch 9 oder 10, dadurch gekennzeichnet, daß die
Coronabehandlung der Wolle über einen Zeitraum von 1-60 Sekunden, be
vorzugt 2-40 Sekunden und insbesondere 3-30 Sekunden, durch Anlegen
einer Wechselspannung von 1-20 kV im Frequenzbereich zwischen 1 kHz bis
1 GHz, bevorzugt 1-100 kHz durchgeführt wird, wobei die Wechselspannung
entweder kontinuierlich, mit Einzelpulsen oder mit Pulszügen und da
zwischenliegenden Pausen zugeführt wird.
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