Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung
eines Fahrgastsitzes für ein Personennahverkehrsmittel
mit einem eine Rückenschale und eine Sitzschale auf
weisendem Mittelabschnitt und jeweils an den Seiten
des Mittelabschnittes angeordneten Tragholmen.
Derartige Fahrgastsitze sind als einteilige Kunst
stoffschalensitze in der Praxis aus Omnibussen, Stra
ßenbahnen und anderen Personennahverkehrsmitteln hin
länglich bekannt.
Diese Fahrgastsitze, welche komplett einstückig in
einer Spritzgußmaschine hergestellt werden, erfordern
einen minimalen Montageaufwand, haben allerdings hin
sichtlich ihrer Herstellung den Nachteil, daß auf der
Rückseite ihres Rückenteiles ein umschließender Holm
gespritzt werden muß, wozu ein entsprechend großes und
teures Werkzeug erforderlich ist.
Des weiteren ist es nachteilig, daß mit dem Werkzeug
lediglich ein Standardsitz hergestellt werden kann und
zur Herstellung von Sitzen mit besonderer Sitz- und
Rückenschale oder Sonderbreiten, wie z. B. einem ex
trabreiten Mutter-Kind-Sitz oder einem besonders
schmalen Sitz an Engstellen in einem Fahrzeug, ein
eigenes Werkzeug erforderlich ist.
Aus der DE 296 01 935 U1 ist ein Fahrgastsitz für ein
Nahverkehrmittel bekannt, bei dem der Mittelabschnitt
und daran seitlich anbringbare L-förmige Tragholme als
separate Teile gefertigt und nachträglich miteinander
verbunden werden.
Mit dieser Lösung wird zwar eine flexible Gestaltung
der Sitze, auch hinsichtlich der Sitzbreite, ermög
licht, jedoch müssen sämtliche Elemente auf eigenen
Werkzeugen hergestellt und anschließend aufwendig mon
tiert werden, wodurch hohe Herstellungskosten und vor
allem hohe Werkzeugkosten anfallen.
Des weiteren ist die Festigkeit der Tragholme im Be
reich des Überganges von Rückenteil zu Sitzteil nicht
ausreichend, weshalb zur Verstärkung der Tragholme in
aufwendiger Weise Metallversteifungselemente eingefügt
werden müssen.
Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe
zugrunde, ein Verfahren zur Herstellung eines Fahr
gastsitzes für ein Personennahverkehrsmittel bereit zu
stellen, mit dem Fahrgastsitze der eingangs genannten
Art bei Beibehaltung einer einfachen und sicheren Kon
struktion mit möglichst geringem und kostengünstigen
Werkzeugaufwand mit unterschiedlichen Gestaltungen
oder Breiten hergestellt werden können.
Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe durch die im An
spruch 1 genannten Merkmale gelöst.
Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren können vorteilhaf
terweise auf einem Werkzeug kostengünstig einstückige
Standardsitze als auch die Tragholme für Sondersitze
z. B. mit besonders breitem oder schmalem Mittelab
schnitt, wie einem sogenannten Eineinhalb-Sitz für
Mütter mit Kindern oder schmalen Gangsitzen, oder mit
einem hinsichtlich der Materialwahl abweichenden Mit
telabschnitt hergestellt werden.
Hierzu wird beim Gießen eines Sondersitzes an der
Stelle eines Mittelabschnittes eines Standardsitzes in
dem Gußwerkzeug auf einfache Art und Weise ein Gußkern
eingesetzt, so daß standardisierte Tragholme herge
stellt werden, zwischen die ein beliebig breiter Mit
telabschnitt eingesetzt werden kann.
Neben der möglichen Variantenvielfalt läßt sich mit
dem erfindungsgemäßen Verfahren vor allem die Teilean
zahl gegenüber bekannten Lösungen mit ähnlichen Varia
tionsmöglichkeiten verringern, da ein erfindungsgemäß
hergestellter Fahrgastsitz im Grundaufbau einstückig
ist und bei Sondersitzen aus nur vier Grundbauteilen,
nämlich Tragholme, Rückenschale und Sitzschale, zusam
mengesetzt ist. Dadurch vereinfacht, beschleunigt und
vergünstigt sich auch die Montage eines derartigen
Fahrgastsitzes erheblich.
In einer besonders vorteilhaften Ausführung des erfin
dungsgemäßen Verfahrens können die Tragholme annähernd
C-förmig im Querschnitt und im wesentlichen L-förmig
in Längsrichtung sowie mit Rippen ausgebildet werden.
