DE19747267A1 - Verfahren zum Durchsetzfügen und Vorrichtung zu seiner Durchführung - Google Patents
Verfahren zum Durchsetzfügen und Vorrichtung zu seiner DurchführungInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Durchsetzfügen von Blechteilen
und eine Vorrichtung zu seiner Durchführung.
Als Durchsetzfügen bezeichnet man eine seit etwa einhundert Jahren be
kannte Technik, um flächig aufeinanderliegende Blechteile lokal mit
einander zu verbinden. Ein von einer Presse angetriebener Stempel und
eine stationäre Matrize begrenzen einen Fügebereich. Wird der Stempel in
Richtung Matrize bewegt, wird das Material der Bleche in einen Hohlraum
der Matrize tiefgezogen. Erreicht das matrizenseitige Blech den Boden
des Hohlraums, der von einem Amboß gebildet wird, und wird der Druck auf
den Stempel aufrechterhalten oder erhöht, kann sich der Boden des durch
gezogenen Fügeabschnitts seitlich ausbreiten, da das Material gequetscht
wird und die den Matrizenhohlraum seitlich begrenzenden Wandungen aus
weichen. Beispiele solcher Fügewerkzeuge sind in EP-B-77 932 offenbart.
Ein Vorteil solcher Fügewerkzeuge besteht darin, daß mit einem einzigen
Pressenhub sowohl das Tiefziehen als auch das Breitquetschen des Blech
materials erfolgen. Allerdings müssen dabei Kompromisse hinsichtlich der
Auslegung der Werkzeuge geschlossen werden. So müssen die die Seitenwän
de des Matrizenhohlraums definierenden Elemente einerseits eine hohe Fe
stigkeit aufweisen, um als Widerlager beim Tiefziehen zu dienen, ande
rerseits hinreichend flexibel sein, um beim Breitquetschen ausweichen zu
können. Verteilt man beide Funktionen auf getrennte Elemente, werden zu
sätzliche Montageschritte bei der Matrize erforderlich.
Eine andere Lösung ist in EP-B-272 372 vorgesehen. Mittels eines Stem
pels und einer Matrize wird in einer ersten Arbeitsstation der Tiefzieh
vorgang ausgeführt. Die Bleche werden dann zu einer zweiten Arbeitssta
tion transportiert, wo derselbe Stempel mit einem Amboß zusammenwirkt,
um das Breitquetschen auszuführen. Diese Vorgehensweise ist vor allem
für Arbeiten geeignet, bei denen durchlaufende Bleche an mehreren Stel
len zu fügen sind, die Bleche also ohnehin transportiert werden müssen.
Je nach Materialeigenschaften der Bleche und der Dicke der zu fügenden
Teile sind, erhebliche Umformenergien aufzubringen. Werden beispielsweise
mehrere Sätze von Fügewerkzeugen in eine größere Vorrichtung eingebaut,
sind schwere Pressen notwendig. Bei Einzelfügevorrichtungen setzt man
gewöhnlich die Matrize stationär in einen Schenkel eines C-förmigen Bü
gels, einer Zangenanordnung oder eine analoge Vorrichtung ein, dessen
anderer Schenkel eine Führung für den Stempel aufweist. Für den Stempel
antrieb wird dann ein Hydraulik-Arbeitszylinder (oder auch ein Pneuma
tikzylinder oder eine Exzenterpresse) verwendet, dessen Kolben am Stem
pel angreift, während die Reaktionskräfte über den Zylinderkorpus in den
C-Bügel abgeleitet werden. Für den Hub ist entweder eine Kraft- oder ei
ne Wegbegrenzung vorgesehen. Die erforderlichen Drücke des Hydraulikme
diums liegen in der Größenordnung von einigen zehn Bar und bis zu 500
Bar. Die Schlauchzu- und -ableitungen sind entsprechend unflexibel, mas
siv und schwer.
Aus den vorstehend geschilderten Gründen bleiben dem Durchsetzfügen be
stimmte Einsatzgebiete verschlossen, für die es sich gleichwohl beson
ders eignen würde.
So sind die oben beschriebenen Fügegeräte mit ihren Hydraulikschläuchen
häufig zu schwer und unbeweglich, um an schnell arbeitenden Robotern et
wa der Kraftfahrzeugindustrie eingesetzt zu werden.
