DE19808055A1 - Verfahren und Apparatur zur Herstellung von dreidimensionalen Gewebezellkulturen - Google Patents
Verfahren und Apparatur zur Herstellung von dreidimensionalen GewebezellkulturenInfo
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- C12—BIOCHEMISTRY; BEER; SPIRITS; WINE; VINEGAR; MICROBIOLOGY; ENZYMOLOGY; MUTATION OR GENETIC ENGINEERING
- C12M—APPARATUS FOR ENZYMOLOGY OR MICROBIOLOGY; APPARATUS FOR CULTURING MICROORGANISMS FOR PRODUCING BIOMASS, FOR GROWING CELLS OR FOR OBTAINING FERMENTATION OR METABOLIC PRODUCTS, i.e. BIOREACTORS OR FERMENTERS
- C12M21/00—Bioreactors or fermenters specially adapted for specific uses
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- C12M35/00—Means for application of stress for stimulating the growth of microorganisms or the generation of fermentation or metabolic products; Means for electroporation or cell fusion
- C12M35/04—Mechanical means, e.g. sonic waves, stretching forces, pressure or shear stimuli
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Apparatur zur Herstellung von dreidi
mensionalen Gewebezellkulturen auf speziellen Trägermaterialen, eine Apparatur
zur zyklischen oder permanenten mechanischen Belastung des Zell-Strukturat-
Komplexes sowie Verwendungen der Verfahren und Apparaturen.
Beim sog. "Tissue Engineering" ist es das Ziel, künstliche Bindegewebs- und Epit
helgewebe sowie neuronale Organoide mittels Zellen, die auf verschiedensten Bio
matrices (Strukturate) kultiviert werden, zu erstellen. Gefordert ist die Herstellung
von Gewebestrukturen mit speziellen, möglichst körperspezifischen Eigenschaften.
Anwendungsbereiche für das "Tissue Engineering" sind etwa die Implantatherstel
lung (Generierung von Binde- und Stützgeweben, funktionellen Epithelien, Gefäßen
oder Gewebesystemen (Leber, Knorpel etc. )), physiologische Untersuchungen an
"in vitro"-Gewebekulturen (Medium, Metabolismus etc.), Kompatibilitäsuntersuchun
gen an Biomaterialien oder Verträglichkeitsprüfungen von Medikamenten. Bei der
Herstellung von Knorpelimplantaten ist es zusätzlich zu der differenzierten Technik
des "Tissue Engineering" nach dem derzeitigen Stand des Wissens erforderlich, die
physiologische Funktionalität durch mechanische Belastung (zyklisch, statisch) zu
verbessern.
Bei der Herstellung von funktionsfähigen Geweben kann in mehreren Schritten vor
gegangen werden, wobei der zentrale Punkt die Steuerung der Differenzierung im
kultivierten Gewebe ist. In einem ersten Schritt werden die Zellen in Flaschenkultu
ren vermehrt. Für die weitergehende Kultivierung sieht ein Konzept, wie es z. B.
Minut et al. (1) vorschlagen, vor, die Zellen auf eine spezielle Gewebeunterlage auf
zubringen. Hierbei kann es sich um Filterunterlagen, Vliese oder Matrices mit einer
Schwammstruktur, ggf. aus bioabbaubaren Polymeren handeln. Die so erstellten
Gewebe werden anschließend in eine Perfusionskammer eingebracht, in der eine
verbesserte und kontrollierte Versorgung mit Substraten und Sauerstoff sowie eine
Entsorgung von Stoffwechselprodukten stattfinden kann.
Vorrichtungen und Verfahren für die Anzucht von Gewebezellen sind bekannt. Von
Minuth (1-3) wird ein Perfusionsgerät beschrieben, in dem die Zellen auf einer ge
eigneten Unterlage in einem Gewebeträger aufwachsen können. Letzterer wird an
schließend in einen Kulturcontainer eingesetzt und permanent mit frischem Medium
durchströmt. In einem speziellen Gradientencontainer lassen sich bis zu 6 Gewebe
träger unterbringen.
Die genannte Vorrichtung hat mehrere Nachteile. Das Aufbringen der Zellen auf
dem Gewebeträger sowie dessen Einsetzen in den Kulturcontainer muß manuell mit
Hilfe von Pipetten und Pinzetten erfolgen. Diese Vorgehensweise ist mit einem ho
hen Kontaminationsrisiko verbunden und die Zellen lassen sich nicht in den not
wendigen hohen Dichten auf das Trägermaterial aufbringen. Zudem lassen sich nur
flächige Trägermaterialien verwenden, nicht jedoch partikelförmige, wie sie etwa bei
der Erstellung von Knorpelstrukturen erforderlich sind.
Des weiteren lassen sich bei den genannten Apparaturen auf Grund der Konstrukti
on keine mechanischen Belastungen auf die kultivierten Zellen aufbringen. Generell
ist festzustellen, daß Versuche mit mechanischer Belastung bislang zwar in stati
schen Kulturen durchgeführt und veröffentlicht wurden 141, ein System mit kontinu
ierlicher Versorgung der Zellen während der Belastung bisher aber nicht vorgestellt
wurde.