Insbesondere die Ausbildung der Tragholme mit Rippen
trägt bedeutend zur Versteifung von diesen bei, so daß
keine weiteren Versteifungselemente in den Tragholmen
erforderlich sind.
Eine besonders hohes Widerstandsmoment der Tragholme
läßt sich erzielen, wenn die Rippen im wesentlichen
senkrecht zu der Fläche der Rückenschale und entgegen
deren Krafteinwirkung angeordnet werden, wobei die
Rippen in vorteilhafter Weise parallel in Längsrich
tung des Tragholmes und in Richtung des Mittelab
schnittes verkürzt ausgebildet werden können.
Die Ausrichtung der Rippen entgegen der Rückenschale
verleiht den Tragholmen eine so große Festigkeit, daß
sämtliche funktionalen Teile an den Tragholmen befe
stigt werden können, da diese bei Gewährleistung einer
hohen Betriebssicherheit auch in Unfallsituationen zur
Aufnahme aller Kräfte im Stande sind.
Weitere Vorteile und Ausführungen des erfindungsgemä
ßen Verfahrens ergeben sich aus den weiteren Unteran
sprüchen und den nachfolgend anhand der Zeichnung
prinzipmäßig beschriebenen Ausführungsbeispielen.
Es zeigt:
Fig. 1 eine perspektivische Ansicht eines erfindungs
gemäß hergestellten Fahrgastsitzes mit Stan
dardbreite,
Fig. 2 eine Explosionsdarstellung eines erfindungsge
mäß hergestellten Fahrgastsitzes mit einer
Sonderbreite, und
Fig. 3 einen Querschnitt durch seitliche Tragholme
der Fahrgastsitze gemäß Fig. 1 oder Fig. 2.
Bezugnehmend auf Fig. 1 ist ein einstückig aus Kunst
stoff gegossener Fahrgastsitz 1 für ein Personennah
verkehrsmittel äußerst schematisiert dargestellt, wel
cher einen Mittelabschnitt 2 mit einer Rückenschale 3
und eine Sitzschale 4 aufweist. Seitlich des Mittelab
schnittes 2, welcher in Fig. 1 ohne Polsterauflage
dargestellt ist, schließt sich jeweils ein Tragholm 5
und 6 an, welcher in seinem Querschnitt annähernd
C-förmig und in Längsrichtung im wesentlichen L-förmig
ausgeformt ist und Rippen 7 aufweist, welche in Fig. 3
ersichtlich sind.
Der einen Standardsitz darstellende Fahrgastsitz 1
gemäß Fig. 1 wird als eine geschlossene Schale mit
einer vordefinierten Standardbreite B_1 gegossen, wo
bei im Bereich der Sitzschale 4 beim Gießen ein Kern
eingelegt wird, durch den eine mittige Aussparung 8
gebildet wird, an deren Rändern ein in Fig. 1 nicht
näher dargestellter Polsterträger durch eine Clip-
Verbindung bzw. Schnappverbindung oder eine andere
geeignete Verbindungsart befestigt wird. Durch die
mittige Aussparung 8 ist es möglich, das Gewicht des
Fahrgastsitzes 1 ohne nennenswerte Minderung der Fe
stigkeit deutlich zu reduzieren.
In Fig. 2 ist eine stark schematisierte Explosionsdar
stellung eines Sondersitzes 1' ersichtlich, welcher
eine von der Standardbreite B_1 des Standardsitzes 1
abweichende Sonderbreite B_2 aufweist.
Der Sondersitz 1', welcher eine Überbreite im Falle
eines "Eineinhalb-Sitzes" für Mütter mit Kindern oder
eine schmälere Sitzbreite aufweist, setzt sich eben
falls aus einem Mittelabschnitt 2' mit einer Rücken
schale 3' und einer Sitzschale 4' und den seitlichen
Tragholmen 5, 6 zusammen, wobei die Tragholme 5, 6 in
der selben Spritzgußmaschine wie der Standardsitz 1
gegossen werden. Hierzu wird in dem Werkzeug im Be
reich des Mittelabschnittes 2 des Standardsitzes 1,
welcher in Fig. 1 durch die gestrichelten Linien 9
angedeutet ist, ein Gußkern eingelegt.
Die Tragholme 5, 6 des Standardsitzes 1 oder des Son
dersitzes 1' werden so gegossen, daß ihre Rippen 7 im
wesentlichen senkrecht zur Fläche der Rückenschale 4
bzw. 4' und entgegen deren Krafteinwirkung angeordnet
sind. Die Rippen 7 verlaufen dabei parallel in Längs
richtung der Tragholme 4, 5 und sind in Richtung des
Mittelabschnittes 2 bzw. 2' verkürzt, womit die Aus
bildung der Rippen 7 der Verteilung des erforderlichen
Widerstandsmomentes entspricht.