Ein weiteres Beispiel sind Hausbauten vor allem in den USA, wo die her
kömmlichen Fachwerke aus Holz durch solche aus Stahlprofilen ersetzt
werden, bei denen es wünschenswert wäre, daß sie vom Bauherrn selbst ge
fügt werden könnten. Das Gewicht der herkömmlichen Fügegeräte und die
fehlende Flexibilität der Leitungen machen deren Einsatz für solche
Zwecke jedoch äußerst unpraktisch.
Aufgabe der Erfindung ist es, ein Fügeverfahren nach dem Oberbegriff des
Patentanspruchs 1 zu schaffen, das den Einsatz leichter und unter Be
rücksichtigung der Kosten auch der Antriebsaggregate preisgünstiger Ge
räte ermöglicht.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die Umformenergie
als ein oder mehrere Impulse einer auftreffenden beschleunigten Masse
zugeführt wird.
Die in jedem Einzelschritt zugeführte Energie muß ausreichen, das Mate
rial unter Durchlaufen des elastischen Bereichs der Verformungskennlinie
bis in den plastischen Bereich hinein umzuformen. Es ist dabei bevor
zugt, über diese Mindestenergie nicht weit hinauszugehen, um die Vor
teile des erfindungsgemäßen Verfahrens voll nutzen zu können.
Diese Einzelschritt-Mindestenergie ist überraschend gering und ermög
licht so, kleine, leichte und preisgünstige Fügegeräte auch für das Fü
gen von Stahlblechen von zweimal 1 mm oder darüber zu schaffen. Da die
jeweiligen Reaktionskräfte ebenfalls in jedem Einzelschritt aufzunehmen
sind, können auch relativ leichte C-Bügel (oder analoge Halterungen)
verwendet werden.
Es hat sich bewährt, die Einzelschritt-Energiezufuhr dadurch vorzuneh
men, daß eine im Abstand von dem Stempel beweglich angeordnete Masse be
schleunigt wird und auf den Stempel auftrifft, wobei die in ihr gespei
cherte kinetische Energie auf den Stempel übertragen wird. Die Anzahl
der erforderlichen Einzelschritte hängt dann von der Größe der Masse und
ihrer Auftreffgeschwindigkeit, also dem auf den Stempel übertragenen Im
puls ab. Da die Auftreffmasse um Größenordnungen höher liegen wird als
die Masse des Stempels und der mit ihm verbindenden Teile, wird praktisch
der gesamte Impuls auf den Stempel übertragen. Dabei empfiehlt es sich,
auf der Gegenseite - also hinter der Matrize - eine relativ große Mas
se anzuordnen, die Reaktionskräfte aufnimmt; der C-Bügel oder andere
Halterungen dienen dann vor allem der Führung des Stempels relativ zu
der Matrize und können entsprechend leicht aufgebaut werden.
Für die Beschleunigung der Auftreffmasse bieten sich zahlreiche Möglich
keiten. Im einfachsten Falle arbeitet man mit einem Fallgewicht. Man
kann aber auch ein Gerät nach Art eines Pneumatikhammers ausbilden, der
über flexible Schläuche an ein vorhandenes Druckluftnetz oder einen Kom
pressor angeschlossen wird. Man kann auch einen Unwucht-Schwingantrieb
nach Art von Verdichtungsmaschinen vorsehen. Weiter kann man mittels ei
nes Hubmagneten eine Schlagfeder vorspannen, oder auch die Masse mittels
einer Explosivladung gegen den Stempel "schießen". Diese Aufzählung er
hebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Die beigefügte Zeichnung stellt weitgehend schematisiert in Seitenan
sicht, teilweise geschnitten, eine Ausführungsform eines Fügegeräts dar,
mit dem das Verfahren gemäß der Erfindung realisiert wird.