Bei dem neuartigen Verfahren werden die Zellen in einem speziellen Zentrifugati
onseinsatz mit variabler Dichte auf ein Trägermaterial aufzentrifugiert. Das Unterteil
des Zentrifugationseinsatzes wird anschließend in eine speziell konstruierte Fließ
kammer eingesetzt, in der die Zellen kontinuierlich mit frischem Medium versorgt
werden können. Die Aufbringung mechanischer Kompression oder hydrostatischen
Druckes über Stößel bietet die Möglichkeit der mechanischen Stimulation der Zel
len.
Vorteile der Erfindung sind einerseits in der Minimierung der Arbeitsgänge und da
mit der Fehlerquellen (Unsterilität) sowie der zuverlässigeren Durchführbarkeit zu
sehen. Des weiteren lassen sich durch die Zentrifugation schon bei der Erstellung
des Gewebepellets die für die Chondrogenese optimalen Zelldichten einstellen. Die
geometrische Struktur des Gewebepellets kann klar definiert werden. Der Betrieb in
der Fließkammer erlaubt es, definierte und reproduzierbare Prozeßbedingungen
einzustellen und die Prozeßparameter zu kontrollieren. Durch Ergänzung mit einer
Dialysestufe lassen sich inhibierende niedermolekulare Metabolite ohne Verlust an
unersetzbaren parakrinen Faktoren abtrennen oder auch höhermolekulare Faktoren
in geringeren Dosen zufüttern.
Die zyklische mechanische Belastung der Zellen ermöglicht die Simulation von "in
vivo" Zuständen und die Stimulation der Produktion von Matrixbestandteilen sowie
die Umstrukturierung der interzellularen Substanzen. Dies kann bei dieser Erfindung
über längere Zeiträume als bei statischen Kulturen geschehen, da eine kontinuierli
che Versorgung sichergestellt ist.
Weitere Merkmale, Einzelheiten und Vorzüge der Erfindung sind in den Zeichnun
gen dargestellt und werden im folgenden beschrieben.
Fig. 1: Ablaufschema inkl. mechanischer Belastung,
Fig. 2: Schema Gesamtreaktor,
Fig. 3: Konstruktionszeichnung des Zentrifugationseinsatzes,
Fig. 4: Konstruktionszeichnung Kulturkammer,
Fig. 5: Konstruktionszeichnung Belastungsapparatur,
Fig. 1 verdeutlicht ein mögliches Anwendungsgebiet des neuartigen Verfahrens, die
Gewinnung autologer Knorpelproben für die Implantation. In einem ersten Schritt (1)
wird gesundes Knorpelgewebe entnommen. Die Zellen werden in einem Verdau
ungsschritt (2) vereinzelt und in Kulturflaschen ausgesät. In der Proliferationsphase
kann die Matrixsynthese durch geeignete Maßnahmen zugunsten einer erhöhten
Mitoserate weitgehend abgeschaltet werden. Sind ausreichend Zellen vorhanden,
werden diese in einem speziellen Zentrifugeneinsatz auf ein Trägermaterial (z. B.
Hydroxyapatit) zu einem Zellpellet zentrifugiert (3). Es ist bekannt, daß Chondro
zyten unter solchen Kulturbedingungen redifferenzieren und mit der Sezernierung
der für die Ausbildung des Knorpels wichtigen Substanzen beginnen.
Nach der Zentrifugation werden die Zellpellets in eine Fließkammer für Gewebe
kulturen eingesetzt (4). In dieser Phase kann durch Aufbringen von mechanischer
Belastung die Ausbildung der Knorpelmatrix verbessert werden. Nach wenigen Wo
chen hat sich ein implantierbares Knorpelpellet gebildet, das entnommen (5) wird
und anschließend in das defekte Gelenk eingebracht wird (6).
Fig. 2 zeigt eine mögliche Ausführungsform des Anzucht-Reaktors bestehend aus
einer Kulturkammer (1), einem Vorlagegefäß für das Kulturmedium (2) sowie einer
Umwälzpumpe (3). Kulturkammer und Vorlagegefäß werden temperiert. In der Kul
turkammer, die in Fig. 4 im Detail beschrieben wird, erfolgt die Anzucht der Gewe
be-Zellpellets. Im Vorlagegefäß erfolgt die Begasung und Durchmischung des Kul
turmediums sowie die Probenahme. Ergänzend können Meßsonden zur Bestim
mung der Sauersoffkonzentration oder des pH-Wertes eingesteckt werden. Das
Kulturmedium wird entweder satzweise (batch) oder kontinuierlich ausgetauscht. Mit
Hilfe der Umwälzpumpe wird das Medium aus dem Vorlagegefäß durch die Kultur
kammer und zurück gepumpt.