Um eine hohe Festigkeit im Übergangsbereich zwischen
Rückenschale 3, 3' und Sitzschale 4, 4' zu gewährlei
sten, werden die Tragholme 5, 6 derart geformt, daß
sie im Abwinkelungs- bzw. Übergangsbereich von der
Sitzschale 4, 4' zu der Rückenschale 3, 3' ihren maxi
malen Querschnitt aufweisen, wobei sich die Dicke der
Tragholme 5, 6 im Bereich der Rückenschale 3, 3' nach
oben verjüngt. Im Bereich der Sitzschale 4, 4' nimmt
die Dicke der Tragholme 5, 6 entgegen dem vorderen
Sitzende ebenfalls ab, jedoch bleibt der Querschnitt
der Tragholme 4, 5 bis in den Bereich einer ersten
Befestigung 10 an einem in Fig. 2 ersichtlichen Sit
zuntergestell 11 konstant. Das Sitzuntergestell 11 für
den Standardsitz 1 oder den Sondersitz 1' ist von üb
licher Bauart und setzt sich aus einer Quertraverse
12, einer Wandmontierung 13 auf einer ihrer Seiten und
einem Stützbein 14 auf ihrer anderen, einem Fahrzeug
gang zugewandten Seite zusammen, wobei die Quertraver
se 12 auf ihrer dem Fahrzeuggang zugewandten Seite
einen Deckel 15 oder alternativ einen Abweisbügel
(nicht dargestellt) aufweist.
Die Tragholme 5, 6 für den Sondersitz 1' werden nach
dem Gießen mit dem Mittelabschnitt 2' verbunden, wobei
die Rückenschale 3' und die Sitzschale 4' des Mit
telabschnittes 2' einstückig oder als separate Bautei
le wie in Fig. 2 ausgebildet werden.
In dem Ausführungsbeispiel nach Fig. 2 ist die Rücken
schale 3' mit einer ergonomischen Rückenlehnenkontur
ausgeformt und erstreckt sich an ihrem unteren Ende
bis über den Abwinkelungsbereich von der Rückenlehne
zur Sitzfläche. Die Rückenschale 3' und die Sitzschale
4' werden auf den seitlichen Tragholmen mittels einer
Schnappverbindung und/oder Nietverbindung und/oder
Schraubverbindung und/oder Schweißverbindung befe
stigt, wobei sich die geeignetste Befestigungsart aus
der zu erwartenden Beanspruchung ergibt. Sämtliche
funktionalen Teile werden an den seitlichen Tragholmen
5, 6 befestigt, da diese eine tragende Funktion haben
und alle Kräfte aufnehmen können.
Am oberen Ende der Tragholme 5, 6 werden diese mit
einem Querprofil 16 miteinander verbunden, wodurch
eine höhere Verwindungssteifigkeit des Sondersitzes 1'
erreicht wird.
In einem nicht näher dargestellten Ausführungsbeispiel
kann die Querverbindung 16 auch einen sich über die
gesamte Sitzbreite erstreckenden Haltegriff aufweisen.
Bei der in Fig. 2 dargestellten Ausführung des Sonder
sitzes 1' werden die seitlichen Tragholme 5, 6 am vor
deren Sitzende mit einer die Sitzschale 4' bildenden
Querverbindung 17 miteinander verbunden, wobei durch
die Reduzierung der Sitzschale 4' auf die schmale
Querverbindung 17 ein geringeres Gesamtgewicht erzielt
wird.
Wie ebenfalls in der Explosionszeichnung des Sonder
sitzes 1' in Fig. 2 zu ersehen ist, wird zur Polste
rung des Fahrgastsitzes an der Rückenschale 3' und der
Sitzschale 4' jeweils ein Polsterträger 18, 19 mit
einer darauf angeordneten Polsterung 20, 21 mittels
einer nicht näher dargestellten Schnappverbindung be
festigt.