In dem unteren Schenkel 10 eines C-Bügels 12 ist die Matrize 14 eines
Fügewerkzeugsatzes eingespannt, zu dem auch der Stempel 16 gehört. Die
Matrize und der Stempel haben eine Bauart, wie sie beispielsweise in der
oben erwähnten EP-B-77 932 offenbart ist. Der Stempel ist an einem Füh
rungskolben 18 befestigt, der in einer Bohrung 20 eines Ansatzes 22 des
C-Bügels geradegeführt und gegen Verdrehung gesichert ist. Der Kolben 18
weist einen Bund 24 auf, und eine Feder 26 ist zwischen dem Bund und ei
ner Schulter 28 eingespannt, die den Führungskolben 18 in Richtung Ma
trize drückt. In der hier dargestellten Ausgangsposition wird somit der
Stempel mit seiner Arbeitsfläche gegen die zu fügenden Werkstücke in An
lage gehalten.
Die zu fügenden Bleche 30 liegen auf einem weggebrochen dargestellten
Stützelement 32 auf und werden von einem vorzugsweise zustellbaren,
ebenfalls weggebrochen dargestellten Klemmhalter 34 in der Fügeposition
gesichert. Die Fügung wird mit Wegbegrenzung ausgeführt; der notwendige
und hinreichende Fügeweg "X" ist der Abstand zwischen dem Bund 24 und
Anschlagflansch 36. Bei anderen Ausführungsformen kann der Fügeweg auch
einstellbar sein.
Der Ansatz 22 weist in Verlängerung seiner Bohrung 20 eine Geradfüh
rungsbohrung 38 für eine Schlagmasse 40 auf. Die Schlagmasse ist in
Pfeilrichtung zu einer hinundhergehenden Bewegung relativ zum Führungs
kolben 18 angetrieben. Die Antriebsorgane sind, wegen der vielen denk
baren Möglichkeiten, absichtlich nicht dargestellt; es sei der Einfach
heit halber angenommen, daß ein Hubmagnet die Schlagmasse 40 gegen die
Vorspannung einer Schlagfeder nach oben auslenkt, die nach Abschalten
'des Hubmagneten die Schlagmasse 40 beschleunigt, bis sie auf den Füh
rungskolben 18 auftrifft.
In der Basis des C-Bügels ist durch Pfeil 42 angedeutet, daß die öff
nungsweite des Bügels einstellbar ist, etwa um den Bügel über eine Ab
kantung zu führen, hinter der die Fügung vorzunehmen ist.
Der Klemmhalter kann zugleich als Abstreifer der gefügten Werkstücke vom
Stempel dienen. Die üblichen federvorgespannten matrizenseitigen Ab
streifer sind hier weniger geeignet, da sie die Impulsübertragung von
der Schlagmasse 40 auf den Führungskolben 18 bremsen würden; man könnte
hebelartige, gegebenenfalls manuell betätigbare Abstreifer verwenden,
die aber zur Vereinfachung der Darstellung nicht gezeichnet sind.
Für das Einlegen der Werkstücke muß natürlich der Stempel 16 samt seinem
Führungskolben 18 gegen die Kraft der Feder 26 nach oben gedrückt wer
den. Wenn hierfür eine Kraftunterstützung vorgesehen wird, kann die Fe
der 26 mit erheblicher Vorspannung auf den Stempel wirken, wodurch die
Größe der benötigten Schlagimpulse entsprechend kleiner gewählt werden
kann.
Die auf und ab pendelnde Masse mit der Schlagfeder oder der Luftsäule
eines pneumatischen Antriebs stellt ein schwingendes System dar, das
vorzugsweise weit unterhalb seiner Resonanzfrequenz betrieben wird. Dann
bleibt nämlich die Baugruppe, bestehend aus Ansatz 22 und C-Bügel, weit
gehend im Stillstand, so daß das Gerät bequem von Hand geführt werden
kann.
Man erkennt, daß auch- bei dem erfindungsgemäßen Verfahren die Fügung
mittels eines einzigen Hubes des Stempels 16 hergestellt wird, den er in
einem oder aber in mehreren diskreten Schritten durchläuft.
Es versteht sich, daß die Erfindung nicht auf das eine beschriebene Aus
führungsbeispiel beschränkt ist. Die Halterung von Stempel und Matrize
können zangenförmig sein; es kann eine Kraftumlenkung über eine schiefe
Ebene vorgesehen werden. Es sind auch Anlagen mit mehreren oder vielen
Sätzen von Fügewerkzeugen vorstellbar, bei denen hinter den Matrizen
eine einzige große gemeinsame Masse vorgesehen ist.