Fig. 3 zeigt den Zentrifugationseinsatz bestehend aus einem Einsatz für die Zell
pellets (1) mit einer Vertiefung für die Aufnahme des Zellträgers (4) und einem
Oberteil (2), daß durch ein Diaphragma (3) verschlossen ist. Beide Teile sind so
konstruiert, daß sie im verschraubten Zustand in die Standardvorrichtung einer
Zentrifuge passen. In die Vertiefung des Einsatz für die Zellpellets werden die Trä
germaterialien, auf denen die Gewebezellen immobilisiert werden sollen, vorgelegt.
Bei temperaturstabilen Trägermaterialien wird der Einsatz mit dem Oberteil ver
schraubt und dieser mit einem Diaphragma verschlossen. Die verschraubte Einheit
wird bei 121°C autoklaviert. Bei nicht temperaturstabilen kann der Einsatz z. B. mit
Ethylenoxid separat sterilisiert und anschließend mit dem autoklavierten Oberteil
verschraubt werden.
Nach der Sterilisation wird über das Diaphragma mittels einer sterilen Spritze eine
Suspension mit den Gewebezellen eingefüllt. In einer Zentrifuge werden die Zellen
auf die Trägermaterialien aufzentrifugiert. Anschließend wird über das Diaphragma
der zellfreie Überstand abgezogen und der Einsatz mit den jetzt aufzentrifugierten
Zellen in die Kulturkammer eingesetzt. Die gesamten Arbeiten müssen unter sterilen
Bedingungen erfolgen.
Fig. 4 zeigt eine mögliche Ausführungsform der Kulturkammer (1) mit mehreren Ein
sätzen für Zellpellets, den jeweiligen Einschraubeinsätzen (2) sowie der Abdeckung
(3). Die Kulturkammer besteht aus einer Grundplatte, in die ein rechteckiger Kanal
eingearbeitet ist. Über Schlauchanschlüsse und Verteilerschlitze (Zulauf (4), Ablauf
(5)) kann Medium durch den Kanal gepumpt werden. In den Kanal sind mehrere
Bohrungen gesetzt, in die entweder Blindverschlüsse oder die in Fig. 2 beschriebe
nen Einsätze mit aufzentrifugierten Zellpellet eingeschraubt werden.
Die Abdeckung kann entweder aus einem Sichtglas oder einer elastischen Mem
bran bestehen, die es ermöglicht, mechanische Belastungen aufzubringen (siehe
Fig. 5).
Fig. 5 zeigt eine mögliche Ausführungsform der Belastungsapparatur. Der Reaktor
(1) ist auf einer Grundplatte (2) befestigt, an deren Ecken vier Wellen (3) montiert
sind. Gleitlager (4), die an den Ecken einer über dem Reaktor gelagerten Platte (5)
angebracht sind, laufen auf diesen Wellen (4) in vertikaler Richtung. In dieser Platte
sind von unten Stößel (6) angebracht, die die mechanische Belastung auf das Kon
strukt übertragen sollen. Über einen pneumatischen Hubzylinder (7), der über ein
Magnetventil angesteuert wird, kann eine dem gewählten Vordruck entsprechende
Kraft in die Platte eingeleitet werden. Federn (8) an den Wellen bewirken eine
schnelle Rückstellung beziehungsweise Entlastung. Mit Druckfedern an den einzel
nen Stößeln (9) kann die auf das Konstrukt wirkende Kraft eingestellt werden. Des
weiteren ist durch Abstandshalter (10) eine genau Vorgabe der Kompressionsstrecke
möglich.
- (1) Minuth, W.W., S. Kloth, J.Aigner, P. Steiner: MINUSHEET-Perfusionskultur: Simulierung eines gewebetypischen Milieus. BIOSCOPE 4: 20-25 (1995).
- (2) Patentschrift DE 42 00 446 C2 (Minuth)
- (3) Patentschrift US 5.316.945 (Minuth)
- (4) N. M. Bachrach, W. B. Valhmu, E. Stazzone, A. Ratcliffe, W. M. Lai, V. C. Mow: Changes in proteoglycan synthesis of chondrocytes in articular cartila ge are associated with the time-dependent changes in their mechanical envi ronment. J. BIOMECHANICS, Vol. 28, NO. 12, pp 1561-1569 (1995).
Claims (6)
1. Verfahren zu Gewinnung von Gewebepellets, dadurch gekennzeichnet, daß die
Zellen zunächst auf eine Trägermatrix aufzentrifugiert und anschließend in einer
Perfusionskammer kultiviert werden.
2. Apparatur zur Kultivierung von Gewebezellen zur Durchführung des Verfahrens
nach Anspruch 1 bestehend aus einem Zentrifugationseinsatz und einer Perfusi
onskammer, dadurch gekennzeichnet, daß der Zentrifugationseinsatz teilbar ist und
ein Teil in die Perfusionskammer eingesetzt werden kann.
3. Apparatur nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Kammer von oben
mit einem Sichtglas versehen ist.
4. Apparatur nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Kammer von oben
mit einer elastischen Membran versehen ist.
5. Apparatur nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß mechanische Stößel
auf die Membran bzw. die Kulturen einwirken können.
6. Apparatur nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Stößel mit
Druckfedern gehalten werden.
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