Um ein eventuelles Entwenden der Polsterung durch
Fahrgäste zu verhindern, kann in einer nicht darge
stellten Ausführungsvariante vorgesehen sein, daß an
den seitlichen Tragholmen 5, 6 auf welchen die Pol
sterträger 18, 19 seitlich befestigt werden, Haken mit
angespritzt werden, welche nach unten geöffnet sind
und über Schlitze auf der Unterseite der Polsterträger
18, 19 bis in den Bereich der Polsterung 20, 21 bei
der Montage eingeführt werden, wodurch die Polsterträ
ger 18, 19 gegen ein schnelles Entwenden gesichert
sind. Selbstverständlich sind jedoch auch andere Arre
tierungsmöglichkeiten herkömmlicher Art, wie zum Bei
spiel Schraubverbindungen anwendbar, um die Polster
träger 18, 19 zu sichern.
Um die Polsterungen 20, 21 vor seitlichem Abrieb an
den Umfangskanten zu schützen, werden die seitlichen
Tragholme 5, 6 derart ausgeformt, daß sie auf ihrer
dem Mittelabschnitt 2, 2' abgewandten Seite eine Sei
tenwand bzw. Seitenwange 22 aufweisen, welche die Pol
ster 20, 21 seitlich bis auf einen schmalen freien
Rand umfassen. Durch diese einfache Maßnahme kann der
Erneuerungszyklus für Textilpolster erheblich verlän
gert werden, was bei stark frequentierten Personennah
verkehrsmitteln zu einer deutlichen Reduzierung der
Betriebskosten führt.
Um bei einer entgegengesetzten Anordnung von zwei
Fahrgastsitzen 1, 1' mit einander berührenden Rücken
schalen 3, 3' den aufgrund der Neigung der Rückenscha
len 3, 3' vorhandenen Zwischenraum zwischen den Fahr
gastsitzen seitlich durch eine nicht dargestellte
Platte abzudecken, werden die Tragholme 5, 6 auf ihrer
der Sitzfläche abgewandten Seite jeweils mit einer Nut
23 ausgebildet, in welche die als Sichtschutz dienende
Platte einführbar ist. Somit ist mit einer einfachen
Montage eine dem gewählten Design angepaßte Lösung auf
konstengünstiger Ebene realisierbar.
In den vorliegenden Ausführungsbeispielen werden die
Tragholme 4, 5 und das Mittelteil 2, 2' jeweils aus
Kunststoffspritzguß geformt. Bei dem Sondersitz 1'
werden das Querprofil 16 am oberen Ende der Rücken
schale 3' und die die Sitzschale 4' bildende Querver
bindung 17 ebenfalls aus Kunststoffspritzguß herge
stellt. Selbstverständlich können diese Elemente in
einer anderen Ausführungsform alternativ auch aus Alu
minium gegossen werden.
Bei der Herstellung des Sondersitzes 1', bei dem der
Mittelabschnitt 2' ein separates Bauteil darstellt,
kann die Rückenschale 3' und Sitzschale 4' in weiteren
Ausführungen auch aus anderen Materialien gebildet
werden, wobei das Mittelteil 2' oder auch nur die Rüc
kenschale 3' aus einem Halbzeug, z. B. Plattenware, in
einem Umformverfahren wie z. B. Stanzen oder Pressen
hergestellt werden kann und das obere Querprofil 16
und die Querverbindung 17 aus Stahl gebildet sein kön
nen.
Durch die Möglichkeit, den Mittelabschnitt 2' aus un
terschiedlichsten Materialien wie z. B. preiswertem
Blech oder edleren Hölzern zu gestalten, können neben
dem technischen Vorteil, den jeweiligen Brandschutzbe
stimmungen optimal genügen zu können, auch unzählige
optische Designmöglichkeiten verwirklicht werden.
Zusammenfassend kann festgestellt werden, daß das vor
gestellte Herstellungsverfahren für Fahrgastsitze zum
Einsatz in öffentlichen Personennahverkehrsmitteln mit
einem einfachen Werkzeugkonzept, nämlich einem Werk
zeug zur Herstellung einteiliger Standardsitze 1 und
der Tragholme 5, 6 von Sondersitzen 1', eine Varian
tenvielfalt in der Sitzanordnung mit Sitzen unter
schiedlicher Materialien und Breite zu niedrigen Ko
sten ermöglicht. Der einfache Aufbau der Sitze 1, 1',
welche im einfachsten Fall aus einem Bauteil bei einem
Standardsitz 1 und aus drei Bauteilen bei einem Son
dersitz 1' bestehen, ermöglicht zudem eine schnelle
Montage. Die Fahrgastsitze 1, 1' welche sich durch ein
geringes Gesamtgewicht auszeichnen, weisen durch die
Rippen 7 in den Tragholmen 5, 6 zudem eine hohe Stei
figkeit und durch die Seitenwangen 22 einen Polster
kantenschutz auf.