Claims (20)
1. Verfahren zum Durchsetzfügen von Blechteilen, bei dem mittels
eines Werkzeugsatzes aus einem Stempel und einer einen Amboß aufweisen
den Matrize Blechmaterial aus der Blechebene herausverlagert und ge
quetscht wird, dadurch gekennzeichnet, daß die Umformenergie als ein
oder mehrere Impulse einer beschleunigten auftreffenden Masse zugeführt
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß Reak
tionskräfte von einer auf der der auftreffenden Masse abgekehrten Seite,
des Werkzeugsatzes angeordneten Gegenmasse aufgenommen werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß
die Größe der Impulse derart bemessen wird, daß die pro Impuls zugeführ
te Umformenergie eine relativ geringe plastische Deformation der zu fü
genden Materialien bewirkt.
4. Verfahren nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß
eine Schlagmasse parallel zur Stempelführung geführt auf eine gegebene
Geschwindigkeit beschleunigt wird, bevor sie auf den Stempel auftrifft.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die
Schlagmasse elektromechanisch beschleunigt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die
Schlagmasse pneumatisch beschleunigt wird.
7. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die
Schlagmasse durch eine Unwuchtrüttelanordnung beschleunigt wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 4 bis 7, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Schlagmasse Teil eines schwingungsfähigen Systems ist,
das unterhalb seiner Resonanzfrequenz betrieben wird.
9. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die
Schlagmasse durch Zünden eines Explosivstoffes beschleunigt wird.
10. Vorrichtung zum Durchführen des Verfahrens nach Anspruch 4
oder einem auf ihn rückbezogenen Anspruch, gekennzeichnet durch:
- - eine Matrizenhalterung (10),
- - eine stationär in der Matrizenhalterung eingespannte Füge matrize (14),
- - einen relativ zu der Matrize in Fügerichtung verlagerbaren Stempel (16), der in einer Stempelhalterung (18) eingespannt ist,
- - eine Schlagmasse (40), die in Richtung der Stempelhalterung beschleunigbar ist, bis sie auf die Stempelhalterung auftrifft, und
- - Antriebsmittel für die Schlagmasse.
11. Vorrichtung nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß die
Stempelhalterung geradegeführt ist.
12. Vorrichtung nach Anspruch 10 oder 11, dadurch gekennzeichnet,
daß die Stempelhalterung verdrehgesichert ist.
13. Vorrichtung nach Anspruch 10, 11 oder 12, dadurch gekennzeich
net, daß ein C-Bügel (12) vorgesehen ist, in dessen einem Schenkel die
Matrize gehalten ist und in dessen anderem Schenkel die Stempelhalte
rung geführt ist.
14. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 10 bis 13, gekennzeichnet
durch eine Geradführung (38) für die Schlagmasse (40) in Ausfluchtung
mit der Führung (20) der Stempelhalterung.
15. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 10 bis 14, gekennzeichnet
durch eine Federanordnung (26), die den Stempel zu Beginn des Fügens ge
gen die Blechteile vorspannt.
16. Vorrichtung nach Anspruch 13 oder einem auf ihn rückbezogenen
Anspruch, gekennzeichnet durch eine Wegbegrenzung (24 + 36) für die Stem
pelhalterung.
17. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 10 bis 16, gekennzeichnet
durch einen Klemmhalter (34) für das Festklemmen von Werkstücken auf der
Matrize.
18. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 10 bis 17, gekennzeichnet
durch eine matrizenseitige Werkstückabstützung (32).
19. Vorrichtung nach Anspruch 13 oder einem auf ihn rückbezogenen
Anspruch, dadurch gekennzeichnet, daß die öffnungsweite des C-Bügels va
riabel ist.
20. Vorrichtung zum Durchführen des Verfahrens nach Anspruch 2,
gekennzeichnet durch Mittel in Leichtbauweise für das Führen von Stempel
und Matrize relativ zueinander und durch eine Reaktionskräfte aufnehmen
de Gegenmasse auf der der auftreffenden Masse abgekehrten Seite des
Werkzeugsatzes, welche Gegenmasse vorzugsweise deutlich größer ist als
die auftreffende Masse.
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